Tag 16

Aus der Fülle des Herzens

Weisheit Sprüche 2,1–11
Neues Testament Matthäus 12,22–45
Altes Testament 1. Mose 32,1–33,20

Einführung

Viele Jahre war es mein größter Wunsch, einmal Billy Graham persönlich zu treffen (1918-2018). Daher fühlte ich mich zutiefst geehrt, als ich entdeckte, dass er mir auf Twitter folgt! Natürlich folgte ich ihm dann auch! Er ist einer meiner Glaubenshelden. Er hat mehr Menschen von Jesus erzählt als irgendjemand sonst auf der Welt.

Ich habe Billy Graham viele Male sprechen gehört. Und jedes Mal war ich von seinen Worten inspiriert. Er sagt von sich selbst, dass er vor jeder Predigt oder Ansprache gerne sein Herz fülle. Er bereite sich am liebsten so umfangreich vor, dass er fünf Reden halten könne. Das erlaube ihm „aus der Fülle“ zu sprechen.

Wenn wir an Jesus glauben, spielt das Herz eine wichtige Rolle: „Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (12,34; ELB). Wie aber können wir gute Dinge in unserem Herzen bewahren?

Weisheit

Sprüche 2,1–11

Der Wert der Weisheit

2 1 Mein Sohn, höre auf mich
  und befolge meine Ratschläge!
2 Nimm dir die Lebensweisheiten zu Herzen, die ich dir weitergebe,
  achte genau auf sie und werde klug!
3 Ringe um Verstand und Urteilskraft,
4 suche danach voller Eifer
  wie nach einem wertvollen Schatz!
5 Dann wirst du den HERRN immer besser kennen lernen
  und Ehrfurcht vor ihm haben.
6 Er allein gibt Weisheit, und nur von ihm
  kommen Wissen und Urteilskraft.
7 Aufrichtigen Menschen schenkt er Gelingen;
  er hilft allen, die so leben, wie es ihm gefällt.
8 Wer andere gerecht behandelt und Gott die Treue hält,
  steht unter seinem Schutz.

9 Mein Sohn, wenn du auf mich hörst,
  wirst du erkennen, was richtig, gerecht und gut ist.
  So findest du stets den richtigen Weg.
10 Du erlangst Weisheit und hast deine Freude daran,
  wohlüberlegt zu handeln.
11 Deine Umsicht und Besonnenheit
  werden dich schützen

Kommentar

Bewahre Gottes Worte im Herzen

Sehnst du dich danach, Gott besser zu kennen? Wärst du gerne weiser, geschickter, und hättest gerne mehr Erkenntnis und Einsicht?

Ich möchte dich ermutigen, es dir zur Gewohnheit werden zu lassen, täglich im Wort Gottes zu lesen. Der Verfasser der Sprüche empfiehlt dringend, „behalte meine Gebote im Gedächtnis. Höre auf die Weisheit und versuche, sie mit dem Herzen zu verstehen…Denn Weisheit wird in dein Herz kommen“ (1,1-2.10).

1.\tWas musst du dafür tun?
Bewahre Gottes Worte (2,1), nimm sie an (2,1), höre auf sie und versuche, sie zu verstehen (2,2), bitte darum (2,3) und suche danach (2,4). „Suche sie, wie du nach Silber suchen oder nach verborgenen Schätzen forschen würdest“ (2,4). Das erfordert Zeit und Einsatz. Plane fürs Bibellesen eine feste Zeit ein. Schreibe sie als wichtigen Termin in deinem Kalender.

2.\tWas verspricht Gott dir, wenn du das tust?
„Dann wirst du … die Erkenntnis Gottes gewinnen“ (2,5). Denn es liegt in Seiner Natur, dass Gott „Weisheit“, „Erkenntnis und Einsicht“ schenkt (2,6), außerdem „Gelingen“ (2,7), Bewahrung (2,8) und „besonnenes Handeln“ (2,11). Er verspricht dir, dass Gott dich so „vor bösen Wegen bewahrt und .. beschützt“ (2,12).

Gebet

Herr, hilf mir weiter, jeden Tag Zeit mit Dir zu verbringen und was ich dabei lerne, in meinem Leben anzuwenden.

Neues Testament

Matthäus 12,22–45

»Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich«

22 Damals brachte man einen Mann zu Jesus, der blind und stumm war, weil ein böser Geist ihn beherrschte. Jesus heilte ihn, und er konnte wieder reden und sehen. 23 In großer Aufregung riefen da alle Menschen durcheinander: »Ist dieser Jesus vielleicht doch der versprochene Retter, der Sohn Davids?«

24 Als die Pharisäer das hörten, sagten sie: »Er kann nur deshalb die Dämonen austreiben, weil ihm der Teufel, der Oberste aller Dämonen, die Macht dazu gibt.«

25 Jesus kannte ihre Gedanken und entgegnete: »Ein Staat, in dem verschiedene Herrscher um die Macht kämpfen, steht vor dem Untergang. Eine Stadt oder eine Familie, in der man ständig in Zank und Streit lebt, hat keinen Bestand. 26 Wenn also der Satan den Satan vertreibt, bekämpft er sich ja selbst. Meint ihr etwa, dann könnte sein Reich noch bestehen? 27 Und wenn ich, wie ihr behauptet, die Dämonen durch die Kraft des Teufels austreibe, welche Kraft nutzen dann eure eigenen Leute, um böse Geister auszutreiben? Sie selbst werden euch deswegen das Urteil sprechen. 28 Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist das ein Zeichen dafür, dass Gottes Reich unter euch angebrochen ist.

29 Denn wie kann jemand in das Haus eines starken Mannes eindringen und seinen Besitz rauben? Erst muss er den Mann fesseln, und dann kann er sein Haus plündern.

30 Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir Menschen für Gott gewinnt, der führt sie in die Irre. 31 Darum sage ich euch: Jede Sünde, ja sogar Gotteslästerung, kann vergeben werden. Wer aber den Heiligen Geist verlästert, der wird keine Vergebung finden. 32 Wer abfällig über den Menschensohn redet, dem kann vergeben werden. Wer aber meint, er könne abfällig über den Heiligen Geist reden, der wird niemals Vergebung finden, weder jetzt noch in der zukünftigen Welt.«

An den Früchten erkennt man den Baum

33 »Wie der Baum, so die Frucht! Ein guter Baum trägt gute Früchte, ein schlechter Baum trägt schlechte Früchte. 34 Ihr Schlangenbrut! Wie könnt ihr durch und durch bösen Leute überhaupt etwas Gutes reden? Wovon das Herz erfüllt ist, das spricht der Mund aus! 35 Wenn ein guter Mensch spricht, zeigt sich, was er Gutes in sich trägt. Doch ein Mensch mit einem bösen Herzen kann auch nur Böses von sich geben. 36 Ich sage euch: Am Tag des Gerichts werden die Menschen Rechenschaft ablegen müssen über jedes unnütze Wort, das sie geredet haben. 37 Eure Worte sind der Maßstab, nach dem ihr freigesprochen oder verurteilt werdet.«

»Wir wollen Beweise!«

38 ; Einige Schriftgelehrte und Pharisäer traten an Jesus heran und sagten: »Lehrer, vollbringe vor unseren Augen ein Wunder als Beweis dafür, dass Gott dich gesandt hat!«

39 Jesus entgegnete ihnen: »Was seid ihr nur für eine böse und gottlose Generation! Ihr verlangt nach einem Beweis, doch den werdet ihr nicht bekommen. Ihr und eure Zeitgenossen werdet nur das Wunder sehen, das am Propheten Jona geschah. 40 Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches. Ebenso wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in den Tiefen der Erde sein. 41 Die Einwohner von Ninive werden am Gerichtstag gegen die heutige Generation auftreten und sie verurteilen, denn nach Jonas Predigt kehrten sie um zu Gott. Und hier steht jemand vor euch, der größer ist als Jona! 42 Auch die Königin von Saba wird am Tag des Gerichts gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen. Denn sie kam von weit her, um von König Salomos Weisheit zu lernen. Und hier steht jemand vor euch, der größer ist als Salomo!«

Die Gefahr des Rückfalls

43 »Wenn ein böser Geist aus einem Menschen ausgetrieben wird, irrt er in öden Gegenden umher auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Findet er keins, 44 entschließt er sich: ›Ich will dorthin zurückkehren, woher ich gekommen bin.‹ Wenn er zurückkommt und seine frühere Wohnung sauber und aufgeräumt, aber verlassen vorfindet, 45 dann sucht er sich sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Zusammen ziehen sie in den Menschen ein, der nun schlechter dran ist als vorher. Genauso wird es auch dieser bösen Generation ergehen.«

Kommentar

Lass dich vom Heiligen Geist erfüllen

Unsere Worte sind von großer Bedeutung. „Jedes Wort, das wir aussprechen, ist entweder ein Stein, mit dem wir etwas bauen, oder ein Bulldozer, mit dem wir etwas zerstören“, schreibt Joyce Meyer. Was immer in deinem Herzen ist, du wirst es früher oder später mit Worten ausdrücken. Deshalb achte auf deine Gedanken. Fülle dein Herz mit guten Dingen, und du wirst gute Gedanken haben, Gutes aussprechen und „gute Früchte tragen“ (12,33).

Jesus sagt, „wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so redet er. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil sein Herz mit Gutem erfüllt ist. Ein böser Mensch dagegen bringt Böses hervor, weil sein Herz mit Bösem erfüllt ist“ (12,34-35; NGÜ).

Du kannst deine Denkmuster nicht ohne die Hilfe des Heiligen Geistes ändern, der dein Herz mit Seiner Liebe und mit „guten Früchten“ füllt.

Jesus sagt, dass jede Sünde vergeben wird, außer den Heiligen Geist zu lästern (12,30-32). Manchmal sorgen sich Menschen, dass sie diese „unverzeihliche Sünde“ begangen haben könnten. Wenn du dir diese Sorge machst, kannst du fast sicher sein, es nicht getan zu haben. Denn es gibt keine Schuld, die Gott dir nicht vergibt, wenn du sie als solche erkennst und Ihn um Vergebung bittest. Die einzig „unverzeihliche Sünde“ ist die Weigerung von Buße und Umkehr zu Jesus – und, wenn wir uns zeitlebens dem Heiligen Geist widersetzen.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten gehörten möglicherweise zu diesen Menschen, denn sie sahen Jesus jede Menge Zeichen und Wunder tun, dennoch weigern sie sich anzuerkennen, dass Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes wirkte. Als sie Jesus dann baten, „zeige uns ein Wunder, als Beweis dafür, dass du von Gott kommst“ (12,38), hat das etwas von einem Kreuzverhör vor Gericht.

Doch Jesus dreht den Spieß um. Indem Er Sich mit dem Propheten Jona aus dem Alten Testament vergleicht, nimmt er vorweg, was bald geschehen würde – Seinen Tod und Seine Wiederauferstehung nach drei Tagen (12,39-40). Das würde das letzte Zeichen dafür sein, wer Er ist.

Jesus führt zwei Beispiele aus dem Alten Testament in Seiner Argumentation dafür an, dass die Pharisäer eigentlich schon genug Beweise vorliegen haben. Das erste, als Jona den Einwohnern Ninives ins Gewissen predigte. Aber Jesus ist größer als Jona. Zweitens, dass die Königin von Saba die Weisheit Salomos anerkannte. Aber Jesu Weisheit ist größer als die Salomos. Sie und wir benötigen keine weiteren Beweise.

Anhand eines weiteren Beispiels warnt Jesus davor, in unser altes Leben zurückzukehren, nachdem wir es gründlich aufgeräumt haben. Er warnt, wenn Menschen zu ihren alten Sünden zurückkehren, sie diese nicht selten noch exzessiver ausleben als davor (12,43ff). „So ist dieser Mensch am Ende schlimmer dran als am Anfang“ (12,45; GNB).

Der Heilige Geist befreit von Dämonen (12,28). Stell dich täglich dem Kampf gegen das Böse, und lass dich mit dem Heiligen Geist erfüllen. Die Probe, ob du ein gutes Herz hast, ist, was aus deinem Mund kommt. „Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund“ (12,34; GNB).

Jesus antwortete ihnen, „Ihr Schlangenbrut! Wie können böse und hinterhältige Menschen wie ihr reden, was gut und richtig ist? Denn immer bestimmt ja euer Herz, was ihr sagt“ (12,34). Wenn du sicher gehen willst, die richtigen Worte zu haben, musst du sicher gehen, dass du voll des Heiligen Geistes bist.

Gebet

Herr, bitte hilf mir, mein Herz nur mit guten Dingen zu füllen und bewahre es vor dem Bösen. Fülle mich mit Deinem Heiligen Geist.

Altes Testament

1. Mose 32,1–33,20

Jakob bereitet sich auf die Begegnung mit Esau vor

1 Früh am nächsten Morgen küsste Laban seine Töchter und seine Enkel zum Abschied und segnete sie. Dann kehrte er wieder nach Hause zurück. 2 Auch Jakob setzte seine Reise fort. Unterwegs begegnete ihm eine Schar von Engeln.

3 Als er sie sah, rief Jakob erstaunt: »Hier ist das Lager Gottes!« Darum nannte er den Ort Mahanajim (»zwei Lager«). 4 Jakob schickte Boten zu seinem Bruder Esau, der in Edom im Land Seïr wohnte. 5 Sie sollten Esau diese Nachricht überbringen: »Ich, Jakob, dein Diener, bin bis jetzt bei Laban gewesen.

6 Dort habe ich mir viele Rinder, Esel, Schafe und Ziegen sowie Diener und Mägde erworben. Jetzt sende ich dir, meinem Herrn, diese Nachricht und hoffe, dass du uns großzügig aufnimmst!«

7 Die Boten kamen zurück und meldeten: »Esau ist schon auf dem Weg zu dir! 400 Mann begleiten ihn!« 8 Da bekam Jakob furchtbare Angst. Schnell teilte er seine Leute und das Vieh in zwei Gruppen ein, 9 weil er sich dachte: »Wenn Esau eine Gruppe angreift und alles niedermacht, können wenigstens die anderen entkommen!«

10 Dann betete er: »HERR, du Gott meines Großvaters Abraham und meines Vaters Isaak, du hast zu mir gesagt: ›Kehr zurück in deine Heimat zu deinen Verwandten, ich werde dafür sorgen, dass es dir gut geht!‹ 11 Ich habe es nicht verdient, dass du so viel für mich getan und immer wieder deine Versprechen eingehalten hast! Als ich damals den Jordan überquerte, besaß ich nur einen Wanderstock – und nun komme ich mit zwei großen Gruppen von Menschen und Tieren hier an! 12 Bitte rette mich vor meinem Bruder Esau! Ich habe große Angst, dass er uns alle umbringt, die Frauen und auch die Kinder!

13 Du hast mir doch versprochen: ›Ich will dafür sorgen, dass es dir gut geht, und dir viele Nachkommen schenken, unzählbar wie der Sand am Meer!‹« 14 Über Nacht blieb Jakob noch im Lager. Er wählte einige Tiere aus, um sie als Geschenk für Esau vorauszuschicken: 15 200 Ziegen, 20 Ziegenböcke, 200 Schafe, 20 Schafböcke, 16 30 säugende Kamele mit ihren Jungen, 40 Kühe, 10 Stiere, 20 Eselinnen und 10 Esel.

17 Er stellte sie in Herden zusammen und übergab jedem seiner Knechte eine. Sie sollten vorausziehen und zwischen den einzelnen Herden Abstand lassen. 18 Dem, der die erste anführte, befahl er: »Wenn du Esau begegnest und er dich fragt: ›Wer ist dein Herr? Wohin willst du? Wem gehört das Vieh, das du vor dir hertreibst?‹, 19 dann antworte: ›Es gehört deinem Diener Jakob. Er hat es als Geschenk vorausgeschickt für dich, Esau, seinen Herrn; er selbst kommt auch schon hinter uns her!‹«

20 Dasselbe sagte Jakob zu allen Übrigen, die eine Herde anführten. Er schärfte ihnen ein: »Haltet euch an das, was ihr Esau antworten sollt. 21 Sagt ihm: ›Jakob, dein Diener, kommt auch gleich!‹« Jakob dachte nämlich: »Ich will ihn milde stimmen mit dem Geschenk, das ich vorausschicke, erst dann will ich ihn selbst sehen. Vielleicht nimmt er mich freundlich auf!« 22 Er schickte also die Viehherden schon voraus, blieb aber selbst über Nacht im Lager.

Jakob muss kämpfen

23 Mitten in der Nacht stand Jakob auf und überquerte den Fluss Jabbok an einer seichten Stelle, zusammen mit seinen beiden Frauen, den beiden Mägden und den elf Kindern. 24 Auch seinen Besitz brachte er auf die andere Seite. 25 Nur er blieb noch allein zurück. Plötzlich stellte sich ihm ein Mann entgegen und kämpfte mit ihm bis zum Morgengrauen. 26 Als der Mann merkte, dass er Jakob nicht besiegen konnte, gab er ihm einen so harten Schlag auf das Hüftgelenk, dass es ausgerenkt wurde. 27 Dann bat er: »Lass mich los, der Morgen dämmert schon!«

Aber Jakob erwiderte: »Ich lasse dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast!«

28 »Wie heißt du?«, fragte der Mann.

Als Jakob seinen Namen nannte,

29 sagte der Mann: »Von jetzt an sollst du nicht mehr Jakob heißen. Du hast schon mit Gott und mit Menschen gekämpft und immer gesiegt. Darum heißt du von jetzt an Israel (›Gotteskämpfer‹).«

30 »Wie ist denn dein Name?«, fragte Jakob zurück.

»Warum willst du das wissen?«, entgegnete der Mann nur, dann segnete er ihn.

31 »Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und trotzdem lebe ich noch!«, rief Jakob. Darum nannte er den Ort Pnuël (»Gesicht Gottes«). 32 Die Sonne ging gerade auf, als Jakob weiterzog. Er hinkte, weil seine Hüfte ausgerenkt war. 33 Bis heute essen die Israeliten bei geschlachteten Tieren nicht den Muskel über dem Hüftgelenk, weil Jakob auf diese Stelle geschlagen wurde.

Die Versöhnung

33 1 Kaum war Jakob weitergezogen, da sah er auch schon Esau, wie er mit 400 Mann anrückte. Sofort stellte er seine Kinder zu ihren Müttern. 2 Die beiden Mägde mit ihren Kindern mussten vorangehen, dahinter kam Lea mit ihren Kindern und ganz zum Schluss Rahel mit Josef. 3 Er selbst lief an die Spitze des Zuges und verbeugte sich siebenmal, bis sie seinen Bruder erreicht hatten.

4 Der rannte Jakob entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Beide fingen an zu weinen. 5 Dann betrachtete Esau die Frauen und die Kinder. »Wer sind sie?«, fragte er.

»Das sind die Kinder, die Gott deinem Diener in seiner Güte geschenkt hat«, antwortete Jakob.

6 Die beiden Mägde mit ihren Kindern kamen näher und verbeugten sich vor Esau, 7 ebenso Lea mit ihren Kindern und schließlich Rahel mit Josef.

8 »Warum hast du mir diese ganzen Herden entgegengeschickt?«, fragte Esau.

»Sie sind ein Geschenk für dich, meinen Herrn, damit du dich mit mir versöhnst«, erklärte Jakob.

9 Aber Esau erwiderte: »Ach, mein Bruder, ich habe schon selbst genug, behalte es doch!«

10 »Nein, bitte nimm mein Geschenk an«, bat Jakob, »als Zeichen, dass du auch mich wieder annimmst. Als ich dir ins Gesicht schaute, war es, als würde ich Gott selbst sehen, so freundlich bist du mir begegnet! 11 Mein Geschenk soll ein Segen für dich sein, schlag es doch nicht aus! Denn Gott hat es gut mit mir gemeint, und so habe ich wirklich alles, was ich brauche!« So drängte Jakob, und Esau gab schließlich nach.

12 »Jetzt können wir zusammen weiterziehen«, schlug Esau vor, »ich gehe mit meinen Leuten voraus und zeige euch den Weg.«

13 Aber Jakob entgegnete: »Mein Herr, du siehst, dass ich kleine Kinder bei mir habe. Auch bei meinen Herden gibt es viele säugende Schafe, Ziegen und Rinder. Wenn ich die Tiere nur einen Tag überanstrenge, sterben sie! 14 Darum ist es besser, wenn du schon vorausziehst und wir später nachkommen. Dann kann ich mich nach dem langsamen Tempo der Kinder und der Jungtiere richten und dich in Seïr wiedertreffen!«

15 »Aber ich lasse wenigstens einige meiner Männer zum Schutz bei dir!«, erwiderte Esau.

»Nein, das ist nicht nötig!«, wehrte Jakob ab. »Wichtig ist für mich nur, dass du mich wieder angenommen hast!«

16 Dann machten sich beide auf den Weg: Esau kehrte nach Seïr zurück, 17 aber Jakob folgte ihm nicht, sondern zog nach Sukkot. Dort baute er ein Haus, und für seine Herden fertigte er Hütten an. Darum trägt der Ort den Namen Sukkot (»Hütten«).

Jakob in Sichem

18 Schließlich kam Jakob wohlbehalten nach Sichem im Land Kanaan. Die lange Reise, die in Mesopotamien begonnen hatte, war nun zu Ende. Vor der Stadt schlug er seine Zelte auf 19 und kaufte den Lagerplatz für 100 Silberstücke von der Familie Hamors, des Vaters von Sichem. 20 Dort errichtete er einen Altar und nannte ihn »Gott ist Israels Gott«.

Kommentar

Ringe mit Gott im Gebet

Siehst du dich momentan mit einer großen Angst oder Sorge konfrontiert?

Jakob stand in einer sehr beunruhigenden Situation. Er hatte sich mit seinem Bruder Esau überworfen und fürchtete, dass Esau ihm möglicherweise in böser Absicht nachstellte. „Darüber erschrak Jakob sehr und er bekam Angst“ (32,8).

Jakob war ein Mann des Gebets. Trotz all seiner Schuld, kannte er Gott. Er erkannte die eigene Unwürdigkeit: „Ich bin es nicht wert, dass du mir, deinem Diener, mit so großer Treue und grenzenloser Liebe begegnest“ (32,11).

Er betete, glaubte und nahm Gottes Verheißung für sich in Anspruch, „O Herr, rette mich vor meinem Bruder Esau … du hast versprochen: „Ich will dir Gutes tun und deine Nachkommen so zahlreich machen wie den Sand am Meer, den man nicht zählen kann““ (32,12-13). Sein Gebet wurde erhört – ja sogar weit übertroffen (33,9).

Gebet ist nicht immer eine einfache Angelegenheit. Manchmal, wie in Jakobs Fall, kommt es uns vor, als müssten wir mit Gott ringen (32,23-33; Kolosser 4,12).

Ein Pendant im dem Neuen Testament zu Jakob ist Paulus‘ „Dorn im Fleisch“ (2. Korinther 12,7), den Paulus Gott dreimal bat, wegzunehmen. Deine Schwächen hindern Gott nicht daran, dich zu gebrauchen. Tatsächlich benutzt Gott unsere Schwächen häufiger als unsere Stärken. Gott befreite Paulus nicht von dem Dorn. Vielmehr sagte Er zu ihm, „Meine Gnade ist alles, was du brauchst“ (2. Korinther 12,8).

Vielleicht fühlst du dich, als hättest du auch einen „Dorn im Fleisch”, oder es scheint, als „hinktest“ du: Du hast eine Schwäche oder ein sichtbares Handicap. Jackie Pullinger pflegt zu sagen, sie vertraue niemandem, der nicht hinke! Oft ist es doch so, dass es die Probleme, Enttäuschungen und Kämpfe sind, die unser Herz verändern. Nachdem Jakob mit Gott gerungen hat, sehen wir, dass sich sein Herz verändert. Die Haltung zu seinem Bruder ist vollkommen verwandelt (1. Mose 33).

Nachdem der Sieg durch Gebet errungen ist, scheint alles ins Lot zu kommen. Es kommt zu einer grandiosen Wiedervereinigung und Versöhnung: „Esau rannte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Beide weinten“ (33,4).

Ihre Haltung zu einander hatte sich vollkommen gewandelt, „Lieber Bruder“, sagte Esau, „ich habe selbst genug. Behalte es nur!““ (33,9; GNB).

Und Jakob erwidert, „Nein, bitte nimm meine Geschenke an, wenn du mir gewogen bist“… Als ich dich sah, war mir, als ob ich Gott selbst sehen würde! Bitte, nimm meine Geschenke an, die dir überbracht wurden, denn Gott hat mich überreich beschenkt. Ich habe mehr als genug““ (33,10-11).

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du auf unsere Gebete antwortest. Hilf uns, im Gebet wie Jakob mit Dir zu ringen. Herr, ich bete, dass Du Versöhnung in alle unsere Beziehungen mit unseren Glaubensgeschwistern bringst. Möge mein Mund aus der Fülle meines Herzens sprechen.

Pippa fügt hinzu

1.Mose 32,1–33,20

Die Beziehung von Jakob zu seinen Eltern, seinem Schwiegervater und seinem Bruder waren alles andere als perfekt. Und doch sehen wir in allem Gottes Liebe und Versorgung. Nachdem Jakob mit Gott gerungen hat, sehen wir an Jakob eine neue Demut. Zum ersten Mal hat er den Wunsch zu geben und nicht immer nur zu nehmen.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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