Tag 150

Fünf Bürden, die du nicht mit dir herumtragen musst

Weisheit Psalm 68,20
Neues Testament Johannes 18,25–30+33-40
Altes Testament 1. Samuel 24,3-7

Einführung

Am Ende seines Lebens angekommen, bemerkte Winston Churchill, „Wenn ich auf all meine Sorgen zurückblicke, kommt mir der alte Mann in den Sinn, der auf dem Sterbebett sagte, dass er sich im Leben viele Sorgen gemacht habe, von denen die wenigsten eingetreten seien!“

Churchill sprach von den Sorgen, die er sich völlig umsonst gemacht hatte. Es gibt aber im Leben viele unterschiedliche „Bürden“, von denen einige sehr real sind. Jesus sagt, „Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch auf euch… und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht“ (Matthäus 11,28-30).

Ein Joch ist ein Gerät, das Jesus in seiner Zimmermannswerkstatt hergestellt haben dürfte. Ein Geschirr aus Holz, in dem Tiere (gewöhnlich Ochsen) eingespannt wurden, damit sie zusammen einen Pflug oder ein Gespann ziehen konnten. Aufgabe eines Joches ist es, das Tragen einer Last leichter zu machen.

Mir gefällt, wie Eugene Peterson in der englischen The Message Bibel übersetzt: „Bist du müde? Vollkommen erschöpft? Dein Glaube ausgebrannt? Komm zu mir. Komm mit mir, und du wirst wieder zum Leben finden. Ich will dir zeigen, wie du richtig zur Ruhe kommen kannst. Geh mit mir und arbeite mit mir – schau mir zu, wie ich es mache. Lerne den ungezwungenen Rhythmus der Gnade. Ich werde dir nichts Schweres oder Unpassendes auflegen. Bleib in meiner Nähe und du wirst lernen, frei und unbeschwert zu leben“ (Matthäus 11,28-30; übersetzt nach The Message).

Weisheit

Psalm 68,20

20 Gepriesen sei der HERR für seine Hilfe!
 Tag für Tag trägt er unsere Lasten.

Kommentar

Angst

In seinem Buch Affluenza stellt der Psychologe Oliver James fest, „fast ein Viertel der Briten leidet unter schweren emotionalen Belastungen, wie z.B. Depressionen und Angststörungen; ein weiteres Viertel steht kurz davor.“

David preist Gott, der „täglich“ unsere „Belastungen“ trägt (68,20). Mit Belastung kann hier alles Mögliche gemeint sein. Eine Belastung, die Gott uns täglich abnehmen möchte, ist die Last von Sorge, Stress und Angst.

John Newton sagte, „Das Leben wäre so einfach, wenn wir nur jeden Tag die Last für den jeweiligen Tag herumtrügen. Aber die Last wird zu schwer für uns, wenn wir die Bürde von gestern mit in den neuen Tag hineinnehmen und uns die von morgen auch schon auf laden.“

Du kannst Gott jeden Tag deine Bürden anvertrauen, alle Ängste und Sorgen. Das macht einen Unterschied: „Tag für Tag trägt er unsere Lasten“ (68,20; Hfa).

Gebet

Danke, Herr, dass ich auch heute zu Dir kommen darf und alle meine Lasten, Sorgen und Ängste bei Dir abladen kann …

Neues Testament

Johannes 18,25–30+33-40

25 Simon Petrus stand noch immer am Feuer und wärmte sich. Da fragte man ihn: »Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?« »Nein, ich bin es nicht«, leugnete er.

26 Aber ein Diener des Hohenpriesters, ein Verwandter des Mannes, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, meinte: »Ich habe dich doch selbst im Garten bei ihm gesehen!« 27 Wieder stritt Petrus ab, Jesus zu kennen. Und im selben Augenblick krähte ein Hahn. 28 In den frühen Morgenstunden wurde Jesus vom Haus des Hohenpriesters Kaiphas zum Palast des Statthalters gebracht. Die Juden selbst betraten dieses Gebäude nicht, denn sie wollten nicht unrein werden. Dann hätten sie nicht das Passahmahl essen dürfen. 29 Deshalb ging Pilatus zu ihnen hinaus und fragte: »Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Mann? Was hat er getan?« 30 Sie antworteten: »Wenn er kein Verbrecher wäre, hätten wir ihn nicht zu dir gebracht.«

33 Pilatus kam nun in den Gerichtssaal zurück, ließ Jesus vorführen und fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« 34 Jesus entgegnete: »Bist du selbst auf die Frage gekommen oder haben dir das andere über mich gesagt?« 35 »Bin ich etwa ein Jude?«, fragte Pilatus. »Die führenden Männer deines eigenen Volkes und die obersten Priester haben dich hergebracht, damit ich über dich urteile. Was also hast du getan?« 36 Jesus antwortete: »Mein Königreich gehört nicht zu dieser Welt. Wäre ich ein weltlicher Herrscher, dann hätten meine Leute für mich gekämpft, damit ich nicht in die Hände der Juden falle. Aber mein Reich ist von ganz anderer Art.« 37 Da fragte ihn Pilatus: »Dann bist du also doch ein König?« Jesus antwortete: »Ja, du hast recht. Ich bin ein König. Und dazu bin ich Mensch geworden und in diese Welt gekommen, um ihr die Wahrheit zu bezeugen. Wer sich von der Wahrheit bestimmen lässt, der hört auf mich.« 38 »Wahrheit? Was ist das überhaupt?«, erwiderte Pilatus. Dann ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte ihnen: »Meiner Meinung nach ist der Mann unschuldig. 39 Ich will euch wie üblich auch in diesem Jahr am Passahfest einen Gefangenen freigeben. Wenn ihr wollt, lasse ich diesen König der Juden frei.« 40 Aber sie schrien laut: »Nein! Nicht den! Wir wollen Barabbas!« Barabbas aber war ein Verbrecher.

Kommentar

Versagen

Der große Apostel Petrus wird gefragt, „Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?“. Er antwortet, „Das bin ich nicht“ (18,25). Zum zweiten Mal leugnet Petrus. Dann wird Petrus ein drittes Mal gefragt und wieder verleugnet er Jesus (18,26). „Und in diesem Augenblick krähte ein Hahn“ (18,27) – gerade so wie Jesus es vorhergesagt hatte.

Petrus erkannte, dass er Jesus im Stich gelassen hatte. Das Gefühl, versagt zu haben, kann eine sehr große Bürde sein, die wohl keinem von uns fremd ist.

Petrus‘ Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende. Als Jesus ihm nach Seiner Auferstehung begegnet, setzt Er Petrus wieder ein. Er vergibt ihm sein Versagen und beruft ihn neu (21,25-25). Bei Jesus ist kein Versagen endgültig.

Obwohl es Petrus‘ Versagen war, nahm Jesus es auf Sich, vergab ihm, setzte ihn wieder ein und gebrauchte ihn so sehr wie kaum einen anderen in der Geschichte der Menschen.

Ungerechtigkeit

Eines der vielen Dinge, die Jesus aushalten musste, war die absolut unfaire Verhandlung. Grundlage jedes rechtstaatlichen Systems ist, dass die Beweislast bei der Anklage liegt. Jeder Rechtsapparat muss sich über das Vorurteil hinwegsetzen, dass der Angeklagte auch schuldig sein muss.

Als Pilatus fragte, „Was habt ihr gegen diesen Mann vorzubringen?“ (18,29), bekam er zur Antwort, „Wir würden ihn dir nicht vorführen, wenn er kein Verbrecher wäre“ (18,30). Jesu Ankläger versuchten auf diese Art und Weise, die Beweislast umzukehren.

Pilatus verwehrte Jesus auch zu Unrecht das Recht zu schweigen und fragte Ihn, „Was hast du getan?“ (18,35c). Er hoffte, dass Jesus Sich mit Seinen Worten selbst verurteilte. Als Jesus sagt, „Ich bin gekommen, um der Welt die Wahrheit zu bringen“ (18,37b), fragt Pilatus, „Was ist Wahrheit?“ (18,38a).

Es kommt einem fast so vor, als wollte Pilatus (wie es auch unsere postmoderne Gesellschaft gerne tut) infrage stellen, dass es so etwas wie „Wahrheit“ überhaupt gibt. Aber Pilatus steht der Wahrheit selbst, Jesus Christus, gegenüber. Er erduldete ein unfaires Verfahren, schlimmer noch die ungerechte Strafe von Kreuzigung und Tod – für dich und mich.

Sünde

Trotz des unfairen Verfahrens kommt Pilatus zu dem Ergebnis, „Er ist keines Verbrechens schuldig“ (18,38b). Jesus ist vollkommen unschuldig. Pilatus will Ihn freilassen, aber die Menge ruft, „„Nein! Nicht diesen Mann, sondern Barabbas!“ Barabbas aber war ein Verbrecher“ (18,40). Der Unschuldige wurde verurteilt, der Sünder freigesprochen.

Die Symbolik ist eindeutig. Jesus starb unschuldig am Kreuz, damit wir, die Sünder, freikämen. Er trug die Last der Sünde.

Gebet

„Lobt Gott, unseren Retter… Unser Gott ist ein Gott, der rettet! Der allmächtige Gott befreit uns vom Tod” (Psalm 68,20-21).

Altes Testament

1. Samuel 24,3-7

3 Saul wählte 3000 Elitesoldaten aus ganz Israel aus und machte sich auf die Suche nach David und seinen Leuten. Als sie in der Nähe des Steinbockbergs vorbeikamen 4 und dort bei den eingezäunten Schafweiden eine Höhle fanden, ging der König hinein, um seine Notdurft zu verrichten. Ausgerechnet im hintersten Winkel dieser Höhle hatten David und seine Männer sich versteckt. 5 »Das ist die Gelegenheit, David!«, flüsterten einige von ihnen ihrem Anführer zu. »Der HERR hat doch versprochen, dir eines Tages deinen Feind auszuliefern. Jetzt kannst du mit ihm tun, was du willst!« Da schlich sich David nach vorne und schnitt unbemerkt einen Zipfel von Sauls Mantel ab. 6 Doch er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, und sein Herz klopfte wild. 7 Als er wieder zu seinen Männern kam, sagte er: »Der HERR bewahre mich davor, meinem König etwas anzutun, denn er ist vom HERRN selbst eingesetzt worden! Nein, niemals werde ich Saul töten, denn der HERR hat ihn zum König erwählt.«

Kommentar

Schuld

Schuldgefühle sind eine schreckliche Bürde. Einmal verglich ein Alpha Teilnehmer das Gefühl von Schuld mit schlimmen Verdauungsbeschwerden. Schuld ist aber mehr als eine körperliche Empfindung. Sie hat weitreichendere emotionale und geistliche Folgen.

Gott hat allen Menschen ein moralisches Empfinden gegeben – ein Gewissen. Oft fühlen wir uns schuldig, weil wir wissen, etwas getan zu haben, was unrecht war. Als gefallene menschliche Wesen ist unser Gewissen aber nicht unfehlbar. Manchmal fühlen wir uns für etwas schuldig, was überhaupt nicht auf unsere Kappe geht. Unser Gewissen muss durch das Wort Gottes geschult werden.

Ein andermal fühlen wir uns nicht schuldig, obwohl es angebracht wäre. In diesem Fall müssen wir unser Gewissen vom Heiligen Geist aufwecken lassen.

David bekam die Gelegenheit, sich der Person, die versuchte ihn zu töten, zu entledigen – Saul (24,1-4). Anstatt aber die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen, schnitt er Saul lediglich ein Stück Stoff aus dem Gewand, um später beweisen zu können, dass er es hätte tun können.

„Doch dann bekam David ein schlechtes Gewissen, weil er etwas von Sauls Gewand abgeschnitten hatte“ (24,6). David hatte eindeutig ein ausgeprägtes Schuldbewusstsein und fühlte sich deshalb gegenüber „dem Gesalbten des Herrn“ (24,6) schuldig. Trotzdem konnte er zu Saul in der Sache sagen, „Das zeigt, dass ich dir nicht schaden will und dass ich nicht an dir schuldig geworden bin“ (24,12b).

Für einen kurzen Moment scheint es, als hätte Saul eine kleine Gewissensanwandlung. Er „begann zu weinen. Dann sagte er zu David: „Du bist gerechter als ich, denn du hast mir Böses mit Gutem vergolten““ (24,17c-18). In seiner Eifersucht hat Saul einen seltenen, klaren Augenblick, in dem er echte Schuld empfindet.

David vermied es fortan, weitere Schuld auf sich zu laden. Gerade wollte er Nabals Misshandlung seiner Person und seiner Männer rächen, da kam Abigail zu seiner Rettung. Mit großem diplomatischen Geschick besänftigte sie David mit Geschenken und Worten, „Mich trifft alle Schuld in dieser Sache, mein Herr … der Herr hat dich vom Mord [Schuld] abgehalten“ (25,24.26).

Weiter sagte sie, „dann wird dein Gewissen unbelastet sein, weil du nicht sinnlos Blut vergossen und dich eigenmächtig gerächt hast“ (25,31).

David erkannte, dass Abigail ihn vor der Bürde der Schuld bewahrt hatte: „Gesegnet sollst du sein, weil du mich daran gehindert hast, Blut zu vergießen und mich selbst zu rächen“ (25,33). Diese Fähigkeit Abigails müssen wir alle trainieren. Wir tun gut daran, anderen kluge und diplomatische Ratschläge zu geben, damit sie keine Schuld auf sich laden.

David vermied es, sich selbst zum Richter zu machen. Kurz darauf „schlug der HERR den Nabal, dass er starb“ (25,38; LUT). Als David davon hörte, dankte er Gott, „Gepriesen sei der Herr, der mir gegenüber Nabal zu meinem Recht verholfen hat und mich davon abhielt, etwas Böses zu tun. Der Herr hat Nabal für seine Bosheit bestraft“ (25,39). Und zuletzt heiratet David noch die frisch verwitwete Abigail.

Die Bürde echter Schuld ist real, egal ob wir sie wahrnehmen oder nicht. Jesus starb am Kreuz, um uns unsere Schuld abzunehmen.

Gebet

Ich danke Dir, Herr, dass Du meine Schuld, meine Ängste und Sorgen jeden Tag erneut auf Dich nimmst.

Pippa fügt hinzu

1. Samuel 25,18–19

Vorbereitungsstress auf höchstem Niveau. Abigail und ihr Haus würden getötet werden, sollte es ihr nicht gelingen, rechtzeitig die Verpflegung abzuliefern. Ich bin schwer beeindruckt, wie schnell sie es schaffte, 200 Laib Brot (im Schnellbackgang!), Wein, geröstetes Korn, Rosinen- und Feigenkuchen und fünf zubereitete Schafe auf den Tisch zu zaubern! Damit war mehr als nur der Tag gerettet. Meine Gastgebersorgen erscheinen mir dagegen verschwindend klein.

Thought for the Day

Bei Jesus ist kein Versagen endgültig.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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