Innige Freundschaft mit Gott
Einführung
Er ist einer der intelligentesten Menschen, die ich kenne. Ein Gelehrter und Intellektueller, ein richtig kluger Kopf. Wir gingen zusammen zur Schule und waren später auf derselben Universität. Ungefähr drei Monate nach meiner ersten Begegnung mit Jesus (im ersten Jahr an der Uni) kam auch er zum Glauben. Sofort begann Nick mit der Lektüre dicker theologischer Wälzer.
Ich erinnere mich, dass ich ihn nur kurz nach seiner Bekehrung fragte, was er denn gerade so lese. Er entgegnete, er beschäftige sich mit der „Transzendenz und der Immanenz“ Gottes. Ich hatte keine Ahnung, von was er sprach und musste beide Wörter erstmal nachschlagen.
„Transzendenz“ und „Immanenz“ beschreiben die scheinbar paradoxe Art unserer Beziehung mit Gott. Die Transzendenz Gottes meint, dass Gott „über allem steht, unbegrenzt ist, also nicht eingeschränkt durch das materielle Universum; hervorragend; außerordentlich im Vergleich zu allen anderem“ ist.
Die Immanenz Gottes dagegen beschreibt, dass es möglich ist, unmittelbare Freundschaft mit Ihm zu erfahren. In dem heutigen Abschnitt aus dem Alten Testament spricht Hiob von Gott als „vertrautem Freund“ (Hiob 29,4).
Erst wenn wir die Transzendenz Gottes verstehen, können wir begreifen, wie außerordentlich Seine Immanenz ist; wie groß das Vorrecht, innige Freundschaft mit Gott haben zu können. In allen Abschnitten können wir heute sowohl etwas von Seiner Transzendenz als auch von Seiner Immanenz entdecken.
Psalm 18,8–16
8 Plötzlich erbebte die Erde, selbst die Berge gerieten ins Wanken,
denn glühender Zorn hatte Gott gepackt.
9 Schwarzer Rauch quoll aus seiner Nase,
aus seinem Mund loderten Flammen,
und glühende Kohlen wurden herausgeschleudert.
10 Er riss den Himmel auf
und kam auf dunklen Wolken zur Erde herunter.
11 Auf einem Kerub flog er daher
und schwebte herab, vom Sturm getragen.
12 Er hüllte sich in Finsternis,
verbarg sich in dichten, dunklen Regenwolken.
13 Dann wurden sie von seinem Lichtglanz überstrahlt,
Hagel und glühende Kohlen prasselten nieder.
14 Der HERR ließ einen Donnerschlag auf den anderen folgen,
am Himmel dröhnte die Stimme des höchsten Gottes.
15 Er schoss seine Pfeile ab, und die Feinde stoben auseinander.
Grelle Blitze zuckten und verwirrten das feindliche Heer.
16 Sogar den Meeresboden konnte man sehen;
offen lagen die Fundamente der Erde da, als du,
HERR, meine Feinde bedrohtest und vor Entrüstung schnaubtest.
Kommentar
Bete den transzendenten Gott an und genieße Seine überwältigende Gegenwart
David spricht von der überwältigenden Gegenwart Gottes, „der Glanz seiner Gegenwart durchbrach die Wolken … Der Herr donnerte im Himmel, der Höchste ließ seine gewaltige Stimme erschallen“ (18,13-14).
Dieser Psalm beschreibt sowohl die Macht als auch den Zorn des transzendenten Gottes. „Da erbebte die Erde und wankte vor seinem Zorn“ (18,8). Sein Groll (der nie bösartig ist) ist Seine persönliche Reaktion auf Sünde.
Wenn wir an Menschenhandel, Kindesmissbrauch, institutionalisierte Schikane oder gar Folter und anderes furchtbares Unrecht denken, ohne dass uns Zorn ergreift, dann lieben wir nicht. Empörung über Ungerechtigkeiten und Böses ist ein wesentliches Element von Güte und Freundlichkeit.
Und doch ist dies der Psalm, mit dem David seine innige Freundschaft mit Gott zum Ausdruck bringt. Er beginnt mit den Worten, „Ich liebe dich, Herr, durch dich bin ich stark!“ (18,2). Das war keine Selbstverständlichkeit für David. Er war sich des großen Privilegs bewusst, dass ihn diese innige Freundschaft mit dem transzendenten Gott verband.
Gebet
Herr, ich danke Dir, dass ich innige Freundschaft mit dem Einen haben darf, der das ganze Universum geschaffen hat. Ich liebe Dich Herr, durch Dich bin ich stark!
Matthäus 21,33–22,14
Vom Weinbergbesitzer und den Pächtern
33 »Hört noch ein anderes Gleichnis: Ein Grundbesitzer legte einen Weinberg an, zäunte ihn ein, stellte eine Weinpresse auf und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an einige Weinbauern und reiste ins Ausland. 34 Als die Zeit der Weinlese kam, beauftragte er seine Knechte, den vereinbarten Anteil an der Ernte abzuholen.
35 Aber die Weinbauern packten die Knechte, schlugen den einen nieder, töteten den anderen und steinigten den dritten.
36 Da beauftragte der Grundbesitzer andere Knechte, noch mehr als beim ersten Mal. Aber ihnen erging es nicht besser. 37 Zuletzt sandte er seinen Sohn, weil er sich sagte: ›Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben!‹
38 Als die Weinbauern aber den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: ›Das ist der Erbe! Los, den bringen wir um, und dann gehört der Weinberg uns.‹ 39 Sie packten ihn, stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
40 Was, meint ihr, wird der Besitzer mit diesen Weinbauern machen, wenn er zurückkehrt?«
41 Sie antworteten: »Er wird diesen Verbrechern ein schreckliches Ende bereiten und den Weinberg an solche Weinbauern verpachten, die ihm zur gegebenen Zeit seinen Anteil abliefern.«
42 Darauf sagte Jesus zu ihnen: »Habt ihr denn nie gelesen, dass es in der Heiligen Schrift heißt:
›Der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben,
weil sie ihn für unbrauchbar hielten,
ist nun zum Grundstein des ganzen Hauses geworden.
Was keiner für möglich gehalten hat,
das tut der Herr vor unseren Augen‹?
43 Deshalb sage ich euch: Gottes Reich wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das Gott gehorcht. 44 Ja, wer auf diesen Stein fällt, wird sich zu Tode stürzen, und auf wen der Stein fällt, der wird von ihm zermalmt.«
45 Die obersten Priester und die Pharisäer merkten, dass Jesus in diesem Gleichnis von ihnen gesprochen hatte. 46 Sie hätten ihn am liebsten festgenommen. Aber sie hatten Angst vor dem Volk, das Jesus für einen Propheten hielt.
Das Gleichnis vom Hochzeitsfest
22 1 Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: 2 »Mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn ein großes Hochzeitsfest vorbereitete. 3 Viele wurden zu der Feier eingeladen. Als alles fertig war, schickte der König seine Diener, um die Gäste zum Fest zu bitten. Aber keiner wollte kommen.
4 Da schickte er andere Diener und ließ den Eingeladenen nochmals ausrichten: ›Es ist alles fertig, die Ochsen und Mastkälber sind geschlachtet. Das Fest kann beginnen. Kommt doch zur Hochzeit!‹
5 Aber den geladenen Gästen war das gleichgültig. Sie gingen weiter ihrer Arbeit nach. Der eine hatte auf dem Feld zu tun, der andere im Geschäft. 6 Einige wurden sogar handgreiflich, misshandelten und töteten die Diener des Königs. 7 Da wurde der König sehr zornig. Er sandte seine Truppen aus, ließ die Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken.
8 Dann sagte er zu seinen Dienern: ›Die Hochzeitsfeier ist vorbereitet, aber die geladenen Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen. 9 Geht jetzt auf die Landstraßen und ladet alle ein, die euch über den Weg laufen!‹ 10 Das taten die Boten und brachten alle mit, die sie fanden: böse und gute Menschen. So füllte sich der Festsaal mit Gästen.
11 Als der König kam, um die Gäste zu sehen, bemerkte er einen Mann, der nicht festlich angezogen war. 12 ›Mein Freund, wie bist du hier ohne Festgewand hereingekommen?‹, fragte er ihn. Darauf konnte der Mann nichts antworten.
13 Da befahl der König seinen Knechten: ›Fesselt ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die tiefste Finsternis, wo es nur noch Heulen und ohnmächtiges Jammern gibt!‹
14 Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind auserwählt.«
Kommentar
Nimm Gottes Einladung an und genieße Seine innige Freundschaft
In den 2010ern gab es in England zwei königliche Hochzeiten, die von Prinz William und Catherine Middleton und die von Prinz Harry und Meghan Markle. Stell dir vor, du hättest in der Post eine persönliche Einladung zu diesen Hochzeiten gefunden? Jesus sagt, wir alle sind zu der größten königlichen Hochzeit aller Zeiten eingeladen.
Jesus beschreibt das Himmelreich wie einen Weinberg und wie ein Hochzeitsmahl. Beide Bilder erzählen von Seiner Großzügigkeit und Seiner wunderbaren Liebe zu uns.
Aber die Liebe Gottes ist nicht sentimental. Wieder sehen wir die Kehrseite von Gottes Liebe und Gnade, nämlich Sein Urteil über diejenigen, die Seine Liebe zurückweisen und Böses tun (21,35ff). Als die Pächter Seine Boten ergriffen, „schlugen sie [einen] halb tot, den anderen brachten sie um, ein weiterer wurde gesteinigt“ (21,35). „Als die Bauern seinen Sohn kommen sahen, …überfielen sie ihn, schleppten ihn vor den Weinberg und ermordeten ihn … Er [der Besitzer des Weinbergs] wird diese heimtückischen Mörder einen schrecklichen Tod sterben lassen“ (21,38-41).
Jesus prophezeit hier Seinen eigenen Tod. Er ist der „Sohn“ und „Erbe“ (21,37.38), den Gott sandte und der ermordet wurde. Er ist „der Stein, den die Bauleute verworfen haben, [der] zum Eckstein geworden ist“ (21,42). Er wird einmal das Urteil vollstrecken (21,44). Das Urteil dafür, dass sie Jesus ablehnten („sie hätten ihn gern verhaften lassen“; 21,46).
Ähnlich verhält es sich bei dem Hochzeitsmahl. Gott lädt jeden einzelnen in eine innige Freundschaft mit Ihm ein. Es ist etwas wirklich Besonderes, zu dieser königlichen Hochzeit eingeladen zu sein. An nichts wird gespart (22,4) und wirklich alle sind eingeladen (22,9-10), und die Einladung wird immer wieder ausgesprochen (22,1-4).
Mich fasziniert, dass Jesus das Himmelreich mit einem Fest vergleicht. Das widerspricht so krass den Vorstellungen, die viele Leute von Gott, Gemeinde und Glauben haben. Sie halten es für öd und langweilig. Aber Jesus sagt, das Himmelreich ist wie ein Fest – wie eine Hochzeitsfeier; ein fröhlicher Anlass, an dem gelacht, gefeiert und gut gegessen wird.
Aber es gab welche unter den Eingeladenen, „die beachteten die Abgesandten gar nicht und gingen ihrer Arbeit nach. Der eine ging auf seinen Acker, ein anderer kümmerte sich um seine Geschäfte“ (22,5). Besitz und Arbeit hatten eine höhere Priorität als die Beziehung mit Jesus. Manche waren außergewöhnlich grob und feindselig. Sie „packten die Boten und misshandelten sie, einige von ihnen töteten sie sogar“ (22,6). Jesus sagte, „Da wurde der König zornig“ (22,7).
Du solltest die Einladung Gottes nicht auf die leichte Schulter nehmen, sie nicht leichtfertig ausschlagen. Es ist ein enormes Vorrecht, dass der transzendente Gott dich in eine innige Freundschaft einlädt. Aber es reicht nicht, einfach nur hinzugehen. Du brauchst auch die richtigen Festtagskleider (22,11-13). Ins Himmelreich kommst du nicht zu deinen eigenen Konditionen – sondern nach Jesu Bedingungen. Zum Glück aber hat Er durch Seinen Tod und Seine Auferstehung und durch das Geschenk des Heiligen Geistes, die Voraussetzungen dafür bereits geschaffen und uns die richtigen Kleider bereitgestellt.
Gebet
Herr, danke, dass Du aus Liebe für mich ein Fest bereitest. Ich nehme Deine Einladung an und komme heute zu Dir, um mich Deiner innigen Freundschaft zu erfreuen.
Hiob 25,1–29,25
Bildad: Vor Gott ist keiner vollkommen!
1 Darauf antwortete Bildad aus Schuach:
2 »Gott allein ist der Herr,
in Ehrfurcht müssen alle vor ihm stehen!
Für Frieden sorgt er in seinen Himmelshöhen.
3 Niemand zählt die Engelscharen, die ihm dienen;
keinen Ort gibt es, über dem sein Licht nicht scheint!
4 Wie kann da ein Mensch gegenüber Gott im Recht sein?
Steht ein Sterblicher vor ihm vollkommen da?
5 Wenn in Gottes Augen nicht einmal der Mond hell scheint
und dem Sternenlicht die Klarheit fehlt,
6 wie sollte da ein Mensch vor ihm bestehen können
– diese Made, dieser Wurm!«
Hiob: Wie klug hast du mich beraten!
26 1 Darauf entgegnete Hiob:
2 »Ach, wie gut hast du mir beigestanden,
mir, der keine Kraft besitzt!
Wie sehr hast du mir geholfen
– arm und schwach, wie ich bin!
3 Wie hast du mich so gut beraten,
mich, dem jede Weisheit fehlt!
Welche Einsicht hast du mir vermittelt,
tief und umfangreich!
4 Mit wessen Hilfe hast du so geredet?
Wer hat dir diese Worte eingegeben?«
Wer kann Gottes Macht begreifen?
5 »Vor Gott erzittern die Verstorbenen,
alle, die im Wasser tief unter der Erde leben.
6 Die Welt der Toten – nackt und bloß liegt sie vor Gott.
Der tiefe Abgrund kann sich nicht verhüllen.
7 Gott spannte den Himmel aus über dem leeren Raum;
die Erde hängte er auf im Nichts.
8 Er füllt die Wolken mit Wasser,
und doch reißen sie nicht unter ihrer Last.
9 Er verhüllt seinen Thron,
indem er die Wolken davor ausbreitet.
10 Er spannte den Horizont wie einen Bogen über dem Meer,
als Grenze zwischen Licht und Dunkelheit.
11 Wenn er die Säulen des Himmels bedroht,
dann zittern und schwanken sie vor Furcht.
12 In seiner Kraft ließ er die Wellen des Meeres tosen,
und in seiner Klugheit zerschmetterte er das Ungeheuer im Meer.
13 Durch seinen Hauch wurde der Himmel wieder klar.
Eigenhändig durchbohrte er den fliehenden Drachen.
14 Das alles sind nur kleine Fingerzeige,
ein leises Flüstern, das wir von ihm hören!
Die Donnersprache seiner Allmacht aber – wer kann sie begreifen?«
Ich bin unschuldig!
27 1 Hiob fuhr fort:
2 »Das schwöre ich, so wahr Gott,
der Allmächtige, lebt, der mir mein Recht verweigert
und mich bittere Stunden durchleiden lässt:
3 Solange er mir den Atem gibt,
solange ich noch Leben in mir spüre,
4 werde ich nie die Unwahrheit sagen,
kein betrügerisches Wort soll über meine Lippen kommen!
5 Verflucht will ich sein, wenn ich euch jemals recht gebe!
Bis zum letzten Atemzug bleibe ich dabei:
Ich bin unschuldig!
6 Ich bin im Recht – und davon lasse ich nicht ab!
Ich habe ein reines Gewissen.
7 Wer mich verklagt, sich zu Unrecht gegen mich stellt,
der soll schuldig gesprochen werden.
Gott soll ihn mit vollem Recht verurteilen!
8 Wer Gott verachtet, hat nichts mehr zu hoffen,
wenn seine Stunde schlägt,
wenn Gott von ihm sein Leben fordert.
9 Wenn Angst und Schrecken ihn überfallen,
wird Gott sein Schreien nicht erhören.
10 Denn an Gott hat er sich nie gefreut,
zu ihm zu beten, lag ihm fern.
11 Ich will euch Gottes große Macht vor Augen führen
und euch nicht verschweigen,
was der Allmächtige tun will.
12 Ihr habt es doch alle selbst gesehen,
warum redet ihr dann solchen Unsinn?«
Der Gottlose bleibt nicht am Leben!
13 »Was steht einem Menschen zu, der Gott verachtet?
Welchen Lohn zahlt der Allmächtige ihm für seine skrupellosen Taten?
14 Er hat viele Söhne, doch sie fallen im Krieg;
seine Nachkommen müssen bitteren Hunger leiden.
15 Wer dann noch lebt, stirbt an der Pest;
ihm selbst weinen seine Witwen keine Träne nach.
16 Er hat Silber aufgehäuft, als wäre es bloßer Staub,
und kostbare Kleider gestapelt;
17 doch aufrichtige Menschen werden sie tragen,
und wer schuldlos ist, wird seinen Silberschatz verteilen.
18 Sein Haus hält nicht länger als ein Spinngewebe;
es verfällt wie ein Unterschlupf,
den sich ein Wächter draußen für die Nacht aufstellt.
19 Legt sich der Gottlose abends nieder,
fehlt nichts von seinem Reichtum;
am nächsten Morgen jedoch ist alles dahin!
20 Wie eine Flut holt ihn das Unheil ein;
in der Nacht wirbelt ihn der Sturm davon.
21 Der heiße Wüstenwind packt ihn und weht ihn fort!
22 Hals über Kopf will er fliehen,
doch erbarmungslos überfällt ihn der Sturm;
23 er heult und pfeift um ihn her, als wollte er ihn verhöhnen.«
Sag mir, wo die Weisheit ist!
28 1 »Es gibt Minen, wo man nach Silber gräbt,
wir kennen die Stellen, wo das Gold gewaschen wird.
2 Eisenerz holt man aus der Erde,
und Kupfer wird aus Gestein geschmolzen.
3 Der Mensch erforscht auch die tiefste Dunkelheit;
er untersucht das Gestein
und dringt dabei immer weiter vor bis ins Innerste der Erde.
4 Fern von jeder menschlichen Siedlung gräbt er einen Schacht,
an Orten, wo kein Mensch den Fuß hinsetzt;
die Bergleute lassen sich an Stricken hinunter
und schweben ohne jeden Halt.
5 Oben auf der Erde wächst das Getreide,
doch tief unten wird sie umgewühlt, als wütete ein Feuer.
6 Ihr Gestein birgt den Saphir, auch Goldstaub ist darin.
7 Den Weg zu den Fundorten hat kein Geier erspäht,
nicht einmal das scharfe Auge eines Falken.
8 Kein wildes Tier hat diesen Pfad betreten,
kein Löwe ist auf ihm geschritten.
9 Doch der Mensch – er arbeitet sich durch das härteste Gestein,
ganze Berge wühlt er um.
10 Tief in den Felsen treibt er Stollen,
bis er dort findet, was sein Herz begehrt.
11 Die Wasseradern im Gestein dichtet er ab;
tief Verborgenes bringt er ans Licht.
12 Aber die Weisheit – wo ist sie zu finden?
Und wo entdeckt man die Einsicht?
13 Kein Mensch kennt den Weg zu ihr,
unter den Lebenden findet man sie nicht.
14 Das Meer und seine Tiefen sprechen:
›Die Weisheit ist nicht bei uns!‹
15 Sie ist unbezahlbar, mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen.
16 Man kann sie weder mit Feingold kaufen
noch mit kostbarem Onyx oder Saphir.
17 Gold und reines Glas reichen nicht an sie heran,
und auch gegen Goldschmuck kann man sie nicht tauschen,
18 ganz zu schweigen von Korallen und Kristall!
Ja, der Wert der Weisheit übertrifft alle Rubine.
19 Der Topas aus Äthiopien ist nichts im Vergleich zu ihr,
mit reinem Gold ist sie nicht aufzuwiegen.
20 Woher also kommt die Weisheit?
Und wo entdeckt man die Einsicht?
21 Ja, sie ist dem menschlichen Auge verborgen,
und auch die Raubvögel erspähen sie nicht.
22 Das tiefe Totenreich und selbst der Tod,
sie sprechen: ›Wir haben von ihr nur ein Gerücht gehört!‹
23 Gott allein kennt den Weg zur Weisheit;
er nur weiß, wo sie zu finden ist.
24 Denn er blickt über die ganze Welt,
er durchschaut Himmel und Erde.
25 Schon damals, als er dem Wind seine Wucht gab
und den Wassermassen eine Grenze setzte;
26 als er bestimmte, wo der Regen niedergehen sollte,
als er den Gewitterwolken einen Weg vorschrieb –
27 schon da sah er die Weisheit an und rühmte ihren Wert,
er erforschte sie und gab ihr Bestand.
28 Und zum Menschen sprach er:
›Weise ist, wer Ehrfurcht vor mir hat,
und Einsicht besitzt, wer sich vom Bösen abkehrt.‹«
Wäre mein Leben doch wieder wie früher!
29 1 Hiob fuhr fort:
2 »Wäre mein Leben doch wieder wie früher,
wie in jenen Tagen, als Gott mich noch bewahrte,
3 als sein Licht noch meine Wege erleuchtete
und ich in seinem Licht durchs Dunkle ging!
4 Ja, damals, in der Blüte meines Lebens,
da zog Gott mich ins Vertrauen,
der Segen seiner Freundschaft ruhte auf meinem Haus.
5 Er, der Allmächtige, stand mir bei,
und meine Kinder waren um mich her.
6 Milch und Butter hatte ich im Überfluss,
aus der Olivenpresse im Felsen floss das Öl in Strömen!
7 Wenn ich zum Stadttor hinaufging,
um dort im Rat meinen Platz einzunehmen,
8 dann traten die jungen Leute ehrfürchtig zur Seite,
die Alten erhoben sich und blieben stehen.
9 Die Obersten der Stadt hörten auf zu reden,
ihr Gespräch verstummte, wenn ich kam.
10 Selbst die einflussreichsten Leute wurden still
und hielten ihre Zunge im Zaum.
11 Jeder, der mich hörte,
wusste nur Gutes von mir zu sagen,
und wer mich sah, der lobte mich.
12 Denn ich rettete den Armen, der um Hilfe schrie,
und das Waisenkind, das von allen verlassen war.
13 Dem Sterbenden stand ich bei, er wünschte mir Segen;
der Witwe half ich, und sie konnte wieder fröhlich singen.
14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit,
hüllte mich ins Recht wie in einen Mantel,
trug es wie einen Turban.
15 Meine Augen sahen für den Blinden,
meine Füße gingen für den Gelähmten.
16 Den Armen wurde ich ein Vater,
und den Streitfall eines Unbekannten prüfte ich genau.
17 Einem brutalen Menschen stellte ich mich entgegen,
ich schlug ihm den Kiefer ein
und riss die hilflosen Opfer aus seinem Maul.
18 Ich dachte: ›Im Kreise meiner Familie werde ich einmal sterben
nach einem langen und erfüllten Leben.
19 Ich gleiche einem Baum,
der seine Wurzeln zum Wasser streckt;
auf seine Zweige legt sich nachts der Tau.
20 Meine Würde werde ich nicht verlieren,
bis ins hohe Alter bleibt mir die Kraft erhalten.‹
21 Ja, auf mich hörten alle Leute,
sie warteten schweigend auf meinen Rat.
22 Nach mir sprach kein Zweiter mehr;
meine Worte sogen sie auf.
23 Sie warteten auf mich wie auf den Regen,
lechzten nach meinen Worten wie Felder
nach den Frühjahrsschauern.
24 Den Mutlosen lächelte ich aufmunternd zu,
und mein froher Blick gab ihnen neue Zuversicht.
25 Ich traf für sie Entscheidungen
und saß unter ihnen wie ihr Oberhaupt, ja,
ich thronte wie ein König inmitten seiner Truppen;
ich gab ihnen Trost in ihrer Trauer.«
Kommentar
Begreife Gottes Transzendenz und wisse um Seine Immanenz
Fühlst du dich auch gelegentlich von den Problemen und Schwierigkeiten in deinem Leben überwältigt? Fragst du dich manchmal, ob Gott die Macht oder den Wunsch hat, dir zu helfen?
Hiob verstand die Transzendenz Gottes. Er sagte, „ich will euch von derMacht Gottes erzählen“ (27,11). „Ihr habt es doch alle selbst gesehen“ (27,12). Gott ist mächtig genug, um dir zu helfen.
Gott ist nicht nur mächtig genug, um dir zu helfen; Er liebt dich auch genug, um es zu tun. Hiob wusste, was es mit der Immanenz Gottes auf sich hat. Er hatte Gott als „vertrauten Freund“ (29,4) erlebt, und darin Weisheit gefunden.
„Ehrfurcht vor dem Herrn zu haben ist Weisheit und dem Bösen aus dem Wege zu gehen ist Erkenntnis“ (28,28). „Ehrfurcht vor dem Herrn“ bedeutet, Ihm mit Respekt zu begegnen. In dieser respektvollen Beziehung finden wir dann Gottes Weisheit. Nun wissen wir aber, dass Jesus Christus die Weisheit Gottes ist. In einer innigen Freundschaft mit Ihm finden wir also echte Weisheit.
Hiob beschreibt, wie wertvoll die Weisheit ist. „Wo aber ist die Weisheit zu finden? …Man kann sie nicht mit Gold erwerben und ihren Gegenwert nicht mit Silber aufwiegen … Gott allein kennt den Weg zu ihr. Er weiß, wo sie zu finden ist …Ehrfurcht vor dem Herrn zu haben ist Weisheit und dem Bösen aus dem Wege zu gehen ist Erkenntnis“ (28,12.15-28).
Zu welcher Lebensweise führt das? Zu einer, in der wir dem Bösen aus dem Weg gehen (28,28) und den Armen helfen (29,11). Ein wahrhaft gerechtes Leben beschreibt Hiob als „den Armen …dem Waisenkind … [den] Witwen … den Blinden … den Lahmen …[den] Fremden“ zu helfen (29,12-16). Für Hiob war nicht nur Armut ein Thema, sondern auch Gerechtigkeit. „Gerechtigkeit machte ich zum Mantel, der mich bekleidete, und das Recht zu meiner Kopfbedeckung … Ich brach dem gottlosen Unterdrücker den Kiefer, sodass er seine Beute freigeben musste“ (29,14.17).
Je inniger deine Freundschaft mit Gott wird, desto mehr werden Seine Anliegen auch zu den deinen. Wie Hiob bekommst du den Wunsch, den Armen, Obdachlosen, Witwen und Waisen zu helfen. Du möchtest Justizopfer retten, dich um die Blinden und Lahmen, um die Flüchtlinge und Bedürftigen in deinem Land kümmern.
Hiob hatte Gott nicht wirklich als vertrauten Freund verloren, aber er konnte diese Freundschaft nicht mehr spüren. Er litt sehr darunter, dass Gott meilenweit entfernt schien. Vielleicht geht es dir gerade ähnlich? Dann lass dich von Hiobs Geschichte ermutigen.
Am Ende des Buches verstehen wir, dass Gott Hiob nie verlassen hat. Gott wird ihn mehr segnen, als Hiob es sich je hätte vorstellen können. Gott wird auch die innige Freundschaft von früher wiederherstellen.
Durch Jesus können wir alle innige Freundschaft mit dem transzendenten Gott und Seinen Segen über unserem Leben haben.
Gebet
Herr, ich danke Dir für das Vorbild, das Hiob mir gibt. Hilf mir, an dem Versprechen Deiner innigen Freundschaft und Deinem Segen festzuhalten.
Pippa fügt hinzu
Wir wollen doch alle unsere Freunde trösten, wenn sie uns brauchen. Immerhin sind Hiobs Freunde gekommen. In dem verzweifelten Versuch, das Leid des Freundes zu verstehen oder weil wir irgendwie helfen wollen, sagen wir aber manchmal Dinge, die alles andere als hilfreich sind! Es ist oft schwer zu wissen, wie wir wirklich helfen können. Manche können das wirklich gut, aber meistens ist Zuhören und Beten das Beste, das wir tun können.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“