Tag 241

Gerechte Liebe

Weisheit Sprüche 21,5–16
Neues Testament 2. Korinther 1,23–2,11
Altes Testament 2. Chronik 31,2–33,20

Einführung

Die Leiterin des Gefängnisses war eine ausgesprochen beeindruckende, dynamische, eloquente, junge afroamerikanische Frau, die von allen „Chief Jennifer“ genannt wurde.

Am Anfang unseres Besuches traf sich unser Team mit der Gefängnisleitung. Chief Jennifer begrüßte uns mit den Worten, „Seid gegrüßt im Namen unseres Herrn und Retters Jesus Christus.“

Sie berichtete uns, dass in den USA 2,5 Mio. Menschen inhaftiert seien, von denen jeder einzelne den Steuerzahler jährlich $ 24.000 kostete. Nur 3% von ihnen säßen bis zu ihrem Tod ein; 97% der derzeit Inhaftierten würden früher oder später wieder in die Gesellschaft entlassen. Deshalb gebe es über ihren persönlichen Wunsch als Christin hinaus eine gute säkulare Motivation, dass sich im Leben der Gefangenen etwas verändere und sie Erlösung erlebten.

Das Gefängnis wird nicht nur gerecht (nach Recht und Gesetz) sondern auch mit Liebe geführt. Jede falsche Haltung und Handlung wird in Liebe angesprochen. Keine Schimpfwörter, kein Graffiti sondern erlernter, respektvoller Umgang miteinander. Wir verbrachten einige Zeit mit einer Gruppe von Männern, die kürzlich Alpha beendet hatten, und hörten uns an, wie sich ihr Leben verändert hatte.

Gott ist Liebe. Er ist auch gerecht. In seinem Buch Justice in Love schreibt Nicholas Wolterstorff, dass Gerechtigkeit ein notwendiger Bestandteil einer gesunden Vorstellung von Liebe ist.

Weisheit

Sprüche 21,5–16

5 Was der Fleißige plant, bringt ihm Gewinn;
  wer aber allzu schnell etwas erreichen will, hat nur Verlust.

6 Reichtum, den man durch Betrug erworben hat,
  zerrinnt schnell und reißt mit in den Tod.

7 Wer Gott missachtet und sich weigert, ihm zu gehorchen,
  ruiniert sich selbst durch seine Bosheit und Gewalt.

8 Der Schuldige geht krumme Wege,
  der Ehrliche aber führt ein aufrichtiges Leben.

9 Lieber in einer kleinen Ecke unter dem Dach wohnen
  als in einem prächtigen Haus mit einer nörgelnden Frau!

10 Wer Gott verachtet, giert nach Bösem;
  seine Mitmenschen können von ihm kein Mitgefühl erwarten.

11 Wenn man dem Lästermaul eine Geldstrafe auferlegt,
  werden wenigstens Unerfahrene etwas davon lernen;
  wenn man aber einen weisen Menschen belehrt, lernt er selbst daraus.

12 Der gerechte Gott weiß genau, was im Haus eines bösen Menschen vorgeht;
  wer Gott ablehnt, den stürzt er ins Unglück.

13 Wer sich beim Hilferuf eines Armen taub stellt,
  wird selbst keine Antwort bekommen, wenn er Hilfe braucht.

14 Wenn jemand wütend auf dich ist,
  kannst du ihn besänftigen, indem du ihm heimlich ein Geschenk zusteckst.

15 Wenn das Recht beachtet wird, freut sich ein ehrlicher Mensch;
  aber für einen Übeltäter bedeutet es Angst und Schrecken.

16 Wer sich weigert, Vernunft anzunehmen,
  wird sich zu den Toten gesellen!

Kommentar

Gerechtigkeit und Armut

Eine Gesellschaft ohne Recht und Gesetz ist ein furchteinflößender Ort zum Leben. Wenn dem Bösen kein Einhalt geboten wird, leiden darunter besonders die Armen. Wir sehen die schrecklichen Folgen von Unrecht in vielen Staaten dieser Erde.

Wo das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit regiert, gibt es einen doppelten Nutzen: „Wenn das Recht beachtet wird, freut sich ein ehrlicher Mensch; aber für einen Übeltäter bedeutet es Angst und Schrecken“ (21,15; Hfa).

Gerechtigkeit hat zur Folge, dass sich die Menschen sicher und geschützt fühlen – besonders die Armen. Ein möglicher Grund, warum unser Gebet bisher nicht erhört wurde, könnte sein, dass wir die Rufe der Armen ignoriert haben: „Wer seine Ohren vor den Bitten der Armen verschließt, dem wird auch nicht geholfen werden, wenn er selbst in Not ist“ (21,13).

Gebet

Herr, ich bete für Gerechtigkeit in dieser Welt. Ich bete für die, die Gerechtigkeit in jene Teile der Erde bringen wollen, in denen Unrecht herrscht.

Neues Testament

2. Korinther 1,23–2,11

23 Warum bin ich dann nicht wie geplant nach Korinth gekommen? Ich rufe Gott als Zeugen an; er soll mich strafen, wenn ich nicht die Wahrheit sage: Es geschah nur, um euch zu schonen. 24 Damit will ich nicht sagen, dass wir über euch und euren Glauben herrschen wollten. – Nein! Unser Auftrag ist es zu helfen, dass ihr euch freuen könnt. Im Glauben steht ihr ja bereits fest.

2 1 Ein Besuch bei euch schien mir nicht sinnvoll zu sein, weil er uns allen nur neuen Kummer gebracht hätte. 2 Denn wenn ich euch nur traurig mache, bleibt ja niemand, der mich wieder froh stimmen könnte. 3 Genau das habe ich euch ja in meinem Brief geschrieben. Ich wollte nicht zu euch kommen und erleben, wie gerade die Menschen, die mir Freude bereiten sollten, mich traurig machen. Denn ich bin mir sicher, dass auch ihr euch freut, wenn ich mich freuen kann. 4 In großer Sorge, mit schwerem Herzen und unter Tränen hatte ich euch geschrieben. Aber ich wollte euch damit nicht verletzen. Im Gegenteil! Ihr solltet vielmehr erkennen, wie sehr ich gerade euch liebe.

Vergebung für einen Bestraften

5 Wer anderen Kummer bereitet hat, der hat nicht nur mich traurig gemacht, sondern euch alle – oder doch fast alle, um nicht zu übertreiben. 6 Die meisten von euch haben sein Verhalten bestraft, damit soll es gut sein. 7 Jetzt müsst ihr ihm vergeben und ihn ermutigen, denn er soll nicht verzweifeln. 8 Deshalb bitte ich euch: Entschließt euch dazu, ihm wieder eure Liebe zu zeigen. 9 Der Zweck meines Briefes ist ja erreicht; ich wollte nämlich sehen, ob ihr euch bewährt und meine Anweisungen befolgt. 10 Wem ihr vergebt, dem vergebe ich auch. Wenn ich etwas zu vergeben hatte, dann habe ich es um euretwillen vor Christus längst getan. 11 Denn wir kennen die Absichten Satans nur zu genau und wissen, wie er uns zu Fall bringen möchte. Aber das soll ihm nicht gelingen.

Kommentar

Gerechtigkeit und Vergebung

Viele von uns gehen Konflikten lieber aus dem Weg. Mir geht es genauso. Es ist nicht allein die Angst, abgelehnt zu werden oder mich unbeliebt zu machen, sondern auch die Angst, dass ich die Situation dadurch noch schlimmer mache, Wut und Ablehnung dadurch erst richtig anfache.

Andere haben dagegen scheinbar ihre wahre Freude an Konflikten. Wenn wir uns auf Auseinandersetzungen freuen, es leicht finden, andere zu korrigieren und zu kritisieren, tun wir das möglicherweise nicht aus Liebe.

Paulus empfand eine tiefe Liebe für die Korinther. Trotzdem scheute er sich nicht, Konflikte anzusprechen. Er tat es aus Liebe, aber es ist ihm „unendlich schwer gefallen“, es tat ihm „im Herzen weh, so sehr, dass [er] weinen musste“ (2,4a). „Aber ich wollte euch damit nicht verletzen. Im Gegenteil! Ihr solltet vielmehr erkennen, wie sehr ich gerade euch liebe“ (2,4b; Hfa).

Es mag sehr schmerzhaft sein, Menschen mit der Wahrheit zu konfrontieren. Die Wahrheit kann weh tun wie ein chirurgischer Eingriff, aber sie bringt Heilung. Solche Operationen müssen mit Liebe durchgeführt werden. Wir wissen nicht genau, auf was oder wen sich Paulus hier bezieht. Es könnte sich jedoch um den Mann handeln, den Paulus in 1. Korinther 5,1-5 angesprochen hatte (der mit der Frau seines Vaters zusammenlebte).

Paulus hatte darauf bestanden, dass er aus der Gemeinde ausgeschlossen wird. Nun sagt er, dass der Mann genug bestraft sei. Er drängt sie, ihm zu vergeben, ihn zu trösten und ihm zu zeigen, dass sie ihn immer noch lieben (2,7-8). Der Gerechtigkeit wurde genüge getan. Jetzt sind Barmherzigkeit, Gnade und Vergebung angesagt.

Paulus ist schnell bereit zu vergeben: „Wenn ihr diesem Mann vergebt, vergebe ich ihm auch. Denn wenn ich etwas vergeben habe - was immer es auch war -, tat ich es in der Vollmacht Christi zu eurem Besten“ (2,10). Wenn Paulus etwas vergab, vergaß er es; er konnte sich kaum erinnern, was es gewesen war.

Clara Barton, die Gründerin des Amerikanischen Roten Kreuzes wurde einmal von einer engen Freundin an etwas Schlimmes erinnert, das ihr vor Jahren zugefügt worden war. Doch Clara schien sich gar nicht mehr an den Vorfall erinnern zu können.

„Kannst du dich wirklich nicht mehr an das Unrecht erinnern, das dir angetan wurde?“ fragte die Freundin beinahe insistierend.

„Nein,“ erwiderte Clara ruhig. „Ich erinnere mich aber genau, dass ich es vergessen habe.“

Vergebung ist in der christlichen Kirche und in Gemeinden unerlässlich. Ein Mangel an Vergebungsbereitschaft öffnet dem Teufel und seine Machenschaften Tür und Tor, Vergebungsbereitschaft schließt ihn aus: „Der Satan soll uns nicht überlisten. Wir wissen doch genau, was für Absichten er verfolgt!“ (2,11).

Gebet

Herr, bitte hilf uns dabei, die Absichten des Teufels zu erkennen. Hilf uns, einander bereitwillig zu vergeben und zu lieben, damit der Satan aus unseren Gemeinden ausgeschlossen bleibt.

Altes Testament

2. Chronik 31,2–33,20

2 Hiskia teilte die Priester und Leviten wieder in Dienstgruppen ein, so wie es früher gewesen war. Zu ihren Aufgaben gehörte das Darbringen der Brand- und Friedensopfer, verschiedene Dienste im Tempel, Loblieder und Musik. 3 Außerdem stiftete der König aus seinem Besitz Tiere für die Brandopfer, die nach dem Gesetz des HERRN jeden Morgen und Abend, an den Sabbaten, Neumondfesten und anderen Feiertagen im Tempel dargebracht wurden. 4 Hiskia forderte die Einwohner von Jerusalem dazu auf, den Priestern und Leviten Abgaben zu bezahlen, damit sie für den Tempeldienst frei waren, wie es das Gesetz des HERRN verlangte. 5 Als der Aufruf des Königs bekannt wurde, übergaben ihnen die Israeliten den ersten Teil ihrer Ernte – große Mengen an Getreide, Most, Öl, Honig und was sonst noch auf ihren Feldern wuchs. Ein Zehntel ihrer ganzen Ernte brachten sie zum Tempel. 6 Auch die Einwohner der anderen Städte Judas einschließlich der Israeliten, die dort wohnten, lieferten ein Zehntel ihres Ertrags ab. Sie brachten Rinder, Schafe und andere Gaben, die sie dem HERRN, ihrem Gott, geweiht hatten. Die Gaben wurden auf große Stapel gelegt, einer neben dem anderen. 7 Im 3. Monat hatte man mit der Sammlung begonnen, und im 7. Monat war sie beendet. 8 Als König Hiskia und seine obersten Beamten sahen, wie viel zusammengekommen war, lobten sie den HERRN und dankten dem Volk dafür.

9 Hiskia erkundigte sich bei den Priestern und Leviten, ob sie mit diesen Gaben auskommen konnten. 10 Da antwortete der Hohepriester Asarja aus der Sippe Zadok: »Seit die Menschen ihre Gaben hierherbringen, haben wir immer reichlich zu essen – ja sogar mehr, als wir verbrauchen können. Denn der HERR hat sein Volk so reich beschenkt, dass alles, was ihr hier seht, noch übrig ist.«

11 Da befahl Hiskia, die Kammern im Tempel als Vorratskammern herzurichten. 12 Die freiwilligen Gaben, der zehnte Teil der Ernte und die dem Herrn geweihten Geschenke wurden sorgfältig in den Kammern verstaut. Der Levit Konanja wurde zum Aufseher über diese Vorräte ernannt, sein Bruder Schimi zu seinem Stellvertreter. 13 König Hiskia und der Hohepriester Asarja, der die Verantwortung für den ganzen Tempelbezirk hatte, wählten einige Helfer für Konanja und Schimi aus. Sie hießen Jehiël, Asasja, Nahat, Asaël, Jerimot, Josabad, Eliël, Jismachja, Mahat und Benaja.

14 Der Levit Kore, ein Sohn von Jimna, war Wächter am Osttor und nahm die freiwilligen Gaben für Gott entgegen. Er war dafür verantwortlich, dass die Priester ihren Anteil an diesen Gaben erhielten. Außerdem sorgte er für die gerechte Verteilung des heiligen Opferfleischs, das nur die Priester essen durften. 15 Ihm unterstellt waren Eden, Minjamin, Jeschua, Schemaja, Amarja und Schechanja. Ihre Aufgabe war es, auch den Priestern in den judäischen Levitenstädten ihren Anteil zu geben. Gewissenhaft sorgten sie dafür, dass alle Priester in den verschiedenen Dienstgruppen ihren Anteil bekamen, die jungen wie die alten.

16 Als Grundlage der Zuteilung dienten Listen, in denen alle männlichen Leviten ab drei Jahren eingetragen waren. Jeder, der mit seiner Dienstgruppe die täglichen Arbeiten im Tempel des HERRN versah, wurde darin berücksichtigt. 17 Die Priester wurden nach Sippen geordnet aufgeführt, die übrigen Leviten nach den Aufgaben, die sie in den Dienstgruppen versahen, sobald sie 20 Jahre und älter waren. 18 Auch die Familienmitglieder standen in den Listen: die Frauen, die kleinen Kinder und die älteren Söhne und Töchter. Weil die Männer am Heiligtum dienten, galten ihre Angehörigen auch als dem Herrn Geweihte.

19 Auch diejenigen Priester wurden versorgt, die außerhalb der Städte in den Weidegebieten wohnten, die sie als Aarons Nachkommen zugeteilt bekommen hatten: Für jede Stadt waren Männer ausgewählt worden, die den männlichen Mitgliedern der Priesterfamilien und allen im Verzeichnis aufgeschriebenen Leviten ihre Anteile brachten.

20 Hiskia sorgte dafür, dass es in ganz Juda so geschah. Er lebte so, wie es dem HERRN gefiel, denn er regierte gerecht und blieb seinem Gott treu. 21 Bei allem, was er tat, um den Tempeldienst zu ordnen und dem Gesetz wieder Geltung zu verschaffen, fragte er nach Gottes Willen und diente ihm von ganzem Herzen. Darum hatte er großen Erfolg.

Die Assyrer fallen in Juda ein

32 1 Mit allem, was Hiskia getan hatte, zeigte er seine Treue zum Herrn. Einige Zeit später fiel der assyrische König Sanherib mit seinen Truppen in Juda ein und belagerte die befestigten Städte, um sie zu erobern. 2 Als Hiskia hörte, dass Sanherib mit seinem Heer auf Jerusalem zumarschierte, 3 beriet er sich mit den obersten Beamten und Heerführern. Er schlug vor, alle Quellen außerhalb der Stadt zuzuschütten. Die Berater waren einverstanden 4 und sagten: »Warum sollten wir es den Assyrern einfach machen und sie Wasser finden lassen, wenn sie uns belagern?« Sie riefen viele Menschen aus dem Volk zusammen, schütteten alle Quellen zu und versperrten den Zugang zur unterirdischen Wasserleitung, durch die das Wasser in die Stadt floss. 5 Entschlossen ging Hiskia daran, die eingestürzten Stellen der Stadtmauer wieder aufzubauen und ihre Türme zu vergrößern. Außen ließ er eine zweite Mauer um die Stadt ziehen und verstärkte die Befestigungsanlagen in der »Stadt Davids«, einem Stadtteil von Jerusalem. Außerdem ließ er viele Wurfgeschosse und Schilde anfertigen.

6 Er setzte Hauptleute ein, die im Falle einer Belagerung Befehlsgewalt über die Einwohner von Jerusalem hatten. Dann ließ Hiskia das Volk zu einer Versammlung auf den Platz beim Stadttor rufen, um ihnen Mut zuzusprechen. Er sagte: 7 »Seid mutig und entschlossen! Lasst euch nicht einschüchtern vom assyrischen König und seinem großen Heer! Denn auf unserer Seite steht einer, der viel mächtiger ist als er. 8 Für den König von Assyrien kämpfen nur Menschen. Wir aber haben den HERRN, unseren Gott, auf unserer Seite! Er will uns helfen, er wird für uns kämpfen!« Das Volk vertraute seinem König und fasste neuen Mut.

Sanherib bedroht Jerusalem

9 Sanherib, der König von Assyrien, stand mit seinem ganzen Heer vor Lachisch. Von dort schickte er eine Gesandtschaft zu König Hiskia von Juda und den Einwohnern Jerusalems. Sie sollten ihnen folgende Botschaft ausrichten:

10 »Sanherib, der König von Assyrien, lässt euch sagen: Worauf vertraut ihr eigentlich, dass ihr bei einer Belagerung in Jerusalem bleiben wollt? 11 Lasst euch von Hiskia nichts vormachen! Er führt euch mit seinen Versprechungen geradewegs in den Tod. Er redet euch ein: ›Der HERR, unser Gott, wird uns vor den Assyrern retten.‹ Er lügt! Verhungern und verdursten lassen wird euch euer König! 12 Hat Hiskia nicht alle Opferstätten und Altäre dieses Gottes niedergerissen? Er hat euch doch befohlen, euch nur noch vor dem einen Altar in Jerusalem niederzuwerfen und nur dort eure Opfer darzubringen! 13 Wisst ihr denn nicht, wie ich und meine Vorgänger die anderen Königreiche unterworfen haben? Konnten etwa ihre Götter sie vor mir retten? 14 Nennt mir doch einen Gott, der sein Volk vor unseren Angriffen schützen konnte! Wir haben sie alle ausgemerzt! Und ihr meint, dass ausgerechnet euer Gott euch vor mir retten kann? 15 Glaubt Hiskia kein Wort, lasst euch von ihm nicht an der Nase herumführen! Noch nie konnte irgendein Gott sein Volk vor mir oder meinen Vorgängern retten. Da kann auch euer Gott euch nicht helfen!«

16 So lästerten Sanheribs Gesandte immer weiter über Gott, den HERRN, und seinen Diener Hiskia. 17 Sanherib hatte den Boten auch einen Brief mitgegeben, in dem er sich über den HERRN, den Gott Israels, lustig machte und prahlte: »Die Götter der anderen Königreiche konnten ihre Völker nicht vor mir schützen – also wird auch Hiskias Gott sein Volk nicht vor mir retten können!« 18 Sanheribs Gesandte riefen mit lauter Stimme auf Hebräisch den Einwohnern von Jerusalem, die auf der Stadtmauer standen, ihre Botschaft zu. Sie wollten ihnen Angst einjagen und sie einschüchtern, um die Stadt leichter einnehmen zu können. 19 Sie verspotteten den Gott Jerusalems genauso wie die Götter der anderen Völker, die doch nur von Menschen gemacht sind.

Gott selbst bestraft Sanherib

20 König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, schrien zu Gott um Hilfe. 21 Da schickte der HERR einen Engel ins Lager der Assyrer, der alle guten Soldaten, Offiziere und obersten Befehlshaber tötete. So musste Sanherib mit Schimpf und Schande in sein Land zurückkehren. Als er dort eines Tages in den Tempel seines Gottes ging, erstachen ihn seine eigenen Söhne mit dem Schwert. 22 So rettete der HERR König Hiskia und die Einwohner Jerusalems vor Sanherib, dem König von Assyrien. Auch vor den Angriffen anderer Völker bewahrte er sie und schenkte ihnen ringsum Frieden. 23 Viele Menschen kamen nach Jerusalem, um dem HERRN Opfergaben zu bringen und um Hiskia, dem König von Juda, kostbare Geschenke zu überreichen. Seit der Vernichtung der Assyrer genoss Hiskia in den Augen aller Völker hohes Ansehen.

Hiskias letzte Regierungsjahre

24 In dieser Zeit wurde Hiskia todkrank. Er betete zum HERRN, und der erhörte sein Gebet und bestätigte ihm dies sogar durch ein Zeichen. 25 Doch anstatt Gott zu danken und ihm seine Wohltat zu erwidern, wurde der König überheblich. Seinetwegen entbrannte Gottes Zorn über ganz Jerusalem und Juda. 26 Da bereute Hiskia seinen Stolz, und gemeinsam mit den Einwohnern von Jerusalem bekannte er in aller Demut seine Schuld. Darum traf die Strafe des HERRN noch nicht zu Hiskias Lebzeiten ein.

27 Hiskia war sehr reich und berühmt. Er baute Schatzkammern für sein Silber und Gold, für die Edelsteine und kostbaren Balsamöle, für die Schilde und alle übrigen wertvollen Gegenstände. 28 Zum Lagern von Getreide, Most und Öl ließ er Vorratsscheunen errichten. Er besaß große Viehherden und viele Stallungen. 29 Ständig mehrte er seinen Besitz an Rindern, Schafen und Ziegen und gründete immer wieder neue Städte. Denn Gott hatte ihm großen Reichtum geschenkt. 30 Hiskia war es auch, der die Quelle Gihon abdecken ließ und ihr Wasser unterirdisch in westlicher Richtung zur »Stadt Davids« leitete. Alles, was er unternahm, gelang ihm. 31 Eines Tages kamen Gesandte aus Babylon zu ihm. Sie sollten sich nach dem Wunder erkundigen, das in seinem Land geschehen war. Gott ließ Hiskia tun, was er für richtig hielt. Er wollte prüfen, wie es in seinem Herzen aussah. 32 Alles Weitere über Hiskias Leben und seine Taten, an denen sich seine Treue zu Gott zeigte, steht im Buch über die Visionen des Propheten Jesaja, des Sohnes von Amoz, und in der Chronik der Könige von Juda und Israel. 33 Als er starb, wurde er an einem erhöhten Platz bei den Gräbern von Davids Nachkommen beigesetzt. Die Bewohner von Jerusalem und ganz Juda erwiesen ihm die letzte Ehre. Sein Sohn Manasse wurde zum Nachfolger erklärt.

König Manasse von Juda

33 1 Manasse wurde mit 12 Jahren König und regierte 55 Jahre in Jerusalem. 2 Er tat, was dem HERRN missfiel, und übernahm die abscheulichen Bräuche der Völker, die der HERR aus dem Land vertrieben hatte, um es seinem Volk Israel zu geben. 3 Er baute die Opferstätten wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte. Er errichtete Altäre für den Gott Baal und stellte heilige Pfähle auf, die der Göttin Aschera geweiht waren. Er betete die Sterne an und verehrte sie. 4 Sogar im Tempel des HERRN stellte er seine Altäre auf, obwohl der HERR über diesen Ort gesagt hatte: »Hier in Jerusalem will ich für immer wohnen.« 5 Manasse aber errichtete in beiden Vorhöfen des Tempels Altäre, um darauf den Sternen zu opfern. 6 Er verbrannte seine Söhne im Hinnomtal als Opfer, trieb Zauberei, Wahrsagerei und Magie und ließ sich von Totenbeschwörern und Hellsehern die Zukunft voraussagen. So tat er vieles, was dem HERRN missfiel, und forderte seinen Zorn heraus.

7 Er ließ eine Götzenstatue anfertigen und stellte sie im Tempel auf. Dabei hatte Gott zu David und seinem Sohn Salomo gesagt: »In diesem Tempel und in Jerusalem, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich selbst für immer wohnen. 8 Ich will die Israeliten nicht mehr aus dem Land vertreiben, das ich ihren Vorfahren gegeben habe, wenn sie nur auf mich hören und das Gesetz mit seinen Geboten und Weisungen befolgen, das ich ihnen durch Mose gegeben habe.« 9 Doch Manasse verführte Jerusalem und ganz Juda zum Bösen. Schließlich trieben sie es schlimmer als die Völker, die der HERR ausgerottet hatte, um das Land den Israeliten zu geben.

10 Der HERR warnte Manasse und sein Volk, aber niemand hörte darauf. 11 Darum ließ der HERR die Heerführer des assyrischen Königs mit ihren Truppen heranrücken und Juda erobern. Sie nahmen Manasse gefangen, legten ihn in Ketten und brachten ihn nach Babylon. 12 In seiner Not flehte Manasse zum HERRN, seinem Gott, beugte sich unter die Macht des Gottes seiner Vorfahren 13 und bat ihn um Hilfe. Gott erhörte sein Rufen und ließ ihn nach Jerusalem zurückkehren, wo er wieder als König regierte. Da erkannte Manasse, dass der HERR der wahre Gott ist.

14 Nach seiner Heimkehr ließ Manasse eine zweite, sehr hohe Mauer um die »Stadt Davids« ziehen. Sie führte westlich an der Quelle Gihon vorbei durch das Kidrontal bis zum Fischtor und um den Tempelberg herum. In allen befestigten Städten Judas setzte er Befehlshaber ein.

15 Er beseitigte alle Götterfiguren und auch die Götzenstatue aus dem Tempel des HERRN. Die Altäre, die er auf dem Tempelberg und in Jerusalem aufgestellt hatte, zerstörte er und ließ sie vor die Stadt hinauswerfen. 16 Er baute den Altar des HERRN wieder auf, brachte auf ihm Friedens- und Dankopfer dar und forderte ganz Juda auf, nur noch dem HERRN, dem Gott Israels, zu dienen. 17 Zwar opferte das Volk immer noch an den alten Opferstätten, aber ihre Opfer galten nun allein dem HERRN, ihrem Gott.

18 Alles Weitere über Manasses Leben steht in der Chronik der Könige von Israel. Dort kann man nachlesen, wie er zu seinem Gott betete und wie die Seher ihn im Auftrag des HERRN, des Gottes Israels, warnten. 19 Auch in den Schriften von Hosaï wird von Manasses Gebet erzählt und wie Gott es erhörte. Dort steht, wie er Gott untreu geworden war und wie viel Schuld er auf sich geladen hatte. Außerdem findet sich darin ein Verzeichnis der Orte, wo er Opferstätten, heilige Pfähle und Götzenstatuen errichten ließ, bevor er zum Herrn umkehrte. 20 Als Manasse starb, wurde er auf dem Gelände seines Palasts begraben. Sein Sohn Amon wurde zum Nachfolger bestimmt.

Kommentar

Gerechtigkeit und Konfrontation

Gott selbst scheut die Auseinandersetzung nicht! In diesem Abschnitt sehen wir, wie Er in Seiner Liebe einerseits einen grundsätzlich guten Anführer mit dessen Stolz konfrontiert, und später einen bösen Anführer zur Umkehr leitet.

Es tut so gut, von einem guten König zu lesen. Hiskia baute den Tempel wieder auf. Er leitete durch sein gutes Vorbild – er steuerte von seinem Besitz bei (31,3). Das Volk tat es ihm großzügig nach (31,5). Und der Herr segnete sie; sie hatten reichlich zu essen und es blieb noch etwas übrig (31,10).

„In allem, was [Hiskia] für das Haus Gottes tat, und in seinem aufrichtigen Bemühen, das Gesetz und die Gebote zu halten, suchte Hiskia seinen Gott von ganzem Herzen. Und ihm glückte alles, was er unternahm“ (31,21).

Das alles bewahrte Hiskia nicht davor, angegriffen zu werden. Als der Angriff durch Sanherib jedoch dann kam, inspirierte er sein Volk: „„Seid zuversichtlich und mutig! Habt keine Angst … denn auf unserer Seite steht eine weit größere Macht! Er hat nur Menschen auf seiner Seite. Uns aber hilft der Herr, unser Gott; er kämpft für uns!“ Und das Volk glaubte den Worten von Hiskia, dem König von Juda“ (32,7-8).

Wir stehen in unserem Leben manchem schier unüberwindbarem Problem gegenüber. In England beispielsweise sehen sich Christen als kleine Minderheit einer großen säkularen, Gott ablehnenden Mehrheit gegenüber. Die gute Nachricht aber ist, dass die größere Macht auf unserer Seite steht und auf der anderen „nur Menschen“. „Uns aber hilft ..unser Gott; er kämpft für uns“ (32,8).

Erfolg birgt immer die Gefahr , dass wir stolz werden. Die Leute sehen zu ihren Leitern auf. Tatsächlich sollen wir unsere Leiter ja auch ehren. Jeder Leiter muss sich aber der Tatsache bewusst sein, dass mit dieser Ehre die Gefahr des Stolzes einhergeht. Wenn sich Stolz eingeschlichen hat, tu rasch Buße und komm auf den Boden zurück.

Mit seinem Erfolg wurde Hiskia hochmütig. Glücklicherweise „bereute Hiskia seine Überheblichkeit“ (32,26), als Gott ihn damit konfrontierte, und segnete ihn mit „Reichtum und Ehre“ (27a; LUT). „In allem, was er tat, hatte er Erfolg“ (32,30).

Aus für uns unersichtlichem Grund „zog Gott sich von Hiskia zurück, um ihn auf die Probe zu stellen und zu sehen, wie es in seinem Herzen aussah“ (32,31). Es war eine dunkle Nacht der Seele.

Lass dich in Zeiten, in denen du Gottes Gegenwart nicht spürst, nicht entmutigen. Manchmal schweigt Gott und ist für uns nicht wahrnehmbar. Bleibe Ihm treu, wenn Er dein Herz prüft. Hiskia hatte ein gutes Herz – er tat viel Gutes in seinem Leben (32,32) und wurde geehrt, als er starb (32,33).

Das Leben seines Sohnes hingegen war offenbar das krasse Gegenteil. Manasse tat von Anfang an, „was dem Herrn missfiel“ (33,2a). Tatsächlich gab es kaum jemanden, der schlimmer war als Manasse. „Er verbrannte seine Söhne .. als Opfer, trieb Zauberei, Wahrsagerei und Magie und ließ sich von Totenbeschwörern und Hellsehern die Zukunft voraussagen. So tat er vieles, was der Herr verabscheute, und forderte seinen Zorn heraus“ (33,6; Hfa).

Aber niemand ist unerreichbar für die Erlösung. Wie tief wir auch fallen – wenn wir wie Manasse bereuen und zu Gott umkehren, können wir Vergebung empfangen.

Gott konfrontierte Manasse: „In dieser verzweifelten Lage suchte Manasse Hilfe beim Herrn…Er beugte sich tief vor ihm und flehte ihn um Erbarmen an. Und Gott erhörte sein Gebet: Er ließ ihn wieder nach Jerusalem zurückkehren und als König weiterregieren.“ (33,12-13; GNB).

Das ist einer der Gründe, warum ich so gerne Gefängnisse besuche. Niemand ist unerreichbar für die Erlösung. Mit Seinem Tod am Kreuz hat Jesus das möglich gemacht. Oder wie John Eddison sagt, „Liebe und Gerechtigkeit verbinden sich, Wahrheit und Barmherzigkeit treffen aufeinander.”

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass wir am Kreuz sowohl Deine Liebe als auch Deine Gerechtigkeit sehen. Danke, dass Du gnädig mit mir bist. Bitte hilf mir, Deine Liebe sichtbar werden zu lassen und Deine Gerechtigkeit in die Welt zu tragen – in Jesu Namen.

Pippa fügt hinzu

Sprüche 21,9

„Es ist besser, allein in der Wüste zu leben, als sein Leben mit einer verärgerten und nörgelnden Frau zu verbringen.“

… oder mit einem nörgelnden Ehemann!

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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