Die Antwort auf Einsamkeit
Einführung
Ich erinnere mich an einen Artikel in The Big Issue (Zeitschrift, die von Obdachlosen vertrieben wird und deren Erlös ihnen zugute kommt) mit dem Titel „Das Leben allein“. Dort hieß es, dass sich dich meisten Menschen unter Einsam in London eine gebrechliche, alte Dame vorstellen, die im 24. Stock eines Hochhauses lebt. In der Realität kann es jedoch ebenso gut ein junger, smart gekleideter Mann in einer vollen Bar sein, der verzweifelt versucht, mit der jungen Frau neben ihm ins Gespräch zu kommen. Die Vorstellung, von vielen Menschen umgeben zu sein, schließt für viele das Gefühl von Einsamkeit aus.
Mutter Teresa sagte, „Sich einsam, unerwünscht und ungeliebt zu fühlen, ist die schlimmste Form der Armut.“ Einsamkeit ist heutzutage eines der größten Probleme auf der Welt.
„Der einzelne losgelöste Mensch ist im Grunde genommen ein Widerspruch in sich“, schreibt Desmond Tutu. Und weiter, „Wir sind dazu geschaffen, uns in einem feinen Netz von Beziehungen, und gegenseitiger Abhängigkeit von unseren Mitmenschen zu ergänzen… Wir sind Teil einer Familie – Gottes Familie, wir gehören in die Familie der Menschen… Das höchste Gut ist Harmonie in der Gemeinschaft.“
Es gehört nicht zu Gottes Plan für dich, dass du einsam und isoliert bist. Einsamkeit wurde einmal beschrieben als „Heimweh nach Gott“. Gott hat dich für die Gemeinschaft geschaffen – Er ruft dich in eine Beziehung mit Ihm und anderen Menschen.
Psalm 120,1+6–7
Herr, rette mich vor den Lügnern!
1 Ein Lied für Festbesucher, die nach Jerusalem hinaufziehen.
In auswegloser Lage schrie ich zum HERRN,
und er half mir aus meiner Not.
6 Viel zu lange wohne ich schon hier,
umgeben von Leuten, die den Frieden hassen.
7 Ich selbst bin zwar auf Frieden bedacht,
aber sobald ich auch nur den Mund aufmache,
fangen sie schon einen Streit an!
Kommentar
Eine friedliche Gemeinschaft
Wir leben in einer Welt voller Aggressionen, Trennung und kaputter Beziehungen.
Einer der Hauptgründe für Einsamkeit ist Streit („die den Frieden hassen“; 120,6). Er zerstört Beziehungen. Wo wir hinschauen: gescheiterte Ehen, kaputte Familien, Streit unter Kollegen und Nachbarn und sogar unter Freunden.
Die Freundschaft von Adam und Eva mit Gott wurde zerstört. Das trieb dann auch einen Keil zwischen Adam und Eva. Kain und Abel stritten. Der Rest ist Geschichte.
Der Psalmist fühlt sich isoliert, so als lebe er in einem fremden Land (120,5). Geht es dir manchmal ähnlich? Er ist umgeben von „Lügnern und Betrügern“ (120,2). Das Volk, unter dem er lebt, hasst den Frieden (120,6) und sucht den Streit (7b). Fühlst du dich manchmal auch dazu verdammt, unter streitsüchtigen Menschen leben (6-7) zu müssen?
Ruf den Herrn um Rettung an in deiner Not, und Er wird dir antworten (120,1). Sei anders als deine Mitmenschen; sei ein/e Mann/Frau des Friedens (120,7). Das ist ein Merkmal für Gottesfurcht: Jesus sagte, „Gott segnet die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Matthäus 5,9).
Gebet
Herr, bitte hilf mir, sinnlosem Streit aus dem Weg zu gehen. Lass mich ein Friedensstifter in meiner Familie, bei der Arbeit und in Gemeinschaft sein.
Hebräer 8,3-4+6+8b+10b-13
3 So wie jeder Hohepriester dazu eingesetzt ist, Gott Opfer und Gaben darzubringen, muss auch Christus etwas haben, was er opfern kann. 4 Freilich, hier auf der Erde könnte Christus kein Priester sein; denn hier gibt es schon Priester, die den Opferdienst nach dem Gesetz leisten.
6 Nun hat Christus eine viel größere Aufgabe erhalten als alle anderen Priester auf der Erde. Deshalb hat er auch als Vermittler zwischen Gott und uns Menschen einen weitaus besseren Bund geschlossen, der außerdem auf festeren Zusagen beruht als der alte Bund.
8 ...»Es kommt die Zeit,
in der ich mit dem Volk Israel...
10 ...Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz,
es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen.
Ich werde ihr Gott sein,
und sie werden mein Volk sein.
11 Niemand muss dann den anderen noch belehren,
keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen:
›Erkenne doch den Herrn!‹
Denn alle – vom Kleinsten bis zum Größten –
werden erkennen,
wer ich bin.
12 Ich vergebe ihnen ihre Schuld
und denke nicht mehr an ihre Sünden.«
13 Gott selbst hat hier von einem neuen Bund gesprochen. Das bedeutet, dass der erste Bund nicht mehr gilt. Was aber alt und überholt ist, wird bald nicht mehr bestehen.
Kommentar
Eine „neue” Gemeinschaft
Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung für die Welt. Im Neuen Testament wird die Kirche als „Volk Gottes” beschrieben. Das Volk Gottes versammelt sich auf der ganzen Welt in Ortsgemeinden. Der Autor des Hebräerbriefes zitiert hier aus Jeremia, wenn er sagt, „Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein“ (8,10c). Du bist nicht länger isoliert und einsam, du bist Teil einer ganz außergewöhnlichen Gemeinschaft.
Im Alten Testament schloss Gott einen Bund mit Seinem Volk. Das aber hat sich „nicht an diesen Bund gehalten“ (8,9; GNB). Gott sprach davon, dass Er eines Tages einen neuen Bund schließen wolle, bei dem auch die Beziehung mit Seinem Volk eine andere wäre: „Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein“ (8,10c).
Wir haben es heute unter dem neuen Bund viel besser als die Menschen unter dem alten Bund: „Nun hat Christus eine viel größere Aufgabe erhalten als alle anderen Priester auf der Erde. Deshalb hat er auch als Vermittler zwischen Gott und uns Menschen einen weitaus besseren Bund geschlossen, der außerdem auf festeren Zusagen beruht als der alte Bund“ (8,6; Hfa).
„Hätte der erste Bund keine Mängel gehabt, wäre es nicht nötig gewesen, ihn durch einen zweiten zu ersetzen“ (8,7). Das Problem des ersten Bundes war, dass das Volk die Gesetze nicht zu halten vermochte. „Sie sind [dem] Bund nicht treu geblieben“ (8,9).
Gott kündigte einen neuen Bund an, der besser als der alte und auf größeren Verheißungen ruhen sollte. Der Verfasser zitiert noch einmal aus Jeremia (Jeremia 31,31-34).
Um welche Verheißungen handelt es sich?
1.\tEin neues Herz
Gott verspricht, dir Seine Ordnungen in dein Herz zu schreiben. Also nicht nur, dass du dich daran erinnerst (wie in 5. Mose 6,6-9), sondern es bedeutet, dass du ein neues Herz bekommst: „Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben“ (8,10b).
2.\tPersönliche Begegnung
Er verspricht, dass Gott zu kennen, auf persönlichem Erleben beruhen wird. „Und keiner wird mehr seinen Mitbürger oder Bruder belehren müssen: ´Du musst den Herrn erkennen.´ Denn jeder, vom Kleinen bis zum Großen, wird mich bereits kennen“ (8,11). Du kannst Gott ebenso gut kennen, wie Jeremia Ihn seinerzeit kannte.
3.\tAllgemeingültigkeit
„Alle werden dann wissen, wer ich bin, von den Geringsten bis zu den Vornehmsten“ (11b; GNB). Das war die Erfüllung der Zusage aus dem Alten Testament, dass die Verheißung nicht mehr nur für Israel und Juda, sondern für alle Völker gelten sollte (Jesaja 42,6; 49,6; 19,24).
4.\tVollkommene Vergebung
„Und ich werde ihr Unrecht vergeben und nie wieder an ihre Sünden denken“ (8,12). Für Hebräer bedeutete das Wort „erinnern“ mehr als nur eine gedankliche Übung. Es implizierte eine Handlung zum Vor- oder Nachteil des Sich-Erinnernden. Wenn man sich also deiner Sünde nicht mehr erinnert, heißt das: Gott ist entschlossen, dir zu vergeben; „dein Sündenregister ist für immer gelöscht“ (8,12 nach The Message Bible). Das ist möglich, weil Jesus Sein Leben für dich geopfert hat (8,13).
Dieser neue Bund ist besser und größer. „Das bedeutet, dass der erste Bund nicht mehr gilt. Was aber alt und überholt ist, wird bald nicht mehr bestehen“ (8,13b).
Der neue Bund basiert auf der neuen Gemeinschaft, in die dich Gott ruft. Dieser neue Bund ist die Antwort auf Einsamkeit. Gott hat den Bund mit Seinem Volk als Ganzem nicht mit einzelnen Menschen geschlossen. Alle Verheißungen sind in der Mehrzahl. Du hast das ungeheure Vorrecht, zur neuen Gemeinschaft von Gottes Volk zu gehören. Du kennst Gott persönlich. Deine Sünden sind dir vergeben. Der Heilige Geist lebt in dir und gibt dir ein neues Herz. Du bist niemals allein.
Gebet
Ich danke Dir, Vater, dass ich nicht mehr allein bin. Danke, dass ich eine ganz persönliche Beziehung zu Dir haben kann und zu der wundervollsten Gemeinschaft überhaupt gehöre – zu Deinem Volk.
Hesekiel 14,6b+11
6 Darum verkünde dem ganzen Volk, was ich, Gott, der HERR, ihnen sage: Kehrt um, wendet euch ab von euren Göttern und sagt euch los von eurem abscheulichen Götzendienst!
11 So warne ich das Volk Israel, damit sie mir nicht mehr den Rücken kehren und sich nicht länger durch ihre Sünden verunreinigen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Das verspreche ich, Gott, der HERR!«
Kommentar
Eine treue Gemeinschaft
Die großen Götzen unserer Zeit sind Geld, Sex und Macht. Darüber hinaus kann alles, dem wir mehr Aufmerksamkeit als Gott schenken, was uns wichtiger ist als Er, zum Götzen werden. „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Selbst unser Job oder ein Dienst kann zum Götzen werden. Wenn wir eines dieser Dinge zum Götzen machen, führt uns das von Gott weg (14,14).
Gott sucht nach treuen Menschen. Das Problem unter dem alten Bund war, dass „sie sich nicht an diesen Bund gehalten haben“ (Hebräer 8,9b; GNB). Durch Hesekiel sprach Gott von einem Land, das sich gegen Ihn versündigte, indem es Ihm untreu wurde (14,13; 15,8).
Der Prophet Hesekiel sah eine Zeit voraus, von der wir heute im Neuen Testament gelesen haben: eine Zeit, in der „das Volk Israel lernen [würde], nicht mehr von mir abzufallen und sich nicht mit all seinen Sünden unrein zu machen. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein, spricht Gott, der Herr“ (14,11).
Gottes Volk verstrickte sich in Lügen. Wie wir im ersten Teil heute „von den Lügenmäulern, von den falschen Zungen“ gelesen haben (Psalm 120,2; SLA), lesen wir hier von verlogenen Propheten, „die sich ihre eigenen Weissagungen ausdenken“ (13,2). „Was ihr als Visionen ausgebt, ist eine Täuschung, und wenn ihr weissagt, lügt ihr“ (13,6a; Hfa). Mit „Zauberbändern“ und „magischen Schleiern“ (13,18; GNB) fangen sie Menschen ein (NLB). „Ihr…belügt mein Volk, das nur zu gern auf Lügen hört“ (13,19). Mit ihren Lügen ängstigen sie die Gottesfürchtigen (13,22).
Worin bestand ihre Untreue? Der Herr sagte, „[Sie] haben ihr Herz an die Götzen gehängt. Sie freuen sich an Dingen, die sie zur Sünde verführen“ (14,3). Schon im Alten Testament sorgte Sich Gott nicht nur um dingliche Götzen – sondern auch um die Götzen, die sie im Herzen trugen. Gott wünscht Sich, dass wir treue Reben sind, die Frucht bringen (Kapitel 15; s. auch Jesaja 5,1-7).
Du bist in eine treue Gemeinschaft berufen, die Gott kennt und liebt. Heiße jeden in dieser Gemeinschaft willkommen, „vom Kleinen bis zum Großen“ (Hebräer 8,11). Wir sind aufgerufen, eine Gemeinschaft zu sein, in der viele einsame, isolierte Menschen Liebe und Vergebung erfahren – eine Gemeinschaft von Gottes Volk – einem Volk des Friedens, das den Herrn kennt und liebt und dass Ihm in jeder Hinsicht treu ist. Das ist die Antwort auf Einsamkeit.
Gebet
Herr, bitte hilf mir, Dir treu zu sein. Hilf mir, ein liebevoller, friedliebender und treuer Mensch zu sein; in einer Gemeinschaft, in der Dich einsame Menschen kennenlernen, in der Gemeinschaft Deines Volkes – dem Mittel gegen Einsamkeit.
Pippa fügt hinzu
Der Abschnitt aus dem Alten Testament handelt nur von Gericht (Hesekiel 14). Wie gut, dass Gott einen „neuen Bund“ mit uns geschlossen hat (Hebräer 8,8-12)! Es gibt wieder eine Hoffnung.
Thought for the Day
Du kennst Gott persönlich; du bist nie allein.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“