Tag 26

Warum lässt Gott Leid zu?

Weisheit Psalm 16,1+10-11
Neues Testament Matthäus 18,21-22
Altes Testament Hiob 2,11+13

Einführung

Ein einjähriger Junge bricht sich bei einem Treppensturz das Rückgrat und verbringt den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Krankenhäusern. Gavin Read, der ehemalige Bischof von Maidstone, interviewte ihn in der Gemeinde. „Gott ist gerecht“, bemerkt der Junge. Gavin unterbricht ihn und fragt, wie alt er sei. „Siebzehn“, erwidert der Junge. „Und wie viele Jahre davon hast du bisher im Krankenhaus verbracht?“, fragt Gavin weiter. „Dreizehn“, antwortet der Junge. „Und das findest du gerecht?“, wird er weiter gefragt. Der Junge erwidert, „Gott hat die ganze Ewigkeit, es wieder gut zu machen.”

Wir leben heute in einer Welt sofortiger Befriedigung, in der die Ewigkeitsperspektive fast völlig verloren gegangen ist. Das Neue Testament ist voller wunderbarer Verheißungen für die Zukunft: die ganze Schöpfung wird neu gemacht werden. Jesus wird zurückkommen und „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ erschaffen (Offenbarung 21,1). Es wird keine Tränen mehr geben, denn es wird weder Schmerz noch Leiden geben. Statt unserer zerbrechlichen, sterblichen Körper bekommen wir einen Auferstehungsleib, wie Jesus ihn hat.

Leid gehört nicht zu Gottes ursprünglicher Schöpfungsordnung (siehe 1. Mose 1-2). Vor dem Aufbegehren gegen Gott gab es kein Leid. Und es wird kein Leid mehr geben, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde macht (Offenbarung 21,3-4). Leid ist ein Fremdkörper in der von Gott erschaffenen Welt.

Das ist selbstverständlich keine vollständige Antwort auf die Frage, „Warum lässt Gott Leid zu?“ Wie wir bereits gestern gesehen haben, gibt es weder eine einfache noch eine vollständige Antwort auf diese Frage, aber die Textabschnitte von heute schenken uns weitere Erkenntnisse zum Thema.

Weisheit

Psalm 16,1+10-11

1 Ein Lied von David. Beschütze mich, Gott,
  denn bei dir suche ich Zuflucht!

10 Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen
  und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir.
11 Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
  Du beschenkst mich mit Freude,
  denn du bist bei mir;
  aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.

Kommentar

Leid in diesem Leben mit Blick auf die Ewigkeit sehen

Unser heutiger Psalm ist einer der wenigen Texte im Alten Testament, der von der Hoffnung auf eine Ewigkeit in Gottes Gegenwart spricht. David schreibt, „Denn du wirst deinen Heiligen nicht im Grab verwesen lassen und wirst nicht dulden, dass dein Gottesfürchtiger im Grab verwest. Du wirst mir den Weg zum Leben zeigen und mir die Freude deiner Gegenwart schenken. Aus deiner Hand kommt mir ewiges Glück“ (16,10-11).

Das ist unsere Hoffnung. Diese Verse zeigen, dass Jesu Auferstehung in den alten Schriften vorausgesagt wurde (Apostelgeschichte 2,25-28). Das Leben hier ist nicht das Ende. Du darfst dich auf eine Ewigkeit in Gottes Gegenwart freuen, auf ewiges Glück und Freude. Paulus schreibt, „Ich bin aber davon überzeugt, dass unsere jetzigen Leiden bedeutungslos sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die er uns später schenken wird“ (Römer 8,18).

Gebet

Herr, danke, dass ich mich in Christus auf einen Auferstehungsleib und die Ewigkeit in Gottes Gegenwart freuen darf, wo Freude und Glück für immer sein werden.

Neues Testament

Matthäus 18,21-22

21 Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder oder meiner Schwester vergeben, wenn sie mir Unrecht tun? Ist siebenmal genug?«

22 »Nein«, antwortete ihm Jesus. »Nicht nur siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

Kommentar

Wie menschliche Freiheit und Leid zusammenhängen

Gott liebt dich. Liebe ist keine Liebe, wenn sie erzwungen ist. Es ist nur Liebe, wo man die Wahl hat. Gott stellt den Menschen frei, zu lieben oder nicht zu lieben. Viel Leid entsteht dort, wo wir uns dagegen entscheiden, Gott und andere Menschen zu lieben: „Die sich aber vor einem anderen Gott niederwerfen, bereiten sich selbst zahlreiche Schmerzen“ (16,4; GNB).

Jesus weist einen direkten Zusammenhang zwischen Sünde und Leid jedoch ausdrücklich zurück (Johannes 9,1-3). Auch Naturkatastrophen sind nicht zwangsläufig eine Strafe Gottes (Lukas 13,1-5). Manches Leid allerdings ist die direkte Folge entweder unserer eigenen Sünde oder der Sünde von anderen. Betrachten wir uns drei Beispiele:

1.\tWeglaufen
Jesus spricht von einem Schaf, das sich von der Herde entfernt, das wegläuft (18,12).

Wenn wir uns aus dem Schutz des Hirten entfernen, machen wir uns verletzlich. Gott aber wird nie aufhören, nach uns zu suchen, weil Er nicht möchte, „dass auch nur eines von diesen Kindern verloren geht“ (18,14).

2.\tDie Sünde der anderen
Jesus sagt, „wenn dir ein Bruder Unrecht getan hat…“ (18,15). So viel Leid in der Welt ist die Folge von der Sünde anderer Menschen – weltweit, in Gemeinschaften und auf persönlicher Ebene. In diesem Abschnitt skizziert Jesus einen Weg für Versöhnung.

Er fordert Seine Jünger zu grenzenloser Vergebung auf. Er sagt, wenn uns jemand Unrecht tut, sollen wir ihm vergeben – nicht nur sieben Mal, sondern „siebzig mal sieben Mal“ (18,21-22).

Vergeben ist nicht leicht. Das Kreuz erinnert uns an ihren Preis und wie weh sie tut. Vergebung heißt nicht gutzuheißen, was der andere getan hat; auch nicht, dass man es entschuldigt, leugnet oder so tut, als wäre man nicht verletzt worden. Vielmehr weißt du sehr wohl, was der andere getan hat, und du vergibst trotzdem. Lege alle Bösartigkeit und Rachegelüste in deinen privaten Beziehungen ab und sei barmherzig und gnädig zu der Person, die dich Unrecht verletzt hat.

3.\tUnversöhnlichkeit
Vergebung kann unheimlich schwer sein. C.S. Lewis schrieb, „Jedermann hält Vergebung für einen schönen Gedanken - bis er selbst einem anderen vergeben soll.“

Im letzten Gleichnis sehen wir wie zerstörerisch Unversöhnlichkeit ist. Der Unwille des ersten Dieners, eine relativ kleine Schuld zu erlassen, nämlich etwa dreieinhalb Monatslöhne im Vergleich zu 160.000 durchschnittlichen Jahreslöhnen, zerstört das Verhältnis zu seinen Kollegen und führt sogar dazu, dass ein Diener ins Gefängnis geworfen wird. Unversöhnlichkeit macht so viele Beziehungen kaputt. Einer geht auf den anderen los, der ihrer Meinung nach das Unrecht begangen hat. Die Folge sind gescheiterte Ehen, kaputte Beziehungen oder Streit zwischen Gemeinschaften (von kommunaler bis globaler Ebene).

Vergebung kann man sich nicht verdienen; Jesus hat sie für uns am Kreuz erworben. Deine Bereitschaft zu vergeben, ist der Beweis dafür, dass du Gottes Vergebung verstanden hast. Uns allen hat Gott schon so viel vergeben, dass wir immer weiter die vergleichsweise kleinen Vergehen gegen uns vergeben müssen.

Ich persönlich bin Gott sehr dankbar, dass Er kein Limit festgelegt hat, wie oft Er bereit ist, mir zu vergeben. Bei anderen bin ich jedoch geneigt zu denken, „Ich vergebe ihnen gerne ein-, zweimal. Aber wenn sie dann immer noch so weitermachen, kann niemand von mir erwartet, dass ich ihnen weiterhin vergebe.“

Pflege in deinem Herzen dieselbe Haltung anderen Menschen gegenüber, wie Gott sie dir gegenüber hat.

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du die Freiheit geschenkt hast zu lieben, den Verlorenen nachzugehen und barmherzig zu sein. Bitte hilf mir, dass ich anderen kein Leid zufüge, sondern mein Leben gebe, um dem Beispiel Jesu zu folgen – damit Leid gelindert wird.

Altes Testament

Hiob 2,11+13

11 Hiob hatte drei Freunde: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Als sie von dem Unglück hörten, das über ihn hereingebrochen war, vereinbarten sie, Hiob zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten.

13 Dann setzten sie sich zu Hiob auf den Boden. Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da, ohne ein Wort zu sagen, denn sie spürten, wie tief Hiobs Schmerz war.

Kommentar

Beantworte Leid immer mit Mitgefühl

Das ganze Buch Hiob handelt vom Leiden. Es geht hauptsächlich um die Frage, „Wie sollen wir auf Leid reagieren?“.

Möglicherweise erahnen wir auch, wo das Leid seinen Ursprung hat. Als die Engel vor Gott erschienen, „kam mit ihnen auch der Satan“ (1,6). Er war „auf der ganzen Erde herumgezogen“ (1,7). Es ist eindeutig das Ziel des Teufels, so viel Leid wie nur möglich zu verursachen.

Bei Satan scheint es sich um einen gefallenen Engel zu handeln. Gott hatte offenbar, bevor er die Menschen schuf, andere freie, einfallsreiche und intelligente Wesen erschaffen; und offenbar war es zu einem Aufstand in diesem geistlichen Reich gekommen, noch bevor es Menschen überhaupt gab.

Viel Leid lässt sich durch die Tatsache erklären, dass wir in einer gefallenen Welt leben: in einer Welt, in der die ganze Schöpfung nicht nur von den Sünden der Menschen, sondern auch von Satans Sünde betroffen ist. Die Schlange gab es schon, bevor Adam und Eva sündigten. Infolge des so genannten „Sündenfalls“ kamen „Dornen und Disteln“ in die Welt (1. Mose 3,18). Seither ist alles „der Vergänglichkeit unterworfen“ (Römer 8,20) oder wie es in der Gute Nachricht Bibel heißt, „der Sinnlosigkeit“. „Natur“-Katastrophen sind eine der Folgen davon, dass die Schöpfung in Unordnung geraten ist.

Satan wurde gestattet, einem rechtschaffenen, aufrichtigen und gottesfürchtigen Mann, der sich von allem Bösen fernhielt, mehrere schwere Schicksalsschläge zuzufügen (1,1). So erlitt Hiob große finanzielle und materielle Verluste (1,13-17), familiäre (1,18-19) und gesundheitliche Schicksalsschläge (2,1-10), und schließlich verlor er auch die Unterstützung seiner Freunde.

Wenn uns unerklärlichem Leid widerfährt, ist es einfach, Gott die Schuld dafür zu geben. Obwohl Hiob nicht wusste, warum er leiden musste, hörte er nicht auf, Gott auch in seinem Leid zu vertrauen und Ihn anzubeten, wie er es in erfolgreichen und glücklichen Tagen getan hatte (1,21; 2,10). Voller Bewunderung berichtet der Verfasser, „Trotz aller Schmerzen versündigte Hiob sich nicht. Er sagte kein Wort gegen Gott“ (2,10b; GNB). Er blieb auch unter schwierigsten Umständen treu.

Anfangs reagieren Hiobs Freunde richtig: „Keiner sagte ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass sein Leid zu groß war für Worte“ (2,13). Im Angesicht großen Leids sind Erklärungsversuche eher kontraproduktiv. Gewöhnlich ist das Beste, was du in so einer Situation tun kannst, den Freund in den Arm zu nehmen und mit „den Weinenden zu weinen“ (Römer 8,15; LUT); dich soweit möglich mit seinem Leid zu eins zu machen.

Am Ende schenkte Gott Hiob seinen Wohlstand wieder; Er gab ihm alles in doppeltem Maß zurück. Wir wissen heute, dass Gott durch Jesus die ganze Ewigkeit hat, alles Leid und Unrecht in unserem Leben wieder gut zu machen.

Gebet

Herr, bitte hilf mir im Angesicht von Leid, Mitgefühl zu zeigen und mit den Weinenden zu weinen.

Pippa fügt hinzu

Psalm 16,7

„Sogar in der Nacht werde ich an seinen Rat erinnert.“

Mir geht nachts Vieles durch den Kopf – meistens sind es Sorgen. Indem wir sie in Gebete umwandeln, kann Gott zu uns reden, uns sagen, was wir tun sollen; dann kann auch der Körper „sicher ruhen“ (16,9).

Thought for the Day

„Jedermann hält Vergebung für einen schönen Gedanken - bis er selbst einem anderen vergeben soll.“ – C.S. Lewis

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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