Halte durch
Einführung
2009 wurden Maryam und Marziyeh im Iran festgenommen – weil sie Christen sind. Ihnen wurden die Augen verbunden, sie wurden verhört und erkrankten beide in der Haft. Bei Prozessbeginn frage der Staatsanwalt, ein Mann namens Haddad, die beiden Frauen, ob sie Christen seien. „Wir lieben Jesus,“ erwiderten sie. Er wiederholte seine Frage und sie antworteten, „Ja, wir sind Christen.“
Haddad fragte sie, ob sie bereuten, Christen geworden zu sein, worauf sie antworteten, „Wir bereuen nichts.“ Dann sagte er sehr nachdrücklich, „Sie sollten Ihren Glauben mündlich und schriftlich widerrufen.“ Sie blieben dabei und antworteten, „Wir verleugnen unseren Glauben nicht.“
Als Haddad die Frauen ins Gefängnis zurückschickte, damit sie ihre Meinung überdenken und ihm Bescheid gäben, wenn sie bereit wären (einzuwilligen), erklärten Maryam und Marziyeh, dass sie nicht weiter darüber nachdenken müssten.
Der Verfasser des Hebräerbriefes schreibt an Christen, die Opfer von Verfolgung sind: „Ihr musstet viel ertragen, aber ihr habt geduldig durchgehalten“ (Hebräer 10,32b) – so wie Maryam und Marziyeh vor ihren Anklägern. (Gott sei Dank wurden sie mittlerweile freigelassen. Ein Interview mit ihnen ist Teil der Alpha Filmserie.)
Der Wille durchzuhalten ist oft der kleine Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern. Das gilt für das Erlernen einer neuen Fähigkeit oder Sportart ebenso wie für Erfolg bei der Arbeit. Joss Billing schrieb, „Denk an die Briefmarke. Sie ist nur nützlich, wenn sie am Umschlag festklebt, bis die Sendung angekommen ist.“ Diese Fähigkeit, an etwas dran zu bleiben, ist von zentraler Bedeutung für christliches Leben. Wenn du z. B. lernen möchtest, Bibel zu lesen, zu beten, dem Bösen zu widerstehen oder was auch immer, dann lerne durchzuhalten. Der Verfasser des Hebräerbriefes ermutigt seine Leser, „nicht das Handtuch zu werfen“, sondern „sich durchzubeißen“ (10,34-39, nach The Message Bible).
Psalm 123,1–4
Warten auf die Hilfe des Herrn
1 Ein Lied für Festbesucher,
die nach Jerusalem hinaufziehen.
HERR, ich richte meine Augen auf dich,
ich schaue zum Himmel hinauf, wo du wohnst.
2 Wie ein Diener auf ein Handzeichen
seines Herrn wartet und eine Magd
auf einen Wink ihrer Herrin –
so blicken wir auf den HERRN,
unseren Gott, bis er uns
ein Zeichen seiner Gnade gibt.
3 Hab Erbarmen mit uns, HERR, hilf uns!
Schon viel zu lange haben wir Verachtung erlitten!
4 Wir haben das Gespött dieser Leute satt,
die so überheblich und selbstsicher sind!
Wir können es nicht länger ertragen,
dass uns diese Hochmütigen verachten!
Kommentar
Suche Hilfe bei Gott
„Ich schaue auf dich, Herr, von dir erwarte ich mir Hilfe“ (123,1; nach The Message Bible). Mache es wie der Schreiber des Psalms und warte geduldig, dass Gott dir hilft. Halte auch angesichts von Widerständen durch. „Wir sind lange genug verachtet worden. Lange genug haben uns die Stolzen verhöhnt und die Hochmütigen uns verachtet‘ (3b-4).
Seine Antwort auf Opposition ist, dass er sich Gott zuwendet. Er schreibt, „Ich erhebe meine Augen zu dir, Gott, …auf den Herrn, unseren Gott“ (123,1-2). Er tut es in der Erkenntnis, wer Gott ist – „Gott, der du im Himmel thronst“ (123,1) und in dem Wissen um seine Beziehung zu Gott.
Gott ist der „Herr unser Gott“. Auf Ihn schaut er hilfesuchend, „wie Knechte die Augen auf ihren Herrn richten und Mägde auf ein Zeichen ihrer Herrin achten, so blicken wir auf den Herrn, unseren Gott, und warten auf seine Barmherzigkeit“ (2-3).
Gebet
Herr, was auch immer geschieht, hilf mir, es zu ertragen, dran zu bleiben und meine Augen fest auf Dich gerichtet zu lassen.
Hebräer 10,19–39
Haltet an der Hoffnung fest!
19 Und so, liebe Brüder und Schwestern, können wir jetzt durch das Blut, das Jesus Christus am Kreuz für uns vergossen hat, frei und ungehindert ins Allerheiligste eintreten. 20 Christus hat den Tod auf sich genommen und damit den Vorhang niedergerissen, der uns von Gott trennte. Durch seinen geopferten Leib hat er uns einen neuen Weg gebahnt, der zum Leben führt. 21 Er ist unser Hoherpriester und herrscht nun über das Haus Gottes, seine Gemeinde. 22 Darum wollen wir zu Gott kommen mit aufrichtigem Herzen und im festen Glauben; denn das Blut von Jesus Christus hat uns von unserem schlechten Gewissen befreit, und unser Körper wurde mit reinem Wasser von aller Schuld reingewaschen. 23 Haltet an dieser Hoffnung fest, zu der wir uns bekennen, und lasst euch durch nichts davon abbringen. Ihr könnt euch felsenfest auf sie verlassen, weil Gott sein Wort hält. 24 Lasst uns aufeinander achten! Wir wollen uns zu gegenseitiger Liebe ermutigen und einander anspornen, Gutes zu tun. 25 Versäumt nicht die Zusammenkünfte eurer Gemeinde, wie es sich einige angewöhnt haben. Ermahnt euch gegenseitig dabeizubleiben. Ihr seht ja, dass der Tag nahe ist, an dem der Herr kommt.
26 Wir haben in Christus die Wahrheit erkannt. Sündigen wir aber auch jetzt noch mutwillig weiter, gibt es kein Opfer mehr, das uns von unseren Sünden befreien kann. 27 Dann bleibt nichts als das schreckliche Warten auf das Gericht, in dem Gottes verzehrendes Feuer alle seine Feinde vernichten wird. 28 Wenn jemand gegen das Gesetz von Mose verstößt und dieses Vergehen von zwei oder drei Zeugen bestätigt wird, kann er keine Gnade erwarten. Er muss sterben! 29 Was meint ihr, um wie viel härter die Strafe für den sein wird, der den Sohn Gottes gleichsam mit Füßen tritt, dem das Blut des neuen Bundes nichts mehr bedeutet, durch das er doch Gemeinschaft mit Gott haben konnte! Ein solcher Mensch beleidigt Gottes Geist, von dem er nichts als Gnade und Barmherzigkeit erfahren hat. 30 Wir alle kennen doch den, der gesagt hat: »Ich werde Rache nehmen und Vergeltung üben!« Von ihm heißt es auch: »Der Herr wird über sein Volk das Urteil sprechen.« 31 Wie furchtbar wird es allen ergehen, die dem lebendigen Gott in die Hände fallen!
Glaube muss sich bewähren
32 Erinnert euch nur einmal an die Zeit, kurz nachdem ihr die Wahrheit kennen gelernt habt und Christen geworden seid. Damals musstet ihr euch in einem schweren und leidvollen Kampf bewähren. 33 Viele von euch wurden in aller Öffentlichkeit verspottet und gequält; andere halfen denen, die so leiden mussten. 34 Ihr habt mit den Gefangenen gelitten, und ihr habt es sogar mit Freuden ertragen, wenn man euch euer Hab und Gut wegnahm. Denn ihr wisst, dass ihr durch Christus etwas viel Besseres besitzt, einen bleibenden Wert. 35 Werft nun eure Zuversicht nicht weg! Es wird sich erfüllen, worauf ihr hofft.
36 Aber ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott von euch erwartet. Er wird euch alles geben, was er zugesagt hat. 37 Denn das steht fest:
»Schon bald wird der kommen,
der angekündigt ist.
Er wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
38 Nur wer mir, Gott, vertraut,
wird meine Anerkennung finden und leben.
Wer aber zurückweicht und aufgibt,
an dem werde ich kein Gefallen finden.«
39 Doch wir gehören nicht zu denen, die zurückweichen und verloren gehen. Wir gehören zu denen, die am Glauben festhalten und das ewige Leben gewinnen.
Kommentar
Steh zu deiner Meinung
Weltweit werden immer noch Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Der Hebräerbrief richtet sich an Christen, die Opfer von Verfolgung waren (wahrscheinlich unter Kaiser Nero in Rom). Ein Hauptgrund für den Brief war die Ermutigung der Leser zum Durchhalten. Der Verfasser hat seine Ausführungen über die Lehre abgeschlossen und beginnt nun seinen ausführlichen Apell, auszuharren. Er führt Gründe an, gibt Anreize und Ermutigung am Glauben festzuhalten.
1.\tEs gibt Gewissheit
Harre aus wegen dem, was Christus für dich getan hat und tut. Du hast eine neue Freiheit, neuen Mut und Zuversicht. Durch Jesu Opfer bist du willkommen in Gottes Gegenwart: „Wir haben also freien Zutritt zum Allerheiligsten! Jesus hat sein Blut geopfert und uns den Weg durch den Vorhang hindurch frei gemacht“ (10,19-20; GNB).
2.\tDu bist nicht allein
Wir sollen durchhalten, weil wir uns gegenseitig helfen können. Wenn der Verfasser uns eindringlich auffordert, uns durch nichts von der „Hoffnung, zu der wir uns bekennen …abbringen“ zu lassen (10,23; HFA), tut er das im Zusammenhang mit Gemeinschaft. Kommt oft zusammen: „Und wir wollen aufeinander Acht geben und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen. Einige haben sich angewöhnt, den Gemeindeversammlungen fernzubleiben. Das ist nicht gut; vielmehr sollt ihr einander Mut machen“ (10,24-25; GNB).
3.\tEs ist wirklich wichtig
Er mahnt, nicht mutwillig (10,26), also „trotzig“ zu sündigen. Er warnt, „[es muss] ein schreckliches Gericht fürchten, … wer den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes, das ihn rein und heilig gemacht hat“ (27-29; HFA). „Gott hat uns gewarnt, dass er uns zur Verantwortung ziehen und dafür bezahlen lassen wird… Keiner kommt ungeschoren davon” (30-31, nach The Message Bible).
Diese Verse werden häufig auf Menschen außerhalb der Kirche bezogen. Tatsächlich wurden sie aber in dem Kontext geschrieben, dass der Herr Sein eigenes Volk richtet. Die Empfänger des Briefes sind nicht schuldig geworden. Der Psalmist erinnert sie an die Zeit, in der sie „standhaft das alles ertragen“ haben (32b; NGÜ).
4.\tReicher Lohn
Er ermuntert sie, sich an die Zeit zu erinnern, „kurz nachdem ihr die Wahrheit kennen gelernt habt und Christen geworden seid. Damals musstet ihr euch in einem schweren und leidvollen Kampf bewähren. Viele von euch wurden in aller Öffentlichkeit verspottet und gequält; andere halfen denen, die so leiden mussten. Ihr habt mit den Gefangenen gelitten, und ihr habt es sogar mit Freuden ertragen, wenn man euch euer Hab und Gut wegnahm. Denn ihr wisst, dass ihr durch Christus etwas viel Besseres besitzt, einen bleibenden Wert“ (32-34; Hfa).
5.\tHab Geduld
Einerseits ist das Leben lang. Im Laufe eines Lebens gibt es Prüfungen, Probleme und Herausforderungen zu bewältigen. Sie alle erfordern Durchhaltevermögen: Standhaftigkeit, Geduld und Ausdauer: „ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott von euch erwartet. Er wird euch alles geben, was er zugesagt hat“ (10,36; Hfa).
Auf der anderen Seite ist das Leben kurz. Wir werden entweder bald tot sein oder Jesus kehrt zurück: „Denn noch eine kleine, ganz kleine Weile, dann wird der kommen, der kommen soll, und wird nicht auf sich warten lassen“ (10,37; SLA).
Der Verfasser ist zuversichtlich, dass seine Leser durchhalten werden: „Wir gehören doch nicht zu den Menschen, die den Mut verlieren und deshalb zugrunde gehen! Vielmehr gehören wir zu denen, die Gott im Glauben vertrauen und das Leben gewinnen“ (10,39; GNB).
Gebet
Herr, bitte hilf mir durchzuhalten und andere in unseren Versammlungen zu Liebe und guten Taten anzustiften.
Hesekiel 20,45–22,22
Das Gleichnis vom Waldbrand
21 1 Da empfing ich eine Botschaft vom HERRN. 2 »Du Mensch«, sagte er zu mir, »blick nach Süden und kündige dem Wald im Süden mein Gericht an! Sag zu ihm: 3 So spricht Gott, der HERR: Hör, was ich dir androhe! Schon bald lasse ich in dir ein Feuer ausbrechen, das jeden Baum verzehrt, den grünen genauso wie den dürren. Seine lodernden Flammen werden nicht verlöschen. Alle Menschen, vom Süden bis in den Norden, werden vom Feuer versengt. 4 Dann wird jeder verstehen, dass ich, der HERR, das Feuer entzündet habe. Es wird nicht eher verlöschen, bis es seine Aufgabe erfüllt hat.« 5 Da entgegnete ich: »Ach, HERR, mein Gott, muss ich das tun? Hier sagt sowieso schon jeder von mir: ›Er redet nur in unverständlichen Gleichnissen!‹«
Das Schwert des Herrn ist geschärft!
6 Da empfing ich noch einmal eine Botschaft vom HERRN: 7 »Du Mensch«, sagte er wieder zu mir, »blick in Richtung Jerusalem und kündige dem Tempel dort mein Gericht an! Sag zum Land Israel: 8-9 So spricht der HERR: Schon bald bekommst du es mit mir zu tun! Ich ziehe mein Schwert und vernichte alle deine Bewohner, die guten genauso wie die bösen. Alle Menschen, vom Süden bis zum Norden, wird mein Schwert treffen! 10 Dann wird jeder erkennen, dass ich, der HERR, mein Schwert gezogen habe. Ich werde es nicht eher wegstecken, bis es seine Aufgabe erfüllt hat.
11 Und du, Mensch, stöhne, dass die Israeliten es hören, stöhne voller Verzweiflung, als würde dir das Herz brechen! 12 Wenn sie dich fragen: ›Warum stöhnst du?‹, dann antworte ihnen: ›Ich habe eine schlechte Nachricht. Wer sie hört, vergeht vor Angst, wie gelähmt lässt er die Hände sinken, ihm klopft das Herz bis zum Hals, und die Knie schlottern. Die Zeit ist gekommen, bald schon wird es geschehen. Darauf gibt euch Gott, der HERR, sein Wort.‹«
13 Weiter sprach der HERR zu mir: 14 »Du Mensch, verkünde dem Volk meine Botschaft. Sag ihnen: So spricht der Herr:
Das Schwert wird gewetzt,
das Schwert wird poliert,
15-16 zum Morden geschärft,
und seine Klinge, die blitzt.
Das Schwert ist geschliffen, nun packt es die Faust. Seine Klinge ist scharf, bereit für den Henker!
Freut euch nicht und denkt,
euer König würde euch doch beschützen. –
Nein, sein Herrscherstab
kann nichts dagegen ausrichten.
17 Darum, du Mensch, schrei
und brich in lautes Klagen aus!
Schlag die Hände an die Brust
vor lauter Entsetzen!
Denn das Schwert wird
unter meinem Volk wüten
und alle seine Mächtigen treffen.
Die Herrscher werden niedergestochen
und mit ihnen das ganze Volk.
18 Ich, Gott, der HERR, habe die Israeliten geprüft. Wenn schon ihr König nichts ausrichten konnte, wie wird es dann erst ihnen ergehen?
19 Nun, du Mensch,
schlag voller Zorn die Hände zusammen
und droh dem Volk mein Gericht an:
Zustechen soll es, dieses mächtige Schwert,
zwei- oder dreimal sind noch nicht genug!
Es ist eine wahrhaft tödliche Waffe,
und alle werden von ihr durchbohrt.
20 Ich lasse in den Toren Jerusalems
die Gefallenen liegen,
Angst und Schrecken breiten sich aus.
Unzählige sterben unter meinem Schwert,
zum Morden ist es geschärft,
und seine Klinge, die blitzt.
21 Stich zu, du Schwert,
lass jeden deine Klinge spüren!
Stich zu – nach links, nach rechts,
so wie die Hand dich gerade führt!
22 Und auch ich, der HERR,
werde die Hände zusammenschlagen,
meinen ganzen Zorn lasse ich an Israel aus.
Darauf gebe ich euch mein Wort!«
Das Schwert der Babylonier trifft Jerusalem
23 Der HERR gab mir noch eine Botschaft. Er befahl mir: 24 »Du Mensch, zeichne die beiden Wege, auf denen der König von Babylonien mit seinem Schwert in den Krieg ziehen kann! Beide sollen in ein und demselben Land beginnen. Dort, wo sie sich teilen, stell zwei Wegweiser auf, die zu je einer Stadt deuten: 25 der eine zur Ammoniterstadt Rabba, der andere nach Jerusalem, der befestigten Stadt in Juda. So zeigst du die Richtungen an, die der babylonische König mit seinem Schwert einschlagen kann. 26 Denn er wird dort Halt machen, wo diese beiden Wege beginnen. Um zu wissen, welchen er wählen soll, lässt er das Losorakel entscheiden. Er befragt seine Götter, schüttelt die Pfeile in seinem Köcher und schaut, welche Form die Leber eines Opfertieres hat. 27 Das Los fällt auf Jerusalem, in seiner rechten Hand hält er den Beweis. Darum zieht er mit seinen Soldaten nach Jerusalem, und dort stimmen sie ein lautes Kriegsgeschrei an. Sie schütten einen Belagerungswall auf, bauen Angriffsrampen rings um die Mauern und rennen gegen die Tore mit Rammböcken an. 28 Die Menschen in Juda glauben nicht, dass diese Orakelentscheidung richtig sein kann, denn sie haben dem babylonischen König schließlich einen Treueeid geschworen. Doch er bringt nun ihre ganze Schuld ans Licht und nimmt sie gefangen.
29 Ich, Gott, der HERR, sage euch Israeliten: In aller Öffentlichkeit begeht ihr eure Verbrechen, eure Auflehnung gegen mich ist allgemein bekannt. Ihr selbst sorgt dafür, dass eure Schuld nicht vergessen wird. Darum werdet ihr jetzt mit harter Hand angefasst!
30 Du gottloser Herrscher von Israel, dem nichts heilig ist, jetzt ist die Zeit für die endgültige Abrechnung gekommen! 31 Ich, Gott, der HERR, sage dir: Weg mit deinem Stirnband, weg mit deiner Krone! Nichts bleibt, wie es ist: Der Mächtige wird gestürzt, der Machtlose erhöht. 32 Trümmer, Trümmer, ich lege alles in Trümmer! Doch dies wird nicht eher geschehen, bis der kommt, den ich dazu beauftragt habe. Ihm werde ich das Gericht übergeben.«
Das Schwert trifft die Ammoniter
33 Weiter sprach Gott, der HERR, zu mir: »Du Mensch, kündige den Ammonitern mit ihrem höhnischen Gelächter mein Gericht an! Richte ihnen diese Botschaft aus:
Zum Schlachten ist das Schwert gezückt,
zum Töten hat man es poliert.
Nun blinkt seine Klinge und blitzt.
34 Falsche Propheten erzählen
euch nichts als Lügen;
sie verkünden Visionen von eurer Rettung.
Doch das Schwert ist euch
schon an den Hals gelegt –
ihr Verbrecher seid dem Tod geweiht!
Jetzt ist die Zeit
für die endgültige Abrechnung gekommen.
35 Doch dann, König von Babylonien,
steck das Schwert wieder in die Scheide!
Auch dich werde ich richten,
ich strafe dich in deinem eigenen Land,
wo du geboren wurdest und zu Hause bist.
36 Meinen glühenden Zorn lasse ich an dir aus,
er wird dich verzehren wie ein Feuer.
Ich gebe dich in die Gewalt
grausamer Menschen,
die Tod und Verderben bringen.
37 Im Feuer lasse ich dich umkommen,
in deinem eigenen Land wird dein Blut fließen,
und nichts wird mehr an dich erinnern.
Das schwöre ich, der HERR.«
Jerusalem, die Stadt voller Bluttaten
22 1 Ich empfing eine Botschaft vom HERRN. Er fragte mich:
2 »Bist du bereit, Mensch, über die Stadt voller Bluttaten das Urteil zu sprechen? Dann tu es! Halte ihr all die abscheulichen Verbrechen vor Augen 3 und sag: So spricht Gott, der HERR: Jerusalem, dein Untergang ist nahe, du selbst hast ihn verschuldet! Mitten in der Stadt ist das Blut unschuldiger Menschen geflossen, du hast dir deine eigenen Götter geschaffen und sie angebetet. 4 Mit deinen blutigen Verbrechen und deinem Götzendienst hast du dich unrein gemacht. Du hast das Gericht selbst herbeigeführt – dein Ende ist nahe! Ich sorge dafür, dass du von allen Völkern verachtet wirst, ich gebe dich dem Spott der anderen Länder preis. 5 Jeder, ob nah oder fern, verhöhnt dich, dein ehemals hochangesehener Name ist beschmutzt, deine Bestürzung ist groß.
6 Sieh doch, wie alle deine Herrscher ihre Macht dazu benutzen, Blut zu vergießen! 7 Deine Einwohner verachten Vater und Mutter. Sie beuten die Fremden aus, die bei ihnen leben, und unterdrücken die schutzlosen Witwen und Waisen. 8 Alles, was mir heilig ist, wird in den Schmutz gezogen, und auch den Sabbat achtet ihr nicht als heiligen Tag. 9 Ihr verleumdet andere, damit sie zum Tode verurteilt werden. Auf den Bergen haltet ihr Opfermahlzeiten für eure Götter. Schlimme Schandtaten werden bei euch verübt: 10 Der eine schläft mit der Frau seines Vaters, ein anderer verkehrt mit einer Frau, während sie ihre Tage hat. 11 Man scheut sich nicht, mit der Frau eines anderen die Ehe zu brechen; man vergeht sich an seiner Schwiegertochter und macht sich nichts daraus, die eigene Halbschwester zu missbrauchen. 12 Ihr nehmt Bestechungsgelder an und schickt dafür Unschuldige in den Tod. Ihr fordert Wucherzinsen und erpresst andere Menschen. Mich aber, Gott, den HERRN, habt ihr vergessen!
13 Jerusalem, du wirst schon sehen, was du davon hast! Denn jetzt schlage ich voller Zorn die Hände zusammen, ich strafe dich für den Mord und Betrug, den man in dir verübt. 14 Meinst du wirklich, du könntest mir standhalten? Bildest du dir ein, du würdest nicht den Mut verlieren, wenn ich mit dir abrechne? Ich, der HERR, habe gesagt, dass ich dich richten werde, und ich stehe zu meinem Wort! 15 Deine Einwohner zerstreue ich unter die Völker, ich bringe sie in fremde Länder, um so ihrem gottlosen Treiben ein Ende zu setzen! 16 Vor aller Welt wirst du entehrt dastehen, und das hast du dir selbst zuzuschreiben. Dann sollst du erkennen, dass ich der HERR bin.«
Die Israeliten – wertlose Schlacke im Schmelzofen
17 Wieder empfing ich eine Botschaft vom HERRN: 18 »Du Mensch, in meinen Augen sind die Israeliten zu wertlosem Abfall geworden, wie er übrig bleibt, wenn Silber im Schmelztiegel gereinigt wird. Sie sind nichts mehr als Schlacken aus Kupfer und Zinn, aus Eisen und Blei. 19 Ich, Gott, der HERR, sage ihnen: Ihr seid die Schlacke, die beim Schmelzen zurückbleibt. Darum mache ich mit euch das einzig Richtige: Ich sammle euch in Jerusalem 20 und werfe euch ins Feuer! So wie man einen Metallklumpen aus Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn in den glühenden Tiegel wirft, damit alles zusammen zerschmilzt, so sammle ich euch voller Zorn; ich werfe euch ins Feuer und bringe euch zum Schmelzen. 21-22 Ja, ich will euch sammeln und meinen Zorn an euch auslassen. Ihr sollt seine Glut zu spüren bekommen und darin zerschmelzen wie Silber im Ofen. Dann sollt ihr erkennen, dass ich, der HERR, euch im Zorn gestraft habe.«
Kommentar
Sprich das Böse an
Mir persönlich fällt Konfrontation schwer, aber manchmal ist sie unvermeidbar. Hesekiel musste das Böse ansprechen (22,2).
Gott hatte ihn berufen zu predigen und zu prophezeien (21,2). Das war kein Zuckerschlecken. Seine Botschaft war schwere Kost. Sie widersprach der gelebten Kultur. Dennoch blieb er standhaft und gab nicht auf. Er predigte weiter. Er erhielt immer wieder Botschaften des Herrn, die er treu verkündete.
Gott wusste, dass es keine leichte Aufgabe war. Er machte Hesekiel Mut, „richte deinen Blick“ (21,2.7) und „blicke drohend in Richtung Jerusalem und kündige dem Tempel und dem ganzen Land mein Strafgericht an! Sag zum Land Israel: ›So spricht der Herr: Ich sehe nicht länger zu!“ (21,7-8; GNB).
Die Sünden, die er anspricht, sind heute noch so aktuell wie damals: den Eltern mit Verachtung begegnen, Bedürftige und Randgruppen schlecht behandeln (Immigranten, Witwen und Waise), sexueller Missbrauch, Inzest, Vergewaltigung, Bestechung, Habgier und Erpressung (22,7-12).
Sie haben Gott vergessen: „Mich jedoch hast du vergessen, spricht Gott, der Herr“ (22,12). Wer von uns in der westlichen Welt lebt, läuft Gefahr, Gott zu vergessen. In der Welt, in der wir leben, läuft so viel verkehrt. Da ist es leicht zu glauben, Gott müsse uns vergessen haben. Paradoxerweise zeigen uns aber gerade Abschnitte wie dieser, wie sehr wir Gott am Herzen liegen. Gott sind Unrecht und Leid alles andere als gleichgültig – deshalb wird Er so zornig über jene, die dafür verantwortlich sind; Er sieht die Opfer.
Und alles hat noch eine geistliche Dimension. Unsere Sorge ist nicht allein das Unrecht, sondern wir sollen die Menschen auch zurück zu Gott führen. Die wunderbare Botschaft der zweiten Hälfte von Hesekiel (von der ganzen Bibel) heißt, dass das Gericht nicht das letzte Wort haben wird. Gott wird auch barmherzig handeln und Sein Volk erlösen und retten.
Gottes leidenschaftliche Sorge um notleidende, niedergeschlagene und verlorene Menschen inspirierte Hesekiel; dieselbe Sorge inspiriert Christen seit Jahrhunderten. General William Booth, der Gründer der Heilsarmee, war ein Beispiel für bemerkenswertes Durchhaltevermögen. Er sagte, „So lange die Frauen weinen, werde ich kämpfen; so lange die Kinder Hunger leiden, werde ich kämpfen; so lange Männer ins Gefängnis gehen, werde ich kämpfen; so lange es noch ein armes verlorenes Mädchen auf der Straße gibt, werde ich kämpfen; so lange es noch eine dunkle Seele ohne das Licht Gottes gibt, werde ich kämpfen – ich werde kämpfen bis ganz zum Schluss.“
Gebet
Herr, lass mich bitte entschlossen handeln. Ich will mich nicht durch Widerstände, Verachtung und Spott abbringen lassen. Hilf mir durchzuhalten, das Böse anzusprechen und die frohe Botschaft von Jesus zu verkünden – bis ganz zum Schluss.
Pippa fügt hinzu
Hebräer 10,23–25
Ich muss einfach an das schreckliche Leid in Syrien, Jemen und anderswo denken, wo unschuldige Menschen abgeschlachtet werden, wo Krankenhäuser und Mitarbeiter von Hilfswerken angegriffen und Christen verfolgt und umgebracht werden. Wie viel schwerer ist es, an der Hoffnung festzuhalten, wenn Kirchen und Freunde angegriffen und getötet werden.
Für sie zu beten, mag uns unzureichend vorkommen, aber es ist ein mächtiges, wirksames Mittel, und wir müssen jede Chance ergreifen, die wir in unserer Freiheit haben, um das Reich Gottes voranzubringen.
App
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“