Tag 21

Sei ehrlich zu Gott

Weisheit Psalm 12,1–8
Neues Testament Matthäus 14,22–15,9
Altes Testament 1.Mose 41,41–42,38

Einführung

Nach langen Debatten und Untersuchen wurde „Post-Wahrheit“ zum Oxford Dictionaries Wort des Jahres 2016. Sein Gebrauch war im Laufe des Jahres um 2000% gestiegen und erreichte Höchstwerte während des US amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf und der Brexit Debatte. In der Ära der „Post-Wahrheit“ sprechen objektive Fakten weniger an als Appelle an Emotionen. Es gibt eine Toleranz für unehrliche, ungenaue Behauptungen und die totale Leugnung von Tatsachen. Unverfrorene Lügen werden zur Routine.

Aber wenn du ein Auto kaufst, willst du die Fakten über das Fahrzeug. In einer Beziehung willst du die Wahrheit wissen. Wir dürsten nach Aufrichtigkeit uns Wahrheit.

In all unseren Texten von heute sehen wir, dass Gott Lug und Trug verabscheut. David sagt, „Einer belügt den anderen. Sie schmeicheln einander, doch ihre Herzen sind nicht aufrichtig“ (Psalm 12,3). Jesus zitiert aus Jesaja, „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir“ (Matthäus 15,8; ELB). Und wenn Josefs Brüder auch ihren Vater hinsichtlich Josefs Verbleib belogen hatten (1. Mose 37,31-35), wussten sie in ihren Herzen, dass sie Gott nicht hinters Licht würden führen können, „Jetzt müssen wir das ausbaden, was wir Josef angetan haben!“ (1. Mose 42,21; Hfa).

Gott will, dass du ehrlich zu Ihm bist. Er schätzt Aufrichtigkeit. Er möchte wissen, was du heute auf dem Herzen hast.

Weisheit

Psalm 12,1–8

Gott hält, was er verspricht

1 Ein Lied von David, mit einem tief gestimmten
  Saiteninstrument zu begleiten.

2 HERR, komm mir doch zu Hilfe!
  Ich kenne keinen Menschen, der dir noch die Treue hält.
  Auf keinen kann man sich mehr verlassen.
3 Jeder belügt jeden.
  Wie leicht kommen ihnen Komplimente über die Lippen,
  aber das ist nichts als Heuchelei.

4 HERR, rotte diese Schmeichler aus,
  ja, bring diese Angeber zum Schweigen!
5 Sie prahlen: »Wir erreichen alles, denn wir sind gewaltige Redner;
  gegen uns kommt keiner an!«

6 »Doch – ich!«, spricht der HERR,
  »jetzt will ich eingreifen, denn die Schwachen werden misshandelt,
  und die Armen seufzen, weil man ihnen hart zusetzt.
  Ich werde die Unterdrückten befreien!«
7 An den Worten des HERRN gibt es nichts zu rütteln.
  Sie sind eindeutig und klar, wie durch und durch gereinigtes Silber.

8 Du, HERR, gibst uns Sicherheit und wirst uns für immer
  vor diesen selbstherrlichen Menschen beschützen.
9 Denn diese Gottlosen machen sich überall breit,
  und die Gemeinheit unter den Menschen nimmt ständig zu.

Kommentar

Rufe Gott um Hilfe an

Davids Herzensschrei ist, „Herr, hilf“ (12,2). Er beklagt sich über den Zustand der Gesellschaft – einer Gesellschaft, die der heutigen nicht unähnlich war. Er beschreibt Unehrlichkeit, Überheblichkeit, Gier und Egoismus.

Sie reden mit ihren Lippen, „doch ihre Herzen sind nicht aufrichtig“ (12,3): „Jeder belügt jeden. Mit ihren Worten schmeicheln sie, aber im Herzen spielen sie ein falsches Spiel“ (12,3; NGÜ).

Redegewandte Menschen können Gott nicht beeindrucken. Davids Herzensschrei um Hilfe beantwortet Gott mit der Zusage, dass Er den Schwachen und Bedürftigen helfen wird: „Weil den Hilflosen Gewalt angetan wird und die Armen leiden, will ich eingreifen, um sie zu retten, ich will denen helfen, die sich danach sehnen!“ (12,6).

Dann stellt David die Glaubwürdigkeit Gottes den leeren Lügen der Menschen um ihn herum gegenüber: „Auf die Worte des Herrn ist Verlass, sie sind rein und echt wie Silber, das im Schmelzofen siebenmal gereinigt wurde“ (12,7; GNB). Das gibt ihm die Zuversicht, dass Gott ihn schützen und bewahren wird, trotz aller Lügen. „Du, HERR, gibst uns Sicherheit und wirst uns für immer vor diesen selbstherrlichen Menschen beschützen“ (12,8; Hfa).

„Herr, hilf” ist ein super Gebet für den Start in den Tag; wenn du Gott bittest, dass Er dir bei allem hilft, was ansteht.

Gebet

Herr, hilf mir heute… (bring Gott alles, was du heute vorhast).

Neues Testament

Matthäus 14,22–15,9

Jesus geht auf dem Wasser

22 Gleich darauf drängte Jesus seine Jünger, in ihr Boot zu steigen und an das andere Ufer des Sees vorauszufahren. Er selbst blieb zurück, denn er wollte erst noch die Leute verabschieden. 23 Dann ging er auf einen Berg, um ungestört beten zu können. Bei Einbruch der Nacht war er immer noch dort, ganz allein. 24 Die Jünger waren schon weit draußen auf dem See, als ein Sturm heraufzog. Der starke Gegenwind peitschte die Wellen auf und machte dem Boot schwer zu schaffen.

25 In den frühen Morgenstunden kam Jesus über den See zu ihnen. 26 Als die Jünger ihn auf dem Wasser gehen sahen, waren sie zu Tode erschrocken. »Es ist ein Gespenst!«, meinten sie und schrien voller Entsetzen.

27 Aber Jesus sprach sie sofort an: »Habt keine Angst! Ich bin es doch, fürchtet euch nicht!«

28 Da rief Petrus: »Herr, wenn du es wirklich bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.«

29 »Komm her!«, antwortete Jesus.

Petrus stieg aus dem Boot und ging Jesus auf dem Wasser entgegen. Kaum war er bei ihm, 30 da merkte Petrus, wie heftig der Sturm um sie tobte. Er erschrak, und im selben Augenblick begann er zu sinken. »Herr, hilf mir!«, schrie er.

31 Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen, hielt ihn fest und sagte: »Vertraust du mir so wenig, Petrus? Warum hast du gezweifelt?«

32 Sie stiegen ins Boot, und der Sturm legte sich. 33 Da fielen sie alle vor Jesus nieder und riefen: »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«

Heilungen in Genezareth

34 Nach ihrer Überfahrt legten sie in Genezareth an. 35 Als die Leute Jesus erkannten, schickten sie Boten in die benachbarten Orte, und man brachte alle Kranken zu ihm. 36 Diese baten Jesus, wenigstens ein Stück seiner Kleidung berühren zu dürfen; und alle, die das taten, wurden gesund.

Was ist rein – was unrein?

5 1 Damals kamen einige Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn: 2 »Weshalb befolgen deine Jünger unsere überlieferten Speisevorschriften nicht? Sie waschen sich nicht einmal vor dem Essen die Hände.«

3 Jesus fragte zurück: »Und weshalb brecht ihr mit euren Vorschriften die Gebote Gottes? 4 Gott hat doch gesagt: ›Ehre deinen Vater und deine Mutter!‹ Und an anderer Stelle: ›Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, der muss sterben.‹ 5 Ihr aber behauptet, dass man seinen hilfsbedürftigen Eltern die Unterstützung verweigern darf, wenn man das Geld stattdessen Gott gibt. 6 Dann hätte man Gottes Gebot schon erfüllt und bräuchte nicht weiter für seine Eltern zu sorgen. Doch indem ihr solche Vorschriften aufstellt, setzt ihr das Gebot Gottes außer Kraft! 7 Ihr Heuchler! Wie recht hat Jesaja, wenn er von euch schreibt:

  8 ›Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen,
   aber mit dem Herzen sind sie nicht dabei.
  9 Ihre Frömmigkeit ist wertlos,
   weil sie ihre menschlichen Gesetze
   als meine Gebote ausgegeben haben.‹ «

Kommentar

Bleib mit Gott im Gespräch, wenn Stürme kommen

Jesus war es wichtig, Sich immer wieder alleine zum Beten zurückzuziehen – „Dann stieg er allein in die Berge hinauf, um dort zu beten“ (14,23). Wenn du ganz alleine mit Gott bist, kannst du ganz offen mit Ihm reden.

Diese Nähe zu Gott erlaubte Jesus, auf dem Wasser zu gehen. Er ermutigt Petrus, es Ihm nachzutun. Aber als Petrus „die hohen Wellen“ sieht“ (14,30), gerät er in Panik. Ich weiß genau, wie er sich gefühlt hat. Manchmal, wenn Probleme auftreten, nehme ich die Augen von Jesus. Und während ich auf die Umstände schaue, beginne ich „zu sinken“. In diese Situation hinein betet Petrus ein Stoßgebet: „Herr, rette mich!“ (14,30).

Auch wenn es ein Stoßgebet ist, der Schrei kommt aus tiefstem Herzen. „Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest“ (14,31). Wenn ich so zurückdenke an das eine oder andere meiner Stoßgebete, bin ich immer wieder überrascht, wie manche von ihnen beantwortet wurden.

Während Jesus und Petrus noch zurück ins Boot klettern, lässt der Wind nach und „die Jünger beteten ihn an“ und riefen, „Du bist wirklich der Sohn Gottes!“ (14,33).

Der Vorfall endet also damit, dass alle Jünger aus tiefstem Herzen anbeten. Das ist schon erstaunlich: Monotheistische Juden, die das Gebot, allein Gott anzubeten, kennen, beten Jesus an. Sie erkennen, dass Er der „Sohn Gottes“ ist.

Tatsächlich ist das erste, das Jesus zu Seinen Jüngern sagt, als Er ihnen auf dem Wasser entgegen läuft, „Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!“ (14,27; ELB). „Ich bin es” bzw. „Ich bin, der ich bin” ist der Name für Gott im Alten Testament (2. Mose 3,14). Damit sagt Jesus Seinen Jüngern – und uns – dass Er der große „Ich bin, der ich bin“ ist. Kein Grund zur Sorge also. Wie es dir heute auch gehen mag, ist es doch eine wunderbare Bestätigung für dein Herz zu wissen, dass Jesus herrscht.

Wir mögen nicht immer verstehen, was Jesus gerade tut oder warum Er zulässt, dass die Dinge so laufen, wie sie laufen, aber wir können sicher sein, dass Er über alles herrscht.

Die Menschen brachten alle Kranken zu Ihm und wollten, dass Er sie heilte. Sie „baten ihn, auch nur den Saum seiner Kleidung berühren zu dürfen. Und alle, die ihn berührten, wurden gesund“ (14,35-36).

Im nächsten Abschnitt (15,1-8) hinterfragt Jesus die Pharisäer, was wirklich „in ihrem“ Herzen ist (15,8). Es beginnt aber damit, dass sie Jesus hinterfragen, indem sie Seinen Jüngern vorwerfen, Traditionen zu brechen. Aber Jesus dreht den Spieß um.

Die Bibel sagt deutlich, dass wir eine große Verantwortung für unsere Familie haben, besonders für unsere Eltern. Die Pharisäer brachen fadenscheinige Gründe vor, warum die Menschen das Geld, mit dem sie andere unterstützen wollten, lieber Gott geben sollten – und es somit nicht dafür genutzt werden konnte, den eigenen Eltern zu helfen (15,5).

Jesus wirft ihnen Heuchelei vor. Wörtlich bedeutet das Wort „Heuchler“ „einer, der beim Theaterspielen eine Maske anzieht“. Mit der Maske, die sie aufsetzen, ehren sie Gott mit den Lippen, aber in Wirklichkeit „ist ihr Herz weit entfernt von [ihm]“ (15,8; ELB). Gott hat viel größeres Interesse an deinem Herzen als an deinen Lippen.

Gebet

Herr, ich bete Dich heute als den Gottessohn an. Danke, dass ich mir keine Sorgen machen muss, wenn es mal nicht so läuft. Dann kann ich mit Dir reden und Du hörst meine Gebete.

Altes Testament

1.Mose 41,41–42,38

41 Ich ernenne dich hiermit zu meinem Stellvertreter, der über das ganze Land verfügen kann!« 42 Er nahm den Siegelring mit dem königlichen Wappen von seinem Finger und steckte ihn Josef an. Dann gab er ihm kostbare Kleidung aus Leinen und legte eine goldene Kette um seinen Hals. 43 Er ließ ihn den Wagen des zweiten Staatsoberhaupts besteigen. Wo immer Josef sich sehen ließ, wurde vor ihm ausgerufen: »Werft euch vor ihm nieder und ehrt ihn!« So setzte der Pharao ihn zu seinem Stellvertreter über ganz Ägypten ein.

44 »Ich bin der König«, sagte er zu ihm, »und ich bestimme, dass ohne deine Einwilligung niemand auch nur einen Finger rühren darf!« 45 Er gab Josef den ägyptischen Namen Zafenat-Paneach (»Gott lebt, und er redet«) und verheiratete ihn mit Asenat. Sie war eine Tochter Potiferas, des Priesters von On.

46 Josef war 30 Jahre alt, als der Pharao ihn zu seinem Stellvertreter machte. Er verließ den Königshof und reiste durch ganz Ägypten.

Die Regierungsmaßnahmen Josefs

47 Die folgenden sieben Jahre brachten dem Land überreiche Ernten. 48 Josef verlangte, dass das überflüssige Getreide abgegeben und in den Städten gesammelt wurde. In jede Stadt ließ er den Ertrag der sie umgebenden Felder bringen. 49 Die Getreideberge waren nicht mehr zu wiegen – ja, nicht einmal mehr schätzen konnte man die riesigen Mengen!

50 In den Jahren vor der Hungersnot bekamen Josef und Asenat, die Tochter eines ägyptischen Priesters, zwei Söhne. 51 »Gott hat mich mein Elternhaus und meine Sorgen vergessen lassen!«, rief Josef und nannte den erstgeborenen Jungen Manasse (»der vergessen lässt«). 52 Den zweiten nannte er Ephraim (»fruchtbar«), denn er sagte: »Gott hat mir im Land meines Elends ein Leben voller Frucht und Segen geschenkt!«

53 Nach den sieben fruchtbaren Jahren 54 begann die Hungersnot – wie Josef es vorausgesagt hatte. Alle Länder ringsum waren betroffen, nur Ägypten besaß genug Vorräte. 55 Doch auch hier hungerten die Menschen und flehten den Pharao um Brot an. »Wendet euch an Josef«, antwortete er ihnen, »und tut, was er euch sagt!«

56 Als die Hungersnot immer drückender wurde, öffnete Josef die Kornspeicher und verkaufte Getreide an die Ägypter und die vielen anderen Menschen, die aus aller Welt herbeiströmten.

Josefs Brüder in Ägypten

42 1 Auch Jakob erfuhr, dass es in Ägypten Getreide zu kaufen gab. »Warum zögert ihr noch?«, fragte er seine Söhne. 2 »In Ägypten gibt es Getreide zu kaufen! Los, beeilt euch und besorgt etwas, bevor wir verhungern!«

3 Josefs zehn Halbbrüder machten sich auf den Weg; 4 nur sein jüngster Bruder Benjamin blieb zu Hause, weil Jakob befürchtete, ihm könnte etwas zustoßen. 5 Zusammen mit vielen anderen zogen sie nach Ägypten, denn in ganz Kanaan wütete die Hungersnot.

6 Als Stellvertreter des Pharaos war Josef dafür verantwortlich, die Abgabe des Getreides an die herbeiströmenden Menschen zu überwachen. Als seine Brüder vor ihn traten, verbeugten sie sich tief. 7-8 Josef erkannte sie sofort, ließ sich aber nichts anmerken. »Woher kommt ihr?«, fuhr er sie an.

»Aus Kanaan, um Getreide zu kaufen«, gaben sie ahnungslos zur Antwort.

9 Josef erinnerte sich an seine Träume von damals. »Ihr seid Spione!«, beschuldigte er sie. »Ihr seid nur gekommen, um zu erkunden, wo unser Land schwach ist!«

10 »Nein, nein, Herr, wir sind deine ergebenen Diener!«, riefen sie. »Wir möchten nur Getreide kaufen! 11 Wir sind Brüder und ehrliche Leute. Wir sind keine Spione!«

12 »Das glaube ich nicht«, entgegnete Josef, »ihr wollt unser Land ausforschen!«

13 »Herr«, antworteten sie, »unser Vater lebt in Kanaan. Wir waren zwölf Brüder. Der jüngste ist bei ihm geblieben, und einer von uns lebt nicht mehr.«

14 Aber Josef wiederholte: »Ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe – Spione seid ihr! 15 Ich werde eure Aussage überprüfen. Beim Leben des Pharaos schwöre ich: Ihr kommt hier nicht eher heraus, bis ich euren jüngsten Bruder gesehen habe! 16 Einer von euch soll ihn holen. Die anderen bleiben in Haft, bis ich weiß, ob man sich auf eure Worte verlassen kann. Wenn nicht, dann seid ihr Spione – beim Leben des Pharaos!« 17 Er sperrte sie alle für drei Tage ein.

18 Am dritten Tag sagte er zu ihnen: »Ich bin ein Mann, der Ehrfurcht vor Gott hat. Darum lasse ich euch unter einer Bedingung am Leben: 19 Um eure Ehrlichkeit zu beweisen, bleibt einer von euch hier in Haft. Ihr anderen geht mit einer Ladung an Getreide zurück, damit eure Familien nicht mehr hungern müssen. 20 Aber bringt mir euren jüngsten Bruder herbei! Dann weiß ich, dass ihr die Wahrheit gesagt habt, und lasse euch am Leben.« Die Brüder willigten ein.

21 Sie sagten zueinander: »Jetzt müssen wir das ausbaden, was wir Josef angetan haben! Wir sahen seine Angst, als er uns um Gnade anflehte, aber wir haben nicht gehört.«

22 »Habe ich euch damals nicht gesagt, ihr solltet den Jungen in Ruhe lassen?«, warf Ruben den anderen vor. »Aber ihr habt nicht gehört. Jetzt müssen wir für seinen Tod büßen!« 23 Sie ahnten nicht, dass Josef sie verstand, denn vorher hatte er durch einen Dolmetscher mit ihnen geredet.

24 Josef verließ den Raum, damit sie nicht merkten, dass er weinen musste. Als er sich wieder gefasst hatte, kam er zurück und ließ Simeon vor den Augen der Brüder festnehmen.

25 Dann befahl er seinen Dienern, die Säcke der anderen mit Getreide zu füllen und ihnen Verpflegung mitzugeben. Heimlich gab er die Anweisung, jedem auch sein gezahltes Geld oben in den Sack zu stecken. 26 Die Brüder beluden ihre Esel mit den Getreidesäcken und machten sich auf den Weg.

27 Über Nacht blieben sie in einer Herberge. Als einer von ihnen seinen Sack öffnete, um seinen Esel zu füttern, bemerkte er das Geld. 28 »Seht, was ich in meinem Sack gefunden habe!«, rief er. »Jemand hat mein Geld dorthin zurückgelegt!« Da bekamen sie es mit der Angst zu tun. »Was hat Gott uns angetan?«, riefen sie.

29 Zu Hause in Kanaan erzählten sie alles ihrem Vater Jakob: 30 »Der ägyptische Herrscher war sehr unfreundlich und nannte uns Spione, die das Land auskundschaften wollen. 31 Wir versicherten ihm, dass wir ehrliche Menschen und keine Spione sind. 32 ›Wir waren zwölf Brüder‹, erzählten wir ihm, ›aber einer ist tot und der jüngste zu Hause bei unserem Vater.‹

33 Da antwortete er: ›Ich werde überprüfen, ob ihr die Wahrheit sagt. Lasst einen von euch bei mir zurück und nehmt das Getreide mit zu euren Familien nach Hause. 34 Aber ihr müsst euren jüngsten Bruder zu mir bringen! Daran will ich erkennen, dass ihr keine Spione, sondern ehrliche Menschen seid. Ich werde euch euren Bruder zurückgeben, und ihr könnt euch im Land frei bewegen!‹«

35 Als die Brüder ihre Säcke ausleeren wollten, entdeckten sie die anderen Geldbeutel. Sie erstarrten vor Schreck. 36 »Ihr raubt mir meine Kinder!«, rief Jakob verzweifelt. »Josef lebt nicht mehr, Simeon ist zurückgeblieben, und Benjamin wollt ihr mir auch noch nehmen! Nichts bleibt mir erspart!«

37 Da griff Ruben ein: »Wenn ich dir Benjamin nicht zurückbringe, kannst du meine beiden Söhne töten«, sagte er. »Ich übernehme die Verantwortung!«

38 »Nein«, rief Jakob, »es kommt überhaupt nicht in Frage, dass Benjamin mit euch geht! Sein Bruder Josef ist schon tot, und er ist der letzte von Rahels Söhnen. Ich bin ein alter Mann, und wenn ihm unterwegs auch noch etwas zustößt, würde mich das ins Grab bringen! Daran wärt allein ihr schuld!«

Kommentar

Sprich mit Gott aus der Tiefe deines Herzens

Nach einem schlechten Start legte Josef ein gutes Finish hin. Von einer „Grube“ (1. Mose 37,24; LUT) über ein „Gefängnis“ (39,20) kam er schließlich in einen „Palast“ (45,16).

Wie so viele Menschen in der Bibel (Jesus, Johannes der Täufer, Hesekiel, die Priester und Leviten, die im Tempel dienten (s. 5. Mose 4)) begann auch Josef sein Lebenswerk im Alter von dreißig Jahren (41,46). So lange hatte er sich in der Ausbildung befunden. Jetzt bekommt er „Vollmacht über ganz Ägypten“ (41,41).

In all seinen Nöten hatte Gott Josefs Herz gesehen. In den dreizehn Jahren, als er zwischen siebzehn und dreißig war, muss sich Josef gefragt haben, was Gott wohl vorhatte. Er erlebte so viel Ablehnung, Leid, Unrecht, Gefangenschaft, Enttäuschung und andere Prüfungen. Aber durch alles bereitete Gott ihn darauf vor, „über ganz Ägyptenland gesetzt“ zu werden (41,41; GNB).

Gott wusste, dass auf ihn Verlass war, weil er ein gutes Herz hatte. In all den Prüfungen war Josef nahe bei Gott geblieben. Und darauf kommt es an – nicht ob du dich in einer Zeit der Anfechtung oder des Segens befindest, sondern ob du nahe bei Gott bleibst und aus dem Herzen heraus mit Ihm kommunizierst.

Josef nannte seine beiden Söhne Manasse („Gott hat mich all meinen Kummer und die Familie meines Vaters vergessen lassen“; 41,51) und Ephraim („Gott hat mir im Land meiner Leiden Kinder geschenkt“; 41,52). Beiden Namen gemeinsam ist das „Gott hat mich/mir“. Sowohl in Anfechtung (Manasse) als auch im Erfolg (Ephraim) erkennt Josef an, dass Gott herrscht.

Lass dein Herz weder bitter werden im Leid, noch stolz, wenn du Erfolg hast. Erkenne, dass Gott in allen Situationen souveräner Herrscher über dein Leben ist.

Seine Brüder dagegen mussten all die Jahre mit ihrem Betrug und ihrer Schuld leben (42,21ff). „Das ist die Strafe für das, was wir unserem Bruder angetan haben… Dafür müssen wir nun selbst solche Angst ausstehen“ (42,21; GNB). „Da bekamen sie es mit der Angst zu tun.“ (42,28; Hfa) und mit den Lippen beteuerten sie, „wir sind ehrliche Männer“ (42,31).

Und in alledem erfüllten sich Josefs Träume von einst. Trotz allem, was er durchgemacht hatte, hatte er immer auf Gott vertraut und war Ihm treu geblieben. Es hatte böse begonnen, aber es nahm ein gutes Ende.

Gib die Träume, die Gott dir schenkt, niemals auf. Selbst dann nicht, wenn du wie Josef zunächst in einer „Grube“ oder im „Gefängnis“ landest. Gut möglich, dass du am Ende in einem „Palast“ sitzt. Oder wie Joyce Meyer schreibt, „Egal wo du auch begonnen haben magst, du kannst immer noch ein gutes Finish hinlegen… Selbst wenn du heute in einer Grube bist, kann Gott dich immer jederzeit herausholen und wunderbare Dinge in und durch dich tun!“

Gebet

Herr, hilf mir, integer zu leben. Mögen meine Lippen und mein Herz dieselbe Sprache sprechen. Ich will ehrlich, aus der Tiefe meines Herzens zu Dir reden. Danke, dass Du die Schreie meines Herzens hörst.

Pippa fügt hinzu

Josef – vom vergessenen Gefangenen zum Stellvertreter des Pharaos und mächtigsten Mann seiner Zeit.

Petrus geht erst mutige Glaubensschritte auf dem Wasser und wäre dann fast aus Angst ertrunken.

Das sind die Höhen und Tiefen des Glaubens.

Josef war gut vorbereitet auf seinen plötzlichen Aufstieg. Er rettete tausende Menschen vor dem Hungertod und eine ganze Volkswirtschaft vor dem Zusammenbruch. Wir brauchen mehr Menschen wie Josef, die Ehrfurcht vor Gott haben und prophetische Offenbarungen bekommen; ausgezeichnete Führungspersonen mit der Fähigkeit, einen Rettungsplan auch umzusetzen.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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