Du bist geliebt
Einführung
Shane Taylor galt einst als einer der gefährlichsten Insassen im britischen Strafvollzug. Verurteilt und eingesperrt wegen versuchten Mordes, wurde seine Freiheitsstrafe um vier Jahre verlängert, nachdem er einen Gefängniswärter mit einer Glasscherbe tätlich angegriffen und damit eine Gefängnisrevolte auslöste hatte.
Er wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt und kam in Einzelhaft. Das Essen wurde ihm durch eine Klappe in der Tür gereicht. Die Tür selbst wurde nur geöffnet, wenn sechs bewaffnete Polizisten mit Schutzschilden vor der Zelle standen.
Später wurde er in ein anderes Hochsicherheitsgefängnis, Long Lartin, verlegt, wo man ihn zu Alpha einlud. Im Kurs betete er, „Jesus Christus, ich weiß, dass Du an einem Kreuz für mich gestorben bist. Ich hasse den Menschen, der ich geworden bin; bitte vergib mir, und komm in mein Leben!“ In diesem Augenblick wurde er mit dem Heiligen Geist erfüllt. Er rannte in die Flut und erzählte jedem, „Jesus gibt es wirklich!“
Er veränderte sich so stark, dass er aus der Isolationshaft herauskam und einen vertrauensvollen Job beim Gefängnisseelsorger erhielt. Er betete für die Gefängnisangestellten und für seine Feinde, und als er aus der Haft entlassen wurde, engagierte er sich in einer Kirchengemeinde. Er traf eine junge Frau, Sam, die ebenfalls schon viel hinter sich hatte, Drogen und kleinere kriminelle Delikte. Auch sie kam zum Glauben an Jesus Christus. Inzwischen sind sie verheiratet und haben fünf Kinder.
Wenn man sich heute mit Shane unterhält, kann man nur schwer glauben, dass es sich um dieselbe Person handelt, die in der Vergangenheit so viel Angst und Schrecken verbreitete. Er hat Gottes „wunderbare Liebe“ (Psalm 17,7; Hfa) erlebt, und er sagt, „Jesus hat mir gezeigt, wie man liebt und wie man vergibt. Er hat mich gerettet. Er hat mir vergeben, was ich getan habe. Er hat mein Leben vollkommen umgekrempelt.”
Psalm 17,6–12
6 Mein Gott, nun rufe ich dich an. Ich bin sicher, du antwortest mir.
Lass mich bei dir ein offenes Ohr finden und höre mein Gebet!
7 Du rettest alle, die bei dir vor ihren Feinden Zuflucht suchen.
Zeige doch auch mir deine wunderbare Liebe!
8 Bewahre mich wie deinen Augapfel!
Beschütze mich wie ein Vogel seine Jungen
9 vor den gottlosen Menschen, die mich hart bedrängen,
vor meinen Todfeinden, die mich umzingeln!
10 Sie haben ihr Herz verschlossen und kennen kein Mitgefühl,
voll Überheblichkeit reden sie daher.
11 Wohin ich auch gehe – überall umringen sie mich.
Sie warten nur darauf, mich zu Fall zu bringen.
12 Sie sind wie Löwen, die im Versteck ihrer Beute auflauern,
um sie dann gierig zu zerfleischen.
Kommentar
Weiß dich von Gott geliebt und wertgeschätzt
Gottes Liebe zu dir ist so wunderbar, weil sie so innig ist. David bittet Gott, ihm „auf wunderbare Weise [Seine] Gnade" zu erweisen (17,7). Er betet weiter, „Behüte mich wie einen Augapfel“ (17,8a). Damit ist die Pupille gemeint, die Öffnung im Auge, durch die das Licht auf die Retina einfällt, der kostbarste Teil. Nimm dir heute Zeit, darüber nachzudenken, wie wertvoll du Gott bist.
Er betet weiter, „gib mir Zuflucht unter dem Schatten deiner Flügel“ (17,8b). Wieder ein Zeugnis für Gottes Liebe, Nähe und Schutz. Jesus greift dieses Bild auf, als Er in den Tagen vor Seiner Kreuzigung auf die Menschen in Jerusalem blickt und Sich wünscht, dass sie sich unter Seinen Flügeln bergen wollten (Matthäus 23,37).
David ist von „Feinden“ umzingelt (17,9), von Menschen, die „kein Erbarmen“ kennen und „arrogant [gegen ihn] reden“ (17,10). Es mag auch in deinem Leben Zeiten geben, in denen du es im wörtlichen Sinn mit Feinden zu tun bekommst. Wie deine Anfechtungen und Probleme auch aussehen, du kannst sicher sein, dass Gott dich innig liebt.
Gebet
Herr, Dich rufe ich heute an. Behüte mich wie Deinen Augapfel; berge mich unter dem Schatten Deiner Flügel.
Matthäus 20,1–19
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
20 1 »Am Ende wird es in Gottes himmlischem Reich so sein wie bei einem Grundbesitzer, der frühmorgens in die Stadt ging und Arbeiter für seinen Weinberg anwarb. 2 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn und schickte sie in seinen Weinberg.
3 Gegen neun Uhr morgens ging er wieder zum Marktplatz und sah dort noch einige Leute stehen, die keine Arbeit hatten. 4 ›Geht auch ihr in meinen Weinberg‹, sagte er zu ihnen. ›Ich werde euch angemessen dafür bezahlen.‹ 5 Und so taten sie es.
Zur Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags machte sich der Mann erneut auf den Weg und stellte weitere Arbeiter ein. 6 Als er schließlich um fünf Uhr ein letztes Mal zum Marktplatz kam, fand er dort immer noch ein paar Leute, die nichts zu tun hatten. Er fragte sie: ›Warum steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹
7 ›Uns wollte niemand haben‹, antworteten sie.
›Geht doch und helft auch noch in meinem Weinberg mit!‹, forderte er sie auf.
8 Am Abend beauftragte der Besitzer des Weinbergs seinen Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den letzten an und hör bei den ersten auf!‹
9 Zuerst kamen also diejenigen, die gegen fünf Uhr eingestellt worden waren, und jeder von ihnen erhielt den vollen Tageslohn. 10 Dann traten die vor, die schon früher mit der Arbeit begonnen hatten. Sie meinten, sie würden nun mehr bekommen, aber auch sie erhielten alle nur den vereinbarten Tageslohn. 11 Da beschwerten sie sich beim Grundbesitzer: 12 ›Die Leute, die du zuletzt eingestellt hast, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du zahlst ihnen dasselbe wie uns. Dabei haben wir uns den ganzen Tag in der brennenden Sonne abgerackert!‹
13 ›Mein Freund‹, entgegnete der Grundbesitzer einem von ihnen, ›ich tue dir doch kein Unrecht! Haben wir uns nicht auf diesen Betrag geeinigt? 14 Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal auch dem Letzten genauso viel geben wie dir. 15 Darf ich mit meinem Besitz denn nicht machen, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so großzügig bin?‹
16 Ebenso wird es einmal bei Gott sein: Dann werden die Letzten die Ersten sein, und die Ersten die Letzten.«
Jesus kündigt zum dritten Mal seinen Tod und seine Auferstehung an
17 Auf dem Weg nach Jerusalem nahm Jesus seine zwölf Jünger beiseite und sagte ihnen: 18 »Wir gehen jetzt nach Jerusalem. Dort wird der Menschensohn den obersten Priestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert werden. Man wird ihn zum Tode verurteilen 19 und denen übergeben, die Gott nicht kennen. Die werden ihren Spott mit ihm treiben, ihn auspeitschen und ans Kreuz schlagen. Aber am dritten Tag wird er von den Toten auferstehen.«
Kommentar
Erlebe Gottes Liebe, Großzügigkeit und Gnade
Wieder erzählt Jesus ein Gleichnis, das von Gottes wunderbarer Liebe kündet: das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Dieses Gleichnis zeigt, wie außerordentlich großzügig und gnädig Gott ist, der denen, die als Letzte ins Himmelreich kommen, denselben Segen schenkt, wie allen anderen auch. Das kann Neid wecken (20,15b). Wir sind mit unserer Situation zufrieden, bis wir hören, dass es jemand anderem besser geht. Dann werden wir schnell neidisch.
Der Landbesitzer stellt alle wirtschaftlichen Praktiken auf den Kopf. Nicht, um selbst daraus größeren Profit zu schlagen, sondern aus dem umgekehrten Grund. Er will großzügig sein und mehr zahlen, als die Gerechtigkeit verlangt. Gott ist wie dieser Landbesitzer: Sein Segen und Seine Vergebung sind immer größer, als wir verdienen.
Manchmal hören wir Zeugnisse von Menschen wie Shane Taylor, die ein schreckliches Leben hatten. Und dann, „um fünf vor zwölf“ bereuen sie und bekehren sich zu Jesus. Ihnen wird alles vergeben, und sie kommen in den Genuss aller Segnungen, die Jesus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung für uns erworben hat (20,19). Dann beklagen sich manche Leute, dass das ungerecht sei, oder dass Menschen wie Shane Taylor zu viel Beachtung geschenkt werde. Und doch hat Gott große Verwendung für ihre Zeugnisse; häufig scheinbar mehr als von denen, die „den ganzen Tag über in der Hitze geschuftet“ haben (20,12b).
Wir haben gestern gesehen, dass im Reich Gottes die Dinge auf dem Kopf stehen: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten“ (20,16). Das ist kein Grund, neidisch zu werden, sagt Jesus. Vielmehr ist es ein Grund, über Gottes Großzügigkeit zu staunen. In Seiner wunderbaren Liebe ist er zu allen großzügig. Gnade. Unverdient. Von Jesus angekündigt (20,17-19).
In Wirklichkeit ist Gott ja nicht nur zu Menschen wie Shane großzügig. Er ist auch zu dir und mir großzügig. Wenn Gott uns nur gäbe, was wir verdienen, wären wir arm dran. Wenn du aber die Großzügigkeit annimmst, mit der Er dich überschüttet, ist das Resultat überwältigend.
Durch Seinen Tod und Seine Auferstehung (20,18-19) ermöglicht Jesus uns, dass uns vergeben ist und wir bis in alle Ewigkeit in den Genuss Seiner wunderbaren Gnade und Liebe kommen.
Gebet
Herr, ich danke Dir, wie außerordentlich großzügig Du zu mir bist. Bitte bewahre mich vor Neid, wenn Du andere scheinbar noch mehr segnest als mich. Danke, dass ich mich von Dir bis in alle Ewigkeit geliebt weiß.
Hiob 11,1–14,22
Zofar: Gottes Weisheit kannst du nicht begreifen!
11 1 Darauf erwiderte Zofar aus Naama:
2 »Soll diese Flut von Worten ohne Antwort bleiben?
Darf denn ein Schwätzer recht behalten?
3 Meinst du etwa, dein leeres Gerede verschlägt uns die Sprache?
Willst du weiter spotten, ohne dass dich jemand zurechtweist?
4 Du sagst zu Gott: ›Meine Urteile sind völlig richtig!
In deinen Augen bin ich rein!‹
5 Hiob, ich wünsche nichts sehnlicher,
als dass Gott mit dir redet
6 und dir zeigt, wie unendlich tief seine Weisheit ist!
Sie hat so viele Seiten! Kein Mensch kann sie begreifen.
Glaub mir: Gott sieht über viele deiner Sünden hinweg!
7 Kannst du die Geheimnisse Gottes erforschen
und die Vollkommenheit des Allmächtigen erfassen?
8 Der Himmel oben setzt Gott keine Grenze – dir aber allemal!
Gott kennt die Welt der Toten unten in der Tiefe – du aber nicht!
9 Seine Größe überragt die Erde und
reicht weiter als das Meer!
10 Wenn er kommt, dich gefangen nimmt und dann Gericht hält
– wer kann ihn daran hindern?
11 Nichtsnutzige Menschen kennt er ganz genau,
ihr böses Treiben entgeht ihm nicht.
12 Ein Hohlkopf kommt nicht zur Vernunft, genauso wenig,
wie ein Wildesel als Mensch geboren wird.
13 Hiob, fass einen klaren Entschluss:
Streck deine Hände empor und bete zu Gott!
14 Mach deinen Fehler wieder gut und lass in deinen Zelten
kein neues Unrecht geschehen!
15 Dann kannst du jedem wieder offen ins Gesicht sehen,
unerschütterlich und furchtlos stehst du im Leben deinen Mann!
16 Bald schon wird all dein Leid vergessen sein
wie Wasser, das versickert ist.
17 Dann kann dein Leben noch einmal beginnen
und leuchten wie die Mittagssonne, auch die dunkelsten Stunden
werden strahlen wie der lichte Morgen.
18 Dann hast du endlich wieder Hoffnung
und kannst zuversichtlich sein.
Abends siehst du noch einmal nach dem Rechten
und legst dich dann in Frieden schlafen.
19 Kein Feind schreckt dich auf – im Gegenteil:
Viele werden sich um deine Gunst bemühen.
20 Aber alle, die Gott missachten, schauen sich vergeblich nach Hilfe um;
sie haben keine Zuflucht mehr!
Ihnen bleibt nur noch der letzte Atemzug.«
Hiob: Was ihr wisst, weiß ich auch!
12 1 Darauf entgegnete Hiob:
2 »Jawohl, ihr habt die Weisheit gepachtet,
und mit euch stirbt sie eines Tages aus!
3 Auch ich habe Verstand, genauso wie ihr;
ich stehe euch in nichts nach. Was ihr sagt, weiß doch jeder!
4 Aber jetzt lachen sogar meine Freunde mich aus,
obwohl ich unschuldig bin und keiner mir
etwas Schlechtes nachsagen kann.
Früher hat Gott meine Gebete erhört.
Er gab mir Antwort, wenn ich zu ihm rief.
5 Wem es gut geht, der kann über das Unglück anderer spotten
– ein Schlag ins Gesicht für alle, die ohnehin schon stürzen.
6 Aber die Gewalttätigen bleiben unbehelligt.
Sie fordern Gott heraus, sie meinen, ihn in der Hand zu haben,
und leben doch sicher und ungestört.
7 Von den Tieren draußen kannst du vieles lernen,
schau dir doch die Vögel an!
8 Frag nur die Erde und die Fische im Meer;
hör, was sie dir sagen!
9 Wer von diesen allen wüsste nicht,
dass der HERR sie mit seiner Hand geschaffen hat?
10 Alle Lebewesen hält er in der Hand,
den Menschen gibt er ihren Atem.
11 Soll nicht mein Ohr eure Worte prüfen,
so wie mein Gaumen das Essen kostet?
12 Man sagt, Weisheit sei bei den Alten zu finden
und ein langes Leben bringe Erfahrung.
13 Doch Gott allein besitzt Weisheit und Kraft,
nie wird er ratlos; er weiß, was er tun soll.
14 Was er abreißt, wird nie wieder aufgebaut,
und wenn er einen Menschen einschließt, kann keiner ihn befreien.
15 Hält er den Regen zurück, dann wird das Land von Dürre geplagt;
lässt er die Wasserfluten los, dann wühlen sie es um.
16 Er allein besitzt Macht! Was er sich vornimmt,
das gelingt. Gott hat beide in der Hand:
den, der sich irrt, und den, der andere irreführt.
17 Königliche Ratgeber nimmt er gefangen;
erfahrene Richter macht er zu Narren.
18 Gefangene eines Königs befreit er,
doch den König selbst legt er in Fesseln.
19 Er führt die Priester weg mit Schimpf und Schande
und bringt alteingesessene Familien zu Fall.
20 Berühmten Rednern entzieht er das Wort,
den Alten nimmt er die Urteilskraft.
21 Fürsten gibt er der Verachtung preis,
und die Mächtigen macht er schwach.
22 Die Dunkelheit überflutet er mit Licht,
ja, die tiefsten Geheimnisse deckt er auf.
23 Er lässt Völker mächtig werden und richtet sie wieder zugrunde;
er macht ein Volk groß und vertreibt es wieder.
24 Ihren Königen nimmt er den Verstand
und führt sie hoffnungslos in die Irre.
25 Im Dunkeln tappen sie umher
und torkeln wie Betrunkene.«
Wollt ihr für Gott Partei ergreifen?
13 1 »Das alles ist mir bestens bekannt!
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen
und von anderen gehört.
2 Was ihr wisst, weiß ich auch,
ich stehe euch in nichts nach!
3 Aber ich will mit dem Allmächtigen reden,
vor ihm will ich mich verteidigen.
4 Ihr übertüncht ja die Wahrheit mit euren Lügen!
Kurpfuscher seid ihr allesamt!
5 Wenn ihr doch nur schweigen würdet,
dann könnte man euch noch für weise halten!
6 Hört jetzt, was ich zu meiner Verteidigung sage,
und gebt acht, wie ich meinen Fall vortrage!
7 Wollt ihr für Gott lügen
und mit falschen Aussagen für ihn eintreten?
8 Wollt ihr Partei für ihn ergreifen
und seinen Streit ausfechten?
9 Das kann doch nicht gutgehen!
Meint ihr, dass er sich täuschen lässt,
wenn er euch ins Verhör nimmt?
10 Zurechtweisen wird er euch,
weil ihr heimlich für ihn Partei ergreift!
11 Sein Erscheinen wird euch zu Tode erschrecken,
die Angst wird euch packen!
12 Eure tiefsinnigen Sprüche sind wertlos wie ein Häufchen Asche!
Eure Verteidigung zerbröckelt wie Lehm!
13 Schweigt jetzt! Ich will reden,
komme, was da wolle!
14 Ich bin bereit, Kopf und Kragen zu riskieren,
ja, ich setze mein Leben aufs Spiel!
15 Gewiss wird Gott mich töten,
dennoch vertraue ich auf ihn,
denn ich will mein Leben vor ihm verantworten.
16 Schon das wird meine Rettung sein,
denn wer mit Gott gebrochen hat,
darf gar nicht erst in seine Nähe kommen!
17 Hört jetzt genau zu,
wenn ich meinen Fall klarstelle!
Achtet auf jedes Wort!
18 Ich habe mich auf die Verhandlung bestens vorbereitet
und bin sicher, dass ich recht behalte.
19 Kann mir jemand eine Schuld nachweisen?
Dann will ich schweigen und auf der Stelle sterben.
20 Aber zuerst habe ich noch zwei Bitten an dich, o Gott;
erfülle sie mir, damit ich dir überhaupt begegnen kann:
21 Nimm dieses schmerzhafte Leiden von mir
und die schreckliche Angst, mit der du mich plagst!
22 Rede du zuerst, dann werde ich antworten,
oder lass mich beginnen, und dann antworte du!
23 O Gott, sag mir: Wo bin ich schuldig geworden?
Welche Sünden habe ich begangen?
Wo habe ich dir die Treue gebrochen?
24 Warum ziehst du dich von mir zurück
und betrachtest mich als deinen Feind?
25 Warum verfolgst du mich und jagst mir Schrecken ein?
Ich bin doch nur ein welkes Blatt, ein dürrer Halm!
26 Ein bitteres Los hast du über mich verhängt;
du strafst mich sogar für die Sünden meiner Jugend.
27 Du legst meine Füße in Ketten,
beobachtest jede Bewegung
und bewachst mich auf Schritt und Tritt.
28 So zerfalle ich langsam wie ein Holz,
das vermodert, wie ein Kleid, das die Motten zerfressen.«
Gott, versteck mich doch bei den Toten!
14 1 »Wie vergänglich ist der Mensch!
Wie kurz sind seine Jahre! Wie mühsam ist sein Leben!
2 Er blüht auf wie eine Blume – und verwelkt;
er verschwindet wie ein Schatten – und fort ist er!
3 Und doch verlierst du ihn nicht aus den Augen
und stellst ihn vor dein Gericht!
4 Du musst doch wissen, dass aus Unreinheit nichts Reines entsteht.
Wie sollte da ein Mensch vollkommen sein?
Alle sind mit Schuld beladen!
5 Die Jahre eines jeden Menschen sind gezählt;
die Dauer seines Lebens hast du festgelegt.
Du hast ihm eine Grenze gesetzt, die er nicht überschreiten kann.
6 So schau jetzt weg von ihm, damit er Ruhe hat
und seines Lebens noch froh wird, wie ein Arbeiter am Feierabend!
7 Für einen Baum gibt es immer noch Hoffnung,
selbst wenn man ihn gefällt hat;
aus dem Stumpf wachsen wieder frische Triebe nach.
8 Auch wenn seine Wurzeln im Erdreich absterben
und der Stumpf langsam im Boden vertrocknet,
9 erwacht er doch zu neuem Leben, sobald er Wasser bekommt.
Neue Triebe schießen empor wie bei einer jungen Pflanze.
10 Aber wenn ein Mensch gestorben ist, dann ist er dahin.
Er hat sein Leben ausgehaucht. Wo ist er nun?
11 Wie Wasser, das aus einem See ausläuft,
und wie ein Flussbett, das vertrocknet,
12 so ist der Mensch, wenn er stirbt:
Er legt sich nieder und steht nie wieder auf.
Ja, die Toten werden niemals erwachen, solange der Himmel besteht!
Nie wieder werden sie aus ihrem Schlaf erweckt!
13 O Gott, versteck mich doch bei den Toten!
Schließ mich für eine Weile dort ein, bis dein Zorn verflogen ist!
Aber setz dir eine Frist und denk dann wieder an mich! –
14 Meinst du, ein Mensch wird wieder lebendig,
wenn er gestorben ist? – Dann könnte ich trotz meiner Qualen
auf bessere Zeiten hoffen wie ein Zwangsarbeiter,
der die Tage bis zu seiner Entlassung zählt.
15 Denn dann wirst du mich rufen,
und ich werde dir antworten.
Du wirst dich nach mir sehnen,
weil du selbst mich geschaffen hast.
16 Meine Wege siehst du auch dann noch,
aber meine Sünden hältst du mir nicht mehr vor.
17 Was immer ich begangen habe, verschließt du wie in einem Beutel,
meine Schuld löschst du für immer aus.
18 Doch selbst Berge stürzen und zerfallen,
Felsen rutschen zu Tal.
19 Wasser zermahlt die Steine zu Sand,
und Sturzbäche reißen den Erdboden fort.
Genauso zerstörst du jede Hoffnung des Menschen.
20 Du überwältigst ihn, zwingst ihn zu Boden;
mit entstelltem Gesicht liegt er da und stirbt.
Du schickst ihn fort – er kommt nie wieder.
21 Ob seine Kinder einst berühmt sind oder ob man sie verachtet,
er weiß nichts davon.
Ihre Zukunft bleibt ihm völlig verborgen.
22 Er fühlt nur die eigenen Schmerzen
und trauert nur über sich selbst.«
Kommentar
Halte auch in schweren Zeiten an Seiner Liebe fest
In seiner langen, schweren Leidenszeit hält Hiob sich an Gottes wunderbarer Liebe fest. Er sagt, „gewiss wird Gott mich töten, dennoch vertraue ich auf ihn“ (13,15; Hfa).
Obwohl Hiob ein Vorbild an Rechtschaffenheit war, der Gott fürchtete und sich von allem Bösen fernhielt (1,1), war er dennoch nicht vollkommen. Er spricht von den „Sünden [seiner] Jugend“ (13,26) und sagt, „versiegelt ist meine Übertretung in einem Bündel, und meine Schuld hast du verwahrt“ (14,17; SLA).
Der Fehler seiner Freunde war es zu glauben, dass Hiobs Leid Folge seiner Schuld sei. In diesem Abschnitt sehen wir, wie Hiobs Freunde ihn zunehmend frustrieren. Sie reden immer weiter von „Schuld“ (11,6.14) und verurteilen ihn immer stärker (11,5). Sie geben Binsenwahrheiten von sich, die keinen echten Trost spenden.
Irgendwann wird es Hiob zu bunt, und er entgegnet ihnen, „Doch ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen, ich hab genauso viel Verstand wie ihr! Was ihr gesagt habt, könnte jeder sagen!“ (12,3; GNB). „Ich weiß genauso viel wie ihr, ich stehe euch in nichts nach“ (13,2). Und er rät ihnen, doch einfach den Mund zu halten, „Es wäre besser, wenn ihr schweigen würdet, dann könnte man euch noch für weise halten!“ (13,5).
Diese Art Weisheit brauchen wir im Umgang mit leidenden Menschen; keine leeren Allgemeinplätze, sondern ein Sichtbarwerden von Gottes wunderbarer Liebe in unseren Taten und wohl bedachten Worten.
Hiob hat hier eine weitaus gesündere Einstellung als seine Freunde. In seinem schlimmen Leid erlebt er das furchtbare Gefühl, allein gelassen zu werden, und er schreit zu Gott, „Warum wendest du dich von mir ab?“ (13,24a). Nach dem Tod seiner Frau schrieb C. S. Lewis sein Buch Über die Trauer. Darin vergleicht er Hiobs Erfahrung damit, „die Tür ins Gesicht zugeschlagen zu bekommen.“
Trotzdem kann Hiob mitten in diese Situation hinein sagen, „gewiss wird Gott mich töten, dennoch vertraue ich auf ihn“ (13,15; Hfa). Er kennt Gott und vertraut Ihm – selbst in größter Verzweiflung.
Weiß und vertraue darauf, dass Gott „die Lebensdauer eines Menschen [bestimmt]“ und festlegt, „wie viele Tage und Monate er hat“, und dass Gott „ihm nicht eine Minute mehr schenkt“ (14,5).
Gleichzeitig scheint es, als bekäme Hiob einen Blick auf das Leben jenseits des Todes geschenkt – dass nämlich nichts, nicht einmal der Tod selbst uns zu trennen vermag von der wunderbaren Liebe Gottes: „Wenn ein Mensch stirbt, kann er dann ins Leben zurückkehren? Wenn es so wäre, würde ich jeden Tag, an dem ich hier kämpfe, sehnsüchtig auf meine Ablösung warten“ (14,14; siehe auch 19,25ff).
Du und ich sind Hiob gegenüber im Vorteil, weil wir vom Kreuz und der Auferstehung wissen und deshalb eine feste Hoffnung auf die Ewigkeit bei Gott haben.
Im weiteren Verlauf der Geschichte sehen wir, dass Hiob recht daran tut, weiterhin auf Gott zu vertrauen. Obwohl Gott Hiob nie erklärt, warum Er ihm so viel zugemutet hat, erweist sich Hiobs Vertrauen in Gottes wunderbare Liebe als gerechtfertigt. Auch mitten im Leid müssen wir versuchen, uns irgendwie an Gottes „wunderbarer Güte“ (Liebe) (Psalm 17,7; GNB) festzuhalten.
Gebet
Herr, danke, dass ich auf deine „wunderbare Güte“ zählen kann, auch wenn ich Vieles, was in dieser Welt geschieht, nicht begreife. Bitte hilf mir heute und immer, über Deine wunderbare Liebe zu mir zu staunen.
Pippa fügt hinzu
Matthäus 20,16
„So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“
Wie oft habe ich diesen Vers aus dem Kontext zitiert, wenn unsere Kinder früher als letzte die Ziellinie überquert, bei einer Klassenarbeit oder in einem Wettbewerb nicht so gut abschnitten haben: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“ Es war als Spaß gemeint, aber auch die Erinnerung daran, dass, was wir im Leben wertschätzen – Erfolg, Leistungen, sich hocharbeiten – im Himmelreich einmal nicht denselben Wert haben wird.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“