Tag 301

Schwierige Widersprüche

Weisheit Sprüche 26,3–12
Neues Testament Titus 2,1–15
Altes Testament Habakuk 1,1–3,19

Einführung

Ich habe schon oft gehört, dass die Bibel voller Widersprüche sei. Das stimmt: Sie enthält viele offensichtliche Widersprüche.

Wenn du an so eine widersprüchliche Stelle kommst:

•\tVersuche, die offensichtlichen Widersprüche mit der Botschaft der Bibel als Ganzes in Einklang zu bringen •\tVermeide, die Widersprüche künstlich in Einklang zu bringen •\tÜbe dich in Geduld – sei bereit, mit offenen Fragen zu leben

Weisheit

Sprüche 26,3–12

3 Die Peitsche für das Pferd, das Zaumzeug für den Esel
 – und der Stock für den Rücken des Menschen,
 der keine Vernunft annimmt!
4 Antworte nicht auf eine dumme Frage,
 sonst begibst du dich auf die gleiche Ebene mit dem,
 der sie gestellt hat!
5 Oder gib die passende Antwort auf eine dumme Frage!
 So merkt der, der sie gestellt hat,
 dass er nicht so klug ist, wie er denkt.
6 Wer eine Botschaft durch
 einen Unzuverlässigen überbringen lässt,
 der kann sich genauso gut die Füße abhacken
 – es bringt ihm nichts als Unglück!
7 Ein Dummkopf kann mit einem Weisheitsspruch
 genauso wenig umgehen wie ein Gelähmter mit seinen Beinen.
8 Wer einem Übermütigen Ehre und Anerkennung erweist,
 handelt genauso sinnlos wie jemand,
 der einen Stein in der Schleuder festbindet.
9 Der Betrunkene kann sich nicht erklären,
 wie ein Dorn in seine Hand geriet
 – genauso unerklärlich ist ein Weisheitsspruch
 im Mund eines Dummkopfs.
10 So unverantwortlich wie ein Schütze,
 der wild um sich schießt, handelt,
 wer einen Unverständigen oder einen Dahergelaufenen
 für sich arbeiten lässt.
11 Ein Narr, der auf seiner Dummheit beharrt,
 gleicht einem Hund, der wieder frisst,
 was er herausgewürgt hat.
12 Kennst du jemanden, der sich selbst für weise hält?
 Ich sage dir: Für einen Dummkopf gibt es mehr Hoffnung als für ihn!

Kommentar

Antworten – ja oder nein?

Das Wort „Narr” kommt im Buch der Sprüche 62 Mal, die Wörter „dumm“ bzw. „Dummheit“ 29 Mal vor. Ein Narr ist das Gegenteil eines klugen Menschen, den der Verfasser der Sprüche immer wieder lobt.

Er sagt,

•\t„Gib dem Dummen keine Antwort, die sich auf die Ebene seiner Dummheit begibt, damit die Leute dich nicht selbst für dumm halten!“ (26,4; GNB). •\t„Gib dem Dummen eine Antwort, wie seine Dummheit sie verdient, damit er sich nicht selbst für klug hält“ (26,5; GNB).

Wenn das kein offensichtlicher Widerspruch ist! Fänden sich diese beiden Verse in unterschiedlichen Teilen der Bibel, spräche man von einem offensichtlichen Widerspruch. Dass sie aber unmittelbar aufeinanderfolgen, lässt darauf schließen, dass der Verfasser keinen Widerspruch darin sieht.

Kritik ist oft ausgesprochen hilfreich, und wir können von ihr lernen. Manchmal wird aus Unwissenheit kritisiert (von „Narren“). Wie reagieren wir darauf? Hierin besteht die Spannung: einerseits wollen wir die Kritik mit keiner Antwort würdigen, weil wir uns auf dieselbe Ebene begeben würden (26,4). Andererseits wollen wir antworten, „damit [der Kritiker] sich nicht für weise hält“ (5b).

Möglicherweise wollte der Verfasser der Sprüche humorvoll auf das Dilemma, wenn man es mit Narren zu tun hat, hinweisen: Was du auch tust – du ziehst immer den Kürzeren.

Wir sind schnell dabei, den Narren immer im anderen zu sehen. Wenn wir so denken, halten wir uns „selbst für klug“: „Es besteht mehr Hoffnung für einen Narren als für einen Menschen, der sich für weise hält“ (26,12)! Und das ist der Haken. Nachdem wir gerade noch darüber geschmunzelt haben, wie dumm Narren doch sein können, werden wir erinnert, dass wir noch schlechter dran sind als er, wenn wir uns selbst für klug halten!

Gebet

Herr, bewahre mich davor, mich selbst für klug zu halten. Schenke mir für alle Entscheidungen Weisheit und auch dafür, wie ich auf Kritik reagieren soll.

Neues Testament

Titus 2,1–15

Wie Christen leben sollen

2 1 Du aber sollst dich in allem, was du sagst, nach der unverfälschten Lehre richten. 2 Die älteren Männer halte dazu an, maßvoll, ehrbar und besonnen zu leben, gesund in ihrem Glauben, ihrer Liebe und ihrer Geduld.

3 Die älteren Frauen fordere auf, ein Leben zu führen, wie es Gott Ehre macht. Sie sollen nicht klatschen und tratschen noch sich betrinken, sondern in allen Dingen mit gutem Beispiel vorangehen. 4 So können sie die jungen Frauen dazu anleiten, dass sie ihre Männer und Kinder lieben, 5 besonnen und anständig sind, ihren Haushalt gut versorgen, sich liebevoll und gütig verhalten und sich ihren Männern unterordnen, damit Gottes Botschaft durch sie nicht in Verruf gerät.

6 Ebenso musst du die jungen Männer ermahnen, beherrscht und maßvoll zu leben. 7 Sei du selbst ihnen in jeder Hinsicht ein gutes Vorbild. Lehre Gottes Botschaft unverfälscht und mit Würde. 8 Was immer du sagst, soll wahr und überzeugend sein. Nur so werden unsere Gegner beschämt und können nichts Nachteiliges gegen uns vorbringen.

9 Fordere die Sklaven auf, sich ihren Herren in jeder Beziehung unterzuordnen und ihnen nicht zu widersprechen. Sie sollen sich so verhalten, dass ihre Herren mit ihnen zufrieden sind. 10 Sie dürfen nichts unterschlagen, sondern sollen zuverlässig sein. So wird ihr ganzes Leben den Menschen vor Augen malen, wie großartig die Botschaft von Gott, unserem Retter, ist.

Im Alltag für Gott leben

11 Denn Gottes Gnade ist sichtbar geworden, mit der er alle Menschen retten will. 12 Sie bringt uns dazu, dass wir uns von aller Gottlosigkeit und allen selbstsüchtigen Wünschen trennen, stattdessen besonnen und rechtschaffen hier in dieser Welt leben, so wie es Gott gefällt. 13 Denn wir warten darauf, dass sich unsere wunderbare Hoffnung erfüllt: dass unser großer Gott und Retter Jesus Christus in seiner ganzen Herrlichkeit erscheinen wird. 14 Er hat sein Leben für uns gegeben und uns von aller Schuld befreit. So sind wir sein Volk geworden, das ihm allein gehört; wir sind rein von Sünde und bereit, von ganzem Herzen Gutes zu tun.

15 Das sollst du lehren; ermahne und weise mit allem Nachdruck zurecht. Niemand darf auf dich herabsehen.

Kommentar

„Langweilig” oder „interessant”?

Wenn der christliche Glaube glaubwürdig und interessant für die Welt sein soll, müssen Christen ein authentisches und anziehendes Leben führen.

Paulus schreibt Titus, dass wir alles tun sollen, um der „Lehre von Gott, unserem Erlöser, Ehre [zu] machen“ (2,10). Der Hinweis, dass Frauen „besonnen und anständig …freundlich“ usw. (5a) sein sollen, hat zum Ziel, dass „Gottes Botschaft nicht in Verruf kommt“ (5b; GNB).

Ähnlich ist es mit den Anweisungen an Titus über Besonnenheit usw., „damit die Kritiker der Gegenseite beschämt werden, weil sie uns nichts Schlechtes nachsagen können“ (2,8).

Paulus‘ Lehre steht im krassen Gegenteil zu dem, was in der Kultur des 21. Jahrhunderts als attraktiv gilt. Er spricht von „gesunder Lehre“ (2,1), „selbstbeherrscht“ (2a) und „starke[m] Glauben“ (2b), von einem „Leben in Heiligkeit“ (2,3; ZB), davon „nicht dem Wein [zu] verfallen“ (2,3; ZB), von „besonnen und anständig“ (5a), von guten Haushaltern (2,5), von vorbildlicher, glaubwürdiger Lebensweise (7-8) – einem klaren „Nein“ zu „allen sündigen Leidenschaften“ (12a). „Wir sollen jetzt, in dieser Welt besonnen, gerecht und voller Hingabe an Gott leben“ (12b).

Das hört sich für viele heute alles andere als attraktiv an. Aber wenn wir jemanden sehen, der genau so lebt – Mutter Teresa oder Papst Franziskus, um nur zwei zu nennen – zieht uns das an. Unserer Gesellschaft missfällt der Gedanke von Heiligkeit, aber wenn die Menschen ein heilig gelebtes Leben sehen, sind sie fasziniert. Wahre „Heiligkeit“ ist, jeden Menschen lebendiger zurückzulassen, als er am Anfang der Begegnung war.

Leben, das „ehrbar und besonnen“, „gesund im Glauben“ und mit „Liebe“ (2,2; GNB) geführt wird, ist etwas Wunderbares; ebenso Menschen, die Vorbilder an Freundlichkeit, Reinheit und Ehrbarkeit sind (2,3.5); bei denen sich guter Charakter an ihren Taten offenbart; Gott-erfülltes und Gott-ehrendes Leben (2,12).

Jesus starb für dich und mich, „um uns von aller Schuld zu befreien und zu reinigen und uns zu seinem eigenen Volk zu machen, das bemüht ist, Gutes zu tun“ (2,14).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, dass ich durch meine Art zu leben und zu lieben, die Lehre über Dich anziehend und interessant für andere mache.

Altes Testament

Habakuk 1,1–3,19

Der Prophet klagt: Überall herrschen Unrecht und Gewalt

1 1 In diesem Buch ist die Botschaft aufgeschrieben,
 die Gott dem Propheten Habakuk offenbarte:

2 HERR, wie lange schon schreie ich zu dir um Hilfe,
 aber du hörst mich nicht. »Überall herrscht Gewalt!«,
 rufe ich dir zu, doch von dir kommt keine Rettung.
3 Warum muss ich so viel Unrecht mit ansehen,
 und warum schaust du untätig zu,
 wie die Menschen einander das Leben schwer machen?
 Unterdrückung und Gewalt, wohin ich blicke,
 Zank und Streit nehmen kein Ende!
4 Dagegen ist das Gesetz machtlos geworden,
 auf ein gerechtes Urteil hofft man vergeblich.
 Der Gottlose treibt den Unschuldigen in die Enge,
 und Recht wird in Unrecht verdreht.

Gottes Antwort

5 »Seht euch einmal unter den Völkern um!
 Ja, schaut genau hin, und ihr werdet
 aus dem Staunen nicht mehr herauskommen!
 Was ich noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse,
 würdet ihr nicht für möglich halten,
 wenn andere es euch erzählten.
6 Denn schon bald lasse ich die Babylonier
 zu großer Macht gelangen,
 dieses grausame und von Kampflust getriebene Volk.
 Ihre Truppen durchstreifen die ganze Welt
 und reißen ein Land nach dem anderen an sich.
7 Sie verbreiten Furcht und Schrecken,
 sie herrschen mit Gewalt und schaffen sich ihr eigenes Recht.
8 Ihre Pferde sind schneller als Leoparden
 und wilder als Wölfe auf ihrer nächtlichen Jagd.
 Aus weiter Ferne stürmen ihre Reiter heran;
 sie fliegen herbei wie Adler, die sich auf ihre Beute stürzen.
9 Ihr einziges Ziel ist Blutvergießen,
 unaufhaltsam rasen sie vorwärts.
 Sie nehmen ihre Feinde gefangen,
 wie man Sand zusammenschaufelt.
10 Dann machen sie sich über die Könige lustig
 und treiben mit den angesehenen Männern ihren Spott.
 Über die Festungen ihrer Gegner lachen sie nur,
 sie schütten einen Belagerungswall auf und nehmen sie ein.
11 Dann ziehen sie weiter,
 wie ein Wirbelwind jagen sie davon
 und hinterlassen eine Spur der Verwüstung.
 Ihre eigene Stärke ist ihr Gott!«

Herr, warum schweigst du?

12 O HERR, mein Gott, bist du nicht von jeher unser heiliger Gott?
 Du wirst uns nicht sterben lassen,
 denn du bist für uns wie ein schützender Fels.
 Die Babylonier hast du dazu bestimmt,
 dein Strafgericht an uns zu vollstrecken.
13 Dabei bist du doch zu heilig,
 um Böses mit ansehen zu können;
 du erträgst es nicht, wenn Menschen Unrecht geschieht.
 Warum siehst du dann dem Treiben dieser Verbrecher tatenlos zu?
 Warum schweigst du, wenn diese Gottlosen andere vernichten,
 die doch rechtschaffener sind als sie?
14 Du lässt sie mit den Menschen umgehen
 wie mit Fischen und anderen Meerestieren,
 die keinen Anführer haben und ihren Feinden
 schutzlos ausgeliefert sind.
15 Man holt sie alle mit Angeln und Netzen heraus
 und schleppt sie davon, voller Freude über den guten Fang.
16 Diese Fischer bringen ihren Netzen Opfer dar
 und verbrennen Weihrauch für sie,
 denn ihnen verdanken sie ihr üppiges Leben und reichen Gewinn.
17 Wie lange noch dürfen sie auf Beutezug gehen
 und ganze Völker erbarmungslos vernichten?

2 Jetzt will ich meinen Platz auf dem Turm
 an der Stadtmauer einnehmen.
 Dort halte ich wie ein Wachposten Ausschau
 und warte gespannt darauf,
 was der Herr mir auf meine Klage antworten wird.

Der Hochmütige wird zugrunde gehen!

2 Der HERR sprach zu mir:

 »Was ich dir in dieser Vision sage,
 das schreibe in deutlicher Schrift auf Tafeln nieder!
 Jeder, der vorübergeht, soll es lesen können.
3 Denn was ich dir jetzt offenbare,
 wird nicht sofort eintreffen,
 sondern erst zur festgesetzten Zeit.
 Aber es wird sich ganz bestimmt erfüllen,
 darauf kannst du dich verlassen.
 Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert!
 Dies ist, was du schreiben sollst:
4 Nur der wird leben, der Gottes Willen tut und ihm vertraut.
 Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel.
5 Wer sich auf seine Reichtümer verlässt, betrügt sich selbst.
 Der Hochmütige wird zugrunde gehen,
 auch wenn er sein Maul so weit aufreißt
 wie das Totenreich und so unersättlich ist wie der Tod,
 ja, selbst wenn er jetzt noch ein Volk
 nach dem anderen verschlingt.«

Drohworte gegen einen mächtigen Herrscher

6 Eines Tages werden die eroberten Völker ein Spottlied über ihren
 Feind anstimmen. Mit ihren Anspielungen werden sie sich über ihn
 lustig machen und rufen:

 »Wehe dir! Denn du hast fremden Besitz an dich gerissen.
 Wie lange soll das noch so weitergehen?
 Du bereicherst dich, indem du Pfand von anderen forderst.

7 Doch mit einem Mal werden sie alles
 mit Zinsen von dir zurückfordern.
 Du wirst vor ihnen zittern
 – so wird der Räuber selbst zur Beute!
8 Wie du ganze Völker ausgeraubt hast,
 so rauben sie dich dann aus.
 Sie zahlen dir heim,
 dass du so viele Menschen umgebracht
 und all ihre Städte und Länder verwüstet hast.

9 Wehe dir! Denn ständig willst du deinen Besitz vergrößern,
 und dabei ist dir jedes Mittel recht.
 Du tust alles, um dich sicher zu fühlen,
 über jede Gefahr erhaben wie ein Adler
 hoch oben in seinem Nest.
 Doch letzten Endes stürzt du dich
 und deine Familie damit nur ins Unglück.
10 Du hast beschlossen, viele Völker auszurotten,
 aber damit hast du dein Leben verwirkt!
 Es wird deinem Königshaus nichts als Schande einbringen!
11 Sogar die Steine in der Mauer schreien deine Untaten heraus,
 und die Sparren im Gebälk stimmen mit ein.

12 Wehe dir! Denn als du deine Stadt bautest,
 hast du viel Blut vergossen;
 deine Festung ist auf Unrecht gegründet.
13 Aber der HERR, der allmächtige Gott, hat das letzte Wort:
 Was Völker mühsam errichtet haben,
 hat keinen Bestand – ihre Bauwerke werden ein Raub der Flammen!
14 Wie das Wasser die Meere füllt,
 so wird die Erde einmal erfüllt sein von der Erkenntnis
 der Herrlichkeit des HERRN.

15 Wehe dir! Denn du hast deinen Nachbarvölkern
 einen Becher mit Gift eingeschenkt.
 Sie taumelten wie Betrunkene, und du hast ihre Schande genossen.
16 Bald aber wirst du selbst vor Scham vergehen;
 dann ist es vorbei mit all deiner Herrlichkeit.
 Die starke Hand des HERRN wird dir den Becher reichen,
 der mit seinem Zorn gefüllt ist.
 Du musst ihn austrinken und wirst selbst entblößt.
 So wird auch deine Ehre in den Schmutz gezogen.

17 Du hast den Libanon abgeholzt und sein Wild ausgerottet.
 Das kommt dich teuer zu stehen!
 Du hast Menschen umgebracht
 und all ihre Städte und Länder verwüstet;
 dafür wirst du büßen müssen.

18 Kann eine Götterfigur, die ein Mensch
 geschnitzt oder gegossen hat, ihm etwa helfen?
 Sie ist ein glatter Betrug!
 Wie kann jemand einem stummen Götzen vertrauen,
 den er selbst gemacht hat?
19 Wehe dir! Denn du sagst zu einem Stück Holz:
 ›Wach auf!‹, und zu einem toten Stein: ›Werde lebendig!‹.
 Kann denn ein solcher Götze einen guten Rat erteilen?
 Er ist mit Gold und Silber überzogen,
 aber er hat kein Leben in sich!

20 Der HERR dagegen wohnt in seinem heiligen Tempel.
 Seid still vor ihm, ihr Menschen auf der ganzen Welt!«

Gott greift ein

3 Ein Gebet des Propheten Habakuk:

2 HERR, ich habe von deinen großen Taten gehört,
 deine Werke erfüllen mich mit Ehrfurcht.
 Greif in dieser Zeit noch einmal so machtvoll ein,
 lass uns bald wieder dein Handeln erleben!
 Auch wenn du im Zorn strafen musst
 – so hab doch Erbarmen mit uns!

3 Von Teman kommt er, der heilige Gott,
 vom Bergland Paran zieht er heran.
 Sein Glanz strahlt über den Himmel,
 und sein Ruhm erfüllt die ganze Erde.
4 Wie das Sonnenlicht bricht seine Herrlichkeit hervor,
 um ihn leuchtet es hell,
 und in den Strahlen verbirgt sich seine Macht!
5 Vor ihm her geht die Pest, und wo er vorbeigezogen ist,
 greift die Seuche um sich.
6 Wo immer sein Fuß hintritt, bebt die Erde;
 trifft sein Blick die Völker, so erschrecken sie.
 Berge aus grauer Vorzeit bersten auseinander,
 uralte Hügel sinken in sich zusammen;
 so schreitet er wie früher über unsere Erde.
7 Ich sehe die Zelte von Kuschan erzittern,
 und auch die der Midianiter geraten ins Wanken.

8 Wem gilt dein Zorn, HERR?
 Den großen Strömen oder den Fluten des Meeres?
 Gegen wen ziehst du mit deinen Pferden in den Krieg,
 wohin rasen deine siegreichen Streitwagen?
9 Jetzt holst du den Bogen zum Kampf hervor,
 du hast geschworen, dass deine Pfeile treffen!
 Du spaltest die Erde, bis Ströme hervorbrechen.
10 Bei deinem Anblick erbeben die Berge,
 dichter Regen prasselt vom Himmel nieder,
 das Meer braust, seine Wogen türmen sich auf.

11 Sonne und Mond stehen still,
 wenn deine leuchtenden Pfeile fliegen
 und dein Speer am Himmel aufblitzt.
12 Ja, voller Zorn schreitest du über die Erde
 und schlägst die Völker, wie man Weizen drischt.
13 Du bist gekommen, um dein Volk zu retten,
 du stehst dem König bei, den du auserwählt hast!
 Vom Palast des Unterdrückers reißt du das Dach herab,
 nur noch ein paar Grundmauern bleiben übrig.
14 Seine Heerführer sind entschlossen, uns zu vernichten.
 Schon stürmen sie heran und freuen sich darauf,
 uns Wehrlose in einen Hinterhalt zu locken
 und zu töten wie ein Löwe seine Beute.
 Doch du durchbohrst sie mit ihren eigenen Pfeilen!
15 Für deine Pferde bahnst du dir einen Weg,
 du reitest mit ihnen mitten durchs Meer,
 auch wenn seine Fluten noch so hoch steigen.

Gott, der Herr, macht mich stark!

16 Als Gott mir dies alles zeigte,
 fing ich am ganzen Leib an zu zittern.
 Seine Worte ließen meine Lippen beben,
 der Schreck fuhr mir in die Glieder,
 und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten.
 Aber nun will ich ruhig auf den Tag warten,
 an dem das Unheil über dieses Volk hereinbricht,
 das zum Angriff gegen uns bläst.
17 Noch trägt der Feigenbaum keine Blüten,
 und der Weinstock bringt keinen Ertrag,
 noch kann man keine Oliven ernten,
 und auf unseren Feldern wächst kein Getreide;
 noch fehlen Schafe und Ziegen auf den Weiden,
 und auch die Viehställe stehen leer.
18 Und doch will ich jubeln, weil Gott mich rettet,
 der HERR selbst ist der Grund meiner Freude!

Anweisung für den Dirigenten: Dieses Lied soll mit Saiteninstrumenten begleitet werden.

19 Ja, Gott, der HERR, macht mich stark;
 er beflügelt meine Schritte,
 wie ein Hirsch kann ich über die Berge springen.

Kommentar

Glaube und Zweifel?

Sind Zweifel, Fragen und Ängste mit dem Glauben vereinbar? Hast du Beziehungsprobleme, Probleme in der Ehe (oder weil du unverheiratet bist), in deiner Familie, bei der Arbeit, mit deiner Gesundheit oder deinen Finanzen oder von allem etwas? Lässt dich das an der Existenz Gottes zweifeln? Solltest du deinen Glauben vielleicht über Bord werfen?

Viele Menschen meinen, Glaube sei bedingungslos. Sie denken, Glaube und Zweifel seien Gegensätze. Tatsächlich aber sind Glaube und Zweifel zwei Seiten derselben Medaille. Es besteht kein Zweifel daran: 2+2=4. Das erfordert keinen Glauben. Aber zu glauben, dass dich jemand liebt, erlaubt Spielraum für Zweifel. Dein Vertrauen auf Gott zu setzen, zu glauben, das ist ein bisschen wie, einen Menschen zu lieben. Es besteht immer die Möglichkeit des Zweifels. Ohne Zweifel wäre Glaube nicht Glaube.

Es ist auch nicht falsch, Gott in Glaubensfragen mal zu hinterfragen. Das Buch Habakuk beginnt mit einem gläubigen Mann, der doch seine Fragen hat. Es endet mit einem starken Glaubensbekenntnis, wie es uns nur selten im Alten Testament begegnet.

Habakuk betrachtete die Welt und war verwirrt und bange. Er sah „Zerstörung und Gewalt“ (1,2), „Unrecht“ und „Elend“ (1,2), „ Zank und Streit“ (1,3). Aber Gott schien seiner Meinung nach nichts dagegen zu unternehmen (1,2-4). Er sah Schmerz und Leid und fragte, „Wie lange noch, Herr…?“ (2a) und „Warum…?“ (2,3; GNB).

Er ging mit seiner Not darüber zu Gott und stellte ehrliche Fragen, die von Herzen kamen. Gott antwortete, Er wolle etwas ganz Erstaunliches tun; „Wenn es euch jemand erzählen würde, ihr würdet ihm nicht glauben“ (1,5). Er machte Babylon stark (1,6). In der Folge sollte Israel überwältigt und ins Exil geführt werden.

Habakuk war verwirrt. Gott hielt doch die Welt in Seinen Händen und war allmächtig (1,12). Wie konnte der heilige Gott die grausamen, Götzen anbetenden Babylonier dafür benutzen, ein frommes Volk zu strafen? „Du, unser starker Schutz, hast die Babylonier gerufen, um dein Strafgericht zu vollstrecken“ (12b). „Das kann nicht dein Ernst sein. Du kannst das Böse nicht dulden!“ heißt es in der The Message Bible (1,13) weiter. Habakuk bekam offenbar keine unmittelbare Antwort, aber er ging mit seinen Klagen und Fragen direkt zu Gott und wartete auf eine Antwort (2,1).

Zuerst hieß ihn Gott, seine Vision aufzuschreiben (2,2). Wenn du den Eindruck hast, dass Gott zu dir spricht, dir eine Vision gibt, ist es gut, sie möglichst genau aufzuschreiben, damit du sie jederzeit nachlesen und dich an ihr festhalten kannst. Zweitens sagte Gott, er müsse sich darauf einstellen zu warten: „Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert!“ (2,3; Hfa).

Gott möchte, dass du mit deinen Zweifeln und Fragen zu Ihm kommst. Du bekommst vielleicht nicht immer sofort eine Antwort auf all deine Fragen. Während du auf Antwort wartest, sollst du Gott weiter vertrauen, selbst wenn du Sein Handeln nicht ganz verstehst.

Zum Glauben gehört, Gottes Reden trotz aller Schwierigkeiten zu glauben: „der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (2,4b; LUT). Habakuk sah voraus, dass ein Gericht über das gottlose Babylon kommen würde. Er sah auch, dass eines Tages „Die ganze Erde die Herrlichkeit des Herrn erkennen wird“ (2,14). Er sah den endgültigen Sieg des Guten über das Böse.

Bis es soweit sein würde, beschloss er, sich nah an Gott zu halten, was auch passieren sollte.

Entscheide dich, wie Habakkuk, zu loben anstatt zu lamentieren. Entscheide dich für die langfristige Perspektive und warte geduldig. Sei entschlossen, dich in allen Umständen zu freuen. Wähle den Glauben, selbst wenn dieser fruchtlos bleiben sollte (3,17-19).

Gott geht es nicht so sehr um die Ernte als um dein Herz. Selbst wenn du keinen anderen Grund zur Freude findest, freue dich über deine Beziehung mit dem Herrn. Habakuk sagt, „[Ich] will mich trotzdem über meinen Herrn freuen und will jubeln. Denn Gott ist mein Heil“ (3,18). Gott gab ihm einen sicheren Stand und ein leichtes Herz: „Der Herr, der Allmächtige, ist meine Kraft! Mit ihm kann ich so sicher wie eine Gazelle über die Felsen springen und wohlbehalten die Berge überqueren“ (3,19).

Joyce Meyer schreibt, „Wir müssen unseren Problemen erlauben, dass sie uns dazu bringen, uns auf die Hinterbeine zu stellen…damit wir durch unsere Probleme, unser Leid, unsere Verantwortung oder was auch immer uns aufhalten will, weiterkommen.“

Gebet

Herr, hilf mir, dir ganz zu vertrauen, wenn ich mit meinen Fragen und Zweifeln zu Dir komme. Hilf mir, mich an Dir zu freuen, auch wenn ich noch auf eine Antwort warten muss.

Pippa fügt hinzu

Habakuk 3,17–18

„Doch auch wenn die Feigenbäume noch keine Blüten tragen und die Weinstöcke noch keine Trauben, obwohl die Olivenernte spärlich ausfällt und auf unseren Kornfeldern kein Getreide wächst, ja selbst wenn die Schafhürden und Viehställe leer stehen, will ich mich trotzdem über meinen Herrn freuen und will jubeln. Denn Gott ist mein Heil!”

Ich erinnere mich, dass Andrew White (der ehemalige Pastor von Bagdad) über diese Verse predigte, nachdem die Stadt und seine Kirche bombardiert worden waren. Sein Glaube und seine Arbeit im Irak waren unheimlich inspirierend. Christen, die an Orten wie dem Irak oder Syrien leben, die dem IS trotzen, die umgeben sind von Leid und Verfolgung, fordern mich heraus. Mir fällt es nicht schwer, mich zu freuen, aber es beeindruckt mich sehr, dass sie es auch tun.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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