Sieben Merkmale eines guten Leiters
Einführung
„Führung bedeutet Einfluss”, schreibt John Maxwell, dessen Führungskräftetraining bis heute weltweit mehr als 1 Millionen Menschen durchlaufen haben. Soziologen gehen davon aus, dass selbst der introvertierteste Mensch im Laufe seines Lebens mindestens 10.000 andere Personen beeinflusst!
Auf der einen Seite gibt es nur einen Leiter. In unserem Text aus dem Neuen Testament von heute sagt Jesus, „es gibt nur einen Lehrer… Christus“ (23,10). Auf der anderen Seite ist jeder Christ aufgefordert zu leiten, nämlich als Vorbild für andere. Du nimmst auf unterschiedliche Art und Weise Einfluss auf andere. Von Gott zum Leiter berufen zu werden, ist ein großartiges Vorrecht, aber es ist auch verbunden mit großer Verantwortung.
Psalm 18,26–37
26 Wer zu dir steht, HERR,
dem stehst auch du zur Seite;
wer nach deinem Willen lebt,
den enttäuschst du nicht.
27 Wer ein reines Herz hat,
kann sich ganz auf dich verlassen,
doch falsche Menschen führst du hinters Licht.
28 Du hilfst denen, die sich selbst nicht überschätzen.
Die Überheblichen aber stößt du von ihrem Thron.
29 HERR, du machst die Finsternis um mich hell,
du gibst mir strahlendes Licht.
30 Mit dir kann ich die Feinde angreifen;
mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.
31 Was für ein Gott! Sein Handeln ist vollkommen,
und was er sagt, ist durch und durch wahr.
Er beschützt alle, die zu ihm flüchten.
32 Der HERR ist Gott, und niemand sonst!
Wer außer ihm ist so stark und unerschütterlich wie ein Fels?
33 Gott allein gibt mir Kraft zum Kämpfen
und ebnet mir meinen Weg.
34 Er beflügelt meine Schritte,
lässt mich laufen und springen wie ein Hirsch.
Selbst auf steilen Felsen gibt er mir festen Halt.
35 Er lehrt mich, die Waffen zu gebrauchen,
und zeigt mir, wie ich auch den stärksten Bogen spannen kann.
36 HERR, deine Hilfe war für mich wie ein schützender Schild,
deine starke Hand eine sichere Stütze.
Du beugst dich zu mir herab und machst mich groß.
37 Du räumst mir alle Hindernisse aus dem Weg,
noch nie bin ich beim Laufen gestürzt.
Kommentar
Vertrauen
David war ein selbstbewusster Anführer. Seine Vertrauen beruhte aber nicht auf der eigenen Stärke, sondern auf Gott: „Mit dir, mein Gott, erstürme ich Schutzwälle, mit dir springe ich über Mauern“ (18,30; GNB). David wusste, worin er auf Gott angewiesen war:
1.\tSchutz
„Allen, die sich zu ihm flüchten, bietet er Schutz“ (18,31b). „Du gibst mir rettenden Schutz“ (18,36).
2.\tStärke
„Gott gibt mir Kraft und macht den Weg sicher. Er macht meine Schritte leichtfüßig wie die eines Hirschs und stellt mich hin auf meine Höhen” (18,33-34).
3.\tVorbereitung
„Er bereitet mich auf den Kampf vor“ (18,35a). Als ich 1992 diesen Psalm las, wurde mir plötzlich klar, dass wir die Kleingruppenleiter und Helfer vor jedem Alpha vorbereiten müssen.
4.\tFührung
„Du lässt mein Lebenslicht strahlen, Herr. Du selbst, mein Gott, machst mir das Dunkel hell…Alles, was dieser Gott tut, ist vollkommen, was der Herr sagt, ist unzweifelhaft wahr“ (18,39.31).
Gebet
Herr, ich brauche Deine Hilfe, ich erbitte Deinen Schutz, Deine Kraft und Führung. Leite mich auf Deine vollkommene Weise.
Matthäus 23,1–39
Die Heuchelei der Pharisäer und Schriftgelehrten
231 Dann sprach Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern: 2 »Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind dazu eingesetzt, euch das Gesetz von Mose auszulegen. 3 Richtet euch nach ihren Worten und tut alles, was sie euch sagen! Nehmt euch aber kein Beispiel an ihren Taten! Denn sie halten selbst nicht ein, was sie von den anderen verlangen. 4 Sie denken sich schwere, fast unerträgliche Forderungen aus und bürden sie den Menschen auf, doch sie selbst rühren keinen Finger, um diese Lasten zu tragen.
5 Mit allem, was sie tun, stellen sie sich zur Schau. Sie tragen besonders breite Gebetsriemen und an den Gewändern auffällig lange Quasten. 6 Bei den Festen wollen sie die Ehrenplätze bekommen, und auch in der Synagoge sitzen sie am liebsten in der ersten Reihe. 7 Es gefällt ihnen, wenn man sie auf der Straße ehrfurchtsvoll grüßt und ›Rabbi‹ nennt.
8 Lasst ihr euch nicht so anreden! Nur Gott ist euer Meister, ihr seid untereinander alle Geschwister. 9 Ihr sollt auch niemandem auf der Erde den Ehrentitel ›Vater‹ geben, denn nur einer ist euer Vater: Gott im Himmel. 10 Ihr sollt euch auch nicht Lehrer nennen lassen, weil ihr nur einen Lehrer habt: Christus. 11 Wer unter euch groß sein will, der soll allen anderen dienen. 12 Alle, die sich selbst ehren, werden gedemütigt werden. Wer sich aber selbst erniedrigt, wird geehrt werden.«
Frommer Schein
13 »Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr versperrt anderen den Zugang zu Gottes himmlischem Reich. Denn ihr selbst geht nicht hinein, und die hineinwollen, hindert ihr auch noch daran.
15 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr reist in der Welt herum, um nur einen einzigen Nichtjuden dafür zu gewinnen, eure Gesetze anzuerkennen. Und wenn ihr einen gefunden habt, dann wird er durch euch zu einem Anwärter auf die Hölle, der euch an Bosheit noch übertrifft.
16 Wehe euch! Ihr wollt andere führen und seid doch selbst blind. So behauptet ihr: ›Beim Tempel Gottes schwören, das hat nichts zu bedeuten. Aber wer beim Gold im Tempel schwört, der muss seinen Eid halten.‹ 17 Ihr blinden Narren! Was ist denn wichtiger: das Gold oder der Tempel, durch den das Gold erst geheiligt wird? 18 Ihr sagt: ›Ein Eid, beim Altar geschworen, hat keine Bedeutung. Wer aber bei dem Opfer auf dem Altar schwört, der muss sein Versprechen halten.‹ 19 Ihr Verblendeten! Was ist denn wichtiger: die Gabe auf dem Altar oder der Altar, der die Gabe erst zum Opfer werden lässt? 20 Wer beim Altar schwört, der schwört bei allem, was darauf liegt. 21 Wer beim Tempel schwört, der ruft Gott zum Zeugen an, der dort wohnt. 22 Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei dem Thron Gottes und damit bei Gott selbst, der auf diesem Thron sitzt.
23 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Sogar von Küchenkräutern wie Minze, Dill und Kümmel gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber die viel wichtigeren Forderungen Gottes nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue sind euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen. 24 Ihr aber entfernt jede kleine Mücke aus eurem Getränk, doch ganze Kamele schluckt ihr bedenkenlos hinunter. Andere wollt ihr führen, dabei seid ihr selbst blind.
25 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr wascht eure Becher und Schüsseln von außen ab, doch gefüllt sind sie mit dem, was ihr anderen in eurer Gier genommen habt. 26 Ihr blinden Verführer, reinigt eure Becher erst einmal von innen, dann wird auch ihr Äußeres sauber sein. 27 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr seid wie die weiß getünchten Grabstätten: Von außen erscheinen sie schön, aber innen ist alles voll stinkender Verwesung. 28 Genauso ist es bei euch: Ihr steht vor den Leuten als solche da, die Gottes Willen tun, aber in Wirklichkeit seid ihr voller Auflehnung und Heuchelei.
29 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Den verstorbenen Propheten baut ihr Denkmäler, und die Gräber derer, die nach Gottes Willen lebten, schmückt ihr. 30 Dazu behauptet ihr noch: ›Wenn wir damals gelebt hätten, wir hätten die Propheten nicht umgebracht wie unsere Vorfahren.‹ 31 Damit gebt ihr also selbst zu, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid. 32 Ja, weiter so, macht das Maß eurer Väter nur voll!
33 Ihr Schlangenbrut! Wie wollt ihr der Hölle entrinnen, zu der Gott euch verurteilen wird? 34 Deshalb hört her: Ich werde euch Propheten, weise Männer und Lehrer schicken. Einige von ihnen werdet ihr töten, ja sogar kreuzigen. Andere werdet ihr in euren Synagogen auspeitschen und sie von Stadt zu Stadt verfolgen. 35 Darum werdet ihr auch zur Rechenschaft gezogen werden für den Mord an all jenen Menschen, die nach Gottes Willen gelebt haben, angefangen bei Abel bis zu Secharja, dem Sohn von Berechja, den ihr zwischen Tempel und Brandopferaltar ermordet habt. 36 Ich versichere euch: Das Strafgericht für all diese Schuld wird noch über diese Generation hereinbrechen.«
Warnung an Jerusalem
37 »Jerusalem! O Jerusalem! Du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft schon wollte ich deine Bewohner um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt es nicht gewollt. 38 Und nun? Euer Tempel wird von Gott verlassen sein und völlig zerstört werden. 39 Und ich sage euch: Mich werdet ihr erst dann wiedersehen, wenn ihr rufen werdet: ›Gepriesen sei, der im Auftrag des Herrn kommt!‹«
Kommentar
Charakter
Jesus bedient Sich starker Worte gegen die religiösen Führer Seiner Zeit: „Ihr Schlangen! Ihr Söhne von Vipern!“ (23,33). Die Wortwahl muss die Menschen völlig überrascht haben. Sie genossen damals hohes Ansehen und großen Respekt.
Die Schriftgelehrten waren Juristen. Sie wachten über die Einhaltung der Gesetze und legten sie aus. Sie durften auch als Richter fungieren. Sie wurden nach einem Studium ins Amt eingesetzt und galten als Experten für die Heilige Schrift. Sie waren Lehrer, die Schüler um sich versammelten.
Die Pharisäer waren Laien, die üblicherweise aus der Mittelschicht kamen (im Gegensatz zu den Sadduzäern, die mehrheitlich dem Adel entstammten). Sie wurden für ihre Frömmigkeit bewundert. Sie beteten und fasteten viel, nahmen an den Gottesdiensten teil und spendeten regelmäßig. Sie führten ein aufrichtiges und moralisch korrektes Leben. Sie hatten großen Einfluss in der Gesellschaft, und das gemeine Volk schaute zu ihnen auf.
Trotzdem wirft Jesus ihnen Heuchelei vor: „denn sie handeln nicht nach dem, was sie euch lehren“ (23,3).
Die „Sieben Wehrufe” lassen mich nach folgenden sieben Merkmalen guter Leiter streben:
1.\tIntegrität
Jesus kritisiert die Heuchelei der religiösen Führer scharf (23,3-4). Es wirft ihnen vor, „sie handeln nicht nach dem, was sie euch lehren. Sie knebeln euch mit unerfüllbaren religiösen Forderungen und tun nicht das Geringste, um euch die Last zu erleichtern“ (23,3b-4). Das Gegenteil davon ist Integrität. Integrität bedeutet, dass unsere Worte und Taten Hand in Hand gehen; dass unsere Worte die Menschen aufbauen und sie nicht unter Schuldgefühlen und anderem Ballast begraben.
2.\tAuthentizität
Jesus kritisiert ihre Oberflächlichkeit (23,5-7). Konkret sagt Er, „alles, was sie tun, tun sie nur, um von den Leuten gesehen zu werden“ (23,5a; GNB). Wirklich wichtig aber ist, was wir tun, wenn niemand hinsieht. Jesus bezeichnet es als unser „verborgenes“ Leben mit Gott. Strebe nach einem authentischen Leben mit Gott.
3.\tBescheidenheit
Jesus warnt, sich an Titel und Anerkennung zu hängen (23,8-11). Sei auf der Hut und lass dich nicht von wichtigen Positionen, verliehenen Titeln oder anderer besonderer Beachtung verführen. Jesus warnt, „Lasst euch niemals 'Rabbi' nennen. Ihr habt nur einen Meister, und ihr alle seid gleich, wie Brüder und Schwestern“ (23,8). Die Versuchung dazu ist groß, sich von anderen auf einen Sockel stellen zu lassen, aber Jesus sagt, „diejenigen jedoch, die sich über die anderen stellen, werden gedemütigt werden, und die, die demütig sind, werden erhöht“ (23,12). Versuche allezeit, Jesus zu erhöhen und nicht dich selbst.
4.\tMitgefühl
Jesus wirft den religiösen Führern vor, den Menschen Steine in den Weg zu legen (23,13-15). Er sagt, „wenn ihr andere nicht ins Himmelreich hineinlasst, werdet auch ihr nicht hineingelassen“ (23,13). Leiter müssen anders sein, nämlich offen und einladend für alle.
Jesus selbst gibt ein Beispiel für Mitgefühl: „O Jerusalem, Jerusalem… Wie oft wollte ich deine Kinder zusammenrufen, wie eine Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln birgt, doch ihr habt es nicht zugelassen“ (23,37).
5.\tVision
Leiter brauchen eine große Vision. Jesus kritisiert ihren Kleingeist und ihre Kleinlichkeit (23,16-22) als Haarspalterei. Sie sahen den Wald vor Bäumen nicht. Konzentriere dich auf die wirklich wichtigen Dinge, bete für Gottes Vision, und lass dich durch nichts ablenken. Bitte Gott um eine so große Vision, dass es ohne Ihn gar nicht geht.
6.\tFokus
Richte deine Aufmerksamkeit auf das, was wirklich zählt (23,23-24). Vermeide es, dich in Kleinigkeiten und Formalien zu verzetteln. Jesus sagt, „Mücken siebt ihr aus, und Kamele verschluckt ihr“ (23,24; NGÜ). „Um die wahrhaft wichtigen Dinge des Gesetzes wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben“ (23,23) sollen wir uns kümmern. Kämpfe gegen Ungerechtigkeit und Armut, zeige „Treue“ (NGÜ) in deinen Beziehungen inner- und außerhalb der Familie
7.\tGroßzügigkeit
Sie ist das Gegenteil von Gier und Maßlosigkeit; beides prangert Jesus an (23,25-28). Ihr inneres Leben unterscheidet sich krass von ihrer äußeren Fassade. Jesus ruft dich auf, du selbst zu sein –innen dieselbe Person wie außen (23,27-28).
Das ist ein extrem hoher Standard, der nur schwer zu erreichen ist. Jesu Worte, die hier „Wehrufe“ genannt werden, erreichen ihren Höhepunkt (23,29-36) und gehören zu den schärfsten Äußerungen, die wir aus Seinem Mund hören. Es ist wichtig anzumerken, dass Jesus sie nicht an das gemeine Volk richtete, sondern die mächtigen Anführer kritisierte, die danach strebten, sich zu erhöhen (23,12) und „andere nicht ins Himmelreich [hinein zu lassen] (23,13).
Diese Worte sind keine Rechtfertigung, über einfache Leute oder selbst Leiter zu schimpfen, die Menschen ernsthaft auf Jesus hinweisen möchten. Es sind herausfordernde Worte – aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht die Falschen damit herausfordern!
Das Erstaunliche an diesen Worten Jesu ist, dass Er aus menschlicher Sicht aus einer sehr schwachen Position heraus sprach. Trotzdem hatte Er keine Angst, Sich mit den Mächtigen Seiner Zeit anzulegen.
Gebet
Herr, vergib mir, wo ich in dieser Hinsicht versagt habe. Bitte hilf mir, mein Leben mit Integrität, Authentizität, Bescheidenheit, Mitgefühl, Vision, Fokus und Großzügigkeit zu leben. Schenke mir dieselbe Sorge um meine Stadt, wie Jesus sie um die Seine hatte.
Hiob 33,1–34,37
Gott spricht auf mancherlei Weise
33 1 »Hiob, hör mir jetzt zu, gib acht auf das,
was ich dir sage!
2 Meine Rede will ich nun beginnen.
Die Worte liegen mir schon auf der Zunge.
3 Ich spreche mit aufrichtigem Herzen,
klar und wahr, und sage nur das, was ich weiß.
4 Gottes Geist hat mich geschaffen,
der Atem des Allmächtigen hat mir das Leben geschenkt.
5 Antworte mir nur, wenn du kannst,
bereite dich vor und tritt mir entgegen!
6 Schau: Vor Gott, da sind wir beide gleich,
auch ich bin nur von Lehm genommen so wie du.
7 Du brauchst keine Angst vor mir zu haben,
ich setze dich nicht unter Druck!
8 Ich hörte zu, wie du geredet hast
– und ich habe die Worte noch im Ohr:
9 ›Rein bin ich, ohne jede Sünde; unschuldig bin ich,
kein Vergehen lastet auf mir!
10 Doch Gott erfindet immer neue Vorwürfe gegen mich,
er betrachtet mich als seinen Feind!
11 Er legt meine Füße in Ketten,
überwacht mich auf Schritt und Tritt.‹
12 Doch ich muss dir sagen,
Hiob, dass du im Unrecht bist,
denn Gott ist größer als ein Mensch!
13 Warum beschwerst du dich bei ihm,
dass er auf Menschenworte keine Antwort gibt?
14 Gott spricht immer wieder, auf die eine oder andere Weise, nur
wir Menschen hören nicht darauf!
15 Gott redet durch Träume,
durch Visionen in der Nacht,
wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt.
Sie liegen da und schlummern,
16 doch dann lässt er sie aufhorchen
und erschreckt sie mit seiner Warnung.
17 Gott will sie abbringen von bösem Tun,
und ihren Hochmut will er ihnen austreiben.
18 Er will sie vor dem Tod bewahren, davor,
dass sie in ihr eigenes Verderben rennen.
19 Gott weist einen Menschen auch durch Schmerzen zurecht,
wenn er daliegt in seinen Qualen
20 und sich vor jeder Speise ekelt,
selbst vor seinem Lieblingsgericht.
21 Seine Gestalt verfällt zusehends,
man kann alle seine Knochen zählen.
22 Er steht schon mit einem Fuß im Grab,
bald holen ihn die Todesboten.
23 Doch wenn ein Engel sich für ihn einsetzt,
einer von den Tausenden, die den Menschen sagen,
was richtig für sie ist,
24 wenn dieser Engel Mitleid mit ihm hat und zu Gott sagt:
›Verschone ihn! Lass ihn nicht sterben! Hier ist das Lösegeld!‹,
25 dann blüht er wieder auf, wird gesund
und frisch, er wird stark wie damals in seiner Jugend.
26 Dann betet er zu Gott,
und sein Gebet wird gnädig angenommen.
Mit lautem Jubel tritt er vor ihn hin und dankt dafür,
dass Gott ihn wieder von seiner Schuld freispricht.
27 Offen bekennt er den Menschen:
›Ich hatte gesündigt und das Recht missachtet,
doch Gott hat mir’s nicht angerechnet!
28 Er hat mich vor dem sicheren Tod bewahrt,
nun darf ich weiterleben und sehe das Licht.‹
29 Das alles tut Gott mehr als nur einmal im Leben eines Menschen,
30 um ihn vor dem Tod zu bewahren
und ihm das Licht des Lebens zu erhalten.
31 Hör mir zu, Hiob, sei still und lass mich reden!
32 Wenn du jetzt noch etwas zu sagen hast,
dann antworte mir! Rede nur,
denn ich würde dir gerne recht geben.
33 Wenn du aber nichts mehr zu sagen weißt,
dann schweig und hör mir zu,
ich will dir zeigen, was Weisheit ist.«
Gott gibt jedem Menschen, was er verdient
34 1 Weiter sagte Elihu:
2 »Hört mir zu, ihr Weisen,
ihr gelehrten Männer!
Achtet auf das, was ich sage!
3 Denn unser Ohr prüft die Worte,
so wie der Gaumen die Speise kostet.
4 Wir müssen ein Urteil fällen,
wir wollen gemeinsam erkennen, was gut ist.
5 Denn Hiob behauptet: ›Ich bin unschuldig,
und doch verweigert Gott mir mein Recht!
6 Obwohl ich recht habe,
werde ich als Lügner hingestellt;
trotz meiner Unschuld hat mich sein tödlicher Pfeil getroffen!‹
7 Schaut euch Hiob an,
wie er sich im Spott gefällt,
8 wie er mit den Übeltätern Freundschaft schließt
und sich mit gottlosen Menschen einlässt!
9 Denn Hiob behauptet: ›Es nützt gar nichts,
wenn ein Mensch versucht, Gott zu gefallen!‹
10 Hört mir zu, ihr klugen Männer:
Sollte Gott jemals Böses tun? Nein, niemals!
Der Allmächtige verdreht nicht das Recht!
11 Gott bestraft einen Menschen nur für seine eigenen Taten;
jedem gibt er zurück, was er verdient.
12 Gott begeht kein Unrecht,
das ist unvorstellbar!
Der Allmächtige beugt niemals das Recht!
13 Er herrscht über Himmel und Erde,
er hat sie geschaffen. Niemand steht über ihm!
14 Wenn er wollte, könnte er seinen Geist
und seinen Lebensatem aus dieser Welt zurückziehen,
15 dann würde alles Leben mit einem Schlag sterben,
und die Menschen zerfielen zu Staub!
16 Bist du wirklich weise,
Hiob, dann hör jetzt genau zu,
achte auf jedes Wort:
17 Kann einer regieren,
wenn er das Recht mit Füßen tritt?
Willst du Gott, den Gerechten,
für schuldig erklären, ihn, den Allmächtigen?
18 Er ist es doch, der skrupellose Könige
und gottlose Fürsten verurteilt.
19 Er ergreift nicht Partei für die Mächtigen,
Hochgestellte zieht er den Armen nicht vor
– er hat ja allen das Leben gegeben!
20 Die Fürsten sterben plötzlich,
mitten in der Nacht; ihr Volk gerät in Aufruhr,
und sie verschwinden.
Ja, die Mächtigen werden beseitigt,
doch nicht von Menschenhand.
21 Denn Gott sieht die Wege eines jeden und alles,
was er unternimmt.
22 Es gibt keine Finsternis und keinen dunklen Ort,
wo Übeltäter sich vor Gott verstecken könnten.
23 Er muss Menschen nicht erst lange verhören
und sie zu sich laden vor Gericht –
24 nein, ohne Verhandlung stürzt er die Mächtigen
und setzt andere an ihrer Stelle ein.
25 Über Nacht lässt er sie fallen
und zugrunde gehen, denn er weiß,
was sie getrieben haben.
26 Er straft sie für ihre Vergehen,
und das in aller Öffentlichkeit.
27 Denn diese Mächtigen wollten Gott nicht mehr gehorchen,
seine Weisungen waren ihnen völlig gleichgültig.
28 Darum stieg der Hilfeschrei der Armen zu ihm empor
– und er hörte ihn!
29 Aber wenn Gott schweigt,
wer will ihn dann beschuldigen?
Wenn er sich verbirgt, wer kann ihn noch erblicken?
Und doch wacht er über den Völkern, ja,
über der ganzen Menschheit;
30 er verhindert,
dass ein gottloser Herrscher an die Macht kommt
und sein Volk ins Unglück stürzt.
31 Der Mensch sollte zu Gott sagen:
›Ich bin schuldig geworden,
aber ich will nichts Böses mehr tun!
32 Zeig mir die Sünden,
die ich selbst nicht erkenne!
Ich habe Unrecht begangen,
doch ich will es nicht mehr tun!‹
33 Du aber weigerst dich umzukehren!
Und wenn es nach dir ginge,
sollte Gott dich dafür noch belohnen!
Du musst eine Entscheidung treffen, nicht ich!
Also, sag mir nun, was du weißt!
34 Wer noch einen Funken Verstand hat,
wird mir zustimmen; jeder Weise,
der mich hört, wird sagen:
35 ›Hiob plappert daher ohne Sinn und Verstand.
Er weiß nicht, was er sagt!‹
36 Ja, Gott soll Hiob weiter durch das Leiden prüfen,
weil er ihm so unverschämt widerspricht!
37 Nicht genug, dass er Schuld auf sich lädt
– er lehnt sich auch noch offen gegen Gott auf!
Laut spottet er vor unseren Ohren
und findet viele Worte gegen ihn.«
Kommentar
Kritik
Rick Warren stellte einmal fest, „Kritik ist der Preis für Einfluss. Solange Sie keinen Einfluss auf irgendjemanden nehmen, wird sich niemand darum scheren, was Sie sagen. Je größer Ihr Einfluss, … desto mehr Kritiker haben Sie.”
Hiob kann einem wirklich leidtun. Er hatte eine wichtige Führungsrolle inne (s. Kapitel 1). Und als ob sein Leid nicht schon schlimm genug gewesen wäre, musste er sich auch noch die Schimpftiraden seiner so genannten Freunde anhören. Kritik ist am schlimmsten, wenn sie von denen kommt, die als Freunde eigentlich auf unserer Seite sein sollten. Es ist traurig, wenn ungerechtfertigte Kritik an christlichen Leitern ausgerechnet aus der Kirche selbst kommt – von vermeintlichen Freunden.
Wie müssen Hiob die Worte des viel jüngeren Elihu verärgert haben, der so überzeugt von sich selbst und seinen Erfahrungen arrogant zu Hiob sagte, „ich will dich Weisheit lehren“ (33,33) und wenig später „Hiob redet ohne Erkenntnis und seinen Worten fehlt die Einsicht“ (34,35). Und weil Hiob seinen Kritikern widerspricht, unterstellt Elihu ihm, „zu seinen Sünden fügt er Rebellion… gegen Gott“ hinzu (35,37; GNB).
Wie so viele Kritiker beansprucht auch Elihu für sich, dass er mit „aufrichtigem Herzen“ (33,3) „reine Wahrheit“ (33,3; GNB) spricht. Er behauptet auch, für andere zu sprechen, „Jeder, der Verstand hat und jeder Weise, der mir zuhört, wird mir bestätigen: „Wer noch einen Funken Verstand hat, wird mir zustimmen; jeder Weise, der mich hört, wird sagen: „Hiob plappert daher ohne Sinn und Verstand. Er weiß nicht, was er sagt!““ (34,34-35; Hfa).
Nur zu leicht tappen wir in dieselbe Falle, dass wir Gottes Volk auf oberflächliche Weise verurteilen – so wie Elihu. Wir müssen vorsichtig mit unserer Kritik umgehen.
Auch wenn einst jemand treffend bemerkte, dass einem Kritiker noch nie ein Denkmal gesetzt worden ist, hindert es uns alle nicht daran, unsere Kritik auch ungefragt auszusprechen. Sei vorsichtig mit dem, was du über andere Menschen sagst. Und wenn selbst im Fokus der Kritik stehst, sei nicht überrascht.
Gebet
Herr, bitte hilf mir, nicht oberflächlich über andere Menschen zu urteilen. Schenke mir Weisheit und Einfühlungsvermögen für Menschen, die eine schwere Zeit durchmachen. Lass mich meine Augen auf den einen, wahren Leiter richten, Jesus Christus, damit ich unter Seine Herrschaft komme und Seinem Beispiel folge.
Pippa fügt hinzu
Da ich nicht besonders kräftig bin, gefallen mir Verse wie, „mit dir [meinem Gott] überwinde ich jede Mauer“ (18,30); „Gott gibt mir Kraft“ (18,33); „Er … stellt mich hin auf meine Höhen“ (18,34b); „Er bereitet mich auf den Kampf vor“ (18,35); „Du gibst mir rettenden Schutz. Deine Hand hält mich und durch deine Gnade hast du mich stark gemacht“ (18,36). Wenn ich erschöpft bin, körperlich nicht ganz auf der Höhe, dann machen mir solche Worte Mut.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“