Wie man betet
Einführung
Gebet ist das wichtigste, was du im Leben tun kannst. Es vertieft deine Beziehung zu deinem Vater im Himmel. Wenn man jemanden liebt, ist es völlig normal, dass man Zeit mit dieser Person verbringen, mit ihr reden möchte. Wie in jeder Beziehung kann dabei die Kommunikation ganz unterschiedlich aussehen.
Lancelot Andrewes (1555-1626), ein großer Theologe und Prediger seiner Zeit, entwarf in seinen Privaten Andachten zwei Listen:
Die erste Liste zählt auf, wann in der Bibel gebetet wird:
„Immer… Ohne Unterlass… Zu jeder Zeit… Dreimal am Tag… Abends und morgens und mittags… Siebenmal täglich… Am frühen Morgen, vor Tagesanbruch… Bei Tagesanbruch… In der dritten Stunde… Um die sechste Stunde… Die Stunde des Gebets, die neunte… Am Abend… Um Mitternacht…“
Die zweite, wo die Bibel berichtet, dass gebetet wird:
„In der Versammlung … und in der Gemeinde… In deinem Kämmerlein… Im Obersaal… Auf dem Dach… Im Tempel… Am Ufer… Im Garten… Auf ihrem Lager… Überall…“
Dem Wo, Wann und Wie des Betens sind keine Grenzen gesetzt.
Psalm 119,50+54–55
50 Denn immer, wenn ich in Not geriet,
hat deine Zusage mich getröstet und belebt.
54 Ich aber werde deine Ordnungen besingen,
solange ich ein Gast auf dieser Erde bin.
55 HERR, sogar in der Nacht denke ich an dich,
und deine Gebote will ich gern befolgen.
Kommentar
Gottes Wort, Liede und Gebet in der Nacht
Gebet ist Gespräch in beide Richtungen. Zum Gebet gehört sowohl das auf Gott Hören, als auch das zu Ihm sprechen. In der heutigen Zeit hören wir Gott in erster Linie durch Sein Wort, die Bibel, zu uns reden. Jesus ist das Wort Gottes (Johannes 1,1) und die Bibel handelt von Ihm. Wenn du in der Bibel liest, bete, dass Gott durch sie zu dir spricht.
Sein Reden wird dir inmitten all deiner Probleme „Hoffnung“ geben (119,49): „Dein Versprechen schenkt mir neuen Lebensmut, es tröstet mich in allem Kummer“ (119,50). In Seinem Wort findest du Trost (119,52).
Sein Wort lässt uns Ihn auch anbeten: „solange ich lebe, werde ich deine Ordnungen besingen“ (54b; Hfa). Viele der schönsten Choräle und Anbetungslieder sind vom Wort Gottes inspiriert.
Du musst deine Gebete auch nicht auf den Tag beschränken. „Mein Denken kreist in jeder Nacht um dich“ (55a; GNB). Das ist die beste Antwort und möglicherweise die beste Medizin gegen Schlaflosigkeit!
Gebet
Herr, bitte sprich heute durch Dein Wort zu mir; schenke mir Hoffnung und Trost. Und Herr, hilf mir beten.
1. Timotheus 2,1–6
1 Am wichtigsten ist, dass die Gemeinde beständig im Gebet bleibt. Betet für alle Menschen; bringt eure Bitten, Wünsche, eure Anliegen und euren Dank für sie vor Gott. 2 Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber. 3 So soll es sein, und so gefällt es Gott, unserem Retter. 4 Denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen. 5 Es gibt nur einen einzigen Gott und nur einen Einzigen, der zwischen Gott und den Menschen vermittelt und Frieden schafft. Das ist der Mensch Jesus Christus. 6 Er hat sein Leben als Lösegeld hingegeben, um uns alle aus der Gewalt des Bösen zu befreien. Diese Botschaft soll nun verkündet werden, denn die Zeit, die Gott festgelegt hat, ist gekommen.
Kommentar
Bitte, Gebet, Fürbitte, Danksagung und erhobene Hände
Was ist deine höchste Priorität? Paulus schreibt, „Am wichtigsten ist, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten. Betet für alle Menschen; bringt eure Bitten, Wünsche, eure Anliegen und euren Dank für sie vor Gott“ (2,1; Hfa).
Beklagst du dich schon mal über deine Regierung oder über Politiker? Wenn du dir eine gute Regierung wünschst, musst du dafür beten. Paulus priorisierte Gebet „für die Herrschenden und andere Menschen in führender Stellung .., damit wir in Ruhe und Frieden so leben können, wie es Gott gefällt und anständig ist“ (2,2).
Wenn du in einem Land mit einer relativ stabilen Regierung lebst, danke Gott und bete weiter für Stabilität. In weiten Teilen der Erde leiden die Menschen unter schwachen Regierungen oder Willkür. Die Wahrung des Rechtes stand bei Paulus ganz oben auf der Gebetsliste.
Unter einer guten und friedliebenden Regierung mag es leichter sein, das Evangelium zu predigen, damit möglichst viele Menschen es hören. „Das ist gut und macht Gott, unserem Erlöser, Freude. Er möchte, dass jeder gerettet wird und die Wahrheit erkennt“ (2,3-4). Gott liebt jeden einzelnen Menschen. Keiner ist von vornherein verloren. Gott will, dass jeder gerettet wird.
Denn Jesus ist für alle gestorben. „Er gab sein Leben, um alle Menschen freizukaufen“ (6a). Das fasst Jesu Werk wunderbar zusammen. Wegen Seiner Mittlerrolle und des Lösegeldes, das Er bezahlt hat, ist es jedem möglich, in einer engen Beziehung mit dem Vater zu leben.
Bete „für alle Menschen“ (1a) – deine Familie, Freunde, Nachbarn und für jeden, den dir der Heilige Geist aufs Herz legt.
Eine interessante Bemerkung am Rande: „wenn sie beten, [sollen sie] ihre Hände rein zu Gott erheben“ (2,8). Für Christen und Juden war es selbstverständlich, ihre Hände zum Gebet zu erheben (2,8).
Das war die ursprüngliche Gebetshaltung. Ich scherze gern, wenn alle in einer Gemeinde ihre Hände im Gebet heben, dass es sich um eine traditionelle Gemeinde handele, die alte Anbetungsformen praktiziere. Wenn alle ihre Hände am Körper halten, ist das genauso in Ordnung, aber die eigentlich „neue“ Gebetshaltung.
Am Ende unseres heutigen Abschnitts kommen wir an eine schwierige Stelle (9-15). Viele Auslegungen dieser Verse passen nicht wirklich zum Rest des Neuen Testaments, wo deutlich wird, dass auch Frauen Führungsrollen in den Gemeinden übernahmen. Paulus spricht von Frauen als Aposteln und Diakonen (Römer 16). Er erwartet, dass sie in der Gemeinde beten und prophetisch reden (1. Korinther 11).
Paulus schreibt auch, dass Christus Uneinigkeit und Vorurteile zwischen den Geschlechtern aufgehoben hat: „Nun gibt es nicht mehr … Männer oder Frauen“ (Galater 3,28). Wir lesen von Maria, die zu Jesu Füßen saß, während Er lehrte. Das heißt, sie war unter den Männern, die zu Aposteln ausgebildet wurden (Lukas 10,38-42).
Paulus dringt darauf, dass es Frauen als Christen gestattet sein muss zu lernen und zu studieren (2,11). Damit sie das tun können, sollen sie sich in Zurückhaltung üben und nicht die Abläufe bestimmen. Das Wort, das hier mit „herrschen“ übersetzt wurde (authentein), beschreibt an anderen Stellen aggressive und gebieterische Führungsstile. Daher bezieht sich Paulus möglicherweise unmittelbar auf eine konkrete Situation in dieser Gemeinde und macht keine allgemeine Aussage über Frauen in Leitung.
Die The Message Bible übersetzt, „Ich möchte, dass Frauen mit den Männern demütig vor Gott kommen … etwas Wunderbares für Gott tun und dabei selbst immer schöner werden“ (2,9-10).
Gebet
Herr, ich will heute besonders für „die Herrschenden und andere Menschen in leitenden Positionen beten“; dass Recht gesprochen wird, „damit wir in Ruhe und Frieden so leben können, wie es [Dir] gefällt“ (2,2).
Jeremia 35,12–15 und 37,1-3
12 Da empfing ich eine Botschaft vom HERRN: 13 »So spricht der HERR, der allmächtige Gott Israels: Geh zu den Bewohnern von Juda und Jerusalem und richte ihnen aus: Warum lasst ihr euch nichts sagen? Warum missachtet ihr meine Gebote?
14 Jonadab, der Sohn von Rechab, befahl seinen Nachkommen, keinen Wein zu trinken, und sie gehorchten ihm. Bis heute halten sich die Rechabiter daran. Ich aber kann mit euch reden, sooft ich will, und ihr stellt euch taub.
15 Immer wieder habe ich meine Boten, die Propheten, zu euch gesandt und euch durch sie aufgefordert: ›Kehrt um von euren falschen Wegen! Jeder von euch soll sein Leben von Grund auf ändern! Lauft nicht anderen Göttern nach, dient ihnen nicht! Nur dann lasse ich euch weiter in diesem Land wohnen, das ich euch und euren Vorfahren gegeben habe.‹ Doch ihr habt mir keine Beachtung geschenkt und euch nicht nach meinen Geboten gerichtet.
1 König Nebukadnezar von Babylonien setzte Zedekia, den Sohn von Josia, als König über Juda ein. Er trat an die Stelle von Jojachin, der ein Sohn von Jojakim war. 2 Doch Zedekia, seine obersten Beamten und das Volk hörten nicht auf das, was der HERR ihnen durch den Propheten Jeremia sagte.
3 Eines Tages schickte Zedekia Juchal, den Sohn von Schelemja, und den Priester Zefanja, den Sohn von Maaseja, zu Jeremia mit der Bitte: »Bete für uns zum HERRN, unserem Gott!«
Kommentar
Auf Gott hören, für andere beten
Frustriert es dich auch manchmal, dass so viele Menschen offenbar nicht daran interessiert sind, auf Gottes Reden zu hören und danach zu handeln?
Gott sprach mit Jeremia. Laut Jeremia begann Gott „von der Zeit Josias an” (36,2; LUT) mit ihm zu reden. Jeremia wiederum diktierte Baruch „alle Weissagungen, die der Herr ihm gegeben hatte“ (36,4).
Immer wieder „gab der Herr Jeremia folgende Botschaft“ (z.B. 35,1.12; 36,1.27; 37,6). Jeremia hörte Gott wahrscheinlich, während er betete.
Jeremia ermahnte das Volk, auf Gott zu hören. Gott sprach „immer wieder“ zu ihnen (35,14), aber „sie hörten nicht, sooft ich zu ihnen redete“ (35,17; GNB).
Ungeachtet der Tatsache, dass der Herr durch Seinen Propheten Jeremia redete, weigerte sich König Jojakim auf die Warnungen seiner Berater zu hören (36,25). Jeremia hatte Gottes Worte feinsäuberlich mit Tinte auf eine Schriftrolle aufschreiben lassen. Aber Jojakim, der vor dem Kamin saß und sich wärmte, zerriss die Schriftrolle und verbrannte sie (36,23).
Jeremia muss am Boden zerstört gewesen sein, als er hörte, was der König damit gemacht hatte. Gott trägt Jeremia auf, „Nimm noch einmal eine Rolle. Schreib auf sie genau die gleichen Worte“ (36,28a). Er ließ sich von persönlicher Ablehnung nicht entmutigen. Wie Jeremia müssen wir bereit sein weiterzumachen. Wenn unsere Botschaft abgelehnt wird, müssen wir alles „noch einmal…“ machen.
Die Katastrophe trat ein, „denn niemand von euch wollte auf mich hören“ (36,31; GNB). Als Zedekia König wurde, „hörten seine Minister und die Menschen, die im Land geblieben waren, [auch] nicht auf das, was der Herr ihnen durch den Propheten Jeremia sagte“ (37,2). Sie misshandelten ihn und verwarfen seine Botschaften. Trotz ihrer Weigerung, auf Jeremia zu hören, erkannten sie aber die Kraft seiner Gebete. König Zedekia schickte ihm eine Nachricht, „Bete für uns zum Herrn, unserem Gott“ (37,3).
Später wurde Jeremia festgenommen, ausgepeitscht und „für lange Zeit in ein unterirdisches Verlies, eine ehemalige Zisterne, gesperrt“ (37,14-16). Als er von seiner streng bewachten Zelle vor den König gebracht und gefragt wurde, „Hast du eine neue Botschaft vom Herrn?“ (37,17), sprach er wieder mutig und furchtlos, obwohl er dem Willen des Königs ausgeliefert war.
Gebet
Herr, bitte hilf mir in meinen Gebetszeiten aufmerksam auf Dein Reden zu hören. Und lass mich Deine Worte mutig auszusprechen – unabhängig möglicher Konsequenzen.
Pippa fügt hinzu
Jeremia 37,15
„Diese waren ohnehin schon zornig auf Jeremia. Deshalb ließen sie ihn auspeitschen und setzten ihn im Haus des Schreibers Jonatan, das zu einem Gefängnis umgebaut worden war, gefangen.“
Jeremia hatte keinen leichten Job. Er sollte das jüdische Volk vor der bevorstehenden Zerstörung warnen. Das wollte aber keiner hören.
Es ist nicht leicht, gegen den Strom zu schwimmen. Jeremia ist uns ein ermutigendes Vorbild weiterzumachen, wenn es schwierig wird.
Thought for the Day
Gebet ist das wichtigste, was du im Leben tun kannst. Es vertieft deine Beziehung zu deinem Vater im Himmel.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“