Auseinandersetzungen
Einführung
Konflikte offen anzusprechen, fällt mir schwer. Das ist immer etwas heikel, und es ist wichtig, dabei die richtigen Worte zu finden. Mit einem Begriff aus dem Golf ausgedrückt: Die Wahl des Schlägers ist entscheidend.
Menschen, die Erfahrung in solchen Konfrontationen haben, kennen eine Vielzahl möglicher Gesprächseinstiege und wissen, welcher davon wann am geeignetsten ist.
Aber Konfrontation ist nicht immer der richtige Weg. Nicht jede Kritik muss ausgesprochen, nicht jede falsche Behauptung widerlegt werden.
Ich bewundere Menschen mit der Fähigkeit zu wissen, wann etwas angesprochen werden muss und die es dann auf liebevolle Weise tun, sehr. Menschen mit dieser Gabe haben gelernt, die Wahrheit in Liebe auszusprechen (Epheser 4,15).
Wie aber sollen wir vorgehen, wenn eine Aussprache unumgänglich ist?
Psalm 55,1–3 + 9
1 Von David, zum Nachdenken.
Mit Saiteninstrumenten zu begleiten.
2 Lass mein Gebet zu dir dringen, o Gott,
und wende dich nicht ab von meinem Flehen!
3 Beachte mich doch und erhöre mein Rufen!
Meine Sorgen lassen mir keine Ruhe,
stöhnend irre ich umher.
9 Schnell fände ich eine Zuflucht vor dem Unwetter
und dem wütenden Sturm.
Kommentar
Bete bevor du konfrontierst
In unseren „Städten“ sind heutzutage böse Mächte am Werk. Sobald man das Radio oder Fernsehen einschaltet, hört man von Bomben- und Terroranschlägen, von Gewalt und Verbrechen.
Auch David sah sich gewalttätigen und zerstörerischen, bösen Kräften in den Städten gegenüber (55,10b.12a).
Während David sich seiner „Feinde“ erwehrt, die ihn „voller Zorn“ angreifen wollen, sagt er, „Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann würde ich fortfliegen und zur Ruhe kommen! Weit fort würde ich fliegen bis in die Wüste. Schnell würde ich eine Zuflucht finden, vor dem heftigen Wind und dem Sturm“ (55,7-9).
Die Flucht ergreifen zu wollen, liegt nahe – sich vor der Konfrontation zu drücken. Aber das Böse muss gestellt werden. Du sollst weder davor weglaufen, noch dich von ihm überwältigen lassen. Du bist vielmehr aufgefordert, wo immer möglich auszuharren und dein Mögliches zu tun. Paulus schreibt, „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“ (Römer 12,21).
David reagiert auf die Gewalt und Zerstörung, indem er Gott um Sein Eingreifen bittet. Er betet, „Herr, verwirre ihre Sprache, damit sie sich nicht mehr verstehen können“ (55,10). Gebet ist ein wichtiger Bestandteil unserer Reaktion auf „Verbrechen“ (55,12; GNB).
Gebet und Handeln gehen Hand in Hand. Du brauchst beides. Selbst wenn du nicht aktiv eingreifen kannst, kannst du immer beten. Gott handelt auf deine Gebete hin.
Gebet
„Gott, höre mein Gebet und weise meinen Hilferuf nicht ab!“ (55,2). Lass mich nicht von Bösen überwunden werden, sondern hilf mir, das Böse mit Gutem zu überwinden.
Johannes 3,1–3 + 8 + 14-18
1 Unter den Pharisäern gab es einen Mann namens Nikodemus; er war ein Mitglied des Hohen Rates. 2 Eines Nachts kam er zu Jesus: »Rabbi«, sagte er, »wir wissen, dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Denn niemand kann die Wunder tun, die du vollbringst, wenn Gott sich nicht zu ihm stellt.« 3 Darauf erwiderte Jesus: »Ich versichere dir, Nikodemus: Wer nicht neu geboren wird, kann Gottes Reich nicht sehen und erleben.«
8 Es ist damit wie beim Wind: Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit der Geburt aus Gottes Geist.«
14 Du weißt doch, wie Mose in der Wüste eine Schlange aus Bronze an einer Stange aufrichtete, damit jeder, der sie ansah, am Leben blieb. Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, 15 damit jeder, der glaubt, durch ihn das ewige Leben hat. 16 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben. 17 Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie zu retten. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, über den ist das Urteil damit schon gesprochen. Denn er weigert sich, Gottes einzigem Sohn zu vertrauen.
Kommentar
Konfrontiere liebevoll
Jemanden in einer schwachen Position zu konfrontieren, ist verhältnismäßig leicht – und manchmal feige. Personen zur Rede zu stellen, die aufgrund ihres Jobs, ihres Status oder Reichtums Macht über uns haben erfordert dagegen Mut.
Jesus war ein Meister der Konfrontation. Er wich nie aus. Aber Sein Motiv war immer Liebe.
Nikodemus war ein mächtiger Mann; ein tugendhafter und aufrichtiger Pharisäer, „der zu den führenden Juden zählte“ (3,2). Jesus aber war unbeeindruckt von seiner Stellung. Liebevoll konfrontiert Er Nikodemus mit der Notwenigkeit „von neuem geboren“ zu werden (3,3) – neu anzufangen, alte Verletzungen und Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Jesu Botschaft handelt von Veränderung.
Nikodemus muss „aus Wasser und Geist“ geboren werden (3,5). Die äußere Reinigung muss mit dem Einzug des Heiligen Geistes in sein Inneres einhergehen.
Wir können Gott nicht mit den Augen sehen, aber wir haben Beweise, dass es Ihn gibt. Das ist wie mit dem Wind: wir können ihn nicht sehen, aber wir sehen Sein Wirken an den Bäumen und Blättern, die von ihm bewegt werden.
So verhält es sich auch mit dem Heiligen Geist, sagt Jesus. Du kannst Ihn nicht sehen, aber du siehst, wie er Sich* im Leben der Menschen auswirkt*: „Menschen können nur menschliches Leben hervorbringen, der Heilige Geist jedoch schenkt neues Leben von Gott her“ (3,6).
Liebevoll stellt Jesus Nikodemus‘ Glauben infrage. Er weist ihn auf die Schlange in der Wüste (4. Mose 21) hin und sagt voraus, dass auch Er „an einem Pfahl aufgerichtet werden [muss], damit jeder, der glaubt, das ewige Leben hat“ (3,15).
„Glauben“ heißt „vertrauen“. Mit jeder Beziehung, die wir eingehen, gehen wir ein Risiko ein. Jede Beziehung lebt vom Vertrauen. In einer lebendigen Beziehung wächst und gedeiht Vertrauen.
Jesus lehrt uns über die Liebe Gottes. Das griechische Wort, das Er in Vers 16 für „Liebe“ verwendet, agape, kommt allein im Johannesevangelium vierundvierzigmal vor. Dieser Vers fasst das Johannesevangelium bzw. das ganze Neue Testament zusammen: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ (3,16).
Es gibt einen Gott, und Seine Liebe ist groß genug, die ganze Menschheit ohne Unterschied und Ausnahme zu umarmen. Keine vage oder sentimentale Liebe. Gottes Liebe ist von unmessbarer Intensität, die ihren Ausdruck in der Bereitschaft fand, Seinen einzigen Sohn für dich und mich zu opfern.
Die Welt befindet sich in einem solchen Chaos, dass die Menschen häufig fragen, „Warum tut Gott nicht irgendwas?“ Die Antwort lautet, „Das hat Er schon.“ Er kam in Person Seines Sohnes Jesus auf die Erde, um am Kreuz zu sterben und wieder aufzuerstehen – für dich. Jesus kennt Sich mit Leid aus. Er hat für uns gelitten und Er leidet mit uns.
Die Menschen glauben nicht mehr an ein Leben nach dem Tod, aber Jesus verspricht, dass „jeder, der glaubt, das ewige Leben hat“ (3,15). Dieses Leben ist nicht alles. Es gibt Hoffnung jenseits des Grabes. Jesus bietet uns ewiges Leben an.
Zwischen Konfrontation und Verurteilung besteht ein großer Unterschied. Jesus sprach die Menschen offen an, aber Er verurteilte sie nicht. Jesus kam nicht, um dich zu verurteilen, sondern um dich vor dem Urteil zu retten (3,17-18). Es ist unsere Aufgabe, wie Jesus den Menschen eine Botschaft zu bringen – nicht Verdammnis sondern die rettende Botschaft. Jemanden zu retten bedeutet, ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen, ihn zu befreien, die Türen seines Gefängnisses zu öffnen, ihn heil zu machen.
Als nächstes spricht Jesus davon, wie das Licht die Dunkelheit durchdringt (3,19-21). Damit scheint Jesus anzudeuten, dass der Grund, warum Ihn einige ablehnen, der ist, dass „ihre Taten böse waren“ (3,19). Wir wollen nicht ins Licht kommen, weil wir die Gewohnheiten nicht aufgeben wollen, von denen wir wissen, dass sie falsch sind.
Wir möchten nicht, dass andere unsere dunklen Seiten sehen. Wir verbergen alles Dunkle in uns hinter unserer offensichtlichen Gutheit. Die Sünde hasst das Licht. Wenn wir Schuld auf uns laden, versuchen wir dem Licht Jesu aus dem Weg zu gehen. Wir wollen nicht, dass unsere bösen Taten ans Licht kommen. Jesus aber kam, um die Dunkelheit zu konfrontieren. Egal ob wir Angst haben oder uns schämen; egal wie schwierig es für uns sein mag – auch wir müssen uns den dunklen Seiten in unserem Leben stellen und versuchen, in Jesu Licht zu leben. – Er liebt dich so, wie du bist.
Martin Luther King Junior sagte hierzu: „Finsternis kann keine Finsternis vertreiben. Das gelingt nur dem Licht.“
Gebet
Herr, ich danke Dir für das Vorbild, das wir in Jesus haben. Bitte hilf mir, in Deinem Licht zu leben. Schenke mir den Mut, die Wahrheit in Liebe auszusprechen.
Josua 22,24
24 Aber es ist wahr: Wir haben es aus Sorge um unsere Nachkommen getan. Wir fürchteten, eure Kinder würden eines Tages unsere Kinder fragen: ›Was habt ihr Rubeniter und Gaditer denn schon mit dem HERRN, dem Gott Israels, zu schaffen?
Kommentar
Kluger Umgang in der Konfrontation von Gegnern
Viele Konflikte ließen sich vermeiden, wenn die Menschen mit anstatt übereinander reden würden.
Infolge eines Missverständnisses sah der Rest Israels auf die zweieinhalb Stämme („Ruben und Gad und der halbe Stamm Manasse“; 22,10) und war der Ansicht, diese würden etwas Verbotenes tun und Gottes Gebote missachten (22,12).
Statt aber gleich gegen sie in den Krieg zu ziehen, waren sie klug genug, sie zunächst verbal herauszufordern. Dabei stellte sich heraus, dass ihre Sorge unbegründet war.
Es war richtig, dass sie die Sache nicht einfach ignorieren wollten. Denn was ein Körperteil tut, tangiert den ganzen Leib. Sie konnten nicht einfach sagen, „Das ist ihre Sache.“
Als die zweieinhalb Stämme zur Rede gestellt wurden, erklärten sie ihren Standpunkt: „Wir haben das nur aus Sorge getan“ (22,24; EÜ). Ihnen war wichtig, dass ihre Kinder am Glauben festhielten.
Das reichte als Erklärung aus: „Nun wissen wir, dass der Herr unter uns ist, denn ihr habt nicht treulos gegen den Herrn gehandelt, wie wir dachten“ (22,31).
Das war einmal ein guter Anlass für ein Meeting (22,32-33). Danach „konnte von Krieg … keine Rede mehr sein“ (22,33).
Hüte dich davor, voreilige und falsche Schlüsse über andere Christen, christliche Gemeinden und Denominationen zu ziehen. Fall ihnen nicht in den Rücken. Wenn nötig, such das direkte Gespräch, sprich den Punkt an und hör dann ihre Erklärung. Wenn wir alle so handeln, ließe sich viel böses Blut und überflüssige Spaltungen vermeiden.
In unserem Fall hier hörten sie sich die Erklärung an und anstatt skeptisch oder zynisch zu reagieren, akzeptierten sie das Gesagte und lobten Gott. Wenn du erkennst, eine Person falsch eingeschätzt zu haben, dann gib deinen Fehler zu. Das erfordert menschliche „Größe“.
Gebet
Herr, schenke mir die Weisheit zu erkennen, wann man sich zusammensetzen, über etwas sprechen und die Erklärungen hören muss. Bitte hilf mir, Streit und unnötige Spaltungen zu vermeiden. Lehre mich die Kunst liebevoller Kritik.
Pippa fügt hinzu
Psalm 55,10–11
„Alles, was ich in der Stadt gesehen habe, war Gewalt und Streit… das Verderben ist schon mitten in der Stadt.“
Davon gibt es einfach zu viel in der Welt. Wir müssen dringend weiter beten und an Gottes Reich bauen.
Thought for the Day
„Finsternis kann keine Finsternis vertreiben. Das gelingt nur dem Licht.“ - Martin Luther King Junior
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“