Tag 148

Gemeinsam sind wir stark

Weisheit Psalm 68,8–15
Neues Testament Johannes 17,6–26
Altes Testament 1. Samuel 19,1–20,42

Einführung

Im KZ Buchenwald wurden 56.000 Menschen von einem totalitären System, das im Christentum eine Bedrohung seiner Ideologie sah, ermordet. Es gab einen Block, der als besonders gefährlich eingestuften Häftlingen vorbehalten war. Paul Schneider, ein evangelischer Pfarrer, auch bekannt als „Prediger von Buchenwald“, war dort untergebracht. Selbst durch das kleine Fenster seiner Zelle proklamierte er lauthals das Evangelium Jesu Christi, ohne sich um das Verbot der Gestapowachen zu scheren.

Auch der katholische Priester, Otto Neururer, war wegen seines Einsatzes für Juden und andere „unerwünschte Personen“ zur Bedrohung des NS Regime geworden und saß in diesem Trakt ein. Er diente ebenfalls in Jesu Namen den Mitgefangenen, bis er kopfüber gekreuzigt wurde.

Gemeinsam bezeugten diese beiden Männer, ein Katholik und ein Protestant, ihren gemeinsamen Herrn – Jesus Christus. Gemeinsam sind wir stark.

Weisheit

Psalm 68,8–15

8 Gott, als du vor deinem Volk herzogst
 und mit ihm die Wüste durchquertest,
9 da bebte die Erde; vom Himmel strömte der Regen herab,
 als du dich am Berg Sinai zeigtest, du Gott Israels.
10 Du ließest so viel Regen fallen,
 dass das ausgedörrte Land wieder fruchtbar wurde.
 Das Land, das du uns zum Erbe gegeben hattest,
11 wurde so zur Heimat für dein Volk.
 Du hast für sie gesorgt, du gütiger Gott!

12 Der Herr gab den Befehl,
 und viele Frauen verbreiteten die freudige Nachricht vom Sieg:
13-14 »Die feindlichen Könige jagen mit ihren Heeren davon,
 ja, sie ergreifen alle die Flucht!
 In den Häusern verteilt man schon die Beute:
 Silber und schimmerndes Gold
 – alles glitzert und glänzt in herrlicher Pracht!
 Wollt ihr da noch bei den Herden sitzen bleiben?«
15 Als der allmächtige Gott die feindlichen Könige aus dem Land jagte,
 da bedeckte die Beute den Berg Zalmon wie Schnee.

Kommentar

Land und Leute

David sinniert über den Auszug aus Ägypten, die Durchquerung des Sinai und den Einzug in Kanaan. Das waren einige der Höhepunkte in der Geschichte Gottes mit Seinem Volk, als sie eine echte Einheit darstellten.

Der Abschnitt beschreibt, wo dieser Segen und diese Einheit herkommen – nämlich von Gott. Es ist ein Psalm der Danksagung und des Lobes an Gott für alles, was Er getan hat. Er feiert Seine Führung (68,8), Seine Macht und Versorgung (68,9-10), Seine Großzügigkeit, Gerechtigkeit (68,11) und die mit Ihm errungenen Siege (68,12-15).

Gott hatte Sein Volk in das verheißene Land geführt. Und doch scheint es heute unmöglich, in diesem Gebiet Einheit herzustellen. Die Suche nach Frieden im Nahen Osten bleibt weiter eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Gebet

Herr, danke, dass Du alle Menschen liebst. Ich bete für Frieden und Einheit in den vom Krieg gezeichneten Ländern des Nahen Ostens. Danke, dass Du Quelle und Fundament für Einheit bist.

Neues Testament

Johannes 17,6–26

6 Ich habe den Menschen gezeigt, wer du bist, und zwar allen, die du aus der Welt herausgerufen und mir anvertraut hast. Dir gehörten sie schon immer, und du hast sie mir gegeben. Sie haben sich deine Worte zu Herzen genommen, 7 und jetzt wissen sie, dass alles, was ich bekommen habe, von dir ist. 8 Denn was du mir gesagt hast, habe ich ihnen weitergegeben. Sie haben deine Botschaft angenommen und wirklich erkannt, dass ich von dir hergekommen bin; sie glauben daran, dass du mich gesandt hast.«

… für seine Jünger

9 »Für sie bitte ich dich jetzt: nicht für die ganze Welt, sondern für die Menschen, die du mir anvertraut hast. Denn sie gehören zu dir. 10 Alles, was ich habe, das gehört dir, und was du hast, das gehört auch mir. An ihnen zeigt sich meine Herrlichkeit. 11 Ich verlasse jetzt die Welt und komme zu dir. Sie aber bleiben zurück. Vater, du heiliger Gott, erhalte sie in der Gemeinschaft mit dir, damit sie eins sind wie wir. 12 Solange ich bei ihnen war, habe ich sie in der Gemeinschaft mit dir erhalten, alle, die du mir anvertraut hast. Ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren gegangen – außer dem einen, der verloren gehen musste, damit sich die Voraussage der Heiligen Schrift erfüllte.

13 Jetzt komme ich zu dir zurück. Ich sage all das, solange ich noch bei ihnen in dieser Welt bin, damit meine Freude auch sie ganz erfüllt. 14 Ich habe ihnen deine Botschaft weitergegeben, und die Welt hasst sie deswegen, weil sie ebenso wie ich nicht zu ihr gehören. 15 Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt zu nehmen, aber schütze sie vor der Macht des Bösen! 16 Sie gehören ebenso wenig zur Welt wie ich. 17 Lass ihnen deine Wahrheit leuchten, damit sie in immer engerer Gemeinschaft mit dir leben! Dein Wort ist die Wahrheit! 18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie in die Welt. 19 Für sie gebe ich mein Leben hin, damit ihr Leben ganz dir gehört.«

… für alle, die noch zum Glauben finden werden

20 »Ich bitte aber nicht nur für sie, sondern für alle, die durch ihre Worte von mir hören werden und an mich glauben. 21 Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast. 22 Deshalb habe ich ihnen auch die Herrlichkeit gegeben, die du mir anvertraut hast, damit sie die gleiche enge Gemeinschaft haben wie wir. 23 Ich bleibe in ihnen, und du bleibst in mir. Genauso sollen auch sie vollkommen eins sein. Dann wird die Welt erkennen, dass du mich gesandt hast und dass du meine Jünger liebst, wie du mich liebst.

24 Vater, ich möchte, dass alle, die du mir gegeben hast, mit mir dort sind, wo ich sein werde. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Denn du hast mich geliebt, lange bevor die Welt geschaffen wurde.

25 Vater, du gerechter Gott! Wenn die Welt dich auch nicht kennt, ich kenne dich, und diese hier haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26 Ich habe ihnen gezeigt, wer du bist. Das werde ich auch weiter tun, damit deine Liebe zu mir auch sie erfüllt, ja, damit ich selbst in ihnen lebe.«

Kommentar

Kirche und Welt

In den Evangelien lesen wir immer wieder von Jesu Gebetsleben, aber nur an wenigen Stellen bekommen wir einen ausführlicheren Einblick, wofür Er betete. In diesem großartigen Gebet, bevor Er Sich dem Kreuz stellt, erkennen wir Seine Prioritäten.

Jesus betet nicht nur für Seine Jünger, sondern auch für die, die in Zukunft an Ihn glauben werden – man kann also sagen, Er betete für die ganze Kirche – was dich und mich einschließt. (17,20).

Das Gebet wird dominiert von dem Gedanken der Einheit. Jesus betet nicht nur für Einheit unter Seinen Jüngern (17,11), sondern auch für die Einheit Seiner Kirche (17,20). Er betet für Einheit, wie sie die Dreieinigkeit darstellt: „damit sie eins sind, so wie wir eins sind“ (17,11).

1.\tDas Motiv für Einheit ist Jesu Sendungsauftrag an uns
Jesus betet für vollendete Einheit, damit die Welt glaubt (17,23) und Einheit mit Gott erkennt (17,21.24). Eines der größten Hindernisse für Glauben ist die Uneinigkeit in der Kirche. In der Politik verliert jede Partei an Unterstützung, sobald Uneinigkeit auftritt. Uneinigkeit gibt es in der säkularen Welt, aber noch häufiger in der Kirche. Jesus sagte, dass Er Seine Jünger bewahrt habe, Er hat sie alle zusammengehalten, „sodass nicht einer verloren ging“ (17,12). Jetzt betet Er „aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren“ (17,15; NGÜ), vor dem, der alles versuchen wird, sie zu entzweien.

Wenn sich Gemeinden gegenseitig bekämpfen, verlieren die Menschen das Interesse. Wenn sich Gemeinden zusammentun, zieht das die Menschen an. Einheit ist eine Quelle der Freude. Nachfolger Jesu sollen keine Miesepeter sein. Jesus betet, „damit sie von meiner Freude vollkommen erfüllt sind“ (17,13). Freude kommt durch Einheit. Uneinigkeit ist ein Freudenkiller. Gemeinsam sind wir stark.

2.\tDas Mittel zur Umsetzung der Einheit ist der Heilige Geist
Jesus betet für uns, „heilige sie, indem du sie deine Worte der Wahrheit lehrst“ (17,17). Heiligkeit kommt von der Wahrheit. Und Wahrheit finden wir im Wort Gottes. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Gottes Wort kennen.

Heiligkeit kommt, wenn du den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, willkommen heißt und Ihn einlädst, in dir Wohnung zu nehmen.

Jesus betet weiter, „damit … ich in ihnen [bleibe]“ (17,26c). Das ist wohl die unbegreiflichste Wahrheit des Neuen Testaments – dass Jesus im Heiligen Geist in dir wohnt. Derselbe Heilige Geist lebt in allen Christen, egal zu welcher Denomination oder Gemeinde du gehörst. Der Heilige Geist eint uns.

3.\tDas Kennzeichen der Einheit ist die Liebe Jesu
Jesus betet, „damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt“ (17,26b). Gibt es eine höhere Liebe als die Liebe Gottes, des Vaters, zu Seinem Sohn Jesus? Jesus betet, dass du dieselbe Liebe für andere Christen, andere Teile vom Leib Christi im Herzen haben mögest, wie Gott für Jesus.

4.\tDas Maß der Einheit ist die Sichtbarkeit Jesu
Manchmal ist die Rede von „unsichtbarer Einheit“. Jesus betete aber weder für unsichtbare Einheit, noch bat Er darum, dass wir „fast eins“ seien. Er betete, „damit sie alle zur Einheit vollendet werden. Dann wird die Welt wissen, dass du mich gesandt hast“ (17,23). Er möchte, dass Seine Kirche vollkommen und für die Welt sichtbar geeint ist.

Und das wird sie eines Tages sein (siehe Epheser 1,9-11). In der Zwischenzeit, während wir Brücken bauen, zusammenarbeiten, uns mit Christen aus anderen Teilen der Kirche treffen, während sich unsere Herzen und Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus verbinden, können wir wie in Buchenwald sichtbare Zeichen unserer unsichtbaren Einheit sehen.

Gebet

Herr, ich danke Dir dafür, wie der Heilige Geist uns zusammenbringt. Ich bete, dass wir immer mehr sichtbare Zeichen der Einheit sehen, damit die Welt glaubt.

Altes Testament

1. Samuel 19,1–20,42

Jonatan setzt sich bei Saul für David ein

1 Saul machte vor seinem Sohn Jonatan und vor allen Bediensteten kein Geheimnis daraus, dass er David ermorden wollte. Jonatan aber liebte David sehr. 2 Darum warnte er ihn: »Sei vorsichtig, mein Vater will dich umbringen! Es ist besser, wenn du dich morgen früh hier nicht zeigst. Such dir draußen ein gutes Versteck und verhalte dich ruhig! 3 Ich selbst will morgen meinen Vater aufs freie Feld hinaus begleiten. Sobald wir in der Nähe deines Verstecks sind, will ich mit ihm über dich sprechen und versuchen herauszufinden, wie die Dinge stehen. Was er mir sagt, will ich dir berichten.«

4 Als Jonatan am nächsten Morgen mit seinem Vater sprach, legte er ein gutes Wort für David ein und warnte den König, sich an seinem Diener zu vergreifen. »David hat dir doch noch nie irgendeinen Schaden zugefügt«, versuchte er seinem Vater klarzumachen. »Im Gegenteil: Er hat dir nur genutzt. 5 Hast du vergessen, wie er sein Leben aufs Spiel setzte, als er den Philister tötete? Und wie der HERR durch ihn den Israeliten zu einem großen Sieg über die Philister verhalf? Du warst doch damals dabei und hast dich mit allen anderen gefreut. Warum willst du diesen unschuldigen Mann nun ermorden? Du lädst schwere Schuld auf dich, wenn du David ohne jeden Grund umbringst.«

6 Da ließ Saul sich von Jonatan umstimmen. Er schwor: »So wahr der HERR lebt: David soll nicht getötet werden.«

7 Jonatan rief David aus seinem Versteck heraus und berichtete ihm alles. Zusammen gingen sie zu Saul, und David diente dem König wie vorher.

Sauls zweiter Mordversuch an David

8 Beim nächsten Krieg gegen die Philister zog David mit seiner Truppe aus. Auch diesmal schlug er die Feinde vernichtend, so dass ihnen nur noch die Flucht übrig blieb.

9 Eines Tages, als Saul mit seinem Speer in der Hand zu Hause saß und Davids Spiel auf der Laute zuhörte, ließ der HERR wieder einen bösen Geist über ihn kommen. 10 Wütend schleuderte Saul den Speer nach David, um ihn an die Wand zu spießen. Doch David sprang zur Seite, die Waffe flog an ihm vorbei und blieb in der Wand stecken. Er floh in sein Haus und beschloss, noch in derselben Nacht die Stadt zu verlassen.

11 Saul ließ Davids Haus sofort von Wachposten umstellen. Sie sollten David töten, sobald er am Morgen das Haus verließ. Davids Frau Michal warnte ihren Mann: »Wenn du dich heute Nacht nicht in Sicherheit bringst, bist du morgen früh tot.« 12 Sie ließ ihn aus einem Fenster an der Hausmauer hinunter. David floh, so schnell er konnte, und entkam seinen Mördern. 13 Michal legte eine Götterfigur in Davids Bett, deckte sie sorgsam zu und legte ihr ein Geflecht aus Ziegenhaaren auf den Kopf.

14 Als Sauls Männer David holen wollten, sagte Michal ihnen: »Er liegt krank im Bett.«

15 Darauf befahl der König: »Dann bringt ihn eben samt Bett zu mir! Ich werde ihn umbringen!« 16 Die Diener gingen noch einmal zu Davids Haus und fanden in Davids Bett die Götterfigur mit dem Geflecht aus Ziegenhaaren.

17 »Warum hast du mich betrogen und meinem Feind zur Flucht verholfen?«, stellte Saul seine Tochter zur Rede. Sie antwortete: »Er drohte: ›Ich bringe dich um, wenn du mich nicht gehen lässt.‹«

Gehört Saul auch zu den Propheten?

18 Durch seine Flucht war David den Händen Sauls entronnen. Er floh zu Samuel nach Rama und erzählte ihm alles, was Saul ihm angetan hatte. Danach gingen die beiden zur Siedlung der Propheten und blieben dort. 19 Sobald Saul hörte, dass David sich in der Prophetensiedlung in Rama aufhielt, 20 schickte er Männer hin, die David gefangen nehmen sollten. Als sie dort ankamen, weissagten die Propheten gerade unter der Leitung Samuels. Kaum sahen das die Boten Sauls, kam der Geist Gottes über sie, so dass auch sie prophetisch zu reden begannen. 21 Als Saul davon erfuhr, schickte er sogleich andere Boten nach Rama. Doch es ging ihnen nicht anders als den ersten. Und auch die dritte Gruppe, die der König nach Rama sandte, fing sofort an zu reden, was Gott ihnen eingab. 22 Schließlich machte Saul sich selbst auf den Weg. Als er zu der großen Zisterne in Sechu kam, fragte er jemanden: »Wo sind Samuel und David?« »In der Prophetensiedlung in Rama«, bekam er zur Antwort.

23 Schon auf dem Weg dorthin kam Gottes Geist auch auf Saul und ließ ihn sogleich voller Hingabe Prophezeiungen aussprechen. So erreichte Saul die Siedlung der Propheten in Rama. 24 Dort zog er sein Obergewand aus und weissagte vor Samuels Augen so lange weiter, bis er schließlich hinfiel. Den ganzen Tag und auch die ganze folgende Nacht blieb er halb nackt am Boden liegen. Daher gebraucht man noch heute die Redensart: »Gehört Saul auch zu den Propheten?«

David und Jonatan schwören einander Treue

20 1 Nun floh David aus der Siedlung der Propheten in Rama. Heimlich suchte er Jonatan auf und fragte ihn: »Was habe ich nur falsch gemacht? Was habe ich verbrochen gegen deinen Vater? Warum will er mich umbringen?« 2 »Wie kommst du darauf?«, versuchte Jonatan seinen Freund zu beruhigen. »Niemand will dich töten! Du weißt genau, dass mein Vater nichts unternimmt, ohne es vorher mit mir zu besprechen, sei es wichtig oder unwichtig. Warum sollte er mir ausgerechnet seine Mordabsichten verheimlichen? Nein, David, das siehst du falsch.« 3 Doch David widersprach: »Natürlich weißt du nichts davon, denn dein Vater hat längst gemerkt, dass du mein Freund bist. Darum will er dich nicht damit belasten. Doch ich sage dir: So wahr der HERR lebt und du selbst lebendig vor mir stehst: Mein Leben hängt an einem seidenen Faden!« 4 Jonatan erklärte: »Ich will alles für dich tun.«

5 Darauf sagte David: »Morgen beginnt doch das Neumondfest. Da sollte ich eigentlich als Gast beim königlichen Festmahl erscheinen. Doch ich komme wohl besser nicht, sondern verstecke mich bis übermorgen Abend irgendwo in der Nähe. 6 Wenn dein Vater nach mir fragt, dann sag ihm: ›David hat mich dringend gebeten, ihn für kurze Zeit in seine Heimatstadt Bethlehem gehen zu lassen, weil seine Familie das jährliche Opferfest feiern will.‹ 7 Ist dein Vater einverstanden, dann wissen wir, dass mir keine Gefahr droht. Wird er aber zornig, so bedeutet es, dass er Böses im Schilde führt. 8 Bitte tu mir diesen Gefallen! Denk an den Freundschaftsbund, den du mit mir vor dem HERRN geschlossen hast. Doch wenn ich wirklich etwas verbrochen habe, so töte du mich, nur liefere mich nicht deinem Vater aus.«

9 Jonatan wehrte ab: »So etwas werde ich nie tun! Sobald ich merke, dass mein Vater deine Ermordung beschlossen hat, werde ich es dir sagen.«

10 David fragte: »Aber wie erfahre ich, ob dein Vater zornig geworden ist oder nicht?«

11 Jonatan schlug vor: »Komm, wir gehen zusammen hinaus auf das Feld!« Als sie draußen waren, 12 fuhr er fort: »Ich verspreche dir vor dem HERRN, dem Gott Israels, bis übermorgen um diese Zeit herauszufinden, wie mein Vater über dich denkt. Wenn er dir freundlich gesinnt ist und ich vergesse, es dir zu melden, 13 dann soll der HERR mich schwer dafür bestrafen. Wenn ich aber merke, dass mein Vater dich töten will, so will ich dir auch das mitteilen und dich nicht zurückhalten, damit du dich in Sicherheit bringen kannst. Möge der HERR dir beistehen, wie er früher meinem Vater beigestanden hat! 14 Doch ich habe auch eine Bitte an dich: Sei mein Leben lang so gütig zu mir, wie der HERR es dir gegenüber ist! Bring mich nicht um, wenn du einmal König bist! 15 Mehr noch: Verschone auch meine Nachkommen und entziehe ihnen niemals deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der HERR alle deine Feinde restlos beseitigt hat.« 16 So schloss Jonatan mit David und dessen Familie einen Bund und sagte: »Möge der HERR alle deine Feinde zur Rechenschaft ziehen!« 17 Er bat David: »Schwör mir, dass du dich so sicher daran halten wirst, wie du mich heute als deinen Freund liebst.« Jonatan liebte David nämlich wie sein eigenes Leben. 18 Dann erklärte Jonatan seinen Plan: »Morgen ist das Neumondfest. Natürlich wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt. 19 Geh deshalb am Abend nach dem Fest hinunter auf das Feld, wo du dich schon einmal versteckt hast. Setz dich dort hinter den großen Steinhaufen. 20 Ich werde dann wie zufällig herauskommen und drei Pfeile in deine Richtung schießen, als wollte ich ein bestimmtes Ziel treffen. 21 Wie gewohnt werde ich dann meinen Diener losschicken, um die Pfeile wieder zusammenzusuchen. Und nun pass auf! Sage ich zu dem Jungen: ›Die Pfeile liegen nicht weit weg von mir, bring sie her!‹, dann kannst du ruhig aus deinem Versteck hervorkommen. Du weißt dann, dass du nichts zu befürchten hast, so wahr der HERR lebt. 22 Sage ich meinem Diener aber: ›Die Pfeile liegen weiter weg‹, dann heißt das, dass du sofort fliehen musst, ja, dass der HERR selbst dich von hier wegschickt. 23 Was wir jedoch heute ausgemacht haben, das soll für immer gelten. Der HERR selbst ist Zeuge unseres gegenseitigen Versprechens.«

David muss endgültig fliehen

24 Wie verabredet versteckte David sich auf dem Feld. Am Tag des Neumondfestes setzte sich der König zum Festmahl an den Tisch. 25 Er saß wie gewohnt an seinem Platz an der Wand neben Abner und gegenüber von Jonatan. Davids Platz aber blieb leer. 26 Saul sagte an diesem Tag nichts dazu, denn er dachte: »David kann sicher aus irgendeinem Grund den Reinheitsvorschriften nicht genügen.« 27 Doch als Davids Platz auch am zweiten Feiertag leer blieb, fragte Saul seinen Sohn: »Weißt du, warum dieser Sohn Isais weder gestern noch heute zum Essen gekommen ist?«

28 Jonatan erwiderte: »Er hat mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, damit er nach Bethlehem gehen kann. 29 Er sagte mir: ›Wir feiern zu Hause das jährliche Opferfest unserer Familie. Mein ältester Bruder wollte mich unbedingt dabeihaben. Willst du mir einen Gefallen tun, dann befreie mich von meinen Verpflichtungen, damit ich meine Verwandten besuchen kann.‹ Ich habe es ihm erlaubt, und darum war er gestern und heute nicht hier.«

30 Als Saul das hörte, packte ihn der Zorn, und er brüllte Jonatan an: »Du Hurensohn! Meinst du eigentlich, ich habe noch nicht gemerkt, dass du mit diesem Sohn Isais unter einer Decke steckst? Schämen solltest du dich! Und auch deine Mutter, die einen solchen Nichtsnutz zur Welt gebracht hat! 31 Solange dieser Kerl noch lebt, bist du deines Lebens nicht sicher. Und Hoffnungen auf den Königsthron brauchst du dir dann auch keine zu machen. Los, lass ihn sofort hierherbringen, denn er muss sterben!«

32 »Was hat er eigentlich getan?«, fragte Jonatan. »Warum soll er hingerichtet werden?« 33 Als Antwort schleuderte Saul wütend seinen Speer nach seinem Sohn, um ihn damit zu durchbohren. Da merkte Jonatan, dass Saul fest entschlossen war, David zu töten.

34 Voller Zorn stand er vom Tisch auf und aß an diesem Tag keinen Bissen mehr. Er war tief getroffen, weil sein Vater seinen Freund David so beschimpft hatte.

35 Am nächsten Morgen ging Jonatan wie verabredet auf das Feld hinaus. Ein junger Diener begleitete ihn. 36 »Lauf schon mal los!«, befahl Jonatan. »Du sollst die Pfeile suchen, die ich gleich abschieße.« Der Junge rannte los, und Jonatan schoss seinen ersten Pfeil weit über ihn hinaus. 37-38 Als der Junge dort ankam, wo er den Pfeil zu finden meinte, rief Jonatan: »Lauf nur, der Pfeil muss noch weiter geflogen sein. Los, beeil dich!« Schließlich fand der Diener den Pfeil und brachte ihn seinem Herrn zurück. 39 Natürlich verstand er nicht, was sein Herr mit diesen Worten beabsichtigt hatte, denn nur David und Jonatan wussten Bescheid. 40 Jonatan übergab seinem Diener Bogen und Pfeile und schickte ihn damit in die Stadt zurück.

41 Sobald der Junge verschwunden war, kam David aus seinem Versteck hinter dem Steinhaufen hervor. Er warf sich vor Jonatan zu Boden und verbeugte sich dreimal. Sie küssten sich zum Abschied, und beiden kamen die Tränen. Noch während David heftig weinte, 42 sagte Jonatan: »Geh in Frieden, David! Vergiss nie, was wir einander im Namen des HERRN geschworen haben. Es soll für immer gelten, auch für deine und meine Nachkommen. Der HERR selbst ist unser Zeuge.«

Kommentar

Freunde und Rivalen

In Politik, Wirtschaft und selbst in der Gemeinde ist es möglich, dass sich zwei Menschen, die gute Freunde sind, am Ende um denselben Job oder Posten bewerben. Wie können wir erfolgreich die Spannung zwischen unseren Ambitionen und unserer Freundschaft managen?

Die Freundschaft zwischen David und Jonatan war einzigartig. Sie waren Rivalen um den Thron und hatten jeden Grund, sich gegenseitig zu beneiden und zu hassen. Aber „Jonatan liebte David wie sein eigenes Leben“ (20,17). Diese Art der Liebe, zu der Jesus auffordert, ist die höchste Form von Liebe, die eine Person für eine andere haben kann (Matthäus 22,39).

Saul dagegen war von Neid zerfressen. Es beginnt damit, dass wir uns mit anderen vergleichen. Neid oder Eifersucht sind in der Lage, eine Person vorrübergehend seiner Sinne zu berauben. Als Jonatan seinen Vater Saul darauf hinweist, dass David ihm kein Falsch zugefügt, sondern viel Gutes getan habe, und dass es unrecht sei, einen Unschuldigen zu töten, antwortet Saul, „So wahr der Herr lebt, David soll nicht getötet werden“ (19,6).

Logik und Vernunft mögen eine von Eifersucht zerfressene Person vorrübergehend überzeugen. Aber das Gefühl ist so mächtig, dass es nicht mehr aufzuhalten ist, hat es erstmal von einer Person Besitz ergriffen (so wie von Saul). William Shakespeare bezeichnet sie in Othello als „grün geaugtes Scheusal, das die Speise besudelt, die es nährt.“

„Jonatan aber hatte David sehr gern“ (19,1; EÜ) und „setzte sich bei seinem Vater für David ein“ (19,4; GNB). Zu David selbst sagte er, „Ich will alles für dich tun“ (20,4; Hfa). Was für ein Versprechen an einen Freund! Sie besiegelten ihre gegenseitige Verbundenheit mit einem „Bund“ (20,16), der sogar ihre Nachkommen einschloss (20,42). Jonatan bat David, „Schwör mir, dass du dich so sicher daran halten wirst, wie du mich heute als deinen Freund liebst." Jonatan liebte David nämlich wie sein eigenes Leben“ (20,17; Hfa).

Aus Sauls Eifersucht wurde blanke Wut: „Saul packte der Zorn über Jonatan“ (20,30). Jonatan wusste, dass sein Vater David töten wollte (20,33), und „zornig stand Jonatan vom Tisch auf“ (20,34a).

Der Unterschied zwischen Sauls und Jonatans Zorn bestand darin, dass Sauls Zorn unbegründet und einzig von seiner Eifersucht ausgelöst worden war. Jonatans Zorn dagegen war ein gerechter Zorn; „das schändliche Verhalten seines Vaters gegenüber David traf ihn sehr“ (20,34b). Zorn ist nicht immer falsch – aber prüfe deine Motive sorgfältig.

David und Jonatan schämten sich ihrer gegenseitigen Zuneigung nicht: „Dann küssten sie sich zum Abschied und beide weinten“ (20,41). In der westlichen Welt wird Weinen häufig als Zeichen von Schwäche gesehen. Die beiden schämten sich nicht, öffentlich zu weinen und ihre Zuneigung zu zeigen. Das ist ein starkes Modell für Freundschaft, Liebe und Einheit. Ehe ist eine von Gottes Antworten auf Einsamkeit; enge Freundschaft eine andere.

Diese Liebe und Freundschaft ermöglichten es Jonatan, vollkommen loyal, unterstützend und schützend zu agieren, obwohl sie Rivalen auf den Thron waren.

Gebet

Herr, bitte hilf uns, unsere Freunde und Nächsten wie uns selbst lieben zu können und zu wollen. Ich bete, dass die Menschen in der Liebe, Zuneigung und Einheit unserer Gemeinde Antworten auf ihre Einsamkeit finden.

Pippa fügt hinzu

1. Samuel 19,1–2

„Saul machte vor seinem Sohn Jonatan und vor allen Bediensteten kein Geheimnis daraus, dass er David ermorden wollte. Jonatan aber liebte David sehr. Darum warnte er ihn: "Sei vorsichtig, mein Vater will dich umbringen! Es ist besser, wenn du dich morgen früh hier nicht zeigst. Such dir draußen ein gutes Versteck, und verhalte dich ruhig!““

David hatte es wirklich nicht leicht. Treu diente er Gott und seinem König Saul, aber was er auch tat, er konnte es seinem Chef (Saul) nicht recht machen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterhin zu tun, was richtig war. Er suchte weder Rache noch Gerechtigkeit. Und am Ende rechtfertigte Gott Selbst ihn.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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