Tag 226

Wen du kennen musst

Weisheit Psalm 95,1–11
Neues Testament 1. Korinther 7,36–8,13
Altes Testament Prediger 7,1–9,12

Einführung

Während meines Theologiestudiums und der praktischen Vorbereitung auf die Ordination in der Anglikanischen Kirche lebten meine Frau und ich drei Jahre in Oxford. Uns fiel auf, dass es dort, verglichen mit London, nicht so materialistisch zuging. Die Menschen waren weitgehend unbeeindruckt von Wohlstand. Erfolg wurde anders gemessen.

In Oxford beeindruckte man eher mit Verstand und Wissen als mit Geld oder Schönheit. Erfolg wurde in Auszeichnungen, Doktortiteln, Professuren und Veröffentlichungen gemessen. Ich begann mich zu fragen, ob Intelligenz und Wissen ebenso zu Götzen werden können wie Geld und Wohlstand.

Wissen ist im Großen und Ganzen gut. Fakten sind unsere Freunde. Bildung ist gut – Lesen, Lernen und Entdecken: das alles ist sinnvoll. Wie aber bereits Lord Byron schrieb, „Der Baum des Wissens ist nicht identisch mit dem Baum des Lebens.“ Wir müssen Wissen, „Erkenntnis“, aus der richtigen Perspektive betrachten. Unser Wissen ist sehr begrenzt. Je mehr wir wissen, desto bewusster wird uns, wie wenig wir eigentlich wissen. Gott ist unser Schöpfer, Er allein ist allwissend.

Auch gibt es verschiedene Wissensformen; nicht alle sind gleichermaßen relevant. Im Deutschen haben wir zwei Wörter, mit denen wir das englische Wort „know“ übersetzen. Wissen bezieht sich auf Tatsachen und Umstände, und kennen auf Personen und Inhalte. Die wichtigste Kenntnis, die wir haben müssen, ist die von Gott: Ihn kennen, und von Ihm gekannt werden. Aber selbst das ist noch nicht alles. Wissen und Erkenntnis allein reichen nicht aus – du brauchst auch Liebe.

Weisheit

Psalm 95,1–11

Lobt Gott und hört auf das, was er sagt!

1 Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln!
  Wir wollen ihn preisen, den Fels, bei dem wir Rettung finden!
2 Lasst uns dankbar zu ihm kommen
  und ihn mit fröhlichen Liedern besingen!

3 Denn der HERR ist ein gewaltiger Gott,
  der große König über alle Götter!
4 In seiner Hand liegt alles – von den Tiefen der Erde
  bis hin zu den Gipfeln der höchsten Berge.
5 Ihm gehört das Meer, er hat es ja gemacht,
  und seine Hände haben das Festland geformt.

6 Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm beugen;
  lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserem Schöpfer!
7 Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk.
  Er kümmert sich um uns wie ein Hirte,
  der seine Herde auf die Weide führt.
  Hört doch auf das, was er euch heute sagt:

8 »Verschließt eure Herzen nicht,
  wie es eure Vorfahren getan haben;
  damals, als sie mich in der Wüste herausforderten
  und mir bittere Vorwürfe machten.
9 Jeden Tag erlebten sie, dass ich sie führte.
  Und trotzdem haben sie immer wieder
  neue Beweise meiner Macht verlangt.
10 Vierzig Jahre lang ekelte ich mich vor diesem Volk.
  Schließlich sagte ich: ›Ihr ganzes Wünschen
  und Wollen ist verkehrt und leitet sie in die Irre.
  Die Wege, die ich sie führen will, verstehen sie nicht.‹
11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen:
  ›Niemals sollen sie in das verheißene Land kommen,
  nie die Ruhe finden, die ich ihnen geben wollte!‹«

Kommentar

Das wichtigste Wissen ist, Gott zu kennen

Der Psalmist beginnt damit, den Leser in die Anbetung, Lob und Dank Gottes einzuladen (95,1-2). Wir feiern Gott nicht notwendigerweise, weil uns danach ist oder weil alles gut läuft. Manchmal loben wir Gott trotz allem, was ist.

Auch beten wir Gott nicht unbedingt an, weil wir uns dann besser fühlen; auch wenn wir häufig das Bedürfnis nach Lobpreis haben, um uns geistlich zu erfrischen.

In diesem Psalm sehen wir, dass wir Gott anbeten, weil Er ist, wer Er ist:

„Denn der Herr ist ein großer Gott,
  der große König über alle Götter…
Kommt, lasst uns anbeten und uns vor ihm verbeugen.
  Lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserem Schöpfer.
Denn er ist unser Gott und wir sind das Volk, das er beschützt,
  die Schafe, die er behütet“ (3-7).

Der Psalmist erinnert das Volk daran, was es über Gott weiß. Und das ist das wichtigste Wissen – Gott zu kennen.

Gott spricht auch heute häufig in einer Zeit des Lobpreises und der Anbetung zu uns. Das war nicht nur früher so. Gott redet auch heute. Der Psalmist sagt, „Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören würdet“ (7b).

Der Psalm zeigt uns noch eine andere relevante Art des Wissens. Gott sagt, dass sich die Menschen von Ihm abkehren, denn „Die Wege, die ich sie führen will, verstehen [kennen] sie nicht“ (10b; Hfa). Gottes Wege zu kennen und sie zu gehen, ist zentral für ein Leben nach Gottes Plan für uns.

Gebet

Vor Dir, Herr, will ich mich heute verneigen, Dich will ich anbeten. Danke, dass Du mich kennst und ich Dich auch kennen darf. Wenn ich heute Dein Reden höre, hilf mir, dass mein Herz nicht hart wird und ich mich nicht von Dir abwende. Ich bete, dass ich die Wege, die Du mich führen willst, verstehe und sie gehe, damit ich Deine Ruhe finde.

Neues Testament

1. Korinther 7,36–8,13

36 Wenn aber jemand meint, es sei unrecht gegenüber seiner Verlobten, sie nicht zu heiraten, und wenn sein Verlangen nach ihr zu stark ist, so soll er tun, was er für richtig hält. Die beiden können heiraten, es ist keine Sünde. 37 Wer aber die innere Bereitschaft und Kraft zur Ehelosigkeit aufbringt, wer sich selbst beherrschen kann und fest entschlossen ist, nicht zu heiraten, der tut gut daran. 38 Wer also seine Verlobte heiratet, der handelt richtig; wer sie nicht heiratet, handelt besser.

39 Solange ein Mann lebt, ist seine Frau an ihn gebunden. Wenn er aber stirbt, darf sie wieder heiraten, wen sie will. Nur sollte sie darauf achten, dass der neue Ehemann wie sie dem Herrn gehört. 40 Allerdings ist sie besser dran, wenn sie allein bleibt und nicht noch einmal heiratet. Dies ist kein Befehl, sondern meine Meinung, doch ich habe schließlich auch Gottes Geist empfangen.

Grenzen christlicher Freiheit

8 1 Nun zu der Frage, ob wir das Opferfleisch essen dürfen, das den Göttern geweiht wurde. Ihr behauptet: »Wir haben doch alle die Fähigkeit zu erkennen, was richtig ist!« Das stimmt. Aber die richtige Erkenntnis allein führt nur zu Hochmut; Liebe dagegen baut die Gemeinde auf. 2 Wenn sich einer also etwas auf sein Wissen einbildet, so weiß er gerade nicht, worauf es ankommt. 3 Wer aber Gott liebt, dem wendet sich Gott in Liebe zu.

4 Dürfen wir also Opferfleisch essen oder nicht? Ihr habt recht, wenn ihr sagt: »Es gibt außer dem einen Gott gar keine anderen Götter.« 5 Und wenn es auch sogenannte Götter im Himmel und auf der Erde gibt – und es gibt ja tatsächlich viele Mächte und Gewalten –, 6 so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, der alles erschaffen hat und für den wir leben. Und wir haben auch nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles geschaffen wurde. Durch ihn haben wir das Leben empfangen.

7 Einige Christen haben das aber noch nicht erkannt. Bisher waren sie davon überzeugt, dass es wirklich Götter gibt. Wenn sie nun vom Opferfleisch essen, fürchten sie, damit die Götter anzuerkennen, und bekommen ein schlechtes Gewissen. 8 Was wir essen, entscheidet nicht darüber, wie wir vor Gott dastehen. Vor ihm sind wir weder besser noch schlechter, ob wir nun das Fleisch essen oder nicht.

9 Trotzdem solltet ihr darauf achten, dass ihr mit der Freiheit, die ihr zu haben glaubt, dem nicht schadet, dessen Glaube noch schwach ist. 10 Angenommen, du isst in einem heidnischen Tempel Opferfleisch, weil du erkannt hast, dass der Genuss einer Speise dich nicht von Gott trennen kann. Wenn nun dein Bruder, dessen Glaube noch nicht gefestigt ist, dich dabei sieht – wird er dann nicht ermutigt, es dir nachzumachen, obwohl er dabei gegen sein Gewissen handelt? 11 Und so würde an deiner durchaus richtigen Erkenntnis dein im Glauben schwacher Bruder zugrunde gehen, für den doch Christus gestorben ist. 12 Wenn ihr euch euren Brüdern und Schwestern gegenüber so rücksichtslos verhaltet und ihr Gewissen verletzt, so versündigt ihr euch an Christus. 13 Darum: Wenn ich befürchten muss, dass mein Bruder zur Sünde verführt wird, weil ich bedenkenlos Opferfleisch esse, dann will ich lieber mein Leben lang überhaupt kein Fleisch mehr essen, als ihm das anzutun!

Kommentar

Wichtiger als Wissen ist die Liebe

Wenn Wissen auch wichtig ist, birgt es Gefahren. Hochmut und Besserwisserei sind oft nicht weit. „Wissen kann uns ein Gefühl von Wichtigkeit verleihen, doch nur die Liebe baut die Gemeinde wirklich auf“ (8,1b).

Wissen an sich ist keine schlechte Sache. Es ist wie mit der Unterwäsche - gut welche zu haben, aber man muss sie nicht unbedingt zur Schau stellen! Statt andere mit deinem Wissen beeindrucken zu wollen, versuche es mit liebevoller Ermutigung.

Wissen kann, wie erwähnt, auch stolz machen: „Wer behauptet, alle Antworten zu kennen, hat in Wirklichkeit kaum begriffen, auf welche Erkenntnis es ankommt“ (8,2). Wirklich wichtig im Leben ist, Gott zu lieben und in Liebe zu leben: „wer Gott liebt, der ist von Gott erkannt“ (8,3).

Eugene Peterson übersetzt, „Wir glauben gern, alles zu wissen, was wir zur Beantwortung dieser Art Fragen wissen müssten – aber manchmal bringt uns ein demütiges Herz weiter als unser stolzer Verstand. Wir wissen nie wirklich genug, bis wir erkennen, dass Gott allein allwissend ist“ (1b-3; nach The Message Bible).

Paulus erläutert das am Beispiel von „Fleisch .., das den Götzen geopfert“ wird (8,1.4). Wer weiß, dass Götzen keine Götter sind, hat kein Problem damit, Speise zu essen, die Götzen geopfert wurde: „Wir aber wissen, dass es nur einen Gott gibt, den Vater, der alles erschaffen hat und für den wir leben. Und es gibt nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den Gott alles erschaffen hat und durch den wir leben“ (8,6).

„Aber nicht alle haben die Erkenntnis“ (8,7a; LUT). Manche haben ein schwaches Gewissen. Wenn wir also vor jemandem Opferfleisch essen, der das für falsch hält, können wir ihn in Bedrängnis bringen. Nicht unser Mehr an Wissen ist wichtig, sondern dass wir dem anderen in Liebe begegnen, damit „ihr schwaches Gewissen [nicht] beunruhigt wird“ (7b).

Die Liebe sieht im anderen den „Bruder, für den Christus doch ebenfalls gestorben ist“ (8,11). „Wenn ihr euch euren Brüdern gegenüber so verhaltet, … so versündigt ihr euch an Christus“ (8,12; Hfa).

Liebe ist wichtiger als Wissen. Wenn Gott einen Menschen bemisst, legt Er das Maßband ums Herz, nicht um den Kopf. Es reicht nicht, viel über Gott zu wissen; lerne Ihn kennen und lass dich mit Liebe zu Ihm und den Menschen erfüllen. Oder anders gesagt: es spielt keine Rolle, was du weißt sondern, wen du kennst.

Gebet

Herr, danke, dass, wenn Wissen auch die Gefahr birgt, überheblich zu werden, die Liebe doch immer auferbaut. Lass mein Handeln immer motiviert von Liebe sein.

Altes Testament

Prediger 7,1–9,12

Was ist gut?

7 1 »Ein guter Ruf ist mehr wert als kostbares Parfüm«,
  heißt es, und ich sage: Der Tag des Todes ist besser als der Tag der Geburt.
2 Geh lieber in ein Haus, wo man trauert, als dorthin, wo gefeiert wird.
  Denn im Trauerhaus wird man daran erinnert,
dass der Tod auf jeden Menschen wartet.
  Wer noch lebt, sollte sich dies zu Herzen nehmen!
3 Kummer ist besser als Lachen,
  Trauer verändert den Menschen zum Guten.
4 Der Weise geht dorthin, wo man trauert,
  aber der Unverständige hat nichts anderes im Sinn,
  als sich zu vergnügen.
5 Man hat mehr davon, auf die Zurechtweisung
  eines verständigen Menschen zu achten,
  als sich die Loblieder von Dummköpfen anzuhören!
6 Denn wie ein Strohfeuer auflodert
  und schnell wieder verlischt,
so vergeht alles törichte Gelächter –
  es bleibt ohne Bedeutung.

7 Wenn ein Verständiger sich unter Druck setzen lässt,
  wird er zum Narren; wer Bestechungsgeschenke annimmt,
  lässt sich den Verstand vernebeln.

8 Das Ende einer Sache ist besser als ihr Anfang;
  Geduld zu haben, bringt weiter als Überheblichkeit.
9 Werde nicht schnell zornig,
  denn nur ein Dummkopf braust leicht auf.

10 Frag nicht: »Warum war früher alles besser?«
  Damit zeigst du nur, wie wenig Weisheit du besitzt.

11 Weisheit ist so wertvoll wie ein reiches Erbe,
  sie ist für jeden Menschen auf dieser Welt ein Gewinn.
12 Sie bietet so viel Sicherheit wie Geld, ja,
  sie schenkt sogar noch mehr:
Wer die Weisheit besitzt,
  den erhält sie am Leben.

13 Halte dir vor Augen, was Gott tut!

Wer kann gerade machen,
  was er gekrümmt hat?
14 Wenn es dir gut geht,
  dann freu dich über dein Glück,
und wenn es dir schlecht geht,
  dann bedenke: Gott schickt dir beides,
und du weißt nie,
  was die Zukunft bringen wird.

Vermeide die Extreme!

15 In meinem vergänglichen Leben habe ich viel gesehen:

Manch einer richtet sich nach Gottes Geboten
  und kommt trotzdem um;
ein anderer will von Gott nichts wissen,
  aber er genießt ein langes Leben.

16 Sei nicht allzu fromm
  und übertreib es nicht mit deiner Weisheit!
  Warum willst du dich selbst zugrunde richten?
17 Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernünftig!
  Warum willst du sterben, bevor deine Zeit gekommen ist?
18 Es ist gut, wenn du dich an beides hältst
  und die Extreme vermeidest.
Wer Ehrfurcht vor Gott hat,
  der findet den richtigen Weg.

19 Weisheit beschützt einen Menschen mehr,
  als zehn Machthaber einer Stadt ihm helfen können.

20 Doch es ist kein Mensch auf der Erde so gottesfürchtig,
  dass er nur Gutes tut und niemals sündigt.

21 Hör nicht auf das Geschwätz der Leute;
  dann hörst du auch nicht,
  wie dein Untergebener über dich lästert!
22 Du weißt genau, dass auch du schon oft
  über andere hergezogen bist.

Wer ist weise?

23 Ich habe versucht, dies alles mit meiner Weisheit zu erforschen;

ich wollte Einsicht erlangen,
  aber sie blieb mir unerreichbar fern.
24 Was geschieht, kann man nicht ergründen –
  es ist tief verborgen und nicht zu verstehen.
25 Trotzdem bemühte ich mich mit aller Kraft,
  Weisheit zu erlangen
und den Dingen auf den Grund zu gehen.
  Ich wollte wissen, ob Gottlosigkeit auf Unwissenheit beruht
und ob mangelnde Einsicht
  mit Verblendung zusammenhängt.

26 Dabei habe ich gemerkt:
  Etwas ist noch schlimmer als der Tod,
nämlich jene Frau, die einem Fangseil gleicht,
  deren Liebe dich einfängt wie ein Netz
und deren Arme dich umschließen wie Fesseln.
  Ein Mann, der Gott gefällt, kann sich vor ihr retten,
  aber der Gottlose wird von ihr gefangen.

27 Ja, sagt der Prediger,
  das habe ich nach und nach herausgefunden,
während ich nach Antworten suchte.
  28 Doch worum ich mich die ganze Zeit mühte,
habe ich immer noch nicht gefunden.
  Unter tausend Menschen fand ich nur einen Mann,
dem ich mein Vertrauen schenken konnte,
  aber keine Frau.
29 Nur dieses eine habe ich gelernt:
  Gott hat die Menschen aufrichtig
und wahrhaftig geschaffen,
  jetzt aber sind sie falsch und berechnend.

8 1 Wen kann man zu den Weisen zählen?
  Wer versteht es, das Leben richtig zu deuten?
Ein weiser Mensch hat ein freundliches Gesicht,
  alle Härte ist daraus verschwunden.

Die Macht der Herrscher

2 Ich rate dir: Gehorch den Befehlen des Königs, denn du hast ihm vor Gott die Treue geschworen. 3 Hüte dich davor, ihm abtrünnig zu werden, und lass dich nicht auf Intrigen ein, denn der König setzt ja doch alles durch, was ihm gefällt. 4 Seine Worte haben Macht, niemand kann ihn zur Rede stellen und fragen: »Was tust du da?«

5 Weise ist, wer den Befehlen des Königs gehorcht
  und nichts gegen ihn unternimmt.
Ein solcher Mensch weiß,
  wann und wie er handeln muss.
6 Denn alles hat seine Zeit, und für jede Situation
  gibt es ein entsprechendes Verhalten.
Doch auf dem Menschen
  lastet eine schwere Not:

7 Er weiß nicht, was auf ihn zukommt,
  und niemand kann ihm sagen, was die Zukunft bringt.
8 So wie er keine Macht über den Wind besitzt
  und ihn nicht aufhalten kann,
so kann er auch nicht den Tag seines Todes aufhalten.
  Ein Soldat wird niemals mitten im Krieg vom Dienst befreit,
und keine böse Tat kann einen Menschen retten,
  wenn seine Stunde geschlagen hat.

9 Dies alles habe ich begriffen, als ich beobachtete, was auf dieser Welt geschieht – einer Welt, in der einige Menschen Macht besitzen und die anderen darunter leiden müssen.

Das Unrecht in der Welt

10 Ich habe gesehen, wie Menschen, die von Gott nichts wissen wollten, in Ehren begraben wurden, während man andere, die Gott gehorchten, aus der Nähe des Heiligtums vertrieb und sie vergaß in der Stadt. Das ist doch unsinnig!

11 Die Verbrecher werden nicht schnell genug bestraft, und das verführt die Leute umso mehr dazu, Böses zu tun. 12 Manch einer hat schon hundert Verbrechen begangen und kann trotzdem ein langes Leben genießen! Ja, auch ich weiß: »Wer Gott ehrt und ihm gehorcht, dem geht es gut. 13 Wer Gott missachtet, muss die Folgen tragen: Sein Leben schwindet so schnell wie ein Schatten, weil er keine Ehrfurcht hat vor Gott.«

14 Und trotzdem geschieht so vieles auf der Welt, das keinen Sinn ergibt: Da geht es rechtschaffenen Menschen so schlecht, wie es den Gottlosen gehen sollte. Und da haben Gottlose ein so schönes Leben, als hätten sie Gottes Gebote befolgt. Das kommt mir alles so sinnlos vor! 15 Darum empfehle ich allen, das Leben zu genießen, denn es gibt für den Menschen nichts Besseres auf der Welt, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein. Das wird ihn bei seiner Mühe begleiten das kurze Leben hindurch, das Gott ihm gegeben hat.

Was Gott tut, ist unbegreiflich!

16 Ich bemühte mich, die Weisheit kennen zu lernen und das Tun und Treiben auf dieser Welt zu verstehen. Doch ich musste einsehen: Was Gott tut und auf der Welt geschehen lässt, kann der Mensch nicht vollständig begreifen, selbst wenn er sich Tag und Nacht keinen Schlaf gönnt. So sehr er sich auch anstrengt, alles zu erforschen, er wird es nicht ergründen! Und wenn ein weiser Mensch behauptet, er könne das alles verstehen, dann irrt er sich!

9 1 Über dies alles habe ich nachgedacht, und ich habe erkannt: Auch der Rechtschaffene und Verständige ist bei allem, was er tut, von Gott abhängig. Der Mensch versteht nicht einmal, warum er liebt oder hasst; erst recht weiß er nicht, was auf ihn zukommt! 2 Am Ende trifft sie alle ein und dasselbe Schicksal, ob sie nun Gott gehorchen oder ihn missachten, ob sie Gutes tun und sich an die Reinheitsgebote halten oder nicht, ob sie Gott Opfer bringen oder es sein lassen.

Dem Guten ergeht es
  genauso wie dem Sünder,
dem, der schwört, ebenso wie dem,
  der den Schwur scheut.

3 Es ist zum Verzweifeln, dass alle Menschen auf dieser Welt ein und dasselbe Schicksal erleiden! Ihr Leben lang sind sie verblendet, und ihr Herz ist voller Bosheit, bis sie schließlich sterben. 4 Wer lebt, hat noch Hoffnung, denn ein lebendiger Hund ist besser dran als ein toter Löwe!

5 Die Lebenden wissen wenigstens, dass sie sterben werden,
  die Toten aber wissen gar nichts.
Sie haben keinen Lohn mehr zu erwarten,
  man erinnert sich nicht einmal mehr an sie.
6 Ihr Lieben, ihr Hassen, ihre Eifersucht –
  alles ist mit ihnen gestorben.
Nie mehr werden sie beteiligt sein an dem,
  was auf der Welt geschieht.

Freu dich am Leben!

7 Also iss dein Brot, trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! Denn Gott hat schon lange sein Ja dazu gegeben. 8 Trag immer schöne Kleider und salbe dein Gesicht mit duftenden Ölen! 9 Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, solange du dein vergängliches Leben führst, das Gott dir auf dieser Welt gegeben hat. Genieße jeden flüchtigen Tag, denn das ist der Lohn für deine Mühen. 10 Wenn du etwas tust, dann sei mit vollem Einsatz bei der Sache! Denn im Totenreich, wohin auch du einmal gehen wirst, ist es vorbei mit allem Denken und Tun, dort gibt es weder Erkenntnis noch Weisheit.

Verkehrte Welt!

11 Ich habe beobachtet, wie es auf dieser Welt zugeht:

Es sind nicht in jedem Fall die Schnellsten,
  die den Wettlauf gewinnen, oder die Stärksten,
die den Krieg für sich entscheiden.
  Weisheit garantiert noch keinen Lebensunterhalt,
Klugheit führt nicht immer zu Reichtum,
  und die Verständigen sind nicht unbedingt beliebt.
  Sie alle sind der Zeit und dem Zufall ausgeliefert.

12 Kein Mensch weiß, wann seine Zeit gekommen ist.

Wie Fische sich plötzlich im Netz verfangen,
  wie Vögel in die Falle geraten,
so enden auch die Menschen:
  Der Tod ereilt sie, wenn sie es am wenigsten erwarten.

Kommentar

Suche Erkenntnis, aber sei dir ihrer Grenzen bewusst

Weisheit und Erkenntnis gehen im Buch Prediger Hand in Hand. Weisheit und Erkenntnis sind grundsätzlich eine gute Sache:

Weisheit zu besitzen ist genauso wertvoll wie ein großes Vermögen; Einsicht ist ein Vorteil für die, die im Sonnenlicht leben“ (7,11).

„Die Weisheit hilft einem Weisen mehr, als es die zehn einflussreichsten Einwohner einer Stadt könnten“ (7,19).

„Wer also ist nun weise?
  Wer versteht den tiefen Sinn der Dinge?
Die Weisheit macht das Gesicht des Menschen schöner,
  weil es seinen Zügen die Härte nimmt“ (8,1).

Ein Merkmal für Weisheit ist, dass kluge Menschen sich „nicht aus der Ruhe bringen [lassen]; nur Unverständige ärgern sich über alles“ (7,9; GNB).

Doch der Verfasser des Buches erkennt auch die Grenzen von Weisheit und Erkenntnis. Wie viel Weisheit und Erkenntnis wir auch haben, wir können nicht wirklich etwas über die Zukunft sagen (7,14). Und es gibt ein ungesundes Verlangen nach Weisheit, das uns von Gott trennt und uns stolz werden lässt:

„Ich habe versucht, zur Erkenntnis der Weisheit zu gelangen und alles, was auf der Erde geschieht, zu beobachten. Aber selbst wenn sich der Mensch Tag und Nacht keinen Schlaf gönnt, wird er nie alles nachvollziehen können, was Gott auf dieser Erde tut. Wie sehr er sich bemüht, wie sehr er forscht, er wird es nicht ergründen können. Nicht einmal der weiseste Mensch kann es verstehen, selbst, wenn er es behauptet.“ (8,16-17).

Wie klug, reich und mächtig eine Person auch sein mag, „kein Mensch ist in der Lage, seinen Todestag hinauszuzögern“ (8,8). „Am Ende müssen alle sterben“ (9,3). Niemand kennt den Zeitpunkt. „Kein Mensch weiß, wann seine Zeit gekommen ist“ (8,12).

Gott allein ist allwissend. Verglichen mit Ihm sind unsere Weisheit und Erkenntnis sehr begrenzt. Letztlich sind wir „in Gottes Hand“ (9,1). Wir sollen das Leben genießen und das Beste aus unserer Zeit hier machen. „Sei fröhlich .. So hat es Gott für die Menschen vorgesehen und so gefällt es ihm…Genieße jeden Tag mit der Frau, die du liebst, solange das Leben dauert, das Gott dir unter der Sonne geschenkt hat“ (8,7.9; GNB).

„Tu alles, was du mit deiner Kraft bewirken kannst“ (8,10a). Wir sollen aus jedem Moment und jeder Gelegenheit das Beste machen.

Jesus sagte, „das allein ist ewiges Leben: dich, den einen wahren Gott, zu erkennen, und Jesus Christus, den du gesandt hast“ (Johannes 17,3; Hfa). Das ist das Wichtigste, was du je wissen kannst. Es beginnt heute und reicht bis in die Ewigkeit hinein. Dieses Wissen gibt jedem anderen Wissen die richtige Perspektive.

Gebet

Herr, danke, dass Dich zu kennen, der Anfang der Weisheit ist. Bitte hilf mir, das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen, die sich mir bietet und was ich tue, mit aller Kraft zu tun. Und bitte hilf mir, alles in Liebe zu tun.

Pippa fügt hinzu

Psalm 95,5

„Ihm gehört das Meer, er hat es ja gemacht...“

Ich habe großen Respekt (der an Angst grenzt) vor dem Meer. Wann immer ich in einem Boot sitze oder im Meer schwimme, sage ich mir diesen Vers vor.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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