Wie kannst du dich Gott nähern?
Einführung
Je mehr ich mich mit dem Hebräerbrief beschäftige, desto lieber wird er mir. Der Brief scheint an Judenchristen gerichtet zu sein. Der Stil hört sich in unseren Ohren heute seltsam an; die Sprache ähnelt der im Alten Testament. Inhaltlich geht es um die Frage: Wie kann man sich Gott nähern?
Die Antwort des Verfassers lautet: durch Jesus Christus, unseren Hohepriester. Die Priesterschaft Jesu ist der Höhepunkt des Briefes. Der Hebräerbrief ist das einzige Dokument des Neuen Testaments, das von Jesus als Priester spricht. Jesu priesterlicher Dienst wird an anderer Stelle angedeutet; z.B. im „Hohepriesterlichen Gebet“ (Johannes 17) und in Johannes‘ Beschreibung Jesu als Mittler vor dem Vater (1. Johannes 2,1). Hier im Hebräerbrief wird das Thema jedoch aufgegriffen und vertieft.
Psalm 119,153–160
153 Herr, sieh doch, wie niedergeschlagen ich bin!
Hilf mir, denn ich habe dein Gesetz nie aus den Augen verloren.
154 Nimm dich meiner Sache an und sorge für Recht, ja,
erhalte mein Leben, so wie du es versprochen hast!
155 Wer sich dir widersetzt, kann nicht damit rechnen,
dass du ihn rettest, denn deine Ordnungen sind ihm gleichgültig.
156 HERR, schon oft hast du dein Erbarmen gezeigt;
richte mich auch jetzt wieder auf durch dein gerechtes Urteil!
157 Viele Feinde verfolgen und bedrängen mich,
trotzdem weiche ich kein Stück von deinen Geboten ab.
158 Ich empfinde Abscheu und Ekel,
wenn ich mir die Menschen ansehe,
die dir untreu sind und sich über dein Wort hinwegsetzen.
159 HERR, sieh doch, wie sehr ich deine Befehle liebe!
Du bist gnädig, darum schenke mir wieder neue Kraft!
160 Jedes Wort, das du sagst, ist wahr.
Was du, gerechter Gott, entschieden hast, gilt für immer und ewig.
Kommentar
Nähere dich Gott in dem Wissen, dass Er liebevoll und mitfühlend ist
Gott hat die Menschheit schon immer geliebt. „Herr, dein Erbarmen ist unendlich groß“ (156a; GNB). Der Psalmist wusste um die Liebe Gottes: „Durch deine Güte lass mich weiterleben“ (159b; GNB ). Er kannte Gott als Befreier (153; GNB) und spricht von Erlösung (154; LUT) und Rettung (155).
Er wusste, dass Gott erlösen, freikaufen und retten würde. Und deshalb wusste er, dass er sich Gott zuversichtlich nähern konnte. Was er nicht wusste, war, wie Gott ihn retten könnte.
Wenn wir das gesamte Alte Testament, einschließlich dieses Psalms, durch die Linse des Neuen Testaments lesen, erkennen wir, dass, was der Psalmist beschreibt, durch die Hohepriesterschaft Jesu möglich geworden ist.
Gebet
Herr, ich danke Dir für Deine große Liebe und Barmherzigkeit. Danke, dass Du meine Erlösung, Befreiung und Rettung durch Jesus möglich machst.
Hebräer 4,14–5,10
Christus tritt vor Gott für uns ein
14 Lasst uns also unerschütterlich an unserem Bekenntnis zu Jesus Christus festhalten, denn in ihm haben wir einen großen Hohenpriester, der vor Gott für uns eintritt. Er, der Sohn Gottes, ist durch den Himmel bis zu Gottes Thron gegangen. 15 Doch er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. 16 Er tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.
5 1 Jeder Mensch, der zum Hohenpriester ernannt wird, ist zum Dienst für Gott eingesetzt: Stellvertretend für seine Mitmenschen muss er Gott Gaben und Opfer darbringen, um die Schuld zu sühnen. 2 Und weil er selbst ein Mensch ist mit all seinen Schwächen, kann er die Menschen verstehen, die unwissend sind und Irrwege gehen. 3 Doch gerade deshalb muss er nicht nur für die Sünden anderer opfern, sondern auch für seine eigenen. 4 Niemand kann sich selbst zum Hohenpriester ernennen. Gott beruft in diese Aufgabe, so wie er es mit Aaron getan hat.
5 Auch Christus hat sich nicht die Würde des Hohenpriesters angemaßt. In diese Aufgabe hat Gott ihn berufen, als er zu ihm sprach:
»Du bist mein Sohn,
heute bin ich dein Vater geworden.«
6 Oder wie Gott an anderer Stelle sagt:
»In alle Ewigkeit sollst du ein Priester sein,
so wie es Melchisedek war.«
7 Als Jesus unter uns Menschen lebte, schrie er unter Tränen zu Gott, der ihn allein vom Tod retten konnte. Und Gott erhörte sein Gebet, weil Jesus den Vater ehrte und ihm gehorsam war. 8 Dennoch musste auch Jesus, der Sohn Gottes, durch sein Leiden Gehorsam lernen. 9 Als er darin vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, zum Retter und Erlöser geworden. 10 Gott selbst hat ihn für uns zum Hohenpriester eingesetzt, so wie Melchisedek.
Kommentar
Nähere dich Gott durch Jesus, den großen Hohepriester
Es ist schon erstaunlich, dass wir uns dem Schöpfer des Universums voller Zuversicht nähern dürfen. Mit gebührendem Respekt, aber nicht schüchtern und ängstlich. Wie ist das möglich?
Während der Verfasser zum zentralen Thema des Briefes kommt, der Hohepriesterschaft Jesu, macht er deutlich, dass der Hauptgrund für den Brief ist, sie zu ermutigen, dass sie „festhalten an der Hoffnung, zu der wir uns bekennen“ (4,14a; GNB). Je mehr du über Jesus weißt, desto fester kann dein Glaube in den Stürmen und Versuchungen des Lebens standhalten.
Jesus ist einmalig. Der große Hohe Priester ist sowohl „Sohn Gottes“ (4,14) als auch ganz Mensch. Er „versteht unsere Schwächen, weil ihm dieselben Versuchungen begegnet sind wie uns, doch er wurde nicht schuldig“ (4,15).
Jesus weiß, wie du dich fühlst. Manchmal hätte Er auch das Falsche tun können, aber Er entschied Sich immer für das Richtige. Wenn du im Gebet mit Ihm sprichst, kannst du gewiss sein, dass Er weiß, wie es dir geht.
Drei erforderliche Eigenschaften für die Priesterschaft:
•\tMenschsein („aus den Menschen genommen“; 5,1; GNB)
•\tBarmherzigkeit („nachsichtig mit den Menschen“; 5,2)
•\tGöttliche Berufung („von Gott zu diesem Dienst berufen“; 5,4).
Das traf perfekt auf Jesus zu.
Aber Jesus stammte vom Stamm Juda ab und nicht von den Leviten. Deshalb war Er nicht qualifiziert für das normale Priesteramt, die alle Nachfahren von Moses Bruder Aaron sein mussten (Levit). Daher identifiziert der Verfasser Ihn mit einer neuen Ordnung von Priestern des Alten Testaments, nämlich „Priester nach der Ordnung Melchisedeks“ (5,6). Melchisedek war „ein Priester des höchsten Gottes“, der Abraham diente (1. Mose 14,18-20).
Der Hebräerbrief zeigt, dass die Priesterschaft Melchisedeks in jeder Hinsicht über der Aarons stand (s. Hebräer 7). Weil Jesu Priesteramt wie das Melchisedeks ist, ist es ewig (5,6) und gilt damit für alle Zeiten. So hat es Wirkung für alle, ob sie vor Jesus lebten oder nach Ihm.
Jesus vertritt uns (5,1). Er ist sowohl Vorbild für alle Priester als auch höher als jeder Priester.
Jesus sammelte Erfahrung durch alles, was Er erlitt. Du kannst lernen, persönliche schmerzliche Erfahrungen zugunsten anderer einzusetzen.
Rick Warren schreibt, „Gott liebt es, Kreuzigungen in Auferstehungen umzuwandeln. Oft sind es die Dinge, von denen du dir am meisten wünschtest, dass es aus deinem Leben entfernt würden, mit denen Gott dich zu dem Gläubigen macht, der du nach Seinem Willen sein sollst. Er möchte durch das Problem etwas Gutes in deinem Leben hervorbringen. Es gibt Wichtigeres in deinem Leben als deinen Schmerz: nämlich das, was der Schmerz dich lehrt.“
So wie wir sammelte Jesus Erfahrung durch alles, was Er durchmachte. Anders als wir, blieb Er jedoch dabei ohne Sünde. Deshalb musste Er keine Opfer für Seine eigenen Sünden bringen. „Er ist für alle, die ihm gehorchen, zum Begründer ihrer endgültigen Rettung geworden“ (5,9).
Du kannst „deshalb zuversichtlich vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. Dort wirst du Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden, die [dir] helfen wird, wenn [du] sie brauch[st]“ (4,16). Sobald du um Vergebung für vergangene Schuld bittest – kannst du wissen, dass du „Barmherzigkeit“ erfahren wirst. Sobald du um Hilfe für Zukünftiges bittest, darfst du wissen, dass du alle „Gnade, die [dir] helfen wird“, erhalten wirst, in welch misslicher Lage du auch steckst.
Durch das Bild des Thrones wird die Majestät und Herrlichkeit dessen herausgestellt, der darauf sitzt – Gott. Aber durch Jesus kannst du dich Gott in Gebet und Anbetung nähern, egal wie du dich fühlst, oder was du getan hast.
Gebet
Herr Jesus Christus, ich danke Dir, dass ich mich aufgrund Deines Opfers dem Gnadenthron zuversichtlich nähern kann. Danke für alle Barmherzigkeit und Gnade, die mir hilft.
Hesekiel 1,1–3,27
Hesekiel sieht den Herrn in seiner Herrlichkeit
1 1 Im 30. Jahr lebte ich mit den verbannten Judäern am Fluss Kebar in Babylonien. Am 5. Tag des 4. Monats öffnete sich plötzlich der Himmel über mir, und ich hatte eine Vision. –
2-3 Mit diesen Worten beginnt der Bericht des Propheten Hesekiel. Er war ein Sohn von Busi und stammte aus einer jüdischen Priesterfamilie. Fünf Jahre nachdem König Jojachin nach Babylon verschleppt worden war, wurde Hesekiel zum ersten Mal vom HERRN ergriffen. Im Folgenden sind die Botschaften aufgeschrieben, die Gott ihm gab, während er am Fluss Kebar in Babylonien wohnte:
4 Ich sah von Norden einen Sturm heranbrausen, der eine große Wolke vor sich hertrieb. Blitze schossen aus ihr hervor, und ein heller Glanz umgab sie. Dann öffnete sich die Wolke, und aus ihrem Inneren strahlte ein Licht wie von glänzendem Metall. 5 In dem Licht erschienen vier lebendige Wesen, die wie Menschen aussahen. 6 Doch jedes von ihnen hatte vier Gesichter und vier Flügel. 7 Ihre Beine waren gerade wie die eines Menschen, aber statt der Füße hatten sie die Hufe eines Stieres, die wie polierte Bronze glänzten. 8 Jede Gestalt besaß vier Hände, je eine Hand unter jedem Flügel. 9 Mit ihren Flügeln berührten die Gestalten einander. Beim Gehen brauchten sie sich nie umzudrehen, denn in jede Richtung blickte eines ihrer Gesichter.
10 Jedes sah anders aus: Vorne war das Gesicht eines Menschen, rechts das eines Löwen, links das eines Stieres und hinten das eines Adlers. 11 Zwei ihrer Flügel hatten sie nach oben ausgespannt, und ihre Spitzen berührten die der anderen Gestalten. Mit den anderen zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Sie gingen, wohin der Geist Gottes sie trieb, ohne sich je umzudrehen. 13 Zwischen den Gestalten bemerkte ich etwas, das wie glühende Kohlen aussah und wie Fackeln, die sich hin- und herbewegten. Das Feuer leuchtete, und Blitze schossen aus ihm hervor. 14 Die Gestalten liefen so schnell umher, dass sie selbst zuckenden Blitzen glichen.
15 Als ich sie genauer betrachtete, entdeckte ich vier Räder auf dem Boden – eines vor jeder Gestalt. 16 Sie schienen aus Edelsteinen zu bestehen. Alle vier waren gleich gebaut; mitten in jedes Rad war ein zweites im rechten Winkel eingefügt, 17 und so konnten sie in jede beliebige Richtung laufen, ohne zu wenden. 18 Die Felgen der Räder sahen furchterregend aus: Sie waren sehr groß und ringsum mit Augen bedeckt.
19 Wenn die vier Gestalten gingen, dann liefen auch die Räder mit; und wenn die Gestalten sich von der Erde erhoben, dann hoben sich auch die Räder. 20 Sie gingen, wohin Gottes Geist sie trieb, und die Räder bewegten sich mit ihnen, denn ein und derselbe Geist lenkte sie. 21 Ganz gleich ob die Gestalten sich bewegten oder stillstanden oder sich erhoben – die Räder taten immer dasselbe.
22 Über den Köpfen der Gestalten entdeckte ich etwas, das aussah wie ein Gewölbe aus leuchtendem Kristall, und ich erschrak bei seinem Anblick. 23 Jedes der Lebewesen darunter hatte zwei seiner Flügel zu der Gestalt neben sich ausgestreckt; mit den beiden anderen Flügeln bedeckte es seinen Leib. 24 Wenn die vier sich bewegten, rauschten ihre Flügel wie das Brausen großer Wassermassen, ja, wie die Stimme des allmächtigen Gottes. Es war so laut wie die Rufe einer großen Menschenmenge oder der Lärm in einem Heerlager. Wenn die Wesen aber stillstanden, ließen sie ihre Flügel herabhängen.
25 Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Gewölbe über ihnen, da blieben sie stehen und senkten ihre Flügel. 26 Oberhalb des Gewölbes über ihren Köpfen bemerkte ich so etwas wie einen Thron, der aus Saphir zu sein schien. Darauf saß eine Gestalt, die einem Menschen glich. 27 Von der Hüfte an aufwärts schimmerte ihr Leib wie Metall in einem Feuerkranz; unterhalb der Hüfte sah sie aus wie Feuer, umgeben von hellem Lichtglanz. 28 In dem Licht konnte ich alle Farben des Regenbogens entdecken. Es war die Erscheinung des HERRN in seiner Herrlichkeit.
Bei ihrem Anblick fiel ich nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden. Dann hörte ich eine Stimme.
Hesekiel wird zum Propheten berufen
2 1 Jemand sagte zu mir: »Du Mensch, steh auf, ich will mit dir reden!« 2 Noch während er dies sprach, erfüllte mich der Geist Gottes und richtete mich auf. Dann hörte ich die Stimme sagen:
3 »Du Mensch, ich sende dich zu den Israeliten, diesem widerspenstigen Volk, das sich immer wieder gegen mich auflehnt. Schon ihre Vorfahren haben sich von mir abgewandt, und daran hat sich bis heute nichts geändert. 4 Starrköpfig und hartherzig sind sie, und doch sende ich dich gerade zu ihnen. Du sollst ihnen ausrichten: ›Hört, was Gott, der HERR, euch zu sagen hat!‹ 5 Ob dieses widerspenstige Volk dann hört oder nicht – sie werden schon noch erkennen, dass ein Prophet unter ihnen war. 6 Du aber, Mensch, fürchte dich nicht vor ihnen, hab keine Angst vor ihrem Spott! Ihre Worte verletzen dich wie Disteln und Dornen – ja, du lebst mitten unter Skorpionen. Trotzdem brauchst du dich nicht von ihnen und ihrem Gerede einschüchtern zu lassen! Sie sind eben ein gottloses Volk. 7 Sag ihnen meine Botschaft, ob sie es hören wollen oder nicht. Du weißt ja, dass sie mir den Rücken gekehrt haben. 8 Du aber, Mensch, hör mir zu! Lehn dich nicht auf wie dieses widerspenstige Volk! Öffne deinen Mund und iss, was ich dir gebe!«
9 Da sah ich eine Hand, die sich mir entgegenstreckte und eine Schriftrolle hielt. 10 Die Hand breitete die Schriftrolle aus: Sie war auf beiden Seiten beschrieben mit Klagen, Seufzern und Trauerrufen.
3 1 Gott sprach zu mir: »Du Mensch, nimm die Schriftrolle, die du vor dir siehst, und iss sie auf! Dann geh zum Volk Israel und rede zu ihnen!« 2 Ich öffnete meinen Mund, und er gab mir die Rolle zu essen.
3 Dabei sagte er: »Iss dieses Buch und füll deinen Bauch damit!« Ich gehorchte, und es schmeckte süß wie Honig.
4 Dann sprach er zu mir: »Du Mensch, geh zum Volk Israel und sag ihnen, was ich dir in den Mund lege. 5 Ich sende dich nicht zu einem Volk mit fremder Sprache, die du nicht verstehst, sondern zum Volk Israel, deinen eigenen Landsleuten. 6 Wenn ich dich zu anderen Völkern mit fremder Sprache schicken würde, und seien es noch so viele – sie würden trotzdem auf dich hören. 7 Das Volk Israel aber wird deine Worte in den Wind schlagen, denn sie weigern sich, meine Weisungen anzunehmen. Das ganze Volk ist starrköpfig und hartherzig. 8 Darum will ich dich genauso unbeirrbar machen wie sie, und ich gebe dir die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten. 9 Ja, ich mache dich unnachgiebig, härter noch als einen Kieselstein, hart wie einen Diamanten. Hab keine Angst vor diesem widerspenstigen Volk!«
10 Und weiter sprach er zu mir: »Du Mensch, achte auf alles, was ich dir sage, und nimm es dir zu Herzen! 11 Geh zu den Leuten aus deinem Volk, die nach Babylonien verschleppt worden sind, und richte ihnen aus, was ich, Gott, der HERR, ihnen sagen möchte – ganz gleich ob sie es annehmen oder nicht.«
12 Dann hob der Geist Gottes mich empor, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme, die rief: »Preist die Herrlichkeit des HERRN in seiner himmlischen Wohnung!« 13 Die Flügel der vier Gestalten rauschten und schlugen in der Luft aneinander, gleichzeitig rasselten die Räder neben ihnen; es dröhnte wie bei einem gewaltigen Erdbeben. 14 Der Geist Gottes, der mich emporgehoben hatte, trug mich nun fort. Ich war innerlich aufgewühlt und verstört, denn was der HERR mir gezeigt hatte, lastete schwer auf mir. 15 So kam ich zu den Verschleppten, die in Tel-Abib nahe beim Fluss Kebar wohnten. Sieben Tage lang saß ich dort in ihrer Mitte – wie betäubt von dem, was ich gesehen hatte.
Warne mein Volk!
16 Nach diesen sieben Tagen empfing ich eine Botschaft vom HERRN. Er sprach zu mir: 17 »Du Mensch, ich habe dich zum Wächter für das Volk Israel bestimmt. Du sollst mir gut zuhören, wenn ich dir eine Botschaft gebe, und die Israeliten in meinem Auftrag warnen! 18 Wenn ich einem gottlosen Menschen den Tod androhe, dann sollst du ihn ermahnen und zur Umkehr bewegen, um sein Leben zu retten. Tust du dies nicht, so wird er sterben, wie er es für seine Sünde verdient hat. Dich aber werde ich für seinen Tod zur Rechenschaft ziehen. 19 Wenn er sich jedoch trotz deiner Warnung nicht von seinen falschen Wegen abbringen lässt, dann ist er selbst schuld an seinem Tod. Du aber hast dein Leben gerettet.
20 Auch wenn sich ein rechtschaffener Mensch von mir abwendet und Unrecht tut, und du warnst ihn nicht, werde ich ihn zu Fall bringen. Ja, wegen seiner Sünde wird er umkommen, und das Gute, das er zuvor getan hat, wird vergessen sein. Dich aber werde ich für seinen Tod zur Rechenschaft ziehen. 21 Warnst du ihn jedoch davor zu sündigen, und er nimmt es sich zu Herzen, dann lasse ich ihn am Leben. Und auch du hast dein Leben gerettet.«
Hesekiel muss verstummen
22 Wieder wurde ich vom HERRN ergriffen. Er befahl mir: »Steh auf und geh hinaus ins Tal, denn dort will ich mit dir reden!« 23 Ich stand auf und ging ins Tal hinaus. Dort erblickte ich den HERRN in seiner Herrlichkeit, so wie ich ihn schon am Fluss Kebar gesehen hatte. Ich fiel nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden.
24 Da erfüllte mich der Geist Gottes und richtete mich wieder auf. Gott sprach zu mir: »Geh in dein Haus und schließ dich ein! 25 Dort wirst du, Mensch, wie mit Stricken gefesselt, damit du nicht mehr unter die Leute gehen kannst. 26 Ich lasse dir die Zunge am Gaumen kleben und mache dich stumm. Denn du sollst die Israeliten nicht mehr ermahnen können, dieses widerspenstige Volk. 27 Sobald ich aber wieder mit dir rede, löse ich deine Zunge; dann sollst du ihnen ausrichten: ›So spricht Gott, der HERR …‹ Wer es hören will, der soll hören; wer es nicht annehmen will, der lasse es bleiben! Denn sie sind nun einmal ein widerspenstiges Volk.«
Kommentar
Nähere dich zuversichtlich dem Gnadenthron
Ist es nicht wunderbar, gesagt zu bekommen, dass wir uns dem himmlischen Thron überhaupt nähern dürfen – und noch dazu „zuversichtlich“ (Hebräer 4,16)?! Der Prophet Hesekiel (dessen Name „Gott ist stark“ bedeutet) durfte einen Blick auf diesen Thron werfen: „Ich bemerkte so etwas wie einen Thron, der aus Saphir zu sein schien. Darauf saß eine Gestalt, die einem Menschen glich. Von der Hüfte an aufwärts schimmerte ihr Leib wie Metall in einem Feuerkranz; unterhalb der Hüfte sah sie aus wie Feuer, umgeben von hellem Lichtglanz… Es war die Erscheinung des HERRN in seiner Herrlichkeit. Bei ihrem Anblick fiel ich nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden. Dann hörte ich eine Stimme“ (1,26-28; Hfa).
Hesekiel wurde im Alter von 30 Jahren von Gott berufen (593 v.Chr.). Er war Priester (1,3) im babylonischen Exil (während Jeremia in Jerusalem war). Im Jahr 597 v.Chr. war er mit dem jungen König Jojachin weggeführt worden (2. Könige 24,8-17). Wie Jeremia rief er das Volk zur Umkehr auf und kündigte den Wiederaufbau Jerusalems an.
Hesekiels Berufung beginnt mit einer Vision Gottes. In der Vision sieht er vier seltsame Wesen (1,10). Jedes bezeugt einen Wesenszug Gottes.
Das erste Wesen hat ein menschliches Gesicht, das zweite das eines Löwen (Mut und Stärke), das dritte das eines Stieres (Fruchtbarkeit) und das vierte ein Adlergesicht (Schnelligkeit). Zusammen stehen sie für Gottes Majestät und Größe (1,10).
In dieser Vision bekommt Hesekiel einen kurzen Blick auf einen Mann, von dem wir heute wissen, dass es Jesus selbst war (Offenbarung 4,1-10).
Als Reaktion auf seine Vision des Gnadenthrons fällt Hesekiel auf sein Angesicht nieder (1,28). Das war keine ungewöhnliche Reaktion auf die Gegenwart Gottes (s. Offenbarung 4,10 u.a.).
Gott spricht zu Hesekiel (2,1). Dieser wird mit dem Heiligen Geist erfüllt (2,2). Die Worte, die Gott gab, sollte er im wörtlichen Sinne verschlingen (3,1): „Ich aß sie und sie schmeckte so süß wie Honig“ (3,3b). Er soll aufmerksam zuhören (2,8; 3,10) und dann Gottes Botschaft weitersagen.
Er wird auf großen Widerstand stoßen, bekommt aber die Zusage, „fürchte dich nicht vor ihnen und hab keine Angst“ (3,9). Er ist nicht verantwortlich, „ganz gleich, ob sie dir zuhören wollen oder nicht“ (3,11). Deine Verantwortung ist ebenfalls nur auszusprechen, was du zuvor von Gott gehört hast.
Du bist nicht dafür verantwortlich, wie die Hörer auf deine Worte reagieren (3,18-21), wohl aber, dass du Gott gehorsam bist und die Worte weitergibst, die Er dir gibt (3,18.20). Auch wenn du nicht weißt, wie eine Situation ausgehen wird, kannst du Gott getrost vertrauen.
Später erscheint Hesekiel die Herrlichkeit des Herrn und er fällt erneut auf sein Angesicht (3,23). Wieder wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt (3,24). Gott verheißt ihm, „Sobald ich aber wieder mit dir rede, löse ich deine Zunge; dann sollst du ihnen ausrichten: „So spricht Gott, der HERR…““ (3,27; Hfa).
Gebet
Herr, danke für das große Vorrecht, dass ich mich heute dem Gnadenthron zuversichtlich nähern, dass ich mit Dir reden und Deine Botschaft hören kann. Hilf mir, Deine Worte heute weiterzusagen.
Pippa fügt hinzu
Hebräer 4,16
„Wir dürfen voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.“
Das nenne ich Zuversicht!
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“