Tag 27

Auf dem Weg bleiben

Weisheit Psalm 17,1–5
Neues Testament Matthäus 19,1–15
Altes Testament Hiob 4,1–7,21

Einführung

Meine Frau Pippa und ich gehen gerne Spazieren. Vor nicht allzu langer Zeit machten wir einen längeren Spaziergang in den South Downs an der Küste im Süden Englands. Wir haben beide keinen besonders guten Orientierungssinn, und wir hatten vergessen, eine Karte mitzunehmen. So kamen wir vom Weg ab und landeten schließlich auf einem Bauernhof.

Es war an einem der kürzesten Tage des Jahres, und es begann langsam zu dämmern. Der einzige Weg zurück zum Auto schien direkt über eine Kuhweide zu führen. Als wir uns näherten, kamen einige der Vierbeiner neugierig näher und versperrten uns den Weg, andere liefen verängstigt davon und rannten panisch über die Weide.

Wir sahen uns schon von einer Herde panischer Kühe zur Strecke gebracht und entschieden uns für einen schnellen Rückzug quer an einem steilen, unwegsamen, rutschigen Hang entlang. Unser Spaziergang dauerte für Pippa schon viel länger, als ihr lieb war; die Dunkelheit brach über uns herein, und weit und breit war kein Weg in Sicht. Es sah nicht gut aus.

Zum Glück fanden wir schließlich einen Weg, der uns zum Parkplatz zurückführte. Was für eine Erleichterung! Für zukünftige Ausflüge haben wir uns vorgenommen, definitiv eine Karte mitzunehmen und auf dem Weg zu bleiben. Der Erholungswert ist deutlich größer, außerdem können wir uns dann besser unterhalten, und für unsere Ehe insgesamt ist es auch zuträglicher!

Die Bibel verwendet das Bild von Gottes Wegen, die zum Leben führen, häufig.

Weisheit

Psalm 17,1–5

In großer Not

1 Ein Gebet von David.
  HERR, höre meine Bitte, verhilf mir zu meinem Recht!
  Achte auf mein Schreien und nimm mein Gebet an,
  das ich ohne Falschheit und Lüge an dich richte.
2 Wenn du dein Urteil fällst, dann sprich mich frei;
  du siehst doch, dass ich unschuldig bin.

3 Du durchschaust alles, was in mir vorgeht,
  du durchforschst mich auch in der Nacht.
  Du prüfst mich, aber du findest nichts, was du tadeln müsstest.
  Ich habe mir vorgenommen, mich nicht einmal zu
  bösen Worten hinreißen zu lassen!
4 Dein Wort war mein einziger Maßstab
  – auch dann, wenn andere nicht danach lebten.
  Von gewalttätigen Menschen hielt ich mich fern.
5 Bei jedem Schritt habe ich deine Ordnungen befolgt,
  nie bin ich davon abgewichen.

Kommentar

Nimm dir vor, auf Gottes Wegen zu bleiben

David schreibt, „Ich habe mich an deinen Weg gehalten und bin nicht davon abgewichen“ (17,5). Das hebräische Wort für „Wege“ bedeutet wörtlich „Radspuren“. David ist fest entschlossen, auf Gottes Wegen zu bleiben. Damit das gelingt, musst du auf Folgendes achten:

1.\tDein Herz (über was du nachdenkst)
„In der Nacht hast du meine Gedanken geprüft und mein Herz auf die Probe gestellt. Du hast mich angesehen und nichts Falsches an mir gefunden“ (17,3a).

2.\tDeine Worte (was du sagst)
„Ich habe mir vorgenommen, mit meinen Worten nicht zu sündigen“ (17,3c).

3.\tDeine Füße (wohin du gehst)
„Ich … bin nicht davon abgewichen“ (17,5b).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, auf Deinen Wegen zu bleiben. Lass meine Schritte nicht gleiten. Hilf mir, Tag und Nacht auf meine Gedanken zu achten. Lass mich nicht schuldig werden an Dir durch das, was ich sage oder tue.

Neues Testament

Matthäus 19,1–15

Die Frage nach der Ehescheidung

19 1 Nachdem Jesus das alles gesagt hatte, verließ er Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa östlich des Jordan. 2 Eine große Menschenmenge folgte ihm dorthin, und er heilte ihre Kranken.

3 Da kamen einige Pharisäer zu Jesus, weil sie ihm eine Falle stellen wollten. Sie fragten ihn: »Darf sich ein Mann von seiner Frau aus jedem beliebigen Grund scheiden lassen?«

4 Jesus antwortete: »Habt ihr denn nicht gelesen, was in der Heiligen Schrift steht? Da heißt es doch, dass Gott am Anfang die Menschen als Mann und Frau schuf 5 und sagte: ›Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.‹ 6 Sie sind also eins und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen. Und was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.«

7 »Doch weshalb«, fragten sie weiter, »hat Mose dann vorgeschrieben, dass der Mann seiner Frau eine Scheidungsurkunde geben soll, wenn er sie wegschicken will?«

8 Jesus antwortete: »Mose erlaubte es, dass ihr euch von euren Frauen scheiden lasst, weil er euer hartes Herz kannte. Am Anfang ist es jedoch anders gewesen. 9 Ich sage euch: Wer sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch, es sei denn, seine Frau hat ihn betrogen.«

10 Da sagten die Jünger zu Jesus: »Wenn das mit der Ehe so ist, dann heiratet man besser gar nicht!«

11 Jesus antwortete: »Nicht jeder kann begreifen, was ich jetzt sage, sondern nur die, denen Gott das Verständnis dafür gibt. 12 Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere werden es durch menschlichen Eingriff. Und es gibt Menschen, die verzichten von sich aus auf die Ehe, um sich Gottes himmlischem Reich ganz zur Verfügung zu stellen. Wer das begreift, der richte sich danach!«

Jesus und die Kinder

13 Eines Tages brachte man Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Aber die Jünger fuhren sie an und wollten sie wegschicken.

14 Doch Jesus sagte: »Lasst die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht zurück, denn Menschen wie ihnen gehört Gottes himmlisches Reich.« 15 Er legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Danach zog er weiter.

Kommentar

Bleib mit deinen Beziehungen auf Gottes Wegen

Was Jesus über Beziehungen lehrt, ist sowohl für dein eigenes Leben als auch für die Gesellschaft enorm wichtig. In diesem Abschnitt skizziert Er Gottes Wege für die Familie.

1.\tDie Bedeutung der Ehe
Die Pharisäer befragten Jesus über die Scheidung. In Seiner Antwort spricht Er aber von der Ehe. Er geht zurück zum Schöpfungsbericht und zitiert 1. Mose 2,24, „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden "ein" Fleisch sein“ (19,5; LUT). Dieser Vers aus 1. Mose wird als Vorlage für die Ehe schlechthin betrachtet – nicht nur im Alten Testament und von Paulus (Epheser 5,31), sondern auch von Jesus selbst.

Zur Ehe gehört das öffentliche Verlassen der Eltern – ein lebenslanges Bekenntnis zu deinem Ehepartner, der fortan wichtiger für dich ist, als selbst deine Beziehung zu den Eltern. Ehe bedeutet auch, dass du zu „einer Einheit“ mit seinem Partner wirst. Das hebräische Wort hier bedeutet wörtlich „zusammengeklebt“ – und das nicht nur körperlich und biologisch, sondern auch auf emotionaler, psychologischer, sozialer und geistlicher Ebene. Das ist die christliche Vorstellung der „ein-Fleisch-Verbindung“. Die biblische Lehre über die Ehe ist das Aufregendste und Positivste, das es überhaupt gibt. Es ist auch die romantischste Vorstellung, denn sie entfaltet Gottes perfekten Plan.

2.\tDie Möglichkeit der Ehescheidung
Die Pharisäer beharren auf einer Antwort auf ihre Frage nach der Ehescheidung und führen Moses Gebot an (19,7). Jesus erwidert, „Mose erlaubte die Ehescheidung, weil eure Herzen hart sind“ (19,8), und prangert die Männer an, die, in einer Gesellschaft, in der Frauen viel weniger Rechte hatten, diese Konzession dazu nutzten, ihre Frauen zu verlassen.

Moses Ermöglichung der Scheidung erinnert uns an Gottes Gnade und Barmherzigkeit in Situationen, in denen wir Sein Ideal verfehlen. Aber Jesus sagt, dass Ehescheidung nie ideal ist.

Viele, die den Schmerz einer gescheiterten Ehe kennen, werden sich mit Hiobs Beschreibung seines Leids identifizieren können. Wir müssen alles daransetzen, Ehen zu schützen, unsere eigene und die der anderen. Deshalb lege ich allen Paaren in unserer Gemeinde den Ehe-Kurs ans Herz. Außerdem müssen wir alles tun, die Geschiedenen zu trösten und ihnen nicht die Schuld dafür zu geben, wie Elifas.

3.\tBerufung zur Ehelosigkeit
Jesus erwähnt drei Arten der Ehelosigkeit. Erstens, „manche werden unfähig zur Ehe geboren“ (19,12a). Zweitens die unfreiwillige Ehelosigkeit – „andere werden von Menschen dazu unfähig gemacht“ (19,12b). Und drittens gibt es die freiwillige Ehelosigkeit – „andere haben sich dafür entschieden, um des Himmelreiches willen nicht zu heiraten (19,12c). Ehelosigkeit kann ein vorübergehender oder dauerhafter Zustand sein, aber im Neuen Testament wird sie nie nur als zweitbeste Lösung betrachtet. Sowohl die Ehe als auch die Ehelosigkeit sind angesehene Berufungen im Neuen Testament, die beide ihre Vor- und Nachteile haben.

4.\tDer Vorrang der Kinder
Jesus hatte eine für viele Seiner Mitmenschen herausfordernde Einstellung zu Kindern. In den Gesellschaften der Antike wurden Kinder häufig am Rande der Gesellschaft gehalten – eine alte britische Redensart beschreibt das treffend: Kinder sollen „gesehen aber nicht gehört“ werden.

Gottes Wege aber sind anders. Jesus legt den kleinen Kindern Seine Hände auf und betet für sie (19,13a). Als die Jünger meinen, die Kinder würden Jesus ablenken, antwortet Er ihnen, „Lasst die Kinder zu mir kommen. Haltet sie nicht zurück! Denn das Himmelreich gehört ihnen“ (19,14). Damit demonstriert Er die wichtige Rolle, die Kinder in unserem Leben spielen sollten.

Für uns Eltern ist es wichtig, unsere Kinder nicht als Ablenkung von unserer Arbeit oder unserem Dienst zu sehen. Als Gemeinde müssen wir erkennen, dass wir den Kinder und Jugendlichen Vorrang bei der Vergabe der Mittel und Räumlichkeiten geben müssen, denn das Himmelreich gehört ihnen ebenso wie den Älteren. Sie sind nicht nur die Zukunft der Kirche, sie sind die Kirche.

Gebet

Herr, bitte hilf uns, dass wir weder in unserem eigenen Leben noch als Teil der Gesellschaft von Deinen Wegen für die Familie abkommen. Bitte segne alle, die sich für starke Familien engagieren.

Altes Testament

Hiob 4,1–7,21

Elifas: Kann ein Mensch gerechter sein als Gott?

4 1 Elifas aus Teman versuchte als Erster, Hiob eine Antwort zu geben.

2 »Du bist zwar aufgebracht«, sagte er,
  »doch will ich versuchen, dir etwas zu sagen;
  ich kann nicht länger schweigen!
3 Du selbst hast zahllose Menschen gelehrt,
  auf Gott zu vertrauen.
  Kraftlose Hände hast du wieder gestärkt.
4 War jemand mutlos und ohne Halt,
  du hast ihn wieder aufgerichtet
  und ihm neuen Lebensmut gegeben.
5 Jetzt aber, wo du selbst an der Reihe bist,
  verlierst du die Fassung.
  Kaum bricht das Unglück über dich herein, bist du entsetzt!
6 Dabei hast du allen Grund zur Hoffnung!
  Dein Leben war stets tadellos, und Gott hast du von Herzen geehrt.
  Sei zuversichtlich!

7 Kannst du mir nur ein Beispiel nennen,
  wo ein gerechter Mensch schuldlos zugrunde ging?
8 Im Gegenteil – immer wieder habe ich gesehen:
  Wer Unrecht sät, wird Unglück ernten!
9 Denn Gott fegt Übeltäter mit seinem Atem hinweg,
  mit zornigem Schnauben richtet er sie zugrunde.
10 Wenn sie auch wie die Löwen brüllen,
  bringt Gott sie doch zum Schweigen
  und bricht ihnen die Zähne aus.
11 Sie verenden wie Löwen, die keine Beute mehr finden,
  und ihre Kinder werden in alle Winde zerstreut.

12 Hiob, heimlich habe ich eine Botschaft bekommen,
  leise wurde sie mir zugeflüstert!
13 Es geschah in jener Zeit der Nacht,
  wenn man sich unruhig im Traum hin- und herwälzt,
  wenn tiefer Schlaf die Menschen überfällt:
14 Da packten mich Grauen und Entsetzen;
  ich zitterte am ganzen Leib.
15 Ein Windhauch wehte dicht an mir vorüber
  – die Haare standen mir zu Berge!
16 Dann sah ich jemanden neben mir,
  aber ich konnte ihn nicht erkennen,
  nur ein Schatten war zu sehen; er flüsterte:
17 ›Kann denn ein Mensch gerecht sein vor Gott,
  vollkommen vor seinem Schöpfer?‹
18 Selbst seinen Dienern im Himmel vertraut Gott nicht,
  und an seinen Engeln findet er Fehler.
19 Wie viel weniger vertraut er dann den Menschen!
  Sie hausen in Lehmhütten, die im Staub auf der Erde stehen,
  und werden wie eine Motte zertreten.
20 Mitten aus dem Leben werden sie gerissen,
  unwiederbringlich, und keiner beachtet es!
21 Ja, Gott bricht ihre Zelte ab; sie sterben plötzlich
  und sind kein bisschen weise geworden!«

Unterwirf dich Gott!

5 1 »Klag nur, Hiob! Aber meinst du, dich hört jemand?
  An welchen Engel willst du dich denn wenden?
2 Wer sich Gott in blinder Wut entgegenstellt
  und in seiner Dummheit aufbegehrt, der bringt sich um!
3 Ich sah solche Leute in Glück und Frieden leben,
  dann aber verfluchte ich ihr Hab und Gut.
4 Ohne jede Hilfe standen ihre Kinder da;
  niemand verteidigte sie, als sie vor Gericht verurteilt wurden.
5 Über die Ernte dieser Narren machten sich die Hungrigen her
  – selbst aus den Dornenhecken rissen sie die Halme heraus
  und stürzten sich gierig auf all ihren Reichtum.
6 Unheil wächst nicht auf dem Acker,
  und Mühsal schießt nicht aus der Erde empor.
7 Nein, von Geburt an gehört zum Menschsein die Mühe,
  so wie zum Feuer die Funken gehören.

8 Ich an deiner Stelle würde mich an Gott wenden
  und ihm meinen Rechtsfall vortragen.
9 Was Gott tut, ist groß und gewaltig,
  niemand kann es begreifen; seine Wunder sind unzählbar.
10 Er lässt Regen fallen,
  und die Felder werden reich getränkt.
11 Wer klein und unbedeutend ist, den macht er groß;
  die Trauernden können sich wieder freuen, weil er sie rettet.
12 Die Pläne verschlagener Menschen vereitelt er,
  so dass ihnen gar nichts gelingt.
13 Er fängt die Klugen mit ihrer eigenen Klugheit,
  und ihre Machenschaften durchkreuzt er.
14 Am helllichten Tage tappen sie umher,
  als wäre es stockdunkle Nacht.
15 Gott hilft dem Armen aus der Gewalt der Mächtigen
  und schützt ihn vor ihren erbarmungslosen Worten.
16 Er gibt den Armen wieder Hoffnung
  und bringt die Ungerechtigkeit zum Schweigen.

17 Glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist!
  Der Allmächtige will dich erziehen! Sträube dich nicht!
18 Er schlägt dich zwar, doch er heilt auch wieder;
  er verbindet alle Wunden, die er dir zufügt.
19 Bricht ein Unglück herein, so wird er dich retten;
  jedes Mal bleibst du vom Untergang verschont.
20 In der Hungersnot erhält er dich am Leben,
  und im Krieg bewahrt er dich vor gewaltsamem Tod.
21 Er beschützt dich vor übler Nachrede,
  die wie Peitschenhiebe verletzt.
  Du musst nicht befürchten, dass dein Besitz verwüstet wird.
22 Verderben und Hungersnot lachst du aus,
  und vor den wilden Tieren hast du keine Angst.
23 Steine werden den Ertrag deines Ackers nicht mindern,
  und die Raubtiere werden dich nicht angreifen.
24 In Ruhe und Frieden kannst du in deinem Haus leben,
  und schaust du nach deinem Hab und Gut, so fehlt nichts.
25 Kinder und Enkel wirst du sehen,
  so zahlreich wie die Blumen auf dem Feld.
26 Du bleibst rüstig bis ins hohe Alter,
  und wenn du einst begraben wirst, gleichst du dem Korn,
  das erst in voller Reife geerntet wird.

27 Das alles haben wir erforscht.
  Du kannst uns glauben, es ist wahr! Nun richte dich danach!«

Hiob: Mein Schmerz ist unerträglich!

6 1 Da antwortete Hiob:

2 »Ach, könnte mein Schmerz doch gewogen werden!
  Legte man doch mein Elend auf die Waage!
3 Es wiegt schwerer als der Sand am Meer,
  und deshalb sind meine Worte so unbeherrscht.
4 Der Allmächtige hat mich mit seinen Pfeilen durchbohrt,
  tief dringt ihr Gift in mich ein.
  Gott hat mich mit seinen Schrecken eingekesselt.
5 Kein Wildesel schreit, wenn er Gras hat;
  an der vollen Futterkrippe brüllt kein Stier.
6 Doch welcher Mensch mag ungesalzene Speise,
  wer schlürft schon gerne rohes Eiweiß?
7 Ich sträube mich, es anzurühren,
  denn solche Nahrung macht mich krank!

8 Warum schlägt Gott mir meine Bitte ab
  und gibt mir nicht, was ich so sehnlich wünsche?
9 Ich wünsche mir nur eins: dass er mich zermalmt
  und mir das Lebenslicht ausbläst!
10 Denn einen Trost hätte ich auch dann noch,
  Grund zum Jubeln trotz schrecklicher Schmerzen:
  Was der heilige Gott geboten hat,
  daran habe ich mich immer gehalten!

11 Aber meine Kraft reicht nicht aus, um noch länger zu hoffen!
  Auf welches gute Ende soll ich geduldig warten?
12 Bin ich denn hart und unverwundbar wie ein Stein?
  Ist mein Körper kraftvoll, wie aus Erz gegossen?
13 Ich bin völlig hilflos
  und weiß nicht mehr aus noch ein!

14 Wer so verzweifelt ist wie ich, braucht Freunde,
  die fest zu ihm halten, selbst wenn er Gott nicht mehr glaubt.
15 Ihr aber enttäuscht mich wie die Flüsse in der Wüste,
  deren Bett vertrocknet, sobald kein Regen mehr fällt.
16 Im Frühjahr treten sie über die Ufer,
  trübe vom Schmelzwasser, in dem Eisschollen treiben.
17 Aber wenn es heiß wird,
  versiegen sie und versickern im Boden.
18 Karawanen müssen vom Weg abweichen,
  weil sie dort kein Wasser finden.
  Sie steigen hinauf in die Wüste und gehen elend zugrunde.
19 Die Karawanen von Tema spähen nach den Wasserstellen,
  die Händler von Saba sind auf sie angewiesen,
20 doch ihre Hoffnung wird bitter enttäuscht:
  Sie kommen dorthin – das Flussbett ist leer!
21 Und ihr? Ihr seid genau wie diese Flüsse:
  trostlos und leer. Ihr helft mir nicht!
  Ihr seht mein furchtbares Schicksal und weicht entsetzt zurück!
22 Wieso denn? Habe ich euch je gesagt:
  ›Schenkt mir etwas, zahlt ein Bestechungsgeld
  für mich aus euren Taschen
23 und rettet mich vor dem Erpresser,
  aus seinen Klauen kauft mich frei‹?

24 Gebt mir eine klare Antwort und weist mir nach,
  wo ich im Irrtum bin, dann will ich gerne schweigen!
25 Nur wer die Wahrheit sagt,
  überzeugt mich – eure Vorwürfe beweisen nichts!
26 Wollt ihr meine Worte tadeln,
  weil sie so verzweifelt klingen?
  Was ich sage, verhallt ungehört im Wind!
27 Ihr würdet selbst ein Waisenkind verkaufen
  und euren besten Freund verhökern!
28 Bitte, seht mich an! So wahr ich hier sitze:
  Ich sage euch die volle Wahrheit!
29 Ihr tut mir Unrecht! Hört endlich auf damit,
  denn immer noch bin ich im Recht!
30 Rede ich vermessen? Nie und nimmer!
  Ich kann doch Recht und Unrecht unterscheiden!«

Gott, warum lässt du mich nicht in Ruhe?

7 1 »Das Leben der Menschen gleicht der Zwangsarbeit,
  von früh bis spät müssen sie sich abmühen!
2 Ein Landarbeiter sehnt sich nach dem kühlen Schatten am Abend;
  er wartet darauf, dass ihm sein Lohn bezahlt wird.
3 Und was ist mein Lohn? Monate, die sinnlos dahinfliegen,
  und kummervolle Nächte!
4 Wenn ich mich schlafen lege, denke ich:
  ›Wann kann ich endlich wieder aufstehen?‹
  Die Nacht zieht sich in die Länge,
  ich wälze mich schlaflos hin und her bis zum Morgen.
5 Mein Körper ist von Würmern und von dreckigem Schorf bedeckt.
  Meine Haut platzt auf und eitert.

6 Schneller als ein Weberschiffchen sausen meine Tage dahin,
  sie schwinden ohne jede Hoffnung.
7 O Gott, bedenke, dass mein Leben nur ein Hauch ist!
  Mein Glück ist dahin; es kommt nie wieder.
8 Noch siehst du mich, doch nicht mehr lange,
  und wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.
9-10 Wie eine Wolke, die vorüberzieht, so ist ein Mensch, der stirbt:
  Vom Ort der Toten kehrt er nie zurück;
  dort, wo er einmal wohnte, ist er bald vergessen.

11 Nein – ich kann nicht schweigen!
  Der Schmerz wühlt in meinem Innern.
  Ich lasse meinen Worten freien Lauf,
  ich rede aus bitterem Herzen.
12 O Gott, warum lässt du mich so scharf bewachen?
  Bin ich denn das Meer oder ein Meeresungeheuer?
13-14 Wenn ich dachte: ›Ich will im Schlaf Ruhe finden
  und mein Elend vergessen‹,
  dann hast du mich bis in die Träume verfolgt
  und mir durch Visionen Angst eingejagt.
15 Am liebsten würde ich erhängt!
  Lieber sterben als noch länger in diesem elenden Körper leben!
16 Ich gebe auf! So will ich nicht mehr weiterleben!
  Lass mich in Ruhe, denn mein Leben hat keinen Sinn mehr!

17 Gott, warum nimmst du einen Menschen so ernst?
  Warum beachtest du ihn überhaupt?
18 Jeden Morgen verlangst du Rechenschaft von ihm;
  du beobachtest ihn jeden Augenblick.
19 Wie lange schaust du mich noch prüfend an?
  Du lässt mich keinen Augenblick in Ruhe!
20 Du Menschenwächter – hat dich meine Sünde denn verletzt?
  Warum machst du mich zu deiner Zielscheibe?
  Bin ich dir zur Last geworden?
21 Warum vergibst du mir mein Unrecht nicht?
  Kannst du keine Sünde übersehen? Denn bald liege ich unter der Erde,
  und wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.«

Kommentar

Hilf anderen, auf Gottes Wegen zu bleiben

Ich bin meinen Freunden unheimlich dankbar, die mir helfen, auf dem Weg zu bleiben. Aber manchmal verstehen oder deuten selbst unsere Freunde etwas falsch. Heute wird der Unterschied deutlich zwischen Hiob, der anderen geholfen hat, auf Gottes Wegen zu bleiben (4,3-4) und Elifas, der ihm keine große Hilfe war (6,21; GNB).

Manchmal werde ich gefragt, ob jedes Wort, das in der Bibel steht, wahr ist. Meine Antwort lautet dann: „Ja, aber wie jedes andere Buch auch, muss man es interpretieren.“ Eine Faustregel für die Auslegung ist, dass wir im Kontext deuten müssen.

Wir müssen Elifas‘ Rede vor dem Hintergrund lesen, dass Gott am Ende des Buches zu Elifas aus Teman sagt, „Ich bin zornig auf dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht richtig von mir gesprochen, im Gegensatz zu meinem Diener Hiob“ (42,7). Was wir also in diesem Abschnitt lesen, ist nicht alles wahr. Die Antwort von Hiobs Freunden auf die Frage nach dem Leid, ist viel zu vereinfacht. Ihre Einschätzung ist an vielen Stellen naiv, fromm und unrealistisch.

Hiob dagegen ist in seinem Schmerz, den schlaflosen Nächten, Trauer und Leid realistisch und aufrichtig. Sein Leid ist nicht Folge eigener Schuld, wie Elifas und seine Freunde behaupten. Mit Recht fragt Hiob, „Sagt mir, was ich falsch gemacht habe“ (6,24). Der Heilige Geist wird uns immer einer konkreten Schuld überführen; Hiobs Freunde aber sagen de facto zu ihm, „Du musst Schuld auf dich geladen haben, so wie du jetzt leiden musst.“ Wer leidet, hat sein Leid nicht zwingend selbst verschuldet. Wenn es aber der Fall ist, dann wird Gott uns diese bestimmte Schuld zeigen.

Der Rat, den Elifas und seine Freunde geben, ist eine Mischung aus Wahrheit und Unwahrheit, und genau so muss ihr Reden auch interpretiert werden. Eine Sache, die Elifas sagt und die wohl wahr ist, ist, dass Hiob ein Mann war, der anderen half, auf Gottes Wegen zu gehen: „Du hast doch viele Menschen unterwiesen und schlaff gewordene Hände stark gemacht. Wenn jemand strauchelte, du halfst ihm auf, den weichen Knien gabst du Halt und Kraft“ (4,3-4).

Deine Aufgabe ist es nicht nur, selbst auf Gottes Wegen zu bleiben, sondern auch, durch dein Reden und Tun, anderen dabei zu helfen.

Gebet

Herr, ich danke Dir für alle meine Freunde, die mir helfen, auf Deinen Wegen zu bleiben. Hilf mir, Menschen in ihrem Leid echten Trost zu schenken und denen eine Stütze zu sein, die ins Straucheln geraten sind. Hilf uns, uns gegenseitig zu helfen, auf Deinen Wegen zu bleiben.

Pippa fügt hinzu

Psalm 17,1–5

Die Worte des Psalmisten beeindrucken mich sehr, „Nichts Böses wird jemals über meine Lippen kommen!“ (17,3c). Dazu müssen wir jedes einzelne Wort sorgfältig abwägen. Auch wenn wir offiziell „nicht im Dienst” sind, haben unsere Worte trotzdem Bedeutung und Wirkung.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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