Tag 7

Doppelter Segen

Weisheit Psalm 6,10
Neues Testament Matthäus 5,44-47
Altes Testament 1. Mose 15,1 + 5-6

Einführung

Gnade” ist ein wunderbares Wort! Ich bin so dankbar, dass Gott ein gnädiger Gott ist. William Shakespeare ist es gelungen, das Wunder der Gnade in Porzias Rede im Kaufmann von Venedig einzufangen:

„Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang. Sie träufelt wie des Himmels milder Regen Zur Erde unter ihr; zwiefach gesegnet: Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt“

Im englischen Original schreibt Shakespeare von der „quality of mercy”, also welcher Qualität die Gnade ist. (Anm. des Übersetzers)

Du wirst gesegnet, wenn du Gnade oder Barmherzigkeit erfährst und auch, wenn du anderen Menschen gnädig und barmherzig bist.

Weisheit

Psalm 6,10

10 Ja, der HERR hat mein Schreien gehört,
  er nimmt mein Gebet an.

Kommentar

Rufe den Gott der Gnade an

Kennst Du solche Zeiten, in denen alles ein einziger Kampf ist und nichts zu klappen scheint? Du fühlst dich „schwach“ (6,3), leidest Qualen“ (6,2), „der Schreck sitzt Dir in den Gliedern“ (6,4; NGÜ), Du bist „erschöpft“ (6,7), in „Tränen“ (6,7), „vor Kummer schwach“ (6,8; GÜ).

Manchmal sind wir selbst schuld an dieser Situation. Ein andermal wurde sie ausgelöst durch einen Todesfall, einen plötzlichen Verlust, Beziehungsprobleme, das Auseinanderbrechen der Familie, Krankheit, Problemen am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit oder Widerständen.

David hat so manche schwere Zeit durchgemacht, aber inmitten dieser Situationen, rief er Gott an und bat Ihn um Barmherzigkeit: „Hab Erbarmen mit mir, Herr“ (6,3). Er wusste, dass Gott ein gnädiger, ein barmherziger Gott ist. Er betete: „Rette mich um deiner Barmherzigkeit willen!“ (6,5; NGÜ).

Manchmal hat es den Anschein, als wollten die Probleme kein Ende nehmen. In so einer Lebensphase können wir uns wie David an Gott wenden, zu Ihm rufen, „Wie lange noch, Herr?“ (6,4). Wir rufen Gott um Gnade an, und es kommt uns vor, als höre Er nicht zu. Aber Er tut es. Der Moment wird kommen, in dem wir mit David sagen können, „der Herr hat mein Weinen gehört. Der Herr hat mein Bitten [um Barmherzigkeit] vernommen“ (6,9-10).

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du ein barmherziger Gott bist. Danke, dass Du mein Flehen nach Barmherzigkeit hörst und dass Du mein Gebet annimmst. Sei mir gnädig, oh Herr!

Neues Testament

Matthäus 5,44-47

44 Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen! 45 So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne für Böse wie für Gute aufgehen, und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose. 46 Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die Zolleinnehmer, die sonst bloß auf ihren Vorteil aus sind! 47 Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.

Kommentar

Sei anderen gegenüber so barmherzig wie Gott es zu dir ist

Barmherzigkeit und Gnade anderen Menschen gegenüber steht im Mittelpunkt der „Lehre“ Jesu. „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel“ (5,44-45a; LUT). Liebe ist mehr als barmherzig sein, aber Barmherzigkeit und Gnade sind wesentliche Bestandteile der Liebe.

Jesus nennt drei Gründe in dem Abschnitt von heute, warum wir zu Menschen, die uns Unrecht zugefügt haben, barmherzig sein sollen:

  1. Wenn wir barmherzig sind, eifern wir unserem Vater im Himmel nach - damit „ihr wie wahre Kinder eures Vaters im Himmel [handelt]“ (5,45a). Gottes Gnade erstreckt sich auch auf die, die Ihn ablehnen. „Er lässt die Sonne für Böse und Gute aufgehen und sendet Regen für die Gerechten wie für die Ungerechten“ (5,45b).

2.\tBarmherzigkeit soll zu unserem Markenzeichen in der Welt werden. – „Wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben, was ist daran Besonderes? Das tun sogar die bestechlichen Steuereintreiber“ (5,46). Wir neigen dazu, nur die Menschen zu mögen, die uns irgendwie ähnlich sind oder die wir einfach mögen. Wir aber sind aufgefordert zu dem, was Dietrich Bonhoeffer als „das „Außerordentliche … den Echtheitsstempel eines Christen“ bezeichnet.

3.\tEs gibt einen Zusammenhang zwischen Vergeben und Vergebung empfangen. Wir können nicht Gottes Vergebung empfangen und dann anderen gegenüber unbarmherzig sein. Man kann sich Vergebung nicht verdienen, indem man anderen zuerst vergibt, aber unsere Barmherzigkeit für andere ist ein Zeichen dafür, dass wir Vergebung empfangen haben. „Wenn ihr denen vergebt, die euch Böses angetan haben, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben“ (6,14-15). Genauso wie wir jeden Tag Gottes Barmherzigkeit und Vergebung brauchen, müssen wir tagtäglich auch anderen gegenüber barmherzig sein und ihnen vergeben.

Jesus geht dann auch darauf ein, wie du Barmherzigkeit ganz praktisch leben kannst. Er betont, wie wichtig dabei Gebet ist. Er sagt, „Betet für die, die euch verfolgen“ (5,44). Für deine Feinde zu beten, hilft dir, sie so zu sehen, wie Gott sie sieht. Im Gebet stellst du dich neben sie; du nimmst ihre Schuld und Not auf dich und trittst vor Gott für sie ein. Gebet ist der Härtetest für die Liebe. Im Licht von Gottes Gegenwart werden unsere wahren Gefühle in all ihrer Tiefe offenbar.

Gnade und Barmherzigkeit sind auch das zentrale Thema des Vaterunsers: „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir denen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind“ (6,12). (Natürlich geht es noch um viele andere Themen, aber die wollen wir uns ansehen, wenn wir in den anderen Evangelien zum Vaterunser kommen.)

Wenn wir beten, so lehrt uns Jesus, sollen wir

•\tKeine große Sache daraus machen „geh an einen Ort, wo du allein bist, schließ die Tür hinter dir und bete in der Stille zu deinem Vater“ (6,6a).

•\tEinfach und simpel „Plappert nicht vor euch hin, wenn ihr betet, wie es die Menschen tun, die Gott nicht kennen. Sie glauben, dass ihre Gebete erhört werden, wenn sie die Worte nur oft genug wiederholen“ (6,7).

Und schließlich soll auch unser Geben von Barmherzigkeit bestimmt sein. Großzügigkeit ist eine Form der Barmherzigkeit. „Wenn du jemandem etwas gibst, dann sag deiner linken Hand nicht, was deine rechte tut. Gib in aller Stille, und dein Vater, der alle Geheimnisse kennt, wird dich dafür belohnen“ (6,3-4). Damit ist gemeint, wir sollen uns keine Gedanken darüber machen, wie es auf andere wirkt, sondern es einfach tun, still und unauffällig.

Bei jedem Lesen der Bergpredigt wird mir aufs Neue bewusst, wie sehr ich selbst Barmherzigkeit brauche.

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du so gnädig und barmherzig mit mir bist. Danke, dass Du mir meine Schuld vergibst. Hilf mir, Herr, zu anderen immer barmherzig zu sein.

Altes Testament

1. Mose 15,1 + 5-6

1 Danach redete der HERR zu Abram in einer Vision:

»Hab keine Angst, Abram,
 ich beschütze dich wie ein Schild
 und werde dich reich belohnen!«

5 Er führte Abram aus dem Zelt nach draußen und sagte zu ihm: »Schau dir den Himmel an, und versuche, die Sterne zu zählen! Genauso werden deine Nachkommen sein – unzählbar!« 6 Abram nahm dieses Versprechen ernst. Er setzte sein ganzes Vertrauen auf den HERRN, und so fand er Gottes Anerkennung.

Kommentar

Empfang Gottes Gnade

Heute kommen wir an zwei entscheidende Passagen im Alten Testament, die darauf hinweisen, wie Gottes Gnade funktioniert.

1.\tEmpfange Gottes Gnade durch Jesus
Es beginnt mit einem seltsam und etwas konfus anmutenden Bericht über vier Könige, die fünf Könige besiegen. Dann taucht Abrahams Neffe Lot in der Erzählung auf, denn er wird von den vier Königen gefangen genommen (14,12) und bald darauf von Abraham gerettet (14,16). Bei seiner Rückkehr wird Abraham dann auf rätselhafte Weise von „Melchisedek gesegnet“ (14,18-20).

Hebräer 7 geht auf diesen Bericht ein und erklärt, dass die Stelle aus dem Alten Testament auf Jesus hindeutet. Melchisedeks Priesterschaft steht über allen anderen Priestern des Alten Testaments (levitisches Priestertum). Abraham, der Urgroßvater Levis (der aber „damals schon im Samen seines Ahnvaters Abraham gegenwärtig“ war) gab Melchisedek „ein Zehntel von allem“ (14,20). Damit erkannte Levi an, dass Melchisedek größer war als er.

Melchisedek ist ein Vorzeichen für Jesus, den obersten Hohepriester, dessen vollkommenes Opfer am Kreuz die Vergebung all unserer Sünden erwirkt hat. Damit wurde das alte Priestertum so zu sagen überflüssig und das System von Opfer und Vergebung beendet.

„Brot und Wein“ (14,18) sind ein Vorzeichen für das gemeinsame Abendmahl. Es deutet auf das eine, perfekte Opfer in Person Jesu hin, dessen Leib gebrochen und dessen Blut vergossen wurde, damit du und ich vollkommene Vergebung haben und Gottes Gnade empfangen können.

2.\tEmpfange Gottes Gnade im Glauben
Dann geht es weiter mit Gottes Verheißungen für Abraham. Obwohl er und seine Frau Sarah schon alt und kinderlos sind, soll ihre Nachkommenschaft so zahlreich wie die Sterne am Himmel werden. „Und Abram glaubte dem Herrn und der Herr erklärte ihn wegen seines Glaubens für gerecht.“ (15,6).

Das Neue Testament bezieht sich oft auf diesen Vers, denn er zeigt, dass Gnade, Vergebung und Gerechtigkeit durch Glauben erlangt werden – d.h. Gott glauben (s.a. Römer 4,1-5; Galater 3,6).

Dabei finde ich es ermutigend zu sehen, dass, obwohl Abraham in Hebräer 11 als einer der großen Glaubenshelden aufgezählt wird, er doch auch seine Zweifel hatte – wie wir in der Originalgeschichte nachlesen können.

Als ihre Gebete nach einem Kind scheinbar ins Leere laufen, schmieden Abraham und Sarah einen Plan, wie sie Gottes Verheißung mit menschlichen Mitteln nachhelfen können (16,1-2). Sie einigen sich darauf, dass Abraham mit Hagar schlafen soll; Ismael wird gezeugt (16,2-4). Eines führt zum anderen; und Sarah behandelt Hagar schlecht (16,5-6).

Hier wird Gott das erste Mal „el roi“, der Gott, der [mich] sieht genannt (16,13). Man kann sich schon einmal von Gott vergessen vorkommen, besonders in Augenblicken, in denen man sich, wie Hagar, unfair behandelt fühlt. Dann zu wissen, dass Er der Gott ist, der sieht, kann uns dabei helfen, im Glauben zu leben. Gott ist ein Gott, der dich mitten in Ihrer Wüste findet und sieht.

Der Gott, der sieht, ist ein gnädiger und barmherziger Gott. Das Neue Testament deutet an, dass Gott über die Schuld von Sarah und Abraham hinwegsieht, sie nicht anrechnet, und Sich nur an ihren Glauben erinnert (Hebräer 11,11-12).

Gebet

Herr, ich danke Dir für Deine unglaubliche Gnade und Barmherzigkeit, die durch das einmalige Opfer Jesu für mich möglich geworden ist. Jesus, der oberste Hohepriester ist, der für mich gestorben ist. Danke, dass ich mir Deine Gnade nie verdienen kann und muss, sondern dass ich sie als Geschenk für meinen Glauben bekomme.

Pippa fügt hinzu

Ist es nicht erstaunlich, dass Gott Abraham für „gerecht” erklärt hat, bei all dem, was er sich geleistet hat (s. 1. Mose 12,10-20)?

Thought for the Day

Wie wir beten sollen
•\tKeine große Sache daraus machen
•\tEinfach und simpel

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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