Tag 114

Die gnädige Hand Gottes

Weisheit Psalm 50,15
Neues Testament Lukas 22,3–4+22-23+31-32
Altes Testament Josua 3,5

Einführung

Leben wiederfährt uns, wir haben keinen Einfluss darauf. Unsere Eltern, unsere Gene, das Wetter, der Großteil unserer Erziehung, unsere Regierung – sie alle erleben wir als etwas, das „uns passiert“. In der griechischen Grammatik wird das mit dem „Passiv“ ausgedrückt. Aber wir können auch Dinge passieren lassen. Wenn ich eine Handlung initiiere und etwas tue, wird das mit dem „Aktiv“ ausgedrückt.

Das Griechische kennt aber noch eine dritte Form – das intransitive Passiv. Etwas ist weder ganz aktiv noch ganz passiv. Wenn ich diese Form verwende, habe ich teil am Ergebnis einer Handlung. \t Christliches Gebet findet im intransitiven Passiv statt. Gebet kann nicht im Aktiv wiedergegeben werden, weil es keine Handlung ist, die ich kontrollieren könnte. Nicht wie in ritualisierten heidnischen Gebeten, in denen die Götter unseren Willen tun. Aber Gebet kann auch nicht im Passiv ausgedrückt werden. Ich wäre schicksalhaft den Göttern ausgeliefert. Im christlichen Gebet, so Eugene Peterson, „begebe ich mich in eine Handlung, die von einem anderen – meinem schöpfenden und rettenden Gott – eingeleitet wurde, und habe teil an den Ergebnissen Seines gnädigen Handelns.“

In gewissem Sinn ist das ganze christliche Leben ein Gebet. Wir heißen Gottes gnädige Hand in unserem Leben willkommen, und wir haben teil an dem, was Er in der Welt tut. Gott bezieht dich in Seine Pläne mit ein. Er braucht dich dafür nicht, aber es ist Sein Wunsch, dich einzubeziehen. Er schenkt dir Freiheit und behält doch die Kontrolle.

Weisheit

Psalm 50,15

15 Wenn du keinen Ausweg mehr siehst,
 dann rufe mich zu Hilfe! Ich will dich retten,
 und du sollst mich preisen.«

Kommentar

Gott wird dich erlösen

In der aktuellen Pandemie sehen Millionen Menschen weltweit „keinen Ausweg“ (50,15). Wie ist es mit dir? Welche Nöte hast du? Sorgst du dich um deine Gesundheit oder die eines geliebten Menschen? Ist da eine schwierige Situation bei der Arbeit? In einer Beziehung? Oder finanziell?

Gott hat alles unter Kontrolle: „Der mächtige Gott, der Herr, spricht und ruft der ganzen Erde vom Osten bis zum Westen zu“ (50,1).

Ihm gehört alles. Wir mögen um die paar Quadratmeter Land und unsere Besitztümer ringen, aber letzten Endes gehört alles Gott: „alles Wild des Waldes gehört mir, und auch die Tiere auf den Bergen“ (50,10).

Gott ist nicht auf die Menschen angewiesen: „Wenn ich hungrig wäre, würde ich es dir nicht sagen, denn die ganze Welt und alles, was auf ihr lebt, gehört mir“ (50,12).

Trotzdem gefällt es Ihm, uns teilhaben zu lassen.

1.\tDanke Gott
Dank ist das Opfer, das ich von dir erwarte“ (50,14a, Hfa).

2.\tBitte Gott um Hilfe
„Wenn du keinen Ausweg mehr siehst, dann* rufe mich* zu Hilfe“ (15a; Hfa).

3.\tGib Gott die Ehre
„Ich will dich retten, und du sollst mich preisen“ (15b; Hfa).

Ich habe Psalm 50,15 schon oft gebetet und „Gott zu Hilfe gerufen“. Es ist erstaunlich, wie oft Er mich mit Seiner gnädigen Hand gerettet hat.

Gebet

Herr, ich danke Dir für alle erhörten Gebete. Auch jetzt will ich Dich zu Hilfe rufen; erlöse mich aus…

Neues Testament

Lukas 22,3–4+22-23+31-32

3 Zu der Zeit ergriff der Satan Besitz von Judas Iskariot, einem der zwölf Jünger von Jesus. 4 Judas ging zu den obersten Priestern und den Offizieren der Tempelwache und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte.

22 Der Menschensohn muss zwar sterben, wie es ihm von Gott bestimmt ist. Aber wehe seinem Verräter!«
23 Bestürzt fragte einer den anderen: »Wer von uns könnte so etwas tun?«

31 ; Zu Petrus gewandt sagte Jesus: »Simon, Simon, pass auf! Der Satan ist hinter euch her, und Gott hat ihm erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen. 32 Aber ich habe für dich gebetet, dass du den Glauben nicht verlierst. Wenn du dann zu mir zurückgekehrt bist, so stärke den Glauben deiner Brüder!«

Kommentar

Deine Gebete machen einen Unterschied

Bist du manchmal versucht, dich mit anderen zu vergleichen?

Mich ermutigt zu sehen, dass Jesu Jünger weitgehend mit denselben Dingen zu kämpfen hatten wie wir. Sie stritten, wer einmal der Größte von ihnen sein würde (22,24). Die Versuchung, sich mit anderen zu vergleichen, ist immer da. Du wirst entweder stolz (wenn du dich für besser hältst) oder neidisch und unsicher (wenn du meinst, schlechter abzuschneiden).

Jesus weist darauf hin, dass das Wertesystem im Himmelreich das genaue Gegenteil von dem der Welt ist. „In dieser Welt beherrschen die Könige und Großen ihre Untertanen und werden doch als `Wohltäter´ bezeichnet. Unter euch aber soll der Größte den niedrigsten Platz einnehmen und der Leiter soll wie ein Diener sein… Denn ich bin euer Diener“ (22,25-27).

Beim Betrachten der Akteure dieses Dramas sehen wir wieder einmal, dass die Bibel sowohl Vorherbestimmung (Gott hat alles im Voraus geplant) als auch den freien Willen lehrt. Es ist ein Rätsel, das die Bibel nicht auflöst. Wir werden zurecht misstrauisch, wenn irgendwer versucht, es auf die eine oder andere Weise weg zu erklären. Im heutigen Abschnitt sehen wir drei Beispiele, wie diese Spannung in der Praxis funktioniert.

1.\tJudas
Wir sehen hier eine furchtbare Beschreibung dessen, wie das Böse zu Werke geht. Niemand ist immun gegen Versuchung. Judas ist einer der zwölf Jünger Jesu, und trotzdem „fuhr Satan in Judas Iskariot“ (22,3).

Jesus sagt, dass das im Voraus bekannt, ja vorherbestimmt war: „Der Menschensohn muss zwar sterben, weil es Gott so bestimmt hat“ (22,22a). Die Tatsache aber, dass es im Voraus bekannt und vorherbestimmt war, spricht Judas nicht von seiner Verantwortung frei: „Doch wie schlimm wird es erst für den sein, der ihn verraten wird“ (22b).

Der Widerspruch besteht darin, dass obwohl es „Gott so bestimmt hat“, Judas trotzdem als freier Mensch handelte. Sein Wille traf die Entscheidung. Nachdem man Judas Geld für den Verrat geboten hatte, „begann er nach einer passenden Gelegenheit Ausschau zu halten, bei der sie Jesus ohne Aufsehen verhaften konnten“ (22,6).

2.\tSimon Petrus
Derselbe „Satan“, der in Judas fuhr (22,3), „wollte [auch Petrus] durchsieben wie Weizen“ (22,31).

Petrus war sehr zuversichtlich, dass er Jesus nicht enttäuschen würde: „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen und sogar mit dir zu sterben“ (22,33). Jesus wusste, dass Petrus es nicht schaffen würde: „Petrus, lass mich dir etwas sagen. Noch bevor morgen früh der Hahn kräht, wirst du drei Mal geleugnet haben, mich überhaupt zu kennen“ (22,34).

Aber am Ende verließ ihn sein Glaube nicht. Jesus sagte, „ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (22,32). Das beweist, dass im Spannungsfeld von Vorhersehung und freiem Willen Gebet wirklich einen Unterschied macht. Warum und wie werden wir auf Erden wohl nie ganz verstehen, aber Jesu Beispiel zeigt, dass Gebet Gewicht hat. Deine Gebete machen einen Unterschied.

3.\tJesus
Und schließlich sehen wir in Jesu Leben und Sterben dieses Paradoxon von Vorherbestimmung und freiem Willen. Jesus sagt, „Der Menschensohn muss zwar sterben, weil es Gott so bestimmt hat…Denn die Zeit ist gekommen, in der sich erfüllt, was in der Schrift über mich steht: `Er wurde zu den Aufrührern gerechnet.´ Ja, alles, was die Propheten über mich geschrieben haben, wird sich erfüllen“ (22,22.37). Deutlicher kann man es nicht sagen, dass Jesu Tod vorherbestimmt und geplant war. Aber Jesus ging bereitwillig in Seinen Tod; Er entschied Sich zu sterben. Er gab Seinen Leib für uns (22,19).

Wir sehen Gottes Anteil und unseren. Bei jedem Abendmahl werden wir daran erinnert, dass Jesus gesagt hat, „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird … Dieser Wein ist das Zeichen des neuen Bundes - ein Bund, der mit dem Blut besiegelt wird, das ich für euch vergießen werde“ (22,19-20). Seine Rolle war die schwierige – Sein Leben freiwillig für uns zu opfern. Unsere Rolle ist verhältnismäßig einfach: „Tut das zur Erinnerung an mich“ (22,19).

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du das alles für mich auf Dich genommen hast. Danke, dass Du Deinen Leib gegeben, Dein Blut für mich vergossen hast. Danke für Deine gnädige Hand in meinem Leben.

Altes Testament

Josua 3,5

5 Dann sprach Josua selbst zum Volk: »Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.«

Kommentar

Gott wird große Dinge tun

Ist dir bewusst, dass Gott mit dir ist? Und wenn Gott mit dir ist, dann kannst du es mit allem aufnehmen, was vor dir liegt. Zu Josua sagt Gott, „Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein“ (3,7; LUT).

Wieder sehen wir unseren Anteil und den Gottes.

1.\tBereite dich vor
Gott würde bald auf wundersame Weise für Sein Volk handeln, aber auch das Volk hatte seinen Teil dazu beizutragen. Josua trägt ihnen auf, „Heiligt euch, denn morgen wird der Herr große Wunder unter euch tun“ (3,5).

Sie mussten außerdem selbst die Leute auswählen, denen bei der Überquerung des Jordan eine besondere Rolle zukommen sollte (4,1-4).

2.\tGott versorgt
Wieder sehen wir die gnädige Hand Gottes. Der Herr tat „große Wunder“ (3,5). Eines davon war die Durchquerung des Jordan (Josua 3).

Gott versprach, Josua zu erhöhen (3,7). Josua erhöhte sich nicht selbst, sondern: „Der Herr machte an diesem Tag Josua vor dem ganzen Volk groß“ (4,14; GNB).

Er kümmerte Sich um alle Bedürfnisse Seines Volkes: „Von diesem Tag an gab es nie wieder Manna und die Israeliten ernährten sich schon in diesem Jahr von den Früchten Kanaans“ (5,12). Er versorgte sie mit dem, was sie brauchten, nicht mehr und nicht weniger.

So hatten sie weder materielle Sicherheit, noch waren sie autonom. Sie mussten auf Gott vertrauen. Setz deine Sicherheit und dein Vertrauen allein auf Gott. Er hat noch immer gegeben, was Seine Kinder brauchen.

Gebet

Danke, Herr, für die Art wie Du mich in Deine Pläne einbindest. Ich heilige mich heute für Dich. Danke, dass Du versprichst, große Dinge in mir zu tun und mich mit allem Nötigen zu versorgen.

Pippa fügt hinzu

Lukas 22,24

Dieses Thema, wer „der Größte“ sein würde, kommt immer wieder auf. Die Jünger rangen untereinander um Macht. Das scheint unangemessen, angesichts der bevorstehenden Katastrophe. Sie hätten sich besser noch mehr von Jesus unterweisen lassen sollen.

In diesem Moment machte keiner von ihnen den Eindruck, als würde aus ihm einmal ein großartiger Anführer werden. Das sollte uns allen Hoffnung machen!

Thought for the Day

Deine Gebete machen einen Unterschied.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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