Wie ist Gott?
Einführung
Einmal malte ein sechsjähriges Mädchen ein Bild. Ihre Lehrerin fragte es, „Was malst du denn da?“ Und das kleine Mädchen erwiderte, „Ich male ein Bild von Gott.“ Die Lehrerin war überrascht, „Aber niemand weiß, wie Gott aussieht!“ Das Mädchen malte in aller Ruhe weiter und antwortete, „Doch, warte einen Moment, bis ich fertig bin.“
Einer der Vorteile, die Bibel innerhalb eines Jahres zu lesen, ist, dass man ein umfassendes Bild von Gottes Wesen und Charakter bekommt; ein besseres Verständnis davon, wie Gott ist.
Psalm 45,1–10
Zur Hochzeit des Königs
1 Von den Nachkommen Korachs,
zum Nachdenken. Nach der Melodie:
»Lilien«, ein Liebeslied.
2 Mein Herz ist von Freude erfüllt,
ein schönes Lied will ich für den König singen.
Wie ein Dichter seine Feder,
so gebrauche ich meine Zunge für ein kunstvolles Lied:
3 Du bist schön und stattlich wie kein anderer!
Freundlich und voller Güte sind deine Worte.
Jeder kann sehen,
dass Gott dich für immer reich beschenkt hat.
4 Gürte dein Schwert um, du tapferer Held!
Zeige deine königliche Majestät und Pracht!
5 Sei stark und kämpfe für die Wahrheit;
regiere dein Volk umsichtig und gerecht!
Deine kühnen Taten sollen dir zum Sieg verhelfen.
6 Deine spitzen Pfeile durchbohren das Herz deiner Feinde.
Ja, du wirst die Völker unterwerfen!
7 Deine Herrschaft, o Gott, bleibt immer und ewig bestehen.
In deinem Reich herrscht vollkommene Gerechtigkeit,
8 denn du liebst das Recht und hasst das Böse.
Darum hat dich dein Gott als Herrscher eingesetzt,
er hat dich zum Zeichen dafür mit Öl gesalbt
und mehr als alle anderen mit Freude beschenkt.
9 Alle deine Gewänder duften nach kostbarem Parfüm.
Aus elfenbeinverzierten Palästen erklingen Harfen,
um dich mit ihrer Musik zu erfreuen.
10 Selbst Königstöchter sind zu Gast an deinem Hof,
und an deiner rechten Seite steht die Gemahlin,
die sich mit dem feinsten Gold aus Ofir schmückt.
Kommentar
König Jesus
Für den Verfasser des Hebräerbriefes ist der Psalm eine prophetische Beschreibung Jesu. Er schreibt, „Zu seinem Sohn spricht er: „Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig…““ (Hebräer 1,8-9) und zitiert damit Psalm 45,7-8.
Das ist einer der eindeutigsten Fälle, dass Jesus im Neuen Testament als „Gott“ angesprochen wird – als der, der zurecht verherrlicht wird. In Jesus erfüllen sich die Erwartungen des „gesalbten Königs“, des Messias. Jesus erfüllt diese Prophetien.
„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, sagt Jesus (Johannes 14,9). Oder anders ausgedrückt, wenn du wissen möchtest, wie Gott aussieht, dann schau dir Jesus an.
Die meisten deutschen und englischen Bibelübersetzungen sprechen davon, dass Seine Worte voller „Güte“ und „Gnade“ sind (45,3), die New International Version übersetzt: „gesalbt mit Gnade“. „Dein Gott, [hat] dich gesalbt und das Öl der Freude über dich ausgegossen“ (45,8b). Einen ähnlichen Ausdruck, „Freudenöl“, finden wir in Jesaja 61,3 und er wird mit der Salbung durch den Heiligen Geist (Jesaja 61,1) gleichgesetzt. Diese Verse deuten also auf die ganze Dreieinigkeit: Gott, den Vater („der Herr, dein Gott“; 45,8), Jesus, den Sohn („dein Thron, o Gott“; 45,7a) und den Heiligen Geist („das Öl der Freude“; 45,8b).
Gebet
König Jesus, „in deinem Glanz sollst du dem Sieg entgegenreiten, sollst für die Wahrheit, die Demut und die Gerechtigkeit kämpfen und du wirst siegreiche Taten vollbringen“ (45,5).
Lukas 15,1–32
Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Münze
1 Immer wieder kamen viele Zolleinnehmer und andere verrufene Leute zu Jesus, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich und schimpften: »Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er isst sogar mit ihnen!«
3 Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis: 4 »Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat? 5 Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern 6 und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹ 7 Ich sage euch: So wird auch im Himmel Freude herrschen über einen Sünder, der zu Gott umkehrt – mehr als über neunundneunzig andere, die nach Gottes Willen leben und es deshalb gar nicht nötig haben, zu ihm umzukehren.
8 Oder nehmt ein anderes Beispiel: Eine Frau hat zehn Silbermünzen gespart. Eines Tages verliert sie eine davon. Sofort zündet sie eine Lampe an, stellt das ganze Haus auf den Kopf und sucht in allen Ecken. 9 Endlich findet sie die Münze. Sie ruft ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und erzählt: ›Ich habe mein verlorenes Geld wiedergefunden! Freut euch mit mir!‹ 10 Genauso freuen sich auch die Engel Gottes, wenn ein einziger Sünder zu Gott umkehrt.«
Das Gleichnis von den zwei Söhnen
11 Jesus erzählte weiter: »Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Eines Tages sagte der jüngere zu ihm: ›Vater, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe haben.‹ Da teilte der Vater seinen Besitz unter die beiden auf.
13 Nur wenige Tage später machte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Dort leistete er sich, was immer er wollte. Er verschleuderte sein Geld, 14 bis er schließlich nichts mehr besaß. Da brach in jenem Land eine große Hungersnot aus. Es ging dem Sohn immer schlechter. 15 In seiner Verzweiflung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte. 16 Oft quälte ihn der Hunger so sehr, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas.
17 Da kam er zur Besinnung: ›Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. 18 Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. 19 Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Lass mich bitte als Arbeiter bei dir bleiben!‹ 20 Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem Vater.
Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21 ›Vater‹, sagte der Sohn, ›ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‹
22 Sein Vater aber befahl den Knechten: ›Beeilt euch! Holt das schönste Gewand im Haus und legt es meinem Sohn um. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt Schuhe für ihn! 23 Schlachtet das Mastkalb! Wir wollen essen und feiern! 24 Denn mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen ein fröhliches Fest.
25 Inzwischen war der ältere Sohn nach Hause gekommen. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem die Tanzmusik. 26 Er rief einen Knecht herbei und fragte ihn erstaunt: ›Was wird denn hier gefeiert?‹ 27 ›Dein Bruder ist wieder da‹, antwortete er ihm. ›Und dein Vater freut sich sehr, dass er ihn wohlbehalten wiederhat. Deshalb hat er das Mastkalb schlachten lassen, und jetzt feiern sie ein großes Fest.‹
28 Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus und redete ihm gut zu: ›Komm und freu dich mit uns!‹ 29 Doch er entgegnete ihm bitter: ›All diese Jahre habe ich mich für dich abgerackert. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern können. 30 Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb für ihn schlachten!‹
31 Sein Vater redete ihm zu: ›Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Alles, was ich habe, gehört auch dir. 32 Darum komm, wir haben allen Grund, fröhlich zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden!‹«
Kommentar
Liebender Vater
Gott liebt dich leidenschaftlich, von ganzem Herzen und bedingungslos. Welche Fehler du auch begangen haben magst, was du auch bedauerst, getan zu haben – es ist nie zu spät, sich Gott zuzuwenden. Er wird dich immer wie ein liebender Vater empfangen, der sein verlorenes Kind in die Arme schließt.
Jesus schockierte die religiösen Führer, stieß sie vor den Kopf: „[sie] ärgerten sich und schimpften: „Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch““ (15,2; Hfa).
Daraufhin erzählt Jesus drei Gleichnisse, die zeigen, wie sehr die Verlorenen Gott am Herzen liegen. Wenn du selbst schon einmal etwas richtig Wertvolles verloren, verzweifelt danach gesucht und es schließlich wiedergefunden hast, dann weißt du, wie groß deine Freude in diesem Moment ist. Jesus sagt, diese Freude ist nur ein fahler Abglanz, verglichen mit der Freude des Himmels.
Die Geschichte von dem verlorenen Schaf zeigt, dass „im Himmel die Freude über einen verlorenen Sünder, der zu Gott zurückkehrt, größer [ist] als über neunundneunzig andere, die gerecht sind und gar nicht erst vom Weg abirrten“ (15,7). Die Geschichte über die verlorene Münze zeigt, welch große „Freude bei den Engeln Gottes [herrscht], wenn auch nur ein einziger Sünder bereut und auf seinem Weg umkehrt“ (15,10).
Und in der wohl besten Kurzgeschichte aller Zeiten offenbart Jesus uns eine neue, überraschende Seite Gottes: die des liebenden Vaters.
Der jüngere Sohn wollte sein Erbe noch zu Lebzeiten des Vaters ausgezahlt bekommen, als der sich noch bester Gesundheit erfreute. In den Kulturen des Nahen Osten kam das der Aussage, „Vater, wann stirbst du endlich?!“ gleich. Ein Vater im Nahen Osten hätte seinen Sohn aus dem Haus gejagt. Einer so dreisten Bitte hätte er niemals entsprochen.
Aber in einem Akt außerordentlicher Liebe bricht der Vater mit der Tradition und gibt dem Sohn die Freiheit, seinen Anteil des Anwesens zu verkaufen, was im Übrigen öffentliche Schande über die ganze Familie bringen musste. Der Sohn machte „seinen ganzen Anteil zu Geld“ (15,13; GNB) und verließ schnellstmöglich die Stadt.
So viele Menschen, mich eingeschlossen, erleben dasselbe, wenn wir vom Vater getrennt sind, wie der jüngere Sohn. Er vergeudete sein Leben („lebte in Saus und Braus und verjubelte alles“; 15,13; GNB). „Es ging ihm sehr schlecht“ (15,14; Hfa). Er verdingte sich bei einem Schweinehirten (15,14). Er fühlte sich leer („Oft quälte ihn der Hunger so, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre“; 15,16; Hfa). Er fühlte sich allein auf der Welt („niemand gab ihm etwas“ 15,16).
Sich Gott zuzuwenden, ist nichts Irrationales, sondern das Gegenteil – „als er aber zu sich kam“ (15,17; ELB). Dem Sohn wurde klar, er brauchte Hilfe, und er entschloss sich, seinen Stolz herunterzuschlucken und zu seinem Vater zurückzukehren (15,18). Er wusste, dass er nach Hause musste, und er war bereit, seine Schuld zu gestehen. „Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und auch gegen dich, und ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Bitte stell mich als einen deiner Tagelöhner ein“, wollte er zu ihm sagen (15,17-18).
Wir müssen einen Schritt im Glauben machen, losgehen: „So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater.“ (15,20; GNB). Er hatte keine Ahnung, was passieren würde. Zu Jesu Zeiten konnte ein jüdischer Junge, der das Familienerbe an Nichtjuden verloren hatte, von seinem Dorf bestraft werden; sie würden nichts mehr mit dem missratenen Sohn zu tun haben wollen.
Gottes Liebe aber ist außerordentlich und größer als alles, was du dir vorstellen oder erwarten kannst. Statt der Schmach, die wir verdienen, wird uns Vergebung und Liebe geschenkt. Als der Junge noch ein ganzes Stück entfernt war, sah ihn der Vater schon. Er scheint auf ihn gewartet, nach ihm Ausschau gehalten und jeden Tag an ihn gedacht zu haben. „Voller Liebe und Mitleid lief er seinem Sohn entgegen, schloss ihn in die Arme und küsste ihn“ (15,20). Das verwendete Wort suggeriert, dass er ihn mit Küssen überhäufte. Und so empfängt Gott dich.
Und während du noch zu deiner reumütigen Rede ansetzet, unterbricht dich der Vater. Er behandelt dich wie einen Ehrengast und gibt dir das beste Gewand. Er steckt dir einen Ring an und Sandalen an die Füße. Sandalen, die nur die Söhne bekamen, nicht die Sklaven (15,22). Und dann plant er eine Willkommensparty (15,23-24).
Wir bekommen hier einen kleinen Eindruck davon, wie Gott ist und wie sehr Er dich liebt. Und wieder sehen wir ein Bild, wie im Himmelreich gefeiert wird. Das ist das Gegenteil von dem, wie es sich die meisten Menschen vorstellen. Sie bringen Gott nicht mit Musik und Tanzen, Schlemmen und Feiern in Verbindung.
Gottes Liebe schließt aber auch den älteren Sohn mit ein, der „zornig“ wurde (15,28) und es dem jüngeren Bruder nicht gönnt, dass ihm vergeben und er aufgenommen wurde, als sei nichts geschehen. Versuche, dir den Vater vorzustellen, wie er den Arm um ihn legt und zu ihm sagt, „Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Was ich besitze, gehört auch dir. Darum komm, wir haben allen Grund zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt hat er ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden“ (15,31-32; Hfa).
Und dann endet die Geschichte (die Er den Schriftgelehrten und Pharisäern erzählt) abrupt; die Frage, wie der ältere Sohn auf die Liebe seines Vaters reagiert, bleibt unbeantwortet.
Gebet
Vater, danke, dass Du mich so sehr liebst; dass Du mich auch dann nicht verwirfst, wenn ich Mist gebaut habe. Sobald ich mein Tun bereue und zu Dir zurückkomme, nimmst Du mich wieder auf und sagst, „Wir wollen ein Fest feiern und uns freuen!“ (15,23; GNB).
5. Mose 19,1–20,20
Zufluchtsstädte für Totschläger
1-2 Der HERR wird die Völker in dem Land, das er euch gibt, vernichten. Ihr werdet ihr Land in Besitz nehmen und in ihren Städten und Häusern leben. Drei von diesen Städten sollt ihr zu Zufluchtsorten erklären. 3 Sie sollen in drei verschiedenen Teilen des Landes liegen und gut erreichbar sein. Dorthin kann jeder fliehen, der einen anderen Menschen unabsichtlich getötet hat.
4 Er ist in diesen Städten vor der Blutrache sicher, wenn er nicht vorsätzlich und aus Hass gehandelt hat. 5 So etwas kann geschehen, wenn zwei Männer im Wald Bäume fällen. Der eine holt mit der Axt aus, das Eisen löst sich und trifft den anderen tödlich. In diesem Fall kann der Totschläger sein eigenes Leben durch Flucht in eine der Zufluchtsstädte retten. 6 Der Weg dorthin darf nicht zu lang sein. Denn der nächste Verwandte des Getöteten wird den Totschläger voller Zorn verfolgen, um den Tod zu rächen. Holt er ihn ein, dann bringt er ihn um. Dabei war der Verfolgte unschuldig, denn er hat nicht aus Hass getötet. 7 Darum sollt ihr drei gut erreichbare Zufluchtsorte bestimmen.
8 Später wird der HERR, euer Gott, euer Gebiet erweitern. Das hat er euren Vorfahren geschworen. Ihr werdet dann das ganze Land besitzen, das er ihnen versprochen hat. 9 Er schenkt es euch, wenn ihr alle seine Gebote genau beachtet, die ich euch heute weitergebe. Liebt den HERRN, euren Gott, und lebt jeden Tag so, wie es ihm gefällt. In dem neu dazugewonnenen Gebiet sollt ihr drei weitere Zufluchtsstädte bestimmen. 10 Denn in dem Land, das der HERR, euer Gott, euch schenken will, soll kein unschuldiges Blut vergossen werden. Sonst trägt euer ganzes Volk dafür die Verantwortung.
11 Es kann aber auch sein, dass jemand aus Hass einem anderen auflauert, ihn ermordet und anschließend in einer der Zufluchtsstädte Schutz sucht. 12 Dann sollen die führenden Männer seiner Heimatstadt ihn holen lassen und an den Bluträcher ausliefern, damit dieser ihn tötet. 13 Habt kein Mitleid mit einem Mörder! Das Blut, das er in eurem Land vergossen hat, darf nicht ungesühnt bleiben! Wenn ihr euch daran haltet, wird es euch gut gehen.
Geht aufrichtig miteinander um!
14 Wenn ihr das Land besitzt, das der HERR, euer Gott, euch geben will, dann stehlt euren Nachbarn keinen Grund und Boden. Lasst die Grundstücksgrenzen so, wie eure Vorfahren sie gezogen haben! 15 Ihr dürft niemanden verurteilen, wenn nur ein einziger Zeuge gegen ihn aussagt. Um welches Unrecht oder Verbrechen es auch geht, immer sind mindestens zwei oder drei Zeugen nötig, um eine Sache zu entscheiden.
16 Wenn der Angeklagte seine Schuld bestreitet und einen Zeugen der Lüge bezichtigt, 17 dann sollen beide ins Heiligtum vor den HERRN kommen und dort ihren Fall den Priestern und Richtern vorlegen. 18 Die Richter sollen die Angelegenheit genau untersuchen. Stellt sich heraus, dass der Zeuge tatsächlich gelogen und den anderen zu Unrecht beschuldigt hat, 19 dann sollt ihr genau die Strafe über ihn verhängen, die er dem anderen zugedacht hat. Duldet keine solche Hinterhältigkeit, sondern beseitigt das Böse aus eurem Volk! 20 Ganz Israel soll von der Bestrafung erfahren, damit alle gewarnt sind und so eine Verleumdung nicht wieder bei euch vorkommt. 21 In einem solchen Fall dürft ihr kein Erbarmen zeigen! Zur Festlegung der Strafe gilt der Grundsatz: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß.
Bestimmungen für das israelitische Heer
20 1 Wenn ihr in den Krieg zieht und seht, dass eure Feinde zahlreicher sind als ihr und sogar Reiter und Streitwagen besitzen, dann fürchtet euch nicht vor ihnen! Der HERR, euer Gott, der euch aus Ägypten befreit hat, steht euch bei! 2 Vor der Schlacht soll der Priester zu euren Truppen sprechen. 3 Er soll ihnen sagen: »Hört, ihr Israeliten! Ihr werdet heute gegen eure Feinde kämpfen. Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht! Weicht nicht vor ihnen zurück und lasst euch nicht einschüchtern! 4 Der HERR, euer Gott, zieht mit euch in die Schlacht! Er kämpft auf eurer Seite und gibt euch den Sieg über eure Feinde!«
5 Dann sollen die Männer, die für die Aufstellung des Heeres verantwortlich sind, fragen: »Ist jemand hier, der sich gerade ein neues Haus gebaut hat und es noch nicht einweihen konnte? Er soll gehen und in das Haus einziehen. Sonst stirbt er vielleicht, und ein anderer wohnt schon bald darin. 6 Hat einer von euch gerade einen Weinberg angelegt, konnte aber noch nichts davon ernten? Er soll heimkehren, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer die Ernte bekommt. 7 Ist jemand verlobt, aber noch nicht verheiratet? Er darf auch nach Hause gehen, damit er nicht stirbt und ein anderer seine Verlobte heiratet.« 8 Weiter sollen die Männer eure Soldaten auffordern: »Jeder, der sich fürchtet und mutlos ist, soll umkehren. Sonst steckt er bloß die anderen mit seiner Angst an.« 9 Danach sollen die Befehlshaber bestimmt werden, die eure Truppen in die Schlacht führen.
10 Bevor ihr eine Stadt angreift, fordert ihre Einwohner auf, sich kampflos zu ergeben! 11 Gehen sie darauf ein und öffnen euch die Tore, dann müssen sie sich allesamt unterwerfen und für euch arbeiten. 12 Wollen sie aber keinen Frieden schließen, sondern Krieg mit euch führen, so belagert sie. 13 Wenn der HERR, euer Gott, euch dann die Stadt erobern lässt, müsst ihr alle Männer dort mit dem Schwert töten. 14 Nur die Frauen und Kinder lasst am Leben. Ihr dürft sie zusammen mit dem Vieh und allem, was euch in der Stadt in die Hände fällt, als Beute behalten. Ihr könnt auch die Vorräte essen, die der HERR, euer Gott, euch dort finden lässt. 15 So sollt ihr im Kampf gegen die Städte in euren Nachbarländern vorgehen.
16 Anders ist es bei Städten in dem Gebiet, das der HERR, euer Gott, euch schenken will. Denn von den Völkern, die hier bisher gelebt haben, dürft ihr niemanden am Leben lassen. 17 An allen müsst ihr Gottes Urteil vollstrecken und sie vollständig vernichten: die Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Der HERR hat euch dies befohlen, 18 damit sie euch nicht zu ihrem abscheulichen Götzendienst verführen und ihr nicht am HERRN, eurem Gott, schuldig werdet.
19 Wenn ihr eine Stadt längere Zeit belagert, dann zerstört nicht die Bäume in der Umgebung! Lasst sie stehen, sonst habt ihr nichts mehr von ihren Früchten! Oder wollt ihr etwa auch gegen die Bäume kämpfen? 20 Fällt nur die Bäume, die ganz sicher keine Frucht tragen. Aus ihrem Holz könnt ihr Vorrichtungen für die Belagerung bauen, um die Stadt damit einzunehmen.
Kommentar
Heiliger Richter
Für Christen ist es wichtig, das Alte Testament vor dem Hintergrund und mit Blick auf Jesus zu lesen. Wir können nicht einfach die Gesetze des Alten Testaments auf die heutige Gesellschaft übertragen. Auch können wir nicht aus der Idee eines „heiligen Krieges“ (20,1-20) „Kreuzzüge“ machen.
Die ganze Bibel zeigt uns, dass Gott ein heiliger Gott und ein gerechter Gott ist. Einige der Rechtsprinzipien des alten Israels tragen der damaligen Zeit Rechnung, andere sind allgemeiner anwendbar.
Mord ist eindeutig ein schlimmeres Verbrechen als Totschlag (19,1-13). Und bevor jemand verurteilt wird, müssen die Beweise sorgfältig geprüft werden (19,15). Meineid ist ein schweres Verbrechen (19,16-18). Vergeltung soll rechtmäßig und angemessen sein (19,21 – nur in Bezug auf die Todesstrafe wurde das wörtlich genommen). Ferner diente angemessene Vergeltung auch der Abschreckung (19,20).
Aber nicht alles aus dem alten Israel lässt sich auf uns übertragen. In Jesus Christus wurde ein neuer Weg geschaffen. Der Zorn Gottes, der über dem Übeltäter hereinbrach, wurde ein für alle Mal über dem gerechten Stellvertreter, dem Menschensohn, ausgegossen.
Wir können Israel nicht als Vorlage für unser Strafregister nehmen. „Nicht weil es intolerant, sondern weil es unchristlich wäre“, so der ehemaliger Oxford Professor für Theologie, Oliver O’Donovan. „Israel, insoweit es für sich beanspruchte, der einzige Ort auf Erden zu sein, an dem Gott lebt, wurde von Christus abgelöst.“
Als Jesus aus diesem Abschnitt zitierte, sagte Er, „Ihr habt gehört, dass es im Gesetz von Mose heißt: `Wer jemand am Auge verletzt, soll selbst am Auge verletzt werden. Und wer anderen einen Zahn ausschlägt, soll selbst einen Zahn dafür einbüßen. Ich aber sage: Wehrt euch nicht, wenn euch jemand Böses tut! Wer euch auf die rechte Wange schlägt, dem haltet auch die andere hin“ (Matthäus 5,38-39).
Gebet
Herr, danke, dass Du der Gott der Gerechtigkeit und Wahrheit bist. Danke, dass Du Dich mir offenbarst, wenn ich in Deinem Wort lese und Zeit in Deiner Gegenwart verbringe.
Pippa fügt hinzu
Lukas 15,1–32
Jesus erzählte drei Geschichten, in denen etwas verloren gegangen ist. Damit kann ich mich gut identifizieren. Mir kommt es vor, als wären wir ständig auf der Suche nach etwas – meistens Schlüssel, Handys oder Brillen. Neulich habe ich den Ring meiner Großmutter wiedergefunden; ich dachte, ich hätte ihn verloren. Mir ging es wie der Frau in dem Gleichnis.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“