Innige Beziehungen
Einführung
In seinem Buch, All I want is you (Ich will nur dich), erinnert sich Sandy Millar an seinen ersten Besuch in der Vineyard Church in Kalifornien, „Ich entdeckte, dass einer ihrer Grundwerte „innige Vertrautheit mit Gott“ war. (Das Englische spricht hier von Intimität.) Zurück in London begann ich damit, dies ebenfalls zu einem der Werte unserer Gemeinde zu machen.“
Weiter schreibt er, „Ein sehr geschätzes Gemeindemitglied nahm mich beiseite und sagte zu mir, „Bitte sprechen Sie nicht von „Intimität“, denn wir verwenden das Wort nicht in diesem Zusammenhang.“ So begann ich, es als „engstmögliche Beziehung mit Gott“ zu beschreiben, was ziemlich umständlich ist. Nach einer Weile kehrte ich wieder zur ursprünglichen Formulierung zurück, denn ich meinte ja wirklich „Intimität“ mit Gott. Und ich glaube auch, dass die Bibel von einer solchen Gottesbeziehung spricht.“
In unserer tiefsten Seele sehnen wir uns nach einer innigen Beziehung mit Gott.
Psalm 99,1–3+6-9
1 Der HERR ist König!
In Ehrfurcht erschauern die Völker.
Er thront über den Keruben,
darum erzittert die Erde.
2 Ja, der HERR regiert auf dem Berg Zion,
über alle Völker ist er hoch erhaben.
3 Seinen großen und furchterregenden Namen sollen sie preisen,
denn er ist der heilige Gott!
6 Schon Mose und Aaron gehörten zu seinen Priestern,
auch Samuel betete zum HERRN.
Sie alle riefen zu ihm,
und er gab ihnen Antwort.
7 Gott sprach zu ihnen aus der Wolkensäule,
und sie gehorchten den Geboten, die er ihnen gab.
8 HERR, unser Gott!
Du hast sie erhört.
Du hast deinem Volk die Schuld vergeben,
aber auch ihre Vergehen bestraft.
9 Betet den HERRN an, unseren Gott!
Auf seinem heiligen Berg Zion fallt vor ihm nieder,
denn heilig ist er – der HERR, unser Gott!
Kommentar
Intimität mit Gott
Du bist zu einer innigen Beziehung mit Gott geschaffen. Es ist eine persönliche Beziehung: „der Herr, unser Gott“ (99,9). Trotzdem dürfen wir Vertrautheit mit Gott nicht für selbstverständlich halten. Gott ist mächtig, heilig und gerecht.
„Der Herr … sitzt auf seinem Thron, der von den Cherubim umgeben ist“ (99,1). Die Cherubim sind ein Symbol für Gottes Heiligkeit (s. 1. Mose 3,24; Hesekiel 1,4ff und 10,1ff). Gott sitzt „zwischen den beiden Cherubim“ (4. Mose 7,89). Von dort aus redet Gott.
Dieser Psalm unterstreicht Gottes Heiligkeit. Das Wort „heilig“ (3b) betont die Entfernung zwischen Gott und den Menschen. Gott ist nicht nur mächtig und heilig; Er ist außerdem gerecht: Er liebt Gerechtigkeit (99,4). Die einzig richtige Antwort darauf ist, „vor dem Schemel seiner Füße [anzubeten]“ (99,5; LUT).
Irgendwie wurde diese Kluft zwischen Gott und uns überbrückt. Wir wissen heute, dass Jesus es durch Seinen Tod am Kreuz, Seine Auferstehung und durch die Ausgießung des Heiligen Geistes bewirkt hat. Dieser Psalm spricht ahnungsvoll von dieser Intimität mit diesem mächtigen, heiligen und gerechten Gott – die erst durch Jesus möglich wurde.
Gott „sprach zu ihnen“ (7a) – zu Mose und Aaron und zu Samuel (99,6). Er sprach zu einzelnen. Er spricht mit jedem von uns ganz persönlich. „Sie alle riefen zu ihm, und er gab ihnen Antwort“ (99,6; Hfa).
Er ist nicht nur ein gerechter, sondern auch ein barmherziger und vergebender Gott (99,8). Er ist „unser Gott“ (8-9). Seine Majestät bleibt unangetastet, aber die innige Beziehung hat jetzt das letzte Wort.
Gebet
Herr, ich staune, dass Du mich trotz Deiner Souveränität, Heiligkeit und Gerechtigkeit in eine innige, persönliche Beziehung mit Dir rufst. Danke, dass Du mein Gott bist.
1. Korinther 12,4-6+11-14+17-18+21-26
4 So verschieden die Gaben auch sind, die Gott uns gibt, sie stammen alle von ein und demselben Geist. 5 Und so unterschiedlich auch die Aufgaben in der Gemeinde sind, so ist es doch derselbe Herr, der uns dazu befähigt. 6 Es gibt verschiedene Wirkungen des Geistes Gottes; aber in jedem Fall ist es Gott selbst, der alles bewirkt.
11 Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist. Und so empfängt jeder die Gabe, die der Geist ihm zugedacht hat.
12 So wie unser Leib aus vielen Gliedern besteht und diese Glieder einen Leib bilden, so ist es auch bei Christus: Sein Leib, die Gemeinde, besteht aus vielen Gliedern und ist doch ein einziger Leib. 13 Denn wir alle sind mit demselben Geist getauft worden und gehören dadurch zu dem einen Leib von Christus, ganz gleich ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; alle sind wir mit demselben Geist erfüllt worden. 14 Nun besteht ein Körper aus vielen einzelnen Gliedern, nicht nur aus einem einzigen.
17 Angenommen, der ganze Körper bestünde nur aus Augen, wie könnten wir dann hören? Oder der ganze Leib bestünde nur aus Ohren, wie könnten wir dann riechen? 18 Deshalb hat Gott jedem einzelnen Glied des Körpers seine besondere Aufgabe gegeben, so wie er es wollte.
21 Darum kann das Auge nicht zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht!« Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: »Ihr seid überflüssig!« 22 Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwächer und unbedeutender erscheinen, besonders wichtig. 23 Wenn uns an unserem Körper etwas nicht gefällt, dann geben wir uns die größte Mühe, es schöner zu machen; und was uns anstößig erscheint, das kleiden wir besonders sorgfältig. 24 Denn was nicht anstößig ist, muss auch nicht besonders bekleidet werden. Gott aber hat unseren Leib so zusammengefügt, dass die unwichtig erscheinenden Glieder in Wirklichkeit besonders wichtig sind. 25 Nach seinem Willen soll unser Leib nämlich eine untrennbare Einheit sein, in der jeder einzelne Körperteil für den anderen da ist. 26 Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen.
Kommentar
Innige Beziehungen
Heute fühlen sich so viele Menschen einsam. Alte Menschen werden oft ausgegrenzt und isoliert, sind allein. Auch gerade junge Leute haben niemanden, mit dem sie über ihren Schmerz sprechen können. Mit Alkohol, Drogen, bedeutungslosen Kurzzeitbeziehungen usw. versuchen sie, mit ihrem Schmerz fertig zu werden.
Es war nicht Gottes Absicht, dass du alleine lebst. Er hat dich für die Gemeinschaft geschaffen – eine Gemeinschaft, die so eng und gleichzeitig so unabhängig ist wie die verschiedenen Teile des menschlichen Körpers. Paulus vergleicht die Kirche mit dem Leib Christi. Der Heilige Geist schenkt jedem Mitglied Seiner Kirche unterschiedliche Gaben (12,1-11).
„Der menschliche Körper hat viele Glieder“ (12a). Die Menschen, die in unsere Gemeinden kommen, haben alle ihre eigene Geschichte, Nationalität und ihren Platz in der Gesellschaft – „einige .. sind Juden, andere Nichtjuden; einige sind Sklaven, andere frei“ (13a). Aber woher wir auch kommen, „wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zum Leib Christi“ (13b).
Wir gehören jetzt zusammen. Unsere Beziehungen untereinander sind so eng wie die der einzelnen Körperteile eines Leibes. Wir sind von einander abhängig (12,12-13).
Je unterschiedlicher wir sind, desto mehr brauchen wir einander. Das Auge hat die Hand nötiger als viele andere Augen (16-17). Vielfalt ist unerlässlich (12,17). Das gilt nicht nur für die Ortsgemeinde sondern auch für die globale Kirche. Wir sollten nicht auf die anderen Glieder des Leibes Christi herabschauen und sagen, „Die sind anders; mit denen kann etwas nicht stimmen.“ Vielmehr sollten wir sagen, „Sie sind anders; wir brauchen sie.“
Es ist Zeit damit aufzuhören, Christen unterschiedlicher Denominationen in Schubladen zu stecken – von uns und anderen als einer spezifischen Art Christen zu reden.
Gott hat den Leib mit dieser gegenseitigen Abhängigkeit geschaffen. „Was für ein sonderbarer Leib wäre das, der nur einen Körperteil hätte! Aber so ist es ja auch nicht, sondern viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib“ (19-20; Hfa). Diese Abhängigkeit bewahrt uns davor, uns selbst zu wichtig zu nehmen.
„Die scheinbar schwächeren oder unwichtigeren Körperteile [sind] besonders notwendig“ (12,22). Unsere inneren Organe sind „scheinbar schwächer“, weil sie verletzlicher sind. Deshalb müssen sie geschützt werden. Aber ohne sie geht es nicht (12,22). Ebenso werden Teile, „die als unansehnlich gelten“, mit besonderer Sorgfalt gekleidet (12,23; GNB). Niemand würde behaupten, sie seien unwichtig. Tatsächlich sind sie lebenswichtig.
Gerade weil wir einander brauchen, sollten „alle Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen“ (25b). Die Nähe zu einander sollte so groß sein, dass, „Wenn eines leidet, alle anderen mitleiden“ (26a). Das ist die Art von Gemeinschaft, in der Menschen ihren Schmerz verarbeiten können. Es ist auch ein Ort, an dem Freude geteilt wird: „wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit“ (26b). Wie Augustinus sagte, „Nimm den Neid aus dem Spiel und alles, was ich habe, gehört auch dir. Und wenn ich Neid nicht zulasse, ist dein ganzer Besitz auch der meine!“
Gebet
Herr, bitte hilf uns, eine solche Einheit, Liebe und Intimität mit unseren Geschwistern an den Tag zu legen, dass ein wunderbares Bild von Christus in der Welt entsteht.
Hoheslied 2,4+16
4 Ins Weinhaus hat er mich geführt,
dort zeigt er mir, wie sehr er mich liebt.
16 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm.
Er allein darf zwischen den Lilien weiden.
Kommentar
Intimität in der Ehe
Dieses Buch lässt sich auf vielen unterschiedlichen Ebenen lesen. Es beschreibt die Gemeinsamkeit, Schönheit und Kraft, Verzweiflung und Extase menschlicher Sexualität. Es spricht von der Ehe, wie sie sein sollte – von der wunderbarem Intimität einer liebevollen Beziehung zwischen Mann und Frau.
Und doch ist die Ehe in gewisser Weise auch eine Metapher, die etwas noch Schöneres beschreibt – nämlich die Beziehung von Gott zu Seinem Volk. In erster Linie beschreibt sie die Beziehung zwischen Christus und Seiner Kirche (Epheser 5,21-33). Sie ist ein Bild für Gottes tiefe und leidenschaftliche Liebe zu dir und für deine innige Beziehung mit Jesus, der dich mit einem „Banner der Liebe“ schmückt (Hoheslied 2,4). Deshalb haben Menschen schon immer in diesem Buch eine Metapher für die Intimität zwischen Gott und der Kirche gesehen.
Dennoch ist bemerkenswert, dass die Bibel ein ganzes Buch enthält, das die erotische Liebesbeziehung in der Ehe feiert. Es zeigt, welchen hohen Stellenwert die Bibel sexueller Intimität in der Ehe beimisst. Die Rede ist von Freude und Zufriedenheit – ungeteilter, leidenschaftlicher Liebe – die nichts zurückhält.
Es wird deutlich, dass diese Art sexueller Intimität nur für die Ehe gedacht ist. Es ist die Liebe zwischen Braut und Bräutigam. Der Liebende spricht von seiner Geliebten als „meine Braut“ (4,8-12ff). In einer Welt, in der es so viel lieblosen Sex gibt, verkündet es, dass Sex und Liebe zusammengehören; und dass beides in eine lebenslange Beziehung gehört.
Es wird eindringlich davor gewarnt, „dass ihr die Liebe nicht aufweckt und stört, bis es ihr selbst gefällt“ (2,7; 3,5). Wenn du dieses kostbare Geschenk zu früh auspackst, riskierst du, es zu verderben.
Gewarnt wird auch vor den „kleinen Füchsen“ (2,15), die den Weinberg verwüsten. Beziehungen zerbrechen oft wegen Kleinigkeiten und nicht so sehr wegen großer Themen – wegen scheinbar unwichtiger Entscheidungen und Kompromisse.
Joyce Meyer schreibt dazu, „Achte auf die „kleinen Füchse“ in deinem Leben; vergib selbst die kleinsten Ärgernisse, damit du dir ein reines Herz bewahrst. Mach auch im Job und bei deinen Finanzen keine Abstriche, auch wenn du meinst, das es niemandem auffällt… Kleine Übertretungen summieren sich zu großen, und hastdunichtgesehen, verwüsten dir die kleinen Füchse deinen Weinberg.“
Diese intime Liebesbeziehung ist sowohl exklusiv als auch inklusiv. Sie haben nur Augen für einander: „Mein Geliebter gehört mir und ich gehöre ihm“ (2,16). Und doch ist diese Beziehung, wie alle guten Ehen, ein Segen für andere. Die Freunde sagen, „Wir wollen jubeln und uns über dich freuen“ (1,4).
Gebet
Herr, danke, dass das Geschenk der Ehe letztlich ein Bild für die innige Liebe zwischen Christus und Seiner Kirche ist. Lass uns immer tiefer in diese innige Beziehung und Liebe zu Dir und anderen hineinwachsen.
Pippa fügt hinzu
1. Korinther 12,26 (Hfa)
„Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit…“
Als ich mir nur einen einzigen kleinen Mittelfußknochen gebrochen hatte, litt definitiv mein ganzer Körper darunter. Sechs Wochen lang konnte ich kaum laufen. Ich verstehe jetzt, inwiefern etwas so Kleines den ganzen Körper beeinträchtigen kann. So ist es auch in der Gemeinde: wenn einer in der Gemeinde leidet, leiden alle mit.
Thought for the Day
Es war nicht Gottes Absicht, dass du alleine lebst. Er hat dich für die Gemeinschaft geschaffen.
App
Hol dir die "The Bible with Nicky and Pippa Gumbel" App für iOS oder Android und starte die Bibel regelmäßig zu lesen oder zu hören.
Registriere dich jetzt, um "Bibel in Einem Jahr" jeden Morgen in deinem Posteingang zu haben. Du bekommst jeden Tag eine E-Mail.
Podcast
Einfach abonnieren und "Bibel in einem Jahr" täglich in deiner Lieblings-Podcast-App anhören.
Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
\t
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“