Tag 15

Gott ist gnädig und gerecht

Weisheit Psalm 9,17 + 19
Neues Testament Matthäus 12,18 + 20-21
Altes Testament 1. Mose 31,6-7

Einführung

Die Schlagzeilen in den Medien empören sich immer wieder über Richter, die angeblich zu „milde“ und nachgiebig sind und keine, den Delikten angemessenen, Strafen verhängen.

Während meiner Zeit als Anwalt fiel mir auf, dass die Anwaltschaft Richtern wenig Respekt entgegenbrachte, die als zu milde angesehen wurden. Wir erwarten von Richtern, dass sie Gerechtigkeit üben, und nicht, dass sie gnädig sind.

Auf der anderen Seite rechnen wir aber in unserem persönlichen Umfeld damit, dass man uns „gnädig“ ist. Liebevolle Eltern haben Mitleid mit ihrem Kind. Wir erwarten, dass Freunde Mitleid mit einander haben. Gerechtigkeit und Gnade passen oft nicht zusammen. Wir sehen sie als entweder – oder. Entweder Gerechtigkeit oder Gnade, beides gleichzeitig geht nicht.

Und doch ist Gott beides: ein Gott, der richtet und auch ein Gott, der barmherzig ist. Wie schafft Er es, zwei scheinbar unvereinbare, gegensätzliche Eigenschaften in Sich zu vereinen? Die Antwort liegt im Opfer Jesu, durch das Gott Gerechtigkeit mit Gnade verbinden kann.

Als ich zum Glauben an Jesus Christus gekommen war, half mir eine Veranschaulichung, um besser zu verstehen, was Er am Kreuz für uns erwirkt hat: Zwei Menschen besuchten dieselbe Schule und später auch dieselbe Universität. Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Das Leben ging weiter und ihre Wege trennten sich; sie verloren sich aus den Augen. Der eine wurde Richter, während der andere aus der Spur und schließlich auf die schiefe Bahn geriet. Eines Tages stand er vor dem Richter. Er war eines Verbrechens angeklagt, dessen er sich schuldig bekannte. Der Richter erkannte in dem Angeklagten den alten Freund und hatte ein Dilemma; dasselbe, das Gott mit uns hat.

Er war Richter und musste für Gerechtigkeit sorgen; er konnte den Mann nicht einfach ungeschoren davonkommen lassen. Andererseits, wollte er auch Gnade walten lassen. Er verurteilte ihn also zu einer der Tat angemessenen Geldstrafe. Soweit die Gerechtigkeit. Dann kam er von seinem Richterstuhl herunter und schrieb einen Scheck über dieselbe Summe aus. Diesen gab er seinem Freund mit den Worten, er würde seine Schuld(en) übernehmen. Das war ein Akt der Barmherzigkeit, der Gnade, der Liebe und ein Opfer.

Diese Veranschaulichung hinkt natürlich. Erstens ist unsere Not größer - die Strafe, die uns droht, ist der Tod. Die Beziehung ist enger – dein Vater im Himmel liebt dich mehr als alle menschlichen Eltern ihre Kinder lieben. Gott zahlte einen weit höheren Preis als eine Geldsumme – Er kam Selbst, um in Person Jesu die Strafe für die Sünde auf Sich zu nehmen.

Gott nimmt Sünde nicht auf die leichte Schulter, Er verurteilt uns, weil wir schuldig sind. Und dann in Seiner Gnade und Liebe kommt Er in Person Jesu Christi und begleicht die Schuld für uns alle. Durch das Opfer von Jesus am Kreuz ist Gott sowohl gnädig als auch gerecht.

Weisheit

Psalm 9,17 + 19

17 So hat der HERR bewiesen, wer er ist:
  Er hat Gericht an den Gottlosen geübt!
  Ihre Machenschaften ließ er ihnen zum Verhängnis werden.

19 Aber wer sein Recht nicht durchsetzen kann,
  den hat Gott nicht vergessen.
  Seine Hoffnung wird sich erfüllen,
  auch wenn es zunächst nicht so scheint.

Kommentar

Verlass dich darauf: Gott ist gerecht

David weiß, dass Gott ein gerechter Gott ist. „Der Herr ist bekannt für seine Gerechtigkeit“ (9,17). Und er ruft Ihn auch um Gnade an: „HERR, sei mir gnädig …dass ich erzähle all deinen Ruhm“ (9,14-15; LUT).

In diesem Psalm treffen der Wunsch nach Gerechtigkeit und der Wunsch nach Gnade aufeinander. David betet, der Herr möge ihm gnädig sein, indem Er gerecht über seine Feinde urteilt: „Erhebe dich, Herr! … Die Völker sollen vor dir gerichtet werden!“ (9,20).

Bei Gerechtigkeit denken wir oft nur an Bestrafung. Gerechtigkeit aber ist auch etwas zutiefst Positives. Beim hebräischen Wort für Gerechtigkeit (mishpat) schwingt auch die Bedeutung von „etwas korrigieren” mit. Weil Gott gerecht ist, kann David voller Zuversicht sagen: „die Armen werden nicht für immer vergessen, die Hoffnungen der Notleidenden werden nicht auf ewig verloren sein!“ (9,19).

Gebet

Danke, dass Du, Herr, ein gerechter Gott bist. Danke, dass es eines Tages Gerechtigkeit für alle Menschen geben wird, die heute unter dem Unrecht der Welt leiden.

Neues Testament

Matthäus 12,18 + 20-21

18 »Dies ist mein Diener, den ich erwählt habe.
  Ich liebe ihn und freue mich über ihn.
Ich werde ihm meinen Geist geben,
  und er wird den Völkern mein Recht verkünden.

20 Das geknickte Schilfrohr wird er nicht abbrechen
  und den glimmenden Docht nicht auslöschen.
Er wird das Recht schließlich zum Sieg führen.
  21 Auf ihn werden die Völker ihre Hoffnung setzen.«

Kommentar

Nimm Jesu Gnade an

Manchmal versehen wir Pakete mit einem „Vorsicht - Glas“ Aufkleber. Hast du dich schon mal so gefühlt, als bräuchtest du so einen Aufkleber? Jesus ist da, wenn du dich so fühlst.

Jesus lehnt die Gesetzlichkeit der Pharisäer absolut und vollkommen ab (12,1-12) und zitiert den Propheten Hosea; gleichzeitig erfüllt Er dessen Prophetie: „Ich will, dass ihr barmherzig seid; eure Opfer will ich nicht“ (12,7, Hosea 6,6). Gerechtigkeit und Gesetzlichkeit sind nicht dasselbe – tatsächlich sind sie Gegensätze. Jesus verstößt gegen das gesetzliche Verbot der Pharisäer, als er am Sabbat aus Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl einen Mann heilt.

Jesus verbindet Gnade und Gerechtigkeit. Er erfüllt alle Verheißungen aus dem Alten Testament, die davon handeln, dass Gott den Völkern Gerechtigkeit bringen wird. Matthäus zitiert hier eine Prophetie Jesajas (Jesaja 42,1-4), die sich in Jesus erfüllte (12,18-21). „Er wird den Völkern Gerechtigkeit verkünden“ (12,18) und „die vollkommene Gerechtigkeit durchsetzen“ (12,20c).

Und doch ist Er voller Gnade, Liebe und Barmherzigkeit. „Er wird das geknickte Rohr nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen“ (12,20). Wir erleben Zeiten, in denen wir in körperlicher, emotionaler oder geistlicher Hinsicht zerbrechlich sind – wie ein „geknicktes Rohr“ oder ein „glimmender Docht“.

Jesus begegnet uns mit Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl , wenn wir uns schwach und zerbrechlich fühlen. Er geht behutsam mit uns um, wenn wir zerbrechlich sind.

Jesus zitiert hier aus den so genannten Gottesknechtliedern in Jesaja 40-55. Diese Lieder handeln von dem Knecht, der sein Leben gibt und die Sünden auf sich nimmt (Jesaja 52,13-53,12).

In diesen Gottesknechtliedern sehen wir, wie Gottes Gnade und Gerechtigkeit zusammenlaufen. Die Welt wird in Ordnung gebracht, Ungerechtigkeit und Unterdrückung haben ein Ende, und die Bedürftigen und Gebrochenen werden befreit. Doch es ist Gott selbst, der das Opfer dafür bringt, der die Strafe und Konsequenz unserer Schuld auf Sich nimmt. Statt also vom Urteil Gottes zerschmettert zu werden, wirst du dadurch befreit. Am Kreuz treffen Gerechtigkeit und Gnade aufeinander.

Gebet

Jesus, ich danke Dir, dass Du als Knecht auf die Erde gekommen bist, bereit für mich zu leiden. Danke, dass durch Dein Opfer am Kreuz Gerechtigkeit und Gnade zusammenkommen.

Altes Testament

1. Mose 31,6-7

6 Ihr wisst selbst, wie ich für euren Vater gearbeitet habe; meine ganze Kraft habe ich für ihn eingesetzt. 7 Trotzdem hat er mich betrogen und mir bestimmt zehnmal einen anderen Lohn gegeben, als wir vereinbart hatten. Aber Gott hat nicht zugelassen, dass er mir Schaden zufügen konnte.

Kommentar

Freu dich am Opfer Gottes

Hast du so etwas schon erlebt? Dir wurde eine Beförderung in Aussicht gestellt, die nie kam. Du hast endlose Stunden bis spät in die Nacht für eine undankbare Aufgabe vergeudet? Wurdest du schon einmal Opfer von Neid, falschen Anschuldigungen oder glatten Betrugs?

So vieles aus dem heutigen Abschnitt begegnet uns auch im Alltag. In den schmerzlichen oder frustrierenden Situationen unseres Alltags tut es gut zu wissen, dass Gott immer das letzte Wort hat.

Wir werden Zeuge, wie ein Familienbetrieb auseinanderbricht. Vielleicht hatte Laban die Anwesenheit seines Schwiegersohnes einfach als selbstverständlich betrachtet. Jakob hatte ganz sicher den Eindruck, dass sein Entgegenkommen ausgenutzt wurde. Er spürte, „dass Labans Verhältnis zu ihm gegenüber früher merklich abgekühlt war“ (31,2), obwohl er „mit vollem Einsatz“ gearbeitet hatte (31,6).

Die Bedingungen, unter denen Jakob für Laban arbeiten durfte, waren sehr hart. Sein Schwiegervater war ein drakonischer Boss. Jakob musste für sämtliche Verluste aufkommen, egal ob sie durch einen Unfall oder Diebstahl entstanden waren (31,39). Seine Arbeitsbedingungen waren mehr als unbefriedigend (31,40).

Außerdem fühlte er sich betrogen. Statt ihm den Lohn zu erhöhen, hat es den Anschein, als habe Laban ihn zehnmal gekürzt (31,7). Auch Rahel und Lea fühlten sich hintergangen. Ihr Vater hatte sie an Jakob verkauft, und dann mussten sie mit ansehen, wie er ihrem Mann seinen Erfolg neidete (31,14-16).

Es ist nachvollziehbar, dass Rahel und Lea ihrem Vater grollten. Ihre Reaktion allerdings ist nicht eben freundlich. Sie schlichen sich heimlich fort, während Laban bei der Arbeit war und gaben ihm keine Gelegenheit, sich von seinen Kindern und Enkeln zu verabschieden (31,26.28). Obendrein bestiehlt Rahel aus unerklärlichem Grund ihren Vater hinter dem Rücken ihres Mannes.

Trotz alledem, segnete Gott Jakob und „hat nicht zugelassen, dass [Laban] [Jakob] schaden konnte“ (31,7). Dieser wird wohlhabender als Laban. Und tatsächlich war es Gott, der zu Jakob sagte, er solle zu Isaak zurückkehren, und der ihm auch versicherte, „ich will mit dir sein“ (31,3). Obwohl Jakob also das Richtige tat, war die Art und Weise, wie er es tat, nicht richtig. Aber Gott intervenierte und erschien Laban im Traum (31,24). Sonst hätte es gut möglich sein können, dass Jakob mit leeren Händen fortgeschickt worden wäre (31,42).

Am Ende handeln sie eine für beide Seiten akzeptable Vereinbarung aus. Mitten in diesem Abschnitt erkennen wir Vorzeichen für das, was kommen sollte. Beide, Jakob und Laban, rufen Gott um Gerechtigkeit an (31,53), und opfern Ihm dann (31,54).

Während Jakob und Laban nach Gottes Gerechtigkeit suchen und ihre Opfer darbringen, werden wir wieder einmal ans Kreuz erinnert, wo Gottes Gerechtigkeit und Gnade zusammenkommen.

Gebet

Vater, wie können wir Dir jemals genug danken und Dich genug preisen? Danke, dass Du gnädig und gerecht bist. Danke, dass wir in ungerechten Zeiten bei Dir Schutz und Gnade finden. Bitte hilf mir, dass ich anderen gegenüber dieselbe Barmherzigkeit zeige, wie Du sie mir erweist.

Pippa fügt hinzu

1.Mose 31,32

Was um alles in der Welt dachte sich Rahel dabei, die Hausgötter ihres Vaters zu stehlen? Und warum hatte Laban überhaupt Hausgötter?

Sie hatte ihren Vater bestohlen, angelogen und Unehre gemacht… Kein Wunder, dass Gott es für nötig hielt, uns die Zehn Gebote zu geben!

Thought for the Day

Jesus geht behutsam mit dir um, wenn du zerbrechlich bist.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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