Das Vorbild eines Leiters
Einführung
Gute Leiterschaft ist zu jeder Zeit, überall und in allen Bereichen des Lebens, wichtig. Aber was ist gute Leiterschaft eigentlich?
„Führung ist die kraftvolle Verbindung von Strategie und Charakter. Wenn du nicht beides haben kannst, dann verzichte auf Strategie.“ Soweit General Norman Schwarzkopf, Oberbefehlshaber der Koalitionstruppen im Golfkrieg 1991. Charakter ist, worauf es wirklich ankommt; das einzige, das am Ende zählt.
In unserer Gemeinde unterscheiden wir zwischen denen, die bereits eine Leitungsposition innehaben und denen, die „auf dem Weg dahin sind“. Bei uns ist jeder willkommen, unabhängig von seinem Lebensstil. Unsere Tür ist groß und offen. Alle dürfen kommen. Die Kirche ist kein Museum, in dem perfekte Menschen ausgestellt sind, sondern ein Hospital im alten Sinne des Wortes – ein Ort der Gastlichkeit und Wiederherstellung. Sie ist ein Ort, an dem verwundete, verletzte und gebrochene Menschen Heilung erfahren; eine Gemeinschaft von Sündern.
Aber wir berufen niemanden in leitende Positionen, dessen Lebensstil in unmittelbarem Gegensatz zum Neuen Testament steht. Leitung ist keine rein funktionelle Aufgabe, sondern sie bringt die große Verantwortung mit sich, für andere ein Vorbild zu sein. Leiter sind Vorbilder für die restliche Gemeinde. Selbstverständlich ist niemand vollkommen. Man muss aber auch nicht perfekt sein, um ein Vorbild abzugeben. Aber wir müssen sicherstellen, dass Lebensstil und Charakter des Leiters im Einklang mit dem Neuen Testament stehen.
Psalm 119,57–64
57 Du, HERR, bist alles, was ich brauche!
Deshalb werde ich tun, was du sagst.
58 Von ganzem Herzen flehe ich dich an:
Sei mir gnädig, wie du es versprochen hast!
59 Ich gebe mir Rechenschaft über mein Leben
und richte mich wieder neu nach deinen Geboten aus.
60 Ich zögere nicht und will keine Zeit verlieren,
das zu tun, was du befohlen hast.
61 Die Leute, die sich dir widersetzen,
wollen mich zu Fall bringen,
doch ich vergesse dein Gesetz nicht.
62 Mitten in der Nacht stehe ich auf,
um dir zu danken, weil deine Urteile gerecht sind.
63 Wer Ehrfurcht vor dir hat und nach deinen Maßstäben lebt,
der ist mein Freund.
64 HERR, die ganze Erde ist erfüllt von deiner Güte.
Lehre mich, deine Ordnungen zu verstehen!
Kommentar
Lobpreisleiter
John Wimber sagte einmal: „Heutzutage besteht die eigentliche Nagelprobe nicht darin, neue Lobpreismusik zu schreiben und zu produzieren; sondern in der Gottesfurcht und im Charakter jener, die sie vortragen.“
Der Psalmist war ein Lobpreisleiter, der in enger Gemeinschaft mit dem Herrn lebte: „Herr, du bist mein! Ich verspreche, deinem Wort zu gehorchen!“ (119,57).
Der Lobpreisleiter, der von ganzem Herzen das Angesicht des Herrn sucht, vermag die Gemeinde in die Anbetung zu führen. Der Psalmist befolgt Gottes Wort gewissenhaft, „Ich habe über mein Leben nachgedacht und kehrte wieder um zu deinen Weisungen“ (59).
Vergiss auch in schwierigen Situationen Gottes Weisungen nicht: „Rings um mich hat man Fallen ausgelegt, doch ich vergesse niemals dein Gesetz“ (61; GNB).
Manchmal kommt die Inspiration in der Nacht: „Mitten in der Nacht stehe ich auf, um dir zu danken, weil deine Urteile gerecht sind“ (62; Hfa). Es ist notwendig, Teil einer anbetenden Gemeinschaft zu sein: „Jeder, der dich achtet und ehrt, ist mein Freund - jeder, der deinen Geboten gehorcht“ (119,63).
Wir sehen hier einen Lobpreisleiter mit einer tiefen Wertschätzung der Liebe Gottes: „die Erde ist erfüllt von deiner Gnade [Liebe]“ (64a). Gottes Liebe zu dir sollte ganz im Zentrum deiner Anbetung stehen.
Gebet
Herr, von ganzem Herzen suche ich heute dein Angesicht. Sei mir gnädig, wie Du es versprochen hast (58).
1. Timotheus 3,1–16
Wer eine Gemeinde leiten kann
3 1 Das ist wahr: Wer eine Gemeinde leiten will, der strebt damit eine schöne und große Aufgabe an. 2 Allerdings muss ein solcher Mann ein vorbildliches Leben führen; das heißt, er soll seiner Frau die Treue halten, maßvoll und besonnen sein und keinen Anstoß erregen. Ihn muss Gastfreundschaft auszeichnen, und er soll andere gut im Glauben unterweisen können. 3 Außerdem darf er weder ein Trinker sein noch gewalttätig oder streitsüchtig; vielmehr soll er freundlich und friedfertig seine Arbeit tun und nicht am Geld hängen. 4 Er soll verantwortungsbewusst für seine Familie sorgen, die Kinder sollen ihn achten und auf ihn hören. 5 Denn wie kann jemand, dem schon seine eigene Familie über den Kopf wächst, die Gemeinde Gottes leiten? 6 Er soll nicht erst vor kurzem Christ geworden sein; er könnte sonst schnell überheblich werden, und so hätte der Teufel ihn dahin gebracht, dass Gott sein Urteil über ihn sprechen muss. 7 Wer eine Gemeinde leitet, soll auch bei Nichtchristen in einem guten Ruf stehen, damit er nicht ins Gerede kommt und so dem Teufel in die Falle geht.
Wer Diakon werden kann
8 Auch die Diakone in der Gemeinde sollen geachtete Leute sein, ehrlich und glaubwürdig in ihrem Reden; sie sollen nicht zu viel Wein trinken und nicht darauf aus sein, sich durch unehrliche Geschäfte zu bereichern. 9 Denn das Geheimnis, das ihnen mit dem Glauben anvertraut wurde, können sie nur in einem reinen Gewissen bewahren. 10 Die Diakone müssen sich ebenfalls zuerst bewähren. Nur wenn an ihnen nichts auszusetzen ist, darf man sie zum Dienst zulassen.
11 Genauso sollen die Diakoninnen vorbildlich leben, keine Klatschmäuler sein, sondern besonnen und in allen Dingen zuverlässig.
12 Auch für einen Diakon gilt, dass er seiner Frau die Treue halten und verantwortungsbewusst für seine Familie sorgen muss. 13 Wer sich so in seinem Dienst als Diakon bewährt, den wird die Gemeinde achten, und er selbst wird die Zuversicht und Freude ausstrahlen, wie sie der Glaube an Jesus Christus schenkt.
Das Geheimnis des Glaubens
14 Ich habe dir, lieber Timotheus, das alles geschrieben, obwohl ich hoffe, bald selbst zu dir zu kommen. 15 Aber falls sich mein Besuch noch hinauszögern sollte, weißt du nun, wie man sich im Haus Gottes, in seiner Gemeinde, zu verhalten hat. Die Gemeinde des lebendigen Gottes ist der tragende Pfeiler und das Fundament der Wahrheit. 16 Eins steht ohne jeden Zweifel fest: Groß und einzigartig ist das Geheimnis unseres Glaubens:
In die Welt kam Christus als ein Mensch,
und der Geist Gottes bestätigte seine Würde.
Er wurde gesehen von den Engeln
und gepredigt den Völkern der Erde.
In aller Welt glaubt man an ihn,
und er wurde aufgenommen in Gottes Herrlichkeit.
Kommentar
Gemeindeleiter
Wenn Leitung etwas mit Einfluss zu tun hat, dann ist jeder Christ ein Leiter. Jeder beeinflusst andere Menschen – bei der Arbeit, zu Hause und in seinem Umfeld. In diesem Abschnitt geht es aber um die Leitung der Gemeinde.
Die Gemeinde soll sein wie ein Zuhause. Sie ist „Gottes Haus“ (3,15). Eine Gemeinde zu leiten, ist wie wenn man einer großen Familie vorsteht. Paulus stellt die Frage in den Raum, „wie kann jemand, dem schon seine eigene Familie über den Kopf wächst, die Gemeinde Gottes leiten?“ (3,5; Hfa).
Ein guter Leiter soll in der Lage sein, seiner Familie gut vorzustehen (3,4.12) (dasselbe Wort wird verwendet für Gottes Haushalt – die Kirche). Sie müssen ihre eigene Familie in Weisheit, Liebe und Treue leiten und versorgen.
Es ist interessant, dass fast alle Eigenschaften, die ein Aufseher braucht, dieselben sind, wie sie hinsichtlich der Frömmigkeit aller Christen propagiert werden. Der schottische Pfarrer, Robert Murray McCheyne, sagte einmal, „Was meine Gemeinde am dringendsten braucht, ist meine persönliche Heiligkeit.“
Die Liste der Charaktereigenschaften ist lang (3,2ff). Leiter sollen „ein einwandfreies Leben“ führen (3,2), damit man keinen Anlass findet, ihnen ein Fehlverhalten vorzuwerfen.
Sind sie verheiratet, sollen sie ihrem Ehepartner treu sein. Treue, Loyalität und Vertrauenswürdigkeit sind Kernvoraussetzungen für Leiter. Und das beginnt in der Ehe.
Sie sollen „besonnen“ sein (3,2). Christ sein, heißt nicht, den gesunden Menschenverstand über Bord zu werfen – ganz im Gegenteil. Ein Großteil der alltäglichen Entscheidungen braucht fromme, geisterfüllte Leiter, die betend ihren gesunden Menschenverstand einsetzen.
Das Wort für „Aufseher“ oder „Ältester“ wird manchmal mit „Bischof“ übersetzt. Es ist nicht falsch, das Bischofsamt anzustreben. Das ist „eine sehr ehrenvolle Aufgabe“ (3,1).
Interessant finde ich den Unterschied zwischen einem Bischof und einem Diakon: der Bischof, also der Älteste, „sollte auch nicht erst vor kurzem gläubig geworden sein“ (6a). Eine Aussage, die nicht für Diakone gilt. Gelegentlich werden wir dafür kritisiert, dass wir Menschen, die erst vor kurzem gläubig geworden sind, Leitungsaufgaben anvertrauen – z.B. die Kleingruppenleitung bei Alpha. Ich antworte dann immer, dass wir sie nicht als Älteste eingesetzt haben, sondern lediglich als Leiter einer Kleingruppe bei Alpha!
Paulus begründet diese Anforderung damit, „damit er nicht stolz wird, schon so früh ein Amt innezuhaben, und der Teufel seinen Stolz benutzt, um ihn zu Fall zu bringen“ (6b). Den Teufel brachte sein eigener Stolz zu Fall. Und alle christlichen Leiter sind stets in der Gefahr, geistlich stolz zu werden und abzufallen.
Die Prüfung für Diakone ist ähnlich wie die der Aufseher. Diakon bedeutet wörtlich „Diener“. Ursprünglich waren Diakone fürs Bedienen zu Tisch zuständig (Apostelgeschichte 6,1-7). Jesus liefert uns das Vorbild dienender Leiterschaft (Markus 10,35-45). Albert Einstein sagte einmal, „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller. Wenn du dir zum Dienen zu schade bist, dann ist Führung nichts für dich.“
Solch dienende Leiter und ihre Ehepartner (1. Timotheus 3,11) müssen Menschen mit einem festen, bewährten Charakter sein. Deshalb sollten immer beide Ehepartner in den Auswahlprozess für ein Amt einbezogen werden. Sie sollen Respekt verdienen, kein Alkoholproblem haben, ehrlich, voller Glauben, vertrauenswürdig und treue Ehepartner sein (3,8-12).
Und darüber hinaus sollen sie einen gottesfürchtigen Charakter haben. Die einzige Eigenschaft, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit unserem Charakter steht, ist „fähig [sein], andere zu lehren“ (2,2). Gemeindeleiter sollen Christen guten Charakters sein, die lehren können.
Mark Twain scherzte, „Das Richtige zu tun, ist wundervoll. Das richtige zu lehren, ist noch besser – und so viel leichter.“ Die Aufgabe christlicher Leiter besteht darin, ihr Leben und ihren Charakter mit der Lehre in Einklang zu bringen. Das ist die eigentliche Herausforderung und ein lebenslanger Prozess – dem Vorbild Jesu „Geheimnis des Glaubens“ immer näherzukommen (3,16).
Bevor jemand in ein Amt berufen wird (Ältester oder Diakon), „ist zuerst zu prüfen, ob sie auch geeignet sind“ (3,10; GNB). Ein Glaube, der nicht auf die Probe gestellt wurde, auf den ist kein Verlass. Wollen wir hoffen, dass uns die Prüfungen reifer machen, unseren Charakter schleifen und uns auf Leitungsaufgaben vorbereiten.
Gebet
Herr, bitte hilf mir durch Deinen Geist, diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden; damit es nichts an mir auszusetzen gibt.
Jeremia 38,1–40,6
Jeremia soll sterben
38 1 Schefatja, der Sohn von Mattan, Gedalja, der Sohn von Paschhur, Juchal, der Sohn von Schelemja, und Paschhur, der Sohn von Malkija, hörten, wie Jeremia dem ganzen Volk verkündete: 2 »So spricht der HERR: Wer in der Stadt bleibt, muss sterben – durch Schwert, Hunger oder Seuchen! Aber wer hinausgeht und sich den Babyloniern ergibt, der wird wenigstens sein Leben retten! 3 Diese Stadt wird dem babylonischen König in die Hände fallen. Sein Heer wird sie erobern. Darauf könnt ihr euch verlassen!«
4 Da sagten die obersten Beamten zum König: »Man sollte diesen Mann hinrichten! Mit seinen Worten raubt er den wenigen Soldaten, die uns geblieben sind, den letzten Mut und ebenso allen anderen Menschen in der Stadt! Jeremia will uns nicht helfen, sondern nur schaden!«
5 »Macht mit ihm, was ihr wollt«, erwiderte König Zedekia, »ich kann euch nicht hindern.«
6 Da griffen sie Jeremia und ließen ihn an Stricken in die Zisterne des Prinzen Malkija hinab, die beim Wachhof lag. In der Zisterne war kein Wasser mehr, sondern nur noch Schlamm, und Jeremia sank tief darin ein.
7 Doch der Äthiopier Ebed-Melech, ein Hofbeamter, erfuhr, was mit Jeremia geschehen war. Als der König im Benjamintor saß, um Gericht zu halten, 8 verließ Ebed-Melech den Palast, ging zu Zedekia und sagte: 9 »Mein Herr und König, was diese Männer dem Propheten Jeremia angetan haben, ist Unrecht! Sie haben ihn in die Zisterne geworfen, und dort muss er elendig verhungern, weil es fast kein Brot mehr in der Stadt gibt!«
10 Da befahl der König dem Äthiopier Ebed-Melech: »Nimm dreißig Männer von hier mit, und dann zieht Jeremia aus der Zisterne, ehe er stirbt!«
11 Ebed-Melech ging mit den Männern in einen Raum unter den Vorratskammern im Palast. Er nahm von dort Lumpen und zerrissene Kleider mit und ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zisterne hinab. 12 »Leg dir die Lumpen unter die Achseln, damit die Stricke nicht einschneiden!«, rief er dem Propheten zu. Als Jeremia fertig war, 13 zogen sie ihn an den Stricken aus der Zisterne heraus. Dann wurde er wieder im Wachhof gefangen gehalten.
Eine letzte Warnung an Zedekia
14 König Zedekia sandte einen Boten zum Propheten Jeremia und ließ ihn heimlich zum dritten Tempeleingang bringen. »Ich will dich fragen, ob du eine Botschaft des Herrn für mich hast«, begann Zedekia, »verschweige mir nichts!«
15 Jeremia erwiderte: »Wenn ich dir die Wahrheit sage, dann wirst du mich sicherlich töten lassen, und wenn ich dir einen Rat gebe, beachtest du ihn sowieso nicht!«
16 Da schwor ihm der König: »So wahr der HERR lebt, der uns das Leben gegeben hat – ich lasse dich nicht töten und liefere dich nicht denen aus, die dich umbringen wollen!«
17 Jeremia entgegnete: »So spricht der HERR, der allmächtige Gott, der Gott Israels: Wenn du dich den Heerführern des babylonischen Königs ergibst, bleibst du mit deiner ganzen Familie am Leben und verhinderst, dass die Stadt niedergebrannt wird. 18 Doch wenn du dich ihnen nicht ergibst, werden sie die Stadt erobern und in Brand stecken. Du wirst ihnen nicht entkommen!«
19 »Aber ich habe Angst vor den Judäern, die schon zu den Babyloniern übergelaufen sind«, entgegnete Zedekia, »man könnte mich ihnen ausliefern, und sie würden mich vielleicht misshandeln.«
20 »Du wirst ihnen nicht ausgeliefert«, versicherte Jeremia, »gehorche dem HERRN und tu, was ich dir sage, dann wird es dir gut gehen, und du bleibst verschont! 21 Der HERR hat mir in einer Vision gezeigt, was geschieht, wenn du dich nicht ergibst: 22 Dann wird man alle deine Frauen, die noch im königlichen Harem wohnen, zu den Heerführern des babylonischen Königs hinausbringen. Sie werden über dich klagen und rufen:
›Seine besten Freunde
haben ihn getäuscht und überwältigt!
Und jetzt, wo er tief im Sumpf steckt,
lassen sie ihn im Stich!‹
23 Ja, alle deine Frauen und Kinder wird man zu den Babyloniern hinausführen, und auch du wirst ihnen nicht entkommen. Man wird dich dem König von Babylonien gefangen vorführen. Und Jerusalem wird niedergebrannt!«
24 Zedekia warnte Jeremia: »Niemand darf erfahren, was wir geredet haben, sonst bringen sie dich um! 25 Wenn meine Beamten von unserem Treffen hören, werden sie dich fragen: ›Los, heraus mit der Sprache! Worüber hast du mit dem König gesprochen? Wenn du uns auch nur ein Wort verschweigst, töten wir dich!‹ 26 In diesem Fall sag einfach: ›Ich habe den König angefleht, mich nicht wieder ins Gefängnis im Haus von Jonatan werfen zu lassen, damit ich nicht dort sterben muss.‹«
27 Tatsächlich kamen alle Beamten zu Jeremia, um ihn auszufragen. Aber er erzählte ihnen nur, was ihm der König geraten hatte, und so ließen sie ihn in Ruhe. Niemand hatte seine Unterredung mit dem König gehört.
28 Jeremia blieb als Gefangener im Wachhof bis zu dem Tag, an dem Jerusalem erobert wurde.
Jerusalem wird erobert
39 1 Im 9. Regierungsjahr von König Zedekia, im 10. Monat, zog König Nebukadnezar von Babylonien mit seinem ganzen Heer nach Jerusalem und belagerte die Stadt. 2 Im 11. Regierungsjahr von Zedekia, am 9. Tag des 4. Monats, schlugen die Babylonier eine Bresche in die Mauer. 3 Alle Heerführer Nebukadnezars zogen in die Stadt zum Mitteltor und übernahmen dort die Befehlsgewalt: Nergal-Sarezer, der Fürst von Sin-Magir, Nebuschasban, ein hoher Offizier, Nergal-Sarezer, ein anderer hoher Beamter, und alle übrigen Würdenträger des babylonischen Königs. 4 Als König Zedekia und seine Soldaten das sahen, flüchteten sie in der darauffolgenden Nacht aus der Stadt. Sie nahmen den Weg durch das Tor, das zwischen den beiden Mauern beim Garten des Königs lag, und flohen in Richtung Jordan-Ebene.
5 Doch die Babylonier nahmen die Verfolgung auf und holten Zedekia in der Nähe von Jericho ein. Sie nahmen ihn gefangen und brachten ihn zu ihrem König nach Ribla in der Provinz Hamat. Dort sprach Nebukadnezar das Urteil über ihn: 6 Zedekia musste zusehen, wie alle seine Söhne grausam hingerichtet wurden. Auch die führenden Männer von Juda ließ der babylonische König töten. 7 Danach stach man Zedekia die Augen aus und brachte ihn in Ketten nach Babylon.
8 Die Babylonier steckten den Königspalast und die Häuser von Jerusalem in Brand und rissen die Stadtmauer ein. 9 Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der Leibwache, nahm alle Judäer gefangen, die sich noch in der Stadt befanden oder zu den Babyloniern übergelaufen waren, und brachte sie nach Babylonien. 10 Nur die arme Landbevölkerung, die nichts besaß, ließ er zurück und teilte ihnen Weinberge und Äcker zu.
11 König Nebukadnezar hatte Nebusaradan angewiesen: 12 »Du bist für Jeremia verantwortlich. Nimm ihn unter deinen Schutz und tu ihm kein Leid an! Gewähre ihm alles, worum er dich bittet!« 13 Nebusaradan, Nebuschasban, ein hoher Offizier, Nergal-Sarezer, ein hoher Beamter, und die anderen Würdenträger des babylonischen Königs 14 ließen Jeremia aus dem Wachhof holen. Sie übergaben ihn Gedalja, dem Sohn von Ahikam und Enkel von Schafan. Gedalja gab ihm die Erlaubnis, in seinen Heimatort zurückzukehren. So wohnte Jeremia mitten unter seinem Volk.
Hoffnung für Ebed-Melech
15 Als Jeremia noch im Wachhof gefangen war, empfing er eine Botschaft vom HERRN: 16 »Geh zu dem Äthiopier Ebed-Melech und sag ihm: So spricht der HERR, der allmächtige Gott Israels: Ich habe nichts Gutes mit Jerusalem vor, sondern lasse all das Unheil über die Stadt hereinbrechen, das ich ihr angedroht habe! Du wirst es mit eigenen Augen sehen. 17 Dich aber werde ich retten, das verspreche ich dir. Du wirst nicht in die Hände der Feinde fallen, vor denen du dich so sehr fürchtest. 18 Ich lasse dich entkommen, damit du nicht getötet wirst. Du sollst am Leben bleiben, weil du mir vertraut hast. Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!«
Jeremia wird befreit
40 1 Jeremia war gefesselt nach Rama gebracht worden, zusammen mit den Gefangenen aus Juda und Jerusalem, die in die Verbannung nach Babylonien geführt werden sollten. Dort empfing er auch weiterhin Botschaften vom HERRN. Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der babylonischen Leibwache, sorgte dafür, dass Jeremia freigelassen wurde. 2 Er ließ ihn zu sich holen und sagte: »Der HERR, dein Gott, hat Jerusalem dieses Unheil angekündigt. 3 Nun ist es eingetroffen – Gott hat seine Weissagung erfüllt. Ihr habt gegen den HERRN gesündigt und wolltet nicht auf ihn hören, darum müsst ihr dies nun erleben. 4 Doch dir nehme ich jetzt die Fesseln von den Händen ab. Du bist frei! Wenn du willst, komm mit mir nach Babylonien. Dort stehst du unter meinem Schutz. Aber du kannst auch hierbleiben, wenn es dir lieber ist. Das ganze Land steht dir offen. Geh, wohin du möchtest!« 5 Während Jeremia noch überlegte, schlug Nebusaradan vor: »Geh doch zu Gedalja, dem Sohn von Ahikam und Enkel von Schafan! Ihn hat der babylonische König zum Statthalter über die Städte der Provinz Juda ernannt. Bleib bei ihm wohnen, mitten unter deinem Volk, oder zieh, wohin du möchtest!«
Nebusaradan gab Jeremia Verpflegung und ein Geschenk mit und ließ ihn gehen. 6 Jeremia kam zu Gedalja nach Mizpa und wohnte dort unter der Bevölkerung, die im Land übrig geblieben war.
Kommentar
Prophetische Leiter
Treue zu Gott und ein guter Charakter sind keine Garantie für ein sorgenfreies Leben. Bei Jeremia war es alles andere als das.
Er war ein Prophet, dessen Leben und Charakter ein gutes Vorbild für uns sind. Er hielt sich treu an Gott. Er achtete weiter auf Gottes Reden und gab Seine Worte weiter. Und alles, obwohl ihm das eine Menge Leid einbrachte.
Immer wieder wurde er bedroht, geschlagen und eingesperrt, in ein Verließ oder eine Zisterne geworfen, wo er verhungern sollte. Trotz allem hörte er weiterhin, was Gott zu sagen hatte und gab Seine Botschaft mutig weiter.
Insgesamt war das Volk unempfänglich. Jeremia wurde völlig missverstanden (38,4). Man hielt ihm vor, die Moral des Volkes, das er doch zu retten versuchte, geschwächt und ihm geschadet zu haben. Wundere dich nicht, wenn es dir ähnlich ergeht.
Aus der Zisterne gerettet, wurde Jeremia zum vierten Mal vor König Zedekia gebracht. Zedekia war feige. Aus Angst um sein Leben missachtete er die Gesetze (38,19). Ähnlich wie später Pontius Pilatus, der Jesus richtete, fürchtete er die Meinung des Volkes.
Viermal redete Gott zu Zedekia und versuchte, ihn vor den Folgen seines Handelns zu bewahren. Jedes Mal knickte der König ein und verweigerte den Gehorsam. Kapitel 39 berichtet von den Folgen. Jeremia wird endlich rehabilitiert (40,1-6).
Gebet
Herr, bitte segne und stärke die Leiter unserer Gemeinden. Mögen ihr Lebensstil und Charakter uns zu einem guten und fruchtbringendem Leben inspirieren.
Pippa fügt hinzu
1. Timotheus 3,11
„Auch ihre Frauen sollen geachtet sein und dürfen nicht abfällig über andere reden. Sie müssen besonnen und treu sein in allem, was sie tun.“
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“