5 Wege dein Potential auszuschöpfen
Einführung
Viele Menschen schöpfen ihr Potential im Leben nicht aus. Wir können uns dermaßen im Alltag verlieren, dass es einfacher ist, die eingefahrenen Wege zu gehen, als uns zu ändern. Und doch haben wir alle den gottgegebenen Wunsch, unser Potential voll auszuschöpfen. Ein bekannter englischsprachiger Kinderreim erzählt in neun kurzen Sätzen auf eigentümlich unpersönliche Weise das Leben von Solomon Grundy:
Solomon Grundy … montags geboren… Dienstags getauft … mittwochs geheiratet … Donnerstag krank geworden … freitags wurde es schlimmer… Samstags starb er … sonntags wurde er beerdigt. Und das war das Ende von Solomon Grundy.
Der Reim fasst das Leben einiger Menschen treffend zusammen. Und doch wissen wir tief im Innern, dass das nicht alles sein kann. Und Jesus stimmt uns zu. Das Potential, die Möglichkeiten eines jeden einzelnen sind riesig.
Jesus möchte, dass du ein produktives Leben führst. Er möchte, dass du eine Ernte einbringst, die „dreißig, sechzig, ja hundert Mal so viel, wie [du] gesät“ (Matthäus 13,8) hast, ist. Der Schlüssel zu dem Potential liegt in deiner Beziehung zu Jesus – einer Beziehung, die so eng sein kann wie zu einem Bruder, einer Schwester oder Mutter (Matthäus 12,50). Du kannst mit deinem Leben wirklich etwas bewegen; mit dem, was du aus Seiner Hand erhältst (Matthäus 13,11-12.16).
Beim Erreichen deines Potentials geht es nicht um deine Ambitionen oder um Erfolg, sondern darum, dass du erkennst, wer du in Christus bist. Wenn du Ihn suchst und dein Leben nach Seinem Willen lebst, wirst du beginnen, Frucht zu bringen. Je mehr du dein gottgegebenes Potential ausschöpfst, desto mehr wird Er dir anvertrauen. Er möchte, dass du ein Leben in Fülle lebst (Matthäus 13,12).
Israels Potential war riesig (1. Mose 35,11). In Seinen Plänen für Israel wollte Gott das Volk nicht nur segnen, sondern sie sollten auch zum Segen für andere Völker werden. Und Sie haben die Möglichkeit, noch weitaus größeren Segen zu empfangen, als die Menschen, von denen wir im Alten Testament lesen. Jesus sagt, „Eure Augen aber sind gesegnet, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören können. Ich versichere euch: Viele Propheten und gottesfürchtige Menschen haben sich danach gesehnt, das zu sehen und zu hören, was ihr gesehen und gehört habt, aber sie konnten es nicht“ (Matthäus 13,16-17).
Doch Jesus warnt uns auch davor, dass, obwohl in uns ein großes Potential liegt, wir mit einigen Fallstricken rechnen müssen. Wie können wir diese am besten vermeiden, um unser Potential voll auszuschöpfen?
Psalm 10,1-11
Gott, lass dir das nicht bieten!
1 Warum, HERR, bist du so weit weg?
Warum verbirgst du dich, wenn wir dich am nötigsten brauchen?
2 Gottlose Menschen schrecken vor nichts zurück.
Auf den Schwachen und Hilflosen machen sie Jagd
und bringen ihn mit ihren hinterlistigen Plänen zur Strecke.
3 Diese Gauner sind auch noch stolz auf ihre habgierigen Wünsche.
Doch für Gott haben sie nichts übrig,
mit wüsten Sprüchen ziehen sie über ihn her.
4 Hochnäsig behaupten sie: »Gott kümmert es nicht, was wir tun.«
Ja, sie meinen: »Es gibt überhaupt keinen Gott!«
5 Noch geht ihnen alles nach Wunsch.
Dass du Gericht halten wirst, lässt sie kalt.
Sie verhöhnen alle, die sich ihnen in den Weg stellen.
6 »Uns haut nichts um!«, bilden sie sich ein.
»Kein Unglück hat uns je getroffen,
und daran wird sich auch nichts ändern!«
7 Sobald sie den Mund aufmachen, fluchen, lügen und erpressen sie.
Wie viel Unheil und Verderben richten sie an!
8 In der Nähe der Dörfer liegen sie im Hinterhalt
und lauern ihren hilflosen Opfern auf.
Im Versteck bringen sie die Unschuldigen um.
9 Wie Löwen im Dickicht liegen sie auf der Lauer,
um wehrlose Menschen zu überfallen und fortzuschleifen.
10 Sie stürzen sich auf ihre Opfer
und schlagen sie brutal zusammen.
11 »Was wir tun, interessiert Gott gar nicht«, reden sie sich ein.
»Er ist blind für das, was geschieht,
und hat dazu noch ein schlechtes Gedächtnis!«
Kommentar
Sei demütig
In seinem Buch, Suche das wahre Glück. Das Geheimnis der Mönche entdecken, definiert der Abt Christopher Jamison Stolz als Selbstherrlichkeit. Er schreibt sinngemäß, „Demut ist eine ehrliche Annäherung an die Wirklichkeit unseres Lebens und erkennt an, dass wir nicht mehr oder besser als andere Menschen sind.“
Dieser Psalm nimmt uns auf eine Reise, die mit dem Gefühl beginnt, dass Gott „fern [ist], …wenn ich dich am nötigsten habe“ (10,1ff), über die Erkenntnis (wie wir dann morgen lesen werden), dass Gott gewisslich „Kummer und Leid“ sieht, „das Verlangen der Armen“ hört, und den „Waisen und Unterdrückten“ hilft (10,14ff).
Der „Gottlose” ist es, der „die Strafe nicht [sieht], die ihn erwartet“ (10,5). Er hält sich für wichtiger als andere. „Er stürzt sich auf die Schwachen und überwältigt sie“ (10,10). Diese Verse erzählen von den Fallstricken des „Stolzes“ (10,4).
Wenn alles reibungslos läuft, sind wir versucht zu sagen, „Mir wird nichts geschehen und kein Unglück wird mir jemals zustoßen!“ (10,6). Es mag sich für uns anfühlen, als bräuchten wir Gott nicht. „Der gottlose Mensch meint in seinem Stolz, Gott würde nicht danach fragen. Er denkt, Gott gibt es nicht” (10,4). Es ist so leicht, stolz zu werden (10,2) und zu prahlen (10,3). Dieser Psalm will uns davor warnen und erinnert uns daran, wie sehr wir Gott brauchen.
Gebet
Herr, bewahre mich vor Stolz und Hochmut. Hilf mir, dass ich mich selbst nicht zu wichtig nehme. Ich will Dich von ganzem Herzen suchen und mich immer daran erinnern, wie sehr ich Dich brauche und dass Du mich nie vergessen wirst.
Matthäus 12,46–13,17
Wer gehört zu Jesus?
46 Während Jesus noch zu den Leuten redete, kamen seine Mutter und seine Geschwister und wollten ihn sprechen. 47 Einer der Anwesenden richtete es Jesus aus: »Deine Mutter und deine Geschwister stehen draußen vor dem Haus. Sie wollen mit dir reden.«
48 Doch Jesus fragte zurück: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Geschwister?« 49 Dann zeigte er auf seine Jünger: »Das hier sind meine Mutter und meine Geschwister. 50 Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter!«
Das Gleichnis vom Bauern, der Getreide aussät
13 1 Am selben Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Seeufer, um zu lehren. 2 Bald hatte sich eine große Menschenmenge um ihn versammelt. Darum stieg er in ein Boot und sprach von dort zu den Menschen am Ufer. 3 Was er ihnen zu sagen hatte, erklärte er durch Gleichnisse: »Ein Bauer ging aufs Feld, um Getreide zu säen. 4 Als er die Körner ausstreute, fielen ein paar von ihnen auf den Weg. Sofort kamen die Vögel und pickten sie auf. 5 Andere Körner fielen auf felsigen Boden, wo nur wenig Erde war. In der dünnen Erdschicht ging die Saat zwar schnell auf, 6 als dann aber die Sonne am Himmel hochstieg, vertrockneten die Pflänzchen. Sie konnten keine starken Wurzeln bilden und verdorrten deshalb in der Hitze. 7 Wieder andere Körner fielen ins Dornengestrüpp, doch dieses hatte die junge Saat bald überwuchert, so dass sie schließlich erstickte. 8 Die übrigen Körner aber fielen auf fruchtbaren Boden und brachten das Hundert-, Sechzig- oder Dreißigfache der Aussaat als Ertrag. 9 Wer Ohren hat, der soll auf meine Worte hören!«
Warum Jesus in Gleichnissen redet
10 Später kamen seine Jünger und fragten ihn: »Weshalb verwendest du solche Gleichnisse, wenn du zu den Leuten redest?«
11 Jesus antwortete: »Euch lässt Gott die Geheimnisse seines himmlischen Reiches verstehen, den anderen sind sie verborgen. 12 Wer diese Geheimnisse begreift, der wird noch mehr Einsicht bekommen, bis er überreich damit beschenkt ist. Doch wer kein Verständnis dafür hat, dem wird selbst das Wenige, was er hat, noch genommen. 13 Deshalb rede ich in Gleichnissen.
Denn die Menschen sehen, was ich tue, und sehen doch nicht.
Sie hören, was ich sage, und hören und begreifen doch nicht.
14 Damit erfüllt sich an ihnen, was der Prophet Jesaja vorausgesagt hat:
›Ihr werdet hören und doch nichts verstehen,
sehen und doch nichts erkennen.
15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart und gleichgültig.
Sie sind schwerhörig und verschließen die Augen.
Deshalb sehen und hören sie nicht.
Sie sind nicht einsichtig und wollen nicht zu mir umkehren,
darum kann ich ihnen nicht helfen und sie heilen.‹
16 Aber ihr könnt euch glücklich schätzen, denn eure Augen können sehen und eure Ohren hören. 17 Ich versichere euch: Viele Propheten und Menschen, die nach Gottes Willen lebten, hätten gern gesehen, was ihr seht, und gehört, was ihr hört. Aber die Zeit war noch nicht da.«
Kommentar
Suche Seine Nähe
Einige gefährliche Sekten haben Jesu Worte derart verdreht (12,50), dass sie lehren, Christ sein bedeute, jeglichen Kontakt mit der Familie zu kappen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch unbiblisch. Das fünfte Gebot fordert auf, Vater und Mutter zu ehren (2. Mose 20,12). Darüber hinaus lehrt die Bibel, „Diejenigen jedoch, die nicht für ihre eigenen Verwandten sorgen - besonders wenn sie im selben Haushalt leben -, haben damit verleugnet, was wir glauben. Solche Leute sind schlimmer als Ungläubige“ (1. Timotheus 5,8).
Und doch zeigt Jesus hier, dass es etwas Wichtigeres gibt, als selbst die engsten Beziehungen innerhalb der Familie. Deine höchste Berufung ist eine vertrauensvolle Beziehung mit Jesus, in der du „den Willen meines Vaters im Himmel“ (12,50) tust.
„Wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter!“ (12,50), sagt Jesus. Seine Worte drücken Vertrautheit, Beständigkeit und Angenommen Sein aus – so eng wie eine Beziehung nur sein kann also. Du kannst diese unfassbare Nähe erfahren. Halte dich jeden Tag eng an Ihn, und du wirst dein Potential entfalten.
Schlage Wurzeln
Erlebnisse, die uns geistlich auf Wolke Sieben heben, sind wichtige Erfahrungen, aber wenn sie nicht einhergehen mit tiefen geistlichen Wurzeln, dann besteht die Gefahr von Oberflächlichkeit, die auch zu einem Wegdriften führen kann. Dieser Gefahr müssen wir uns bewusst sein. Wir alle können in unserem Herzen vom Glauben abfallen, selbst während wir die richtigen Dinge tun.
Jesus spricht in diesem Zusammenhang von Samen, der auf eine „dünne Erdschicht” (13,5) oder „felsigen Boden” (13,5; LUT) fällt. Die Saat geht schnell auf, vertrocknet aber ebenso schnell, weil sie keine Wurzeln hat (13,6). Wenig später erklärt Jesus, dass ein Mensch, dessen Glaube keine Wurzeln hat, nicht lange durchhält, denn sie fallen in schweren Zeiten schnell ab vom Glauben (13,21).
Deine geistlichen Wurzeln sind die Teile deines Lebens, die niemand sieht, dein verborgenes Leben mit Gott. Dazu gehören deine Gebete, was du gibst und deine Gedanken. Wenn du dein Potential ausschöpfen möchtest, sieh zu, dass deine Beziehung zu Gott tiefe und starke Wurzeln bekommt.
Schütze dein Herz
Wie leicht lassen wir uns von der Geschäftigkeit des Lebens ablenken. Wir können unser Leben mit so Vielem füllen, dass uns Zeit für Gott, Gemeinde und andere Dinge, die uns dabei helfen, unsere geistlichen Wurzeln wachsen zu lassen, raubt. Auch das ist eine Gefahr.
Und Jesus warnt vor den Dornen, die die Pflänzchen ersticken (13,7). Dazu erklärt Er später, dass die Dornen für „die alltäglichen Sorgen und Verlockungen des Reichtums“ (13,22) stehen.
Gebet
Herr, danke, dass Du mich in eine enge Beziehung mit Jesus gerufen hast. Hilf mir, tiefe Wurzeln auszubilden und meine Augen fest auf Dich gerichtet zu halten. Hilf mir, diese Beziehung zu bewahren und nicht zuzulassen, dass irgendetwas, auch keine guten Dinge, sich zwischen uns drängen und mein Leben zu ersticken drohen.
1.Mose 34,1–35,28
Ein Verbrechen wird gerächt
1 Eines Tages wollte Dina, die Tochter Leas und Jakobs, einige der kanaanitischen Mädchen in der Stadt treffen und verließ das Zeltlager. 2 Dabei begegnete ihr Sichem – er war der Sohn des Hiwiters Hamor, des führenden Mannes in der Gegend. Als er Dina sah, fiel er über sie her und vergewaltigte sie. 3 Sichem fühlte sich stark zu ihr hingezogen; in seiner Verliebtheit redete er ihr freundlich zu, um sie für sich zu gewinnen. 4 Dann ging er zu seinem Vater Hamor. »Sorg doch dafür, dass ich dieses Mädchen heiraten kann!«, bat er ihn.
5 Sehr bald erfuhr auch Jakob, dass Dina vergewaltigt und so ihrer Ehre beraubt worden war. Aber weil seine Söhne noch auf dem Feld bei seiner Herde waren, unternahm er erst einmal nichts, sondern beschloss, auf ihre Rückkehr zu warten.
6 In der Zwischenzeit kam Sichems Vater Hamor zu ihm, um über die Sache zu reden. 7 Kaum war er dort, da kehrten auch schon Jakobs Söhne vom Feld zurück. Als sie hörten, was geschehen war, tobten sie vor Wut. Sie fühlten sich in ihrer Familienehre gekränkt, denn eine solche Tat galt bei den Israeliten als Schande. So etwas durfte man nicht tun!
8 Hamor wollte sie besänftigen: »Mein Sohn Sichem hat sich in Dina verliebt. Erlaubt doch, dass er sie heiratet! 9 Lasst uns ein Abkommen schließen: Unsere Völker sollen sich durch gegenseitige Heirat verbinden. 10 Ihr könnt euch bei uns niederlassen – unser Land steht euch offen! Ihr könnt euch ansiedeln und Besitz erwerben.«
11 Auch Sichem bat Dinas Vater und ihre Brüder: »Erfüllt mir meinen Wunsch – ich gebe euch dafür alles, was ihr verlangt! 12 Hochzeitsgeld und Brautpreis können so hoch sein, wie ihr wollt, ich werde alles bezahlen. Nur lasst mich Dina heiraten!«
13 Jakobs Söhne aber wollten sich an Sichem und seinem Vater rächen, weil er ihre Schwester vergewaltigt hatte. Sie antworteten scheinheilig: 14 »Darauf können wir uns nicht einlassen! In unserem Volk gilt es als eine Schande, wenn wir unsere Schwester einem Mann geben, der nicht beschnitten ist! 15 Nur unter einer Bedingung könnten wir sie dir geben: Ihr müsst alle männlichen Einwohner beschneiden. 16 Nur dann können wir uns bei euch ansiedeln und durch gegenseitige Heirat zu einem Volk werden. 17 Wenn ihr davon nichts wissen wollt, nehmen wir Dina und gehen!«
18 Hamor und Sichem waren mit dem Vorschlag einverstanden. 19 Sichem verlor keine Zeit: Er kümmerte sich um alles, denn er hing an Dina, und in seiner Familie hatte er das letzte Wort. 20 Zusammen mit seinem Vater Hamor ging er zum Versammlungsplatz beim Stadttor, um die Männer der Stadt von der Sache zu überzeugen. 21 »Diese Männer sind friedlich«, sagten sie, »wir sollten sie ruhig bei uns wohnen lassen, dann können sie selbst Besitz erwerben. Unser Land ist doch groß genug. Wir können uns durch gegenseitige Heirat mit ihnen verbinden. 22 Allerdings stellen sie eine Bedingung: Wir müssen alle männlichen Einwohner beschneiden, so wie es bei ihnen üblich ist. 23 Überlegt doch einmal: Ihr ganzer Besitz würde uns gehören! Lasst uns auf ihren Vorschlag eingehen, damit sie bei uns bleiben!«
24 Die Männer der Stadt stimmten zu, und alle männlichen Einwohner wurden beschnitten.
25 Drei Tage später lagen sie im Wundfieber. Da nahmen Dinas Brüder Simeon und Levi ihr Schwert und überfielen die Stadt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Sie brachten alle männlichen Einwohner um, 26 auch Hamor und Sichem. Dina holten sie aus Sichems Haus, dann verschwanden sie wieder. 27 Die anderen Söhne Jakobs plünderten die Stadt aus. Sie rächten sich dafür, dass man ihre Schwester dort vergewaltigt und ihrer Ehre beraubt hatte. 28 Alles Vieh – Schafe, Ziegen, Esel und Rinder – nahmen sie mit und was sie sonst in der Stadt oder auf dem Feld fanden. 29 Auch die Frauen und Kinder sowie allen Besitz aus den Häusern schleppten sie fort.
30 Als Jakob davon erfuhr, warf er Simeon und Levi vor: »Ihr stürzt mich ins Unglück! Jetzt bin ich bei allen Bewohnern des Landes verhasst! Die Zahl unserer Leute ist verschwindend klein gegen die Menge der Kanaaniter und der Perisiter. Wenn sie sich zusammentun, ist es aus mit uns! Dann wird keiner von uns am Leben bleiben!«
31 Aber Simeon und Levi erwiderten nur: »Konnten wir es zulassen, dass Sichem unsere Schwester wie eine Hure behandelt hat?«
Jakob in Bethel
35 1 Gott sprach zu Jakob: »Mach dich auf und zieh wieder nach Bethel! Bleib dort und bau mir einen Altar. Denn an diesem Ort bin ich dir erschienen, als du auf der Flucht vor deinem Bruder Esau warst.«
2 Jakob befahl seiner Familie und denen, die zu ihm gehörten: »Werft alle Götterfiguren weg, die ihr noch bei euch habt! Wascht euch und zieht saubere Kleidung an, um rein vor Gott zu treten! 3 Wir gehen jetzt nach Bethel. Dort will ich für Gott einen Altar bauen, denn er ist es, der in der Not meine Gebete erhört hat. Während meiner ganzen Reise bis hierher ist er immer bei mir gewesen!« 4 Sie gaben Jakob alle Götterfiguren sowie die Amulette, die sie an den Ohren trugen, und er vergrub sie unter der Eiche bei Sichem. 5 Dann machte sich die ganze Familie auf den Weg. Gott versetzte die Einwohner der Städte ringsum in so große Angst, dass sie es nicht wagten, Jakob und seine Söhne zu verfolgen.
6 So erreichten sie Lus im Land Kanaan, das heute Bethel heißt. 7 Dort baute Jakob einen Altar und nannte die Opferstätte »Gott von Bethel«. Denn an dieser Stelle war Gott ihm einst erschienen, als er vor seinem Bruder Esau fliehen musste.
8 Noch während sie in dieser Gegend lagerten, starb Debora, die früher Rebekkas Kindermädchen gewesen war. Sie wurde unter der Eiche im Tal von Bethel begraben, die seitdem »Träneneiche« heißt.
9 Gott erschien Jakob erneut und segnete ihn. Es war das zweite Mal seit seiner Rückkehr aus Mesopotamien. 10 »Von jetzt an sollst du nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel. Das ist dein neuer Name!«, sagte er.
11 »Ich bin der allmächtige Gott. Ich werde dir so viele Nachkommen schenken, dass nicht nur ein Volk, sondern eine ganze Schar von Völkern daraus entsteht – sogar Könige sollen von dir abstammen! 12 Dir und deinen Nachkommen gebe ich das Land, das ich Abraham und Isaak versprochen habe.« 13 Nachdem Gott dies gesagt hatte, erhob er sich wieder zum Himmel,
14 und Jakob errichtete an der Stelle einen Gedenkstein. Er schüttete Wein als ein Trankopfer darüber und begoss ihn mit Öl, um ihn Gott zu weihen. 15 Weil Gott an diesem Ort zu ihm gesprochen hatte, nannte er ihn Bethel (»Haus Gottes«).
Rahels Tod
16 Danach verließen sie Bethel und zogen weiter. Als sie nur noch ein kurzes Stück von Efrata entfernt waren, setzten bei Rahel starke Geburtswehen ein. 17 Sie krümmte sich vor Schmerzen, doch die Hebamme rief ihr zu: »Nur Mut, du hast wieder einen Sohn!« 18 Aber Rahel spürte, dass sie sterben musste. Darum nannte sie den Jungen Benoni (»Schmerzenskind«), Jakob jedoch gab ihm den Namen Benjamin (»Glückskind«).
19 Rahel starb, und Jakob begrub sie an der Straße nach Efrata, das jetzt Bethlehem heißt. 20 Dort errichtete er einen Gedenkstein, der bis heute die Stelle markiert, wo Rahel begraben liegt.
21 Dann zog Jakob mit seiner Familie weiter und schlug seine Zelte hinter Migdal-Eder auf.
Jakobs Söhne
22 Damals schlief Ruben mit Bilha, der Nebenfrau seines Vaters, und Jakob erfuhr davon. Inzwischen hatte
Jakob zwölf Söhne:
23 Von Lea stammten
der erstgeborene Sohn Ruben
sowie Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon;
24 Rahel brachte
Josef und Benjamin zur Welt;
25 Rahels Magd Bilha bekam
Dan und Naftali,
26 und von Leas Magd Silpa stammten
Gad und Asser.
Alle wurden in Mesopotamien geboren.
Isaaks Tod
27 Jakob zog weiter zu seinem Vater Isaak nach Mamre bei Kirjat-Arba, das heute Hebron heißt. Dort hatte schon Abraham gewohnt. 28 Isaak starb im Alter von 180 Jahren nach einem langen und erfüllten Leben und wurde im Tod mit seinen Vorfahren vereint. Seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn.
Kommentar
Heilige dich
Dieser Abschnitt warnt vor eskalierender Rache (siehe 1. Korinther 10,11). Ein furchtbares Verbrechen (die Vergewaltigung Dinas; 34,2) führte zum nächsten. Die Vergeltung stand in keinem Verhältnis zur Tat. Männer Gottes „drangen überraschend in die Stadt ein und brachten alles Männliche um …alle ihre Kinder und Frauen nahmen sie gefangen“ (34,25-29; SLA).
Es endete in einem Desaster. Jakob sagte, „Ihr habt mich ins Unglück gestürzt! Jetzt bin ich allen Bewohnern dieses Landes … verhasst. Wir sind nur wenige. Wenn sie sich gegen uns zusammentun, werden sie uns vernichten. Sie werden uns alle umbringen!“ (24,30). Die Taten von Levi und Simeon werden mit deutlichen Worten wegen ihrer Gewalt, Grausamkeit und Brutalität verurteilt (siehe 49,5-7).
Rachegelüste wurden nicht nur Simeon und Levi zum Fallstrick; sie sind auch für uns eine Versuchung. Wenn mein Stolz verletzt wird, will ich Rache. Im Alten Testament wurde Vergeltung proportional zur Tat geregelt: „Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß“ (2. Mose 21,23-24). Durch Seinen Tod und Auferstehung setzt Jesus den Standard für unsere Beziehungen zu den Menschen noch höher. Liebe deine Feinde und vergib ihnen.
Joyce Meyer, die häufig von ihrem eigenen Missbrauch erzählt, schreibt, „Warst du schon einmal, wie Dina ein unschuldiges Opfer? Ich versichere dir, dass Gott uns auch unter den schlimmsten Umständen die Gnade zur Vergebung schenkt, damit wir mit unserem Leben weitermachen können.“
Zu seinem Haus sagte Jakob, „Werft alle Götterfiguren fort, die ihr noch bei euch habt, reinigt euch“ (35,2). Gott erschien Jakob, der in Vers 10 den Namen Israel erhalten hat, und sagt, „Ich bin Gott, der Allmächtige. Vermehre dich und werde zu einem großen Volk! Von dir werden viele Völker abstammen“ (35,11).
Das Potential ist groß. Rick Warren sagt, „Im Dienst ist persönliche Reinheit die Voraussetzung für öffentliche Vollmacht“. Das gilt für uns alle, unabhängig davon, ob wir in der Familie, bei der Arbeit, in der Gesellschaft oder Gemeinde dienen. Wenn unser Tun eine starke Auswirkung auf das Reich Gottes haben soll, dann müssen wir „gereinigte“, integre Menschen sein.
Gebet
Herr, ich danke Dir für das große Potential in meinem Leben. Möge meine Ernte dreißig, sechzig, ja hundert Mal so reich ist, wie das, was gesät worden ist.
Pippa fügt hinzu
„Warum verbirgst du dich, wenn ich dich am nötigsten habe?“ (Psalm 10,1) Gott scheint häufig weit weg zu sein, wenn die Dinge schwierig sind. Aber in 1. Mose 35,3 spricht Jakob von dem „Gott, der mich in der Not gehört hat und mir auf dem ganzen Weg zur Seite gestanden ist“ (35,3; GNB). Auch wenn es sich manchmal anders anfühlt: Gott ist da. Er steht uns auf all unseren Wegen zur Seite.
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Verweise
Suche das wahre Glück. Das Geheimnis der Mönche entdecken (Christopher Jamison; Vier Türme Verlag, 2012)
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“