Tag 11

„Herr, … lass es mir heute gelingen!“

Weisheit Psalm 8,1–10
Neues Testament Matthäus 9,14–38
Altes Testament 1. Mose 24,1–67

Einführung

Das Buch, Erfolgsrezepte. Greife nach den Sternen, wenn du wachsen willst, ist nur eines von vielen Büchern, die schnellen Erfolg versprechen. Der Untertitel spiegelt das heutige Verständnis unserer Gesellschaft wider: Dein Wille – Dein Weg – Dein Ziel.

Es liegt möglicherweise an den negativen Assoziationen, dass man sich in christlichen Kreisen manchmal scheut, das Wort „Erfolg” in den Mund zu nehmen, als sei es unanständig. In der Bibel aber ist „Erfolg“ keineswegs ein unanständiges Wort. Es taucht in Abwandlungen und sinnverwandt wenigstens fünf Mal in unsrem heutigen Abschnitt aus dem Alten Testaments (1. Mose 24,12.21.40.42.56) auf – und jedes Mal in positivem Kontext.

Erfolg ist Segen, den Gott schenkt (1. Mose 24,31.50). Erfolg ist etwas Gutes. Allerdings wird Erfolg neu definiert durch das Wirken Jesu und die Botschaft der Bibel.

Weisheit

Psalm 8,1–10

Ein Lied von David, zum Spiel auf der Gittit.

2 HERR, unser Herrscher!
 Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider,

der Himmel ist Zeichen
 deiner Hoheit und Macht.
3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge
 lässt du dein Lob erklingen.
 Es ist stärker als das Fluchen deiner Feinde.
 Erlahmen muss da ihre Rachsucht,
 beschämt müssen sie verstummen.
4 Ich blicke zum Himmel und sehe,
 was deine Hände geschaffen haben:
den Mond und die Sterne –
 allen hast du ihren Platz zugewiesen.
5 Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst?
 Wie klein und unbedeutend ist er,
 und doch kümmerst du dich um ihn.

6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als die Engel,
 ja, mit Ruhm und Ehre hast du ihn gekrönt.
7 Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen.
 Alles hast du ihm zu Füßen gelegt:
8 die Schafe und Rinder,
 die wilden Tiere,
9 die Vögel am Himmel,
 die Fische im Wasser
 und alles, was die Meere durchzieht.

10 HERR, unser Herrscher!
 Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider.

Kommentar

Lobpreise Gott für Seine Schöpfung

In unserer Galaxie gibt es hundert Milliarden Sterne wie unsere Sonne. Wenn wir Weite und Wunder des Universums betrachten, kann man sich leicht klein und unwichtig vorkommen.

David beginnt und beendet seinen Psalm, indem er Gott für Seine gelungene Schöpfung lobt und preist (8,2-3.10).

Während er so in den Nachthimmel schaut (und dabei vielleicht an die Zeit als Hirtenjunge denkt) sagt David, „Wenn ich den Himmel betrachte und das Werk deiner Hände sehe - den Mond und die Sterne, die du an ihren Platz gestellt hast - wie klein und unbedeutend ist da der Mensch und doch denkst du an ihn und sorgst für ihn!“ (8,4-5).

David staunt darüber, dass der Mensch die Krönung der göttlichen Schöpfung – ein Meisterwerk – nach Seinem Bild geschaffen ist. Gott liebt dich nicht nur und kümmert Sich um dich (8,5), sondern Er hat dich mit außerordentlichen Privilegien ausgestattet. „Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände gemacht; alles hast du unter seine Füße gelegt“ (8,6-7).

Uns wurde alles anvertraut, das Gott geschaffen hat. In diesem Wissen sollten sich Christen an vorderster Front für den Schutz und die Erhaltung von Gottes herrlicher Schöpfung engagieren.

Natürlich ist Gottes ursprünglicher Plan, dass wir über die Schöpfung herrschen, verdreht worden. Im Neuen Testament sehen wir, dass sich diese beiden Verse unmittelbar auf Jesus beziehen (Hebräer 2,8). Durch Christus wurde der Plan aber wieder möglich (Epheser 1,19-23; 2,5-6). Eines Tages wird er vollendet werden, und wir werden sehen, wie Christus alle Feinde unter Seinen Füßen hat (1. Korinther 15,24-26).

Gebet

Herr, ich sehe die Schönheit und Weite Deiner Schöpfung und rufe aus, „Herr, unser Herrscher, herrlich ist dein Name auf der Erde!“ (8,10).

Neues Testament

Matthäus 9,14–38

Neue Formen für das neue Leben

14 An einem anderen Tag kamen die Jünger des Johannes zu Jesus und erkundigten sich: »Wir und auch die Pharisäer fasten regelmäßig. Warum tun deine Jünger das eigentlich nicht?«

15 Jesus fragte: »Sollen die Hochzeitsgäste denn traurig sein und fasten, solange der Bräutigam noch bei ihnen ist? Die Zeit kommt früh genug, dass der Bräutigam ihnen genommen wird. Dann werden sie fasten.

16 Niemand flickt ein altes Kleid mit einem neuen Stück Stoff. Der alte Stoff würde an der Flickstelle doch wieder reißen, und das Loch würde nur noch größer. 17 Ebenso füllt niemand jungen, gärenden Wein in alte, brüchige Schläuche. Sonst platzen sie. Dann läuft der Wein aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche! Nur so bleibt beides erhalten.«

Macht über Krankheit und Tod

18 Als Jesus noch mit ihnen redete, kam ein Vorsteher der jüdischen Gemeinde zu ihm, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Meine Tochter ist gerade gestorben. Aber komm doch und leg deine Hände auf sie! Dann wird sie wieder lebendig.« 19 Jesus stand auf und folgte dem Mann zu seinem Haus. Die Jünger gingen ebenfalls mit.

20 Unterwegs berührte eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt, von hinten heimlich ein Stück seines Gewandes. 21 Denn sie dachte: »Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren kann, werde ich bestimmt gesund.«

22 Jesus drehte sich um, sah sie an und sagte: »Du kannst unbesorgt sein, meine Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt.« Im selben Augenblick war die Frau gesund.

23 Schließlich kam Jesus zum Haus des Vorstehers. Als er die Trauermusik hörte und die vielen aufgeregten Leute sah, 24 sagte er: »Geht alle hinaus! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur.« Da lachten sie ihn aus. 25 Als die Leute endlich hinausgetrieben waren, trat Jesus in das Zimmer des Mädchens und nahm die Hand des Kindes. Da stand das Mädchen auf und war gesund. 26 Die Nachricht davon verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Gegend.

Blinde sehen

27 Als Jesus weiterging, liefen ihm zwei Blinde nach und schrien: »Du Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!«

28 Sie folgten ihm bis in das Haus, in dem er wohnte. Jesus fragte sie: »Glaubt ihr denn, dass ich euch helfen kann?«

»Ja, Herr!«, antworteten sie.

29 Da berührte er ihre Augen und sagte: »Was ihr mir zutraut, das soll geschehen!« 30 Sofort konnten sie sehen. Jesus aber befahl ihnen nachdrücklich: »Niemand darf von eurer Heilung erfahren!« 31 Trotzdem gingen sie los und erzählten in der ganzen Gegend von Jesus.

Jesus heilt: Der Widerstand wächst

32 Als die beiden gegangen waren, brachte man einen Stummen zu ihm, der von einem bösen Geist beherrscht wurde. 33 Jesus trieb diesen Dämon aus, und sofort konnte der Mann reden. Darüber wunderten sich die Leute sehr und riefen: »So etwas haben wir in Israel noch nie erlebt!«

34 Aber die Pharisäer redeten auf sie ein: »Er hat seine Macht vom Obersten aller Dämonen bekommen, nur darum kann er die Menschen von Dämonen befreien.«

Jesus hat Mitleid mit den Menschen

35 Danach zog Jesus durch alle Städte und Dörfer in dieser Gegend. Er lehrte in den Synagogen und verkündete überall im Land die rettende Botschaft von Gottes Reich. Wohin er auch kam, heilte er die Kranken und Leidenden. 36 Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben. 37 »Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter«, sagte Jesus zu seinen Jüngern. 38 »Darum bittet den Herrn, dass er noch mehr Arbeiter aussendet, die seine Ernte einbringen.«

Kommentar

Strebe nach der Art Erfolg, wie Jesus ihn vorgelebt hat

Jesus definiert Erfolg neu. Wenn du wissen willst, was echter Erfolg ist, musst du das Vorbild betrachten, dass Jesus gibt – Seine Vision, Sein Leben und Seine Lehre. Es ist nicht das, was allgemein als Erfolg oder erfolgreich angesehen wird.

Auch Jesus wurde sowohl bewundert als auch gehasst. Erfolg geht nicht zwangsläufig mit Beliebtheit einher. Einige bewunderten Ihn: „So etwas ist in Israel noch niemals geschehen“ (9,33). Andere hassten Ihn: „Die Pharisäer aber meinten: „Er kann nur deshalb Dämonen austreiben, weil er seine Macht vom Obersten der Dämonen bekommen hat““ (9,34).

Wenn du Jesus nachfolgst, wirst du vielleicht ebenfalls sowohl bewundert als auch gehasst. William Wilberforce galt seinerzeit als angesehenster und meist gehasster Mann Englands wegen seines Engagements für die Abschaffung der Sklaverei.

Die Kapitel 5-9 des Matthäusevangeliums beschreiben den erfolgreichen Dienst Jesu. Der Abschnitt endet mit einer kurzen Zusammenfassung: „Jesus zog durch die Städte und Dörfer der Umgebung. Er lehrte in den Synagogen und verkündete die Botschaft vom Reich Gottes. Und überall, wo er hinkam, heilte er Menschen von ihren Krankheiten und Leiden“ (9,35).

Jesus läutete das Reich Gottes mit Wort und Tat ein. Durch Ihn wurde Gottes Gegenwart im Leben Seiner Mitmenschen real. So sieht Erfolg à la Jesus aus. Nach dieser Art Erfolg sollen wir streben.

Für Jesus-artigen Erfolg musst du dir, wie die zwölf Jünger, Jesus zum Vorbild nehmen und dir Seine Vision zu eigen machen:

1.\tDie Not ist groß
Jesus erkannte, dass „sie große Sorgen hatten und nicht wussten, wen sie um Hilfe bitten konnten. Sie waren wie Schafe ohne Hirten“ (9,36). Heutzutage gibt es Millionen von Menschen, die Jesus nicht kennen und seelisch verloren sind. Darüber hinaus sehen wir, wie Millionen unter Hunger oder eigentlich heilbaren Krankheiten leiden, kein Dach über dem Kopf und keinen Zugang zu elementarster Bildung haben.

2.\tAus Liebe
Jesus hatte Mitleid (9,36). Das Wort, das hier steht, ist das stärkste Wort für Liebe, das es in der griechischen Sprache gibt (es ist abgeleitet von dem griechischen Wort für Darm). Es wird nur in Bezug auf Jesus verwendet. Man könnte sagen, „Ihm zogen sich die Eingeweide zusammen“ – es brach Ihm das Herz. Jesus scherte Sich nicht darum, was in der Welt als wichtig oder erfolgreich galt. Wir sehen hier, wie Er Menschen aus völlig unterschiedlichen Schichten hilft – dem „Vorsteher einer Synagoge“ (9,18) und einer Frau, die wegen ihrer Blutungen als unrein galt und weitgehend aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurde (9,20). Jesus hatte Mitleid mit beiden.

3.\tGebet ist der Schlüssel
Zu Seinen Jüngern sagte Jesus: „Betet zum Herrn und bittet ihn, mehr Arbeiter zu schicken, um die Ernte einzubringen“ (9,38). Bete, dass mehr Menschen in Jesu Nachfolge treten und bei der Ernte helfen.

4.\tDas Potential ist riesig
„Die Ernte ist groß“ (9,37), sagte Jesus. Wie Erfolg aussieht, hat Er uns vorgemacht – das Reich Gottes verkünden und zeigen, dass es angebrochen ist. Jetzt sind wir aufgerufen, Seinem Beispiel zu folgen – Seinen Auftrag zu dem unseren zu machen und damit den Wirkungsbereich zu vergrößern.

Gebet

Herr, wenn ich mich heute umschaue, dann sehe ich so viel Not, und es scheint an Arbeitern zu fehlen. Ich bete, dass Du mehr Arbeiter in die Ernte schickst, um die Welt zu verändern.

Altes Testament

1. Mose 24,1–67

Eine Frau für Isaak

1 Abraham war mittlerweile sehr alt geworden. Der HERR hatte sein Leben gesegnet und ihm in jeder Hinsicht Gutes getan. 2 Eines Tages sagte Abraham zu seinem Hausverwalter, der sein ältester Knecht war: »Als Zeichen des Schwures lege die Hand auf meinen Unterleib 3 und schwöre beim HERRN, dem Gott über Himmel und Erde, dass du meinen Sohn Isaak keine Kanaaniterin heiraten lässt! Er soll keine Frau aus dieser Gegend nehmen. 4 Geh in meine Heimat und such in meiner Verwandtschaft eine Frau für ihn aus!«

5 »Aber was ist, wenn die Frau nicht mitkommen will?«, fragte der Knecht. »Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus dem du damals weggezogen bist?«

6 »Auf keinen Fall!«, erwiderte Abraham. 7 »Denn der HERR, der Gott des Himmels, hat mir aufgetragen, meine Heimat und mein Elternhaus zu verlassen, und er hat mir versprochen, meinen Nachkommen dieses Land hier zu geben. Er wird seinen Engel vor dir herschicken und dafür sorgen, dass du eine Frau für meinen Sohn findest. 8 Wenn die Frau nicht mitkommen will, dann bist du nicht mehr an diesen Schwur gebunden. Niemals aber darfst du Isaak in meine Heimat zurückbringen!« 9 Da legte der Knecht seine Hand auf Abrahams Unterleib und schwor ihm, alles zu tun, was Abraham gesagt hatte.

10 Er belud zehn Kamele Abrahams mit wertvollen Geschenken und ritt nach Mesopotamien in die Stadt, in der die Familie von Abrahams Bruder Nahor lebte. 11 Als er ankam, hielt er an einem Brunnen kurz vor der Stadt und ließ dort die Kamele lagern. Es war gegen Abend – etwa die Zeit, in der die Frauen aus der Stadt kommen, um Wasser zu schöpfen.

12 »Ach, HERR, du Gott meines Herrn Abraham«, betete er, »sei gut zu meinem Herrn und erfülle seinen Wunsch! Bitte lass doch meinen Plan gelingen! 13 Ich stehe hier am Brunnen, und gleich kommen die Mädchen aus der Stadt, um Wasser zu holen. 14 Ich werde eine von ihnen fragen, ob sie mir zu trinken gibt. Wenn sie dann antwortet: ›Natürlich, trink nur; ich will auch deinen Kamelen Wasser geben!‹, dann bin ich überzeugt, dass sie es ist, die du für Isaak ausgesucht hast! So weiß ich, dass du den Wunsch meines Herrn erfüllt hast.«

15-16 Kaum hatte er das Gebet zu Ende gesprochen, da kam auch schon ein Mädchen aus der Stadt mit einem Wasserkrug auf der Schulter und füllte ihn am Brunnen. Es war Rebekka, die Tochter Betuëls und Enkelin Milkas, der Frau von Abrahams Bruder Nahor. Sie war sehr schön und unverheiratet; noch hatte kein Mann sie berührt. Als sie die Stufen am Brunnen wieder heraufstieg,

17 ging der Knecht rasch auf sie zu und bat sie um einen Schluck Wasser.

18 »Natürlich, Herr!«, antwortete sie, nahm sofort den Krug von der Schulter und gab ihm zu trinken.

19 Dann sagte sie: »Ich will auch deinen Kamelen Wasser geben, bis sie sich satt getrunken haben.« 20 Sie goss das Wasser aus ihrem Krug in die Tränkrinne, lief zum Brunnen und schöpfte so lange, bis alle Kamele genug hatten. 21 Schweigend stand der Knecht daneben und beobachtete sie. Er war gespannt, ob der HERR sein Gebet erhört hatte und seine Reise erfolgreich sein würde.

22 Als Rebekka die Kamele versorgt hatte, holte er für sie einen wertvollen goldenen Nasenring, der 6 Gramm wog, und zwei goldene Armreife zu je 120 Gramm aus seinem Gepäck. 23 »Bitte verrate mir doch: Wer ist dein Vater?«, fragte er. »Und habt ihr in eurem Haus noch Platz für uns zum Übernachten?«

24 »Mein Vater ist Betuël, seine Eltern heißen Milka und Nahor«, antwortete sie. 25 »Ja, wir haben genug Platz für euch, und Futter für eure Kamele ist auch vorhanden.«

26 Da warf sich der Knecht zu Boden und betete: 27 »Danke, HERR, du Gott meines Herrn Abraham, danke, dass du bis heute immer so gut zu ihm gewesen bist und all das einhältst, was du ihm versprochen hast! Nun hast du auch noch seinen Wunsch erfüllt und mich direkt zu den Verwandten meines Herrn geführt!«

28 Rebekka lief nach Hause zu ihrer Mutter und erzählte allen, was vorgefallen war. 29-30 Als ihr Bruder Laban den Ring und die Armreife an seiner Schwester sah und ihre Geschichte hörte, lief er sofort hinaus zum Brunnen. Der Knecht stand immer noch bei seinen Kamelen. 31 Laban rief ihm zu: »Du bist wirklich vom HERRN reich gesegnet! Warum stehst du noch hier draußen? Komm doch mit mir! In unserem Haus habe ich schon alles für dich vorbereitet. Auch für deine Kamele ist genug Platz!«

32 Da ging der Knecht mit. Man sattelte die Kamele ab und gab ihnen Stroh und Futter. Den Gästen wurde Wasser gebracht, damit sie sich die Füße waschen konnten. 33 Vor dem Abendessen aber sagte der Knecht: »Ich esse erst, wenn ich erzählt habe, warum ich hier bin!«

»Einverstanden«, sagte Laban, »erzähl!«

34 »Ich bin Abrahams Knecht«, stellte er sich ihnen vor. 35 »Der HERR hat meinen Herrn reich beschenkt. Er ist sehr wohlhabend geworden: Ihm gehören Schafe, Ziegen und Rinder, Kamele und Esel, dazu Silber und Gold und viele Diener und Mägde. 36 Seine Frau Sara bekam noch im hohen Alter einen Sohn. Dieser wird einmal den ganzen Besitz erben. 37 Nun will mein Herr, dass sein Sohn Isaak keine Kanaaniterin zur Frau nimmt aus dem Land, in dem er wohnt. Ich musste ihm schwören, dass ich das nicht zulassen werde. 38 Er hat mich hierhergeschickt, um stattdessen aus seiner Verwandtschaft eine Frau zu suchen.

39 ›Aber was ist, wenn sie nicht mitkommen will?‹, fragte ich ihn.

40 ›Mach dir keine Sorgen‹, antwortete er, ›denn Gott, der HERR, dem mein Leben gehört, wird dir seinen Engel vorausschicken, so dass dir alles gelingt. Du wirst eine Frau aus dem Haus meines Vaters finden. 41 Falls meine Familie ihr nicht erlaubt mitzukommen, dann – und nur dann – bist du von deinem Schwur entbunden!‹

42 Ja, und so kam ich heute zu eurem Brunnen vor der Stadt; dort betete ich: HERR, du Gott meines Herrn Abraham! Wenn du willst, dass ich meinen Auftrag erfolgreich ausführe, dann lass meinen Plan gelingen: 43 Ich warte hier am Brunnen. Gleich werden die Mädchen kommen, um Wasser zu schöpfen. Ich werde auf eine von ihnen zugehen und sie bitten, mir einen Schluck Wasser aus ihrem Krug zu geben. 44 Wenn sie dann antwortet: ›Natürlich – und auch deinen Kamelen will ich Wasser geben!‹, dann ist sie es, die du für den Sohn meines Herrn ausgesucht hast!

45 Kaum hatte ich dies Gebet gesprochen, da kam auch schon Rebekka mit einem Krug auf ihrer Schulter. Sie lief zum Brunnen hinunter und füllte den Krug mit Wasser. ›Bitte gib mir etwas zu trinken!‹, bat ich sie.

46 Sofort nahm sie den Krug von ihrer Schulter und sagte: ›Trink, mein Herr – und auch deinen Kamelen will ich Wasser geben!‹ Als sie damit fertig war,

47 fragte ich sie nach ihrem Vater.

›Mein Vater ist Betuël‹, antwortete sie, ›seine Eltern heißen Nahor und Milka!‹

Da schenkte ich ihr den goldenen Nasenring und legte ihr die Armreife an. 48 Ich warf mich zu Boden und lobte den Gott meines Herrn Abraham, weil er mich direkt zum Bruder meines Herrn gebracht hatte. Und jetzt bitte ich euch: Gebt eure Rebekka dem Sohn Abrahams zur Frau! 49 Wenn mein Herr euer Vertrauen und euer Wohlwollen gefunden hat, dann willigt in diese Heirat ein; wenn ihr aber nicht wollt, sagt es mir nur, dann werde ich weitersehen.«

50 Laban und Betuël antworteten: »Das hat der HERR so geführt. Es steht uns nicht zu, etwas dagegen zu sagen – wie er will, so soll es geschehen! 51 Hier hast du Rebekka, nimm sie mit nach Kanaan! Sie soll den Sohn deines Herrn heiraten, wie der HERR es bestimmt hat!«

52 Als der Knecht das hörte, warf er sich zu Boden und dankte dem HERRN. 53 Dann holte er aus den Satteltaschen die mitgebrachten Geschenke hervor. Rebekka gab er Silber- und Goldschmuck und schöne Kleider, und auch ihrem Bruder und ihrer Mutter überreichte er viele wertvolle Geschenke. 54 Danach begann das Abendessen. Als die Gäste gegessen und getrunken hatten, legten sie sich schlafen.

Am nächsten Morgen sagte der Knecht: »Ich möchte zurück zu meinem Herrn. Mit eurer Erlaubnis wollen wir schon heute aufbrechen.«

55 »So plötzlich trennen wir uns nicht gern von Rebekka, lass sie noch zehn Tage bei uns bleiben, dann kann sie mit dir kommen!«, baten ihr Bruder und ihre Mutter.

56 Er entgegnete: »Haltet mich nicht auf! Der HERR hat meine Reise gelingen lassen, und jetzt möchte ich so schnell wie möglich zu meinem Herrn zurück!« 57 »Am besten, sie entscheidet selbst«, sagten die beiden.

58 Sie riefen Rebekka herbei und fragten: »Bist du einverstanden, heute schon mit diesem Mann fortzuziehen?«

»Ja, das bin ich!«, antwortete sie.

59 Da willigten sie ein und ließen Rebekka gehen. Der Knecht, seine Leute, Rebekka und ihr früheres Kindermädchen machten sich für die Reise fertig. 60 Der Bruder und die Mutter verabschiedeten sich von ihr mit einem Segenswunsch:

 »Unsere Schwester, du sollst die Stammmutter
  eines großen und mächtigen Volkes werden!
 Mögen deine Nachkommen
  alle ihre Feinde besiegen!«

61 Danach bestiegen Rebekka und ihre Dienerinnen die Kamele und machten sich mit Abrahams Knecht auf den Weg.

62 Isaak wohnte zu der Zeit im Süden des Landes. Er kam gerade zurück von dem Brunnen, der den Namen »Brunnen des Lebendigen, der mich sieht« trägt, 63 und machte abends noch einen Spaziergang, um nachzudenken und zu beten. Da sah er auf einmal Kamele kommen. 64 Auch Rebekka hatte Isaak entdeckt. Schnell sprang sie vom Kamel herunter und fragte den Knecht: 65 »Wer ist dieser Mann, der uns da entgegenkommt?«

»Er ist der Sohn meines Herrn«, antwortete er. Da verhüllte sie ihr Gesicht mit dem Schleier.

66 Der Knecht erzählte Isaak vom Verlauf der Reise. 67 Isaak brachte Rebekka in das Zelt, in dem seine Mutter gelebt hatte. Er nahm sie zur Frau und gewann sie sehr lieb. So wurde er über den Verlust seiner Mutter getröstet.

Kommentar

Bete für erfolgreiche Führung

Abrahams Diener hatte keine Scheu, für Erfolg zu beten. Das Gebet, das er betete, mögen wir darum ruhig nachbeten: „Lass es mir heute gelingen“ (24,12; LUT). Das war kein selbstsüchtiges Gebet, sondern die Bitte, dass Gott einen Dritten segnen würde. „Erweise Gnade an meinem Herrn Abraham!“ (24,12; LUT). Dafür bat er um Gottes Führung.

Dies ist eine der erstaunlichsten Geschichten über Gottes Führung in der Bibel. Bei Alpha sprechen wir von fünf Arten, auf die Gott uns führt; wir nennen sie „die fünf GGs“. In unserem heutigen Abschnitt finden sich Beispiele für alle fünf. Von besonderer Qualität ist das fünfte, die „Gewichtung der Gegebenheiten“.

1.\tGehorsam dem geschriebenen Wort
Natürlich stand Abraham damals noch nicht die ganze Bibel, wie wir sie heute kennen, zur Verfügung, aber er kannte die Gebote Gottes, und diese wurden später Teil der Heiligen Schrift. So verlangte Gott von Seinem Volk, dass sie unter Glaubensgeschwistern nach ihrem Ehepartner suchten. Deshalb trug Abraham seinem Diener auf, nur im eigenen Volk nach einer geeigneten Ehefrau für seinen Sohn Isaak zu suchen und ausdrücklich nicht bei den Kanaanitern (24,3-4).

2.\tGeheiß des Geistes
Der Heilige Geist leitet uns in unserem Gebet. Und obwohl der Heilige Geist in diesem Abschnitt nicht wörtlich erwähnt wird, ist doch klar, dass alle Beteiligten um Gottes Führung bitten, auf Sein Wort hören und vom Heiligen Geist geleitet werden. Abrahams Diener betete aus tiefstem Herzen (24,12.45), Rebekka erschien „Noch bevor er sein Gebet beendet hatte“ (24,15), und als Rebekka erschien „machte er [Isaak] einen Spaziergang durch die Felder und hing dabei seinen Gedanken nach“ (24,62-63).

3.\tGebrauch des gesunden Menschenverstandes
Rebekkas Entscheidung ergab Sinn. Sie war ganz offensichtlich die richtige Frau für Isaak. Darüber hinaus war sie „sehr schön“ und „noch nicht verheiratet und hatte noch mit keinem Mann geschlafen“ (24,16). Das wichtigste aber war, dass sie eine großherzige, gütige und freundliche Frau war. Auf die Bitte um etwas Wasser gab sie dem Diener sofort aus ihrem geschöpften Krug und erbot sich außerdem, „Ich will auch für deine Kamele Wasser schöpfen, bis sie genug getrunken haben!“ (24,19).

4.\tGegenüber der Geschwister
Einer der Wege, auf denen Gott uns führt, ist der göttliche Rat durch Glaubensgeschwister. Obwohl sich die Ehe von Rebekka und Isaak in vieler Hinsicht von den modernen westlichen Ehen heutzutage unterscheidet, da sie weitgehend als arrangierte Ehe einzustufen ist, so hatte Rebekka doch in gewisser Weise die Wahl. Ihre Familie wollte „hören, wie sie darüber denkt“ (24,57) und fragte sie: „Willst du schon heute mit diesem Mann mitgehen?“ Und sie antwortete: „Ja, ich will““ (24,58). Isaak „nahm sie zur Frau und gewann sie lieb“ (24,67). Alle erkannten das Gegenüber der Geschwister, d.h. sie folgten dem Rat der Geschwister in dem Sinne, dass alle Beteiligten, besonders aber die Eltern erkannten, „Das hat der Herr gefügt!“ (24,50;GNB).

5.\tGewichtung der Gegebenheiten
Hier haben wir einen der eindeutigsten Berichte der Bibel vor uns, wie Gott durch Gegebenheiten oder Umstände führt. Der Diener bat um ein Zeichen und bekam eines (24,12-26). Wir sehen aber auch, dass es kein wahlloses Zeichen war, sondern eine Prüfung von Rebekkas Charakter – die sie bestand.

Weil sie sich von Gott hatten leiten lassen, war nicht nur ihre Begegnung erfolgreich, sondern, was viel wichtiger ist, auch ihre Ehe.

Gebet

Herr, ich bete, dass wir bei uns mehr solche wunderbaren Beispiele erfolgreicher göttlicher Führung sehen. Dass noch viele Paare zu einander finden und sagen können, „Das hat der Herr gefügt!“ (24,50).

Pippa fügt hinzu

1. Mose 24

Diese Geschichte hat mir schon immer besonders gut gefallen. Sie ist so romantisch. Isaak, der einmal so viel erben würde, war wahrscheinlich ein recht einsamer junger Mann. Seinen Halbbruder hatte man fortgeschickt. Seine Mutter war gestorben. Und Gott schenkt ihm diese mutige Frau, die ihre Familie verlässt, um einen Mann zu heiraten, den sie nicht wirklich kannte. Gott erhört ganz konkrete Gebete um Führung. Isaak scheute keine Mühe, eine Frau zu finden, die seinen Glauben teilte, was so wichtig in der Ehe ist. Und ich liebe die Tatsache, dass er sich auf den ersten Blick in sie verliebte.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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