Tag 12

Keine Angst

Weisheit Sprüche 1,20–33
Neues Testament Matthäus 10,1–31
Altes Testament 1. Mose 25,1–26,35

Einführung

Es gibt eine gesunde Form von Angst oder Furcht. Wir bekommen „Angst”, wenn wir uns bedroht fühlen. Angst ist ein ganz natürliches Gefühl des Menschen. Gott hat sie als grundlegenden Überlebensmechanismus in uns hineingelegt. Sie erhält uns am Leben und schützt uns vor Gefahr.

Aber es gibt auch ungesunde Angst. Das griechische Wort, das hierfür im Neuen Testament verwendet wird ist phobos – von dem sich unser Wort „Phobie“ ableitet. Dabei handelt es sich um ungesunde Angst. Das Verhältnis von Furcht und Bedrohung stimmt nicht; eine falsche Einschätzung oder Wahrnehmung wird für real gehalten, die Gefahr wird überschätzt und die Fähigkeit, mit ihr fertig zu werden, unterschätzt.

Zu den häufigsten Phobien gehören Ängste rund um die Gesundheit, unsere Finanzen, das Älterwerden, den Tod, Einsamkeit, Ablehnung, Scheitern, die Angst in der Öffentlichkeit zu sprechen, die Flug- und Höhenangst, die Angst vor Schlangen und Spinnen. Auch die Angst, etwas zu verpassen, nichts Besonderes zu sein.

Viele dieser Ängste habe ich am eigenen Leib erfahren – von Höhenangst bis zu Panikattacken und anderen irrationalen Ängsten, wie der Angst zu predigen und der Angst etwas zu tun, das dem Namen Jesu Unehre macht.

Der Heilige Geist verursacht keine negative Angst, aber es gibt eine Art gesunder Furcht – die Ehrfurcht vor dem Herrn. Sie meint nicht, dass wir uns vor Gott fürchten müssen, sondern das genaue Gegenteil. Sie ist die Erkenntnis dessen, wer Gott im Verhältnis zu uns ist. Sie bedeutet Respekt, Verehrung, Staunen, Ehre, Anbetung; und könnte sogar mit Liebe zu Gott übersetzt werden. Sie anerkennt Macht, Majestät und Heiligkeit des allmächtigen Gott und führt in eine gesunde, respektvolle Haltung Ihm gegenüber. Sie ist das Mittel gegen alle anderen Ängste und Phobien, mit denen wir im Leben zu kämpfen haben. Hab Ehrfurcht vor dem Herrn und du brauchst dich vor nichts und niemandem mehr in deinem Leben zu fürchten.

Es ist kein Zufall, dass mit dem Rückgang der Ehrfurcht vor Gott in der Gesellschaft, alle anderen Ängste zugenommen haben. Wir müssen in eine gute Gottesbeziehung zurückfinden.

„Hab keine Angst“ gehört zu den häufigsten Geboten in der Bibel. Viermal lesen wir die Worte in unseren Abschnitten von heute.

Weisheit

Sprüche 1,20–33

Die Weisheit ruft

20 Hört! Die Weisheit ruft laut auf den Straßen,
 auf den Marktplätzen erhebt sie ihre Stimme.
21 Im Lärm der Stadt macht sie sich bemerkbar
 und ruft allen Menschen zu:

22 »Ihr Unverständigen! Wann kommt ihr endlich zur Vernunft?
 Wie lange noch wollt ihr spötteln
 und euch mit einem Lächeln über alles hinwegsetzen?
 Ist euch jede Einsicht verhasst?
23 Hört, was ich euch sagen will!
 Dann überschütte ich euch mit dem Reichtum meiner Weisheit
 und teile mit euch meine Lebenserfahrung.
24 Schon oft rief ich euch und bot meine Hilfe an,
 aber niemand hat je gehört.
25 Jeden Rat verachtet ihr,
 über meine Weisungen rümpft ihr nur die Nase.
26 Aber eines Tages bricht das Unheil über euch herein,
 dann lache ich euch aus und spotte über euer Elend.
27 Wie ein Gewitter wird es euch überfallen,
 wie ein Sturm, der Angst und Schrecken mit sich bringt.

28 Dann werdet ihr um Hilfe schreien,
 ich aber antworte nicht.
 Ihr werdet mich überall suchen,
 aber ich lasse mich nicht mehr finden.
29 Denn euch ist alle Erkenntnis zuwider,
 ihr wollt dem HERRN nicht mit Ehrfurcht begegnen.
30 Jeden Rat und jede Ermahnung
 von mir weist ihr zurück –
31 dann tragt auch die Folgen eures Handelns,
 bis ihr genug davon habt!
32 Schon viele Unerfahrene fanden ein schlimmes Ende,
 weil sie mich verachteten,
 und viele Dummköpfe täuschten sich selbst durch ihre Sorglosigkeit.
33 Wer aber auf mich hört, lebt ruhig und sicher,
 vor keinem Unglück braucht er sich zu fürchten.«

Kommentar

Keine Angst vor Unheil

Dieser Abschnitt gibt dir den Schlüssel gegen „Unglück und Schrecken“ (1,26; ELB) und ein Leben ohne Furcht vor Unheil (1,33).

Der Gedanke von „Ehrfurcht vor dem Herrn“ ist eines der Kernthemen im Buch der Sprüche und taucht zwölfmal darin auf. In unserem Abschnitt heute schreibt der Verfasser, dass wir gut daran tun, „Ehrfurcht vor dem Herrn“ zu haben (1,29). Wer sie hat, „wird sicher wohnen und ohne Sorge sein und kein Unglück fürchten“ (1,33; LUT).

Im Buch der Sprüche wird von der Weisheit als Person gesprochen (1,20). Wenn wir die Sprüche vor dem Hintergrund des Neuen Testaments lesen, dann wissen wir, dass Jesus Christus „Gottes Weisheit“ ist (1. Korinther 1,24).

Dieser Abschnitt (1,20-32) warnt uns, die Stimme des Herrn zu ignorieren und auf dem Pfad der „Abkehr“ und „Sorglosigkeit“ zu wandeln (1,32; LUT).

Entscheide dich stattdessen dafür, Gott zu fürchten, auf Ihn zu hören und kehre um, wenn Er dich ermahnt. Wenn du das tust, wird Gott dir mehr Weisheit schenken, als du je zu hoffen gewagt hättest. „Dann will ich [Weisheit] den Geist der Weisheit über euch ausgießen und meine Gedanken mit euch teilen“ (1,23). Er wird dir den verborgenen Reichtum Seiner Weisheit in Seinem Wort aufschließen. Entscheide dich für Ehrfurcht vor dem Herrn und du „hast nichts zu befürchten“ (1,33; GNB).

Gebet

Herr, ich entscheide mich, Dir in Ehrfurcht zu begegnen. Ich will in Verehrung und Bewunderung Deiner Macht, Majestät und Heiligkeit leben. Hilf mir dabei, Dich allein zu fürchten.

Neues Testament

Matthäus 10,1–31

Die zwölf Apostel

1 Dann rief Jesus seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Macht, böse Geister auszutreiben und alle Kranken und Leidenden zu heilen.

2 Das sind die Namen der zwölf Apostel: zuerst Simon, den man auch Petrus nannte, und sein Bruder Andreas; dann Jakobus und sein Bruder Johannes, die Söhne von Zebedäus; 3 dazu Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der ehemalige Zolleinnehmer; Jakobus, der Sohn von Alphäus, und Thaddäus; 4 Simon, der ehemalige Freiheitskämpfer, und Judas Iskariot, der Jesus später verriet.

5 Diese zwölf Jünger sandte Jesus aus und gab ihnen folgenden Auftrag: »Geht nicht zu den Nichtjuden oder in die Städte der Samariter, 6 sondern geht nur zu den Menschen aus dem Volk Israel. Sie sind wie Schafe, die ohne ihren Hirten verloren umherirren. 7 Ihnen sollt ihr diese Botschaft bringen: ›Gottes himmlisches Reich ist nahe!‹ 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige gesund und treibt Dämonen aus! Tut alles, ohne etwas dafür zu verlangen, denn ihr habt auch die Kraft dazu ohne Gegenleistung bekommen.

9 Nehmt kein Geld mit auf die Reise, weder Goldstücke noch Silber- oder Kupfermünzen, 10 auch keine Tasche für unterwegs, kein zweites Hemd, keine Schuhe und keinen Wanderstock. Denn wer arbeitet, hat ein Recht darauf, dass man ihn versorgt. 11 Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, dann sucht jemanden, der willig ist, euch aufzunehmen. Dort bleibt, bis ihr weiterzieht. 12 Wenn ihr in ein Haus eintretet, dann sagt: ›Friede sei mit euch!‹ 13 Wenn seine Bewohner euch und eure Botschaft annehmen, so soll der Friede, den ihr bringt, in diesem Haus bleiben. Tun sie dies nicht, so wird der Friede sie wieder verlassen und zu euch zurückkehren. 14 Wenn ihr in einer Stadt oder in einem Haus nicht willkommen seid und man eure Botschaft nicht hören will, so geht fort und schüttelt den Staub von euren Füßen als Zeichen dafür, dass ihr die Stadt dem Urteil Gottes überlasst. 15 Ich versichere euch: Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts besser ergehen als einer solchen Stadt.«

16 »Denkt daran: Ich schicke euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Seid klug wie Schlangen, und doch frei von Hinterlist wie Tauben. 17 Nehmt euch in Acht vor den Menschen! Denn sie werden euch vor die Gerichte zerren und euch in ihren Synagogen auspeitschen. 18 Weil ihr zu mir gehört, werdet ihr vor Machthabern und Königen verhört werden. Dort werdet ihr meine Botschaft bezeugen, damit alle Völker von mir erfahren. 19 Wenn sie euch vor Gericht bringen, dann sorgt euch nicht darum, was ihr sagen oder wie ihr euch verteidigen sollt! Denn zur rechten Zeit wird Gott euch das rechte Wort geben. 20 Nicht ihr werdet es sein, die Rede und Antwort stehen, sondern der Geist eures Vaters im Himmel wird durch euch sprechen. 21 Geschwister werden einander dem Henker ausliefern und Väter ihre eigenen Kinder hinrichten lassen. Und auch Kinder werden gegen ihre Eltern vorgehen und sie in den Tod schicken. 22 Alle Welt wird euch hassen, weil ihr euch zu mir bekennt. Aber wer bis zum Ende standhält, der wird gerettet. 23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, dann flieht in eine andere. Ich versichere euch: Noch ehe ihr meinen Auftrag in allen Städten Israels ausgeführt habt, wird der Menschensohn kommen.

24 Ein Schüler steht nicht über seinem Lehrer, und ein Diener hat es nicht besser als sein Herr. 25 Sie können zufrieden sein, wenn es ihnen genauso geht wie ihrem Lehrer oder ihrem Herrn. Wenn man aber den Herrn des Hauses schon einen ›Teufel‹ genannt hat, was werden sie erst zu seinen Angehörigen sagen?«

26 »Fürchtet euch nicht vor denen, die euch bedrohen! Denn nichts bleibt für immer verborgen, sondern eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und dann werden alle Geheimnisse enthüllt. 27 Was ich euch im Dunkeln sage, das gebt am helllichten Tag weiter! Was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft von den Dächern. 28 Habt keine Angst vor den Menschen, die zwar den Körper, aber nicht die Seele töten können! Fürchtet vielmehr Gott, der beide, Leib und Seele, dem ewigen Verderben in der Hölle ausliefern kann. 29 Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann zwei von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Trotzdem fällt keiner tot zur Erde, ohne dass euer Vater davon weiß. 30 Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. 31 Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm.

Kommentar

Keine Menschenangst

Dreimal in diesem Abschnitt sagt Jesus, „fürchtet euch nicht” (10,26.28.31).

Das tut Er, als Er Seine Jünger aussendet, das Evangelium zu predigen und Kranke zu heilen. Kaum hat Jesus die zwölf Jünger berufen, beauftragt Er sie auch schon (theologische Ausbildung sollte unbedingt praxisbezogen sein!).

Er sendet Seine Nachfolger aus, Seinem Beispiel zu folgen:

•\tZu verkünden: „dass das Himmelreich unmittelbar bevorsteht“ (10,7) •\tZu zeigen: „macht die Kranken gesund“ (10,8)

Bei der Aussendung warnt Er sie davor, dass sie mit einigem Widerstand würden rechnen müssen: „Ich sende euch aus wie Schafe unter die Wölfe“ (10,16a). Wir brauchen Weisheit („Seid klug wie die Schlangen und doch ohne Hinterlist wie die Tauben“, 10,16b; GNB).

Vielleicht werden wir „an die Gerichte“ ausgeliefert (10,17; GNB), gehasst (10,22), verfolgt (10,23) und als vom Teufel Besessene bezeichnet (10,25). Und in diesem Zusammenhang sagt Jesus nun dreimal: „fürchtet euch nicht“ (10,26.28.31).

1.\tFürchtet dich nicht davor, was du sagen sollst
Als erstes sagt Er, „fürchtet euch nicht vor denen“ (10,26). Fürchte dich nicht vor anderen Menschen, ganz unabhängig davon, wie viel Macht sie haben (Gerichte, Statthalter und Könige; 10,17-18). Sie tun dir damit sogar einen Gefallen, sagt Jesus, denn „das wird euch Gelegenheit geben, ihnen von mir zu erzählen und so vor der Welt als Zeugen für mich aufzutreten. Wenn ihr verhaftet werdet, macht euch keine Sorgen, was ihr zu eurer Verteidigung sagen sollt, denn Gott wird euch zur rechten Zeit die rechten Worte in den Mund legen“ (10,18-19).

2.\tFürchtet dich nicht vor dem, was andere dir antun werden
Anstatt dich „vor denen, die nur den Leib, aber nicht die Seele töten können“ zu fürchten, sollst du Ehrfurcht vor dem Herrn haben, „der Leib und Seele ins ewige Verderben schicken kann“ (10,28; GNB). Bringe dem allmächtigen und allliebenden Gott gesunden Respekt entgegen, „Fürchtet allein Gott, der Leib und Seele“ (10,28) in Seinen Händen hält.

3.\tFürchte dich nicht, was mit dir geschehen wird
Jesus sagt, wenn du Ehrfurcht vor Gott hast, brauchst du nichts und niemanden fürchten. Gott hat alles unter Kontrolle. „Denkt doch einmal an die Spatzen! Zwei von ihnen kosten nicht mehr als einen Groschen, und doch fällt kein einziger Spatz auf die Erde, ohne dass euer Vater es zulässt“ (10,29; NGÜ). Er hat die Dinge nicht nur im Griff, sondern du bist Ihm lieb und teuer. „Selbst die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt. Deshalb habt keine Angst; ihr seid Gott kostbarer als ein ganzer Schwarm Spatzen“ (10,30-31). Du bist „Gott kostbarer“ als du es dir selbst bist.(10,31).

Gebet

Herr, danke, dass ich Dir so wertvoll bin, dass Du mich so sehr liebst. Hilf mir, Deine Liebe anzunehmen, Dir zu vertrauen und mich nicht zu fürchten.

Altes Testament

1. Mose 25,1–26,35

Weitere Nachkommen Abrahams

25 1 Abraham heiratete noch einmal; seine Frau hieß Ketura. 2 Sie bekamen viele Söhne: Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach. 3 Jokschans zwei Söhne hießen Saba und Dedan. Von Dedan stammen die Aschuriter, die Letuschiter und die Lëummiter ab. 4 Midians Söhne waren Efa, Efer, Henoch, Abida und Eldaa. Sie alle sind die Nachkommen von Abraham und Ketura.

5 Abraham vermachte Isaak seinen ganzen Besitz; 6 den anderen Söhnen, die er von den Nebenfrauen hatte, gab er Geschenke und schickte sie noch zu seinen Lebzeiten in den Osten, damit sie sich nicht in Isaaks Nähe ansiedelten.

7 Abraham wurde 175 Jahre alt; 8 dann starb er nach einem erfüllten Leben und wurde im Tod mit seinen Vorfahren vereint. 9-10 Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpela, östlich von Mamre. Es war das Grundstück, das Abraham von dem Hetiter Efron, dem Sohn Zohars, gekauft hatte. Er wurde neben Sara begraben. 11 Nach Abrahams Tod segnete Gott Isaak. Ihm galt jetzt, was Gott Abraham versprochen hatte. Isaak wohnte bei dem Brunnen, der den Namen trägt: »Brunnen des Lebendigen, der mich sieht«.

Ismaels Nachkommen

12 Es folgt der Stammbaum von Ismael, dem Sohn von Abraham und der Ägypterin Hagar.

13 Die Namen der Söhne sind nach der Geburtsfolge angegeben: Nebajot, Kedar, Adbeel, Mibsam, 14 Mischma, Duma, Massa, 15 Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma. 16 Diese zwölf Söhne waren die Begründer von zwölf Stämmen, die nach ihnen benannt wurden. 17 Ismael starb im Alter von 137 Jahren und wurde im Tod mit seinen Vorfahren vereint. 18 Seine Nachkommen wohnten in dem Gebiet von Hawila bis Schur, das östlich der ägyptischen Grenze in Richtung Assyrien liegt. Was Gott über Ismael gesagt hatte, traf auch auf sie zu: Niemand konnte sie vertreiben. Sie lebten in Feindschaft mit allen ihren Verwandten und boten ihnen immer wieder die Stirn.

Esau und Jakob

19 Hier beginnt die Familiengeschichte von Isaak:

Isaak war Abrahams Sohn. 20 Er war 40 Jahre alt, als er Rebekka heiratete. Sie war die Tochter des Aramäers Betuël und Schwester von Laban, und sie stammte aus Mesopotamien.

21 Rebekka blieb kinderlos. Isaak betete für sie zum HERRN, und der HERR erhörte seine Bitte. Rebekka wurde schwanger. 22 Als sie merkte, dass es Zwillinge waren, die sich im Mutterleib gegenseitig stießen, seufzte sie: »Jetzt bin ich endlich schwanger. Warum müssen sich meine Kinder nun ausgerechnet bekämpfen?« Sie fragte den HERRN,

23 und er antwortete ihr:

»Von den zwei Söhnen in deinem Leib
 werden einmal zwei verfeindete Völker abstammen.
Eins wird mächtiger sein als das andere,
 der Ältere wird dem Jüngeren dienen.«

24 Und tatsächlich – als die Stunde der Geburt kam, brachte Rebekka Zwillinge zur Welt. 25 Der erste war am ganzen Körper mit rötlichen Haaren bedeckt, wie ein Tierfell. Darum nannten ihn seine Eltern Esau (»der Behaarte«). 26 Dann kam sein Bruder; er hielt bei der Geburt Esau an der Ferse fest, und so nannten sie ihn Jakob (»Fersenhalter«). Isaak war 60 Jahre alt, als die beiden geboren wurden.

27 Die Jungen wuchsen heran. Esau wurde ein erfahrener Jäger, der gern im Freien umherstreifte. Jakob dagegen war ein ruhiger Mann, der lieber bei den Zelten blieb. 28 Isaak mochte Esau mehr als Jakob, weil er gern sein gebratenes Wild aß; Jakob war Rebekkas Lieblingssohn.

29 Eines Tages – Jakob hatte gerade ein Linsengericht gekocht – kam Esau erschöpft von der Jagd nach Hause. 30 »Lass mich schnell etwas von der roten Mahlzeit da essen, ich bin ganz erschöpft!«, rief er. Darum bekam er auch den Beinamen Edom (»Roter«).

31 »Nur wenn du mir dafür das Vorrecht überlässt, das dir als dem ältesten Sohn zusteht!«, forderte Jakob.

32 »Was nützt mir mein Vorrecht als ältester Sohn, wenn ich am Verhungern bin!«, rief Esau.

33 Jakob ließ nicht locker. »Schwöre erst!«, sagte er. Esau schwor es ihm und verkaufte damit sein Recht, den größten Teil des Erbes zu bekommen, an seinen jüngeren Bruder.

34 Jakob gab ihm das Brot und die Linsensuppe. Esau schlang es hinunter, trank noch etwas und ging wieder weg.

So gleichgültig war ihm sein Erstgeburtsrecht.

Isaak fürchtet um sein Leben

26 1 Wieder einmal brach eine Hungersnot im Land aus, wie schon damals zur Zeit Abrahams. Darum zog Isaak in die Stadt Gerar, wo der Philisterkönig Abimelech lebte. 2-3 Dort erschien ihm der HERR. »Geh nicht nach Ägypten«, sagte er, »sondern bleib in diesem Land! Ich werde dir immer beistehen und dich segnen. Noch bist du hier ein Fremder, aber dir und deinen Nachkommen werde ich das ganze Land Kanaan schenken, denn ich halte mein Versprechen, das ich deinem Vater Abraham gegeben habe. 4 Ich mache deine Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel und überlasse ihnen dieses Land. Alle Völker der Erde werden durch deine Nachkommen am Segen teilhaben. 5 Das will ich tun, weil Abraham auf mich gehört hat und meinen Geboten und Weisungen gehorsam war.« 6 So blieb Isaak in Gerar.

7 Als die Männer aus der Stadt Rebekka sahen und sich nach ihr erkundigten, sagte er: »Sie ist meine Schwester.« Er hatte Angst, ihnen die Wahrheit zu sagen, denn er dachte: »Rebekka ist sehr schön. Am Ende töten die Männer mich, nur um sie zu bekommen!«

8 Als Isaak schon längere Zeit in Gerar lebte, schaute der Philisterkönig Abimelech eines Tages zufällig zum Fenster hinaus und sah, wie Isaak und Rebekka sich küssten und zärtlich miteinander waren. 9 Sofort rief er Isaak zu sich: »Sie ist ja deine Frau!«, fuhr er ihn an. »Wie kannst du nur behaupten, sie sei deine Schwester?«

»Ich hatte Angst, ihr würdet mich töten, um sie zu bekommen«, antwortete Isaak.

10 Abimelech brauste auf: »Kein Grund, uns anzulügen! Wie leicht hätte einer meiner Männer mit Rebekka schlafen können, dann hättest du große Schuld auf uns geladen!«
11 Abimelech ließ dem ganzen Volk bekannt geben: »Jeder, der diesem Mann oder seiner Frau etwas antut, wird zum Tod verurteilt!«

12 In jenem Jahr erntete Isaak das Hundertfache von dem, was er ausgesät hatte, denn der HERR segnete ihn. 13 Sein Besitz wuchs ständig, so dass er bald ein sehr reicher Mann war. 14 Er besaß große Ziegen-, Schaf- und Rinderherden sowie zahlreiche Knechte und Mägde. Darum beneideten ihn die Philister. 15 Sie schütteten alle Brunnen, die Abrahams Knechte einmal gegraben hatten, mit Erde zu.

16 Sogar Abimelech forderte Isaak auf, wegzuziehen. »Siedle dich woanders an, denn du bist uns zu mächtig geworden!«, sagte er.

17 Also verließ Isaak die Stadt und schlug sein Lager im Tal von Gerar auf. 18 Dort hatten die Philister nach Abrahams Tod alle Brunnen, die er graben ließ, mit Erde zugeschüttet. Isaak ließ die Brunnen wieder ausgraben und gab ihnen dieselben Namen, die sein Vater ihnen damals gegeben hatte.

19 Während Isaaks Knechte im Tal gruben, stießen sie auf eine unterirdische Quelle. 20 Sofort waren die Hirten von Gerar zur Stelle und beanspruchten sie für sich. »Das Wasser gehört uns!«, riefen sie. Darum nannte Isaak den Brunnen Esek (»Streit«). 21 Seine Leute gruben an einer anderen Quelle einen Brunnen, und erneut gerieten sie mit den Hirten von Gerar aneinander. Darum nannte Isaak den Brunnen Sitna (»Anfeindung«). 22 Danach zog er weiter und ließ zum dritten Mal einen Brunnen ausheben. Diesmal gab es keinen Streit. »Jetzt können wir uns ungehindert ausbreiten, denn der HERR hat uns genug Raum gegeben«, sagte er. Deshalb nannte er den Brunnen Rechobot (»freier Raum«).

23 Von dort zog Isaak weiter nach Beerscheba. 24 In der Nacht nach seiner Ankunft erschien ihm der HERR und sprach: »Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Hab keine Angst, denn ich bin bei dir! Ich will dich segnen und dir viele Nachkommen geben, weil ich es meinem Diener Abraham so versprochen habe!«

25 An dieser Stelle baute Isaak aus Steinen einen Altar und betete zum HERRN. Er schlug dort auch seine Zelte auf, und seine Knechte gruben einen Brunnen.

26 Eines Tages kam König Abimelech von Gerar zu ihm, zusammen mit seinem Berater Ahusat und seinem Heerführer Pichol. 27 »Was wollt ihr?«, fragte Isaak. »Ihr habt mich doch wie einen Feind fortgejagt!«

28 »Wir haben erkannt, dass der HERR auf deiner Seite steht«, antworteten sie. »Darum wollen wir gerne mit dir in Frieden leben. Lass uns ein Bündnis schließen und es mit einem Schwur bekräftigen. 29 Versprich uns, dass du uns nichts Böses tust, so wie wir dir nichts angetan haben. Wir haben dich immer gut behandelt und dich in Frieden wegziehen lassen. Wir wissen ja, dass du ein Mann bist, der unter dem Segen des HERRN steht.«

30 Da ließ Isaak ein Festessen zubereiten, und sie aßen und tranken zusammen. 31 Früh am nächsten Morgen schworen sie sich gegenseitig: »Wir wollen einander keinen Schaden zufügen.« So trennten sie sich in Frieden.

32 Am selben Tag kamen Isaaks Knechte und meldeten: »Wir haben Wasser gefunden!« 33 Isaak nannte den Brunnen Schiba (»Schwur«). Darum heißt die Stadt bis heute Beerscheba (»Brunnen des Schwurs«).

34 Als Esau 40 Jahre alt war, heiratete er zwei Hetiterinnen: Jehudit, die Tochter Beeris, und Basemat, die Tochter Elons. 35 Darüber waren Isaak und Rebekka sehr unglücklich.

Kommentar

Keine Angst vor dem Tod

Das Leben ist nicht leicht. Es war auch für Isaak nicht leicht. Neben vielen anderen Schwierigkeiten musste er zwanzig Jahre lang auf die Geburt seines ersten Kindes warten (25,20-26). Und als die Zwillinge endlich auf der Welt waren, gab es Rivalität unter den Geschwistern. Isaak lebte unter den feindlich gesinnten Philistern, und einer seiner Söhne bereitete ihm und Rebekka „viel Kummer“ oder „Herzeleid“, wie es in älteren Übersetzungen desselben Verses heißt (26,35).

Isaak beging dieselbe Sünde wie einst sein Vater – er gab seine Frau als Schwester aus (26,7-11). Immerhin hat es den Anschein, als habe Isaak wenigstens aus ein paar Fehlern seines Vaters gelernt. Als Rebekka nicht schwanger wurde, betete er zu Gott um ein Wunder (25,21) – und versuchte nicht, womit Abraham so gründlich auf die Nase gefallen war, nämlich das Problem selbst in die Hand zu nehmen.

Gott war Isaak erschienen und hatte ihm versprochen, „Ich werde dir beistehen und dich segnen…Durch deine Nachkommen werden alle Völker der Erde gesegnet sein“ (26,3-4).

Trotzdem fürchtete Isaak sich. „Er fürchtete, sie könnten ihn ihretwegen umbringen, weil sie so schön war“ (26,7; GNB).

Gott sagte zu Isaak, „Hab keine Angst, denn ich bin bei dir“ (26,24). Aber Isaak fürchtete die Menschen mehr, als er Gott fürchtete. Und trotzdem wird er daran erinnert, dass er keinen Grund hat, sich zu fürchten, weil Gott mit ihm ist. Denke an diese Wahrheit, denn sie gilt auch dir, wenn du das nächste Mal Gefahr läufst, dich zu ängstigen: Gott ist bei dir. Und wenn Er bei dir ist, musst du nichts und niemanden sonst fürchten.

Trotz seiner Menschenfurcht segnete Gott Isaak. „[Ich] werde dich segnen. Um meines Dieners Abraham willen werde ich dir viele Nachkommen schenken“ (26,24). Gottes Segen bedeutete Wachstum und Erfolg; und dasselbe möchte Er auch für dich und dein Leben.

„Er grub die Brunnen wieder auf, die sein Vater hatte graben lassen und die von den Philistern nach Abrahams Tod zugeschüttet worden waren“ (26,18). (Das Pendant für uns heute ist möglicherweise, Kirchen als Quelle lebendigen Wassers wieder zu öffnen!). Wenn Isaak auf Widerstand stieß und gehindert wurde, suchte er weiter, bis er einen Brunnen fand, den er aufgraben konnte. Auf diese Art und Weise schenkte Gott ihm Raum, in den hinein er wachsen konnte (26,22).

Nichts davon ist leicht, aber erinnere dich an Gottes Worte, „Hab keine Angst, denn ich bin bei dir“ (26,24).

Gebet

Herr, ich danke Dir für Deine Zusage, dass Du bei mir bist. Danke, dass Du mir immer und immer wieder sagst, dass ich, wenn ich nur Ehrfurcht vor Dir habe, keinen Grund habe, mich vor irgendetwas oder irgendjemanden zu fürchten.

Pippa fügt hinzu

1.Mose 26,34

Die Art, wie Isaak und Esau sich ihre Frauen aussuchten, könnte unterschiedlicher nicht sein. Isaaks Suche nach einer gläubigen Ehefrau war geprägt von Gebet und Führung, während Esau nicht sehr klug gewählt zu haben scheint. „Sie bereiteten Isaak und Rebekka viel Kummer” (26,35).

Es ist so enorm wichtig, sich für den richtigen Mann/die richtige Frau zu entscheiden und dafür zu beten, dass Gott uns, unsere Kinder und unsere Freunde zu diesem richtigen Menschen führt.

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Verweise

„Angst gehört untrennbar zum menschlichen Erleben dazu. Furcht, Angst und Phobien drohen, uns zu überwältigen… Weil uns beigebracht wird, dass es eine Schwäche ist, Angst zu zeigen; dass Feiglinge verachtet werden; und dass Helden keine Angst haben, versuchen wir, unsere Angst und Furcht zu verbergen. Indem wir uns verurteilen, fällt das Bild, das wir von uns selbst haben und unsere Selbstachtung in den Keller.“ (Ed Young, Know Fear: Facing Life’s Six Most Common Phobias, B&H Publishing, 2003). (Nicht in Deutsch erschienen.)

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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