Wie man Streit vermeidet, mit ihm umgeht und beilegt
Einführung
Das Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU endete 2016 mit einem 52-48 Votum für den Austritt. Die erbitterte Kampagne spaltete die Nation, und auch in den großen politischen Parteien führte es zu heftigen internen Auseinandersetzungen. Das ist nur ein Beispiel für das, was wir auf der Welt beobachten. Nahezu jede neue Nachricht handelt von Auseinandersetzungen, Streitigkeiten und Kämpfen.
Mit der Sünde kamen Auseinandersetzungen, Streitigkeiten und Kämpfe in die Welt. Adam beschuldigte Eva. Kain tötete seinen Bruder. Seither dreht sich die Geschichte der Welt um Konflikte aller Art.
Wenn sich die Menschen von Gott abwenden, beginnen sie damit, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wo man hinschaut, zerbrechen Beziehungen: Ehen, Familien, Arbeitsbeziehungen, Bürgerkriege und Kriege zwischen Nationen. Leider ist auch die Kirche nicht immun dagegen. Von Anfang an hat es Auseinandersetzungen, Streitigkeiten und Kämpfe gegeben.
Wie sollen wir mit Konflikten umgehen?
Sprüche 18,17–21+24
17 Wer als Erster vor Gericht aussagt, scheint recht zu haben;
dann aber kommt sein Gegner und zeigt die andere Seite auf.
18 Bei einem Prozess kann das Los zwischen den Gegnern entscheiden,
besonders wenn beide Seiten gleich stark sind.
19 Ein Freund, den du beleidigt hast, ist schwerer zurückzugewinnen
als eine bewachte Festung; wenn man sich entzweit, ist jede Tür verschlossen.
20 Was einmal ausgesprochen ist, fällt auf dich zurück –
sei es nun gut oder schlecht.
21 Worte haben Macht: Sie können über Leben und Tod entscheiden.
Wer sich gerne reden hört, muss mit den Folgen leben.
24 Viele sogenannte Freunde schaden dir nur,
aber ein echter Freund steht mehr zu dir als ein Bruder.
Kommentar
Gehe Streit aus dem Weg
Die Sprüche sind voll praktischer Tipps, wie man Streit aus dem Weg geht.
1. Hör dir beide Seiten an
Für gewöhnlich hat jede Geschichte zwei Seiten. Es lohnt sich immer, beide anzuhören. Das Recht auf ein Kreuzverhör spielt im Justizwesen eine wichtige Rolle. „Wer als Erster vor Gericht aussagt, scheint Recht zu haben; dann aber kommt sein Gegner und zeigt die andere Seite auf“ (18,17; Hfa).
2. Bitte den Heiligen Geist um Hilfe
Wir benötigen Gottes Führung ganz besonders bei „Meinungsverschiedenheiten“ (18,18). Im Alten Testament wurde das „werfen des Loses“ eingesetzt, um Streit zu beenden (18,18). Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes gibt es jedoch bessere Möglichkeiten, Gottes Führung bei Streitfällen zu erhalten (siehe 1. Korinther 6,1-6).
3. Vermeide unnötige Kränkungen
Tu alles in deiner Macht Stehende, um zu vermeiden, deinen Bruder oder deine Schwester zu kränken: „Sich mit einem gekränkten Bruder zu versöhnen ist schwieriger, als eine stark befestigte Stadt einzunehmen“ (19a). Ernste Auseinandersetzungen sind wie Mauern zwischen Freunden. Leicht errichtet, sind sie schwer wieder einzureißen.
4. Wähle deine Worte mit Bedacht
Deine Worte können Leben schenken, Freude bringen und Trennungen überwinden: „Worte sättigen die Seele wie Speise den Magen; das rechte Wort aus dem Mund eines Menschen stillt alle Wünsche“ (18,20).
Aber Worte können auch zerstören: „Worte … können über Leben und Tod entscheiden. Darum ist jeder für die Folgen seiner Worte verantwortlich“ (18,21; Hfa).
5. Wähle deine Wegbegleiter mit Bedacht
„Wer eine Frau gefunden hat, hat das Glück gefunden; der Herr meint es gut mit ihm“ (18,22; GNB). Es ist sicher wahr, dass mir meine Frau Pippa diesbezüglich mit ihrer Weisheit, ihrem Rat und Engagement schon oft eine große Hilfe gewesen ist. Eine guter Ehemann oder eine gute Ehefrau sind Friedenstifter.
Ob wir nun verheiratet sind oder nicht: wir brauchen ein paar wirklich enge Freude. Der zweite Teil dieses Spruchs erinnert uns, dass –wenn Freunde auch kommen und gehen mögen – „ein wahrer Freund treuer ist als ein Bruder“ (24b). Das ist die Art Freund, die wir im Leben brauchen. Der Freund, der einfach zu dir hält, treuer ist als ein Bruder oder eine Schwester, ist natürlich Jesus.
Gebet
Herr, lass meine Worte eine Quelle des Lebens für meine Mitmenschen sind.
Römer 14,1–3+5+10-13+15-18
1 Nehmt auch den ohne Vorbehalte an, dessen Glaube schwach ist und der meint, bestimmte Speisevorschriften befolgen zu müssen. Verwirrt ihn nicht noch dadurch, dass ihr über unterschiedliche Ansichten streitet. 2 So essen die einen guten Gewissens alles, während andere glauben, kein Fleisch essen zu dürfen. 3 Niemand sollte deswegen auf die verächtlich herabschauen, die bestimmte Speisen meiden. Diese wiederum dürfen niemanden verurteilen, weil er alles isst. Denn Gott hat jeden Einzelnen von ihnen in seine Gemeinschaft aufgenommen.
5 Für manche Leute sind bestimmte Tage von besonderer Bedeutung. Für andere wieder sind alle Tage gleich. Jeder soll so leben, dass er mit voller Überzeugung dazu stehen kann.
10 Mit welchem Recht verurteilst du also einen anderen Christen? Und warum schaust du auf ihn herab, nur weil er sich anders verhält? Wir werden alle einmal vor Gott stehen, und er wird über uns urteilen. 11 Denn in der Heiligen Schrift steht:
»So wahr ich lebe, spricht der Herr:
Vor mir werden alle niederknien,
und alle werden bekennen, dass ich der Herr bin!«
12 Jeder von uns wird also für sich selbst Rechenschaft vor Gott ablegen müssen.
13 Deshalb wollen wir uns nicht länger gegenseitig verurteilen. Keiner soll durch sein Verhalten den anderen in seinem Glauben verunsichern oder ihn gar zu Fall bringen.
15 Wenn du also durch das, was du isst, einen anderen Christen verwirrst oder ihn sogar dazu verführst, gegen seine Überzeugung zu handeln, dann bist du lieblos. Wegen irgendwelcher Speisen dürft ihr auf keinen Fall den Glauben eines anderen gefährden, für den doch Christus auch gestorben ist. 16 Die Freiheit, die Gott euch geschenkt hat, soll nicht in Verruf geraten. 17 Denn wo Gottes Reich beginnt, geht es nicht mehr um Essen und Trinken. Es geht darum, dass wir ein Leben nach Gottes Willen führen und mit Frieden und Freude erfüllt werden, so wie es der Heilige Geist schenkt. 18 Wer Christus in dieser Weise dient, über den freut sich Gott und den achten die Menschen.
Kommentar
Umgang mit Konflikten
Diese Passage ist so wichtig für einige der Auseinandersetzungen, die in der globalen Kirche momentan stattfinden. Wenn sich die Kirche in den vergangenen 2.000 Jahren Paulus‘ Anweisungen doch zu Herzen genommen hätte. John Stott schreibt dazu, Paulus Absicht war es, „konservativen Christen (primär Juden) und weltoffeneren Christen (primär Nichtjuden) mit diesen Versen eine friedliche Koexistenz in christlicher Gemeinschaft zu ermöglichen“.
Manche Punkte waren für Paulus absolut nicht verhandelbar – die Wahrheit des Evangeliums (dass Christus für uns gestorben ist; 14,9.15); Leben, Tod und Auferstehung Jesu (14,9) und die Herrschaft Christi (14,9).
Andere Dinge sind dagegen nicht annähernd so wichtig. „Unterschiedliche Ansichten“ (14,1; Hfa) über sekundäre Themen. Als Beispiele führt Paulus den Verzicht auf Fleisch an oder die Ansicht, dass manche Tage heiliger sind als andere.
Heutzutage verzichten manche Christen auf Alkohol, andere nicht. Manche Christen sind Pazifisten, andere nicht. Und es gibt eine ganze Reihe weiterer Punkte, über die Christen leidenschaftlich streiten. Wie sollen wir damit umgehen?
1. Begrüße andere Ansichten
Er schreibt, „Nehmt den an, der im Glauben schwach ist“ (1a). „Warum verurteilst du einen anderen? Warum siehst du auf einen anderen Bruder herab? Wir alle werden einmal vor dem Richterstuhl Gottes stehen“ (14,10).
2. Urteile nicht vorschnell
„Streitet nicht mit ihm über unterschiedliche Meinungen“ (1b). Wie schnell verurteilen wir dabei den anderen.
Weiter argumentiert er, „Du bist nicht der Herr deines Mitmenschen. Mit welchem Recht willst du ihn also verurteilen?“ (4a; Hfa); „Mit welchem Recht verurteilst du also einen anderen Christen?“ (10a; Hfa); „Deshalb wollen wir uns nicht länger gegenseitig verurteilen“ (13a; Hfa). Wir müssen anderen eine andere Meinung zugestehen, ohne sie dafür zu verurteilen.
Das ist die Kernaussage. Viermal fordert Paulus in dieser Passage auf, nicht über andere zu urteilen.
3. Schau nicht auf andere herab
Wir sollen nicht auf die herabsehen, die eine andere Auffassung haben (3a), „denn Gott hat ihn angenommen“ (3b).
4. Tu, was du für richtig hältst
Wichtig bei diesen zweitrangingen Themen „ist aber, dass jeder von dem überzeugt ist, was er denkt“ (5b). „Wer alles ohne Unterschied isst, der ehrt Gott auch, denn im Gebet dankt er ihm für das Essen. Meidet aber jemand bestimmte Speisen, dann tut er es aus Liebe zu Gott, und auch er dankt Gott im Gebet und erweist ihm dadurch die Ehre.“ (14,6; Hfa). Nur weil wir uns geeinigt haben, unterschiedlicher Meinung zu sein, bedeutet es nicht, dass die Sache irrelevant ist. Wir müssen für uns entscheiden, was wir für das Richtige in der Situation halten.
5. Unterstell dem anderen die besten Absichten
„Wer einen besonderen Tag auswählt, um den Herrn anzubeten, will ihn damit ehren. Und wer ohne Ausnahme alles isst, tut das zur Ehre des Herrn, denn er dankt Gott für das Essen. Und der, der nicht alles isst, will ebenfalls dem Herrn damit Freude machen und ihm danken.“ (14,6).
Unterstelle dem anderen im Zweifelsfall, dass er tun will, was in Gottes Augen richtig ist (7-8).
6. Nimm Rücksicht auf das Gewissen des anderen
Paulus schreibt, „Deshalb…lebt so, dass ihr niemanden behindert und keinen vom Weg Gottes abbringt“ (13b). Wenn also jemand beispielsweise den Konsum von Alkohol ablehnt, dann wäre es unsensibel, Alkohol in seiner Gegenwart zu trinken. Wir wollen nicht, dass „das Gewissen eines anderen belastet wird“ (15a).
7. Helft und ermutigt euch gegenseitig
„Deshalb wollen wir uns mit allen Kräften darum bemühen, in Frieden miteinander zu leben und einander im Glauben zu stärken“ (14,19; Hfa).
8. Handele immer aus Liebe
„Wenn durch das, was du isst, das Gewissen eines anderen belastet wird, so handelst du nicht aus Liebe“ (15a). „Es ist deshalb gut, wenn du … alles meidest, was einen anderen in Gewissenskonflikte bringen könnte“ (14,21).
Streitbare Fragen sind wichtig, aber nicht so wichtig, wie das, was uns eint: „Denn im Reich Gottes ist nicht entscheidend, was man isst oder trinkt, sondern dass man ein Leben führt in Gerechtigkeit und Frieden und in der Freude im Heiligen Geist“ (14,17). Darum geht es wirklich. Wir wollen uns nicht in streitbaren Fragen verzetteln, die die Kirche spalten und Außenstehende abstoßen.
Lasst uns die Worte des mittelalterlichen Dichters Rupertus Meldenius beherzigen: „Einheit in den notwendigen Dingen, Freiheit in den nicht notwendigen und in beiden die Liebe bewahren.“
Gebet
Herr, ich bete für eine neue Einheit in der Kirche. Bitte hilf uns, dass wir uns ab heute auf das konzentrieren, was im Reich Gottes wirklich wichtig ist: Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist.
1. Chronik 10,13-14a
13 So kam Saul ums Leben, weil er dem HERRN untreu geworden war und seine Weisungen missachtet hatte. Auch hatte er den Geist eines Verstorbenen befragt, 14 anstatt bei dem HERRN Rat zu suchen.
Kommentar
Lass das Streiten
„Die Philister griffen Israel an …Um Saul tobte der Kampf besonders heftig“ (10,1.3). Saul starb bei den Angriffen der Philister. Den Bericht können wir in 1. Samuel 31 nachlesen. Der Chronist ergänzt um eine Erklärung: „Saul starb, weil er dem Herrn untreu geworden war. Er wollte dem Wort des Herrn nicht gehorchen“ (10,13).
Wenn wir nochmal zu den Büchern Samuel zurückgehen, sehen wir, dass Sauls eigentliches Problem sein Neid auf David war. David tat alles, was er konnte, um sich Saul unterzuordnen und gut mit ihm auszukommen. Daran hatte Saul kein Interesse. Er hatte es auf David abgesehen. Dieser interne Streit schwächte Saul und machte ihn verletzlich für Angriffe von außen.
Wir haben heute gesehen, wie interne Streitigkeiten innerhalb Gottes Volkes uns verletzlich für Angriffe von außen machen. Jesus betete, „dass [wir] vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst“ (Johannes 17,23).
Gebet
Herr, bitte hilf uns, Frieden zu stiften, Grabenkämpfe zu beenden und die Einheit zu suchen, damit die Welt glaubt.
Pippa fügt hinzu
Sprüche 18,22
„Der Mann, der eine Frau findet, hat einen Schatz gefunden.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Thought for the Day
„Einheit in den notwendigen Dingen,
Freiheit in den nicht notwendigen und
in beiden die Liebe bewahren.“
- Rupertus Meldenius
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“