Tag 264

Umgang mit Konflikten

Weisheit Psalm 109,1–20
Neues Testament Galater 5,7–26
Altes Testament Jesaja 47,1–49,7

Einführung

G.K. Chesterton schreibt, „Die Bibel fordert uns auf, unseren Nächsten und unsere Feinde zu lieben; vermutlich weil es in der Regel dieselben Leute sind!“

Konflikte sind unvermeidlich, selbst für diejenigen, die jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen versuchen. Auf unserem Lebensweg werden wir immer wieder mit Menschen aneinander geraten. Darüber hinaus steht man als Christ in diesem inneren Konflikt zwischen den Wünschen unserer sündigen Natur und dem Heiligen Geist.

Konflikte können uns auch begegnen, wenn wir innerhalb der Kirche für die Wahrheit eintreten, oder uns in der weltlich geprägten Kultur engagieren. Selbst in Großbritannien, das traditionell als „christlich“ gilt, stehen Kultur und Gesellschaft dem christlichen Glauben zunehmend feindlich gegenüber.

Weisheit

Psalm 109,1–20

Herr, bestrafe meine Feinde!

1 Ein Lied von David. Mein Gott, ich lobe dich!
  Bitte schweige doch nicht!
2 Rücksichtslos gehen gottlose Menschen gegen mich vor,
  sie reißen ihren Mund auf und verleumden mich.
3 Sie bedrängen mich mit hasserfüllten Worten
  und bekämpfen mich ohne jeden Grund.
4 Meine Freundschaft beantworten sie mit Feindschaft,
  ich aber bete weiter zu dir.
5 Mit Bosheit zahlen sie mir heim,
  was ich ihnen Gutes tue;
  meiner Liebe setzen sie nur Hass entgegen.

6 O Herr, lass einen Ankläger gegen meinen Feind auftreten,
  der so ungerecht und gewissenlos ist wie er selbst.
  Schicke doch jemanden, der mit ihm ins Gericht geht!
7 Wenn das Urteil gefällt wird,
  soll er schuldig gesprochen werden.
  Selbst sein Gebet rechne ihm als Sünde an!
8 Er soll nicht mehr lange leben,
  und seine Stellung soll ein anderer bekommen.
9 Seine Kinder sollen zu Waisen werden,
  und seine Frau soll als Witwe zurückbleiben.
10 Ruhelos sollen seine Kinder umherirren und betteln,
  ihr Elternhaus lass zu einer Ruine verfallen.
11 Seine Gläubiger mögen seinen Besitz an sich reißen,
  und Fremde sollen rauben, was er sich erworben hat.
12 Niemand soll sein Andenken in Ehren halten
  und mit seinen verwaisten Kindern Mitleid haben.
13 Seine Nachkommen sollen ausgerottet werden,
  schon in der nächsten Generation
  möge ihr Name erlöschen.
14 Der HERR soll niemals das Unrecht vergessen,
  das die Vorfahren meines Feindes begingen,
  und auch die Schuld seiner Mutter
  soll nicht vergeben werden!
15 Die Sünden aller seiner Vorfahren
  sollen dem HERRN stets vor Augen stehen,
  doch an sie selbst soll niemand mehr denken!

16 Denn dieser Mensch dachte nicht daran,
  anderen Gutes zu tun.
  Die Armen und Hilflosen verfolgte er,
  und die Niedergeschlagenen trieb er in den Tod.
17 Er liebte es, andere zu verfluchen –
  nun soll der Fluch ihn selbst treffen!
  Er hasste es, andere zu segnen –
  darum bleibe der Segen von ihm fern!
18 Das Fluchen wurde ihm zur Gewohnheit,
  er hüllte sich darin ein wie in einen Mantel.
  Aber nun wird sein Fluch gegen ihn selbst wirksam:
  Er dringt in ihn ein wie Wasser, das man trinkt,
  und wie Öl, mit dem man sich einreibt.
19 Er soll ihn bedecken wie ein Gewand
  und ihn für immer einschnüren wie ein enger Gürtel!
20 Ja, HERR, damit strafe alle meine Feinde, alle,
  die mich so gehässig verleumden!

Kommentar

Konflikte mit denen, die uns hassen und angreifen

David ruft den Gott an, „den ich lobe“ (109,1). Er liegt im Streit mit Menschen, die ihn „verleumden und Lügen über [ihn] verbreiten“ (2), die ihn „mit ihren hasserfüllten Worten“ angreifen (3): „Sie vergelten Gutes mit Bösem und erwidern meine Liebe mit Hass“ (109,5).

Es ist schmerzlich, wenn wir von Menschen angegriffen werden, die wir als Freunde betrachten. Ihre Anschuldigungen und Hasstiraden tun besonders weh.

David geht mit seinem Schmerz und seiner Not darüber zu Gott. Mitten in dieser Situation sagt er, „ich aber bete beständig für sie“ (4b), und er schüttet sein Herz bei Gott aus. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und fordert Ihn auf, Er möge es seinen Feinden heimzahlen.

Manches davon ist schwer zu lesen, aber gerade das zeigt, wie schwer Vergebung ohne Gott ist. Es passt nicht zu Jesu Maxime, unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen (Matthäus 5,44). Wenn du zu Unrecht angegriffen wirst, mach es wie David und wende dich mit aufrichtigen Gebeten an Gott. Bitte Ihn, dir zu helfen, deine Bitterkeit und deinen Hass zu überwinden.

Gebet

Herr, bitte hilf mir, in Konflikten nicht nach dem Fleisch sondern im Geist zu reagieren.

Neues Testament

Galater 5,7–26

7 Ihr wart doch auf einem so guten Weg! Wer hat euch nur davon abgebracht, so dass ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt? 8 Gott bestimmt nicht! Er ist es ja, der euch berufen hat! 9 Wie ihr wisst, genügt schon ein wenig Sauerteig, um den ganzen Teig zu durchsäuern. 10 Weil ich dem Herrn vertraue, bin ich zuversichtlich, dass ihr in dieser Frage mit mir übereinstimmen werdet. Wer euch aber im Glauben durcheinanderbringt, wird seiner Strafe nicht entgehen, wer er auch sein mag. 11 Liebe Brüder und Schwestern! Manche Leute behaupten, ich selbst würde alle Christen dazu drängen, sich beschneiden zu lassen. Würden mich die Juden dann aber noch verfolgen? Dann brauchte auch niemand mehr Anstoß daran zu nehmen, dass unsere Rettung allein durch Jesus und seinen Tod am Kreuz kommt. 12 Wenn diesen Unruhestiftern die Beschneidung so wichtig ist, dann sollen sie sich doch gleich kastrieren lassen!

Leben unter der Führung des Heiligen Geistes

13 Durch Christus seid ihr dazu berufen, frei zu sein, liebe Brüder und Schwestern! Aber benutzt diese Freiheit nicht als Deckmantel, um eurem alten selbstsüchtigen Wesen nachzugeben. Dient vielmehr einander in Liebe. 14 Denn wer dieses eine Gebot befolgt: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!«, der hat das ganze Gesetz erfüllt. 15 Wenn ihr aber wie wilde Tiere übereinander herfallt, dann passt nur auf, dass ihr euch dabei nicht gegenseitig fresst!

16 Darum sage ich euch: Lasst euer Leben von Gottes Geist bestimmen. Wenn er euch führt, werdet ihr allen selbstsüchtigen Wünschen widerstehen können. 17 Denn eigensüchtig wie unsere menschliche Natur ist, will sie immer das Gegenteil von dem, was Gottes Geist will. Doch der Geist Gottes duldet unsere Selbstsucht nicht. Beide kämpfen gegeneinander, so dass ihr das Gute, das ihr doch eigentlich wollt, nicht ungehindert tun könnt. 18 Wenn ihr euch aber von Gottes Geist regieren lasst, seid ihr den Forderungen des Gesetzes nicht länger unterworfen.

19 Gebt ihr dagegen eurer alten menschlichen Natur nach, ist offensichtlich, wohin das führt: zu sexueller Unmoral, einem sittenlosen und ausschweifenden Leben, 20 zur Götzenanbetung und zu abergläubischem Vertrauen auf übersinnliche Kräfte. Feindseligkeit, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, hässliche Auseinandersetzungen, Uneinigkeit und Spaltungen bestimmen dann das Leben 21 ebenso wie Neid, Trunksucht, Fressgelage und ähnliche Dinge. Ich habe es schon oft gesagt und warne euch hier noch einmal: Wer so lebt, wird niemals in Gottes Reich kommen.

22 Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, 23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern! 24 Es ist wahr: Wer zu Jesus Christus gehört, der hat sein selbstsüchtiges Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden ans Kreuz geschlagen. 25 Durch Gottes Geist haben wir neues Leben, darum wollen wir uns jetzt ganz von ihm bestimmen lassen! 26 Prahlen wir also nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen, denn dadurch rufen wir nur Kränkungen und Neid hervor.

Kommentar

Im Widerstreit mit Heuchelei im eigenen Herzen

Konflikte und Auseinandersetzungen sind nie einfach, aber sie gehören zu mutiger Leitung dazu. Paulus findet sich im Streit mit den Unruhestiftern wieder (5,12). Sein Herz schlägt leidenschaftlich für die Wahrheit, und er spricht deutliche Worte, denn „die Unruhestifter“ bringen die Gemeinde auf Irrwege.

Im Prinzip sagt er, wenn sie so darauf aus sind, dieses männliche Körperteil mit der Beschneidung zu verletzen, können sie sich ja auch gleich ganz kastrieren. Die Sprache überrascht. Aber Paulus geht es um die Wahrheit, und er stellt sich der Auseinandersetzung, um sie zu verteidigen.

Als nächstes spricht Paulus den Widerstreit zwischen der sündigen Natur des Menschen und dem Heiligen Geist an. „Diese beiden Kräfte liegen in ständigem Streit miteinander“ (5,17).

Mit seiner Augmentation möchte Paulus die Freiheit unterstreichen, wobei Freiheit von Sünde nicht dasselbe ist wie, nicht zu sündigen.

Paulus nennt zwei Formen der Sklaverei: Gesetzlichkeit (Sklave des Gesetzes zu sein) und Zügellosigkeit (Sklave des Ich zu sein). Von ihnen bist zu befreit. Meide sowohl die Gesetzlichkeit als auch die Zügellosigkeit: „Missbraucht eure Freiheit nicht als Freibrief zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in Liebe“ (13-14; GNB).

Wahre Freiheit ist die Freiheit, anderen in Liebe zu dienen – und nicht das Fehlen jeglicher Moral: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (5,14). Wenn wir uns weiterhin „kratzen und beißen“ (15a; LUT), wie in der Welt üblich, machen wir uns gegenseitig kaputt.

Paulus zählt vier Lebensbereiche auf, in denen dieser Konflikt herrscht:

1.\tKörperliche Sünde: „sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, Ausschweifung“ (19b; NGÜ).
2.\tReligiöse Sünde: „Götzenanbetung und ..abergläubische[s] Vertrauen auf übersinnliche Kräfte“ (20a; Hfa).
3.\tGesellschaftliche Sünde: „Streit, Eifersucht, Zorn, selbstsüchtigen Ehrgeiz, Spaltungen, selbstgerechte Abgrenzung gegen andere Gruppen“ (20b).
4.\tSünde der Ausschweifung: „Neid, Trunk- und Fresssucht und noch vieles dergleichen“ (21a; GNB).

Gib solchen Wünschen nicht nach, sondern lass dich vom Heiligen Geist leiten (18a). Wenn du das tust, wirst du nicht den fleischlichen Gelüsten erliegen, die uns ständig in Versuchung bringen wollen. „Wenn dagegen der Heilige Geist unser Leben beherrscht, wird er ganz andere Frucht in uns wachsen lassen: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (22-23). Mein Freund, Michael Timmis, schrieb mir, „Meine Definition von Liebe ist, die Frucht des Geistes anzuwenden. Und das fängt mit der Liebe an. Ich glaube, dass Freude sich freuende Liebe ist; Friede ist ruhige Liebe; Geduld wartende Liebe; Freundlichkeit ist zwischenmenschliche Liebe; Güte ist Liebe, die initiativ wird; Treue ist Liebe, die Wort hält; Sanftmut ist mitfühlende Liebe; und Selbstbeherrschung ist Liebe, die der Versuchung standhält.“

All diese Eigenschaften sehen wir an Jesus. Paulus fährt fort, „Menschen, die zu Jesus Christus gehören, haben ja doch ihre selbstsüchtige Natur mit allen Leidenschaften und Begierden ans Kreuz genagelt“ (24; GNB). Wir sind immer versucht, wieder in alte Fahrwasser zu kommen. „Wenn wir jetzt durch den Heiligen Geist leben, dann sollten wir auch alle Bereiche unseres Lebens von ihm bestimmen lassen“ (5,25).

Vermeide Konflikte, soweit es in deiner Macht steht: „Lasst uns darauf achten, dass wir nicht stolz werden und uns gegenseitig verärgern oder beneiden“ (5,26).

Jetzt, da der Heilige Geist in dir lebt, binde Ihn in alle Entscheidungen ein und folge Seinem Flüstern. Wenn du etwas denkst, sagst oder tust, wobei dir unwohl ist, ist das möglicherweise der Heilige Geist, der dich auffordern möchte, damit aufzuhören. Umgekehrt, wenn du tiefen Frieden über eine Entscheidung hast, kannst du gewiss sein, dass der Heilige Geist zustimmt.

Gebet

Herr, bitte hilf mir, in Konflikten weise und im Einklang mit dem Heiligen Geist zu handeln.

Altes Testament

Jesaja 47,1–49,7

Der Herr wird mit Babylon abrechnen

47 1 »Babylon, du junge Dame,
  steig herab von deinem Thron!
Ja, setz dich in den Staub, du Tochter der Chaldäer!
  Alle nannten dich die Zarte,
  Feine – doch diese Zeiten sind vorbei!
2 Los, dreh den Mühlstein, mahle Korn!
  Weg mit dem Schleier!
Wirf die Schleppe ab, raff dein Kleid hoch
  und wate durch die Flüsse!
3 Alle sollen deine Blöße sehen,
  diese Schande bleibt dir nicht erspart.
Jetzt rechne ich schonungslos mit dir ab,
  und niemand wird mich daran hindern.«

4 Der HERR ist unser Retter,
  »allmächtiger Gott« – das ist sein Name.
  Er ist der heilige Gott Israels.

5 Er spricht: »Babylon, du Tochter der Chaldäer,
  verkriech dich in der Dunkelheit!
Setz dich und brüte vor dich hin!
  Denn dein Ehrentitel ist vergessen:
›Herrin vieler Königreiche‹
  wird dich nie mehr jemand nennen.
6 Ich war sehr zornig auf mein Volk
  und verstieß es – sie gehörten nicht mehr zu mir,
und darum gab ich sie in deine Hand.
  Doch du zeigtest kein Erbarmen:
Selbst die alten Menschen
  hast du geschunden und unterdrückt.
7 ›Für immer und ewig werde ich regieren!‹,
  hast du stolz geprahlt
und keinen Gedanken daran verschwendet,
  dass auch du zu Boden stürzen könntest.
  An ein solches Ende hast du nie gedacht.

8 Du genusssüchtiges Weib!
  Noch lebst du sorglos in den Tag hinein.
Eingebildet wie du bist, siehst du nur dich,
  und außer dir zählt nichts. Du sagst:
›Ich werde niemals Witwe sein!
  Einsam leben, ohne Kinder?
Nein, das gibt es nicht!‹
  Doch nun hör, was ich, der Herr, dir sage:
9 Beides wird dich am selben Tag treffen:
  Auf einen Schlag
wirst du Mann und Kinder verlieren.
  In voller Härte bricht dieses Unglück
über dich herein, obwohl du dich
  mit vielen Zauberformeln
und Bannsprüchen davor
  schützen wolltest.
10 Auf deine Bosheit hast du dich verlassen und gedacht:
  ›Es sieht ja niemand, was ich treibe!‹
Deine Weisheit und dein Wissen
  haben dich so stolz gemacht.
Du siehst wirklich nur dich selbst.
  Alles andere nimmst du nicht wahr!
11 Du ahnst nicht, dass du in dein Unglück rennst.
  Doch plötzlich ist es da;
unversehens bricht es über dich herein!
  Kein Zauberspruch kann dich davor bewahren,
  und auch durch Opfer wendest du es nicht mehr ab.

12 Versuch es nur mit der Beschwörungskunst!
  Los, wende deine Zaubersprüche an,
die du von Jugend an mühsam gelernt hast!
  Wer weiß, ob das nicht hilft!
Vielleicht fällt dir ein Zauberspruch ein,
  der selbst dieses drohende Unglück verscheucht.
13 Du hast dich schon immer bemüht,
  guten Rat zu erhalten.
So lass auch jetzt die Sterndeuter kommen,
  sollen sie dir doch helfen,
die dir jeden Monat
  die Zukunft vorhersagen!
14 Doch wie Stroh werden
  sie ein Raub der Flammen.
Nichts können sie
  retten vor dem fressenden Feuer,
nicht einmal das eigene Leben.
  Es wird kein Feuer sein,
um das man in der Runde sitzt
  und an dessen Glut man sich die Hände wärmt!
15 So werden sie enden, deine Wahrsager,
  um die du dich von Jugend an bemüht hast.
Sie machen sich aus dem Staub
  und schleppen sich nach Hause.
  Alle lassen dich hilflos zurück.«

Der Herr verteidigt seine Ehre

48 1 Hört, ihr Nachkommen von Jakob
  aus dem Stamm Juda!
Ihr tragt den Ehrennamen »Israel«.
  Wenn ihr einen Eid ablegt,
dann schwört ihr beim Namen des HERRN.
  Ihr bekennt euch zu Israels Gott,
aber ihr meint es nicht ehrlich
  und haltet ihm nicht die Treue.
2 Ihr seid stolz auf Jerusalem,
  eure Heilige Stadt,
und ihr beruft euch auf den Gott Israels.
  »Der HERR, der allmächtige Gott«
– so wird er genannt.
  Hört jetzt, was er zu sagen hat:
3 »Was früher geschah,
  hatte ich lange im Voraus verkündet.
Ich machte kein Geheimnis aus meinen Plänen.
  Dann war es plötzlich so weit:
Ich ließ alles so eintreffen,
  wie ich es gesagt hatte.
4 Ich kenne euch doch und weiß,
  wie starrköpfig ihr seid!
Unbeugsam seid ihr,
  als wäre euer Nacken aus Eisen;
  euer Schädel ist hart wie Stein!
5 Darum habe ich euch
  schon vorher wissen lassen,
was ich tun würde;
  ihr habt davon gehört,
bevor es geschah,
  damit ihr nicht behauptet:
›Das war unser Götze!
  Die Statue unseres Gottes hat es so gefügt.‹
6 Ihr habt also davon gehört,
  und es ist eingetroffen. Schaut euch nur um!
  Warum wollt ihr es nicht zugeben?

Doch von heute an will ich
  etwas Neues ankündigen, etwas,
das ihr noch nicht wisst,
  weil ich es bisher geheim gehalten habe.
7 Ich habe es nicht schon
  vor vielen Jahren geschehen lassen,
sondern gerade jetzt.
  Ihr habt noch nie davon gehört!
Darum könnt ihr auch nicht behaupten:
  ›Das haben wir schon lange gewusst!‹
8 Nein, davon ist euch bisher
  noch nichts zu Ohren gekommen,
ihr könnt es nicht wissen.
  Ich habe absichtlich geschwiegen,
denn ich wusste, wie treulos ihr seid.
  Nicht umsonst nennt man euch ›das Volk,
das sich von Anfang an
  gegen seinen Gott aufgelehnt hat‹.
9 Damit mein Name weiter gepriesen wird,
  halte ich meinen Zorn zurück.
Ich beherrsche mich und vernichte euch nicht,
  denn meine Ehre steht auf dem Spiel.
10 Doch bestrafen musste ich euch.
  Wie ein Silberschmied bin ich
mit euch umgegangen:
  Er schmilzt das Silber im Feuer,
um es von allen Schlacken zu reinigen.
  So habe ich euch
  in den Schmelzofen des Elends geworfen.
11 Um meinetwillen will ich euch jetzt retten,
  nur um meinetwillen!
Mein Name soll nicht in den Schmutz gezogen werden.
  Nein, die Ehre, die mir zusteht,
  teile ich mit keinem anderen!«

Der Herr ist Israels Befreier

12 »Hört mir zu, ihr Nachkommen von Jakob,
  mein auserwähltes Volk Israel:
Ich bin Gott.
  Ich bin der Erste und der Letzte.
13 Ich habe mit eigener Hand
  die Fundamente der Erde gelegt
und den Himmel ausgespannt.
  Nur ein Wort von mir –
  und alles stand an seinem Platz.

14 Versammelt euch und hört mir zu!
  Der Mann, den ich liebe,
wird mein Urteil an Babylonien vollstrecken.
  Mit meiner Hilfe wird er
das Heer der Chaldäer besiegen.
  Hat etwa einer der Götter dies schon angekündigt?
15 Nein, nur ich habe es gesagt.
  Ich habe diesen Mann gerufen und
ihn auf den Weg geschickt.
  Sein Plan wird gelingen.

16 Kommt her und hört zu:

Von Anfang an habe ich kein Geheimnis
  aus meinem Vorhaben gemacht.
Jetzt führe ich es aus
  und halte die Fäden in der Hand.«

Und nun hat Gott, der HERR,
  mich gesandt und mir seinen Geist gegeben.

17 So spricht der HERR, euer Erlöser,
  der heilige Gott Israels:
»Ich bin der HERR, euer Gott.
  Ich lehre euch, was gut für euch ist,
und zeige euch den Weg,
  den ihr gehen sollt.
18 Ach, hättet ihr doch meine Gebote befolgt!
  Dann wäre euer Friede wie ein Strom,
der nie versiegt.
  Euer Glück würde sich ausbreiten
  wie die Meereswellen.
19 Unzählbar wären eure Nachkommen,
  so wie der Sand am Meer.
  Nie würde ich sie verstoßen oder vernichten.

20 Schnell, verlasst Babylonien, ihr Israeliten,
  flieht aus dem Land der Chaldäer!
Singt und jubelt vor Freude!
  Die ganze Welt soll hören, was geschehen ist.
Erzählt es überall:
  ›Der HERR hat Israel, das Volk,
  das ihm dient, befreit!
21 Als der Herr sie durch die Wüste führte,
  mussten sie keinen Durst leiden,
denn er sorgte für Wasser:
  Er spaltete den Felsen,
  und ein Bach sprudelte hervor.‹

22 Doch alle, die sich gegen mich auflehnen,
  werden keinen Frieden finden.
  Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!«

Der Diener des Herrn – ein Licht für alle Völker

49 1 Hört mir zu, ihr Bewohner der Inseln
  und ihr Völker in der Ferne!
Schon vor meiner Geburt
  hat der HERR mich in seinen Dienst gerufen.
Als ich noch im Mutterleib war,
  hat er meinen Namen genannt.
2 Er hat mir eine Botschaft aufgetragen,
  die durchdringt wie ein scharfes Schwert.
Schützend hält er seine Hand über mir.
  Er hat mich zu einem spitzen Pfeil gemacht
  und mich griffbereit in seinen Köcher gesteckt.
3 Er hat zu mir gesagt:
  »Israel, du bist mein Diener.
  An dir will ich meine Herrlichkeit zeigen.«
4 Ich aber dachte:
  »Vergeblich habe ich mich abgemüht,
für nichts und wieder nichts meine Kraft vergeudet.
  Dennoch weiß ich, dass der HERR
für mein Recht sorgt, von ihm,
  meinem Gott, erhalte ich meinen Lohn.«

5 Und nun spricht der HERR zu mir.
  Er hat mich von Geburt
an zum Dienst für sich bestimmt.
  Die Nachkommen von Jakob
soll ich sammeln und zu ihm zurückbringen.
  Gott selbst hat mir
diese ehrenvolle Aufgabe anvertraut,
  er gibt mir auch die Kraft dazu.
6 Er spricht zu mir:
  »Du sollst nicht nur
die zwölf Stämme Israels
  wieder zu einem Volk vereinigen
und die Überlebenden zurückbringen.
  Dafür allein habe ich dich nicht
in meinen Dienst genommen,
  das wäre zu wenig.
Nein – ich habe dich zum Licht
  für alle Völker gemacht,
damit du der ganzen Welt
  die Rettung bringst, die von mir kommt!«

7 So spricht der HERR,
  der Erlöser und heilige Gott Israels,
zu dem, der überall verachtet ist,
  verabscheut von den Völkern
und unterdrückt von den Herrschern dieser Welt:
  »Könige und Fürsten werden erkennen,
dass du in meinem Auftrag handelst.
  Voller Ehrfurcht erheben
sie sich von ihren Thronen
  und werfen sich vor dir nieder.
Denn ich, der heilige Gott Israels,
  habe dich erwählt, und ich stehe zu meinem Wort!

Kommentar

Kulturelle Konflikte

Gottes Volk lebte oft in Kulturen mit ganz anderen Werten. Das erleben viele Menschen auch heute so. Du sollst dich aber nicht aus der Kultur zurückziehen, sondern Profil zeigen. Lebe anders, und du wirst großen positiven Einfluss auf die Kultur haben.

Gottes Volk fand sich in einer grausamen Gesellschaft wieder (Babylon), die „keinerlei Mitleid“ zeigte (47,6). Eine hochmütige Kultur (47,8-9), in der „zahlreiche Zauberkünste“ praktiziert wurden (9b.12-13).

Es ist schwierig, ganz gegen die vorherrschende Kultur zu leben.

Jesaja wendet sich wieder Israel zu und sagt, wenn sie auf Seine Gebote geachtet hätten, „hättest du im Glück schwimmen können und Gerechtigkeit hätte dich überflutet wie die Wellen des Meeres“ (48,18).

Trotz allen Versagens und aller Probleme, gibt Gott Seine Pläne und Ziele mit Israel nicht auf: „Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will“ (49,3b; LUT). Wir haben von einem anderen „Gottesknecht“ gelesen (s. BieJ Tag 260). Diesmal ist einer gemeint, der „Jakob zu ihm zurückführe und Israel bei ihm versammle“ (49,5). Gottes ursprünglicher Plan sollte sich in Ihm erfüllen. Das zeigt auf Jesus. Er war Israelit, der nach Israel gesandt wurde. Er identifizierte Sich ganz mit Seinem Volk und hob Sich doch ab von ihm.

Erste Aufgabe des Knechtes ist, die Wahrheit zu verkünden. Sein Mund ist wie ein „scharfes Schwert“ (2a). Gott redete zu einem Volk und trug ihm auf, es allen anderen zu erzählen. Die zweite Aufgabe des Knechtes ist, Gottes „Herrlichkeit sichtbar [zu] machen“ (3b; GNB). Und drittens soll es ein Segen für die Welt sein: „Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt“ (49,6b).

Dann gewährt uns Jesaja einen kleinen Blick, wie der Knecht das erreichen wird. In einer Andeutung auf Jesaja 53 spricht er von „demjenigen, der von den Menschen verachtet und von den Heiden verabscheut wird“ (49,7). Der Knecht verherrlicht Gott (49,3). Jetzt verherrlicht Gott den Knecht: „Könige werden es sehen und anerkennen. Fürsten werden es beobachten und sich niederwerfen, weil der Herr seine Treue erwies, indem er dich erwählte“ (49,7).

Dies erfüllte sich, als die Könige kamen, um Jesus anzubeten (Matthäus 2,1-12). Es hat sich in den vergangenen 2.000 Jahren immer wieder erfüllt, wenn Kaiser, Könige, Präsidenten und Premierminister ihre Knie vor Jesus beugten.

Israel schaffte es nicht, aber Jesus. Heute sind wir die Knechte des Herrn. Paulus und Barnabas zitieren diesen Vers: „Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt“ (49,6b; Apostelgeschichte 13,47).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, in der Kultur, in der ich lebe, Profil zu zeigen. Lass mich die Wahrheit in Liebe aussprechen und hilf mir, Deine Herrlichkeit sichtbar werden zu lassen und ein Licht für meine Mitmenschen zu sein.

Pippa fügt hinzu

Galater 5,22–23

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit”

Und, wie schlägst du dich heute so? Wir müssen wohl alle in allen Bereichen weiter an uns arbeiten.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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