Wie man liebt
Einführung
Vier Kugeln trafen Papst Johannes Paul II. – zwei davon den unteren Darm, die beiden anderen seine linke Hand und den rechten Arm. Schwerverletzt und trotz großen Blutverlusts überlebte der Papst im Mai 1981 das Attentat auf seine Person. Er erlangte nie mehr die volle Gesundheit. Im Juli 1981 wurde der Attentäter, Ali Ağca, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Papst Johannes Paul II. bat die Menschen „für meinen Bruder Ağca zu beten. Ich habe ihm aufrichtig vergeben“.
Zwei Jahre später ergriff er die Hand des damals noch inhaftierten Ali Ağca und sagte ihm, dass er ihm die Tat vergeben habe (obwohl der ihn nicht um Vergebung gebeten hatte). Über die Jahre entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden. 1987 traf der Papst Ağcas Mutter, zehn Jahre später dessen Bruder. Im Jahr 2000 wurde Ağca auf Bitten des Papstes vom italienischen Präsidenten begnadigt. Im Februar 2005 wünschte Ağca dem Papst in einem Brief alles Gute. Als dieser dann am 2. April 2005 starb, gab Ağcas Bruder Adrian in einem Interview an, dass seine Familie um den Papst trauere; er sei ein guter Freund geworden.
Die Liebe, mit der Papst Johannes Paul II. reagierte, ist vorbildlich. Gottes Liebe und Gnade ist noch außergewöhnlicher, denn „An Jesu Kreuz ist die Vergebung vollkommen. Liebe und Gerechtigkeit werden eins, Wahrheit und Gnade treffen aufeinander. “
Psalm 40,10–18
10 Vor der ganzen Gemeinde erzähle ich voll Freude,
wie gerecht du bist und handelst.
HERR, du weißt: Nichts kann mich abhalten, davon zu reden!
11 Nie will ich verschweigen, dass du für Recht sorgst.
Vor der ganzen Gemeinde rede ich von deiner Treue und Hilfe;
ich erzähle, wie ich deine große Liebe erfahren habe.
12 HERR, du wirst mir niemals dein Erbarmen versagen,
deine Liebe und Treue werden mich stets bewahren.
13 Unlösbare Schwierigkeiten türmen sich vor mir auf.
Meine Verfehlungen haben mich eingeholt,
und die Folgen sind nicht mehr zu überblicken.
Jeder Mut hat mich verlassen.
14 HERR, ich bitte dich: Rette mich,
komm mir schnell zu Hilfe!
15 Wer mir nach dem Leben trachtet,
der soll scheitern und öffentlich bloßgestellt werden.
Wer sich über mein Unglück hämisch freut,
den jage mit Schimpf und Schande davon!
16 Alle, die schadenfroh lästern: »Haha, das geschieht dir recht!«,
sollen vor Schreck erstarren
über ihre selbst verschuldete Schande!
17 Aber alle, die nach dir fragen, sollen vor Freude jubeln!
Wer dich als Retter kennt und liebt, soll immer wieder rufen:
»Groß ist der HERR!«
18 Ich bin hilflos und ganz auf dich angewiesen;
Herr, sorge für mich, denn du bist mein Helfer und Befreier!
Mein Gott, zögere nicht länger!
Kommentar
Liebe und Wahrheit
Jesus personifizierte die Liebe Gottes, aber Er sagte auch „Ich bin… die Wahrheit” (Johannes 14,6). Der Heilige Geist gießt Gottes Liebe aus in unsere Herzen (Römer 5,5), aber er ist auch der Geist der Wahrheit (Johannes 15,26). Wahrheit wird hart, wenn sie nicht durch Liebe gemildert wird; Liebe verliert an Kraft, wenn sie nicht durch Wahrheit gestärkt wird.
David sagt, „Deine Gerechtigkeit verbarg ich nicht in meinem Herzen, ich redete von deiner Wahrheit und von deinem Heil; deine Gnade und Wahrheit verschwieg ich nicht“ (40,11; SLA). Er betet weiter, „lass deine Gnade und deine Wahrheit mich allezeit behüten“ (40,12b; SLA). Liebe und Wahrheit sind bei ihm nicht gleichermaßen exklusiv, sondern ergänzen sich. Die Wahrheit über Gott ist, dass Er dich liebt; Er ist treu und gerecht, und Er bringt Gerechtigkeit über die Erde.
So wie Liebe und Wahrheit zusammengehören, gehören auch Gerechtigkeit und Gnade zusammen. Der Gedanke von Gerechtigkeit (wie in 40,11) und Recht sind in der Bibel eng miteinander verbunden. In diesem Abschnitt plädiert David an Gottes Barmherzigkeit – auf Basis seiner Kenntnis von Gottes Gerechtigkeit: „Herr, du wirst mir auch weiterhin gnädig sein…Meine Sünden türmen sich vor mir auf, sodass ich den Weg nicht mehr vor mir sehe. Sie sind zahlreicher als die Haare auf meinem Haupt, darum bin ich mutlos geworden“ (40,12a.13b). Sünde macht uns blind. Wir brauchen Gottes Gnade und Vergebung, damit wir wieder klar sehen können.
Gebet
Herr, Deine Gnade und Treue sind meine einzige Hoffnung.
Lukas 9,28–56
Die Jünger erleben die Herrlichkeit von Jesus
28 Etwa acht Tage nachdem er das gesagt hatte, nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. 29 Während Jesus betete, veränderte sich sein Gesicht, und seine Kleider strahlten hell. 30 Plötzlich standen zwei Männer da und redeten mit ihm: Mose und Elia. 31 Auch sie waren von einem herrlichen Glanz umgeben und sprachen mit Jesus über seinen Tod, den er nach Gottes Plan in Jerusalem erleiden sollte. 32 Petrus und die beiden anderen Jünger hatte der Schlaf übermannt. Als sie aufwachten, sahen sie Jesus in seiner himmlischen Herrlichkeit und die zwei Männer bei ihm. 33 Schließlich wollten die zwei Männer gehen. Da rief Petrus: »Herr, wie gut, dass wir hier sind! Wir wollen drei Hütten bauen, für dich eine, für Mose eine und für Elia eine!« Petrus wusste aber gar nicht, was er da sagte.
34 Während er redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf die drei Jünger. Als die Wolke sie ganz einhüllte, fürchteten sie sich; 35 dann hörten sie eine Stimme, die aus ihr sprach: »Dies ist mein Sohn, ihn habe ich erwählt. Auf ihn sollt ihr hören!« 36 Dann war Jesus wieder allein. Die Jünger behielten all das für sich und erzählten damals niemandem, was sie erlebt hatten.
Die Ohnmacht der Jünger und die Vollmacht von Jesus
37 Als Jesus mit seinen drei Jüngern am nächsten Tag vom Berg herabstieg, kamen ihm viele Menschen entgegen. 38 Ein Mann aus der Menge rief: »Bitte, Lehrer, sieh dir meinen Sohn an, mein einziges Kind! 39 Oft packt ihn ein böser Geist und lässt den Jungen plötzlich aufschreien. Er zerrt ihn hin und her, bis der Schaum vor seinem Mund steht, und gibt ihn dann kaum mehr frei. Wenn es so weitergeht, richtet er ihn noch ganz zugrunde! 40 Ich habe schon deine Jünger gebeten, den bösen Geist auszutreiben, aber sie waren machtlos.«
41 Da rief Jesus: »Was seid ihr nur für eine ungläubige und verdorbene Generation! Wie lange soll ich noch bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn her!«
42 Während der Junge näher kam, riss ihn der Dämon zu Boden und zerrte ihn hin und her. Jesus bedrohte den bösen Geist, heilte den Jungen und gab ihn seinem Vater wieder.
Jesus kündigt wieder seinen Tod und seine Auferstehung an
43 Alle waren tief beeindruckt von der Macht und Größe Gottes. 44 »Merkt euch gut, was ich euch jetzt sage: Der Menschensohn wird bald in der Gewalt der Menschen sein.« 45 Aber die Jünger verstanden nicht, was er damit meinte. Die Bedeutung seiner Worte war ihnen verborgen, und sie trauten sich auch nicht, ihn zu fragen.
Gott hat andere Maßstäbe
46 Eines Tages kam unter den Jüngern die Frage auf, wer von ihnen der Wichtigste sei. 47 Jesus durchschaute, was in ihren Herzen vor sich ging. Er rief ein kleines Kind, stellte es neben sich 48 und sagte: »Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selbst auf, der mich gesandt hat. Wer der Geringste unter euch allen ist, der ist wirklich groß.«
49 »Herr«, berichtete Johannes, »wir haben gesehen, wie jemand deinen Namen dazu benutzte, um Dämonen auszutreiben. Wir haben versucht, ihn daran zu hindern, weil er ja gar nicht mit uns geht.«
50 »Haltet ihn nicht davon ab!«, erwiderte Jesus. »Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.«
Ablehnung in Samarien
51 Als die Zeit näher kam, dass Jesus wieder zu Gott zurückkehren sollte, brach er fest entschlossen nach Jerusalem auf. 52 Unterwegs schickte er Boten voraus. Diese kamen in ein Dorf in Samarien und wollten dort für eine Unterkunft sorgen. 53 Aber weil Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, weigerten sich die Bewohner, ihn aufzunehmen. 54 Als seine Jünger Jakobus und Johannes das hörten, sagten sie: »Herr, das brauchst du dir doch nicht gefallen zu lassen! Sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet, so wie es damals bei Elia war?« 55 Jesus drehte sich zu ihnen um und wies sie scharf zurecht. 56 Dann gingen sie in ein anderes Dorf.
Kommentar
Liebe und Barmherzigkeit
Hattest du schon einmal ein „Gipfelerlebnis“ mit Gott, das dich Jesus ganz nahe hat sein lassen? Mit so einer Erfahrung beginnt unser heutiger Abschnitt.
Jesus nimmt Petrus, Johannes und Jakobus mit auf einen Berg, um zu beten. Während Jesus betet, sehen die drei Jünger, wie Er vor ihren Augen verwandelt wird. Sie sehen Seine Herrlichkeit (9,32). Petrus sagt zu Jesus, „Meister, wie wunderbar ist das“ (9,33). Sie spüren deutlich Gottes Nähe (9,34), und sie hören Ihn sagen, „Dies ist mein Sohn, mein Auserwählter. Hört auf ihn“ (9,35).
So wie die Jünger „wieder vom Berg herabgestiegen waren“ (9,37), musst auch du den Gipfel deiner Gotteserfahrung wieder verlassen. Solche Gipfelerlebnisse inspirieren uns, aber in den Tälern gewinnen wir an Reife.
Unten angekommen, erwartete sie das wahre Leben – Scheitern in ihrem Dienst, Mangel an Verständnis und Rivalität. Ein Gipfelerlebnis kann dir aber dabei helfen, dein Leben unten aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.
Jesus fordert Seine Nachfolger zu einer allumfassenden Liebe auf. Er fordert dich auf, die Menschen willkommen zu heißen: „Jeder, der ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt meinen Vater auf, der mich gesandt hat“ (9,48). Du sollst die Menschen willkommen heißen, auch wenn sie nichts für dich tun können.
Es ist wirklich wichtig, wie du den Menschen begegnest. Es gibt herzliche und einladende Menschen, aber nicht alle sind so. Manche Gemeinden sind herzlich und einladend, andere sind es nicht. Mich begeistert die Willkommenskultur der Hillsong Gemeinden und ihrer Konferenzen. Sie scheinen ein tiefes Verständnis davon zu haben, dass sie mit jedem Menschen, den sie willkommen heißen, Jesus willkommen heißen. Und indem sie Jesus einladen, laden sie den ein, der Ihn gesandt hat.
Johannes erzählt, „wir haben gesehen, wie einer in deinem Namen Dämonen austrieb, und haben versucht, ihn daran zu hindern, weil er nicht zu uns gehört“ (9,49). Jesus erwidert, „Hindert ihn nicht! Wer nicht gegen euch ist, ist für euch“ (9,50; vgl. Lukas 11,23). Nimm auch die Menschen jenseits deines unmittelbaren Freundes- und Bekanntenkreises, deiner Denominationen und kirchlichen Tradition an. Wenn sie nicht gegen Jesus sind, dann sind sie für Ihn, und als solche heiße sie willkommen.
Auf der anderen Seite soll es dich nicht überraschen, wenn du nicht überall willkommen bist. Selbst Jesus war nicht überall willkommen. Als Sich Jesus aufmachte nach Jerusalem, schickte er „Boten voraus in ein Dorf in Samarien, um seine Ankunft vorzubereite. Doch sie wurden abgewiesen“ (9,52-53).
Meine spontane Reaktion auf Abweisung sähe ähnlich aus wie die von Jakobus und Johannes – ich würde nach Rache sinnen. Als die Jünger sahen, wie Jesus behandelt wurde, fragten sie, „Herr, sollen wir Feuer vom Himmel regnen lassen und sie verbrennen“ (9,54). Vergeltung ist jedoch nicht die richtige Antwort: „Jesus drehte sich um und wies sie zurecht“ (9,55)
Jesus, der die Wahrheit ist, und der Gottes Gericht am Kreuz auf Sich nahm, zeigt uns, was es heißt, selbst unsere Feinde zu lieben und ihnen barmherzig zu sein.
Gebet
Herr, hilf mir, zu lieben wie Jesus. Hilf mir, keine Vergeltung zu suchen, sondern meine Liebe und Barmherzigkeit auch auf meine Feinde auszudehnen.
4. Mose 35,1–36,13
Die Städte der Leviten und die Zufluchtsorte für Totschläger
351 Die Israeliten lagerten in der moabitischen Steppe östlich des Jordan, gegenüber von Jericho. Dort ließ der HERR ihnen durch Mose sagen: 2-3 »Gebt den Leviten in euren Stammesgebieten Städte, in denen sie wohnen können! Überlasst ihnen mit den Städten auch Weideland für ihre Viehherden!
4 Die Weidefläche soll sich auf jeder Seite der Stadt 500 Meter weit ins Land erstrecken, 5 so dass jede ihrer vier Seiten mindestens einen Kilometer lang ist.
6-7 Gebt den Leviten insgesamt 48 Städte! Sechs davon sollen als Zufluchtsorte für Menschen dienen, die ohne Absicht jemanden getötet haben. 8 Achtet darauf, dass es bei der Auswahl der Städte gerecht zugeht. Die Stämme mit großen Gebieten sollen mehr Städte abtreten als die Stämme mit weniger Land.«
9 Weiter sprach der HERR zu Mose: 10 »Sag den Israeliten: Wenn ihr den Jordan überquert und ins Land Kanaan kommt, 11 sollt ihr Zufluchtsstädte bestimmen, in die jeder von euch fliehen kann, der ohne Absicht einen Menschen getötet hat. 12 Dort ist er vor der Blutrache sicher, bis ihr den Fall öffentlich vor Gericht untersucht habt. 13 Wählt dazu sechs Städte aus, 14 drei hier im Osten und drei drüben im Land Kanaan. 15 Sie bieten jedem von euch Schutz, auch den Ausländern, die bei euch zu Gast sind oder ständig bei euch leben. Jeder, der unabsichtlich einen Menschen getötet hat, soll dorthin fliehen.
16-18 Wer einen anderen aber mit einem Gegenstand aus Metall, Stein oder Holz erschlägt, ist ein Mörder und muss sterben. 19 Der nächste Verwandte des Ermordeten soll ihn töten, sobald er ihn findet. 20-21 Denn wer aus Hass und Feindschaft einen Menschen erschlägt oder mit einem Wurfgeschoss oder mit der Faust tödlich verletzt, muss auf jeden Fall mit dem Tod bestraft werden.
22 Anders ist es, wenn jemand nicht aus Feindschaft, sondern unabsichtlich einen Menschen tötet, indem er ihn aus Versehen zu Boden stößt, mit einem Wurfgeschoss trifft 23 oder einen Stein auf ihn fallen lässt. 24 In diesem Fall soll die Volksgemeinschaft vor Gericht darüber urteilen, ob der Bluträcher ihn töten darf. Haltet euch dabei an dieses Gesetz! 25 Wird der Angeklagte freigesprochen, dann sollt ihr ihn vor der Rache schützen und in die Zufluchtsstadt zurückbringen, in die er geflohen war. Dort muss er bleiben, bis der Hohepriester stirbt, der gerade im Amt ist.
26 Wenn der Totschläger aber die Stadt verlassen sollte, in die er geflohen ist, verliert er seinen Schutz. 27 Trifft der Bluträcher ihn außerhalb der Stadt an und tötet ihn, dann macht er sich nicht schuldig. 28 Denn der Totschläger soll bis zum Tod des Hohenpriesters an seinem Zufluchtsort bleiben. Erst danach kann er nach Hause zu seinem Grund und Boden zurückkehren.
29 Dieses Gesetz gilt für euch und eure Nachkommen überall, wo ihr lebt.
30 Ein Mörder muss zum Tod verurteilt werden, aber nur dann, wenn mindestens zwei Zeugen gegen ihn aussagen. Eine einzelne Zeugenaussage reicht dazu nicht aus.
31 Ein Mörder kann sich nicht freikaufen. Ihr dürft kein Geld von ihm annehmen, sondern müsst ihn auf jeden Fall töten.
32 Nehmt auch kein Geld von einem Totschläger an! Er darf sich nicht das Recht erkaufen, seine Zufluchtsstadt zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, bevor der Hohepriester gestorben ist.
33 Ihr sollt das Land, in dem ihr lebt, nicht entweihen. Entweiht wird es, wenn jemand darin einen anderen Menschen ermordet. Es kann nur dadurch wieder rein werden, dass der Mörder selbst sein Leben lässt. 34 Euer Land soll rein sein, denn ich, der HERR, wohne mitten unter euch Israeliten!«
Grundstücke dürfen nur innerhalb eines Stammes vererbt werden
36 1 Die führenden Männer der Sippe Gilead kamen zu Mose und zu den Oberhäuptern der Stämme Israels. Die Sippe Gilead stammte von Machir ab, einem Nachkommen von Josefs Sohn Manasse. 2 Sie sagten zu Mose: »Der HERR hat dir befohlen, das Land durch das Los unter uns Israeliten zu verteilen. Er hat außerdem angeordnet, dass die Töchter unseres Verwandten Zelofhad den Grundbesitz ihres Vaters erben sollen. 3 Was ist nun, wenn sie Männer aus anderen Stämmen heiraten? Dann wird ihr Land Eigentum der Stämme, in die sie einheiraten. Uns aber geht es verloren, und unser Stammesgebiet wird kleiner. 4 Und selbst wenn wir das Land zurückkaufen könnten, würde es beim nächsten Erlassjahr wieder dem anderen Stamm gegeben, in den die Frauen eingeheiratet haben. So würden wir es endgültig verlieren.«
5 Mose fragte den HERRN und sprach dann mit den Israeliten: »Die Männer von Gilead haben recht. 6 Deshalb lässt der HERR euch sagen: Die Töchter Zelofhads dürfen heiraten, wen sie möchten; nur sollen es Männer aus ihrem eigenen Stamm sein, 7 damit nicht Landbesitz von ihrem Stamm an einen anderen übergeht. Jeder Stamm soll sein Gebiet vollständig behalten. 8 Wenn eine Frau Land erbt, soll sie einen Mann aus ihrem eigenen Stamm heiraten, damit ihr Grundstück im Stammesbesitz bleibt. 9 Grundstücke dürfen nicht das Eigentum eines anderen Stammes werden.«
10-11 Die Töchter Zelofhads, Machla, Tirza, Hogla, Milka und Noa, taten, was der HERR zu Mose gesagt hatte. Sie heirateten ihre Vettern, 12 die ebenfalls zum Stamm Manasse gehörten. So blieb ihr Grundbesitz beim Stamm ihres Vaters.
13 Diese Gesetze und Vorschriften gab der HERR den Israeliten durch Mose, als sie in der moabitischen Steppe östlich des Jordan, gegenüber von Jericho, lagerten.
Kommentar
Liebe und Gerechtigkeit
Das ganze gesellschaftliche Leben der Israeliten wurde unmittelbar von Gott regiert. Das lief vollkommen anders ab, als wir das heute kennen. Wie wir gesehen haben, gab es einige Gesetze von universaler Relevanz, andere bezogen sich speziell auf das alte Israel. Heute kommen wir an den Anfang einer Art Leitfaden für Rechtspraxis im alten Israel.
Die Todesstrafe auf Mord war der Ausdruck, dass das Leben eines Menschen heilig ist (1. Mose 9,6). Jemandem das Leben zu nehmen, war eine ernste Sache, deshalb musste auch die Strafe darauf hart sein. In der damaligen Gesellschaft war die Alternative – z.B. eine lebenslange Haftstrafe – schwer durchführbar.
Wir sehen, dass unterschieden wurde zwischen Mord aus „Vorsatz“ (35,20) und „versehentlich und nicht aus Vorsatz“ (35,22; was de facto Totschlag ist). Wir sehen auch die Anfänge des Rechts auf eine Verhandlung – durch das Volk. Wer eines Verbrechens angeklagt wurde, soll „in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung“ erscheinen (35,12; GNB). Über ihn „soll die Gemeinschaft nach dieser Rechtsordnung … Recht sprechen“ (35,24).
„Der Bluträcher“ (35,19; LUT) nahm nicht selbst Rache. Der Fall gehörte vors Gericht (35,12). Die Beweislage musste überzeugend sein, denn „ein einzelner Zeuge reicht aber nicht aus, um gegen jemanden das Todesurteil zu fällen“ (35,30). Bestechung war verboten (35,31).
Das Neue Testament unterscheidet zwischen der Moral des Staates und des Einzelnen. „Die Regierung ist von Gott dazu eingesetzt, dich zu unterstützen. Wenn du jedoch Unrecht tust, ist deine Angst begründet, denn du wirst bestraft werden. Sie ist von Gott dazu eingesetzt, diejenigen in seinem Auftrag zu bestrafen, die Unrecht tun“ (Römer 13,4). Es ist Aufgabe des Staates, andere zu schützen. Tatenlos Ungerechtigkeiten zuzusehen ist lieblos und unchristlich und bedeutet, das Böse durchgehen zu lassen und das Leid der Opfer zu ignorieren.
Auf persönlicher Ebene lehren uns sowohl Jesus als auch Paulus, keine Vergeltung zu üben (Matthäus 5,38-42; Römer 12,17-19). Diese liebvolle, vergebende Haltung ist nicht gleichzusetzen mit der Verwehrung von Gerechtigkeit, sondern ist vielmehr Ausdruck von Vertrauen, dass Gott Gerechtigkeit schenken wird (Römer 12,19). Je mehr wir auf Seine Gerechtigkeit vertrauen, desto mehr werden wir befähigt, zu lieben wie Er. Miroslav Volf schreibt, „Gewaltlosigkeit zu praktizieren, erfordert den Glauben an göttliche Vergeltung.” Er erläutert, „Wenn man weiß, dass der Peiniger nicht ewig über das Opfer triumphieren wird, ist man frei, die menschliche Seite dieser Person wiederzuentdecken und Gottes Liebe zu ihr nachzuahmen.“
Die Unterscheidung zwischen der staatlichen und der persönlichen Moralität führt bei uns allen zu einer Spannung. Als Einzelner sind wir alle von Jesus aufgerufen, keine Rache zu üben. Als Bürger haben wir die Pflicht, Verbrechen zu verhindern und Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Diese Spannung auszuhalten ist nicht leicht, aber die Liebe zwingt uns dazu. Wir sollten uns immer von Liebe und Gerechtigkeit, nicht aber von Rache und Vergeltung antreiben lassen. In jeder Situation soll Liebe unser Handeln bestimmen.
Gebet
Herr, bitte hilf mir, eine Leidenschaft für Wahrheit und Gerechtigkeit mit einer liebevollen und barmherzigen Einstellung in Einklang zu bringen.
Pippa fügt hinzu
Lukas 9,46–48
Ich fasse es nicht! Da diskutieren sie wieder darüber, wer denn nun der Größte von ihnen ist. Naja, immerhin sind sie ehrlich. In Vers 48 heißt es, „Wer der Geringste unter euch ist, der ist der Größte.“ Wahre Demut ist wunderschön und inspirierend.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“