Tag 185

Was Gott mit dir vorhat

Weisheit Sprüche 16,8–17
Neues Testament Apostelgeschichte 22,22–23,11
Altes Testament 2. Könige 6,24–8,15

Einführung

Ich bin studierter Rechtsanwalt und habe auch einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. 1981 hatten meine Frau Pippa und ich dann den Eindruck, dass Gott uns in den vollzeitlichen Dienst in der Church of England berufen wolle, und dass ich ordinierter Pastor werden solle. Auch hatten wir das Gefühl, dass ich mein Studium im September 1982 am Theologischen Seminar der Universität in Durham beginnen sollte. Ich stand ganz oben auf der Warteliste, und mir wurde versichert, dass jemand abspringen und ich nachrücken würde. Mit dieser Aussage begannen wir, anderen von unseren Plänen zu erzählen, und ich informierte auch die Kanzlei, für die ich damals tätig war, dass ich sie verlassen würde.

Kurz bevor Beginn des Semesters wurde mir mitgeteilt, dass überraschenderweise niemand abgesprungen sei und ich also nicht wie geplant mein Studium dort würde aufnehmen können. Wir versuchten alles, sie irgendwie umzustimmen. Verzweifelt versuchten ich, an einem anderen Theologischen Seminar unterzukommen. Wir beteten und setzten alles dran, aber ohne Erfolg. Die Tür war fest verschlossen.

Das nächste Jahr war enorm schwierig. Die Kanzlei übertrug mir nur wenige Fälle. Sie wussten ja, dass ich sie verlassen würde und keine Motivation hatte, meine Karriere voranzutreiben. Es war gleichermaßen enttäuschend wie verwirrend.

Am Ende studierten wir in Oxford und 1986 fing ich als stellvertretender Pastor bei HTB an. Wenn wir heute zurückschauen, sehen wir, dass, hätten wir seinerzeit den Platz in Durham bekommen, das Timing für das Vikariat bei HTB nicht gestimmt hätte, und wir folglich heute nicht das täten, was wir tun. Ich bin Gott dankbar, dass Er unsere Pläne blockierte und unsere Schritte strategisch geführt hat.

Wenn du gerade von vermeintlichen Rückschlägen enttäuscht bist, denk daran, dass Seine Pläne für dich „gut und gottgefällig und vollkommen“ sind (Römer 12,2; GNB). Nichts geschieht ohne Gottes Erlaubnis. Gott hat alles in der Hand, und Er führt alles zum Guten (Römer 8,28).

Weisheit

Sprüche 16,8–17

8 Besser wenig Besitz, der ehrlich verdient ist,
  als großer Reichtum, durch Betrug erschlichen.

9 Der Mensch plant seinen Weg,
  aber der HERR lenkt seine Schritte.

10 Der König urteilt an Gottes Stelle,
  darum irrt er sich nicht, wenn er Recht spricht.

11 Der HERR will, dass Waage und Gewichte stimmen,
  denn er selbst hat diese Ordnung aufgestellt.

12 Königen ist das Unrecht verhasst,
  denn ihre Macht ist nur sicher, wenn Gerechtigkeit herrscht.

13 Könige wollen die Wahrheit hören,
  darum achten sie ehrliche Menschen.

14 Der Zorn des Königs ist ein Vorbote des Todes,
  deshalb versucht ein kluger Mensch, ihn freundlich zu stimmen.

15 Die Gunst des Königs bedeutet Leben;
  seine Anerkennung ist so wohltuend wie ein sanfter Frühlingsregen.

16 Weisheit und Urteilsvermögen zu erlangen
  ist viel kostbarer als Silber oder Gold!

17 Ein aufrichtiger Mensch meidet das Böse;
  wer dies beachtet, wird sein Leben retten.

Kommentar

Gott lenkt deine Schritte durch menschliche Pläne

Planen ist gut. Aber wir müssen es mit der nötigen Demut und in der Erkenntnis tun, dass unsere Pläne nur mit Erfolg gesegnet werden, „wenn der Herr es will“ (Jakobus 4,13-15). Im Buch der Sprüche heißt es, „Ein Mensch kann seinen Weg planen, seine Schritte aber lenkt der Herr“ (16,9).

Manchmal richten wir unsere Pläne nach Gottes Absichten für uns aus. Ein andermal – jedenfalls nach meiner Erfahrung – überstimmt Gott unsere Pläne. Wir sollten immer für möglich halten, dass wir etwas falsch verstanden haben könnten und letzten Endes dankbar sein, dass der Herr unsere Schritte lenkt.

Gott verfolgt Seine Absichten mit uns häufig durch gute Leiter. Gute Leiter spornen sich gegenseitig an (16,10). Ihre Entscheidungen basieren nicht allein auf dem, was gerade „in“ ist: „ihre Gerechtigkeit festigt ihre Herrschaft“ (16,12b). Sie kultivieren einen transparenten Umgang: „[gute Leiter] haben Gefallen an ehrlicher Rede; sie lieben es, wenn jemand die Wahrheit sagt“ (16,13; GNB). Sie „spenden Leben; [ihre] Gunst ist erfrischend wie ein sanfter Regenschauer“ (16,15).

Gebet

Danke, Herr, dass Du es bist, der meine Schritte lenkt, auch wenn ich mir im Herzen meinen Weg erdenke (LUT).

Neues Testament

Apostelgeschichte 22,22–23,11

Paulus beruft sich auf sein römisches Bürgerrecht

22 Bis dahin hatten alle Paulus ruhig angehört. Doch nun begannen sie zu schreien: »Weg mit ihm! Er darf nicht länger leben!«

23 Voller Empörung zerrissen sie ihre Kleider und wüteten, dass der Staub hoch aufwirbelte. 24 Da ließ der Kommandant Paulus in die Festung bringen und befahl, ihn auszupeitschen und zu verhören. Auf diese Weise wollte er erfahren, weshalb die Menge so erregt den Tod von Paulus forderte. 25 Man hatte den Apostel bereits zum Auspeitschen festgebunden, als Paulus den dabeistehenden Hauptmann fragte: »Seit wann ist es bei euch erlaubt, einen römischen Bürger auszupeitschen, noch dazu ohne Gerichtsurteil?«

26 Der Hauptmann lief zum Kommandanten und benachrichtigte ihn: »Der Mann ist ein römischer Bürger! Was willst du jetzt tun?«

27 Da ging der Kommandant selbst zu Paulus und fragte ihn: »Stimmt es, dass du ein römischer Bürger bist?« –

»Ja, das stimmt«, erwiderte Paulus.

28 Der Kommandant erklärte: »Ich habe für dieses Bürgerrecht ein Vermögen gezahlt.«

»Ich aber wurde schon als römischer Bürger geboren«, erwiderte Paulus.

29 Die Soldaten, die ihn verhören sollten, banden ihn sofort los, denn der Kommandant fürchtete, Schwierigkeiten zu bekommen, weil er befohlen hatte, einen römischen Bürger auszupeitschen.

Paulus vor dem Hohen Rat

30 Der Kommandant wollte endlich genau wissen, was die Juden Paulus eigentlich vorwarfen. Deswegen befahl er am nächsten Tag den obersten Priestern und dem Hohen Rat, sich zu einer Sitzung zu versammeln, und nachdem man Paulus aus dem Gefängnis geholt und ihm die Fesseln abgenommen hatte, wurde auch er dorthin gebracht.

23 1 Ruhig blickte Paulus die Mitglieder des Hohen Rates an und sagte: »Liebe Brüder! Ich habe bis zum heutigen Tag Gott gedient, und zwar mit völlig reinem Gewissen.« 2 Aufgebracht befahl daraufhin der Hohepriester Hananias den dabeistehenden Dienern, Paulus auf den Mund zu schlagen. 3 Der aber rief: »Du Heuchler, Gott wird dich dafür strafen. Du willst hier nach dem Gesetz Recht sprechen, aber brichst selber das Gesetz und lässt mich schlagen!«

4 Da empörten sich einige von den Dienern: »Du wagst es, den Hohenpriester Gottes zu beleidigen?«

5 »Ich wusste nicht, Brüder, dass er der Hohepriester ist«, lenkte Paulus ein, »denn natürlich ist mir bekannt, dass es in der Heiligen Schrift heißt: ›Das Oberhaupt deines Volkes sollst du nicht beleidigen.‹ «

6 Paulus wusste, dass zum Hohen Rat sowohl Sadduzäer als auch Pharisäer gehörten. Deshalb rief er laut: »Brüder, ich bin ein Pharisäer wie viele meiner Vorfahren, und nun stehe ich hier vor Gericht, weil ich an die Auferstehung der Toten glaube.« 7 Diese Worte lösten einen heftigen Streit zwischen den Pharisäern und Sadduzäern aus, und die Versammlung spaltete sich in zwei Lager. 8 Denn im Gegensatz zu den Pharisäern behaupten die Sadduzäer: Es gibt keine Auferstehung und weder Engel noch Geister.

9 Immer lauter wurde der Streit. Aufgeregt sprangen einige Schriftgelehrte der Pharisäer auf und riefen: »An dem Mann ist doch nichts, wofür er verurteilt werden könnte. Vielleicht hat ja wirklich ein Geist oder Engel zu ihm geredet.« 10 Der Tumult nahm solche Formen an, dass der römische Kommandant fürchtete, Paulus vor der aufgebrachten Menge nicht länger schützen zu können. Deshalb ließ er einen Trupp Soldaten kommen, die Paulus aus der Mitte der Streitenden holten und ihn wieder in die Festung zurückbrachten.

11 In der folgenden Nacht trat der Herr zu Paulus und sagte: »Du kannst unbesorgt sein! So wie du in Jerusalem mein Zeuge gewesen bist, sollst du auch in Rom mein Zeuge sein!«

Kommentar

Gott lenkt deine Schritte auch bei menschlichen Widerständen

Sorgst du dich um deine Zukunft? Kämpfst du gerade mit Widerständen, Schwierigkeiten oder Krisen? Gibt es Pläne, dich zu Fall zu bringen?

In unserer Geschichte heute konkurrieren mehrere Pläne miteinander. In welchem Verhältnis stehen sie zu Gottes Absichten?

1. Die Menge
Die Menge wollte Paulus loswerden. Sie riefen, „Fort mit einem solchen Mann“ (22,22). Die Situation bringt Paulus in Bedrängnis, aber ihr Vorhaben scheitert letztlich, weil es Gottes Absichten entgegen steht.

2. Der Befehlshaber
Der „Befehlshaber“, ein Mann mit militärischer Macht, wollte Paulus auspeitschen lassen (22,24). Paulus wird in die Folterkammer geführt, aber sein Plan scheitert, denn es war illegal, einen Bürger Roms ohne Urteil auszupeitschen; dem Befehlshaber war nicht bewusst gewesen, dass Paulus römischer Bürger war.

3. Das Gericht
Die religiösen Autoritäten, der Hohe Rat plante, Paulus zu töten (23,12). Paulus wird dem Gericht vorgeführt (22,30). Dort verweist er auf seine Unschuld. „Sofort befahl der Hohe Priester Hananias denen, die neben Paulus standen, ihn auf den Mund zu schlagen“ (23,2). Paulus antwortet darauf, „Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand“ (23,3).

Paulus gelingt es, die Mitglieder des Hohen Rates zu spalten (23,7-8). Ihm gehörten Pharisäer (die an die Auferstehung der Toten glaubten) und Sadduzäer (die das nicht taten) an. Paulus erkannte das und nutzt ihre Gegnerschaft aus (23,6). Im Prinzip sagt Paulus, „Ihr klagt mich nur an, weil ich Pharisäer bin und an die Auferstehung der Toten glaube“ (23,6).

4. Die Krisen
In alledem versucht Paulus, seine Pläne mit Gottes Absichten abzustimmen. Er wurde von Gott geführt. Im Geist entschied er sich, erst nach Jerusalem und dann nach Rom zu reisen (19,21). Trotzdem geriet er von einer Krise in die nächste.

Paulus muss sich manchmal gefragt haben, ob er vielleicht doch etwas an Gottes Absichten falsch verstanden hatte. Aber inmitten dieser Krise kommt der Herr zu ihm und sagt, „Sei zuversichtlich, Paulus. Genauso, wie du den Menschen hier in Jerusalem von mir erzählt hast, musst du meine Botschaft auch in Rom predigen“ (23,11).

Gott wird auch deine Schritte strategisch leiten. Souveränität Gottes bedeutet, dass wir uns keine Gedanken über das Ergebnis machen müssen. Gott hat alles im Griff, auch wenn es uns manchmal schwer fällt, das zu erkennen.

Wie mit Paulus ist Gottes Plan für dich, dass du Ihn bezeugst – wo du auch bist. Gib Zeugnis, wo angemessen. Selbst wenn du nichts sagst, ist dein Leben ein Zeugnis. Warte nicht auf den perfekten Augenblick. Tatsächlich ist unser Zeugnis in schwierigen Zeiten oft am stärksten.

Gebet

Herr, bitte lass mich mein Zeugnis so mutig geben wie Paulus, wo auch immer ich gerade bin.

Altes Testament

2. Könige 6,24–8,15

Schwere Hungersnot im belagerten Samaria

24 Einige Zeit später zog König Ben-Hadad von Syrien alle seine Truppen zusammen, marschierte in Israel ein und belagerte Samaria. 25 In der eingeschlossenen Stadt brach eine große Hungersnot aus. Schließlich kostete ein Eselskopf 80 Silberstücke, und für eine Handvoll Taubenmist musste man 5 Silberstücke bezahlen.

26 Als König Joram einmal auf der Stadtmauer umherging, flehte eine Frau ihn an: »Hilf mir doch, mein Herr und König!«

27 Er entgegnete: »Wenn schon der HERR dir nicht hilft, wie sollte dann ich dir helfen können? Kann ich dir etwa Brot oder Wein geben? 28 Was also willst du?«

Da brach es aus ihr heraus: »Diese Frau da drüben hat zu mir gesagt: ›Gib du heute deinen Sohn her, damit wir ihn essen können. Morgen essen wir dann meinen.‹ 29 Also haben wir meinen Sohn gekocht und ihn gegessen. Doch als ich am nächsten Tag zu ihr kam und sie aufforderte, nun ihren Sohn herzugeben, da hatte sie ihn versteckt.«

30 Als der König das hörte, zerriss er erschüttert sein Obergewand. Weil er immer noch oben auf der Stadtmauer stand, konnten alle sehen, dass er auf dem bloßen Leib nur ein Bußgewand aus grobem Stoff trug. 31 Zornig rief er: »Gott soll mich schwer bestrafen, wenn ich nicht heute noch Elisa, den Sohn von Schafat, um einen Kopf kürzer mache!«

32 Er schickte einen Boten voraus und machte sich dann selbst auf den Weg zu Elisa. Elisa war zu Hause, und die führenden Männer der Stadt saßen gerade bei ihm. Noch bevor der königliche Bote angekommen war, sagte Elisa zu den Männern: »Gerade hat der König, dieser Mörder, einen Boten losgeschickt, der mir den Kopf abschlagen soll! Lasst ihn nicht herein, sondern verriegelt die Tür! Der König wird auch gleich hier sein.« 33 Elisa hatte noch nicht ausgeredet, da waren der Bote und gleich nach ihm der König auch schon herangeeilt.

Der König fuhr Elisa an: »Der HERR hat uns in dieses Unglück gestürzt! Warum sollte ich von ihm noch Hilfe erwarten?«

7 1 Da ergriff Elisa das Wort. »Hört, was der HERR dazu sagt: Morgen um diese Zeit könnt ihr beim Stadttor von Samaria für ein Silberstück 5 Kilo feines Weizenmehl oder sogar 10 Kilo Gerste kaufen!«

2 Spöttisch antwortete der hohe Offizier, der den König begleitet hatte: »Das ist unmöglich! Sollte der HERR etwa am Himmel ein Fenster öffnen und Getreide herunterschütten?«

»Mit eigenen Augen wirst du es sehen«, gab Elisa ihm zurück, »aber essen wirst du nichts davon!«

Das Ende der Hungersnot

3 Draußen vor dem Stadttor saßen vier aussätzige Männer. Sie sagten zueinander: »Was sollen wir hier sitzen und auf den Tod warten? 4 In der Stadt herrscht Hungersnot. Gehen wir in die Stadt, dann verhungern wir, bleiben wir hier, verhungern wir auch. Warum also nicht ins Lager der Syrer gehen? Wenn sie uns am Leben lassen, dann haben wir noch einmal Glück gehabt. Und wenn sie uns umbringen, ist es auch egal. Hier wären wir ja sowieso gestorben.«

5 Sobald es dunkel wurde, machten die vier sich auf den Weg zum Heerlager der Syrer. Doch als sie zu den ersten Zelten kamen, konnten sie weit und breit keinen Menschen entdecken. 6 Denn der Herr hatte die Syrer das Donnern von Pferdehufen und den Lärm heranbrausender Streitwagen hören lassen, als ob ein riesiges Heer im Anmarsch wäre. »Das sind die Könige der Hetiter und der Ägypter mit ihren Truppen!«, hatten die Syrer gedacht. »Bestimmt hat der König von Israel sie zu Hilfe gerufen! Gleich greifen sie an!« 7 Hals über Kopf hatten die Syrer in der Abenddämmerung die Flucht ergriffen. Ihre Zelte, die Pferde und Esel, ihr ganzes Hab und Gut – alles hatten sie zurückgelassen und waren um ihr Leben gerannt.

8 Als nun die vier aussätzigen Männer ins Lager kamen, gingen sie in eines der Zelte, aßen sich erst einmal satt und stillten ihren Durst. Dann rafften sie alles an Silber, Gold und Kleidern zusammen, was sie dort im Zelt finden konnten, und versteckten die Schätze außerhalb des Lagers. Schnell eilten sie zurück, gingen in das nächste Zelt und nahmen auch von dort alles mit, was sie an Kostbarem finden konnten, um es in ihr Versteck zu bringen.

9 Doch dann sagten sie zueinander: »Eigentlich ist es nicht recht, was wir hier tun. Heute ist ein Freudentag! Wir haben eine so gute Nachricht für die Leute in der Stadt und behalten sie für uns. Wenn wir unsere Entdeckung erst morgen früh melden, machen wir uns schuldig. Kommt, lasst uns zurückgehen und im Königspalast alles berichten!«

10 Die vier eilten zur Stadt zurück, machten die Torwächter durch lautes Rufen auf sich aufmerksam und erzählten ihnen, wie sie ins syrische Heerlager gekommen waren, aber dort keinen Menschen angetroffen hatten: »Wir sahen und hörten niemanden; Pferde und Esel waren an ihren Pfosten angebunden, und in den Zelten lagen noch alle Habseligkeiten der Syrer herum.« 11 Die Torwächter verbreiteten die Nachricht sofort in der ganzen Stadt, und auch im Königspalast wurde sie gemeldet.

12 Obwohl es mitten in der Nacht war, stand König Joram auf und ließ seine Berater zu sich kommen. »Ich kann euch sagen, was die Syrer vorhaben«, begann der König. »Sie haben längst gemerkt, dass wir am Verhungern sind. Nun haben sie sich aus dem Lager zurückgezogen und sich in einem Hinterhalt versteckt. Sobald wir aus der Stadt herauskommen, wollen sie uns alle gefangen nehmen, um dann mühelos die Stadt zu erobern.«

13 Da schlug einer der Berater vor: »Wir könnten doch fünf unserer letzten Pferde anspannen und in das Lager der Syrer fahren! Wir haben ja ohnehin nichts zu verlieren. Irgendwann werden die Tiere sterben, und auch wir halten nicht mehr lange durch. Lasst uns hinausfahren! Dann wollen wir einmal sehen, was geschieht!«

14 Die Pferde wurden vor zwei Streitwagen gespannt. Der König gab den Wagenlenkern den Auftrag, das Versteck der Syrer aufzuspüren. 15 Die Kundschafter machten sich auf und folgten dem Weg, den das Heer genommen haben musste. Sie sahen überall Kleider und Waffen herumliegen, die die Syrer weggeworfen hatten, um schneller fliehen zu können. Beim Jordan kehrten sie um, eilten nach Samaria zurück und berichteten dem König, was sie gesehen hatten. 16 Da strömten die Einwohner der Stadt in das verlassene Lager hinaus und plünderten es. Und was der HERR angekündigt hatte, das traf nun ein: Für ein Silberstück bekam man 5 Kilogramm feines Weizenmehl oder sogar 10 Kilogramm Gerste!

17 Der König hatte den hohen Offizier, mit dem er am Tag zuvor zu Elisa gegangen war, zum Stadttor geschickt, um dort für Ordnung zu sorgen. Doch die aufgeregte Volksmenge trampelte ihn zu Tode. So traf ein, was der Prophet vorausgesagt hatte, als der König und sein Begleiter bei ihm waren. 18 Elisa hatte ja zum König gesagt, dass man am folgenden Tag beim Stadttor für ein einziges Silberstück 5 Kilogramm feines Weizenmehl oder sogar 10 Kilogramm Gerste kaufen könnte.

19 Darauf hatte der Offizier spöttisch geantwortet: »Das ist unmöglich! Sollte der HERR etwa am Himmel ein Fenster öffnen und Getreide herunterschütten?« Da hatte der Prophet ihm erwidert: »Mit eigenen Augen wirst du es sehen, aber essen wirst du nichts davon!« 20 Und so geschah es nun: Die aufgeregte Volksmenge trampelte ihn beim Stadttor zu Tode.

König Joram verhilft der Frau aus Schunem zu ihrem Recht

8 1 Elisa hatte der Frau, deren Sohn er wieder zum Leben erweckt hatte, geraten: »Zieh mit deiner Familie und mit deiner ganzen Verwandtschaft weg von hier und lass dich vorübergehend irgendwo im Ausland nieder! Denn der HERR lässt eine Hungersnot über das Land kommen, die sieben Jahre dauern wird.« 2 Da hatte die Frau ihre Sachen gepackt und war mit ihren Angehörigen ins Ausland gezogen, wie der Prophet ihr geraten hatte. Sie hatte sich im Land der Philister niedergelassen.

3 Als die sieben Jahre vorüber waren, kehrte sie nach Israel zurück. Doch inzwischen hatten andere von ihrem Haus und ihrem Land Besitz ergriffen. Da wandte sie sich hilfesuchend an den König. 4 Als sie an den Hof kam, unterhielt der König sich gerade mit Elisas Diener Gehasi. Der König hatte ihn gebeten, ihm von allen großen Taten des Propheten zu berichten. 5 Gerade als Gehasi erzählte, wie Elisa den toten Jungen wieder zum Leben erweckt hatte, kam die Frau herein und bat den König, ihr im Rechtsstreit um ihr Haus und ihre Felder zu helfen.

Da sagte Gehasi: »Mein Herr und König, das ist die Frau, von der ich dir eben erzählt habe, und der Junge bei ihr – das ist ihr Sohn, den Elisa wieder lebendig gemacht hat!« 6 »Stimmt das?«, fragte der König die Frau, und sie erzählte ihm noch einmal alles.

Da gab er ihr einen Hofbeamten mit und befahl ihm: »Sorge dafür, dass sie ihren gesamten Besitz wieder zurückbekommt! Man soll ihr auch den ganzen Ertrag vergüten, den die Felder abgeworfen haben, seit dem Tag ihrer Abreise bis heute.«

Elisa in Damaskus

7 Eines Tages kam Elisa nach Damaskus. Zu dieser Zeit lag der syrische König Ben-Hadad krank im Bett. Als man ihm berichtete, der Prophet aus Israel sei in der Stadt, 8 befahl er seinem Diener Hasaël: »Geh zu dem Boten Gottes, nimm Geschenke mit und frag durch ihn den HERRN, ob ich wieder gesund werde.«

9 Hasaël ließ vierzig Kamele mit kostbaren Geschenken aus Damaskus beladen, ging zu Elisa und sagte: »Dein ergebener Diener, König Ben-Hadad von Syrien, hat mich zu dir gesandt. Er lässt dich fragen, ob er wieder gesund wird.«

10 Elisa antwortete: »Geh und richte ihm aus, dass er wieder gesund wird. Allerdings hat der HERR mir gezeigt, dass er trotzdem sterben muss!« 11 Bei diesen Worten wurde Elisas Gesicht sehr ernst, und er sah Hasaël so durchdringend an, dass dieser verlegen den Blick senkte. Plötzlich begann der Prophet zu weinen.

12 »Mein Herr, warum weinst du?«, fragte Hasaël,

und er antwortete: »Weil ich weiß, welches Leid du den Israeliten zufügen wirst: Ihre Städte wirst du in Brand setzen und ihre jungen Männer mit dem Schwert umbringen. Du wirst ihre Säuglinge zerschmettern und den schwangeren Frauen den Bauch aufschlitzen.«

13 Hasaël erwiderte: »Ach, mein Herr, wer bin ich schon? Es steht gar nicht in meiner Macht, so etwas zu tun!«

Da sagte Elisa zu ihm: »Der HERR hat mir gezeigt, dass du König über Syrien wirst.«

14 Danach ging Hasaël zu seinem Herrn zurück. Ben-Hadad fragte ihn sofort: »Was hat Elisa dir gesagt?« »Er hat mir versichert, dass du wieder gesund wirst«, antwortete Hasaël. 15 Doch schon am nächsten Tag nahm der Diener eine Decke, tauchte sie ins Wasser und presste sie dem König so lange aufs Gesicht, bis er erstickt war. Dann wurde Hasaël an Ben-Hadads Stelle König.

Kommentar

Gott lenkt deine Schritte durch andere Menschen

Gott erreicht Seine Ziele durch andere Menschen.

Das Leid der Menschen in Samaria war schier unerträglich: Hungersnöte, astronomisch hohe Lebensmittelpreise und sogar Fälle von Kannibalismus (6,24-31). Der König kommt mit einer erbärmlichen Antwort, als eine Frau ihn um Hilfe anfleht. Er erwidert, „Wenn der Herr dir nicht hilft, was kann ich dann tun?“ (6,27). Das ist die falsche Reaktion.

Dass Gott in Seinen Plänen souverän ist, ist keine Entschuldigung für unterlassene Hilfeleistung. Gott wirkt durch andere Menschen. Wenn du eine Not siehst, bist du aufgefordert, Gottes Hand zu sein, die die Not lindert. Elisa tat das, und Gott gebrauchte Elisa. Er prophezeite, „So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit werden auf dem Markt von Samaria ein Maß feines Mehl und zwei Maß Gerste nur noch einen Schekel Silber kosten“ (7,1).

Gott ließ vier Leprakranke große Vorräte entdecken. Doch während sie aßen und tranken, sagten sie zu einander, „Wir handeln nicht richtig, wenn wir die gute Nachricht dieses Tages nicht weitersagen. Wenn wir bis morgen warten, machen wir uns schuldig“ (7,9). Die Lebensmittelpreise brachen über Nacht ein. Jedes Wort, das Elisa gesprochen hatte, erwies sich als wahr.

Die Erde bringt genügend Essen für alle Menschen hervor, und trotzdem leidet jeder Achte Hunger. Wenn wir nur zusehen, dass wir selbst satt werden, „machen wir uns schuldig“ (7,9). Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, dass unsere Generation das Ende dieser extremen Armut auf der Welt erlebt.

Durch die jüngste Covid-19 Krise hatten allein im Vereinten Königreich rund 1,5 Millionen Menschen tageweise kein Essen, obwohl ausreichen Lebensmittel zur Verfügung standen. Diese Situation motivierte Tom und Sarah Jackson, die Kampagne #LoveYourNeighbour (Liebe deinen Nächsten) ins Leben zu rufen, um diese Notlage zu überbrücken.

Es ist ein wunderbares Bild für unsere Motivation, anderen die gute Nachricht von Jesus zu bringen. Sie Männer aus unserer Geschichte stolperten quasi über einen Berg voller Essen und erkannten, dass Gott sie aus der Hand der Feinde gerettet hatte. Sie hätten es für sich behalten können, aber das wäre ausgesprochen egoistisch gewesen.

Und doch waren sie versucht, es zu tun. Wir haben eine noch viel bessere Botschaft als sie damals – die gute Nachricht von Jesus und das Evangelium. Behalte es nicht für dich. Du bist dieser andere Mensch, der dafür verantwortlich ist, dass Gottes Pläne Wirklichkeit werden.

Gott wirkt Seine Absichten nicht nur durch Menschen, manchmal offenbart Er Seine Pläne Seinen Propheten. Elisa prophezeite in einer Hungersnot, dass diese binnen 24 Stunden vorbei sein werde (7,1). Das erschien zu dem Zeitpunkt völlig undenkbar (7,2), aber Gott rettete Sein Volk (7,6). Was Elisa vorausgesagt hatte, wurde wahr, „wie der Herr vorausgesagt hatte“ (7,16). Gott offenbarte Elisa auch, was dem König widerfahren würde (8,8.13.15).

Gebet

Herr, danke, dass Du gute Pläne für mein Leben hast, und dass Du sie am Ende erreichen wirst. Lass uns ein Segen für die Welt sein, indem wir den Hungernden Essen bringen und die gute Nachricht von Jesus in die Welt tragen, die leibliche und geistliche Speise so dringend nötig hat.

Pippa fügt hinzu

2. Könige 6,24–8,15

Gott sucht Sich die am meisten verachteten Menschen (vier Aussätzige) aus, um das verlassene Lager der Aramäer zu entdecken. Wie gut es ihnen getan haben muss, ihre ausgehungerten Leiber mit den Köstlichkeiten zu sättigen und sich mit den schönen Gewändern zu kleiden. Sie konnten sich das Beste aussuchen.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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