Das Vorbild eines Leiters
Einführung
Gute Leiterschaft ist zu jeder Zeit, überall und in allen Bereichen des Lebens, wichtig. Aber was ist gute Leiterschaft eigentlich?
„Führung ist die kraftvolle Verbindung von Strategie und Charakter. Wenn du nicht beides haben kannst, dann verzichte auf Strategie.“ Soweit General Norman Schwarzkopf, Oberbefehlshaber der Koalitionstruppen im Golfkrieg 1991. Charakter ist, worauf es wirklich ankommt; das einzige, das am Ende zählt.
In unserer Gemeinde unterscheiden wir zwischen denen, die bereits eine Leitungsposition innehaben und denen, die „auf dem Weg dahin sind“. Bei uns ist jeder willkommen, unabhängig von seinem Lebensstil. Unsere Tür ist groß und offen. Alle dürfen kommen. Die Kirche ist kein Museum, in dem perfekte Menschen ausgestellt sind, sondern ein Hospital im alten Sinne des Wortes – ein Ort der Gastlichkeit und Wiederherstellung. Sie ist ein Ort, an dem verwundete, verletzte und gebrochene Menschen Heilung erfahren; eine Gemeinschaft von Sündern.
Aber wir berufen niemanden in leitende Positionen, dessen Lebensstil in unmittelbarem Gegensatz zum Neuen Testament steht. Leitung ist keine rein funktionelle Aufgabe, sondern sie bringt die große Verantwortung mit sich, für andere ein Vorbild zu sein. Leiter sind Vorbilder für die restliche Gemeinde. Selbstverständlich ist niemand vollkommen. Man muss aber auch nicht perfekt sein, um ein Vorbild abzugeben. Aber wir müssen sicherstellen, dass Lebensstil und Charakter des Leiters im Einklang mit dem Neuen Testament stehen.
Psalm 119,58
58 Von ganzem Herzen flehe ich dich an:
Sei mir gnädig, wie du es versprochen hast!
Kommentar
Lobpreisleiter
John Wimber sagte einmal: „Heutzutage besteht die eigentliche Nagelprobe nicht darin, neue Lobpreismusik zu schreiben und zu produzieren; sondern in der Gottesfurcht und im Charakter jener, die sie vortragen.“
Der Psalmist war ein Lobpreisleiter, der in enger Gemeinschaft mit dem Herrn lebte: „Herr, du bist mein! Ich verspreche, deinem Wort zu gehorchen!“ (119,57).
Der Lobpreisleiter, der von ganzem Herzen das Angesicht des Herrn sucht, vermag die Gemeinde in die Anbetung zu führen. Der Psalmist befolgt Gottes Wort gewissenhaft, „Ich habe über mein Leben nachgedacht und kehrte wieder um zu deinen Weisungen“ (59).
Vergiss auch in schwierigen Situationen Gottes Weisungen nicht: „Rings um mich hat man Fallen ausgelegt, doch ich vergesse niemals dein Gesetz“ (61; GNB).
Manchmal kommt die Inspiration in der Nacht: „Mitten in der Nacht stehe ich auf, um dir zu danken, weil deine Urteile gerecht sind“ (62; Hfa). Es ist notwendig, Teil einer anbetenden Gemeinschaft zu sein: „Jeder, der dich achtet und ehrt, ist mein Freund - jeder, der deinen Geboten gehorcht“ (119,63).
Wir sehen hier einen Lobpreisleiter mit einer tiefen Wertschätzung der Liebe Gottes: „die Erde ist erfüllt von deiner Gnade [Liebe]“ (64a). Gottes Liebe zu dir sollte ganz im Zentrum deiner Anbetung stehen.
Gebet
Herr, von ganzem Herzen suche ich heute dein Angesicht. Sei mir gnädig, wie Du es versprochen hast (58).
1. Timotheus 3,1–6+8-10+13
1 Das ist wahr: Wer eine Gemeinde leiten will, der strebt damit eine schöne und große Aufgabe an. 2 Allerdings muss ein solcher Mann ein vorbildliches Leben führen; das heißt, er soll seiner Frau die Treue halten, maßvoll und besonnen sein und keinen Anstoß erregen. Ihn muss Gastfreundschaft auszeichnen, und er soll andere gut im Glauben unterweisen können. 3 Außerdem darf er weder ein Trinker sein noch gewalttätig oder streitsüchtig; vielmehr soll er freundlich und friedfertig seine Arbeit tun und nicht am Geld hängen. 4 Er soll verantwortungsbewusst für seine Familie sorgen, die Kinder sollen ihn achten und auf ihn hören. 5 Denn wie kann jemand, dem schon seine eigene Familie über den Kopf wächst, die Gemeinde Gottes leiten? 6 Er soll nicht erst vor kurzem Christ geworden sein; er könnte sonst schnell überheblich werden, und so hätte der Teufel ihn dahin gebracht, dass Gott sein Urteil über ihn sprechen muss.
8 Auch die Diakone in der Gemeinde sollen geachtete Leute sein, ehrlich und glaubwürdig in ihrem Reden; sie sollen nicht zu viel Wein trinken und nicht darauf aus sein, sich durch unehrliche Geschäfte zu bereichern. 9 Denn das Geheimnis, das ihnen mit dem Glauben anvertraut wurde, können sie nur in einem reinen Gewissen bewahren. 10 Die Diakone müssen sich ebenfalls zuerst bewähren. Nur wenn an ihnen nichts auszusetzen ist, darf man sie zum Dienst zulassen.
13 Wer sich so in seinem Dienst als Diakon bewährt, den wird die Gemeinde achten, und er selbst wird die Zuversicht und Freude ausstrahlen, wie sie der Glaube an Jesus Christus schenkt.
Kommentar
Gemeindeleiter
Wenn Leitung etwas mit Einfluss zu tun hat, dann ist jeder Christ ein Leiter. Jeder beeinflusst andere Menschen – bei der Arbeit, zu Hause und in seinem Umfeld. In diesem Abschnitt geht es aber um die Leitung der Gemeinde.
Die Gemeinde soll sein wie ein Zuhause. Sie ist „Gottes Haus“ (3,15). Eine Gemeinde zu leiten, ist wie wenn man einer großen Familie vorsteht. Paulus stellt die Frage in den Raum, „wie kann jemand, dem schon seine eigene Familie über den Kopf wächst, die Gemeinde Gottes leiten?“ (3,5; Hfa).
Ein guter Leiter soll in der Lage sein, seiner Familie gut vorzustehen (3,4.12) (dasselbe Wort wird verwendet für Gottes Haushalt – die Kirche). Sie müssen ihre eigene Familie in Weisheit, Liebe und Treue leiten und versorgen.
Es ist interessant, dass fast alle Eigenschaften, die ein Aufseher braucht, dieselben sind, wie sie hinsichtlich der Frömmigkeit aller Christen propagiert werden. Der schottische Pfarrer, Robert Murray McCheyne, sagte einmal, „Was meine Gemeinde am dringendsten braucht, ist meine persönliche Heiligkeit.“
Die Liste der Charaktereigenschaften ist lang (3,2ff). Leiter sollen „ein einwandfreies Leben“ führen (3,2), damit man keinen Anlass findet, ihnen ein Fehlverhalten vorzuwerfen.
Sind sie verheiratet, sollen sie ihrem Ehepartner treu sein. Treue, Loyalität und Vertrauenswürdigkeit sind Kernvoraussetzungen für Leiter. Und das beginnt in der Ehe.
Sie sollen „besonnen“ sein (3,2). Christ sein, heißt nicht, den gesunden Menschenverstand über Bord zu werfen – ganz im Gegenteil. Ein Großteil der alltäglichen Entscheidungen braucht fromme, geisterfüllte Leiter, die betend ihren gesunden Menschenverstand einsetzen.
Das Wort für „Aufseher“ oder „Ältester“ wird manchmal mit „Bischof“ übersetzt. Es ist nicht falsch, das Bischofsamt anzustreben. Das ist „eine sehr ehrenvolle Aufgabe“ (3,1).
Interessant finde ich den Unterschied zwischen einem Bischof und einem Diakon: der Bischof, also der Älteste, „sollte auch nicht erst vor kurzem gläubig geworden sein“ (6a). Eine Aussage, die nicht für Diakone gilt. Gelegentlich werden wir dafür kritisiert, dass wir Menschen, die erst vor kurzem gläubig geworden sind, Leitungsaufgaben anvertrauen – z.B. die Kleingruppenleitung bei Alpha. Ich antworte dann immer, dass wir sie nicht als Älteste eingesetzt haben, sondern lediglich als Leiter einer Kleingruppe bei Alpha!
Paulus begründet diese Anforderung damit, „damit er nicht stolz wird, schon so früh ein Amt innezuhaben, und der Teufel seinen Stolz benutzt, um ihn zu Fall zu bringen“ (6b). Den Teufel brachte sein eigener Stolz zu Fall. Und alle christlichen Leiter sind stets in der Gefahr, geistlich stolz zu werden und abzufallen.
Die Prüfung für Diakone ist ähnlich wie die der Aufseher. Diakon bedeutet wörtlich „Diener“. Ursprünglich waren Diakone fürs Bedienen zu Tisch zuständig (Apostelgeschichte 6,1-7). Jesus liefert uns das Vorbild dienender Leiterschaft (Markus 10,35-45). Albert Einstein sagte einmal, „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller. Wenn du dir zum Dienen zu schade bist, dann ist Führung nichts für dich.“
Solch dienende Leiter und ihre Ehepartner (1. Timotheus 3,11) müssen Menschen mit einem festen, bewährten Charakter sein. Deshalb sollten immer beide Ehepartner in den Auswahlprozess für ein Amt einbezogen werden. Sie sollen Respekt verdienen, kein Alkoholproblem haben, ehrlich, voller Glauben, vertrauenswürdig und treue Ehepartner sein (3,8-12).
Und darüber hinaus sollen sie einen gottesfürchtigen Charakter haben. Die einzige Eigenschaft, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit unserem Charakter steht, ist „fähig [sein], andere zu lehren“ (2,2). Gemeindeleiter sollen Christen guten Charakters sein, die lehren können.
Mark Twain scherzte, „Das Richtige zu tun, ist wundervoll. Das richtige zu lehren, ist noch besser – und so viel leichter.“ Die Aufgabe christlicher Leiter besteht darin, ihr Leben und ihren Charakter mit der Lehre in Einklang zu bringen. Das ist die eigentliche Herausforderung und ein lebenslanger Prozess – dem Vorbild Jesu „Geheimnis des Glaubens“ immer näherzukommen (3,16).
Bevor jemand in ein Amt berufen wird (Ältester oder Diakon), „ist zuerst zu prüfen, ob sie auch geeignet sind“ (3,10; GNB). Ein Glaube, der nicht auf die Probe gestellt wurde, auf den ist kein Verlass. Wollen wir hoffen, dass uns die Prüfungen reifer machen, unseren Charakter schleifen und uns auf Leitungsaufgaben vorbereiten.
Gebet
Herr, bitte hilf mir durch Deinen Geist, diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden; damit es nichts an mir auszusetzen gibt.
Jeremia 38,14–15+19-20
14 König Zedekia sandte einen Boten zum Propheten Jeremia und ließ ihn heimlich zum dritten Tempeleingang bringen. »Ich will dich fragen, ob du eine Botschaft des Herrn für mich hast«, begann Zedekia, »verschweige mir nichts!«
15 Jeremia erwiderte: »Wenn ich dir die Wahrheit sage, dann wirst du mich sicherlich töten lassen, und wenn ich dir einen Rat gebe, beachtest du ihn sowieso nicht!«
19 »Aber ich habe Angst vor den Judäern, die schon zu den Babyloniern übergelaufen sind«, entgegnete Zedekia, »man könnte mich ihnen ausliefern, und sie würden mich vielleicht misshandeln.«
20 »Du wirst ihnen nicht ausgeliefert«, versicherte Jeremia, »gehorche dem HERRN und tu, was ich dir sage, dann wird es dir gut gehen, und du bleibst verschont!
Kommentar
Prophetische Leiter
Treue zu Gott und ein guter Charakter sind keine Garantie für ein sorgenfreies Leben. Bei Jeremia war es alles andere als das.
Er war ein Prophet, dessen Leben und Charakter ein gutes Vorbild für uns sind. Er hielt sich treu an Gott. Er achtete weiter auf Gottes Reden und gab Seine Worte weiter. Und alles, obwohl ihm das eine Menge Leid einbrachte.
Immer wieder wurde er bedroht, geschlagen und eingesperrt, in ein Verließ oder eine Zisterne geworfen, wo er verhungern sollte. Trotz allem hörte er weiterhin, was Gott zu sagen hatte und gab Seine Botschaft mutig weiter.
Insgesamt war das Volk unempfänglich. Jeremia wurde völlig missverstanden (38,4). Man hielt ihm vor, die Moral des Volkes, das er doch zu retten versuchte, geschwächt und ihm geschadet zu haben. Wundere dich nicht, wenn es dir ähnlich ergeht.
Aus der Zisterne gerettet, wurde Jeremia zum vierten Mal vor König Zedekia gebracht. Zedekia war feige. Aus Angst um sein Leben missachtete er die Gesetze (38,19). Ähnlich wie später Pontius Pilatus, der Jesus richtete, fürchtete er die Meinung des Volkes.
Viermal redete Gott zu Zedekia und versuchte, ihn vor den Folgen seines Handelns zu bewahren. Jedes Mal knickte der König ein und verweigerte den Gehorsam. Kapitel 39 berichtet von den Folgen. Jeremia wird endlich rehabilitiert (40,1-6).
Gebet
Herr, bitte segne und stärke die Leiter unserer Gemeinden. Mögen ihr Lebensstil und Charakter uns zu einem guten und fruchtbringendem Leben inspirieren.
Pippa fügt hinzu
1. Timotheus 3,11
„Auch ihre Frauen sollen geachtet sein und dürfen nicht abfällig über andere reden. Sie müssen besonnen und treu sein in allem, was sie tun.“
Was für eine Ansage!
Thought for the Day
„Wenn du dir zum Dienen zu schade bist,
dann ist Führung nichts für dich.“
- Albert Einstein
App
Hol dir die "The Bible with Nicky and Pippa Gumbel" App für iOS oder Android und starte die Bibel regelmäßig zu lesen oder zu hören.
Registriere dich jetzt, um "Bibel in Einem Jahr" jeden Morgen in deinem Posteingang zu haben. Du bekommst jeden Tag eine E-Mail.
Podcast
Einfach abonnieren und "Bibel in einem Jahr" täglich in deiner Lieblings-Podcast-App anhören.
Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
\t
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“