Gott anbeten – aber wie?
Einführung
In seinem Buch, The Vision. Der Herzschlag der Gnade, erzählt Pete Greig von einem renommierten Kunstkritiker, der in Londons Nationalgalerie vor einem Werk Filippino Lippis stand. Etwas an dem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert irritierte ihn. Es zeigt Maria, die den kleinen Jesus auf dem Schoß hält, den heiligen Dominik und den heiligen Hieronymus kniend daneben. Es gab keinen Zweifel an der Kunstfertigkeit Lippis, dem Einsatz der Farben und der Komposition des Bildes, aber die Proportionen schienen nicht zu stimmen. Die Hügel im Hintergrund wirkten übertrieben groß, schienen förmlich aus dem Rahmen zu fallen. Die beiden knienden Heiligen sahen irgendwie unbeholfen und unbehaglich aus.
Der Kunstkritiker Robert Cumming war nicht der erste, der Lippis Werk wegen seiner schlechten perspektivischen Darstellung bemängelte, aber möglicherweise ist er der letzte. Denn in diesem Moment hatte er eine Offenbarung. Ihm wurde plötzlich klar, dass das Problem möglicherweise beim Betrachter liegt. Das Gemälde war nicht geschaffen worden, um in einer Galerie zu hängen, sondern es war für einen Ort des Gebets in Auftrag gegeben worden.
Der hochgeschätzte Kunstkritiker kniete in aller Öffentlichkeit vor dem Gemälde nieder und entdeckte, was Generationen von Kritikern vor ihm verborgen geblieben war. Von seinem veränderten Blickwinkel aus sah Robert Cumming auf ein perfekt proportioniertes Werk. Der Vordergrund verschmolz auf natürliche Weise mit dem Hintergrund, die Heiligen ruhten in sich – nichts Unbehagliches haftete ihnen oder dem Gemälde mehr an. Maria sah ihm mit intensivem Blick direkt in die Augen, wie er zwischen den Heiligen Dominik und Hieronymus vor ihr kniete.
All die Jahre hatte es nicht an der Perspektive des Bildes gelegen, sondern an der Perspektive des Betrachters. Der kniende Robert Cumming entdeckte eine Schönheit, die der stolze Kunstkritiker Cumming nicht hatte sehen können. Das Gemälde erwacht nur für den Betenden zum Leben. Die richtige Perspektive ist eine anbetende Haltung.
Psalm 84,10+12-13
10 Gott, hilf dem König, der uns beschützt!
Steh ihm bei, denn du hast ihn erwählt!
12 Denn Gott, der HERR, ist die Sonne,
die uns Licht und Leben gibt,
schützend steht er vor uns wie ein Schild.
Er schenkt uns seine Liebe und verleiht uns hohes Ansehen.
Wer ihm rückhaltlos ergeben ist, den lässt er nie zu kurz kommen.
13 HERR, du allmächtiger Gott,
glücklich ist jeder, der sich auf dich verlässt!
Kommentar
Entdecke den Segen der Anbetung
Nichts auf der Welt ist vergleichbar damit, Gott anzubeten und in einer engen Beziehung mit Ihm und unter Seiner Gnade zu leben. Der Psalmist betet, „Herr, allmächtiger Gott, vernimm mein Gebet … Hab Erbarmen mit ihm, den du auserwählt hast!“ (84,9-10).
Der ganze Psalm spricht vom Segen der Anbetung Gottes in Seiner Wohnung (damals der Tempel in Jerusalem). „Wie glücklich sind alle, die in deinem Haus Wohnrecht haben und dich dort immerzu preisen können!“ (84,5).
Der Psalmist erklärt, er würde lieber einen Tag in der Gegenwart Gottes verbringen als tausend Tage anderswo. Heute würden wir andere Vergleiche heranziehen: „Herr, ein einziger Tag in deinem Haus ist besser als tausend an einem Traumstrand. Lieber würde ich den Boden Deines Hauses schrubben, als Ehrengast in einer Lasterhöhle zu sein“ (nach der The Message Bible).
Gott anbeten „ist für uns Sonne und Schutz“ (84,11) – wir baden in Seinem Licht und Er schützt uns vor dem Bösen.
Der Psalmist betet dafür, weil er weiß, wie wunderbar das ist: „Er schenkt uns Gnade und Ehre. Der Herr wird denen nichts Gutes vorenthalten, die tun, was recht ist. Allmächtiger Herr, glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut“ (12-13).
Gebet
Herr, ich bete Dich an. Ein Tag in Deiner Gegenwart ist besser als tausend anderswo. Lass mich weiter auf Dich vertrauen und Dich allezeit anbeten.
Römer 1,20–23+25
20 Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine ewige Macht und göttliche Majestät sehen und erfahren können. Sie haben also keine Entschuldigung. 21 Denn obwohl sie schon immer von Gott wussten, verweigerten sie ihm die Ehre und den Dank, die ihm gebühren. Stattdessen kreisten ihre Gedanken um Belangloses, und da sie so unverständig blieben, wurde es schließlich in ihren Herzen finster. 22 Sie hielten sich für besonders klug und waren die größten Narren. 23 Statt den ewigen Gott in seiner Herrlichkeit anzubeten, verehrten sie Götzenstatuen von sterblichen Menschen, von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. 25 Sie haben die Wahrheit über Gott verdreht und ihrer eigenen Lüge geglaubt. Sie haben die Schöpfung angebetet und ihr gedient und nicht dem Schöpfer. Ihm allein aber gebühren Lob und Ehre bis in alle Ewigkeit. Amen.
Kommentar
Bete Gott allein an
Du wirst wie das, was du anbetest. Wenn wir wertlose Götzen verehren, wird unser Leben wertlos. Wenn wir Gott die Ehre geben, werden wir Ihm immer ähnlicher.
Der Apostel Paulus beginnt mit einer Beschreibung dessen, was in der Welt verkehrt gelaufen ist. Der Kern des Problems liegt darin, dass die Menschheit „das von Gott Geschaffene statt den Schöpfer selbst“ verehrt (1,25).
Gott offenbart Sich insbesondere durch Sein Wort in der Bibel und natürlich in Jesus Christus, der „die Herrlichkeit Gottes wider[spiegelt]“ (Hebräer 1,3). Aber was ist mit denen, die das Evangelium nie gehört haben? Paulus argumentiert, dass es „keine Entschuldigung“ gibt (1,20).
Gott offenbart Sich in Seiner Schöpfung: „Dabei wissen sie ganz genau, dass es Gott gibt, er selbst hat ihnen dieses Wissen gegeben. Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine göttliche Macht und Größe sehen und erfahren können. Sie haben also keine Entschuldigung“ (19-20; Hfa).
Dieses Wissen um Gott ist nur stückhaft und begrenzt, aber wie der Psalmist es ausdrückt, „Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke“ (Psalm 19,2).
Wir müssen uns nur in der Schöpfung umsehen, um zu erkennen, dass es einen Gott geben muss. Das Problem, das die Welt hat, ist, dass „Obwohl sie von Gott wussten, wollten sie ihn nicht als Gott verehren“ (1,21). „Sie wollten ihn nicht anerkennen und ihm nicht danken“ (1,21; Hfa). Stattdessen „verehrten [sie] das von Gott Geschaffene statt den Schöpfer selbst“ (1,25).
Deshalb, so Paulus, „hat Gott sie ihren schamlosen Begierden und unreinen Leidenschaften überlassen…“ (1,24.26.,28). Gott gewährt uns, unsere eigenen Wege zu gehen, in der Hoffnung, dass wir aus den schlimmen Konsequenzen lernen. Ein Leben ohne Anbetung Gottes ist letzten Endes sinnlos (1,27).
„Gott war ihnen gleichgültig; sie gaben sich keine Mühe, ihn zu erkennen. Deshalb überlässt Gott sie einer inneren Haltung, die ihr ganzes Leben verdirbt“ (1,28; Hfa).
Je mehr die Anbetung Gottes abnimmt, desto stärker der Moralverlust in der Gesellschaft. Wir brauchen uns also nicht zu wundern, dass so viele, der hier beschriebenen Dinge Realität geworden sind, wenn wir bedenken, wie rückläufig die Zahl derer ist, die Gott heute noch in unserem Land ehren.
Wenn du die richtige Perspektive nicht verlieren willst, halte deine Augen fest auf Jesus gerichtet; verehre den Schöpfer und diene Ihm.
Gebet
Herr, wir beten, dass unsere Gesellschaft wieder Dich, den Schöpfer selbst, anbetet anstatt Deiner Schöpfung.
2. Könige 25,27–30
27 37 Jahre nach der Gefangennahme von Jojachin, dem früheren König von Juda, wurde Ewil-Merodach König von Babylonien. Im 1. Jahr seiner Regierung, am 27. Tag des 12. Monats, begnadigte er Jojachin von Juda und holte ihn aus dem Gefängnis. 28 Er behandelte ihn freundlich und gab ihm eine bevorzugte Stellung unter den Königen, die in Babylon gefangen gehalten wurden. 29 Jojachin durfte seine Gefängniskleidung ablegen und bis an sein Lebensende an der königlichen Tafel essen. 30 Der König sorgte auch sonst für seinen Unterhalt. Jojachin bekam täglich, was er zum Leben brauchte, bis er schließlich in Babylonien starb.
Kommentar
Bete dafür, dass Gott wieder angebetet wird
Wenn wir uns heute umschauen, kann man schon mal den Eindruck bekommen, man sei im Exil. Es kann einen so vorkommen, als sei die Kirche gescheitert.
In unserem heutigen Abschnitt sehen wir, dass Gottes Volk in der Vergangenheit schon viel durchgemacht hat. Und wir sehen, dass es Hoffnung für die Zukunft gibt.
Am Ende von 2. Könige lesen wir, wie eine Nation die Rechnung präsentiert bekommt für das, was Paulus in unserem Abschnitt aus dem Römerbrief heute so genau beschrieben hat. Sie hatten sich von Gott abgewandt und beteten Götzen an.
Das Ergebnis waren die Zerstörung des Tempels in Jerusalem und die Wegführung ins Exil.
„Während der Herrschaft von Jojachin (597 v.Chr.) „zogen die Heerführer des babylonischen Königs Nebukadnezar gegen Jerusalem und belagerten die Stadt“ (24,10). Die besten und wichtigsten Männer wurden ins Exil geführt (24,14).
Der nächste König wurde vom König von Babel ernannt. Zedekia (597-587 v.Chr.) war keinen Deut besser als seine Vorgänger, und es wurde noch schlimmer, als Nebukadnezar die Stadt erneut belagerte (Kapitel 25). Nebukadnezar „brannte das Haus des Herrn, den Königspalast und alle Häuser in Jerusalem nieder, zerstörte alle wichtigen Bauten der Stadt durch das Feuer“ (25,9). Nun wurden alle „ins Exil“ geführt (25,11); das ganze Volk (25,21).
„Weil der Herr… erzürnt war, kam es so weit, dass er sie von seinem Angesicht verstieß“, erfahren wir (24,20; EÜ).
Diese Ereignisse sollten parallel zu den Büchern Jeremia und Hesekiel gelesen werden – zwei Propheten, die in dieser Zeit berufen waren. (S. insbes. Jeremia 13,18 sowie Kapitel 39 und 52; Hesekiel 12 und 14). Der größte Verlust für Gottes Volk war die Zerstörung des Tempels. Dort hatten sie Gott angebetet und Seine Gegenwart erlebt. Jetzt waren sie aus Seiner Gegenwart „verstoßen“ (24,20); die schlimmste Auswirkung des Exils.
Trotzdem endet das Buch 2. Könige mit einem Hoffnungsschimmer. „Im 37. Jahr von König Jojachins Exil in Babel“ wird der König aus dem Gefängnis freigelassen (25,27) und an die königliche Tafel eingeladen (25,29). Das Exil wird nicht ewig dauern. Es gibt eine Vorahnung auf bessere Zeiten. Das Volk Gottes wird aus dem Exil zurückkehren, den Tempel wiederaufbauen, Gottes Gegenwart wieder erfahren und Ihn anbeten.
Gebet
Herr, ich bitte Dich um Wiederherstellung und Erweckung. Richte Deine Kirche in unserem Land wieder auf. Erfülle sie mit neuem Leben. Lass sich unser Volk Dir wieder zuwenden, Dich wieder ehren, Deine Gegenwart suchen und sich auf Knien vor Dir versammeln – damit wir die Dinge aus der richtigen Perspektive sehen.
Pippa fügt hinzu
Psalm 84,12b
„Er schenkt uns Gnade und Ehre. Der Herr wird denen nichts Gutes vorenthalten, die tun, was recht ist.“
Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Es ist natürlich toll, dass der Herr uns „nichts Gutes vorenthalten“ wird, aber manchmal wünschte ich mir, es hieße „die meistens tun, was recht ist“, denn „untadelig“ (GNB) setzt die Latte schon sehr hoch. Deshalb brauchen wir alle das Kreuz, weil es niemand alleine schafft.
Thought for the Day
Du wirst wie das, was du anbetest.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“