Tag 104

Wie ist Gott?

Weisheit Psalm 45,6
Neues Testament Lukas 15,11-24
Altes Testament 5. Mose 19,15

Einführung

Einmal malte ein sechsjähriges Mädchen ein Bild. Ihre Lehrerin fragte es, „Was malst du denn da?“ Und das kleine Mädchen erwiderte, „Ich male ein Bild von Gott.“ Die Lehrerin war überrascht, „Aber niemand weiß, wie Gott aussieht!“ Das Mädchen malte in aller Ruhe weiter und antwortete, „Doch, warte einen Moment, bis ich fertig bin.“

Einer der Vorteile, die Bibel innerhalb eines Jahres zu lesen, ist, dass man ein umfassendes Bild von Gottes Wesen und Charakter bekommt; ein besseres Verständnis davon, wie Gott ist.

Weisheit

Psalm 45,6

6 Deine spitzen Pfeile durchbohren das Herz deiner Feinde.
 Ja, du wirst die Völker unterwerfen!

Kommentar

König Jesus

Für den Verfasser des Hebräerbriefes ist der Psalm eine prophetische Beschreibung Jesu. Er schreibt, „Zu seinem Sohn spricht er: „Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig…““ (Hebräer 1,8-9) und zitiert damit Psalm 45,7-8.

Das ist einer der eindeutigsten Fälle, dass Jesus im Neuen Testament als „Gott“ angesprochen wird – als der, der zurecht verherrlicht wird. In Jesus erfüllen sich die Erwartungen des „gesalbten Königs“, des Messias. Jesus erfüllt diese Prophetien.

„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, sagt Jesus (Johannes 14,9). Oder anders ausgedrückt, wenn du wissen möchtest, wie Gott aussieht, dann schau dir Jesus an.

Die meisten deutschen und englischen Bibelübersetzungen sprechen davon, dass Seine Worte voller „Güte“ und „Gnade“ sind (45,3), die New International Version übersetzt: „gesalbt mit Gnade“. „Dein Gott, [hat] dich gesalbt und das Öl der Freude über dich ausgegossen“ (45,8b). Einen ähnlichen Ausdruck, „Freudenöl“, finden wir in Jesaja 61,3 und er wird mit der Salbung durch den Heiligen Geist (Jesaja 61,1) gleichgesetzt. Diese Verse deuten also auf die ganze Dreieinigkeit: Gott, den Vater („der Herr, dein Gott“; 45,8), Jesus, den Sohn („dein Thron, o Gott“; 45,7a) und den Heiligen Geist („das Öl der Freude“; 45,8b).

Gebet

König Jesus, „in deinem Glanz sollst du dem Sieg entgegenreiten, sollst für die Wahrheit, die Demut und die Gerechtigkeit kämpfen und du wirst siegreiche Taten vollbringen“ (45,5).

Neues Testament

Lukas 15,11-24

11 Jesus erzählte weiter: »Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Eines Tages sagte der jüngere zu ihm: ›Vater, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe haben.‹ Da teilte der Vater seinen Besitz unter die beiden auf.
13 Nur wenige Tage später machte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Dort leistete er sich, was immer er wollte. Er verschleuderte sein Geld, 14 bis er schließlich nichts mehr besaß. Da brach in jenem Land eine große Hungersnot aus. Es ging dem Sohn immer schlechter. 15 In seiner Verzweiflung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte. 16 Oft quälte ihn der Hunger so sehr, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas.
17 Da kam er zur Besinnung: ›Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. 18 Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. 19 Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Lass mich bitte als Arbeiter bei dir bleiben!‹ 20 Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21 ›Vater‹, sagte der Sohn, ›ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‹ 22 Sein Vater aber befahl den Knechten: ›Beeilt euch! Holt das schönste Gewand im Haus und legt es meinem Sohn um. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt Schuhe für ihn! 23 Schlachtet das Mastkalb! Wir wollen essen und feiern! 24 Denn mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen ein fröhliches Fest.

Kommentar

Liebender Vater

Gott liebt dich leidenschaftlich, von ganzem Herzen und bedingungslos. Welche Fehler du auch begangen haben magst, was du auch bedauerst, getan zu haben – es ist nie zu spät, sich Gott zuzuwenden. Er wird dich immer wie ein liebender Vater empfangen, der sein verlorenes Kind in die Arme schließt.

Jesus schockierte die religiösen Führer, stieß sie vor den Kopf: „[sie] ärgerten sich und schimpften: „Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch““ (15,2; Hfa).

Daraufhin erzählt Jesus drei Gleichnisse, die zeigen, wie sehr die Verlorenen Gott am Herzen liegen. Wenn du selbst schon einmal etwas richtig Wertvolles verloren, verzweifelt danach gesucht und es schließlich wiedergefunden hast, dann weißt du, wie groß deine Freude in diesem Moment ist. Jesus sagt, diese Freude ist nur ein fahler Abglanz, verglichen mit der Freude des Himmels.

Die Geschichte von dem verlorenen Schaf zeigt, dass „im Himmel die Freude über einen verlorenen Sünder, der zu Gott zurückkehrt, größer [ist] als über neunundneunzig andere, die gerecht sind und gar nicht erst vom Weg abirrten“ (15,7). Die Geschichte über die verlorene Münze zeigt, welch große „Freude bei den Engeln Gottes [herrscht], wenn auch nur ein einziger Sünder bereut und auf seinem Weg umkehrt“ (15,10).

Und in der wohl besten Kurzgeschichte aller Zeiten offenbart Jesus uns eine neue, überraschende Seite Gottes: die des liebenden Vaters.

Der jüngere Sohn wollte sein Erbe noch zu Lebzeiten des Vaters ausgezahlt bekommen, als der sich noch bester Gesundheit erfreute. In den Kulturen des Nahen Osten kam das der Aussage, „Vater, wann stirbst du endlich?!“ gleich. Ein Vater im Nahen Osten hätte seinen Sohn aus dem Haus gejagt. Einer so dreisten Bitte hätte er niemals entsprochen.

Aber in einem Akt außerordentlicher Liebe bricht der Vater mit der Tradition und gibt dem Sohn die Freiheit, seinen Anteil des Anwesens zu verkaufen, was im Übrigen öffentliche Schande über die ganze Familie bringen musste. Der Sohn machte „seinen ganzen Anteil zu Geld“ (15,13; GNB) und verließ schnellstmöglich die Stadt.

So viele Menschen, mich eingeschlossen, erleben dasselbe, wenn wir vom Vater getrennt sind, wie der jüngere Sohn. Er vergeudete sein Leben („lebte in Saus und Braus und verjubelte alles“; 15,13; GNB). „Es ging ihm sehr schlecht“ (15,14; Hfa). Er verdingte sich bei einem Schweinehirten (15,14). Er fühlte sich leer („Oft quälte ihn der Hunger so, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre“; 15,16; Hfa). Er fühlte sich allein auf der Welt („niemand gab ihm etwas“ 15,16).

Sich Gott zuzuwenden, ist nichts Irrationales, sondern das Gegenteil – „als er aber zu sich kam“ (15,17; ELB). Dem Sohn wurde klar, er brauchte Hilfe, und er entschloss sich, seinen Stolz herunterzuschlucken und zu seinem Vater zurückzukehren (15,18). Er wusste, dass er nach Hause musste, und er war bereit, seine Schuld zu gestehen. „Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und auch gegen dich, und ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Bitte stell mich als einen deiner Tagelöhner ein“, wollte er zu ihm sagen (15,17-18).

Wir müssen einen Schritt im Glauben machen, losgehen: „So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater.“ (15,20; GNB). Er hatte keine Ahnung, was passieren würde. Zu Jesu Zeiten konnte ein jüdischer Junge, der das Familienerbe an Nichtjuden verloren hatte, von seinem Dorf bestraft werden; sie würden nichts mehr mit dem missratenen Sohn zu tun haben wollen.

Gottes Liebe aber ist außerordentlich und größer als alles, was du dir vorstellen oder erwarten kannst. Statt der Schmach, die wir verdienen, wird uns Vergebung und Liebe geschenkt. Als der Junge noch ein ganzes Stück entfernt war, sah ihn der Vater schon. Er scheint auf ihn gewartet, nach ihm Ausschau gehalten und jeden Tag an ihn gedacht zu haben. „Voller Liebe und Mitleid lief er seinem Sohn entgegen, schloss ihn in die Arme und küsste ihn“ (15,20). Das verwendete Wort suggeriert, dass er ihn mit Küssen überhäufte. Und so empfängt Gott dich.

Und während du noch zu deiner reumütigen Rede ansetzet, unterbricht dich der Vater. Er behandelt dich wie einen Ehrengast und gibt dir das beste Gewand. Er steckt dir einen Ring an und Sandalen an die Füße. Sandalen, die nur die Söhne bekamen, nicht die Sklaven (15,22). Und dann plant er eine Willkommensparty (15,23-24).

Wir bekommen hier einen kleinen Eindruck davon, wie Gott ist und wie sehr Er dich liebt. Und wieder sehen wir ein Bild, wie im Himmelreich gefeiert wird. Das ist das Gegenteil von dem, wie es sich die meisten Menschen vorstellen. Sie bringen Gott nicht mit Musik und Tanzen, Schlemmen und Feiern in Verbindung.

Gottes Liebe schließt aber auch den älteren Sohn mit ein, der „zornig“ wurde (15,28) und es dem jüngeren Bruder nicht gönnt, dass ihm vergeben und er aufgenommen wurde, als sei nichts geschehen. Versuche, dir den Vater vorzustellen, wie er den Arm um ihn legt und zu ihm sagt, „Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Was ich besitze, gehört auch dir. Darum komm, wir haben allen Grund zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt hat er ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden“ (15,31-32; Hfa).

Und dann endet die Geschichte (die Er den Schriftgelehrten und Pharisäern erzählt) abrupt; die Frage, wie der ältere Sohn auf die Liebe seines Vaters reagiert, bleibt unbeantwortet.

Gebet

Vater, danke, dass Du mich so sehr liebst; dass Du mich auch dann nicht verwirfst, wenn ich Mist gebaut habe. Sobald ich mein Tun bereue und zu Dir zurückkomme, nimmst Du mich wieder auf und sagst, „Wir wollen ein Fest feiern und uns freuen!“ (15,23; GNB).

Altes Testament

5. Mose 19,15

15 Ihr dürft niemanden verurteilen, wenn nur ein einziger Zeuge gegen ihn aussagt.

Kommentar

Heiliger Richter

Für Christen ist es wichtig, das Alte Testament vor dem Hintergrund und mit Blick auf Jesus zu lesen. Wir können nicht einfach die Gesetze des Alten Testaments auf die heutige Gesellschaft übertragen. Auch können wir nicht aus der Idee eines „heiligen Krieges“ (20,1-20) „Kreuzzüge“ machen.

Die ganze Bibel zeigt uns, dass Gott ein heiliger Gott und ein gerechter Gott ist. Einige der Rechtsprinzipien des alten Israels tragen der damaligen Zeit Rechnung, andere sind allgemeiner anwendbar.

Mord ist eindeutig ein schlimmeres Verbrechen als Totschlag (19,1-13). Und bevor jemand verurteilt wird, müssen die Beweise sorgfältig geprüft werden (19,15). Meineid ist ein schweres Verbrechen (19,16-18). Vergeltung soll rechtmäßig und angemessen sein (19,21 – nur in Bezug auf die Todesstrafe wurde das wörtlich genommen). Ferner diente angemessene Vergeltung auch der Abschreckung (19,20).

Aber nicht alles aus dem alten Israel lässt sich auf uns übertragen. In Jesus Christus wurde ein neuer Weg geschaffen. Der Zorn Gottes, der über dem Übeltäter hereinbrach, wurde ein für alle Mal über dem gerechten Stellvertreter, dem Menschensohn, ausgegossen.

Wir können Israel nicht als Vorlage für unser Strafregister nehmen. „Nicht weil es intolerant, sondern weil es unchristlich wäre“, so der ehemaliger Oxford Professor für Theologie, Oliver O’Donovan. „Israel, insoweit es für sich beanspruchte, der einzige Ort auf Erden zu sein, an dem Gott lebt, wurde von Christus abgelöst.“

Als Jesus aus diesem Abschnitt zitierte, sagte Er, „Ihr habt gehört, dass es im Gesetz von Mose heißt: `Wer jemand am Auge verletzt, soll selbst am Auge verletzt werden. Und wer anderen einen Zahn ausschlägt, soll selbst einen Zahn dafür einbüßen. Ich aber sage: Wehrt euch nicht, wenn euch jemand Böses tut! Wer euch auf die rechte Wange schlägt, dem haltet auch die andere hin“ (Matthäus 5,38-39).

Gebet

Herr, danke, dass Du der Gott der Gerechtigkeit und Wahrheit bist. Danke, dass Du Dich mir offenbarst, wenn ich in Deinem Wort lese und Zeit in Deiner Gegenwart verbringe.

Pippa fügt hinzu

Lukas 15,1–32

Jesus erzählte drei Geschichten, in denen etwas verloren gegangen ist. Damit kann ich mich gut identifizieren. Mir kommt es vor, als wären wir ständig auf der Suche nach etwas – meistens Schlüssel, Handys oder Brillen. Neulich habe ich den Ring meiner Großmutter wiedergefunden; ich dachte, ich hätte ihn verloren. Mir ging es wie der Frau in dem Gleichnis.

Thought for the Day

Gott liebt dich leidenschaftlich, von ganzem Herzen und bedingungslos.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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