Wo ist Gott?
Einführung
Elie Wiesel, ein Jude aus Rumänien wurde im Teenageralter mit seiner Familie von den Nazis erst nach Auschwitz und später nach Buchenwald deportiert. In seinem Buch „Nacht“ berichtet er erschreckend persönlich von den sich steigernden Grausamkeiten, die er erlebte – vom Tod seiner Eltern und seiner achtjährigen Schwester und dem Verlust seiner Unschuld durch brutale Hände.
Im Vorwort des Buches erzählt François Mauriac von seiner Begegnung mit Elie Wiesel: „An dem grausamsten Tag aller Tage unter all den anderen schlimmen Tagen, als das Kind Zeuge wurde, wie ein anderes Kind (ja!) gehängt wurde, das, wie er uns erzählte, das Gesicht eines traurigen Engels gehabt habe, hörte er jemanden hinter sich stöhnen: „Um Gottes Willen, wo ist Gott?“ Und aus mir heraus hörte ich eine Stimme antworten: „Wo Er ist? Dort – Er hängt am Galgen.“
François Mauriac schreibt weiter: „Und ich, der ich glaube, dass Gott Liebe ist, was konnte ich meinem jungen Gesprächspartner antworten… Was zu ihm sagen? Sollte ich ihm von dem anderen Juden erzählen, von dem gekreuzigten Bruder, der ihm vielleicht ähnelte und dessen Kreuz die Welt besiegt hatte?
Erklärte ich ihm, dass er, der Stein, den sein Glaube ablehnte zum Eckstein meines Glaubens geworden war? Und dass das Verhältnis vom Kreuz zu menschlichem Leiden in meinen Augen der Kern des unbegreiflichen Geheimnisses ist, in dem sich der Glaube seiner Kindheit verlor… Das alles hätte ich dem jüdischen Kind sagen sollen. Aber alles, was ich zu tun fähig war, war ihn in den Arm zu nehmen und mit ihm zu weinen.“
Seine Worte zeigen in die Richtung der tiefgreifenden Antwort auf die Frage, „Wo ist Gott?“ Gott ist in Christus. Am Kreuz trug Er unsere Sünden an Seinem Leib. Nun ist der Gekreuzigte unter Seinem Volk. Er hat nicht nur für dich gelitten, Er leidet jetzt mit dir.
Im Alten Testament war die Stiftshütte (später der Tempel) der Ort, zu dem die Menschen gingen, um Gott zu begegnen. Dort war Gott zu Hause, wie wir in unserem Abschnitt aus dem Alten Testament heute lesen (Hesekiel 43,5).
Die Botschaft des heutigen Abschnitts aus dem Neuen Testament dagegen lautet, dass Gottes Gegenwart und Herrlichkeit vor allem in Jesus zu finden ist. Es geschah genau in dem Moment, als Jesus abgelehnt und gekreuzigt wurde, dass Gottes Gegenwart unter Seinem Volk vollständig Realität wurde. Seit diesem Moment ist kein physischer Tempel mehr nötig. Das einzige Kirchengebäude, von dem das Neue Testament spricht, ist ein Gebäude aus Menschen (Epheser 2,20-22), das auf Jesus, dem Eckstein, gegründet ist. Der heilige Tempel des Neuen Testaments besteht aus „lebendigen Steinen“ (1. Petrus 2,5) – mit anderen Worten, aus Menschen wie dir und mir. Wir sind Gottes neues Zuhause.
Psalm 132,3-5+13-14
3 Er schwor: »Ich will nicht nach Hause gehen
und mich nicht mehr zur Ruhe legen,
4 ich will mir keinen Schlaf gönnen
und nicht einmal die Augen schließen,
5 bis ich einen Platz gefunden habe,
der dem HERRN, dem starken Gott Jakobs,
als Wohnstätte dienen kann!«
13 Der HERR hat den Berg Zion ausgewählt,
dort wollte er bei seinem Volk wohnen.
14 Er sprach: »An diesem Ort lasse ich
mich für immer nieder. Hier soll mein Ruheplatz sein –
so habe ich es gewollt!
Kommentar
Finde Gottes Wohnung
Davids Herzenswunsch war es, Gott zu ehren und Ihn über alle materiellen Annehmlichkeiten zu stellen: „Ich will nicht nach Hause kommen und will mich nicht ausruhen. Ich will nicht schlafen und meine Augen nicht schließen, bis ich einen Ort finde, an dem ich dem Herrn ein Haus errichten kann“ (132,3-5).
Die Menschen sagten: „Kommt, wir gehen zur Wohnung des Herrn und werfen uns zu seinen Füßen nieder! Steh auf, Herr… Komm zu deinem Ruheplatz“ (7-8; GNB). Und Gott sagte, „Dies ist mein Haus, in dem ich für immer wohnen will“ (14a).
Gebet
Herr, ich sehne mich nach Deiner Gegenwart. Es ist so schön, zu Deinen Füßen anzubeten. Danke, dass an Pfingsten, als der Geist Gottes ausgegossen wurde, Deine Gegenwart herabgekommen ist und nun unter Deinem Volk lebt.
1. Petrus 2,4–17+20b-24
4 Zu ihm dürft ihr kommen. Er ist der lebendige Stein, den die Menschen weggeworfen haben. Aber Gott hat ihn erwählt, in seinen Augen ist er kostbar. 5 Lasst auch ihr euch als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen. Dann könnt ihr Gott als seine Priester dienen und ihm Opfer darbringen, die der Heilige Geist in eurem Leben gewirkt hat. Weil ihr zu Jesus Christus gehört, nimmt Gott diese Opfer an. 6 Es steht ja schon in der Heiligen Schrift:
»Seht, ich lege in Jerusalem einen ausgewählten,
kostbaren Grundstein.
Wer auf ihn baut und ihm vertraut,
steht fest und sicher.«
7 Ihr habt durch euren Glauben erkannt, wie wertvoll dieser Grundstein ist. Für alle aber, die nicht glauben, gilt das Wort:
»Der Stein, den die Bauleute weggeworfen haben,
weil sie ihn für unbrauchbar hielten,
ist zum Grundstein
des ganzen Hauses geworden.«
8 Und es gilt auch:
»Er ist ein Stein, über den die Menschen
stolpern werden, ein Fels, über den man stürzen wird.«
An ihm stoßen sich alle, die nicht auf Gottes Botschaft hören wollen. So hat Gott es für sie bestimmt.
9 Ihr aber seid ein von Gott auserwähltes Volk, seine königlichen Priester, ihr gehört ganz zu ihm und seid sein Eigentum. Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkünden, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat. 10 Früher wart ihr nicht sein Volk, jetzt aber seid ihr das Volk Gottes! Früher kanntet ihr Gottes Barmherzigkeit nicht; doch jetzt habt ihr sie erfahren.
11 Meine lieben Freunde! Ihr wisst, dass ihr in dieser Welt Fremde seid; sie ist nicht eure Heimat. Deshalb bitte ich euch eindringlich: Gebt den Angeboten und Verlockungen dieser Welt nicht nach. Ihr Ziel ist es, euch innerlich zu zerstören! 12 Lebt stattdessen so vorbildlich, dass die Menschen, die Gott nicht kennen, darauf aufmerksam werden. Durch euer Verhalten sollen selbst die überzeugt werden, die euch bösartig verleumden. Wenn sie dann aufgrund eurer guten Taten zur Einsicht kommen, werden sie Gott am Tag des Gerichts für ihre Rettung danken.
13 Denkt daran: Der Herr will, dass ihr euch den menschlichen Ordnungen und Gesetzen unterstellt. Ordnet euch dem Kaiser unter, der das höchste Amt innehat, 14 und auch seinen Statthaltern. Denn sie haben den Auftrag, diejenigen zu bestrafen, die Gesetze übertreten, und die zu belohnen, die Gutes tun. 15 Gott will, dass ihr durch euer vorbildliches Verhalten alle zum Schweigen bringt, die euch aus Unwissenheit oder Dummheit verleumden. 16 Das könnt ihr tun, weil ihr freie Menschen geworden seid. Aber missbraucht diese Freiheit nicht als Ausrede für euer eigenes Fehlverhalten! Denn ihr seid frei geworden, damit ihr Gott dient. 17 Achtet alle Menschen und liebt eure Brüder und Schwestern! Habt Ehrfurcht vor Gott und bringt dem Kaiser den schuldigen Respekt entgegen.
20 ...Erträgt aber jemand Leid, obwohl er nur Gutes getan hat, dann findet das Gottes Anerkennung. 21 Denn dazu hat euch Gott berufen. Auch Christus hat ja für euch gelitten, und er hat euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt.
22 Er hat sein Leben lang keine Sünde getan;
nie kam ein betrügerisches Wort über seine Lippen.
23 Beschimpfungen ertrug er, ohne mit Vergeltung zu drohen, gegen Misshandlungen wehrte er sich nicht; lieber vertraute er sein Leben Gott an, der ein gerechter Richter ist. 24 Christus hat unsere Sünden auf sich genommen und sie am eigenen Leib zum Kreuz hinaufgetragen. Das bedeutet, dass wir für die Sünde tot sind und jetzt leben können, wie es Gott gefällt. Durch seine Wunden hat Christus euch geheilt.
Kommentar
Finde Gott in Jesus
Jesus hat alles verändert.
Er ist der Eckstein der neuen Wohnung für Sein Volk. „Kommt zu Christus, dem lebendigen Eckstein im Tempel Gottes. Er wurde von den Menschen zwar verworfen; doch in den Augen Gottes, der ihn erwählt hat, ist er kostbar. Und nun lasst euch von Gott als lebendige Steine in seinen geistlichen Tempel einbauen“ (2,4-5a).
Jesus ist entweder Eckstein oder Stolperstein (7-8). Für viele Menschen ist Jesus heute ein Stolperstein. Wenn du Ihn aber zum Eckstein deines Lebens machst und Ihm allein vertraust, wirst du „nicht umkommen“ (2,6).
Petrus ruft alle Gläubigen auf, lebendige Steine des geistlichen Tempels zu werden, der um Jesus errichtet wird. Dieses Bild hat mich erst kürzlich wieder neu ergriffen – die Kirche als der Hausstand Gottes. Wenn du Jesus begegnest, kommst du nach Hause.
Die Verse beschreiben diesen Wandel vielschichtig: „Ihr aber seid ein von Gott auserwähltes Volk, seine königlichen Priester, ihr gehört ganz zu ihm und seid sein Eigentum. Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkünden, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat“ (2,9; Hfa).
Entscheide dich in diesem Licht, anders zu leben, als die Welt – „Meine lieben Freunde! Ihr wisst, dass ihr in dieser Welt Fremde seid; sie ist nicht eure Heimat...Gebt den Angeboten und Verlockungen dieser Welt nicht nach“ (2,11; Hfa).
Wundere dich nicht, wenn dir Verfehlungen zur Last gelegt werden (12). Suche Gott durch dein Leben zu verherrlichen. Dazu gehört, dass du dich staatlicher Autorität unterordnest (2,13), Gutes tust (15), alle Menschen achtest (17a), deine geistliche Familie liebst (17b), keine Vergeltung übst (23), für das Gute leidest (20) und dich dem anvertraust, „der gerecht richtet“ (2,23).
Aber wie ist das möglich? Wir sündigen doch alle! Petrus zeigt mit seiner Antwort auf Jesus: „An seinem eigenen Körper hat er unsere Sünden an das Kreuz hinaufgetragen, damit wir für die Sünde tot sind und für die Gerechtigkeit leben können. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden“ (2,24).
Jesus ändert alles. Petrus kommt auf Jesaja 53 zurück, wo der Tod des Messias für Sein Volk beschrieben ist. Das bedeutete es für den Eckstein, abgelehnt zu werden; das ist das Fundament deines Glaubens; und das ist der Weg, der zurück in Gottes Gegenwart führt. Am Kreuz wurde aus dem Ort des Leidens der Ort der Rettung.
Gebet
Herr, danke für den neuen geistlichen Tempel, den Du baust – dort, wo ich Gottes Gegenwart erfahren kann.
Hesekiel 43,2 und 44,4
2 Plötzlich erblickte ich den Gott Israels in seiner Herrlichkeit. Er kam von Osten her nach Jerusalem. Das ganze Land erstrahlte in seinem Glanz, und ich hörte ein Rauschen, ein Brausen wie von gewaltigen Wassermassen.
4 Dann führte mich der Mann durch das Nordtor wieder in den inneren Vorhof vor den Tempeleingang. Ich sah, wie der HERR in seiner Herrlichkeit den ganzen Tempel erfüllte. Da fiel ich vor ihm nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden.
Kommentar
Finde Gott im Haus des Herrn
Der Geist Gottes macht Jesus real: „Da hob der Geist mich empor und brachte mich in den inneren Vorhof, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel“ (43,5).
Jesus Christus ist die Herrlichkeit Gottes: „Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat“ (Johannes 1,14).
Hesekiel sieht in seiner Vision Jesus, „die Herrlichkeit des Gottes von Israel“ (43,2a). „Sie klang wie das Rauschen von gewaltigen Wassermassen. Und die Erde erstrahlte von seiner Herrlichkeit“ (2b). Wo Jesus ist, erstrahlt alles. In Jesu Gegenwart können wir uns nur anbetend niederwerfen(43,3): „die Herrlichkeit des Herrn zog durch das Osttor in den Tempel ein“ (43,4).
Jedes Mal, wenn sich Gottes Volk z.B. sonntags im Gottesdienst zur Anbetung versammelt, rechne damit, dass „die Herrlichkeit des Herrn“ den Raum erfüllt. Das ist einer der Gründe, warum Kirche aufregend, kraftvoll und lebensverändernd sein sollte.
Wenn du im Alten Testament von den ganzen Opfern liest, die gebracht werden mussten, erinnere dich an den Hebräerbrief, wo es heißt, dass diese zur Veranschaulichung dienten, „Abbilder dessen, was im Himmel ist“ (Hebräer 9,23); „nur ein Schatten des Zukünftigen“ (Hebräer 10,1). Es brauchte ein Sündopfer (43,19) aus Blut „damit der Altar von jeder Befleckung durch Schuld gereinigt wird“ (43,20; GNB). Der Ziegenbock musste makellos sein (22). Das alles weist auf Jesus, dem perfekten Opfer für unsere Sünden, hin (1. Petrus 2,24).
Das heilige Priestertum in Hesekiel 44 deutet das in 1. Petrus 2,5 beschriebene heilige Priestertum an, in das jeder Christ heute berufen ist. Deine oberste Pflicht als „Priester“ ist es, selbst heilig zu sein und dich rein zu halten, damit der Herr dich gebrauchen kann. Deine zweite Pflicht ist es, anderen durch deine Lehre und dein Vorbild dabei zu helfen, ebenfalls rein und heilig zu leben (44,23).
Wo ist Gott nun also? Er lebt durch Seinen Geist in dir. Er ist gegenwärtig, wenn wir uns in Seinem Namen versammeln und anbetend, lobend und preisend vor Ihm niederfallen.
Gebet
Herr, ich danke Dir, dass ich ein heiliger Tempel bin, in dem Du in Deinem Geist lebst. Ich brauche Deine Hilfe dringend, ein heiliges Leben zu führen.
Pippa fügt hinzu
1. Petrus 2,24b
„Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden! „
All die Verletzungen, die wir im Laufe unseres Lebens zuziehen, können wir Jesus am Kreuz geben. Wir müssen nicht an der Vergangenheit festhalten. Jesus litt und starb, damit wir an Leib, Seele und Geist heil werden können.
Thought for the Day
Jedes Mal, wenn sich Gottes Volk z.B. sonntags im Gottesdienst zur Anbetung versammelt, rechne damit, dass „die Herrlichkeit des Herrn“ den Raum erfüllt.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“