Tag 347

Vom Nutzen, zurechtgewiesen zu werden

Weisheit Psalm 141,1–10
Neues Testament Offenbarung 3,7–22
Altes Testament Ester 2,19–5,14

Einführung

Wer wird schon gerne zurechtgewiesen, aber über die Jahre habe ich den Wert der Ermahnung durch geistliche Freunde erkannt. In der Bibel heißt es, dass Gott uns zeigt, dass wir Ihm wichtig sind, wenn er uns tadelt; und auch wir können das anderen gegenüber so zum Ausdruck bringen.

Weisheit

Psalm 141,1–10

Hilf mir, dem Unrecht zu widerstehen!

1 Ein Lied von David.

HERR, höre mich an, wenn ich zu dir rufe!
  Ich bitte dich: Komm mir schnell zu Hilfe!
2 Lass dir mein Gebet gefallen wie das Räucheropfer,
  das man dir zu Ehren im Tempel verbrennt;
  nimm mein Flehen an wie das Speiseopfer,
  das man dir am Abend darbringt!

3 HERR, halte du selbst meine Zunge im Zaum,
  damit kein schlechtes Wort über meine Lippen kommt!
4 Bewahre mich davor, mich zum Bösen verleiten zu lassen.
  Hilf mir, dem Unrecht zu widerstehen,
  damit ich nicht mit den Übeltätern gemeinsame Sache mache!
  Von ihren Schlemmereien will ich nicht
  einen einzigen Bissen probieren.

5 Wer Gott gehorcht, darf mich zurechtweisen,
  wenn ich schuldig werde; denn er meint es gut mit mir.
  Es ist eine große Hilfe, wenn er mir meine Fehler vorhält.
  Ich wehre mich nicht gegen seinen Rat.
  Die Übeltäter tun weiter viel Böses,
  aber ich bete darum, dass Gott eingreift.

6-7 Die Mächtigen werden bald selbst zum Tode verurteilt
  und die Felswand hinabgestoßen werden.
  Man lässt ihre Knochen auf dem Boden verstreut liegen
  wie die Erdschollen, die vom Bauer umgepflügt wurden.
  Dann wird man wieder auf mich hören und erkennen,
  dass meine Worte Hilfe und Orientierung geben.

8 HERR, mein Gott, voller Vertrauen blicke ich zu dir,
  bei dir suche ich Schutz. Rette mein Leben
9 und bewahre mich vor den tückischen Fallen,
  die diese Verbrecher mir gelegt haben!
  Schütze mich vor denen, die mir nachstellen!
10 Lass sie alle miteinander in die Gruben fallen,
  die sie mir gegraben haben;
  mich aber lass sicher daran vorbeigehen!

Kommentar

Freundliche Zurechtweisung

Manchmal weisen mich Menschen aus Freundlichkeit zurecht. Das anzunehmen, ist nie leicht. Aber mit etwas Abstand bin ich ihnen dafür dankbar. David betrachtet Zurechtweisung eines gottesfürchtigen Menschen als Freundlichkeit – sie ist „wie lindernder Balsam“ (141,5), denn er möchte Gott nicht nur mit dem Kopf sondern mit seinem ganzen Leib ehren:

1.\tErhebe deine Hände
„Nimm… meine erhobenen Hände als Abendopfer“ (2). Das Erheben der Hände symbolisiert, dass wir uns Gott mit dem ganzen Körper öffnen.

2.\tWache über deine Lippen
„Herr, gib Acht auf das, was ich rede, und wache über meine Lippen“ (3). Das bete ich häufig, bevor ich einen Vortrag halte oder ein Meeting habe – dass Gott mich davor bewahren möge, mit meinen Worten Schaden anzurichten, sondern dass meine Worte vielmehr aufbauen und segnen.

3.\tAchte auf dein Herz
„Neige mein Herz nicht zum Bösen“ (4a; LUT). Aus deinen Gedanken werden Taten. Deine Taten werden zu Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten prägen deinen Charakter. Dein Charakter bestimmt dein Leben. Alles beginnt in deinem Herzen.

4.\tFixiere deine Augen
Meine Augen blicken zu dir, mein Gott und Herr“ (8a; GNB). Wir sollen „unsere Augen auf Jesus gerichtet halten“ (Hebräer 12,2).

Gebet

Herr, anbetend erhebe ich meine Hände und meine Stimme zu Dir. Meine Augen sind auf Dich gerichtet. Achte auf meine Worte, wache über meine Lippen, und neige mein Herz nicht zum Bösen.

Neues Testament

Offenbarung 3,7–22

Der Brief an die Gemeinde in Philadelphia

7 »Schreib an den Engel der Gemeinde in Philadelphia:

Das sagt dir der eine, der heilig und wahrhaftig ist. Er allein hat als Davids Nachkomme den Schlüssel zum Heil. Wo er aufschließt, kann niemand mehr zuschließen; wo er aber zuschließt, kann niemand mehr öffnen. 8 Ich weiß, was du getan und geleistet hast. Sieh, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschließen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an dem, was ich gesagt habe, festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt. 9 Achte jetzt auf alles, was geschehen wird: Es werden Leute zu dir kommen, die sich als Juden ausgeben. Aber sie lügen; in Wirklichkeit sind sie Anhänger des Satans. Ich werde sie dazu bewegen, dass sie sich vor dir niederwerfen; denn sie sollen erkennen, dass ich dich liebe. 10 Du hast meine Aufforderung befolgt, geduldig auszuhalten. Deshalb will ich dich auch in der schweren Prüfung bewahren, die über die ganze Erde kommen wird, um alle Menschen auf die Probe zu stellen.

11 Ich komme schnell und unerwartet. Halte fest, was du hast, damit dir niemand deinen Siegespreis nehmen kann. 12 Wer durchhält und den Sieg erringt, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen; er wird dort immer bleiben. Und er soll den Namen meines Gottes tragen und wird ein Bürger des neuen Jerusalem sein, der Stadt, die Gott vom Himmel herabkommen lässt. Auch meinen eigenen neuen Namen wird er erhalten. 13 Wer Ohren hat, soll hören, was Gottes Geist den Gemeinden sagt.«

Der Brief an die Gemeinde in Laodizea

14 »An den Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe:

Dies sagt dir der eine, der die Erfüllung aller Zusagen Gottes ist, sein treuer und wahrhaftiger Zeuge. Er ist der Ursprung von allem, was Gott geschaffen hat. 15 Ich kenne dich genau und weiß alles, was du tust. Du bist weder kalt noch heiß. Ach, wärst du doch das eine oder das andere! 16 Aber du bist lau, und deshalb werde ich dich ausspucken. 17 Du bildest dir ein: ›Ich bin reich und habe alles, was ich brauche. Mir fehlt es an nichts!‹ Da machst du dir selbst etwas vor! Du merkst gar nicht, wie jämmerlich du in Wirklichkeit dran bist: arm, blind und nackt. 18 Darum solltest du dich endlich um den wahren Reichtum bemühen, um das reine Gold, das im Feuer geläutert wurde. Nur dieses Gold macht dich reich, und nur von mir kannst du es bekommen. Lass dir auch die weißen Kleider von mir geben, damit du nicht länger nackt dastehst und dich schämen musst. Kauf dir Augensalbe, die deine blinden Augen heilt.

19 Bei allen, die ich liebe, decke ich die Schuld auf und erziehe sie mit Strenge. Nimm dir das zu Herzen und kehr um zu Gott! 20 Merkst du es denn nicht? Noch stehe ich vor deiner Tür und klopfe an. Wer jetzt auf meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und Gemeinschaft mit ihm haben.

21 Wer durchhält und den Sieg erringt, wird mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich mich als Sieger auf den Thron meines Vaters gesetzt habe. 22 Wer Ohren hat, soll hören, was Gottes Geist den Gemeinden sagt.«

Kommentar

Liebevolle Zurechtweisung

Jesus liebt dich. Wenn Er dich durch das Feuer einer Zurechtweisung, Prüfung oder Strafe schickt, tut Er es aus Liebe. Zu der Gemeinde in Philadelphia sagt Er: „ich habe dich geliebt…ich werde dich vor der schweren Zeit der Prüfung beschützen“ (3,9b-10). Zu der Gemeinde in Laodizea sagt Er: „Wen ich liebe, den weise ich zurecht und erziehe ihn streng“ (19a). Wie sollst du damit umgehen?

1.\tMache das Beste aus jeder Gelegenheit
Jesus ist „heilig und wahrhaftig“, Er hält „den Schlüssel.. Was er öffnet, kann niemand schließen, und was er schließt, kann niemand öffnen“ (3,7). Wenn du dir beispielsweise unsicher wegen eines Jobwechsels bist, bitte Gott, dass Er die Tür nach Seinem Willen schließt oder öffnet.

Wenigstens zweimal in meinem Leben hat Gott die Tür zu etwas zugeschlagen, das mir sehr am Herzen lag und was ich damals für Gottes Willen hielt. Ich rang im Gebet damit, die Tür aufzubrechen – aber sie blieb verschlossen. Ich war bitter enttäuscht. Heute, Jahre später bin ich sehr dankbar. Ich verstehe jetzt, warum Er die Türen verschlossen hat. Das ist nicht bei allen Türen der Fall, die Gott zumacht; und manches werde ich vielleicht erst im Himmel verstehen.

„Ich habe eine Tür für dich geöffnet, die niemand schließen kann“, geht es weiter (8a). Manchmal stellt dich Gott direkt vor eine offene Tür. Wenn Er sie öffnet, kann kein Mensch sie schließen. Du magst hart angegriffen werden, wenn aber Jesus die Tür öffnet, sei gewiss, dass Er alles im Griff hat.

Das heißt jedoch nicht, dass du untätig darauf warten sollst, dass eine Tür aufgeht. Häufig müssen wir den ersten Schritt im Glauben tun – ein bisschen so wie wenn man auf eine automatische Tür zugeht, die sich erst beim Näherkommen öffnet.

Die Gemeinde in Philadelphia hat wenig Kraft. Trotzdem hält sie an Jesus fest und verleugnet Seinen Namen nicht (8). Geduldig erträgt sie alles, und Jesus verheißt, dass Er sie vor Prüfungen bewahren wird (10).

Menschlich gesehen, macht diese Gemeinde keinen besonders ansprechenden Eindruck. Trotzdem findet Jesus keine kritischen Worte für sie. Seine Perspektive ist häufig eine ganz andere als die unsere. Treue ist Ihm viel wichtiger als äußere Zeichen von Stärke.

Seine Botschaft ist einfach: halte an dem fest, was du hast. Er verspricht, „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes …und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes“ (12; LUT). Deine Zukunft ist gewiss.

2.\tÖffne Jesus dein Herz
Jesus spart Sich Seine schärfsten Worte für die Gemeinde in Laodizea auf (15-17). Die Gemeinde in Laodizea hat große Ähnlichkeit mit der westlichen Kirche von heute. Einerseits war sie „erfolgreich“ – Laodizea war ein Finanz- und Wirtschaftszentrum. Geistlich aber waren die Menschen stolz, „erbärmlich und bemitleidenswert und arm und blind und nackt“ (3,17). Solche Worte muss man erstmal herunterschlucken.

Und doch gibt es Hoffnung. Der Herr liebt uns trotzdem (3,19). Er bittet uns eindringlich, echte Schätze zu sammeln, die vom Feuer geläutert sind, damit wir geistlich reich werden (18a). Wir können unsere Nacktheit nur mit Kleidern Seiner Gerechtigkeit bedecken (18b). Und unsere Augen brauchen Seine Salbe, um unsere geistliche Blindheit wegzunehmen (18c).

Das Feuer, das uns läutert, ist eine Art Erziehungsmaßnahme (19). Sie hat ein Ziel: Er will, dass wir „Ernst machen“ und „umkehren“ (19b; GNB).

In diesem Zusammenhang steht der bekannte Vers: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand mich rufen hört und die Tür öffnet, werde ich eintreten, und wir werden miteinander essen“ (3,20). Miteinander zu essen, ist ein Zeichen für enge Freundschaft, die Jesus allen anbietet, die Ihm die Tür zu ihrem Leben öffnen.

Die Tür hat nur einen Griff und der ist auf der Innenseite. Anders ausgedrückt: du musst Jesus die Tür öffnen und Ihn in dein Herz einlassen. Jesus drängt Sich niemandem auf. Du bist frei, selbst zu entscheiden, ob du Ihn einlässt oder nicht. Wenn du es tust, verspricht Er, „Ich werde mit [dir] das Mahl halten und [du] mit mir“ (20; GNB).

Gebet

Herr, mir tun die Situationen Leid, in denen ich „erbärmlich und bemitleidenswert und arm und blind und nackt“ war. Ich sehne mich nach mehr Nähe zu Dir. Komm und erfülle mich heute mit Deinem Heiligen Geist.

Altes Testament

Ester 2,19–5,14

Mordechai rettet Xerxes das Leben

19 Zu der Zeit, als weitere Mädchen an den Hof des Königs kamen, war Mordechai im Palast angestellt. 20 Esther hatte niemandem erzählt, dass sie Jüdin war, weil Mordechai es ihr verboten hatte. Sie befolgte seine Anweisungen wie früher, als sie noch seine Pflegetochter war.

21 Eines Tages, während Mordechai Dienst hatte, verschworen sich die beiden Eunuchen Bigtan und Teresch, die am Königspalast die Eingänge bewachten, gegen Xerxes und planten einen Anschlag auf ihn. 22 Mordechai erfuhr davon, erzählte es Königin Esther, und die meldete es in seinem Namen dem König. 23 Xerxes ließ die Angelegenheit untersuchen, und als die Verschwörung aufgedeckt wurde, kamen die beiden Schuldigen an den Galgen. Der König befahl, den Vorfall in der Chronik des persischen Reiches festzuhalten.

Haman wird zum Feind der Juden

3 1 Einige Zeit später gab König Xerxes einem Mann namens Haman die höchste Stellung am Königshof. Er war ein Sohn von Hammedata und Nachkomme von Agag. 2 Alle Beamten im Palast waren ihm untergeordnet. Sie mussten sich auf Befehl des Königs vor Haman niederwerfen, wenn er an ihnen vorüberging. Nur Mordechai verneigte sich nicht vor ihm.

3 Da fragten ihn die anderen Beamten: »Weshalb widersetzt du dich der Anordnung des Königs?« 4 »Weil ich Jude bin«, antwortete er. Sie ließen ihm keine Ruhe und machten ihm jeden Tag Vorwürfe. Doch Mordechai hörte nicht auf sie. Da meldeten sie es Haman, um zu sehen, ob er Mordechais Begründung gelten lassen würde.

5 Als Haman erfuhr, dass Mordechai sich nicht vor ihm niederwarf, packte ihn der Zorn. 6 Er wollte sich aber nicht an Mordechai allein rächen, denn er hatte gehört, dass er Jude war. So schmiedete er einen Plan, um alle Juden im persischen Reich zu vernichten.

7 Im 12. Regierungsjahr von König Xerxes, im 1. Monat, dem Monat Nisan, ließ Haman das Los werfen, das auch »Pur« genannt wurde. Er wollte herausfinden, welcher Zeitpunkt am besten geeignet sei, um seinen Plan durchzuführen. Das Los fiel auf den 13. Tag des 12. Monats, das ist der Monat Adar.

8 Darauf sagte Haman zum König: »In allen Provinzen deines Reiches leben Angehörige eines Volkes, das sich von den anderen Völkern absondert. Sie haben andere Sitten und Gesetze als die übrigen Völker und widersetzen sich deinen Anordnungen. Das darfst du dir nicht gefallen lassen! 9 Wenn du es für richtig hältst, dann befiehl durch einen Erlass die Vernichtung dieses Volkes. Dies wird den königlichen Schatzkammern 350 Tonnen Silber einbringen.«

10 Da zog der König seinen Siegelring vom Finger, gab ihn Haman, dem erbitterten Feind der Juden, 11 und sagte zu ihm: »Hol dir das Geld dieses Volkes! Und mit den Leuten selbst kannst du tun, was du für richtig hältst.«

12 Am 13. Tag des 1. Monats ließ Haman die Schreiber des Königs rufen. Sie mussten genau nach seinen Anweisungen Briefe schreiben, die an die Fürsten des Königs, an die Provinzstatthalter und an die höchsten Beamten der einzelnen Völker gerichtet waren. Jede Volksgruppe sollte das Schreiben in ihrer eigenen Schrift und Sprache erhalten. Die Briefe waren im Namen des Königs verfasst und mit seinem Siegel versehen. 13 Sie lauteten: »An einem einzigen Tag, am 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar, sollen alle Juden getötet werden – Junge und Alte, Kinder und Frauen. Niemand darf überleben! Ihr Besitz ist zu beschlagnahmen.« Der Erlass sollte von Eilboten in alle Provinzen des Reiches gebracht 14 und dort als Gesetz bestätigt werden, damit alle Volksgruppen auf diesen bestimmten Tag vorbereitet waren.

15 Der König befahl den Eilboten, sich schnell auf den Weg zu machen. Auch in der Residenz Susa wurde der Erlass veröffentlicht. Und während die Menschen in der ganzen Stadt in heller Aufregung waren, hielten der König und Haman ein Trinkgelage ab.

Mordechai bittet Esther um Hilfe

4 1 Als Mordechai erfuhr, was geschehen war, zerriss er entsetzt seine Kleider, zog sich ein Trauergewand an und streute sich Asche auf den Kopf. Dann lief er durch die Stadt und stieß laute Klagerufe aus. 2 So kam er bis ans Tor des königlichen Palasts, durfte aber in seiner Trauerkleidung nicht hindurchgehen. 3 In allen Provinzen des Landes trauerten die Juden, wo immer der Erlass des Königs bekannt wurde. Sie fasteten, klagten und weinten, viele trugen Trauerkleider und hatten sich Asche auf ihr Lager gestreut.

4 Esthers Dienerinnen und Diener meldeten ihr, was sich vor dem Tor abspielte. Sie erschrak heftig und ließ Mordechai ein Gewand bringen, damit er die Trauerkleidung ausziehen konnte. Aber dazu war er nicht bereit. 5 Da rief Esther den Eunuchen Hatach, den Xerxes ihr als Diener gegeben hatte, und schickte ihn zu Mordechai hinaus. Er sollte ihn fragen, was geschehen sei und weshalb er sich so benahm.

6 Hatach ging zu Mordechai auf den Platz vor dem Palasttor. 7 Mordechai berichtete ihm von Hamans Plan. Er erzählte ihm, wie viel Silber Haman dem König dafür versprochen hatte, dass er die Juden töten dürfte. 8 Außerdem übergab Mordechai dem Eunuchen eine Abschrift des königlichen Erlasses, in dem die Vernichtung der Juden angeordnet wurde. Hatach sollte sie Königin Esther zeigen, ihr alles erzählen und sie bitten, beim König für ihr Volk um Gnade zu flehen.

9 Als Hatach zurückkam und meldete, was Mordechai ihm berichtet hatte, 10 schickte Esther ihn ein zweites Mal zu Mordechai und ließ ihm sagen: 11 »Alle Bediensteten des Königs und alle Bewohner der Provinzen kennen das unumstößliche Gesetz: ›Jeder, ob Mann oder Frau, wird hingerichtet, wenn er unaufgefordert zum König in den innersten Hof des Palasts geht. Er hat sein Leben nur dann nicht verwirkt, wenn ihm der König das goldene Zepter entgegenstreckt.‹ Mich hat der König sogar schon dreißig Tage nicht mehr zu sich rufen lassen.«

12-13 Da ließ Mordechai Königin Esther ausrichten: »Glaub nur nicht, dass du als einzige Jüdin mit dem Leben davonkommst, nur weil du im Königspalast wohnst! 14 Wenn du jetzt nichts unternimmst, wird von anderswoher Hilfe für die Juden kommen, du aber und deine Familie – ihr werdet sterben! Vielleicht bist du gerade deshalb Königin geworden, um die Juden aus dieser Bedrohung zu retten!«

15 Esther schickte Mordechai die Antwort: 16 »Geh und ruf alle Juden zusammen, die in Susa wohnen! Fastet für mich! Esst und trinkt drei Tage und Nächte lang nichts! Ich werde mit meinen Dienerinnen ebenfalls fasten. Dann will ich zum König gehen, obwohl ich damit gegen das Gesetz verstoße. Wenn ich umkomme, dann komme ich eben um!«

17 Da ging Mordechai weg und tat, was Esther ihm gesagt hatte.

Kann Esther ihr Volk retten?

5 1 Am dritten Fastentag zog Esther königliche Kleider an und ging in den inneren Hof des Palasts, der vor dem Thronsaal lag. Der König saß auf seinem Thron gegenüber dem Eingang. 2 Als er Esther im Hof stehen sah, freute er sich und streckte ihr das goldene Zepter entgegen. Da kam Esther auf ihn zu und berührte die Spitze des Zepters.

3 Der König fragte sie: »Was hast du auf dem Herzen, Königin Esther? Ich will dir jeden Wunsch erfüllen, auch wenn du die Hälfte meines Königreichs forderst!«

4 Esther antwortete: »Wenn du es für gut hältst, mein König, dann sei heute zusammen mit Haman mein Gast bei dem Mahl, das ich für dich zubereiten ließ.«

5 Xerxes befahl seinen Dienern: »Holt sofort Haman herbei! Wir wollen Esthers Einladung annehmen.«

So kamen der König und Haman zu Esthers Festmahl. 6 Während sie Wein tranken, fragte der König Esther: »Nun, was hast du auf dem Herzen? Ich will dir jeden Wunsch erfüllen, auch wenn du die Hälfte meines Königreichs forderst.«

7 Esther antwortete: »Ja, ich habe eine große Bitte an dich: 8 Wenn du mir eine Gunst erweisen willst, mein König, dann komm morgen noch einmal mit Haman zu einem festlichen Mahl, das ich für dich und für ihn geben möchte. Dann werde ich bestimmt sagen, was mein Wunsch ist.«

Haman will Mordechai töten

9 Haman war fröhlich und gut gelaunt, als er vom Mahl bei der Königin aufbrach. Er ging zurück durch den Palast und stieß dabei auf Mordechai, der nicht einmal vor ihm aufstand oder ihm sonst seine Achtung zeigte. Haman wurde wütend, 10 doch er beherrschte sich.

Als er zu Hause war, ließ er seine Freunde und seine Frau Seresch zu sich kommen. 11 Dann prahlte er mit seinem großen Reichtum und mit seinen vielen Söhnen. Er erzählte, dass der König ihn zu einem mächtigen Mann gemacht hatte, dem alle anderen Beamten und führenden Männer untergeordnet waren. 12 »Und heute«, fuhr er fort, »hat Königin Esther außer dem König nur noch mich zum Festmahl eingeladen! Auch morgen hat sie mich zusammen mit dem König zum Essen gebeten! 13 Aber das alles bedeutet mir überhaupt nichts, wenn der Jude Mordechai nicht bald aus dem Palast verschwindet.«

14 Da schlugen ihm seine Frau und seine Freunde vor: »Lass einen Galgen aufrichten, der 25 Meter hoch ist! Und morgen früh bitte den König, dass er Mordechai daran aufhängen lässt! Dann kannst du gut gelaunt mit dem König das Festessen genießen.« Der Vorschlag gefiel Haman, und er ließ einen Galgen aufrichten.

Kommentar

Weise Zurechtweisung

Mein Vater war Jude und ein Großteil meiner jüdischen Vorfahren wurde im 2. Weltkrieg in den Konzentrationslagern ausgelöscht.

Doch Antisemitismus ist kein neuzeitliches Phänomen. Im Buch Ester, das Ereignisse aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. erzählt, lesen wir von ganz furchtbarem Antisemitismus. Ester musste ihre Herkunft verbergen (2,20). Haman plante Schreckliches: „Alle Juden - Junge und Alte, auch Frauen und Kinder - sollten an einem einzigen Tag… vernichtet, umgebracht und ausgerottet und ihr Besitz geplündert werden“ (3,13).

Als Mordechai das hörte, „zerriss er seine Kleider, legte ein Trauergewand an, streute Asche auf sein Haupt und ging unter lautem Weinen und Wehklagen mitten in die Stadt hinein“ (4,1). Es war seine Art, Gott um Hilfe anzuflehen.

Mordechai erkannte, dass seine Adoptivtochter Ester daran etwas würde ändern können. Ester wies auf die Schwierigkeiten der Situation hin und wie schwierig es für sie sein würde zu helfen (4,9-11).

Mordechais Antwort darauf war in der Tat die weise Zurechtweisung eines Vaters: „Glaub nicht, dass du als Einzige von allen Juden mit dem Leben davonkommst, weil du im königlichen Palast wohnst. Wenn du in dieser Lage wirklich schweigst, wird den Juden von anderer Seite Befreiung und Rettung zuteil werden; du und deine Verwandten aber werden umkommen. Und wer weiß, ob du nicht für eine Situation wie diese zur Königin wurdest?“ (4,13-14).

Ester erkannte, dass Gott einen Grund hatte, warum sie war, wo sie war. Auch du hast eine Bestimmung. Viele Menschen gehen durchs Leben ohne jedes Gefühl von Bedeutung oder Sinn. Sie haben ihre eigene Agenda – und realisieren nicht, dass Gottes Pläne so viel besser sind. Du lebst heute, damit du Gottes Pläne für diese Generation erfüllst. Wo auch immer du stehst, sei gewiss: du bist genau dort „für eine Situation wie diese“.

Ester hörte auf Mordechais weise Worte. Sie rief ihr Volk auf, für sie zu fasten und sagte, „Dann gehe ich zum König, auch wenn es gegen das Gesetz ist. Komme ich um, so komme ich um!“ (4,16). Risiko gehört dazu. Wir haben nur ein Leben. Also gib dein Bestes. Wenn wir umkommen, kommen wir um. Aber wir wollen es wenigstens versuchen. Lasst uns mehr wie Ester sein - ganz von Gott abhängig und bereit unser Leben aufs Spiel zu setzen, um dadurch andere zu retten.

Gebet

Herr, lass mich auf weise Zurechtweisung hören. Reinige mein Herz im läuternden Feuer, dass ich Dich noch mehr liebe, dass ich jede Gelegenheit ergreife und dass ich Dir von ganzem Herzen diene.

Pippa fügt hinzu

Ester 2,19–5,14

Ester war nicht nur hübsch. Sie war jemand, die am richtigen Ort und bereit war, sich gegen himmelschreiendes Unrecht zu erheben. Das tat sie nicht allein, auch preschte sie nicht unüberlegt vor. Sie betete, plante und handelte im richtigen Moment. Das alles tat sie mit einer wunderbaren Mischung aus Mut, Glauben und Geschick.

Welche Möglichkeiten hast du, dich gegen Unrecht einzusetzen?

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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