Dein Familienstammbaum
Einführung
Mein Vater sprach nie über die Zeit seines Lebens, bevor er nach England gekommen war und bevor er meine Mutter geheiratet hatte. Ich wusste praktisch nichts über seine Herkunft. Vor ein paar Jahren wurde ich vom Jüdischen Museum in Berlin angeschrieben. Sie recherchierten gerade über die Familie Gumbel. Im Zuge dessen schickten sie mir einen Familienstammbaum zu. Ich entdeckte, dass mein Ururgroßvater Abraham Gumbel, mein Urgroßvater Isaac und sein Bruder Mose hießen!
Mein Vater war Jude. Er war Anwalt gewesen und hatte 1929 an der Universität in Tübingen promoviert. Als er Hitlers Mein Kampf las, wurde ihm klar, was jemandem wie ihm blühen würde, der als „israelitisch“ bekannt war. Er wanderte nach England aus und qualifizierte sich als Anwalt im englischen Rechtssystem. Seine Schwester und seine Eltern kamen schließlich nach. Ein Großteil der übrigen Familie kam in Dachau, Riga und anderen KZs ums Leben.
Der Umgang mit dem jüdischen Volk über die Jahrhunderte ist vielschichtig und manchmal tragisch. Manchmal wurden dabei selbst Passagen aus der Bibel missverstanden und als Waffe gegen das jüdische Volk missbraucht.
Das Volk Gottes im Alten Testament war die Nation Israel. Das Volk Gottes im Neuen Testament sind alle, die an Jesus Christus glauben. Wir haben eine gemeinsame Geschichte und einen gemeinsamen Stammbaum. Wir beten denselben Gott an, und der Apostel Paulus sagt uns, dass der Weg, gerettet zu werden, für alle derselbe ist.
Psalm 89,15–19
15 Gerechtigkeit und Recht sind die Säulen deiner Herrschaft;
alles, was du tust, zeigt deine Liebe und Treue.
16 HERR, glücklich ist das Volk, das dich mit Jubelrufen feiert!
Deine Nähe macht ihr Leben hell.
17 Jeden Tag bist du ihr Grund zur Freude,
deine Gerechtigkeit erfüllt sie mit Glück.
18 Du selbst bist die Quelle ihrer Kraft,
durch deine Liebe gelangen sie zu Ansehen und Macht.
19 HERR, du heiliger Gott Israels,
dir gehört unser König, der uns beschützt.
Kommentar
Dein Gott – der Gott Israels
Der Herr, den wir anbeten, ist der Heilige Israels. „Unser Schutz kommt vom Herrn, und er, der Heilige Israels, hat uns unseren König gegeben“ (89,19).
„Recht und Gerechtigkeit sind die starken Säulen deines Thrones. Liebe und Wahrheit gehen vor dir her“, schreibt der Psalmist (89,15). Auch wenn Gott das Volk Israel erwählt hat, macht Ihn das nicht ungerecht. Er ist ein liebender, treuer Gott. Er liebt alle Menschen. Das Fundament bzw. die Säulen Seines Thrones sind Recht und Gerechtigkeit. Er handelt gerecht und wird auch andere Völker niemals ungerecht behandeln.
Gottes Absicht war, dass alle Nationen durch die Erwählung Israels gesegnet würden (s. 1. Mose 12,3). Durch Jesus ist das jetzt möglich. Auch du kannst eine heile Beziehung zu Gott haben und Seinen Segen, wie er in diesem Psalm beschrieben wird, erleben: „Glücklich ist das Volk, das dir zujubelt, denn sie werden im Licht deiner Gegenwart leben. Den ganzen Tag freuen sie sich über deinen herrlichen Namen und jubeln über deine Gerechtigkeit. Du bist ihre besondere Stärke, all unsere Macht beruht auf deiner Güte“ (89,16-18).
Gebet
Herr, bitte hilf mir, im Licht Deiner Gegenwart zu leben und mich den ganzen Tag an Deinem herrlichen Namen zu freuen.
Römer 9,25–26+30-33 und 10,1+3-4
25 Schon im Buch des Propheten Hosea sagt Gott:
»Einmal werde ich die mein Volk nennen,
die bisher nicht dazugehörten;
und ich werde die auserwählen,
die bisher nicht meine Auserwählten waren.«
26 Und wo ihnen gesagt wurde:
»›Ihr seid nicht mein Volk‹,
da werden sie ›Kinder des lebendigen Gottes‹ heißen.«
30 Was will ich nun damit sagen? Menschen aller Völker, die sich nicht darum bemüht haben, bei Gott Anerkennung zu finden, wurden von ihm angenommen, und zwar durch ihren Glauben an Jesus Christus. 31 Israel aber, das sich so sehr bemühte, Gottes Gebote zu erfüllen, um dadurch vor Gott bestehen zu können, hat das Ziel des Gesetzes gerade nicht erreicht. 32 Warum eigentlich nicht? Weil die Israeliten nicht durch den Glauben an Christus, sondern durch ihre eigenen Leistungen Anerkennung bei Gott finden wollten. Deshalb wurde ihnen Christus zum Stein des Anstoßes. 33 So steht es schon in der Heiligen Schrift:
»Seht, ich lege in Jerusalem einen Stein,
über den man stolpern wird, und einen Fels,
über den sie stürzen werden.
Wer aber an ihn glaubt, steht fest und sicher.«
1 Liebe Brüder und Schwestern, ich wünsche mir sehnlichst und bitte Gott inständig, dass auch mein Volk gerettet wird... 3 Sie haben nämlich nicht erkannt, wie sie Gottes Anerkennung finden können, und versuchen immer noch, durch ihre eigenen Bemühungen vor ihm zu bestehen. Deshalb lehnen sie ab, was Gott ihnen schenken will. 4 Dabei hat Christus das Gesetz doch erfüllt, und somit ist es nicht mehr der Weg, um Annahme bei Gott zu finden. Wer Christus vertraut, wird von aller Schuld freigesprochen.
Kommentar
Deine Erlösung begann mit Israel
Gottes Heilsplan begann mit Israel. Sein Plan für Israel (die Juden) und alle anderen (die Nichtjuden) ist untrennbar miteinander verbunden. Was heißt das heute für dich?
Gott hatte den Plan, „den Reichtum seiner Herrlichkeit denen [zu] erweisen, die er als Gefäße seines Erbarmens dafür vorbereitet hat. Das gilt auch für uns, die er aus dem jüdischen Volk und aus den anderen Völkern erwählt hat“ (9,23-24). Sein Rettungsplan umfasst mehr als nur die Nation Israel.
Rettung/Erlösung basiert auf:
Glauben – nicht deinen guten Werken
Gnade – nicht, was du verdient hast
Bekenntnis – nicht, wo du geboren wurdest.
Paulus zitiert Hosea: Gott hatte angekündigt, dass Er „Die nicht mein Volk waren“ – damit meint Er die Nichtjuden – „mein Volk nennen [will]. Und ich will [sie] lieben…Sie sollen Kinder des lebendigen Gottes genannt werden“ (9,25-26).
Es ist ein ungeheures Vorrecht, zu Gottes Volk zu gehören, von Ihm geliebt zu sein, zu Seinen Kindern zu zählen, Gefäß Seines Erbarmens und vorbereitet für Seine Herrlichkeit zu sein, damit der Reichtum Seiner Herrlichkeit bekannt würde (9,23-24).
Der neue Bund schließt niemanden aus. Jeder kann gerettet werden. Jesus, ein Gerechter im Glauben, macht es möglich (9,30).
Jesus ist der Weg zur Erlösung. Einige werden über Ihn stolpern, aber „wer an ihn glaubt, wird nicht umkommen“ (9,33).
Paulus liebt das Volk Israel. Es ist sein Volk. Er wünscht sich, dass es gerettet wird und betet ernstlich für seine Erlösung. „Liebe Freunde, ich sehne mich von Herzen danach und bete zu Gott, dass das jüdische Volk gerettet wird“ (10,1).
Es gibt nur einen Weg, gerettet zu werden, und zwar durch den Glauben, durch die „Gerechtigkeit Gottes“ (10,3). Und diese Gerechtigkeit kommt durch Christus. „Denn mit Christus ist die Absicht des Gesetzes vollkommen erfüllt. Wer an ihn glaubt, wird vor Gott gerecht gesprochen“ (10,4).
„Christus ist des Gesetzes Ende“ (10,4 LUT) – was für eine bahnbrechende, lebensverändernde, geschichteschreibende Aussage! Es wurde schon viel darüber diskutiert, was Paulus damit meinte. Einiges ist jedoch eindeutig.
„Christus ist des Gesetzes Ende.“ „Denn mit Christus ist die Absicht des Gesetzes vollkommen erfüllt(NLB). In Matthäus 5,17 sagt Jesus, „ich bin gekommen, um [das Gesetz oder die Schriften der Propheten] zu erfüllen.“ Jesus hat Seine Aufgabe erfüllt.
„Christus ist des Gesetzes Ende“, weil Er „das Gesetz“ als einziger je „erfüllt [hat]“. Durch das Kreuz aber profitierst auch du von Seinem Gehorsam.
„Christus ist des Gesetzes Ende“, weil Er „die Herrschaft des Gesetzes beendet“ hat, indem Er dich von der Last der Verurteilung durch das Gesetz befreit hat. Da wir es nicht schaffen, das Gesetz zu halten, leben wir ständig unter einer schwarzen Wolke der Verdammnis. Wegen Jesus aber gibt es „keine Verurteilung mehr“ (8,1).
Jesus hat dich davon befreit, dich durch das Gesetz retten zu wollen. Niemand kann durch das Gesetz gerettet werden. Niemand außer Jesus hat es je geschafft, das ganze Gesetz zu halten. „Christus ist des Gesetzes Ende“, weil Er dich von dem Bemühen freisetzt, aus eigener Kraft gerecht zu werden. Stattdessen bekommst du „Gottes Gerechtigkeit“ 10,3; NGÜ) geschenkt.
Gebet
Herr, ich danke Dir, dass Erlösung durch Glauben an Jesus Christus allen Menschen offensteht. „Ich sehne mich von Herzen danach und bete zu Gott, dass das jüdische Volk gerettet wird“ (10,1).
1. Chronik 1,1
1 Dies ist das Verzeichnis von Adams Nachkommen bis zu Noah:
Adam, Set, Enosch...
Kommentar
Deine Geschichte ist mit der Israels verbunden
Im heutigen Abschnitt kommen wir zu einem weiteren Stammbaum – zu meinem und auch zu deinem.
In seiner Einleitung schreibt Eugene Peterson, „Die Geschichte beginnt mit Namen. Hunderte und aberhunderte von Namen, Listen von Namen, Seite über Seite voll mit Namen, Personennamen… Die Heilsgeschichte besteht nicht aus unpersönlichen Kräften oder abstrakten Ideen; sie ist gewebt aus Namen – Personen, jede einzigartig. 1. Und 2. Chronik sind ein festes Bollwerk gegen eine unpersönliche Religion.“
Man kann dieselbe Geschichte auf unterschiedliche Weise erzählen. Die Bücher 1. und 2. Chronik handeln von derselben Zeit wie die Bücher Samuel und Könige. Der Verfasser (möglicherweise Esra) schreibt hundert Jahre später und verfolgt die Geschichte Israels von Adam bis zur Rückkehr aus dem Exil.
Beim Lesen sehen wir, dass Israels Geschichte auch die unsere ist. Unsere Geschichte geht zurück auf Adam (1,1) und den Anfang des Menschen.
Die Kirche geht zurück auf Adam. „Abraham war der Vater von Isaak. Die Söhne Isaaks waren Esau und Israel“ (1,34). Sowohl Israel als auch Jesu Kirche sehen Abraham als ihren Stammvater.
Das 2. Kapitel verfolgt die Geschichte der Söhne Israels bis zu David (2,15). Wieder ist Israels Geschichte auch die deine. Die Kirche begann mit Gottes Berufung von Abraham und setzt sich fort bis heute.
Ob die Kirche beliebt oder unbeliebt, groß oder klein ist, ist dabei einigermaßen unwichtig. Die Leute sprechen über die Kirche, als sei sie ein Randphänomen, das nur daran interessiert ist, an Bedeutung zu gewinnen. Das Einzige, was die Medien interessiert, ist, ob etwas beliebt ist oder nicht.
Bischof Lesslie Newbigin wies darauf hin, wie absurd das ist. Die Kirche hat große Imperien, philosophische und totalitäre Systeme überdauert. Was heute den ganzen Horizont öffentlichen Denkens einzunehmen scheint, wird nur ein weiteres Phantom sein, an das man sich schon in zwanzig Jahren kaum erinnern wird. Die Kirche aber wird es dann immer noch geben. Diese Tatsache muss im Zentrum christlichen Denkens stehen.
Gebet
Danke, Herr, für den gemeinsamen Familienstammbaum mit dem Volk Israel. Ich danke Dir für das außerordentliche Vorrecht, zu Deinem Volk zu gehören, dessen Geschichte sich bis zum Anfang der Menschheit zurückverfolgen lässt – angefangen bei Adam, über Abraham und Israel bis zum heutigen Tag.
Pippa fügt hinzu
Psalm 89,15
„Recht und Gerechtigkeit sind die starken Säulen deines Thrones. Liebe und Wahrheit gehen vor dir her.“
Bei all den politischen Unruhen und Regierungswechseln in aller Welt müssen Recht und Gerechtigkeit das Fundament jeder Regierung bilden. Höre nicht auf, für die einflussreichen Regierungschefs dieser Welt zu beten.
Thought for the Day
Die Kirche hat große Imperien, philosophische und totalitäre Systeme überdauert. Was heute den ganzen Horizont öffentlichen Denkens einzunehmen scheint, wird nur ein weiteres Phantom sein, an das man sich schon in zwanzig Jahren kaum erinnern wird. Die Kirche aber wird es dann immer noch geben. – Bischof Lesslie Newbigin
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“