Tag 27

Auf dem Weg bleiben

Weisheit Psalm 17,3–5
Neues Testament Matthäus 19,1–6
Altes Testament Hiob 4,1+3-4

Einführung

Meine Frau Pippa und ich gehen gerne Spazieren. Vor nicht allzu langer Zeit machten wir einen längeren Spaziergang in den South Downs an der Küste im Süden Englands. Wir haben beide keinen besonders guten Orientierungssinn, und wir hatten vergessen, eine Karte mitzunehmen. So kamen wir vom Weg ab und landeten schließlich auf einem Bauernhof.

Es war an einem der kürzesten Tage des Jahres, und es begann langsam zu dämmern. Der einzige Weg zurück zum Auto schien direkt über eine Kuhweide zu führen. Als wir uns näherten, kamen einige der Vierbeiner neugierig näher und versperrten uns den Weg, andere liefen verängstigt davon und rannten panisch über die Weide.

Wir sahen uns schon von einer Herde panischer Kühe zur Strecke gebracht und entschieden uns für einen schnellen Rückzug quer an einem steilen, unwegsamen, rutschigen Hang entlang. Unser Spaziergang dauerte für Pippa schon viel länger, als ihr lieb war; die Dunkelheit brach über uns herein, und weit und breit war kein Weg in Sicht. Es sah nicht gut aus.

Zum Glück fanden wir schließlich einen Weg, der uns zum Parkplatz zurückführte. Was für eine Erleichterung! Für zukünftige Ausflüge haben wir uns vorgenommen, definitiv eine Karte mitzunehmen und auf dem Weg zu bleiben. Der Erholungswert ist deutlich größer, außerdem können wir uns dann besser unterhalten, und für unsere Ehe insgesamt ist es auch zuträglicher!

Die Bibel verwendet das Bild von Gottes Wegen, die zum Leben führen, häufig.

Weisheit

Psalm 17,3–5

3 Du durchschaust alles, was in mir vorgeht,
  du durchforschst mich auch in der Nacht.
  Du prüfst mich, aber du findest nichts, was du tadeln müsstest.
  Ich habe mir vorgenommen, mich nicht einmal zu
  bösen Worten hinreißen zu lassen!
4 Dein Wort war mein einziger Maßstab
  – auch dann, wenn andere nicht danach lebten.
  Von gewalttätigen Menschen hielt ich mich fern.
5 Bei jedem Schritt habe ich deine Ordnungen befolgt,
  nie bin ich davon abgewichen.

Kommentar

Nimm dir vor, auf Gottes Wegen zu bleiben

David schreibt, „Ich habe mich an deinen Weg gehalten und bin nicht davon abgewichen“ (17,5). Das hebräische Wort für „Wege“ bedeutet wörtlich „Radspuren“. David ist fest entschlossen, auf Gottes Wegen zu bleiben. Damit das gelingt, musst du auf Folgendes achten:

1.\tDein Herz (über was du nachdenkst)
„In der Nacht hast du meine Gedanken geprüft und mein Herz auf die Probe gestellt. Du hast mich angesehen und nichts Falsches an mir gefunden“ (17,3a).

2.\tDeine Worte (was du sagst)
„Ich habe mir vorgenommen, mit meinen Worten nicht zu sündigen“ (17,3c).

3.\tDeine Füße (wohin du gehst)
„Ich … bin nicht davon abgewichen“ (17,5b).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, auf Deinen Wegen zu bleiben. Lass meine Schritte nicht gleiten. Hilf mir, Tag und Nacht auf meine Gedanken zu achten. Lass mich nicht schuldig werden an Dir durch das, was ich sage oder tue.

Neues Testament

Matthäus 19,1–6

1 Nachdem Jesus das alles gesagt hatte, verließ er Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa östlich des Jordan. 2 Eine große Menschenmenge folgte ihm dorthin, und er heilte ihre Kranken. 3 Da kamen einige Pharisäer zu Jesus, weil sie ihm eine Falle stellen wollten. Sie fragten ihn: »Darf sich ein Mann von seiner Frau aus jedem beliebigen Grund scheiden lassen?« 4 Jesus antwortete: »Habt ihr denn nicht gelesen, was in der Heiligen Schrift steht? Da heißt es doch, dass Gott am Anfang die Menschen als Mann und Frau schuf 5 und sagte: ›Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.‹ 6 Sie sind also eins und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen. Und was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.«

Kommentar

Bleib mit deinen Beziehungen auf Gottes Wegen

Was Jesus über Beziehungen lehrt, ist sowohl für dein eigenes Leben als auch für die Gesellschaft enorm wichtig. In diesem Abschnitt skizziert Er Gottes Wege für die Familie.

1.\tDie Bedeutung der Ehe
Die Pharisäer befragten Jesus über die Scheidung. In Seiner Antwort spricht Er aber von der Ehe. Er geht zurück zum Schöpfungsbericht und zitiert 1. Mose 2,24, „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden "ein" Fleisch sein“ (19,5; LUT). Dieser Vers aus 1. Mose wird als Vorlage für die Ehe schlechthin betrachtet – nicht nur im Alten Testament und von Paulus (Epheser 5,31), sondern auch von Jesus selbst.

Zur Ehe gehört das öffentliche Verlassen der Eltern – ein lebenslanges Bekenntnis zu deinem Ehepartner, der fortan wichtiger für dich ist, als selbst deine Beziehung zu den Eltern. Ehe bedeutet auch, dass du zu „einer Einheit“ mit seinem Partner wirst. Das hebräische Wort hier bedeutet wörtlich „zusammengeklebt“ – und das nicht nur körperlich und biologisch, sondern auch auf emotionaler, psychologischer, sozialer und geistlicher Ebene. Das ist die christliche Vorstellung der „ein-Fleisch-Verbindung“. Die biblische Lehre über die Ehe ist das Aufregendste und Positivste, das es überhaupt gibt. Es ist auch die romantischste Vorstellung, denn sie entfaltet Gottes perfekten Plan.

2.\tDie Möglichkeit der Ehescheidung
Die Pharisäer beharren auf einer Antwort auf ihre Frage nach der Ehescheidung und führen Moses Gebot an (19,7). Jesus erwidert, „Mose erlaubte die Ehescheidung, weil eure Herzen hart sind“ (19,8), und prangert die Männer an, die, in einer Gesellschaft, in der Frauen viel weniger Rechte hatten, diese Konzession dazu nutzten, ihre Frauen zu verlassen.

Moses Ermöglichung der Scheidung erinnert uns an Gottes Gnade und Barmherzigkeit in Situationen, in denen wir Sein Ideal verfehlen. Aber Jesus sagt, dass Ehescheidung nie ideal ist.

Viele, die den Schmerz einer gescheiterten Ehe kennen, werden sich mit Hiobs Beschreibung seines Leids identifizieren können. Wir müssen alles daransetzen, Ehen zu schützen, unsere eigene und die der anderen. Deshalb lege ich allen Paaren in unserer Gemeinde den Ehe-Kurs ans Herz. Außerdem müssen wir alles tun, die Geschiedenen zu trösten und ihnen nicht die Schuld dafür zu geben, wie Elifas.

3.\tBerufung zur Ehelosigkeit
Jesus erwähnt drei Arten der Ehelosigkeit. Erstens, „manche werden unfähig zur Ehe geboren“ (19,12a). Zweitens die unfreiwillige Ehelosigkeit – „andere werden von Menschen dazu unfähig gemacht“ (19,12b). Und drittens gibt es die freiwillige Ehelosigkeit – „andere haben sich dafür entschieden, um des Himmelreiches willen nicht zu heiraten (19,12c). Ehelosigkeit kann ein vorübergehender oder dauerhafter Zustand sein, aber im Neuen Testament wird sie nie nur als zweitbeste Lösung betrachtet. Sowohl die Ehe als auch die Ehelosigkeit sind angesehene Berufungen im Neuen Testament, die beide ihre Vor- und Nachteile haben.

4.\tDer Vorrang der Kinder
Jesus hatte eine für viele Seiner Mitmenschen herausfordernde Einstellung zu Kindern. In den Gesellschaften der Antike wurden Kinder häufig am Rande der Gesellschaft gehalten – eine alte britische Redensart beschreibt das treffend: Kinder sollen „gesehen aber nicht gehört“ werden.

Gottes Wege aber sind anders. Jesus legt den kleinen Kindern Seine Hände auf und betet für sie (19,13a). Als die Jünger meinen, die Kinder würden Jesus ablenken, antwortet Er ihnen, „Lasst die Kinder zu mir kommen. Haltet sie nicht zurück! Denn das Himmelreich gehört ihnen“ (19,14). Damit demonstriert Er die wichtige Rolle, die Kinder in unserem Leben spielen sollten.

Für uns Eltern ist es wichtig, unsere Kinder nicht als Ablenkung von unserer Arbeit oder unserem Dienst zu sehen. Als Gemeinde müssen wir erkennen, dass wir den Kinder und Jugendlichen Vorrang bei der Vergabe der Mittel und Räumlichkeiten geben müssen, denn das Himmelreich gehört ihnen ebenso wie den Älteren. Sie sind nicht nur die Zukunft der Kirche, sie sind die Kirche.

Gebet

Herr, bitte hilf uns, dass wir weder in unserem eigenen Leben noch als Teil der Gesellschaft von Deinen Wegen für die Familie abkommen. Bitte segne alle, die sich für starke Familien engagieren.

Altes Testament

Hiob 4,1+3-4

1 Elifas aus Teman versuchte als Erster, Hiob eine Antwort zu geben.

3 Du selbst hast zahllose Menschen gelehrt,
  auf Gott zu vertrauen.
  Kraftlose Hände hast du wieder gestärkt.
4 War jemand mutlos und ohne Halt,
  du hast ihn wieder aufgerichtet
  und ihm neuen Lebensmut gegeben.

Kommentar

Hilf anderen, auf Gottes Wegen zu bleiben

Ich bin meinen Freunden unheimlich dankbar, die mir helfen, auf dem Weg zu bleiben. Aber manchmal verstehen oder deuten selbst unsere Freunde etwas falsch. Heute wird der Unterschied deutlich zwischen Hiob, der anderen geholfen hat, auf Gottes Wegen zu bleiben (4,3-4) und Elifas, der ihm keine große Hilfe war (6,21; GNB).

Manchmal werde ich gefragt, ob jedes Wort, das in der Bibel steht, wahr ist. Meine Antwort lautet dann: „Ja, aber wie jedes andere Buch auch, muss man es interpretieren.“ Eine Faustregel für die Auslegung ist, dass wir im Kontext deuten müssen.

Wir müssen Elifas‘ Rede vor dem Hintergrund lesen, dass Gott am Ende des Buches zu Elifas aus Teman sagt, „Ich bin zornig auf dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht richtig von mir gesprochen, im Gegensatz zu meinem Diener Hiob“ (42,7). Was wir also in diesem Abschnitt lesen, ist nicht alles wahr. Die Antwort von Hiobs Freunden auf die Frage nach dem Leid, ist viel zu vereinfacht. Ihre Einschätzung ist an vielen Stellen naiv, fromm und unrealistisch.

Hiob dagegen ist in seinem Schmerz, den schlaflosen Nächten, Trauer und Leid realistisch und aufrichtig. Sein Leid ist nicht Folge eigener Schuld, wie Elifas und seine Freunde behaupten. Mit Recht fragt Hiob, „Sagt mir, was ich falsch gemacht habe“ (6,24). Der Heilige Geist wird uns immer einer konkreten Schuld überführen; Hiobs Freunde aber sagen de facto zu ihm, „Du musst Schuld auf dich geladen haben, so wie du jetzt leiden musst.“ Wer leidet, hat sein Leid nicht zwingend selbst verschuldet. Wenn es aber der Fall ist, dann wird Gott uns diese bestimmte Schuld zeigen.

Der Rat, den Elifas und seine Freunde geben, ist eine Mischung aus Wahrheit und Unwahrheit, und genau so muss ihr Reden auch interpretiert werden. Eine Sache, die Elifas sagt und die wohl wahr ist, ist, dass Hiob ein Mann war, der anderen half, auf Gottes Wegen zu gehen: „Du hast doch viele Menschen unterwiesen und schlaff gewordene Hände stark gemacht. Wenn jemand strauchelte, du halfst ihm auf, den weichen Knien gabst du Halt und Kraft“ (4,3-4).

Deine Aufgabe ist es nicht nur, selbst auf Gottes Wegen zu bleiben, sondern auch, durch dein Reden und Tun, anderen dabei zu helfen.

Gebet

Herr, ich danke Dir für alle meine Freunde, die mir helfen, auf Deinen Wegen zu bleiben. Hilf mir, Menschen in ihrem Leid echten Trost zu schenken und denen eine Stütze zu sein, die ins Straucheln geraten sind. Hilf uns, uns gegenseitig zu helfen, auf Deinen Wegen zu bleiben.

Pippa fügt hinzu

Psalm 17,1–5

Die Worte des Psalmisten beeindrucken mich sehr, „Nichts Böses wird jemals über meine Lippen kommen!“ (17,3c). Dazu müssen wir jedes einzelne Wort sorgfältig abwägen. Auch wenn wir offiziell „nicht im Dienst” sind, haben unsere Worte trotzdem Bedeutung und Wirkung.

Thought for the Day

Die biblische Lehre über die Ehe ist das Aufregendste und Positivste, das es überhaupt gibt. Es ist auch die romantischste Vorstellung.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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