Tag 183

Sieben Eigenschaften, die einen guten Leiter ausmachen

Weisheit Psalm 78,56–72
Neues Testament Apostelgeschichte 21,1–26
Altes Testament 2. Könige 3,1–4,37

Einführung

In einer Onlineumfrage wurden einmal die Eigenschaften des „perfekten“ Pfarrers ermittelt:
Er predigt genau zwölf Minuten.
Er ist achtundzwanzig Jahre alt, hat aber dreißig Jahre Berufserfahrung.
Er arbeitet von acht Uhr morgens bis Mitternacht und macht außerdem Hausmeisterarbeiten.
Er tadelt konsequent jede Sünde, doch verärgert er niemanden.
Er ist gut gekleidet, liest gute Bücher, fährt ein anständiges Auto, gibt großzügig und das alles bei einem niedrigen Gehalt.
Er besucht täglich 15 Familien der Gemeinde, macht Krankenbesuche zu Hause und im Krankenhaus, evangelisiert die Kirchenfremden und ist im Pfarramt stets erreichbar.

Außerdem sieht er gut aus!

Wir alle wissen, dass es den „perfekten Pfarrer“ nicht gibt. Dennoch war ich, als ich damals im Juli 2004 die Stelle des leitenden Pastors unserer Gemeinde, HTB, antrat, angesichts der hohen Erwartungen, die die Menschen an ihren geistlichen Leiter stellen, sowohl aufgeregt als auch ein bisschen überwältigt von der neuen Verantwortung. An diesem Tag schrieb ich in den Rand meiner Bible in One Year, dass ich mit aufrichtigem Herzen und kluger Hand für die Gemeinde sorgen wolle (Psalm 78,72). Das ist nach wie vor mein Gebet.

Gestern lasen wir, wie Paulus zu den Ältesten in Ephesus sagte, „Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, die der Heilige Geist eurer Aufsicht und Leitung anvertraut hat! Seid treue Hirten der Gemeinde, die Gott durch das Blut seines eigenen Sohnes für sich erworben hat!“ (Apostelgeschichte 20,28; GNB). Papst Franziskus ermahnte die geistlichen Leiter der Kirche, „Seid Hirten mit dem „Geruch der Schafe."

Aufgabe eines geistlichen Hirten ist es, die Herde Gottes zu hüten – nach Jesu Vorbild, der sagte, „Ich bin der gute Hirte“ (Johannes 10,11). In den heutigen Abschnitten sehen wir sieben Eigenschaften, die allen guten Leitern gemein sind.

Weisheit

Psalm 78,56–72

56 Doch erneut forderten sie Gott, den Höchsten, heraus
  und lehnten sich wieder einmal gegen ihn auf.
  Seine Gebote waren ihnen gleichgültig.
57 Sie wandten sich von ihm ab und verließen ihn treulos wie schon ihre Vorfahren;
  sie waren unzuverlässig wie ein schlaffer Bogen,
  mit dem man nicht schießen kann.
58 Sie erzürnten Gott, indem sie auf den Bergen Opferstätten
  für fremde Götter errichteten;
  mit ihren Götzenbildern reizten sie ihn zum Zorn.
59 Ja, er geriet außer sich vor Zorn
  und gab Israel völlig auf.
60 Er verließ sein Heiligtum in Silo
  das Zelt, in dem er den Menschen nahe gewesen war.
61 Die Bundeslade, das Zeichen seiner Macht und Ehre,
  gab er in die Hände der Feinde.
62 Er war zornig über sein Volk
  und lieferte es dem Schwert der Gegner aus.
63 Die jungen Männer kamen im Feuer um,
  den Mädchen sang man kein Hochzeitslied mehr.
64 Die Priester wurden mit dem Schwert getötet,
  ihre Witwen durften nicht einmal die Totenklage anstimmen.

65 Doch dann erhob sich der HERR, als hätte er geschlafen;
  er stand auf wie ein starker Krieger, der aus seinem Rausch erwacht.
66 Er schlug seine Feinde in die Flucht
  und machte sie für alle Zeiten zum Gespött.
67 Die Nachkommen von Josef ließ er fallen,
  vom Stamm Ephraim wollte er nichts mehr wissen.
68 Den Stamm Juda jedoch wählte er aus,
  den Berg Zion, dem seine Liebe gehört.
69 Dort errichtete er sein Heiligtum
  hoch ragt es auf; fest und unerschütterlich wie die Erde steht es da.
70 Er wählte David als seinen Diener aus;
  von seiner Herde auf der Weide holte er ihn weg.
71 Bis dahin hatte David bloß Schafe gehütet,
  doch nun machte Gott ihn zum Hirten über Israel,
  über die Nachkommen von Jakob, sein erwähltes Volk.
72 David regierte mit aufrichtigem Herzen
  und führte die Israeliten mit kluger Hand.

Kommentar

Treue und Umsichtigkeit

Wirklich gute Leitung ist eine Seltenheit. Wenn wir uns heute in der Welt umsehen, haben nicht viele Länder eine gute Regierung.

Als sich der Psalmist die hebräische Geschichte anschaute, sieht er wenig gute Anführer. Es ist eine Geschichte von Rebellion gegen Gott: „Sie… waren so treulos… nutzlos wie ein schlaffer Bogen“ (78,57).

Gott hielt Ausschau nach einem Mann nach Seinem Herzen. Gott führte Sein Volk wie ein Hirte, „wie eine Herde Schafe und leitete es sicher durch die Wüste. Er beschützte sie, sodass sie sich nicht zu fürchten brauchten“ (78,52-53).

Schließlich fand Er David, ein seltenes Beispiel für einen guten (wenn auch unvollkommenen) Anführer im Alten Testament: „Er machte David zu seinem Diener … und machte ihn zum Hirten über sein Volk Jakob und über sein Erbe Israel. Er sorgte für sie mit einem aufrichtigen Herzen und führte sie mit kluger Hand“ (78,70-72).

David hatte ganz praktische Erfahrung als Hirte. Gott „holte ihn weg von den Schafherden“ (78,70). Seine Erfahrung und sein Geschick als Hirte waren ihm auch als Hirte über Gottes Volk von Nutzen:

1. Integrität des Herzens
„Integrität“ ist das Gegenteil von „Scheinheiligkeit“. Das Wort Integrität stammt von dem lateinischen Wort integer ab und bedeutet „unversehrt“. Es beschreibt ein ungeteiltes Leben, das auf Eigenschaften wie Ehrlichkeit und Beständigkeit des Charakters beruht, und meint, dass man nach den Werten, Überzeugungen und Prinzipien handelt, die man proklamiert.

Pastorale, seelsorgerliche Leiter müssen ein integres, aufrichtiges Herz haben. Das ist eine ganz wichtige Eigenschaft. Von Jesus sagten die Menschen, „wir wissen, wie ehrlich und wahrhaftig du bist“ (Markus 12,14). Viele Leiter machen sich Gedanken über die Relevanz von Integrität in ihrer Position:

Der ehemalige US Präsident Eisenhower, Oberbefehlshaber der Alliierten Mächte Westeuropas im 2. Weltkrieg, sagte, „Die wichtigste Führungseigenschaft ist ohne jede Frage Integrität. Ohne sie ist kein wirklicher Erfolg möglich, ganz egal ob …auf dem Fußballplatz, in der Armee oder am Schreibtisch.“

2. Fähige Hände
David war ein begabter Hirte. Er hatte gelernt, seine Herde mit seiner Schleuder zu beschützen. Und er führte das Volk Israel mit großem Geschick an. Es gibt Eigenschaften, die ein Leiter haben muss.

Diese Fähigkeiten lernen wir, indem wir uns gute Vorbilder suchen und mit ihnen diskutieren, ihrem Beispiel nacheifern und ihre Lebensweisheit beherzigen, gemeinsam mit unseren Mitstreitern lernen und vor allem durch Übung.

Gebet

Herr, bitte hilf uns, in allen Lebensbereichen gute Hirten zu sein. Mach uns zu guten Leitern in Gemeinden, Firmen, Kommunen und der Gesellschaft, in die Du uns stellst. Hilf uns, mit lauterem Herzen und geschickten Händen zu führen.

Neues Testament

Apostelgeschichte 21,1–26

Paulus reist nach Jerusalem

1 Als wir uns schweren Herzens von den Gemeindeleitern aus Ephesus verabschiedet hatten, segelte unser Schiff direkt nach Kos. Am folgenden Tag erreichten wir Rhodos und dann Patara. 2 Dort machten wir ein Schiff ausfindig, das nach Phönizien fahren sollte, und gingen an Bord. 3 Bald sahen wir in der Ferne die Insel Zypern, segelten aber südlich an ihr vorbei zur syrischen Hafenstadt Tyrus, wo das Schiff entladen wurde. 4 In Tyrus besuchten wir die Gemeinde und blieben die ganze Woche über dort. Diese Christen warnten Paulus mehrmals davor, nach Jerusalem weiterzureisen. Denn der Heilige Geist hatte sie wissen lassen, welche Gefahren ihn dort erwarteten. 5 Aber am Ende des Aufenthaltes gingen wir dann doch zu unserem Schiff. Dabei begleiteten uns alle – samt Frauen und Kindern – bis vor die Stadt. Am Strand knieten wir nieder und beteten gemeinsam. 6 Nachdem wir uns verabschiedet hatten, gingen wir an Bord des Schiffes, und sie kehrten in die Stadt zurück.

7 Von Tyrus kamen wir dann nach Ptolemaïs. Auch dort besuchten wir die Christen, blieben aber nur einen Tag bei ihnen. 8 Von Ptolemaïs ging es am nächsten Tag zu Fuß weiter nach Cäsarea. Dort wohnten wir im Haus von Philippus, einem Verkündiger der rettenden Botschaft. Früher war er einer der sieben Diakone in der Jerusalemer Gemeinde gewesen. 9 Die vier Töchter von Philippus waren bisher unverheiratet geblieben und hatten die Gabe, in Gottes Auftrag prophetisch zu reden.

10 Wir waren schon einige Tage bei Philippus, als Agabus aus Judäa kam. Er war ein Prophet. 11 Während seines Besuches bei uns fesselte er sich mit dem Gürtel von Paulus die Hände und Füße. Dann erklärte er: »Der Heilige Geist sagt: Genauso wird es dem Besitzer dieses Gürtels ergehen. In Jerusalem wird er von den Juden gefesselt und an Menschen ausgeliefert werden, die Gott nicht kennen.«

12 Da bestürmten wir und die anderen Christen der Gemeinde Paulus, nicht nach Jerusalem zu gehen. 13 Er aber antwortete nur: »Warum weint ihr und macht mir das Herz schwer? Ich bin nicht nur bereit, mich in Jerusalem gefangen nehmen zu lassen, ich bin auch bereit, dort für Jesus, den Herrn, zu sterben.« 14 Weil er sich nicht umstimmen ließ, bedrängten wir ihn schließlich nicht länger und sagten: »Der Wille des Herrn soll geschehen!«

Paulus soll seine Gesetzestreue beweisen

15 Bald darauf bereiteten wir alles für die Weiterreise vor und machten uns auf den Weg nach Jerusalem. 16 Einige Brüder aus Cäsarea begleiteten uns. Sie brachten uns zu Mnason, der aus Zypern stammte und einer der ersten Christen war. In seinem Haus sollten wir übernachten.

17 Von der Gemeinde in Jerusalem wurden wir herzlich aufgenommen. 18 Am Tag nach unserer Ankunft ging Paulus zusammen mit uns zu Jakobus; auch alle Leiter der Gemeinde hatten sich bei ihm versammelt. 19 Paulus begrüßte sie alle und berichtete ausführlich, was Gott durch seine Arbeit unter den Nichtjuden getan hatte.

20 Darüber waren alle froh; sie lobten und dankten Gott. Dann aber sagten sie: »Du weißt, lieber Bruder, dass Tausende von Juden zum Glauben an Jesus gefunden haben, und sie alle befolgen weiterhin streng die Gesetze von Mose. 21 Man hat ihnen nun von dir berichtet, du würdest die Juden außerhalb Israels lehren, nicht mehr nach dem Gesetz zu leben. Sie sollten zum Beispiel ihre Kinder nicht mehr beschneiden lassen und die Ordnungen unseres Volkes missachten. 22 Was sollen wir jetzt tun? Sie werden auf jeden Fall erfahren, dass du in Jerusalem bist. 23 Wir möchten dir deshalb Folgendes raten: Hier sind vier Männer, die gerade ein Gelübde beendet haben. 24 Unterstütze sie, indem du die Kosten für das Abschlussopfer und das Abschneiden der Haare übernimmst. Erfülle außerdem zusammen mit ihnen alle vom Gesetz geforderten Reinigungsvorschriften. Dann werden alle sehen, dass an den Gerüchten über dich nichts Wahres ist und du gewissenhaft das Gesetz befolgst. 25 Wie die nichtjüdischen Christen leben sollen, haben wir ja schriftlich geregelt. Wir haben damals entschieden, dass sie kein Fleisch von Tieren essen dürfen, die Götzen geopfert wurden; sie sollen kein Blut verzehren und auch kein Fleisch von Tieren, die nicht völlig ausgeblutet sind. Außerdem sollen sie keine verbotenen sexuellen Beziehungen eingehen.«

Paulus wird in Jerusalem verhaftet

26 Paulus nahm ihren Vorschlag an. Am nächsten Tag begleitete er die Männer und begann zusammen mit ihnen die vorgeschriebene Reinigung. Dann ging er in den Tempel und meldete dem Priester, dass die Männer ihr Gelübde erfüllt hatten. Nach der festgesetzten Frist von sieben Tagen sollte dann für jeden von ihnen ein Opfer dargebracht werden.

Kommentar

Liebe, Dienst und Einfühlungsvermögen

Ich finde es einfach wunderbar, wenn in der Alpha Global Week Leiter aus über 100 Ländern zusammenkommen, in denen Alpha veranstaltet wird, um zu lernen, um für einander zu beten und um sich gegenseitig zu ermutigen. Wenn die Leiter ausführlich berichten, wie Gott durch ihren Dienst gewirkt hat, erinnert mich das an diesen Abschnitt.

Wir lesen, wie Paulus „einen ausführlichen Bericht über alles [erstattete], was Gott durch sein Wirken unter den Nichtjuden vollbracht hatte. Als sie das gehört hatten, lobten sie Gott. Dann aber sagten sie: „Du weißt, lieber Bruder, wie viele tausend der Juden gläubig geworden sind““ (12,19-20).

Gestern lasen wir, dass Paulus zu den Ältesten in Ephesus sagte, „Achtet darauf, die Herde … zu hüten und zu betreuen“ (20,28). Heute sehen wir einige praktische Umsetzungsbeispiele:

Liebevoll
Wenn du die Menschen liebst, kommst du ihnen nahe genug, dass du, wie Papst Franziskus sagte, nach Schafen riechst. Paulus ist ein Beispiel eines guten Hirten. Wo er auch hinging, traf er sich mit den Jüngern (21,4.7). Er betete mit ihnen (21,5), und sie lagen ihm derart am Herzen, dass er sich losreißen musste, als es Zeit war weiterzuziehen (21,1; GNB)

Aus Liebe warne Paulus sie vor „bösen Wölfen“ (20,29). Mit derselben Liebe ermutigte er sie und stärkte ihren Glauben. Er „erstattete einen ausführlichen Bericht über alles, was Gott durch sein Wirken unter den Nichtjuden vollbracht hatte“ (21,19).

Dienend
Der Prophet Agabus warnte Paulus vor dem, was ihn in Jerusalem erwarten würde. Sie baten ihn eindringlich, nicht nach Jerusalem zu gehen, aber Pauls antwortete, „Was soll das Weinen? Ihr zerreißt mir das Herz! Ich bin nicht nur bereit, mich in Jerusalem verhaften zu lassen, sondern auch für Jesus, den Herrn, zu sterben“ (21,13).

Jesus ist das Vorbild dienender Leiterschaft schlechthin (s. z.B. Markus 10,45). Paulus war bereit, Jesus nachzufolgen, „Der gute Hirte opfert sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10,11). Wie Oswald Sander schrieb, „Wahre Führungsqualität erreicht man nicht, indem man die Menschen auf ihren Dienst reduziert, sondern indem man sich ihnen selbstlos dienend zur Verfügung stellt.“

Einfühlsam
Wenn wir an Paulus denken, haben wir meistens sein wegweisendes Vorbild und seine mutige Herangehensweise vor Augen; aber in Jerusalem bewies er auch großes kulturelles Einfühlungsvermögen. Er und seine Begleiter reinigten sich nach den zeremoniellen Vorschriften, damit nichts von Gottes Wirken ablenken würde (21,24-26).

Gebet

Herr, bitte leg uns dieselbe Liebe und Fürsorge für die Menschen ans Herz. Hilf uns, sie vor den Wölfen zu schützen, und gib uns den Mut, die nötigen Opfer für sie zu bringen.

Altes Testament

2. Könige 3,1–4,37

König Joram von Israel

3 1 Joram, Ahabs Sohn, wurde König von Israel im 18. Regierungsjahr König Joschafats von Juda. Er regierte zwölf Jahre in Samaria. 2 Auch er tat, was dem HERRN missfiel, wenn auch nicht in dem Maße wie sein Vater und seine Mutter. Immerhin entfernte er die Säule, die sein Vater zu Ehren des Gottes Baal hatte aufstellen lassen. 3 Doch Joram hielt weiter an dem Götzendienst fest, zu dem Jerobeam, der Sohn von Nebat, die Israeliten verführt hatte, und ließ sich durch nichts davon abbringen.

Der Feldzug gegen die Moabiter

4 Mescha, der König von Moab, besaß große Schafherden, und darum hatte er an den König von Israel immer Schafe als Tribut entrichtet: insgesamt 100.000 Lämmer und 100.000 ungeschorene Schafböcke. 5 Doch nach Ahabs Tod lehnte er sich gegen die Herrschaft der Israeliten auf und weigerte sich, weiter zu zahlen. 6 Da brach König Joram von Samaria auf und zog alle wehrfähigen Israeliten ein. 7 Zugleich sandte er Boten nach Juda zu König Joschafat und ließ ihm mitteilen: »Der König von Moab hat sich gegen uns aufgelehnt und weigert sich, weiterhin Tribut zu zahlen. Willst du zusammen mit mir gegen ihn kämpfen?«

Joschafat antwortete: »Du kannst mit mir rechnen! Ich stelle dir meine Truppen und meine Pferde zur Verfügung.«

8 Dann wollte er wissen, welchen Weg sie nehmen würden.

»Wir ziehen durch die edomitische Wüste!«, meldete Joram zurück.

9 So zogen der König von Israel und der König von Juda mit ihren Truppen los, und auch der König von Edom schloss sich ihnen an. Wie geplant schlugen sie den Weg durch die Wüste ein. Doch weil sie einen Umweg machten, konnten sie nach sieben Tagen kein Wasser mehr finden, weder für die Soldaten noch für die Tiere.

10 »Hätten wir nur diesen Feldzug nie unternommen!«, klagte der König von Israel. »Bestimmt hat uns der HERR bloß hierhergebracht, um uns dem König von Moab auszuliefern.«

11 Aber Joschafat fragte: »Ist denn kein Prophet des HERRN in der Nähe, durch den wir den HERRN befragen könnten?«

»Doch«, antwortete ein Diener des Königs von Israel, »Elisa, der Sohn von Schafat, ist hier. Er war seinerzeit Elias Diener.«

12 »Dann ist er ein echter Prophet!«, sagte Joschafat, und sogleich gingen er, der König von Israel und der König von Edom zu Elisa.

13 Doch Elisa war abweisend: »Warum kommst du denn zu mir, König von Israel? Ich habe nichts mit dir zu schaffen! Geh doch zu den Propheten, die dein Vater und deine Mutter angeheuert haben!«

»Nein«, erwiderte Joram, »denn es war der HERR, der uns hierhergeführt hat und uns nun dem König von Moab ausliefern will.«

14 Da lenkte Elisa ein: »Nur weil auch König Joschafat von Juda hier ist, gebe ich dir eine Antwort. Wäre er nicht da, würde ich dich nicht einmal ansehen, geschweige denn irgendetwas für dich tun! Das schwöre ich bei dem HERRN, dem allmächtigen Gott, dem ich diene. 15 Und nun holt einen Mann, der Harfe spielen kann!«

Während der Musiker spielte, sprach der HERR zu Elisa und gab ihm eine Botschaft für die Könige. Elisa rief: 16 »Hört, was der HERR euch befiehlt: ›Hebt in diesem trockenen Tal überall Gruben aus. 17 Es wird zwar kein Wind aufkommen, und es wird auch nicht regnen, aber trotzdem wird dieses Tal sich mit Wasser füllen. Dann könnt ihr alle genug trinken, auch eure Pferde und das Vieh.‹ 18 Aber das ist noch nicht alles!«, fuhr Elisa fort. »Der HERR will euch noch mehr geben. Mit seiner Hilfe werdet ihr die Moabiter besiegen. 19 Ihre schönen und gut befestigten Städte werdet ihr in Schutt und Asche legen, alle wertvollen Bäume fällen, alle Quellen im Land zuschütten und die besten Felder mit Steinen verwüsten.«

20 Am nächsten Morgen, etwa zur Zeit des Morgenopfers, waren die Gruben im Tal mit Wasser gefüllt. Es kam von den Bergen Edoms und überschwemmte die ganze Gegend.

Der Herr schenkt den Sieg

21 Inzwischen hatten die Moabiter erfahren, dass die drei Könige mit ihren Truppen ausgerückt waren. Alle wehrfähigen Männer – vom ältesten bis zum jüngsten – wurden einberufen und an die Grenze geschickt. 22 Früh am Morgen zogen sie los zum Angriff. Im Licht der aufgehenden Sonne schimmerte das Wasser im Tal blutrot. 23 »Das ist Blut!«, riefen die Moabiter. »Die drei Könige und ihre Soldaten haben sich gegenseitig umgebracht! Das gibt eine fette Beute!«

24 Doch als sie sich dem feindlichen Lager näherten, stürmten die Israeliten ihnen entgegen und schlugen sie in die Flucht. Dann verfolgten sie die Moabiter bis in ihr Land und brachten ihnen eine schwere Niederlage bei. 25 Sie machten die moabitischen Städte dem Erdboden gleich. Immer wenn sie an einem fruchtbaren Feld vorbeikamen, warf jeder Soldat Steine darauf, bis schließlich alle Felder vom Schutt bedeckt waren. Die Quellen schütteten sie zu und fällten alle wertvollen Bäume. Am längsten konnte die Stadt Kir-Heres Widerstand leisten. Doch die Israeliten umzingelten sie und beschossen sie mit Steinschleudern.

26 Der König von Moab sah ein, dass er ohne fremde Hilfe verloren war. Darum versuchte er, mit 700 Soldaten den Belagerungsring zu durchbrechen, um zum König von Edom vorzudringen, doch ohne Erfolg. 27 In seiner Verzweiflung ließ er seinen ältesten Sohn holen, den Thronfolger, und verbrannte ihn als Opfer auf der Stadtmauer. Darüber waren die Israeliten sehr empört. Sie hoben die Belagerung auf und kehrten nach Israel zurück.

Elisa hilft einer armen Witwe

4 1 Eines Tages klagte die Witwe eines Prophetenjüngers Elisa ihre Not: »Herr, du hast doch meinen verstorbenen Mann gekannt. Du weißt, dass er große Ehrfurcht vor dem HERRN hatte. Aber nun ist einer gekommen, dem wir noch Geld schulden, und hat gedroht, meine beiden Söhne als Sklaven zu nehmen, wenn ich nicht sofort bezahle.«

2 »Wie kann ich dir nur helfen?«, überlegte Elisa. »Hast du noch irgendwelche Vorräte im Haus?«

Sie antwortete: »Mein Herr, außer einem kleinen Krug mit Öl habe ich gar nichts mehr.«

3 »Gut«, sagte er, »geh und leih dir von deinen Nachbarinnen leere Krüge aus, aber nicht zu wenige! 4Dann geh mit deinen Söhnen ins Haus und verriegle die Tür! Als Nächstes gießt du dein Öl in die Gefäße. Sobald eins voll ist, stell es zur Seite!«

5 Die Witwe tat, was Elisa ihr aufgetragen hatte. Sie verriegelte die Haustür hinter sich und ihren Söhnen. Die beiden Jungen reichten ihr die Krüge, und sie goss das Öl hinein. 6 Bald waren alle Gefäße voll, und als die Mutter rief: »Gebt mir noch einen Krug!«,

antwortete einer ihrer Söhne: »Wir haben keine leeren Krüge mehr!« Von da an vermehrte sich das Öl nicht mehr.

7 Die Frau eilte zum Propheten Elisa und erzählte ihm, was geschehen war. Da forderte er sie auf: »Geh nun und verkauf das Öl! Von dem Erlös kannst du deine Schulden bezahlen, und es wird noch genug übrig bleiben, damit du und deine Söhne davon leben können.«

Elisa verheißt seinen Gastgebern einen Sohn

8 Als Elisa einmal nach Schunem kam, lud ihn eine wohlhabende Frau des Dorfes zum Essen ein. Von da an war er jedes Mal in ihrem Haus zu Gast, wenn er in Schunem vorbeikam. 9 Eines Tages sagte die Gastgeberin zu ihrem Mann: »Ich bin sicher, dass der Mann, der oft zu uns kommt, ein heiliger Bote Gottes ist! 10 Wollen wir ihm nicht im oberen Stockwerk ein kleines Zimmer einrichten? Wir stellen ihm ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine Lampe hinein. So kann er sich zurückziehen und etwas ausruhen, wenn er uns besucht.«

11 Als Elisa wieder einmal nach Schunem kam, ging er in sein neues Zimmer hinauf und ruhte sich aus. 12-13 Dann befahl er seinem Diener Gehasi: »Geh zu unserer Gastgeberin und sag ihr: ›Du hast dir für uns so viel Mühe gemacht. Können wir auch etwas für dich tun? Sollen wir vielleicht beim König oder beim Heerführer ein gutes Wort für dich einlegen?‹«

Gehasi ging hinunter und rief nach der Frau. Als er sein Angebot vorgetragen hatte, wehrte sie ab: »Ach, es geht mir doch gut. Ich habe so viele Verwandte hier in der Stadt.«

14 Als der Diener mit dieser Antwort zurückkam, fragte Elisa ihn: »Was könnte man sonst für diese Frau tun?«

Gehasi erwiderte: »Nun, die Frau hat keine Kinder, und ihr Mann ist schon ziemlich alt.«

15 Da sagte der Prophet: »Gut, ruf sie her!« Gehasi holte die Frau. Sie kam und blieb in der Tür stehen. 16 Elisa erklärte ihr: »Nächstes Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn in den Armen halten!«

»Ach, mein Herr«, rief sie, »belüge mich nicht. Du bist doch ein Bote Gottes!«

17 Doch einige Zeit später wurde die Frau schwanger und brachte ein Jahr nach diesem Gespräch einen Sohn zur Welt, genau wie Elisa es vorausgesagt hatte.

Elisa erweckt den Sohn seiner Gastgeber wieder zum Leben

18 Inzwischen war der Junge größer geworden. Eines Tages lief er aufs Feld hinaus zu seinem Vater, der dort mit den Arbeitern Getreide erntete. 19 Auf einmal begann der Junge zu jammern:

»Mein Kopf tut so weh!« Sofort befahl der Vater einem der Knechte: »Trag ihn schnell nach Hause!« 20 Der Knecht brachte den Jungen nach Hause zu seiner Mutter. Sie setzte sich hin und nahm ihn auf den Schoß. Gegen Mittag aber starb er. 21 Da trug sie das tote Kind ins obere Schlafzimmer hinauf, legte es auf das Bett des Propheten und schloss den Raum ab. Dann eilte sie auf das Feld hinaus

22 und rief ihrem Mann zu: »Ich brauche einen Knecht und eine Eselin! Ich muss sofort zu dem Propheten. Ich bin bald wieder zurück.«

23 Erstaunt fragte ihr Mann: »Warum willst du ihn ausgerechnet heute besuchen? Es ist doch kein Feiertag, weder Neumond noch Sabbat!« Sie ging gar nicht auf die Frage ein, sondern verabschiedete sich kurz.

24 und lief zurück, um die Eselin zu satteln. Dann befahl sie ihrem Diener: »Treib das Tier tüchtig an, damit wir schnell vorankommen. Halt erst an, wenn ich es sage!« 25 So kam sie zum Propheten Elisa an den Berg Karmel.

Als er sie von weitem kommen sah, sagte er überrascht zu seinem Diener Gehasi: »Da kommt ja unsere Gastgeberin aus Schunem! 26 Lauf ihr entgegen und frag sie, ob es ihr, ihrem Mann und dem Kind gut geht!«

»Ja, ja, es geht uns gut«, antwortete sie auf Gehasis Frage.

27 Doch kaum war sie bei Elisa auf dem Berg, da fiel sie vor ihm nieder und umklammerte seine Füße. Gehasi wollte sie wegstoßen, aber Elisa wehrte ab: »Lass sie! Irgendetwas bedrückt sie sehr, aber ich weiß nicht was, denn der HERR hat mir nichts gesagt.«

28 Da brach es aus ihr heraus: »Habe ich dich, mein Herr, etwa um einen Sohn gebeten? Habe ich damals nicht sogar abgewehrt und gesagt, du solltest mir keine falschen Hoffnungen machen?«

29 »Gehasi, mach dich sofort fertig zum Aufbrechen!«, befahl Elisa seinem Diener. »Nimm meinen Stab und eile so schnell wie möglich nach Schunem. Wenn du unterwegs jemandem begegnest, dann bleib nicht stehen, um ihn zu begrüßen, und wenn dich einer anredet, gib keine Antwort! Geh und leg meinen Stab auf das Gesicht des Jungen!«

30 Doch die Mutter bestand darauf, dass Elisa selbst mitkam. Sie sagte: »So wahr der HERR lebt und so wahr du lebendig vor mir stehst: Ohne dich gehe ich nicht nach Hause!« Da gab er nach und ging mit ihr.

31 Gehasi war vorausgeeilt und hatte den Stab auf das Gesicht des toten Jungen gelegt. Doch ohne Erfolg – der Junge bewegte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Da kehrte Gehasi wieder zurück, um es Elisa zu melden. Unterwegs traf er ihn und berichtete: »Er ist nicht aufgewacht!«

32-33 Als Elisa in Schunem angekommen war, ging er allein hinauf in sein Zimmer und verriegelte die Tür hinter sich. Noch immer lag das Kind regungslos auf dem Bett. Elisa betete zum HERRN. 34 Dann legte er sich so auf den toten Jungen, dass sein Mund auf dem Mund des Kindes lag, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Händen. Während er so dalag, wurde der Leib des Toten langsam warm. 35 Der Prophet stand auf, verließ das Zimmer und ging im Haus umher. Schließlich kehrte er zurück und legte sich noch einmal auf den Jungen. Da nieste das Kind siebenmal und schlug die Augen auf.

36 Elisa rief nach Gehasi und befahl ihm: »Hol schnell unsere Gastgeberin!« Als sie das Zimmer betrat, sagte Elisa zu ihr: »Hier ist dein Sohn.« 37 Die Frau warf sich vor dem Propheten zu Boden. Dann ging sie zusammen mit ihrem Sohn hinunter.

Kommentar

Anteilnahme und Gebet

In diesem Abschnitt sehen wir, warum das Bild des Hirten in der Bibel so beliebt ist: Es gab viele Schafe. „Mescha, der König von Moab, besaß große Schafherden und hatte dem König von Israel als Tribut 100000 Schlachtschafe und ebenso viele einjährige Schafböcke zu liefern“ (3,4; GNB).

Die Ereignisse, von denen wir heute lesen, fanden im 9. Jh. v.Chr. statt. Joram regierte von 852 bis 841 v.Chr. Neben den Kriegen gab es in Israel eindeutig auch Unrecht und andere innenpolitische Probleme. Ein Beispiel hierfür sind die Witwe und ihre Söhne, die in die Sklaverei verkauft werden sollen (4,1).

In diese Situation hinein kommt Elisa. Wie ein guter Hirte liebt er die Menschen und sorgt für sie. Er fragt, „Was kann ich für dich tun?“ (4,2) Und er rettet die Witwe vor den furchtbaren Konsequenzen aus Überschuldung und vor der potentiellen Versklavung, die ihr drohte.

Mitgefühl
Als nächstes hat Elisa, der „heilige Mann Gottes“ (4,9), Mitleid mit einer Frau aus Schunem, die bisher kinderlos ist. Sie entdeckte, wie Gott gastfreie Menschen ehrt. Elisa spricht ein Wort Gottes über ihr aus, und sie wird schwanger (4,15-17).

Gebet
Als ihr Sohn stirbt, betet er zum Herrn (4,33) und gibt dem Jungen eine übernatürliche Mund-zu-Mund-Beatmung Der Junge kehrt - siebenmal niesend – ins Leben zurück (4,34-35).

Gebet

Herr, erfülle uns mit Deinem Mitgefühl besonders für die armen und leidenden Menschen, für die, die am Rande unserer Gesellschaft stehen. Hilf uns dabei, ihnen Deine Liebe und Heilung zu bringen. Lass uns mehr wie Jesus, „der gute Hirte“ (Johannes 10,11) werden, der Seine Herde liebt und bereit war, Sein Leben für sie zu geben.

Pippa fügt hinzu

2. Könige 4,32–35

Gott beantwortet verzweifelte Schreie, die aus tiefstem Herzen kommen.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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