Tag 302

Tu Gutes

Weisheit Psalm 119,113–120
Neues Testament Titus 3,1–15
Altes Testament Klagelieder 1,1–2,6

Einführung

In unserer Gemeinde gibt es ein paar Leute, die nie aufhören, Gutes zu tun. Ich sehe sie immer in irgendeiner Art und Weise dienend: sie spülen, sie beten mit jemandem, ermutigen andere, erbieten sich für Kranke zu kochen usw. Sie unterstützen die Gemeinde großzügig finanziell. Und all das tun sie in großer Bescheidenheit und mit Begeisterung. Ihr Vorbild spornt mich an.

In unserer heutigen Gesellschaft wird der Begriff „Gutmensch“ mittlerweile abwertend gebraucht. Aber Gutes zu tun, sollte so nicht gesehen werden. Jesus „zog umher [und] tat Gutes“ (Apostelgeschichte 10,38).

An Titus schreibt Paulus, „Erinnere die Gläubigen … jederzeit bereit zu sein, Gutes zu tun“ (Titus 3,1; NGÜ). Sein Wunsch ist, dass „alle, die auf Gott vertrauen, immer darauf bedacht sind, Gutes zu tun“ (8b.14).

Um John Wesley zu zitieren, „Tu so viel Gutes, wie möglich, mit allen Mitteln, die du hast, auf alle erdenkliche Weise, an allen möglichen Orten, wann immer möglich, so vielen Menschen wie möglich, so lange es dir möglich ist.“

Weisheit

Psalm 119,113–120

113 HERR, ich kann solche Menschen nicht leiden,
 die einmal »Ja« und einmal »Nein« zu dir sagen;
 aber dein Gesetz liebe ich mit ungeteiltem Herzen.
114 Bei dir bin ich geborgen
 wie unter einem schützenden Schild,
 auf deine Zusagen setze ich meine Hoffnung.
115 Verschwindet, ihr Unheilstifter,
 hindert mich nicht – denn ich will
 den Geboten meines Gottes gehorchen!
116 Herr, gib mir festen Halt,
 wie du es versprochen hast,
 dann lebe ich wieder auf!
 Lass nicht zu, dass ich vergeblich hoffe.
117 Richte mich auf, Herr, dann ist mir geholfen!
 Immer will ich deine Ordnungen beachten.
118 Wer deine Befehle in den Wind schlägt,
 den lehnst auch du ab; solche Menschen
 schaden sich mit ihren Lügen nur selbst.
119 Wie Müll beseitigst du alle, die dich verachten.
 Deshalb liebe ich, was du befiehlst.
120 Aus Furcht vor dir läuft es mir kalt den Rücken herunter,
 ich habe Angst, dass du mich verurteilen könntest.

Kommentar

Tu Gutes, nicht Böses

Das Gegenteil von Gutes tun ist Böses tun. Der Psalmist ist fest entschlossen, Gutes zu tun. Deshalb sagt er, „Weicht zurück von mir, ihr Bösen“ (115a). Die Bösen oder „Gottlosen“ haben „geteilte Herzen“ (113a). Sie verlassen Gottes Gebote, täuschen und betrügen (118; GNB).

Entscheide dich gegen das Böse und für das Gute. Hab Gottes Wort lieb (119,113.119). Gott ist deine Zuflucht und dein Schutz (114a). Setze deine Hoffnung auf Sein Wort (114b). „Immer will ich deine Ordnungen beachten“ (117b: Hfa).

Der Psalmist schreibt, „Herr, gib mir festen Halt, wie du es versprochen hast, dann lebe ich wieder auf! Lass nicht zu, dass ich vergeblich hoffe“ (116; Hfa). Aufgeschobene Hoffnung ist schlimm genug. Im Buch der Sprüche heißt es, „Langes Warten macht das Herz krank (13,12a). Bring deine Hoffnungen heute vor Gott und bete wie der Psalmist, dass deine Hoffnung nicht vergeblich ist.

Gebet

Herr, ich liebe Deine Ordnungen. Hilf mir, nach ihnen zu leben, mich vom Bösen fernzuhalten und Gutes zu tun. Ich bring Dir heute meine Hoffnungen… Lass mein Hoffen nicht vergeblich sein.

Neues Testament

Titus 3,1–15

Der Christ in Staat und Gesellschaft

3 Erinnere die Christen daran, dass sie sich den Regierenden und staatlichen Behörden unterzuordnen haben. Sie sollen die Gesetze des Staates befolgen und jederzeit bereit sein, Gutes zu tun. 2 Kein Christ darf gehässig über andere reden oder gar Streit suchen. Er soll vielmehr jedem freundlich und liebevoll begegnen.

3 Vergessen wir nicht: Auch wir waren früher unverständig und Gott ungehorsam. Wir gingen in die Irre und wurden von allen möglichen Wünschen und Leidenschaften beherrscht. Bosheit und Neid bestimmten unser Leben. Wir hassten andere, und andere hassten uns. 4 Aber dann wurde die Güte Gottes, unseres Befreiers, und seine Liebe zu uns Menschen sichtbar. 5 Er rettete uns – nicht weil wir etwas geleistet hätten, womit wir seine Liebe verdienten, sondern aus lauter Güte. In seiner Barmherzigkeit hat er uns zu neuen Menschen gemacht, durch eine neue Geburt, die wie ein reinigendes Bad ist. Das wirkte der Heilige Geist, 6 den Gott uns durch unseren Retter Jesus Christus in reichem Maße geschenkt hat. 7 So sind wir allein durch seine Gnade von aller Schuld befreit. Als seine Kinder und Erben dürfen wir jetzt die Hoffnung auf das ewige Leben haben.

Irrlehrer in der Gemeinde

8 Das steht unumstößlich fest. Ich will, dass du dies alles mit Nachdruck weitergibst. Denn alle, die zum Glauben an Gott gefunden haben, sollen sich darum bemühen, Gutes zu tun. Das ist nützlich und hilfreich für alle Menschen.

9 Wo es törichte Auseinandersetzungen gibt und man völlig sinnlos über Abstammungslinien und Geschlechtsregister streitet, da hast du nichts zu suchen. Beteilige dich nicht an dem Gezänk darüber, wie das jüdische Gesetz auszulegen ist. Das führt zu nichts und hat gar keinen Wert. 10 Wer falsche Lehren verbreitet, den sollst du ein- oder zweimal zurechtweisen. Kommt er trotzdem nicht zur Einsicht, dann halte dich von ihm fern. 11 Du weißt doch: Solchen unverbesserlichen Menschen kann man nicht helfen. Sie wollen ihre Sünden nicht einsehen und sprechen sich selbst das Urteil.

Bitten und Grüße

12 Sobald ich Artemas oder Tychikus zu dir geschickt habe, komm so schnell wie möglich zu mir nach Nikopolis. Dort will ich den ganzen Winter über bleiben. 13 Den Rechtsgelehrten Zenas und auch Apollos rüste mit allem aus, was sie für die Reise brauchen, damit ihnen unterwegs nichts fehlt. 14 Alle, die sich zu Jesus Christus bekennen, müssen lernen, dort zu helfen, wo es nötig ist. Denn sonst bleibt ihr Glaube fruchtlos.

15 Die bei mir sind, lassen dich herzlich grüßen. Viele Grüße an unsere lieben Freunde, die durch den Glauben mit uns verbunden sind.

Die Gnade Gottes sei mit euch allen!

Kommentar

Immer bereit, Gutes zu tun

Zwischen Paulus‘ Leben, bevor er eine Beziehung mit Jesus hatte und danach, besteht ein gravierender Unterschied (und ich habe dieselbe Erfahrung gemacht). Paulus schreibt, „Auch wir waren früher unwissend und ungehorsam. Wir ließen uns in die Irre führen und wurden zu Sklaven vieler Wünsche und Leidenschaften. Unser Leben war voller Bosheit und Neid. Wir hassten die anderen, und sie hassten uns“ (3,3).

Doch Jesus verändert das Leben der Menschen total: „Aber dann erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters. Wir selbst hatten keine guten Taten vorzuweisen, mit denen wir vor ihm hätten bestehen können. Nein, aus reinem Erbarmen hat er uns gerettet“ (3,4-5a; GNB). Gutes tun ist eine Antwort auf Seine Freundlichkeit und Gnade. Oft denkt man an die Freundlichkeit seiner Familie und Freunde, aber Gott ist noch viel freundlicher. Wenn dir nun Gott so freundlich begegnet, ist es eine natürliche Reaktion, dass du auch zu anderen Menschen freundlich bist.

Aus Freundlichkeit und Liebe hat Gott dir nicht nur vergeben, sondern Er hat dir auch den Heiligen Geist geschenkt: „aus reinem Erbarmen hat er uns gerettet durch das Bad der Taufe – das Bad, in dem wir zu einem neuen Leben geboren wurden, erneuert durch den Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter. Durch dessen Gnade können wir vor Gott als gerecht bestehen…auf das wir nun hoffen dürfen“ (3,5b-7; GNB). Der Heilige Geist ist es, der dir die Kraft gibt, Gutes zu tun.

Deshalb kann Paulus auch darüber schreiben, wie wir nun leben sollen: „Erinnere alle daran, sich der Regierung und ihren Vertretern unterzuordnen“ (1a). Es ist unsere Bürgerpflicht – die Gesetze des Landes zu halten – sofern sie nicht Gottes Wort widersprechen.

Doch Gehorsam und Unterordnung unter die Regierung und ihre Vertreter allein reicht nicht. Wir müssen „jederzeit bereit sein, Gutes zu tun. Kein Christ darf gehässig über andere reden oder gar Streit suchen. Er soll vielmehr jedem freundlich und liebevoll begegnen.“ (1b-2; Hfa). Noch zweimal bittet er eindringlich, stets zum Guten bereit zu sein (3,8.14).

Es ist bemerkenswert, dass Paulus‘ Fokus auf unseren Beziehungen mit anderen Menschen liegt. Er ermuntert uns, auf den anderen zu schauen. Das erfordert eine demütige, aufrichtige Haltung und Rücksicht auf andere. Während dein Tun von Liebe motiviert sein soll, ist es manchmal erst der Dienst am anderen, der dich zu lieben lehrt.

Selbst nachdem wir durch den Heiligen Geist wiedergeboren und erneuert sind, werden wir versucht und lassen uns ablenken. Lass dich nicht auf endlose Diskussionen ein. Paulus schreibt, „Lass dich nicht auf unsinnige Fragen über Stammbäume ein oder auf Auseinandersetzungen und Streit über das Befolgen jüdischer Vorschriften! Das ist nutzlos und reine Zeitverschwendung“ (3,9).

Paulus sorgt sich, ob sich die Christen auf Kreta durch ihre Lebensweise von ihrer Kultur unterscheiden. Er schreibt, „Unsere ´Geschwister auf Kreta` sollen lernen, mit ganzer Hingabe Gutes zu tun und dort zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Dann wird ihr Glaube nicht unfruchtbar bleiben“ (3,14; NGÜ).

Deine Glaube soll in deinem Leben sichtbar sein, denn die Welt sieht auf dich. Wenn du also faul und unproduktiv bist, wird das wahrgenommen. Du musst die „Freundlichkeit und Liebe“ deines Retters ausstrahlen (3,4), während du Gutes tust.

Gutes zu tun und fruchtbringend zu leben, bedeutet nicht zwingend, dass du deine berufliche Laufbahn ändern musst. Als ich als Anwalt arbeitete, überlegte ich, ob Gott mich in den Dienst in der Anglikanischen Kirche beruft. Mich überraschte damals die Erwähnung „Zenas, [des] Rechtsgelehrten“ (3,13; LUT). Das führte mir vor Augen, dass, sollte ich aufhören, als Anwalt zu praktizieren, ich es nicht täte, weil der Beruf des Anwalts nichts für Christen ist. Wo du auch im Leben stehst, in welchem Beruf oder gemeindlichen Dienst du auch arbeitest – du kannst überall Gutes tun.

Gebet

Herr, ich bin so dankbar dafür, wie sehr Du mein Leben verändert hast. Bitte hilf mir, ein produktives Leben zu führen und wie Jesus umher zu gehen und Gutes zu tun.

Altes Testament

Klagelieder 1,1–2,6

Die Stadt Jerusalem ist zerstört!

1 Ach, wie einsam und verlassen liegt Jerusalem da,
 die Stadt, in der sich einst die Menschen drängten!
 Sie war berühmt bei allen Völkern,
 jetzt gleicht sie einer Witwe ohne Schutz.
 Sie, die über andere Länder herrschte,
 wird nun zum Sklavendienst gezwungen.

2 Sie weint und weint die ganze Nacht,
 die Tränen laufen ihr übers Gesicht.
 Unter all ihren Liebhabern ist niemand,
 der sie in ihrem Schmerz tröstet.
 Alle Freunde haben sie betrogen
 und sind zu ihren Feinden geworden!

3 Juda musste viel Elend und Zwangsarbeit erdulden,
 bis sie gefangen fortgeschleppt wurde.
 Jetzt wohnt sie unter fremden Völkern
 und findet auch dort keine Ruhe;
 ihre Verfolger haben sie überfallen,
 als sie sich nicht wehren konnte.

4 Die Wege, die nach Zion führen, sind verödet,
 weil niemand mehr zu den Festen hinaufzieht.
 Alle Tore Jerusalems sind menschenleer.
 Die Priester hört man nur noch seufzen,
 die jungen Mädchen weinen und trauern.
 Die ganze Stadt leidet bitteren Schmerz.

5 Die sie hassen, haben die Macht über sie,
 ihre Feinde können sich in Sicherheit wiegen.
 Der HERR hat Leid über Jerusalem gebracht,
 um sie für ihre vielen Sünden zu strafen.
 Die Feinde nahmen ihre Kinder gefangen
 und trieben sie vor sich her aus dem Land.

6 Zion hat all ihre Pracht verloren.
 Ihre Führer sind wie Hirsche,
 die keine Weide mehr finden; ausgehungert,
 wie sie sind, fehlt ihnen nun die Kraft,
 den Jägern zu entfliehen.

7 Mitten im Elend, weit weg von der Heimat,
 erinnert sich Jerusalem an ihren alten Glanz.
 Sehnsüchtig denkt sie zurück an die Schätze,
 die sie seit grauer Vorzeit besaß.
 Als sie dem Feind in die Hände fiel,
 war weit und breit niemand da, der ihr half.
 Stattdessen sahen ihre Gegner schadenfroh zu
 und weideten sich an ihrem Unglück.

8 Jerusalem hat große Schuld auf sich geladen,
 nun schüttelt man den Kopf über sie.
 Die sie früher verehrten, verachten sie jetzt,
 weil sie nackt und hilflos vor ihnen liegt.
 Sie aber stöhnt vor lauter Scham
 und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.

9 Sie hat ihre Kleider mit Sünde beschmutzt
 und die Folgen ihres Tuns nicht bedacht.
 Nun ist sie furchtbar tief gefallen
 – und keiner ist da, der sie tröstet.
 »Ach, HERR«, fleht sie, »sieh mein Elend an
 und hör doch, wie die Feinde prahlen!«

10 Doch diese machten sich über sie her
 und raubten all ihre kostbaren Schätze.
 Ja, Jerusalem musste sogar mit ansehen,
 wie Fremde in den heiligen Tempel eindrangen.
 Dabei hatte Gott ihnen verboten, den Ort zu betreten,
 wo sich seine Gemeinde versammelt.

11 Das Volk läuft seufzend umher
 auf der Suche nach einem Stück Brot.
 Sie geben all ihr Hab und Gut,
 nur um am Leben zu bleiben.
 Jerusalem fleht: »HERR, sieh mich an!
 Ich werde von allen verachtet!

12 Ihr Fremden, geht nicht einfach an mir vorbei!
 Bleibt doch stehen und schaut mich an!
 Lässt euch dieser Anblick etwa kalt?
 Gibt es denn ein größeres Leid als meines?
 Ich weiß: Der HERR hat es mir zugefügt,
 sein glühender Zorn hat mich getroffen.

13 Er ließ Feuer vom Himmel auf mich fallen,
 das in meinem Inneren wütete.
 Er hat mir eine Falle gestellt
 und mich zu Boden geworfen.
 Er hat mich völlig zugrunde gerichtet,
 endlos sieche ich nun dahin.

14 Schwer lasten meine Sünden auf mir wie ein Joch,
 das der Herr mir aufgebürdet hat.
 Er legte es auf meinen Nacken,
 und ich brach darunter zusammen.
 Dann übergab er mich an die Feinde,
 gegen die ich nichts ausrichten konnte.

15 Vernichtet hat er meine besten Soldaten,
 die ich bei mir hatte, um mich zu schützen.
 Er hat die Feinde zu einem Schlachtfest geladen,
 um unsere jungen Männer niederzumetzeln.
 Der Herr hat das Volk von Juda zertreten,
 so wie man Trauben in der Kelter zerstampft.

16 Darüber muss ich bitterlich weinen,
 die Tränen verschleiern mir die Augen.
 Denn ich habe keinen bei mir, der mich tröstet,
 niemanden, der mir wieder Mut zuspricht.
 Meine Kinder sind ihrem Schicksal ausgeliefert,
 der Feind hat uns alle in seiner Gewalt.«

17 Verzweifelt streckt Zion ihre Hände aus,
 doch keiner ist da, der sie tröstet!
 Der HERR hat Israels Feinde von allen Seiten herbeigerufen,
 sie stürmen gegen die Nachkommen von Jakob heran.
 Voller Abscheu blicken sie auf Jerusalem,
 die Stadt ist für sie zum Schandfleck geworden.

18 »Zu Recht hat der HERR mich bestraft,
 denn ich habe mich seinen Geboten widersetzt!
 All ihr anderen Völker, hört her!
 Seht doch, wie groß mein Schmerz ist!
 Die Mädchen und die jungen Männer,
 sie wurden als Gefangene verschleppt.

19 Ich rief nach meinen einstigen Liebhabern,
 aber sie haben mich alle im Stich gelassen.
 Meine Priester und die führenden Männer
 sind mitten in der Stadt zusammengebrochen.
 Mit letzter Kraft suchten sie nach Nahrung,
 um sich am Leben zu erhalten.

20 Ach, HERR, sieh doch, wie verzweifelt ich bin!
 In mir wühlt der Schmerz; mir bricht das Herz,
 wenn ich daran denke, wie ich mich gegen dich aufgelehnt habe.
 Draußen raubte das Schwert mir meine Kinder,
 und drinnen raffte die Seuche sie dahin.

21 Man hört mich seufzen, doch keiner tröstet mich.
 Stattdessen jubeln meine Feinde, wenn sie erfahren,
 welches Unglück du über mich gebracht hast.
 Doch wenn dein Gerichtstag kommt,
 den du seit langem angekündigt hast,
 dann wird es ihnen ergehen wie mir.

22 Zieh sie zur Rechenschaft für all ihre Bosheit!
 Vergelte ihnen ihre grausamen Taten,
 so wie du es auch mit mir getan hast,
 als du mich für meine Schuld bestraftest!
 Denn ich seufze ohne Ende,
 der Kummer macht mich krank.«

Der Zorn des Herrn hat Jerusalem getroffen

2 Ach, der Zorn des Herrn liegt über Zion
 wie eine große, dunkle Wolke.
 Wie ein Stern vom Himmel auf die Erde stürzt,
 so verging Israels ganze Pracht.
 Im Zorn hat Gott selbst seinen Tempel verworfen,
 den Schemel, auf dem seine Füße einst ruhten.

2 Erbarmungslos hat er die Häuser und Dörfer zerstört,
 in denen die Nachkommen von Jakob wohnten.
 Die befestigten Städte Judas hat er niedergerissen
 und seinem Zorn freien Lauf gelassen.
 Über das Königreich hat er Schande gebracht
 und die Mächtigen zu Boden gestürzt.

3 Der Herr hat Israel aller Macht beraubt.
 Als der Feind zum Angriff blies,
 zog er seine schützende Hand zurück.
 Er hat das Land in Brand gesteckt wie ein loderndes Feuer,
 das alles ringsum verzehrt.

4 Er spannte seinen Bogen und stellte sich auf,
 die rechte Hand bereit zum Schuss.
 Wie ein Feind hat er alle getötet,
 die uns so lieb und teuer waren.
 Zion bekam seinen glühenden Zorn zu spüren,
 er goss ihn über die Häuser wie Feuer.

5 Der Herr ist Israels Feind geworden:
 Er hat das Land in Schutt und Asche gelegt,
 alle prächtigen Paläste hat er zertrümmert,
 und die Städte machte er dem Erdboden gleich.
 So stürzte er die Bewohner Judas
 in immer tiefere Trauer und Leid.

6 Der HERR hat seinen Tempel niedergerissen,
 als wäre er eine einfache Gartenhütte;
 den Ort, an dem wir uns vor ihm versammelten,
 hat er in seinem furchtbaren Zorn zerstört.
 Den Festtagen und Sabbatfeiern hat er ein Ende bereitet
 und selbst den König und die Priester verstoßen.

Kommentar

Halt dich an den, der umher ging und Gutes tat

In seiner Einleitung zu den Klageliedern schreibt Eugene Peterson, „Mensch sein heißt leiden. Niemand ist davon ausgenommen. Das Buch Klagelieder reiht sich in das ausführliche Zeugnis der Bibel ein, die dem Leid Würde verschafft, indem es darauf besteht, dass Gott an unserem Leid teilhat und uns im Leiden nahe ist.“

Wie schon der Titel nahelegt, geht es in diesem Buch um Kummer, Leid, Trauer, Schmerz, Verlust und menschliche Tragödien, die das Volk Gottes im Exil erlebten. Unsere Lebenssituation mag eine andere sein, aber menschliches Leid ist heute so real wie damals.

Der Verfasser klagt, dass die einst so große Nation Israel wegen ihrer vielen Sünden ins Exil musste: „Sie, die über andere Länder herrschte, wird nun zum Sklavendienst gezwungen“ (1a; Hfa), „…weit und breit [war] niemand da, der ihr half“ (1,7; Hfa), „…Draußen wütet das Schwert und zu Hause wartet der Tod“ (1,20).

In dem Abschnitt, den wir heute lesen, scheint es nur wenig Hoffnung zu geben. Alles spricht von Gericht und Leiden. Der Verfasser fragt, „Gibt es einen Schmerz wie meinen?...“ (1,12). Dieselbe Frage stellen wir uns manchmal auch in Problemen und Prüfungen.

Er schreibt weiter, „Wie ein schweres Joch hat er meine Verbrechen an meinen Hals gebunden: Das nahm mir meine Kraft. Er hat mich in die Hände meiner Feinde gegeben, dagegen kann ich nichts ausrichten“ (1,14).

Er malt ein Bild, in dem seine Sünde eine schwere Last am Hals ist, die ihn niederdrückt und erschöpft.

Das ist die Erfahrung von Exil, Gericht und unheimlichem Leid. Das körperliche Exil dauerte 70 Jahre, aber in gewisser Hinsicht dauerte das geistliche Exil weiter an.

Gott sei Dank, dass Jesus kam, um endlich das Ende des Exils zu verkündigen; dass du nicht länger von deinen Sünden niedergedrückt und beladen umhergehen musst. Jesus sagte, „Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht“ (Matthäus 11,28-30).

Darin liegt das Geheimnis, Gutes zu tun: halt dich eng an den, der umher ging und Gutes tat. Gib Ihm deine Lasten und empfange im Gegenzug Seine Ruhe. Nimm Sein Joch auf dich, damit du von Ihm lernst – von Seinem sanften, demütigen Herz – denn Er ist die Quelle, von der alles Gute kommt.

Gebet

Ich danke Dir, mein Herr und mein Retter, dass Du mir das Joch meiner Sünde abgenommen, die schwere Last von mir genommen hast. Danke, dass mein Joch leicht ist, wenn ich mich mit Dir unter Dein Joch stelle. Bitte hilf mir heute, nah an Deiner Seite zu bleiben, in der Kraft des Heiligen Geistes zu dienen und wie Du umher zu gehen und Gutes zu tun.

Pippa fügt hinzu

Titus 3,14

„Denn die zu uns gehören, sollen kein nutzloses Leben führen…“

Ich frage mich, was Gott sich unter einem nützlichen Leben vorstellt. Es ist so viel los. Sich in jeder Situation zu entscheiden, was gerade dran ist, ist nicht einfach. In Gottes Reich, in dem alles umgekehrt ist, ist Ihm wahrscheinlich etwas super wichtig, das wir für unwichtig halten.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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